Das Sabbatschulwerk

Kapitel 27

Wie man irrenden Schülern zurechthilft

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Die Sabbatschularbeit stellt uns an die Arbeit mit Menschen, die Fehler begehen und in Sünde und Irrtum fallen. Christus hat uns in seinem Worte Lehren erteilt, die uns über die Behandlung Irrender deutlich Aufschluß geben; doch fehlt es noch sehr an der Durchführung dieser Anweisung. Wir haben sie noch nicht erforscht und uns zu Herzen genommen, so daß der Heilige Geist unsern finsteren Verstand nicht erleuchten und unser hartes Herz nicht erweichen konnte. Das bezieht sich sowohl auf die Helfer als auch auf die Schüler. Der Heilige Geist wird uns ein feinfühliges, mitfühlendes Herz geben und es von Stolz und Selbstsucht befreien.

Es kommt vor, daß Sabbatschüler durch ihr schlechtes Benehmen das Mißfallen des Helfers erregen. Trotzdem darf der Helfer keine scharfen Worte gebrauchen, noch die Herrschaft über sich selbst verlieren; denn wenn das geschieht, entgleitet ihm das Schwert des Geistes, und er bedient sich der Waffen Satans. Obwohl die schlechte Aufführung des Schülers dazu verleiten mag, obgleich das Böse gerügt werden muß, auf Ordnung zu halten und das Recht durchzusetzen ist, muß der Helfer doch den Weg des Herrn einhalten und mit der Gerechtigkeit die Gnade walten lassen. Er schaue auf das Kreuz von Golgatha und halte sich vor Augen, wie Gnade und Wahrheit sich dort begegnen und Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Dort kann der Mensch durch das göttliche Opfer zur Versöhnung gelangen. Wer sich in die Liebe Christi versenkt, wird der Jugend und den jüngeren Gliedern der göttlichen Familie mit innerer Ruhe gegenübertreten. Er wird daran denken, daß sie Christi Eigentum sind und er dazu bestimmt ist, mit ihnen im gleichen Geiste zu verkehren, den Christus im Umgang mit ihm selbst bewiesen hat. Barsches Auftreten wird die Jugend nie zur Einsicht ihrer Irrtümer veranlassen, noch ihr zur Umkehr verhelfen. Regel und Richtschnur der Schule seien nach dem Geiste Jesu ausgerichtet. Und wenn eine Rüge zu erteilen ist, so erledige man diese unangenehme Aufgabe in seelsorgerischem und liebevollem Geiste. Gib dich nicht der Meinung hin, daß du den Schüler öffentlich zurechtweisen und damit vor der ganzen Schule demütigen müßtest. Solche Beispiele dürfen wir den Kindern nicht geben; denn sie werden sich als Same erweisen, der entsprechende Frucht zeitigt. Sprich über die Fehler eines Schülers nicht außerhalb des Kreises, der unbedingt davon wissen muß; denn dadurch würde Mitleid für den Missetäter erweckt, weil man den Eindruck hervorruft, er sei ungerecht behandelt worden. Durch Bloßstellung eines Missetäters kann man ihn dem Satan in die Arme treiben, und es mag von da an ständig mit ihm abwärts gehen. Christus hat lange Geduld mit uns, und wir müssen ihm ähnlich sein. Er trennt sich nicht von uns wegen unserer Fehler, sondern straft uns mit Maßen und zieht uns in Liebe zu sich.

Weisheit und Geduld

Erscheint es einem Helfer unmöglich, einen Schüler der Klassenordnung einzureihen, so ist Versetzung in eine andre Klasse angebracht; denn es ist denkbar, daß es einem andern Helfer gelingt, ihn zur Besinnung zu bringen. Was einem Helfer fehlt, mag ein andrer besitzen. Gelingt dir aber die Gewinnung des Vertrauens des jungen Menschen, vermagst du ihn durch Verständnis und Liebe für dich einzunehmen, so kannst du eine Seele für Christus gewinnen. Aus dem eigenwilligen und unbotmäßigen Jungen kann ein ganz andrer werden.

Doch bei aller Notwendigkeit, Liebe und Verständnis für die Schüler aufzubringen, wäre es ausgesprochene Schwäche, parteiisch zu sein und damit Argwohn und Eifersucht herauszufordern. Kinder erkennen schnell die Günstlinge des Helfers, und der bevorzugte Schüler versucht oft, es dem Helfer in der Leitung der Klasse gleichzutun, indem er seine Kraft, seine Fähigkeiten und seine Geschicklichkeit mit der des Helfers mißt. Er hält sich vielleicht für tonangebend. Besitzt nun der Helfer nicht die Gnade Christi, so wird sich seine Schwäche durch Ungeduld, Strenge und Härte offenbaren. Der herrschende Geist in der Klasse überträgt sich gewöhnlich auf andre Schüler, und sie werden gemeinsam die Überhand in der Klasse zu erringen suchen. Beherrscht sich hingegen der Helfer durch die Gnade Gottes und hält die Zügel geduldig und fest in der Hand, so wird er die ungestümen Elemente dämpfen, seine Selbstachtung bewahren und sich die Achtung seiner Schüler verschaffen. Muß einmal die Ordnung nachdrücklich durchgesetzt werden, so kehre auch wieder Güte, Sanftmut und Liebe ein. Kommt es vor, daß die Aufsässigkeit immer wieder durchbricht, so begegne man ihr nicht mit Aufgeregtheit. Begegnet dem Übeltäter nicht mit harten Worten, denn ihr könnt einen Menschen entmutigen, der mit den Mächten der Finsternis kämpft. Seid ruhig und bittet Gott innerlich herzlich um Hilfe. Dann werden Engel an eure Seite treten und euch helfen, dem Feind zu widerstehen. Statt den Verirrten hinauszustoßen, wird es euch gelingen, eine Seele für Christus zu gewinnen.

An die Helfer

Der Herr Jesus Christus ist unendlich besorgt um die Menschen, die er in seinen Erdentagen um den Preis seiner Leiden erkauft hat. Sie sollen nicht mit dem Bösen und seinen Engeln umkommen, sondern wir sollen sie ihm zu seinen Auserwählten machen helfen. Er kann sie dank seiner Liebe als sein Eigentum beanspruchen. Er betrachtet sie mit unaussprechlichem Mitgefühl und schenkt allen, die an ihn glauben und die er liebt, den Wohlgeruch seiner eigenen Gerechtigkeit. Es erfordert Takt, Weisheit, Menschenliebe und geheiligtes Verstehen, die kostbaren Lämmer der Herde zu der Erkenntnis zu führen, daß sie die Möglichkeit schätzen, sich der weislichen Führung gläubiger Hirten unterstellen zu können. Die Kinder Gottes werden die Sanftmut Christi üben.

Der Helfer kann diese Kinder durch die Liebe Christi an sich fesseln, die den Tempel seines Herzens wie ein süßer Duft, ein Geruch des Lebens zum Leben, erfüllt. Die Helfer können durch die ihnen zuteil gewordene Gnade Christi Werkzeuge in Gottes Hand, Mitarbeiter Gottes, sein, Seelen von ihrem sittlichen Tiefstand zu befreien, sie zu erleuchten, emporzuheben, zu ermutigen und zu reinigen. Durch Christi Gnade wird Gottes Ebenbild in der Seele des Kindes sichtbar und sein Wesen verwandelt werden.

Die Heilsbotschaft ist göttliche Kraft und göttliche Weisheit, wenn die Bekenner Christi sie recht predigen. Der für unsre Sünden gekreuzigte Christus sollte jeden einzelnen veranlassen, sich vor Gott zu demütigen und nicht viel von sich zu halten. Der von den Toten auferstandene Christus, der zur Höhe auffuhr und nun vor Gott als unser Fürsprecher lebt, ist die Weisheit zu unsrer Heiligung, die wir zu lernen und den Kindern und der Jugend zu vermitteln haben. Christus sagte: "Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit." Dies bleibt für immer Aufgabe jedes Helfers. Man darf in dieser Beziehung nicht aufs Geratewohl arbeiten, fordert doch sogar der gewöhnliche Schulunterricht viel von der Gnade Christi und Selbstüberwindung. Menschen, die von Natur aufgeregt, leicht reizbar und gewohnheitsmäßige Kritiker sind, die immer das Schlechte voraussetzen, sehen sich besser nach einer andern Betätigung um, damit ihre unschönen Wesenszüge nicht auf die Kinder und die Jugend übertragen werden; denn diese sind ein zu kostbares Gut. Vom göttlichen Gesichtspunkt aus ist das Kind der werdende Mann, die werdende Frau, mit Fähigkeiten und Kräften, die bei richtiger Führung und Entwicklung unter himmlischer Weisheit Menschen werden, deren sich Gott bedienen und die er zu seinen Mitarbeitern machen kann. Harte Worte und beständiger Tadel verwirren das Kind, bessern es hingegen nie. Beuge dich selbst unter die Zucht Jesu Christi, dann wirst du Mitleid und Mitgefühl lernen und in deinem Wirkungskreis zur Anwendung bringen.