Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1

Kapitel 8

Jugendliche Sabbathalter

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Am 22. August 1857 hielt ich mich in Montery im Staate Michigan auf und erlebte dort im Geist, daß viele den Ruf Jesu noch nicht vernommen haben. Die Heilsbotschaft hat ihr Herz noch nicht erobert und ihr Leben noch nicht umgestaltet. Viele Jugendliche besitzen nicht die innere Haltung Jesu. Die Liebe Gottes hat keinen Raum in ihren Herzen, deshalb stehen sie noch im Banne schlechter Gewohnheiten und wissen nichts von der Kraft des Geistes Gottes und der Erlösung.

Wer wirklich den Glauben Jesu besitzt, schämt und fürchtet sich nicht, das Kreuz auch vor den Erfahreneren auf sich zu nehmen. Dabei wird ihnen jede Hilfe älterer Christen angenehm sein, wenn sie ernsthaft den rechten Weg beschreiten wollen. Sie werden gern Hilfe annehmen; die Herzen, die von der Liebe Gottes erfüllt sind, lassen sich durch Kleinigkeiten nicht in ihrer christlichen Haltung behindern. Was Gottes Geist in sie hineinlegt, werden sie verkündigen, singen und beten. Mangelnde Frömmigkeit und ein ungeheiligtes Leben hält die Jugend bei diesem Bemühen zurück. Ihr Leben wird sie einst selbst verdammen. Ihnen fehlt das Vertrauen zu Gott und zur Gemeinde, weil sie wider besseres Wissen nicht wie Christen leben.

Der Jugendliche fühlt sich freier, wenn keine Erwachsenen anwesend sind. Er ist dann unter seinesgleichen. Jeder meint, nicht besser und nicht schlechter zu sein als der andere. Das Ziel hat keiner erreicht; alle stellen untereinander Vergleiche an, versäumen aber, sich am einzigen vollkommenen und wahren Maßstab zu messen. Jesus ist das wirkliche Vorbild. Sein Leben der Selbstaufopferung gilt uns als Beispiel.

Ich schaute im Geist, wie wenig dieses Vorbild betrachtet und geehrt wurde. Wie wenig Schmerz und Selbstverleugnung erträgt diese Jugend für ihren Glauben! Sie denkt kaum ans Opfern. In der Nachfolge Christi versagt sie völlig. Ihr ganzer Lebensinhalt besteht nur darin, ihr Ich in den Vordergrund zu stellen und ihren Stolz zu pflegen. Sie vergißt Christus, der für uns alles Leid auf sich nahm. Unbewegt hört sie von seinem Leidenskampf in Gethsemane, von seinem Schweiß, der wie Blutstropfen in den Garten fiel, und von der Dornenkrone, die ihm aufs Haupt gepreßt wurde und die die heilige Stirn verwundete. Sie ist gefühllos geworden. Ihr Empfindungsvermögen ist abgestumpft. Für die Größe des dargebrachten Opfers hat sie alles Verständnis verloren. Sie sitzt und hört das Wort vom Kreuz, hört davon, wie Nägel durch die Hände und Füße des Gottessohnes geschlagen worden waren, aber die Tiefe ihres Herzens bleibt unberührt.

Der Engel sprach: "Selbst wenn solche Menschen in die Gottesstadt kämen und man ihnen sagte, daß all diese auserlesene Schönheit und Pracht für sie zur ewigen Freude da sei, hätten sie gleichfalls keinen Sinn dafür, wie teuer dieses Erbteil für sie erworben wurde. Sie begriffen nie die beispiellose Tiefe der Erlöserliebe. Sie haben weder von dem Kelch getrunken noch Anteil an Jesu Taufe. Ihr Aufenthalt im Himmel störte den ewigen Frieden. Nur wer an den Leiden des Sohnes Gottes teilhatte, wer aus großer Trübsal gekommen ist und seine Kleider durch das Blut des Lammes weiß gewaschen hat, wird sich der unbeschreiblichen Herrlichkeit und unübertroffenen Schönheit des Himmels erfreuen können."

Das Fehlen dieser notwendigen Vorbereitung schließt den größeren Teil junger Gläubiger von der Gemeinschaft mit Gott aus. Sie bemühen sich nicht ernst und eifrig genug, jene Ruhe zu erlangen, die Gott seinem Volke vorbehalten hat. Sie bekennen ihre Sünden nicht aufrichtig und erlangen keine Gnade und Vergebung. Diese Sünden werden bald in ihrer ganzen Ungeheuerlichkeit zutage treten. Gottes Auge ruht nicht. Er kennt jede Sünde, auch wenn sie dem menschlichen Auge verborgen ist. Die Schuldiggewordenen wissen sehr genau, welche Sünden sie bekennen müssen, ehe sie reinen Herzens vor Gott erscheinen dürfen. Jesus gibt ihnen Gelegenheit, demütig zu bereuen und ihr Leben durch einen wahrhaften Glaubensgehorsam zu reinigen. Jetzt ist es an der Zeit, Unrecht und Sünden zu bereinigen und vor Gott zu bekennen, sonst werden die Sünder am Tage des Zornes Gottes nicht bestehen können.

Handelt nach gleichen Erziehungsgrundsätzen!

Im allgemeinen verlassen sich Eltern viel zu sehr auf ihre Kinder, die dann oft irgendwelche Heimlichkeiten begehen. Eltern, haltet eure Kinder unter sorgfältiger Aufsicht! Warnt, ermahnt und beratet sie zu jeder Zeit und an jedem Ort ausdauernd und nachhaltig, wo sich euch Gelegenheit dazu bietet. Erzieht eure Kinder im Kindesalter zum Gehorsam! Viele Eltern haben diese Erziehungsgrundsätze stark vernachlässigt. Sie zeigen ihren Kindern gegenüber nicht die erforderliche Festigkeit und Entschiedenheit. Sie gestatten ihnen, sich weltlichen Vergnügungen und Modetorheiten hinzugeben und sich mit Jugendlichen zu befreunden, die die Wahrheit nicht lieben und deren Einfluß verderblich ist, wodurch in ihren Kindern die weltliche Gesinnung vertieft wird.

Ich schaute im Geist, daß für christliche Eltern eine unverrückbare Regel gelten sollte: Einigkeit in der Erziehung ihrer Kinder. Mangelnde Übereinstimmung -- das ist ein Fehler mancher Elternpaare. Hin und wieder versündigt sich der Vater in dieser Hinsicht, öfter dagegen die Mutter. Eine übertrieben zärtliche Mutter verhätschelt die Kinder und behandelt sie zu nachsichtig. Die Geschäfte des Vaters halten ihn oft vom Hause und damit vom Umgang mit seinen Kindern fern. Dann ist der Einfluß der Mutter tonangebend. Ihr Beispiel wirkt daher vornehmlich an der Charakterbildung ihrer Kinder.

Manche nachsichtigen Mütter dulden Übeltaten ihrer Kinder, die auch nicht einen Augenblick erlaubt werden dürften. Zuweilen werden diese Vergehen noch dem Vater verschwiegen. Unter der Voraussetzung, daß dieser nichts davon erfährt (denn er würde es nicht erlauben), gestattet manch eine Mutter allerlei Vergünstigungen, was die Kleidung und sonstige Vergnügungen betrifft.

Diese Täuschungsmanöver prägen sich den Kindern wirkungsvoll ein. Kommt dann der Vater doch einmal hinter diese Vergehen, werden Entschuldigungen vorgebracht, aber die Wahrheit wird nur zur Hälfte erzählt. Die Mutter ist nicht aufrichtig. Sie sollte daran denken, daß schließlich der Vater das gleiche Interesse an den Kindern nimmt wie sie selbst. Er sollte über die Entwicklung seiner Kinder, über ihre Fehler und Nöte genau Bescheid wissen, damit sie noch im Kindesalter ausgemerzt werden können. Diese Dinge sind verheimlicht worden. Die Kinder spüren die Uneinigkeit der Eltern, und das hat seine Folgen. Schon im Kindesalter beginnen sie zu täuschen, zu bemänteln und geschehene Dinge der Mutter in einem anderen Licht darzustellen wie dem Vater. Übertreibungen werden zur Gewohnheit, und dumme Lügen werden gewissenlos und ohne Schuldbewußtsein erzählt.

Diese Verirrungen nahmen ihren Anfang, als die Mutter bestimmte Vorkommnisse dem Vater verheimlichte, der naturgemäß das gleiche Interesse an der charakterlichen Entfaltung seiner Kinder nimmt. Der Vater sollte völlig freimütig um Rat gefragt werden, denn er muß alles wissen, was die Erziehung der Kinder angeht. Schlägt man jedoch den entgegengesetzten Weg ein und versucht, die charakterlichen Mängel der Kinder zu verbergen oder nachsichtig zu behandeln, so stärkt man in ihnen die Veranlagung zum Betrug, zur Unwahrheit und Unaufrichtigkeit.

Für diese Kinder, ob sie vorgeben, gläubig zu sein oder nicht, gibt es nur eine Hoffnung: die vollständige Bekehrung. Ihr gesamter Charakter muß geändert werden. Hast du dir, achtlose Mutter, bei der Belehrung deiner Kinder überlegt, daß deren religiöse Entwicklung durch die Unterweisung im Kindesalter beeinflußt wird? Je früher ihr sie zum Gehorsam erzieht, auch euch gegenüber, um so bereitwilliger werden sie sein, sich den Forderungen Gottes zu beugen. Bestärkt ihre ehrliche und wahrheitsliebende Gesinnung! Gebt ihnen aber niemals Gelegenheit, an eurer Aufrichtigkeit und absoluten Wahrhaftigkeit zu zweifeln.

Ich erlebte im Geist, daß die Jugend wohl die rettende Macht Gottes bekennt, sich ihrer aber nicht zu freuen vermag. Ihr fehlt der Glaube und die Seligkeit. Wie unnütz und unangebracht sind oft ihre Worte! Eine zuverlässige Niederschrift wird davon aufbewahrt, und alle Sterblichen werden nach den Werken, die sie bei Lebzeiten getan haben, gerichtet. Meine jungen Freunde, eure Taten und unnützen Worte stehen in diesem Buch. Eure Gespräche beschäftigten sich nicht mit Ewigkeitswerten, sondern alles mögliche, meist Belangloses, war euer Thema, ihr führtet eine allgemeine, weltliche Unterhaltung, wie sie Christen nicht pflegen sollten. All das wird in dem Buch vermerkt.

Echte Bekehrung ist nötig

Solange nicht eine grundlegende Wandlung und eine völlige Umkehr bei den jungen Leuten stattgefunden hat, stehen sie in Gefahr, alle Hoffnung auf den Himmel zu verlieren. Nach dem, was mir offenbart wurde, ist nicht mehr als die Hälfte unserer Jugend, die sich zur Wahrheit bekennt, wirklich bekehrt. Hätte sie sich bekehrt, dann trüge sie zum Ruhme Gottes bei. Viele stützen sich auf ungewisse Hoffnungen, die keine echte Grundlage haben. Die Quelle ist nicht gereinigt, darum sind auch die ihr entspringenden Wasserströme nicht klar. Reinigt die Quelle, dann werden auch ihre Wasser rein sein. Ist das Herz in Ordnung, werden auch eure Worte, Kleider und Taten einwandfrei sein. Es mangelt euch an wahrer Frömmigkeit. Durch nichts würde ich meinen Meister mehr verunglimpfen, als wenn ich zugäbe, daß ein gleichgültiger, oberflächlicher Mensch, der das Gebet vernachlässigt, ein Christ sei. Nein, ein Christ überwindet seine Gewohnheitssünden und Leidenschaften. Es gibt ein Heilmittel für die sündenkranke Seele, Jesus Christus. Seine Gnade reicht auch für den Schwächsten aus; aber auch der Stärkste bedarf seiner Gnade, wenn er nicht zugrunde gehen will.

Ich schaute im Geist, wie diese Gnade erlangt werden kann. Geht in euer Kämmerlein und bittet Gott: "Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist." Psalm 51,12. Betet ernst und aufrichtig! Ernstliches Gebet vermag viel. Ringt wie Jakob auf Leben und Tod. Dem Heiland brach im Garten Gethsemane der Schweiß aus, der wie Blutstropfen zur Erde fiel. Verlaßt euer Kämmerlein nicht eher, bis ihr euch in Gott geborgen fühlt. Alsdann seid wachsam. Solange ihr wacht und betet, könnt ihr die üblen Gewohnheitssünden bezwingen, und die Gnade Gottes kann und wird in euch lebendig sein.

Das sei ferne, daß ich aufhörte, euch zu ermahnen. Meine jungen Freunde, sucht den Herrn von ganzem Herzen! Kommt mit Eifer, und wenn ihr dann wirklich fühlt, ohne Gottes Hilfe verlorenzugehen, wenn ihr nach Gott dürstet wie der Hirsch nach frischem Wasser, dann wird euch der Herr bald stärken. Dann wird euer Friede höher sein als alle Vernunft. Wollt ihr gerettet werden, dann betet! Nehmt euch Zeit dazu, und seid in euren Gebeten nicht übereilt und achtlos! Bittet Gott, daß er in euch eine völlige Umgestaltung bewirke, damit die Frucht seines Geistes an euch gefunden werde und ihr als Lichter der Welt scheinen möget. Seid für das Werk Gottes weder ein Hindernis noch ein Fluch, sondern wirkt zum Segen des Werkes. Flüstert euch Satan ein, daß ihr euch nicht ganz und unbeschwert des Heils erfreuen könnt, dann glaubt ihm nicht.

Jeder Christ kann die Gnade erlangen, von dem durchdringenden Wirken des Geistes Gottes beglückt zu werden. Holder, himmlischer Friede wird das Herz erfüllen, und ihr werdet gern über Gott und das Himmelreich nachdenken und euch an den herrlichen Verheißungen des Wortes Gottes erfreuen. Achtet aber zuerst darauf, daß ihr die Laufbahn eines Christen begonnen und die ersten Schritte auf dem Weg zum ewigen Leben wirklich getan habt! Täuscht euch nicht; denn ich fürchte, ja, ich bin gewiß, daß viele von euch nicht wissen, worin echter Glaube überhaupt besteht. Ihr habt wohl einige Erregungen und Gemütsbewegungen verspürt, aber noch niemals die Sünde in ihrer Ungeheuerlichkeit erkannt. Eurer Verlorenheit seid ihr euch noch nie bewußt geworden, sonst hättet ihr euch mit tiefem Kummer von dem Weg des Bösen abgewandt. Ihr nehmt noch teil an dem Treiben der Welt; an ihren Vergnügungen findet ihr noch Gefallen, und ihr verliert euch in Gesprächen über weltliche Dinge. Doch wenn von göttlichen Dingen gesprochen wird, dann wißt ihr nichts zu sagen. Warum seid ihr dann so schweigsam? Wie kommt es, daß ihr in weltlichen Dingen so gesprächig seid, aber nichts zu sagen wißt, wenn es sich um Probleme handelt, die euch stärkstens fesseln und euer ganzes Innere beanspruchen sollten? Weil die göttliche Wahrheit nicht euer Herz erfüllt.

Ich erlebte im Geist, daß viele nur ein Lippenbekenntnis ablegen, während Verdorbenheit in ihren Herzen wohnt. Betrügt euch nicht selbst, ihr falschen Christen! Gott sieht das Herz an. "Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über." Matthäus 12,34. Die Herzen jener Menschen sind weltlich gesinnt und nicht erfüllt von der Gesinnung Jesu. Wenn wahre Christen Jesus mehr lieben als die Welt, sprechen sie gern von ihm, der ihr bester Freund ist und dem ihre tiefste Zuneigung gehört. Er half ihnen, als ihnen ihr verlorener und verderbter Zustand zum Bewußtsein kam. Müde und schuldbeladen wandten sie sich zu ihm. Er nahm ihre Sündenlast weg, befreite sie von Schmerzen und Trübsal und gab ihren Neigungen eine entgegengesetzte Richtung. Sie hassen jetzt, was sie einst liebten, und finden Gefallen an Dingen, die sie früher verabscheuten.

Jesus verlangt alles

Hat diese durchgreifende Veränderung in euch stattgefunden? Täuscht euch nicht! Ich würde niemals den Namen Christi nennen, wenn ich ihm nicht mein ganzes Herz und meine uneingeschränkte Zuneigung schenkte. Von tiefster Dankbarkeit sollten wir erfüllt sein, daß Jesus diese Gabe annimmt. Er verlangt alles. Wenn wir endlich seinen Forderungen nachkommen und alles aufgeben, dann erst wird er uns mit seiner Barmherzigkeit umhüllen. Aber was wollen wir ihm geben? Nichts als eine sündenbefleckte Seele, die von Jesus geläutert, durch seine Gnade gereinigt und durch seine unvergleichliche Liebe vom Tode errettet wird. Und dennoch sah ich, daß es einigen schwer fiel, dafür alles aufzugeben. Ich schäme mich geradezu, dies mitanzusehen und niederzuschreiben.

Sprecht ihr von Selbstverleugnung? Was gab Christus für uns? Wenn ihr meint, es sei unbillig, daß Christus alles verlangt, dann geht nach Golgatha und weint dort über eure verwerfliche Gesinnung. Seht die von Nägeln zerrissenen Hände und Füße eures Erlösers! All das ertrug er, damit wir durch sein Blut von Sünden reingewaschen werden.

Alle aber, die sich der Liebe Gottes bewußt sind, fragen nicht, wieviel oder wenig man hingeben muß, um Gottes Gnade zu erlangen. Sie fragen nicht nach dem niedrigsten Preis, sondern streben nach vollkommener Übereinstimmung mit dem Willen ihres Heilandes. In tiefer Sehnsucht geben sie ihm alles und legen dabei einen Eifer an den Tag, der im rechten Verhältnis zum Wert des von ihnen erstrebten Zieles steht. Dieses Ziel heißt Unsterblichkeit, ewiges Leben!

Junge Freunde, viele von euch haben sich arg getäuscht. Ihr gabt euch mit einem geringeren als dem reinen, makellosen Gottesdienst zufrieden. Ich möchte euch aufrütteln, und auch die Engel Gottes bemühen sich, euch zu erwecken. Wenn euch doch die bedeutsamen Wahrheiten des Wortes Gottes die Gefahr, in der ihr schwebt, zum Bewußtsein brächten und euch zu einer gründlichen Selbstprüfung veranlaßten! Eure Herzen sind noch fleischlich gesinnt. Dem Gesetz Gottes sind sie nicht untertan, was sie allerdings auch gar nicht sein können. Diese fleischlichen Herzen müssen umgestaltet werden; erst dann erblickt ihr in einem Gott wohlgefälligen Leben solche Schönheit, daß euch nach ihm dürstet wie den Hirsch nach den Wasserströmen. Dann werdet ihr auch Gott und sein Gesetz lieben, und Christi Joch wird sanft und seine Last leicht sein. Obwohl ihr von Anfechtungen nicht verschont bleibt, werden sie euch doch den Weg zu Gott noch köstlicher erscheinen lassen, wenn ihr sie in rechter Weise auf euch nehmt. Denn das unvergängliche Erbe ist nur für den bestimmt, der sich selbst verleugnen kann.

Dem Gefühlsüberschwang sollte ein Christ weder allzu großen Wert beimessen noch zu sehr von ihm abhängig sein. Diese Gefühle sind nicht immer die rechten Führer. Jeder Christ befleißige sich deshalb, Gott aus Überzeugung zu dienen, und lasse sich nicht von Gefühlen beherrschen. Auf diese Weise kann die religiöse Überzeugung zunehmen und sich bewähren. Ich schaute im Geist, daß ein demutsvolles, opferbereites Christenleben durch Frieden und Freude im Herrn gekrönt wird. Die höchste Freude jedoch, die man erleben kann, besteht darin, andere glücklich zu machen und ihnen Gutes zu tun. Diese Freude ist von Dauer.

Viele Jugendliche besitzen keine bestimmten Grundsätze, nach denen sie Gott dienen. Sie handeln nicht nach ihrem Glauben. Jede auftauchende Schwierigkeit bringt sie in Verlegenheit. Ihnen fehlt die Kraft zum Ausharren. Die Gnade Gottes vermag ihre Kraft nicht zu stärken. Scheinbar halten sie Gottes Gebote, sprechen ab und zu ein förmliches Gebet -- und man nennt sie Christen. Ihre Eltern zeigen sich so sehr um ihre Kinder besorgt, daß sie allem zustimmen, was diesen dienlich zu sein scheint. Sie bemühen sich nicht um sie und belehren sie nicht, daß die fleischliche Gesinnung absterben muß. Wohl ermutigen sie ihre Kinder mitzukommen und in der Gemeinde eine Aufgabe zu übernehmen, versäumen aber, sie dahin zu führen, daß sie das eigene Herz sorgfältig erforschen, sich selbst prüfen und den Wert eines Christenlebens erkennen lernen. Das Ergebnis besteht darin, daß diese jungen Menschen vorgeben, Christen zu sein, ohne ihre Beweggründe dafür genügend zu prüfen.

Der treue Zeuge spricht: "Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde." Offenbarung 3,15.16. Satan will, daß ihr Namenschristen sein sollt, weil ihr dann seinen Absichten besser entsprecht. Wenn ihr nur einen Schein des wahren, gottseligen Wesens angenommen habt, kann er euch dazu benutzen, andere Menschen auf den gleichen Weg der Selbsttäuschung zu locken. Manche schwachen Seelen werden auf euch schauen, statt auf die Maßstäbe der Heiligen Schrift. Infolgedessen wird ihr Christentum nicht zunehmen können. Sie sind gerade so gut wie ihr und damit zufrieden.

Jungen Menschen wird des öfteren nahegelegt, Aufgaben zu übernehmen und in Versammlungen zu sprechen oder zu beten. Unaufhörlich muß man sie dann bitten, ihre Wichtigtuerei abzulegen. Überall muß man sie antreiben. Solche Religion ist nichts wert. Ihr kaltherzigen Scheinchristen, seht zu, daß sich euer fleischlich gesinntes Herz umwandle, dann wird es euch nicht so lästig sein, Gott zu dienen. Dann werden auch Putz- und Gefallsucht verschwinden. Die Zeit, die ihr vor dem Spiegel verbringt, um euer Haar recht gefällig zu ordnen, widmet lieber dem Gebet und der Erforschung eures Herzens. In einem geheiligten Herzen gibt es keinen Raum für äußerlichen Schmuck, sondern nur ein ernstes, banges Trachten nach der inwendigen Zierde, nach den christlichen Tugenden -- der Frucht des Geistes Gottes.

Der Apostel sagt: "Ihr Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldumhängen oder Kleideranlegen, sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt mit sanftem und stillem Geiste; das ist köstlich vor Gott." 1.Petrus 3,3.4.

Überwindet alle weltliche Gesinnung, gestaltet das Leben neu und vergöttert nicht eure armselige sterbliche Hülle. Wenn das Herz umgeformt ist, gibt auch die äußere Erscheinung davon Zeugnis. Unvergleichliche Liebe und Freundlichkeit werden wir in Christus entdecken, sobald er in uns wohnt. Unser Herz wird an ihn gefesselt sein, ihm anhangen und ihn lieben. Während wir in Bewunderung zu ihm aufsehen, gerät das Ich in Vergessenheit. Christus wird verherrlicht und angebetet, das Ich entthront und gedemütigt. Ein Bekenntnis ohne diese Liebe ist lediglich ein Lippenbekenntnis, eine leere Form und lästige Bürde. Viele von euch mögen eine verstandesmäßige Glaubensvorstellung, eine äußerliche Frömmigkeit beibehalten, obwohl das Herz nicht geläutert ist. Gott aber sieht das Herz an. "Es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen. Von dem reden wir." Hebräer 4,13. Ob er mit weniger als mit echter, innerer Lauterkeit zufrieden ist; Jede wirklich bekehrte Seele offenbart unmißverständliche Merkmale dafür, daß alle fleischliche Gesinnung überwunden ist.

Ich spreche offen und glaube nicht, daß dadurch ein echter Christ entmutigt wird. Ich möchte auch nicht, daß einer von euch die Zeit der Heimsuchung ohne festgegründete Hoffnung auf den Erlöser erlebt. Seid entschlossen, euch in keiner Weise etwas vorzumachen! Vergewissert euch, ob euch das himmlische Erbe zusteht! Seid aufrichtig gegen euch selbst! Denkt ständig daran, daß Jesus seinem himmlischen Vater eine reine und makellose Gemeinde zuführen möchte!

Wie könnt ihr wissen, ob Gott euch angenommen hat? Durchforscht sein Wort unter Gebet! Legt es nicht wegen eines anderen Buches zur Seite! Die Heilige Schrift überzeugt von Sünde. Sie enthüllt ganz deutlich den Heilsweg Gottes. Sie zeigt euch auch eine herrliche und prächtige Belohnung. Sie offenbart einen vollkommenen Erlöser und lehrt euch, daß ihr nur durch seine grenzenlose Gnade erlöst werden könnt.

Vernachlässigt nicht das stille Gebet, denn es ist die Seele des Glaubens. Fleht mit ernstem, eindringlichem Gebet um Reinheit des Herzens. Betet so aufrichtig, als gelte es euer Leben. Bleibt im Gebet vor Gott, bis das unsagbare Verlangen nach Erlösung in euch aufbricht und ihr die frohe Gewißheit eurer Sündenvergebung erlangt habt.

Die Hoffnung des ewigen Lebens muß gut gegründet sein. Sie ist etwas, das zwischen Gott und euch für alle Ewigkeit gefestigt sein muß. Eine ungewisse Hoffnung dagegen wird euren Untergang herbeiführen. Da ihr mit dem Wort Gottes steht oder fallt, muß dieses Wort die Grundlage eurer Lebensführung sein. Darin könnt ihr erkennen, was von euch erwartet wird, um ein Christ zu sein. Legt eure Waffenrüstung nicht ab und verlaßt das Kampffeld nicht, ehe ihr die Gewißheit des Sieges habt und mit eurem Erlöser triumphieren könnt.