Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1

Kapitel 6

Predigerfrauen

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Ich sah die Frauen der Prediger. Einige von ihnen sind für ihre Männer keine Hilfe, obgleich sie sich zur dritten Engelsbotschaft bekennen. Sie lassen sich ihre eigenen Wünsche und Freuden angelegener sein als den Willen Gottes oder die Notwendigkeit, das Werk ihrer Lebensgefährten durch ihre gläubigen Gebete und ihren sorgfältigen Wandel zu stützen. Manche legen eine so eigenwillige und selbstsüchtige Haltung an den Tag, daß Satan sie als seine Werkzeuge benutzt und durch ihr Handeln den Einfluß und die Brauchbarkeit ihrer Männer zunichte macht. Sie klagen und murren, wenn sie sich Schwierigkeiten gegenübersehen. Sie vergessen das Martyrium der Urchristen, das diese um der Wahrheit willen auf sich nahmen, und glauben, ihre Wünsche, ihren Lebensstil und ihren eigenen Willen behaupten zu müssen. Sie vergessen die Leiden Jesu, des Schmerzensmannes, dem Leid vertraut war und der nicht hatte, da er sein Haupt hinlegte. Sie legen keinen Wert auf die Erinnerung an die heilige, mit einer Dornenkrone durchbohrte Stirn. Sie kennen nicht mehr den, der sein eigenes Kreuz nach Golgatha trug, unter dessen Last er zusammenbrach. Nicht allein das Gewicht des hölzernen Kreuzes, sondern die gewaltige Bürde der Sünden der Welt lastete auf ihm. Sie denken weder an die grausamen Nägel, die durch seine empfindlichen Hände und durch seine Füße getrieben wurden, noch an seinen letzten qualvollen Schrei: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Matthäus 27,46; Markus 15,34. Obwohl der Heiland auch für sie all diese Schmerzen ertrug, sind sie nicht bereit, um Christi willen zu leiden.

Ich erlebte im Geist, daß diese Menschen sich selbst verführen. Sie nehmen am Evangelium keinen inneren Anteil. Sie berufen sich zwar auf die Wahrheit, diese aber hat keinen Einfluß auf sie. Das Ich stirbt, wenn die ernste und wichtige Wahrheit Gottes eines Menschen Herz erfaßt. Dann werden Reden, wie: "Ich will woanders hingehen, ich möchte nicht hierbleiben", nicht zu hören sein, sondern es wird ernst gefragt: "Wohin möchte Gott mich stellen? Wo kann ich ihn am besten verherrlichen, und wo können unsere vereinten Bemühungen Gutes wirken?" Ihr Wille sollte sich dem Willen Gottes unterordnen. Manche Predigerfrauen stehen mit ihrem Eigensinn und ihrer mangelnden Hingabe der Bekehrung von Sündern im Wege; das Blut der Seelen wird ihre Kleider zeichnen. Viele Prediger haben ein entschiedenes Zeugnis abgelegt, um auf Pflichten und Fehler der Gemeinde aufmerksam zu machen. Dieses konnte jedoch nicht zum gewünschten Erfolg führen, weil ihre Frauen das gleiche unmißverständliche Zeugnis nötig hatten. Deshalb fiel diese Mißbilligung auf sie selbst zurück. Sie lassen sich von ihren Frauen beeinflussen, Vorurteile einflößen und ins Schlepptau nehmen, wodurch sie bald Erfolg und Einfluß einbüßen. Verzweiflung und Mutlosigkeit ergreifen sie; die eigentliche Ursache des Schadens vergegenwärtigen sie sich jedoch nicht. Diese liegt in ihrem Heim verborgen.

Frauen als Mitarbeiter

Diese Schwestern sind eng mit dem Werk Gottes verbunden, denn Gott hat ihre Männer zu Predigern der gegenwärtigen Wahrheit berufen. Sie sind sich als Berufene Gottes der Bedeutung der Wahrheit bewußt. Sie werden einmal für die Seelen, die ihnen anvertraut sind, Rechenschaft geben müssen. Ihre Berufung ist voll feierlichen Ernstes, und ihre Frauen können ihnen zum Segen oder zum Fluch werden. Sie trösten sie in Zeiten der Demütigung, ermuntern sie in Verzagtheit und ermutigen sie im Vertrauen zu Gott in Stunden des Kleinglaubens. Sie können sich aber auch anders verhalten, indem sie das Leben von der Schattenseite her betrachten und von sich selbst annehmen, es besonders schwer zu haben. Sie haben kein Gottvertrauen, sprechen zu ihren Männern von Anfechtungen und Zweifeln und klagen und murren. In dieser Art können sie ihren Männern ein Hemmschuh oder gar ein Fluch sein.

Predigerfrauen sollten ihren Männern bei deren Aufgabe zur Seite stehen. Sie werden beobachtet, und es wird von ihnen mehr erwartet als von anderen. Deshalb ist es ihre Aufgabe, in ihrem Verhalten gewissenhaft und sorgfältig zu sein; beispielhaft auch in der Kleidung, vorbildlich im Leben und in ihren Gesprächen, dann werden sie das Wohlgefallen des Herrn erringen. Sie sollten weiterhin eine bescheidene, demütige, aber dennoch vornehme Haltung einnehmen und nur Gespräche führen, die ihre Seele erheben. Es geht um die bedeutsame Frage: "Was kann ich für mein Seelenheil tun? Wie können andere durch meine Mitarbeit gerettet werden?" Gott nimmt keinen halbherzigen Dienst an. Wenn wir ihm nicht unser ganzes Herz ungeteilt geben wollen, wünscht er überhaupt nichts. Der Einfluß der Frau spricht in entschiedener, unmißverständlicher Weise für oder gegen die Wahrheit. Entweder sammelt sie mit Jesus, oder sie zerstreut alles. Eine ungeheiligte Lebensgefährtin ist das Schwerste, was einem Prediger zustoßen kann. Diener Gottes, die in solch unglücklichen Verhältnissen und unter solchem zersetzenden Einfluß leben, sollten ihre Aufmerksamkeit und ihre Gebete verdoppeln, eine feste, entschiedene Haltung einnehmen und sich von ihrem Unglück nicht überwältigen lassen. Wenn sie sich fest an Gott klammern, standhaft und unerschütterlich sind und im eigenen Haus aufs beste walten, werden sie das Wohlgefallen Gottes erlangen und sich der Fürsorge der Engel erfreuen. Gibt der Diener Gottes jedoch den Neigungen seiner ungeheiligten Ehefrau nach, wird der Zorn Gottes über sein Haus kommen. Die Lade Gottes kann dann nicht im Hause bleiben, weil der Prediger jene unrechte Handlungsweise gutheißt und unterstützt.

Unser Gott ist ein eifriger Gott. Es ist nicht ratsam, mit ihm zu scherzen. Einst stahl Achan eine goldene Stange und einen babylonischen Mantel und verscharrte den Raub. Ganz Israel wurde deshalb bestraft; vor seinen Feinden mußte es flüchten. Als Josua den Fall untersuchte, sprach der Herr: "Stehe auf und heilige das Volk und sprich: Heiliget euch auf morgen. Denn also sagt der Herr, der Gott Israels: Es ist ein Bann unter dir, Israel; darum kannst du nicht stehen vor deinen Feinden, bis daß ihr den Bann von euch tut." Josua 7,13. Achan hatte sich versündigt. Gott vernichtete ihn und sein ganzes Haus mit all seiner Habe und befreite Israel von dem Bann.

Ich schaute im Geist, daß das Israel Gottes sich aufmachen muß, durch Erneuerung seines Bundes mit Gott seine Stärke und Festigkeit wiederzugewinnen. Habgier, Selbstsucht, Liebe zum Geld und Vergnügungssucht finden sich allüberall in den Reihen derer, die den Sabbat halten. Diese Übel zerstören den Opfersinn unter Gottes Volk. Viele tragen diese Habsucht in ihrem Herzen, ohne es zu bemerken. Sie muß ausgerottet werden, sonst werden die Betreffenden von der sicheren Vernichtung überrascht werden wie einst Achan. Manche haben das Opfer vom Altar Gottes fortgenommen; sie lieben Welt, Verdienst und Gewinn. Nur durch völlige Bekehrung können sie dem gemeinsamen Verderben mit den Verlorenen entgehen. Gott hat ihnen Mittel überlassen, die nicht ihr Eigentum sind. Er hat sie zu seinen Haushaltern eingesetzt. Sie nehmen aber diese Mittel als ihr Eigentum und häufen sie auf. Ach, wie schnell kann in einem Augenblick alles wieder verloren sein, wenn Gottes segnende Hand sich von ihnen zurückzieht. Für Gott müssen wir uns aufopfern, für die Sache der Wahrheit uns selbst verleugnen können. Wie schwach und ohnmächtig ist der Mensch! Wie gering ist seine Macht! Ich sah, wie gar bald die Überheblichkeit des Menschen gestürzt und gedemütigt wird. Könige und Fürsten, Reiche und Arme zugleich werden sich beugen müssen und die vernichtenden Plagen Gottes über sich ergehen lassen.