Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1

Kapitel 35

Christliche Mäßigkeit

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"Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft; darum so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes." 1.Korinther 6,19.20.

Wir gehören nicht uns selbst. Wir sind mit einem teuren Preis erkauft dem Leiden und Sterben des Sohnes Gottes. Wenn wir dies verstehen und völlig erfassen könnten, fühlten wir die große Verantwortung, die auf uns ruht, uns im allerbesten Gesundheitszustand zu erhalten, damit wir Gott von ganzem Herzen dienen können. Wer aber einen Weg einschlägt, der seine Lebenskraft verausgabt, seine Widerstandsfähigkeit vermindert oder seinen Verstand trübt, sündigt gegen Gott. Leben wir in dieser Weise, so preisen wir Gott weder durch unseren Leib noch durch unseren Geist, die ihm gehören, sondern begehen ein großes Unrecht vor seinen Augen.

Hat Jesus sich selbst für uns hingegeben? Wurde zu unserer Errettung ein hoher Preis bezahlt? Stimmt es, daß wir nicht uns selbst gehören? Ist es wahr, daß all die Kräfte unseres Leibes und Geistes, daß alles, was wir besitzen und darstellen, Gott gehört? Gewiß ist es so. Denken wir doch daran, welch eine Verpflichtung uns damit auferlegt ist, wenn wir uns in einer derartigen Verfassung erhalten sollen, daß wir Gott hier auf Erden durch unseren Leib und durch unseren Geist, die ihm gehören, preisen können.

Die letzten Stunden der Gnadenzeit

Wir zweifeln nicht daran, daß Christus bald wiederkommt. Das ist in unseren Augen keine Fabel, sondern eine Tatsache. Wir zweifeln jetzt nicht daran, noch haben wir jemals daran gezweifelt, daß die Glaubenslehren, die wir heute vertreten, gegenwärtige Wahrheit sind und daß wir dem Gericht entgegengehen. Wir bereiten uns darauf vor, dem Herrn zu begegnen, der in Begleitung heiliger Engel in den Wolken des Himmels erscheinen wird, um den Gläubigen und Gerechten Unsterblichkeit zu verleihen; nicht aber, um sie erst noch von ihren Sünden zu reinigen, ihre charakterlichen Mängel zu beseitigen oder sie von ihrer menschlich-schwachen Neigung und Veranlagung zu heilen. Wenn dieses Werk überhaupt für uns geschieht, dann wird es vor seinem Kommen abgeschlossen sein.

Wer heilig ist, wird fernerhin heilig sein, wenn der Herr erscheint. Nur wer Leib und Seele in Sauberkeit, Heiligkeit und Ehre bewahrt hat, wird dann die letzte Vollendung zur Unsterblichkeit empfangen. Wer aber böse, ungeheiligt und unrein ist, wird es auch fernerhin bleiben. Nichts wird dann mehr geschehen, um ihre Mängel zu beseitigen und ihnen ein Gott wohlgefälliges Wesen zu verleihen. Dann werden sie nicht von ihren Sünden und Verderbtheiten geläutert werden. Dies alles geschieht während der Gnadenzeit. Jetzt ist die Zeit, da dieses Werk an uns vollzogen wird.

Mit unserem ganzen Menschen müssen wir die göttliche Wahrheit ergreifen. Sobald wir unter dem Einfluß dieser Wahrheit stehen, wird sie an uns das Werk vollbringen, das erforderlich ist, um uns die sittliche Reife für das Reich der Herrlichkeit und für die Gemeinschaft mit den heiligen Engeln zu vermitteln. Wir befinden uns jetzt in der Werkstatt Gottes. Viele von uns gleichen den unbearbeiteten Steinen eines Steinbruches. Doch wenn wir die göttliche Wahrheit ergreifen, wird ihr Einfluß in uns wirksam werden. Sie erhebt uns dann nicht nur, sondern nimmt auch jede Unvollkommenheit und Sünde von uns, ganz gleich welcher Art. Dadurch werden wir zubereitet, den Herrn in seiner Schönheit zu schauen und mit den Engeln schließlich in der himmlischen Herrlichkeit vereint zu sein. Dieses Werk muß jetzt in diesem Leben für uns vollbracht werden; auf dieser Erde müssen unser Leib und unser Geist für die Unsterblichkeit zubereitet werden.

Wir leben in einer Welt, die die Gerechtigkeit, die Reinheit des Charakters und das Wachstum in der Gnade Gottes hemmt. Wohin wir blicken, bemerken wir Sittenverderbnis, Verführung, Verunstaltung und Unrecht. Wie lautet die Aufgabe, die wir jetzt, unmittelbar bevor wir die Unsterblichkeit anziehen, bewältigen müssen? Unsere Leiber heilig und unseren Geist rein zu erhalten, damit wir mitten in der Verderbnis der letzten Tage unbefleckt dastehen. Um sie zu erfüllen, müssen wir uns dieser Aufgabe sofort mit ungeteiltem Herzen und verständnisvoll unterziehen. Egoistische Gefühle sollten uns dabei nicht beeinflussen können, sondern der Geist Gottes herrsche über uns und leite uns in allen unseren Handlungen. Wenn wir von der göttlichen Kraft völlig durchdrungen sind, werden wir den heiligenden Einfluß des Geistes Gottes auf unsere Herzen verspüren.

Ursachen, die zum Leiden anderer führen

Während wir uns bemüht haben, unseren Geschwistern die Grundsätze der Lebensreform nahezubringen und zu ihnen über die Bedeutung der Verherrlichung Gottes in Essen, Trinken und allen anderen Dingen des täglichen Lebens gesprochen haben, brachten viele durch ihre Handlungsweise zum Ausdruck, daß es niemanden etwas angehe, ob sie dies oder jenes essen. Was sie auch immer tun, die Folgen müßten sie in jedem Falle selbst tragen.

Liebe Freunde, ihr irrt euch gewaltig! Ihr seid nicht die einzigen Leidtragenden einer falschen Lebensweise. Die Gesellschaft, in der ihr euch bewegt, hat genauso wie ihr selbst die Folgen eurer unvernünftigen Lebensweise zu tragen. Wenn ihr infolge eurer Unmäßigkeit im Essen und Trinken leidet, werden wir, die wir mitten unter euch leben, ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Auch wir leiden unter eurer ungesunden Lebensweise. Nehmen dadurch etwa eure Geistes- und Körperkräfte ab, spüren wir dies, wenn wir uns in eurer Gesellschaft befinden. Wenn ihr, statt geistige Spannkraft zu besitzen, schwermütig werdet, überschattet euer Wesen die Gemüter eurer Mitmenschen. Sind wir selbst traurig, niedergeschlagen und voller Kummer, würdet ihr uns bei gutem Gesundheitszustand und klarem Kopf ohne weiteres einen Ausweg zeigen und ein tröstendes Wort sagen können. Wenn jedoch euer Verstand durch eure falsche Lebensweise so benommen ist, daß ihr uns nicht den passenden Rat geben könnt, erleiden wir dadurch nicht einen Verlust? Werden wir nicht durch euer Wesen ernstlich beeinflußt? Selbst wenn wir unserer eigenen Urteilsfähigkeit in hohem Maße vertrauen, brauchen wir Ratgeber; denn "wo aber viel Ratgeber sind, da geht es wohl zu". Sprüche 11,14. Unser Bestreben ist es, daß unser Lebenswandel von unseren Angehörigen bejaht wird. Wir verlangen nach ihrem Rat und erwarten, daß sie in der Lage sind, diesem Verlangen mit einem klaren Urteil nachzukommen. Wieviel zählt aber ihr Urteil, wenn ihre Nervenkraft bis aufs äußerste belastet ist und ihre Lebenskräfte vom Gehirn abgezogen werden, damit die unzuträgliche Speise, ja sogar die gesunde, aber im Übermaß genossene Nahrung verdaut werden kann? Wieviel bedeutet uns die Meinung solcher Menschen? Ihr Urteil ist durch das Übermaß unverdauter Nahrung getrübt. Deshalb beeinflußt eure Lebensführung auch uns. Es ist einfach unmöglich, daß sie einer falschen Lebensführung frönen können, ohne daß andere Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Der Lauf nach dem Kleinod

"Wisset ihr nicht, daß die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt das Kleinod? Laufet nun also daß ihr es ergreifet! Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges; jene also, daß sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche. Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft streicht; sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn, daß ich nicht den andern predige, und selbst verwerflich werde." 1.Korinther 9,24-27. Wer an dem Wettlauf um den Siegeslorbeer, der als ein ganz besonderer Ehrenpreis sehr hoch geschätzt wurde, teilnahm, war mäßig in allen Dingen, um seinen Körper, seine Geisteskräfte und jede Körperfunktion in der bestmöglichen Verfassung für den Lauf zu erhalten. Ohne diese Mäßigkeit hätten sie sich nicht jene Elastizität bewahren können, die sie durch ihre maßvolle Lebensführung bewiesen. Dadurch konnten sie diesen Lauf viel aussichtsreicher unternehmen; denn sie waren dem Sieg näher.

Doch ungeachtet ihrer Mäßigkeit und all ihrer Bemühungen, sich einer bestimmten Lebensweise zu unterwerfen, um die beste Verfassung mitzubringen, war der irdische Wettlauf für die Teilnehmer nur ein Lauf ins Ungewisse. Sie gaben ihr Bestes, konnten aber den Lorbeer nicht erringen, denn ein anderer war ihnen ein wenig voraus und schmückte sich mit dem Siegerkranz. Nur ein einziger erhielt den Preis. Doch an dem Lauf nach dem himmlischen Kleinod können wir uns alle beteiligen und auch alle den Sieg erringen. Hier gibt es weder Ungewißheit noch Risiko.

Wir müssen uns allein auf die himmlische Gnade stützen und, den Blick auf die Krone der Unsterblichkeit gerichtet, stets das Beispiel unseres Heilandes vor Augen haben, dessen Leben voller Schmerzen und Leiden war. Das demütige, selbstaufopfernde Leben unseres göttlichen Herrn sollte uns ständig Aufruf und Ansporn sein, es ihm gleichzutun. Wenn wir uns aufrichtig darum bemühen und das hohe Ziel nicht außer acht lassen, dürfen wir diesem Lauf zuversichtlich entgegensehen und wissen, daß wir den Lorbeer bestimmt erringen werden, sobald wir all unsere Kräfte einsetzen.

Die Menschen nehmen Selbstverleugnung und strenge Zucht auf sich, um einen vergänglichen Siegeslorbeer zu erringen, einen Preis, der eines Tages nichts mehr zählt, der nur eine Ehrengabe sterblicher Menschen ist. Uns aber ist ein Lauf verordnet, an dessen Ziel wir die Krone der Unsterblichkeit und des ewigen Lebens empfangen dürfen. Ja, ein weit größerer, zeitloser Ruhm wird uns als Preis zuerkannt werden, wenn der Lauf beendet ist. Der Apostel sagt: "Wir aber [empfangen] eine unvergängliche [Krone]." Führen alle, die hier auf Erden an dem Lauf nach einem vergänglichen Siegeslorbeer teilnehmen, ein maßvolles Leben, warum nicht auch wir, die wir unser Augenmerk auf eine unvergängliche Krone, auf ewige Herrlichkeit und auf ein Leben richten, das man als göttlich bezeichnen kann? Können wir nicht aus diesem entscheidenden Anlaß "laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens"? Hebräer 12,1.2. Er hat uns den Weg gewiesen und ihn von Anfang bis Ende durch seine eigenen Fußspuren gekennzeichnet. Es ist der gleiche Weg, den er selbst wandelte. Fühlen wir uns in Gemeinschaft mit ihm verbunden, dann werden wir gewürdigt, Selbstverleugnung und Leiden auf uns zu nehmen und den Weg zu gehen, den er mit seinem Blut getränkt hat.

"Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft streicht; sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn." 1.Korinther 9,26.27. Für jeden, ganz gleich, ob Mann, Frau oder Kind, bestehe hierin eine große Aufgabe. Satan bemüht sich fortwährend, euren Leib und euren Geist zu beherrschen. Christus jedoch hat euch erkauft, und ihr seid sein Eigentum. Nun liegt es an euch, in Gemeinschaft mit Christus und den heiligen Engeln, die euch dienen, eure Aufgabe zu beginnen. Es ist nur zu eurem Besten, wenn ihr lernt, euch selbst zu beherrschen. Versäumt ihr es aber, werdet ihr bestimmt das ewige Leben und die Krone der Unsterblichkeit verlieren. Dennoch wird manch einer sagen: "Wer hat sich darum zu kümmern, was ich esse oder trinke?" Ich habe euch gezeigt, welcher Zusammenhang zwischen eurer Lebensführung und euren Mitmenschen besteht. Ihr habt gesehen, daß der Einfluß sehr wichtig ist, den ihr auf eure Familien ausübt; dasselbe gilt auch für die Erziehung eurer Kinder.

Die Verantwortung der Eltern

Wie wir bereits erkannten, leben wir in einer unheilvollen Zeit, in der Satan die völlige Herrschaft über die Menschen zu besitzen scheint, die sich Gott nicht von ganzem Herzen geweiht haben. Deshalb haben Eltern und Erzieher, denen die Charakterbildung der Kinder anvertraut ist, eine große Aufgabe zu erfüllen. Die Eltern haben es auf sich genommen, eine Familie zu gründen. Worin besteht nun ihre Aufgabe? Etwa darin, daß sie dem Willen ihrer Kinder in jeder Weise nachkommen? Glaubt mir, auf diesen Eltern lastet eine schwere Verantwortung. "Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre." 1.Korinther 10,31. Achtet ihr darauf, wenn ihr die Speisen zubereitet und eure Familie zu Tisch bittet? Setzt ihr euren Kindern nur solche Speisen vor, von denen ihr wißt, daß sie nicht das Blut verunreinigen? Ist es Nahrung, die ihren Organismus möglichst vor fieberhaften Erkrankungen bewahrt? Ist es solche Nahrung, die ihr Leben und ihre Gesundheit in die bestmögliche Verfassung bringt? Ist es die Speise, die ihr euren Kindern mit Überlegung vorsetzt? Oder bietet ihr ihnen ohne jede Rücksicht auf ihr künftiges Wohl eine ungesunde und scharf gewürzte Reizkost?

Laßt euch sagen, daß Kinder von Geburt an zum Schlechten neigen. Satan scheint sie zu beherrschen. Er nistet sich in ihren jungen Gemütern ein, und alsbald sind sie verdorben. Warum handeln Eltern so nachlässig? Befürchten sie nicht, daß Satan verderblichen Samen in ihre Familien streuen könnte? In Anbetracht dieser Erscheinungen sind sie aber so blind, sorglos und unbekümmert, wie man es sich kaum vorstellen kann. Warum werden sie sich dieser Tatsachen nicht bewußt? Warum durchschauen sie diese nicht und denken darüber nach? Der Apostel spricht: "Reichet dar in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Gottseligkeit." 2.Petrus 1,5.6.

Hier ist eine Tätigkeit abgegrenzt, die jeder unabdingbar zu erfüllen hat, der sich ein Nachfolger Jesu Christi nennt: nach dem Gesetz des Wachstums zu leben ...

Unmäßiges Essen

Viele Verfechter der Lebensreform meiden alles Ungesunde; folgt aber daraus, daß sie nun, was die zu verzehrende Menge betrifft, kein Maß zu kennen brauchen? Sie setzen sich zu Tisch und lassen ihrer Eßlust freien Lauf und essen viel zuviel, statt vorher zu überlegen, wieviel sie essen sollten. Dadurch hat dann der Magen für den Rest eines solchen Tages seine Mühe, die ihm zugemutete Nahrungsmenge, so gut er kann oder muß, zu verdauen. Alle Nahrung, die in den Magen gelangt, ohne dem Organismus genützt zu haben, bedeutet für den natürlichen Ablauf der Organfunktionen eine Belastung; die Harmonie des Organismus wird behindert. Er ist überlastet und nicht imstande, seine Funktionen mit Erfolg zu erfüllen. Die lebenswichtigen Organe sind unnötigerweise beansprucht. Die nervliche Energie des Hirns muß dem Magen bei seiner Verdauungstätigkeit helfen, und damit wird der Organismus geschädigt.

Durch die schwere Belastung der Nervenkraft, nämlich dem Magen bei der Verdauung seiner lästigen Bürde zu helfen, wird diese geschwächt. Was für Empfindungen nimmt man als Folge dieser unnötigen Verausgabung von Lebenskräften wahr, nachdem die Nerven ihre Aufgabe gelöst haben? Man fühlt sich matt und erschöpft, als müßte man noch mehr essen. Möglicherweise überfällt einen dieses Gefühl gerade vor einer Mahlzeit. Woher kommt das? Der Organismus hat sich mit seiner Arbeit abgequält und ist deshalb so sehr erschöpft, daß man sich völlig kraftlos fühlt. Man meint, den Magen sprechen zu hören: "Gebt mir mehr zu essen"; dabei sagt er uns in seiner Mattigkeit in nicht mißzuverstehender Weise: "Laßt mich in Ruhe!"

Der Magen braucht Ruhe, um seine erschöpften Energien für neue Aufgaben ergänzen zu können. Statt ihm aber die entsprechenden Ruhepausen zu gewähren, glaubt ihr, daß er mehr Nahrung benötige, und ihr häuft dem Organismus eine neue Last auf und verweigert ihm damit die erforderliche Ruhe. Es ist die gleiche Situation wie bei einem Mann, der den ganzen Vormittag bis zur Ermüdung auf dem Felde gearbeitet hat, mittags müde und abgespannt nach Hause kommt, und von dem ihr aber verlangt, wieder an die Arbeit zu gehen, während ihr ihm gleichzeitig Hilfe versprecht. So behandelt ihr den Magen. Er ist völlig erschöpft; doch statt ihn ruhen zu lassen, gebt ihr ihm mehr zu verdauen und zieht dadurch die Lebenskräfte von anderen Körperteilen zum Magen, den Verdauungsprozeß zu unterstützen.

Die vordringlichste Aufgabe einer Mutter

Ich habe Mütter großer Familien beobachtet, die die Arbeit, die ihnen -- in ihren eigenen Familien -- unmittelbar im Wege lag, einfach übersahen. Sie wollten gern Missionare sein und irgend etwas Großes vollbringen. Sie schauten sich nach einer besonderen Stellung um, vernachlässigten jedoch ihre häuslichen Pflichten, die der Herr ihnen übertragen hatte. Es ist sehr wichtig, einen klaren Verstand zu haben. Nicht weniger bedeutsam ist es, wirklich gesund zu sein, um das uns von Gott aufgetragene Werk in einer Weise ausführen und vollenden zu können, daß der Herr sagen kann: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen; ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,21. Meine Schwestern, verachtet die wenigen Aufgaben nicht, die Gott euch überlassen hat! Handelt täglich so, daß ihr euch am Tage der endgültigen Abrechnung nicht zu schämen braucht, wenn der Engel Gottes über euer Tun und Lassen berichten wird.

Eine dürftige Kost

Was ist über eine dürftige Kost zu sagen? Ich sprach davon, wie wichtig es ist, daß Menge und Güte der Nahrung eng mit den Grundsätzen der Lebensreform übereinstimmen. Empfehlt keine dürftige Kost! Ich sah, daß viele eine falsche Anschauung von der Lebensreform vertreten und eine zu geringwertige Kost empfehlen. Sie leben von billigen Nahrungsmitteln, die wenig Nährwert besitzen, bereiten diese ohne Sorgfalt zu und lassen die Beziehungen zwischen Ernährung und Organismus außer acht. Es ist wichtig, daß die Speise liebevoll zubereitet werde, damit der Gaumen, wenn er nicht verdorben ist, daran Gefallen finde. Weil wir aus Grundsatz weder Fleisch, Butter, Fleischpasteten, Gewürze, Schweineschmalz noch alles, was den Magen reizt und die Gesundheit schädigt, verwenden, sollte niemals der Gedanke aufkommen, daß es von untergeordneter Bedeutung sei, was wir essen.

Es gibt etliche, die zu Übertreibungen neigen. Sie beschränken sich bei der Auswahl der Lebensmittel auf eine bestimmte Menge und Güte und nur auf zwei oder drei Sorten. Sie erlauben sich oder ihren Familien nur wenig Nahrung. Wenn sie unzureichende Nahrungsmengen zu sich nehmen, die zudem nicht einmal von bester Qualität sind, lassen sie dem Magen nicht das zukommen, was den Organismus in geeigneter Weise ernährt. Wirkstoffarme Nahrung dient nicht der Bildung lebenskräftigen Blutes. Eine kraftlose Kost schwächt das Blut ...

Manchen Menschen will nicht einleuchten, daß Essen und Trinken zur Ehre Gottes geschehen soll. Die Befriedigung ihrer Eßlust beeinträchtigt sie in allen Lebenslagen. Man spürt es in ihren Familien, in der Gemeinde, in der Gebetsversammlung und an dem Benehmen ihrer Kinder. Die Eßlust ist zum Fluch ihres Lebens geworden. Es ist unmöglich, ihnen die Wahrheiten für diese letzten Tage verständlich zu machen. Gott hat für den Lebensunterhalt und für das Glück all seiner Geschöpfe reichlich vorgesorgt. Wenn sie seine Gebote niemals übertreten hätten und wenn alle in Übereinstimmung mit seinem göttlichen Willen handelten, würden sie an Stelle von Elend und fortwährendem Übel Gesundheit, Frieden und Glück erfahren ...

Fleischspeisen, Milch und Zucker

Fleischspeisen entwerten das Blut. Kocht Fleisch reichlich gewürzt, eßt es mit viel Gebäck und Pasteten, und euer Blut wird seine guten Eigenschaften verlieren! Die Aufnahme dieser Nahrung überlastet den Organismus. Fleischpasteten und Essiggemüse, die niemals in einen menschlichen Magen gelangen sollten, verursachen den schlechten Zustand des Blutes. Ebenso kann eine qualitätsarme Nahrung kein gesundes Blut bilden, zumal sie noch auf ungeeignete Weise gekocht und in unzureichender Menge genossen wird. Fleischspeisen und schwere Kost zeitigen die gleichen Ergebnisse wie eine dürftige Kost.

Und nun zu Milch und Zucker. Ich kenne Menschen, die durch reformerische Gedanken erschreckt wurden und sagten, daß sie damit nichts zu tun haben wollten, weil sich diese Reform gegen den uneingeschränkten Gebrauch der genannten Lebensmittel ausgesprochen hatte. Änderungen der Lebensweise sollten nur mit größter Sorgfalt vorgenommen werden. Wir müssen dabei bedachtsam und vernünftig vorgehen. Wir wollen den Weg einschlagen, der sich den einsichtsvollen Männern und Frauen des Landes von selbst empfiehlt. Große Mengen von Milch und Zucker wirken, zusammen gegessen, sehr schädlich. Sie verunreinigen das System; die Tiere sind nicht immer gesund, von denen wir die Milch erhalten. Sie können verseucht sein. Eine Kuh mag am Morgen einen gesunden Eindruck erwecken und doch vor Einbruch der Dunkelheit sterben. Sie war also morgens krank, und demnach die Milch verseucht; und ihr habt es nicht gewußt. Die Tierwelt ist krank1, Fleischspeisen sind ungesund. Wenn wir wüßten, daß die Tiere absolut gesund wären, würde ich empfehlen, daß die Menschen eher Fleisch äßen, statt großer Mengen Milch und Zucker. Das wirkte sich nicht so nachteilig aus wie der Genuß von Milch und Zucker. Zucker überlastet die Organe und hemmt den Ablauf der Lebensfunktionen ...

Ich bin häufig bei Geschwistern zu Gast und bemerke, daß sie viel zuviel Milch und Zucker verbrauchen. Diese Nahrungsmittel hemmen die Tätigkeit der Organe, reizen die Verdauungsorgane und beeinträchtigen das Denkvermögen. Alles, was die rege Bewegung der Lebensvorgänge behindert, zieht auch die Verstandesfunktion des einzelnen unmittelbar in Mitleidenschaft. Nach der mir zuteil gewordenen Erkenntnis ist zuviel Zucker schädlicher als Fleisch. Die erforderlichen Änderungen in der Lebensweise müssen behutsam vor sich gehen. Diese Angelegenheit sollte nicht so behandelt werden, daß wir den Menschen, denen unsere Belehrung und Hilfe gelten soll, Mißtrauen und Vorurteile einflößen.

Mütter und Töchter

Unsere Schwestern wissen oft nicht, wie sie die Speisen zubereiten sollen. Solchen Schwestern möchte ich sagen, daß ich zu dem besten Koch ginge, den ich im Lande finden könnte, und bei ihm, wenn nötig, wochenlang bliebe, bis ich es in dieser Kunst zur Meisterschaft gebracht hätte und eine kluge, erfahrene Köchin wäre. Selbst wenn ich das vierte Lebensjahrzehnt schon hinter mir hätte, würde ich diesen Weg beschreiten. Es gehört ebenso zu euren häuslichen Pflichten, selbst kochen zu können, wie eure Töchter kochen zu lehren. Wenn ihr sie die Kochkunst lehrt, errichtet ihr um eure Töchter einen Schutzwall, der sie vor Torheit und Untugend bewahrt, denen sie sonst erliegen könnten. Ich schätze gewiß meine Näherin und meine Sekretärin; aber mein Koch, der genau weiß, wie man die Nahrung zubereitet, um das Leben zu erhalten und Hirn, Knochen und Muskeln zu kräftigen, füllt unter den Helfern meiner Familie den wichtigsten Platz aus ...

Gute Speisezubereitung ehrt Gott

Wir verfügen über vielerlei gute, dem Organismus zuträgliche Nahrungsmittel, die, auf gesundheitsgemäße Weise zubereitet, für alle schmackhaft sein können. Wenn ihr aber, meine Schwestern, nicht kochen könnt, rate ich euch, es zu lernen; denn das Wissen um die Kochkunst ist lebensnotwendig. Es werden durch unzulängliches Kochen mehr Menschen zugrunde gerichtet, als ihr ahnt. Krankheit, Schwäche und ein mürrisches Wesen sind die Folge. Der Organismus gerät in Unordnung, und göttliche Wahrheiten können nicht mehr aufgenommen werden. In einem Laib guten Brotes steckt mehr praktische Frömmigkeit, als viele von euch annehmen. Das gilt gleicherweise für eine gute Kochkunst. Wir wünschen, daß ihr praktische Frömmigkeit auch in dieser Form schätzen lernt, um sie euren Familien nahezubringen. Als ich zuweilen auf Reisen war, wußte ich im voraus, daß das Brot auf dem Tisch und die allgemein übliche Speise mir nicht bekommen würden. Ich war aber genötigt, etwas davon zu essen, um mein Leben zu erhalten. Der Himmel sieht es als Vergehen an, derartige Speise zu sich zu nehmen. Unter dem Mangel an gesunder Nahrung habe ich sehr gelitten. Für einen schwachen Magen könnt ihr zu einer Mahlzeit die verschiedensten Früchte auf den Tisch bringen, aber auch dabei heißt es maßhalten. Auf diese Weise habt ihr jedoch immer Abwechslung, es mundet gut und ihr werdet euch wohlfühlen, nachdem ihr die Mahlzeiten verzehrt habt ...

Manche von euch möchten am liebsten jemand bei sich haben der ihnen sagte, wieviel man essen darf. Damit verhalten sie sich durchaus nicht richtig; denn von uns wird erwartet, daß wir nach sittlichen und religiösen Gesichtspunkten handeln. Wir sollen in allen Dingen mäßig sein, weil wir einer unvergänglichen Krone und einem himmlischen Schatz zustreben. Ich möchte meinen Brüdern und Schwestern sagen, daß ich den sittlichen Mut haben würde, einen festen Standpunkt zu beziehen und mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich möchte das auf niemand anders abwälzen. Ihr eßt zuviel und fühlt euch dann elend. Aus diesem Grunde verweilen eure Gedanken ständig bei der Frage: Was soll ich essen und trinken? Eßt das, was euch dienlich ist! Zögert nicht, sondern fühlt euch frei im Angesicht des Himmels und habt keine Gewissensbisse! Wir glauben nicht, daß weder Kinder noch Erwachsene von Versuchungen gänzlich verschont bleiben. Wir alle stehen vor Auseinandersetzungen und müssen bereit sein, den Versuchungen Satans Widerstand leisten zu können. Wir sollten wissen, daß wir in uns selbst die Kraft besitzen, diese Versuchungen abzuwehren.

Ein Protest gegen Anfänger

Während wir euch vor maßloser Eßlust -- selbst wenn es allerbeste Speisen sind -- warnen, mahnen wir gleichzeitig die Anhänger übertriebener Anschauungen, keine falschen Grundsätze aufzustellen und zu versuchen, jeden dafür zu gewinnen. Da gibt es einige, die sich zwar als Lebensreformer hervortun wollen, die aber nicht in der Lage sind, auf irgendeinem anderen Gebiet etwas zu leisten und die auch nicht genügend Verstand besitzen, für ihre eigenen Familien zu sorgen oder gar in der Gemeinde ein geeignetes Amt zu bekleiden. Womit beschäftigen sie sich aber? Nun, sie versuchen sich als Ärzte der Lebensreform, als ob sie dadurch zu einem Erfolg kommen könnten. Sie übernehmen die Verantwortung für ihre Praxis und spielen mit dem Leben von Männern und Frauen, obgleich sie in Wirklichkeit von diesem Beruf gar keine Ahnung haben.

Ich will meine Stimme gegen die Neulinge erheben, die es wagen, Krankheiten angeblich nach der Gesundheitsreform zu behandeln. Gott verhüte, daß wir für sie Versuchsobjekte abgeben! Wir sind zu wenige. Es wäre für uns kein schöner Ausgang des Lebenskampfes, wenn wir bei dieser Behandlung stürben. Gott möge uns vor solch einer Gefahr bewahren. Auf solche Lehrer und Ärzte können wir gut und gern verzichten! Laßt diejenigen sich um Krankheiten bemühen, die etwas vom menschlichen Organismus verstehen! Der himmlische Arzt ist voll Barmherzigkeit, und wer mit Kranken umgehen will, muß die gleiche Gesinnung haben. Manche, die sich unterfangen, Arzt zu werden, sind von sich eingenommen, selbstsüchtig, eigensinnig und zu alledem noch unbelehrbar. Es kann sogar sein, daß sie nie etwas vollbracht haben, was überhaupt der Rede wert ist, ja daß ihr Leben völlig erfolglos war. Sie kennen nichts wirklich Wissenswertes und haben dennoch begonnen, im Sinne der Lebensreform zu praktizieren. Wir können nicht zulassen, daß solche Menschen den Tod des einen oder anderen fahrlässig verursachen. Nein, wir können uns das nicht leisten!

Wir haben das Verlangen, jederzeit und in jeder Weise recht zu handeln. Wir wollen unser Volk in das rechte Verhältnis zur Lebensreform bringen. Der Apostel sagt: "Lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes." 2.Korinther 7,1. Wir müssen ein rechtschaffenes Leben führen, um in den letzten Tagen bestehen zu können. Wir brauchen einen klaren Kopf und eine gesunde Seele in einem gesunden Körper. Wir sollten anfangen, ernsthaft für unsere Kinder und für alle unsere Angehörigen zu wirken. Werden wir die richtige Erkenntnis festhalten und nach ihr handeln? Jesus kommt; aber wenn wir einen Weg beschreiten, der uns gegenüber den erhebenden Wahrheiten dieser letzten Tage blind macht, wie können wir dann durch sie geheiligt werden? Wie können wir der Ewigkeit gegenübertreten? Der Herr helfe uns, daß wir in diesem Bemühen rastlos tätig sein können, wie nie zuvor!