Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1

Kapitel 30

Unechte geistliche Gaben

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Eine im Osten des Landes lebende kleine Gruppe von Sabbathaltern wird von einem fanatischen Geist beherrscht. Sie hat nur oberflächlich an dem Quell der Wahrheit genippt und kennt nicht den Geist der dritten Engelsbotschaft. Solange diese Gruppe ihre fanatischen Ansichten nicht richtiggestellt hat, kann für sie nichts getan werden ...

Geistliche Übungen, angeblich auf Gaben gegründet, die der Herr der Gemeinde verordnet hätte, werden von einigen dieser Gläubigen abgehalten. Sie sprechen ein sinnloses Kauderwelsch, das sie die unbekannte Zunge heißen, die allerdings nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei Gott und dem ganzen Himmel unbekannt ist. Solche "Gaben" werden von Männern und Frauen hervorgebracht, deren Helfer der große Verführer ist. Fanatismus, religiöse Ekstase, falsches Zungenreden und geräuschvolle Gottesdienste sieht man als von Gott gesetzte Gnadengaben an. Hierin lassen sich manche täuschen. Die Früchte all dieser Erscheinungen sind nicht gut. "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,16. Fanatismus und großer Aufwand dürfen nicht als besondere Kennzeichen des Glaubens aufgefaßt werden.

Manche fühlen sich in einer Versammlung nicht wohl, es sei denn, sie erleben etwas Erhebendes und Beglückendes. Sie versuchen, sich in eine Gefühlserregung hineinzusteigern. Der Einfluß solcher Versammlungen ist jedoch nicht sehr segensreich. Denn sobald dieser beglückende Gefühlsausbruch abgeklungen ist, zeigt sich ihr Gemüt noch unbefriedigter als vor Beginn der Versammlung, weil ihre Glückseligkeit nicht der rechten Quelle entsprungen war. Die dem geistlichen Wachstum förderlichsten Versammlungen sind durch feierlichen Ernst und gründliche Herzenserforschung gekennzeichnet. Jeder sucht sich selbst zu erkennen und in tiefer Demut von Christus zu lernen ...

Es gibt viele ruhelose Geister, die sich keiner Zucht und Ordnung, keiner Anweisung und keiner Vorschrift fügen wollen. Sie glauben, daß ihre Freiheiten beschränkt würden, wenn sie ihr eigenes Urteil zurückhalten und sich den Entscheidungen der Erfahreneren beugen. Das Werk Gottes wird nicht vorankommen, es sei denn, daß die Bereitschaft vorhanden ist, sich einzuordnen und den rücksichtslosen, widerspenstigen Geist des Fanatismus aus den Versammlungen auszuschließen. Eindrücke und Gefühle sind kein sicherer Beweis dafür, daß ein Mensch unter der Leitung des Herrn steht; denn Satan vermittelt diese Gefühle und Eindrücke gerade dann, wenn er sich unerkannt glaubt. Sie sind keine zuverlässigen Wegweiser.

Alle sollten sich gründlich mit den beweiskräftigen Zeugnissen unseres Glaubens vertraut machen. Unserem Bekenntnis zur Zierde zu gereichen und zur Verherrlichung Gottes Frucht zu bringen, dem gelte unser heißestes Bemühen. Niemand sollte so leben, daß er etwa bei Ungläubigen Anstoß erregt. Wir müssen saubere, anständige und edle Gespräche und einen untadeligen Lebenswandel führen und alles tändelnde, schäkernde und leichtsinnige Benehmen von uns bannen. Geschickte Aussprüche und ernste Gebete in den Versammlungen sind kein Beweis für das Wirken der Gnade Gottes in den Herzen jener Menschen, wenn sie nach der Versammlung in unfeiner und unüberlegter Weise reden und handeln. Sie sind dann nur erbärmliche Vertreter unseres Glaubens und eine Schande für das Werk Gottes.

Unter den Sabbathaltern in ... finden sich mancherlei eigentümliche Ansichten. Einige Gläubige sind von den Grundsätzen der Gemeinde abgewichen. Sie werden, wenn sie ihren jetzigen Standpunkt beibehalten, zur Zielscheibe der Anläufe Satans werden. Irrlehren und Fanatismus gewinnen in ihnen die Oberhand. Manche haben schwärmerische Anschauungen, die sie gegenüber wichtigen, wesentlichen Wahrheitspunkten blind machen und sie veranlassen, ihre eigenen seltsamen Folgerungen der lebendigen Wahrheit gleichzustellen. Das Auftreten solcher Menschen und der Geist, der sie beseelt, lassen die Wahrheit des Sabbatgebots, an das sie glauben, für empfindsame Ungläubige sehr fragwürdig erscheinen. Für die Ausbreitung und für den Erfolg der dritten Engelsbotschaft wäre es viel besser, wenn diese Scheinchristen die Wahrheit aufgeben würden ...

Prediger, die in Wort und Lehre wirken, sollten ihre Aufgabe sorgfältig erfüllen und die Wahrheit unverfälscht, einfach und schlicht verkündigen. Ihnen ist es anvertraut, die Herde mit reiner, sorgfältig gesichteter Nahrung zu versorgen.

Es gibt umherwandernde Persönlichkeiten, die sich selbst als von Gott gesandte Prediger bezeichnen. Sie verkünden den Sabbat von Ort zu Ort, vermischen aber die Wahrheit mit Irrtümern und überschütten das Volk mit einer Unmenge widersprechendster Anschauungen. Satan hat diese sogenannten Prediger vorgeschoben, um dadurch bei klugen und empfindsamen Ungläubigen Mißfallen hervorzurufen. Manche von ihnen haben vieles über geistliche Gaben auszusagen und zeigen sich darin oftmals besonders geschickt. Sie geraten in Ekstase und stoßen unverständliche Laute aus, die sie Zungenreden nennen. Verschiedenen Gläubigen scheinen diese seltsamen Kundgebungen zu imponieren. Ein sonderbarer Geist beherrscht diese Menschen, die jeden angriffen und zum Schweigen brächten, der es wagte, sie deswegen zu tadeln. -- Bei dieser Art von Verkündigung offenbart sich jedoch nicht der Geist Gottes. Diese Prediger werden von einem anderen Geist geführt. Immerhin können sie bei gewissen Menschen erfolgreich sein. Dadurch wächst aber nur die Verantwortung der von Gott gesandten Diener; denn nur sie sind befähigt, den Sabbat und alle geistlichen Gaben vor dem Volk in das ihnen zukommende Licht zu rücken. Einfluß und Beispiel dieser Diener Gottes sind in jeder Weise nachahmenswert.

Die Wahrheit sollte so verkündigt werden, daß sie denkende Menschen anspricht. Man hat von uns als Volk nicht die richtige Meinung, sondern hält uns für ärmlich, minderbegabt, tiefstehend und rückständig. Wie wichtig ist deshalb für alle, die die Wahrheit lehren und an sie glauben, von deren heiligendem Einfluß so ergriffen zu sein, daß sie durch ihr schriftgemäßes, geadeltes Leben den Ungläubigen zeigen können, wie sehr diese sich in dem Volke Gottes getäuscht haben! Es ist notwendig, daß die Sache der Wahrheit von allem Beiwerk frei wird, wie zum Beispiel von falscher, religiöser Begeisterung, damit die Wahrheit aus sich selbst zeuge und ihre natürliche Lauterkeit und ihren erhabenen Charakter offenbare.

Ich sah, daß es für die Verkündiger der Wahrheit sehr bedeutsam ist, ihre Umgangsformen zu vervollkommnen, Absonderliches und Überspanntheiten zu meiden und die Wahrheit klar und unverfälscht darzulegen. Ich wurde auf Titus 1,9 verwiesen: "Haltend ob dem Wort, das gewiß ist, und lehrhaft, auf daß er mächtig sei, zu ermahnen durch die heilsame Lehre und zu strafen die Widersprecher." In Vers 16 spricht Paulus von Menschen, die angeblich Gott bekennen, ihn aber mit den Werken verleugnen. Sie "sind zu allem guten Werk untüchtig". Dann ermahnt er Titus: "Du aber rede, wie sich's ziemt nach der heilsamen Lehre: den Alten sage, daß sie nüchtern seien, ehrbar, züchtig, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld ... Desgleichen die jungen Männer ermahne, daß sie züchtig seien. Allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbilde guter Werke, mit unverfälschter Lehre, mit Ehrbarkeit, mit heilsamem und untadeligem Wort, auf daß der Widersacher sich schäme und nichts habe, daß er von uns möge Böses sagen." Titus 2,1-8. Diese Unterweisung ist zum Nutzen aller geschrieben, in gleicher Weise für die, die Gott berufen hat, das Wort zu verkündigen, wie auch für sein Volk, das auserwählt ist, sein Wort zu hören.

Der erhebende Einfluß der Wahrheit

Die göttliche Wahrheit wird die Menschen niemals erniedrigen, sondern sie vervollkommnen, ihren Geschmack verfeinern, ihre Urteilsfähigkeit vertiefen und sie für die Gemeinschaft mit reinen, heiligen Engeln im Reiche Gottes zubereiten. Die Wahrheit erreicht Menschen, die grob, ungeschliffen, wunderlich und prahlerisch sind, die, wenn sie können, ihre Nachbarn übervorteilen, um sich selbst zu bereichern. Sie irren auf mannigfaltige Weise; wenn sie jedoch der Wahrheit von Herzen glauben, wird sich ihr Leben völlig wandeln und sie werden sofort mit dieser Umgestaltung beginnen.

Der unverfälschte Einfluß der Wahrheit adelt den ganzen Menschen. Auch im geschäftlichen Umgang mit seinen Mitmenschen wird sich seine Gottesfurcht erweisen. Er wird seinen Nächsten lieben wie sich selbst und ihn so behandeln, wie er wünscht wiederbehandelt zu werden. Seine wahrhaft und anständig geführten Unterhaltungen sind von so erhebendem Inhalt, daß Ungläubige daran weder Anstoß nehmen noch ihm mit Recht etwas Übles nachsagen könnten. Unhöfliche Manieren und unschickliche Reden gibt es bei ihm nicht. Er wird den heiligenden Einfluß der Wahrheit in seine Familie tragen und sein Licht so vor ihnen leuchten lassen, daß sie, wenn sie seine guten Werke sehen, Gott preisen werden. In allen Lebenslagen folgt er dem beispielhaften Leben Jesu.

Das Gesetz Gottes begnügt sich mit nichts Geringerem als dem bestmöglichen Streben nach Vollkommenheit, mit gänzlichem und entschiedenem Gehorsam gegenüber allen seinen Geboten. Es nützt nichts, diesen Forderungen nur teilweise nachzukommen. Weltmenschen und Ungläubige bewundern die Beständigkeit, und sie sind stets nachdrücklich überzeugt, daß Gott mit seinen Kindern verbunden ist, wenn ihre Werke mit ihrem Glauben übereinstimmen. "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,20. Jeder Baum ist an seinen eigenen Früchten erkennbar; unsere Worte und Taten sind die Früchte, die wir tragen.

Viele Menschen hören die Worte Christi, handeln jedoch nicht danach. Sie legen wohl ein Bekenntnis ab, aber ihre Früchte erregen das Mißfallen der Außenstehenden. Sie sind prahlerisch, beten und reden in selbstgerechter Weise, erhöhen sich selbst und preisen ihre guten Werke, wie der Pharisäer, der im Grunde genommen Gott dankte, daß er nicht so ist wie andere Menschen. Gerissen, wie sie sind, übervorteilen sie auch ihre Geschäftspartner. Ihre Früchte sind nicht gut, ihre Worte und Taten unrecht, aber dennoch scheinen sie gegenüber ihrem hilfsbedürftigen, erbärmlichen Zustand blind zu sein.

Im Geist wurde ich auf folgende Schriftstelle hingewiesen, die für diese Selbstgerechten zutrifft, die sich über ihre Verfassung nicht im klaren sind: "Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem; Tage Herr, Herr! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!" Matthäus 7,21-23.

Hierin liegt die schlimmste Täuschung, der das menschliche Herz zum Opfer fallen kann. Diese Menschen glauben im Recht zu sein, wenn sie irren. Sie meinen, in ihrem Glaubensleben etwas Großes zu vollbringen, aber schließlich reißt Jesus ihnen ihre selbstgerechte Maske vom Gesicht und enthüllt vor ihnen anschaulich ihr wahres Antlitz mit allen Fehlern und den Häßlichkeiten ihres religiösen Wesens. Sie werden zu leicht gefunden, wenn es für immer zu spät sein wird, ihre Mängel abzustellen. Gott kennt Mittel und Wege, den Irrenden aufzuhelfen. Wenn diese jedoch vorziehen, ihren eigenen Anschauungen zu folgen, und die Wege verschmähen, die Gott ihnen hilfreich bestimmt hat, um sie mit der Wahrheit wieder in Einklang zu bringen, werden sie in die von Jesus geschilderte, obenerwähnte Lage kommen.

Gott beruft sich ein Volk und bereitet es zu, damit es, vereint, die gleichen Wahrheiten verkündige und auf diese Weise das hohepriesterliche Gebet Christi erfülle. "Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt." Johannes 17,20.21.

Kleine Gruppen unruhiger Geister

Immer wieder kommen kleine Gruppen Gläubiger auf, die meinen, daß die Gnade Gottes sich nur ganz weniger, überallhin verstreuter Menschen annehme. Durch ihren Einfluß reißen sie nieder und zerstreuen, was Gottes Diener aufgebaut haben. Ständig erheben sich ruhelose Geister, die etwas Neues sehen und glauben wollen. Sie alle leisten damit dem Feind treffliche Hilfestellung, der eine hier, der andere dort. Dennoch behaupten sie, die Wahrheit zu besitzen. Sie stehen abseits von dem Volk, das Gott herausführt und segnet und durch das er sein großes Werk ausführen will. Ununterbrochen geben sie ihren Befürchtungen Ausdruck, daß die Gemeinschaft der Sabbathalter sich weltlichem Wesen anpassen könnte. Dabei befinden sich unter ihnen kaum zwei, deren Ansichten übereinstimmen. Sie sind zerstreut und verwirrt und täuschen sich selbst, wenn sie glauben, daß Gott sich zu ihnen bekennt. Manche geben vor, daß sich bestimmte geistliche Gaben unter ihnen bezeugen. Durch den Einfluß und die Darstellung dieser Gaben rufen sie aber Zweifel gegen jene Männer hervor, denen Gott besondere Verantwortung für sein Werk auferlegt hat, und sie versuchen, die Gemeinde zu spalten. Das Volk, das in Übereinstimmung mit Gottes Wort sich auf jegliche Weise bemüht, eins zu sein, das die dritte Engelsbotschaft als Grundlage seines Glaubens besitzt, wird mit Argwohn betrachtet, weil es seinen Wirkungskreis ständig erweitert und Menschen zur Wahrheit führt. Gottes Volk wird als verweltlicht angesehen, weil es in der Welt nicht bedeutungslos dasteht, und seine Taten bezeugen, daß es von Gott noch ein besonderes, mächtiges Werk hier auf Erden erwartet ein Volk herauszuführen und es auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten.

Jene Leute wissen weder, was sie eigentlich glauben, noch können sie ihren Glauben begründen. Immerwährend lernen sie, aber niemals sind sie imstande, zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen. Da verkündet plötzlich jemand schwärmerische und irrige Anschauungen und gibt vor, Gott habe ihn mit neuem, glänzendem Licht begabt, und alle müßten glauben, was er vorbringe. Etliche, die weder einen festen Glauben besitzen noch der Gemeinde angehören, sondern ohne Hoffnung haltlos umherschweifen, richten sich nach diesem Wind der Lehre. Sein Licht aber scheint in einer Weise, daß die Welt veranlaßt wird, sich voll Abscheu von ihm abzuwenden und ihn zu hassen. Dann stellt er sich gotteslästerlich auf die Seite Christi und behauptet, daß die Welt ihn aus dem gleichen Grunde verabscheue, wie sie einst Christus verabscheut habe.

Ein anderer erhebt sich und gibt vor, unter dem Geist Gottes zu stehen. Er aber vertritt die ketzerische Auffassung, daß es keine Auferstehung der Gottlosen gäbe -- von allen Irrtümern eines der größten Meisterstücke Satans. Wieder andere liebäugeln mit falschen Lehren über die Zukunft oder legen mit besonderem Eifer Nachdruck auf amerikanische Gewohnheiten. Alle diese seltsamen "Lehrer" verlangen volle religiöse Freiheit, und jeder handelt unabhängig vom anderen. Und doch behaupten alle, Gott wirke unter ihnen in besonderer Weise.

Anmaßende Leiter

Manche freuen sich und frohlocken, daß sie über die Gaben verfügen, die andere nicht besitzen. Möge Gott doch seine Kinder von solchen Gaben erlösen! Was bewirken denn diese Gaben für sie? Werden sie durch die Anwendung dieser Gaben zur Glaubenseinheit geführt? Überzeugen sie den Ungläubigen davon, daß Gott in Wahrheit mit ihnen ist? Wenn diese in Gesinnung und Anschauung Uneinigen zusammenkommen, sich in eine gewaltige Erregung hineinsteigern und in fremden Zungen reden, verdunkeln sie das Licht in einer Weise, daß Ungläubige sagen müssen Diese Menschen sind nicht recht bei Verstand. Sie lassen sich von falschen Gefühlen hinreißen, und wir wissen, daß sie die Wahrheit nicht besitzen. Ja, sie stehen Sündern direkt im Wege denn ihr Einfluß hält in Wirklichkeit andere Menschen von der Annahme des Sabbats zurück. Einst werden sie den ihren Werken entsprechenden Lohn empfangen. Wollte Gott, sie würden sich wandeln oder den Sabbat aufgeben! Dann wären sie wenigstens den Ungläubigen nicht mehr hinderlich.

Gott hat Männer berufen, die sich Jahre hindurch abgemüht haben und zu jedem Opfer bereit waren, die Entbehrungen auf sich nahmen und Anfechtungen erduldeten, um der Welt die Wahrheit zu bringen. Durch ihren der Wahrheit entsprechenden Wandel entkräften sie die Anwürfe, die Fanatiker über Gottes Werk heraufbeschworen haben. Sie hatten Widerständen in jeder Form zu begegnen. Tag und Nacht haben sie sich gemüht, die Grundlagen unseres Glaubens zu erforschen, um die Botschaft Gottes in ihrer Klarheit und in zusammenhängender Form zu verkündigen, damit sie allen widerstreitenden Meinungen standhalte. Unaufhörliche Arbeit und innere Kämpfe in Verbindung mit diesem Werk haben mehr als eine Gesundheit aufgezehrt und die Haare vorzeitig ergrauen lassen. Sie haben sich nicht umsonst aufgerieben; Gott kennt ihre ernsten, tränenreichen, um Wahrheit und Licht ringenden Gebete. Sie beteten auch darum, daß die Botschaft in ihrer Klarheit anderen Menschen leuchten möge. Gott hat alle diese selbstaufopfernden Bemühungen seiner Diener aufgezeichnet und wird sie nach ihren Werken belohnen.

Anderseits haben diejenigen, die sich nicht mühten, unsere köstlichen Wahrheiten aufzudecken, einige Grundlehren, wie die Sabbatwahrheit, angenommen. Sie fanden alles bereits fertig vor. Ihre Dankbarkeit, die sie für das zeigten, was sie nichts, andere aber um so mehr kostete, bestand darin, sich wie Korah, Dathan und Abiram zu erheben und jene zu schmähen, denen Gott die Verantwortung für sein Werk übertragen hat. Sie sprachen: "Ihr macht's zu viel. Denn die ganze Gemeinde ist überall heilig, und der Herr ist unter ihnen." 4.Mose 16,3. Echte Dankbarkeit ist ihnen fremd. Sie haben einen eigensinnigen Verstand, der sich keinen Vernunftgründen beugt und sie ins Verderben stürzen wird.

Gott hat seine Kinder gesegnet, die sich aufmachten, seiner göttlichen Weisung zu folgen. Aus jeder Bevölkerungsschicht heraus hat er ein Volk auf dem Boden der Wahrheit zusammengeführt. Ungläubige sind zu der Überzeugung gekommen, daß Gott mit seinem Volke war. Ihre Herzen wurden bewegt, der Wahrheit gehorsam zu sein. Das Werk Gottes wächst stetig. Doch ungeachtet aller Beweise, daß Gott die Gemeinde führt und lenkt, gibt es immer wieder Menschen, und diese werden auch nicht aussterben, die sich wohl zum Sabbat bekennen, aber von der Gemeinde unabhängig wirken und nach ihrem eigenen Ermessen glauben und handeln wollen. Ihre Anschauungen sind verworren. Die Tatsache ihres vereinzelten Auftretens ist ein lebendiges Zeugnis dafür, daß Gott nicht mit ihnen ist. Von den Außenstehenden werden der Sabbat und ihre Irrlehren auf eine Stufe gestellt und miteinander verworfen.

Gott zürnt mit denen, die einen Weg einschlagen, der ihnen den Haß der Welt einträgt. Wird ein Christ gehaßt, weil er ein Nachfolger Jesu ist und seine guten Werke für ihn zeugen, empfängt er seinen Lohn; wird er jedoch verabscheut, weil er keinen lobenswerten Lebenswandel führt oder schlechte Umgangsformen besitzt, weil er mit seinen Nachbarn über die Wahrheit streitet und ihnen durch sein Beispiel den Sabbat so lästig wie nur möglich macht, dann erregt er bei Außenstehenden Ärgernis und seine Existenz ist geradezu eine Schmähung der heiligen Wahrheit. Wenn er seine Lebensweise nicht bereut, wäre es für ihn besser, man hinge ihm einen Mühlstein um den Hals und würfe ihn ins Meer.

Den Ungläubigen dürfen wir keine Handhabe geben, unseren Glauben zu verlästern. Man hält uns ohnehin für Narren und Einzelgänger. Deshalb sollten wir einen Lebenswandel führen der den Außenstehenden keinen Anlaß gibt, uns noch mehr für solche zu halten, als unser Glaube an sich schon erfordert.

Die menschliche Natur neigt dazu, extremen Anschauungen nachzuhängen und von einem Extrem ins andere zu fallen. Viele Menschen sind Fanatiker. Sie werden von einem glühenden Eifer verzehrt, der jedoch auf religiösem Gebiet nicht angebracht ist; denn nur der Charakter gilt als wahrer Prüfstein der Jüngerschaft. Besitzen sie die Sanftmut Christi, seine Demut und seine unermeßliche Güte? Ist die innerste Seele frei von Hochmut, Dünkel, Selbstsucht und ewiger Krittelei? Wenn nicht, dann ist ihnen ihre eigene Gesinnung unbekannt. Sie vergegenwärtigen sich nicht, daß das wahre Christentum darin besteht, zur Verherrlichung Gottes viel Frucht zu bringen.

Andere gehen so weit, sich der Welt gleichzustellen, so daß es zwischen ihnen und den Weltmenschen keinen klaren, deutlichen Unterschied mehr gibt. Einerseits werden die Menschen durch einen mürrischen, tadelsüchtigen, alles verdammenden Geist von der Wahrheit abgelenkt, zum anderen kommen sie zu der Schlußfolgerung, daß der Christ jeglicher Grundsätze entbehrt und von einer Änderung des Herzens und Charakters noch nichts erfahren hat. "Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." Matthäus 5,16. Testimonies for the Church V, 305,306 (1885).

Der Herr fordert von seinen Kindern, daß sie ihre Verstandeskräfte nicht auf Kosten der Gefühlswelt vernachlässigen. Sein Werk wird allen seinen Kindern verständlich sein. Seine Lehre empfiehlt sich selbst der Klugheit der Verständigen. Auch dient sie der Läuterung des Verstandes. Gottes Macht offenbart sich nicht bei jeder Gelegenheit, sondern des Menschen Nöte sind seine Gelegenheiten. Testimonies for the Church I, 230 (1861).

Wenn diejenigen, die falsche Gottesdienste erlebt und erfahren haben, ihres Irrweges eindeutig innewerden, schlägt Satan Kapital aus ihrem Irrtum und hält ihnen diesen immer wieder vor, um sie von jeglichem geistlichen Suchen zurückzuhalten. Auf diese Weise versucht er, ihren Glauben an eine wahre Frömmigkeit zu zerrütten. Weil sie einmal irregeführt waren, fürchten sie sich überhaupt, durch ernstes, inbrünstiges Gebet Gott um seine besondere Hilfe und um Widerstandskraft zu bitten. Sie dürfen nicht zulassen, daß Satan sein Ziel erreicht und sie in seelenlosen Formendienst und in Unglauben stürzt. Sie müssen daran denken, daß der feste Grund Gottes sicher besteht. Gott allein ist wahrhaftig, und alle Menschen sind Lügner. Ihre einzige Sicherheit besteht darin, sich auf den göttlichen Grund zu stellen, die dritte Engelsbotschaft zu erkennen und verstehen zu suchen sowie die Wahrheit zu loben, zu preisen und ihr zu gehorchen. Testimonies for the Church I, 323.324 (1862).