Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1

Kapitel 50

Aufruf zur Selbstbeherrschung

[AUDIO]

Die Ermahnung des Apostels Petrus ist für alle von höchstem Wert, die nach Unsterblichkeit streben. Er schreibt seinen Glaubensbrüdern: "Simon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi, denen, die mit uns ebendenselben teuren Glauben überkommen haben in der Gerechtigkeit, die unser Gott gibt und der Heiland Jesus Christus: Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unsers Herrn! Nachdem allerlei seiner göttlichen Kraft, was zum Leben und göttlichem Wandel dient, uns geschenkt ist durch die Erkenntnis des, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend, durch welche uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind, nämlich, daß ihr dadurch teilhaftig werdet der göttlichen Natur, so ihr fliehet die vergängliche Lust der Welt: so wendet allen euren Fleiß daran und reichet dar in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Gottseligkeit und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe allgemeine Liebe. Denn wo solches reichlich bei euch ist, wird's euch nicht faul noch unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unsers Herrn Jesu Christi; welcher aber solches nicht hat, der ist blind und tappt mit der Hand und vergißt der Reinigung seiner vorigen Sünden. Darum, liebe Brüder, tut desto mehr Fleiß, eure Berufung und Erwählung festzumachen; denn wo ihr solches tut, werdet ihr nicht straucheln, und also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi." 2.Petrus 1,1-11.

Wir leben in einer Welt, in der Licht und Erkenntnis reichlich vorhanden sind; dennoch übersehen viele, die behaupten, gleichen Glaubens zu sein, nur zu gern diese Erkenntnis. Licht umgibt sie allenthalben, doch sie eignen es sich nicht an. Eltern erkennen nicht die Notwendigkeit, selbst noch zu lernen, ihr Wissen zu erweitern und es in ihrem Eheleben praktisch anzuwenden. Folgten sie der Mahnung des Apostels und lebten sie nach dem Plan des Wachstums, wären sie reich in der Erkenntnis unseres Herrn Jesu Christi. Viele Menschen begreifen jedoch nicht die Aufgabe der Heiligung. Sie glauben, sie haben die Heiligung schon erlangt; während sie kaum erst nach den Anfangslektionen des Wachstums leben. Die Heiligung ist ein ständig fortschreitender Prozeß. Sie kann nicht in einer Stunde oder in einem Tag erreicht werden, um sich ihrer dann ohne irgendeine besondere Anstrengung unserseits für alle künftige Zeit rühmen zu können.

Viele Eltern wissen nichts von den Problemen des ehelichen Lebens. Sie beachten diese nicht, damit sie Satan nicht überliste und ihren Verstand und ihr Leben beherrsche. Sie erkennen nicht, daß Gott von ihnen erwartet, ihr Eheleben von jeglicher Ausschweifung freizuhalten. Nur sehr wenige empfinden, daß es zur religiösen Verantwortung gehört, die Leidenschaften zu bezwingen. Manche folgern aus der Tatsache ihrer ehelichen Verbindung, daß die Ehe die Zügellosigkeit der niederen Triebe rechtfertige. Sogar Männer und Frauen, die sich zur Frömmigkeit bekennen, lassen ihren wollüstigen Begierden die Zügel schießen und denken nicht daran, daß Gott sie für die unbeherrschte Verschwendung ihrer Lebenskraft, die den gesamten Organismus beeinträchtigt und schwächt, am Ende der Tage zur Rechenschaft ziehen wird.

Der Ehebund deckt Sünden widerlichster Art. Männer und Frauen, die sich zur Frömmigkeit bekennen, schänden ihre Leiber durch die Befriedigung verderbter Leidenschaften und erniedrigen sich so unter die unvernünftige Kreatur. Sie mißbrauchen die ihnen von Gott anvertrauten Kräfte, die in aller Tugend bewahrt werden sollten. Leben und Gesundheit werden auf dem Altar ihrer ungezügelten Triebe geopfert, denen sie auch ihre höheren und edleren Kräfte unterwerfen. Wer sich in dieser Weise vergeht, erkennt nicht die Folgen seines Handelns. Könnten alle das unermeßliche Leid sehen, das sie durch ihre sündhaften Begierden über sich bringen, würden sie darüber höchst beunruhigt sein. Wenigstens einige zögen sich von diesem Sündenwandel zurück, der so furchtbare Folgen mit sich bringt. Die jedoch auf ihrem Weg beharren, geraten in ein so erbärmliches Leben, daß ihnen der Tod erstrebenswerter erscheint als das Leben. Viele sterben vorzeitig. Sie geben ihr Leben in unrühmlicher Weise durch die Befriedigung ihrer tierischen Leidenschaften dahin. Dennoch glauben sie darin ohne Sünde zu sein, weil sie eben verheiratet sind.

Falsch verstandene Liebe

Eines Tages werden die Männer und Frauen erkennen, was Wollust und ihre Folgen bedeuten. Leidenschaften, gerade von niedrigster Art, kann man sowohl in der Ehe als auch in außerehelichen Verbindungen antreffen. Der Apostel ermahnt Ehemänner, ihre Frauen zu lieben, "gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben". "Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehaßt; sondern er nährt es und pflegt sein, gleichwie auch der Herr die Gemeinde." Epheser 5,25.28.29. Reine Liebe ist es nicht, die den Mann antreibt, seine Frau zum Werkzeug seiner Begierden zu erniedrigen, sondern es sind die animalischen Triebe, die nach Befriedigung verlangen.

Wie wenige Männer offenbaren ihre Liebe in der Weise, die der Apostel preist: "Gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiligte, und hat sie gereinigt ..., daß sie heilig sei und unsträflich." Epheser 5,25-27. Diesen Charakter muß die Liebe in einer Ehe tragen, die Gott als heilig anerkennt. Das Wesen der Liebe ist rein und heilig. Wollüstige Leidenschaften jedoch lassen sich weder zügeln noch durch vernünftige Überlegung beherrschen. Die Leidenschaft ist blind gegenüber ihren Folgen und übersieht Ursache und Wirkung. Viele Frauen leiden unter großer Schwäche und ernsten Beschwerden, weil man ihr Wesen und ihre Konstitution mißachtete. Die Naturgesetze wurden mit Füßen getreten. Männer und Frauen vergeuden bei der Befriedigung ihrer niederen Begierden außerdem noch ihre Nervenkraft. Und dieses gräßliche Laster, die niedrige, gemeine Leidenschaft, maßt sich den herrlichen Namen Liebe an.

Viele sogenannte Christen, die mir begegneten, schienen keinerlei moralische Zurückhaltung zu kennen. Statt des göttlichen Wesens hatte das Kreatürliche bei ihnen das Übergewicht. Ja, sie gebärdeten sich ganz wie die Tiere. Solche Männer entehren ihre Frauen, denen sie Liebe und Schutz gelobten. Sie erniedrigen sie zum Werkzeug gemeiner wollüstiger Begierden. Leider lassen sich sehr viele Frauen demütigen, indem sie zu Sklaven sexueller Ausschweifungen werden. Sie bewahren sich nicht ihre weibliche Würde und die Selbstachtung, die sie vor der Verehelichung besaßen. Die heilige Einrichtung der Ehe hätte ihre weibliche Würde eher noch fördern müssen, doch ihr reines, tugendhaftes Frauenturn wurde geschändet; dahingegeben, um willenloses Werkzeug ihres Mannes zu sein. Die Frau verliert alsbald die Achtung vor dem Ehemann, der selbst die Gebote nicht beachtet, denen sogar das unvernünftige Geschöpf Gehorsam zollt. Das Eheleben wird zur qualvollen Last, denn die Liebe erkaltet, und häufig treten Mißtrauen, Eifersucht und Haß an ihre Stelle.

Ausschweifungen und ihre Folgen

Kein Mann wird seine Frau wirklich lieben können, wenn sie sich geduldig erniedrigen läßt, um Sklavin und Dienerin seiner lasterhaften Leidenschaften zu werden. Indem sie sich haltlos hingibt, verliert sie den Wert, den sie einst in seinen Augen besaß. Er sieht sie in den Schmutz gezogen und befürchtet gar bald, daß sie einem anderen ebenso gefügig wäre wie ihm selbst. Er zweifelt an ihrer Treue und Reinheit, wird ihrer überdrüssig und sucht neue Opfer, um seine abscheulichen Begierden zu wecken und noch zu steigern. Das Gesetz Gottes wird mißachtet. Diese Männer verhalten sich schlimmer als die Tiere. Sie sind Teufel in Menschengestalt und wissen nichts von den erhebenden und adelnden Eigenschaften wahrer, geheiligter Liebe.

Auch die Frau wird eifersüchtig und verdächtigt ihren Mann, daß er ebenso gern um eine andere Frau würbe wie um sie, wenn sich Gelegenheit dazu böte. Sie erkennt, daß er weder Ehrfurcht vor Gott noch ein Gewissen hat. Alle diese geheiligten Schranken sind durch wollüstige Begierden niedergerissen. Alles, was im Mann göttliches Wesen offenbaren sollte, ist in den Dienst niederer, tierischer Lust getreten.

Es gibt in der Welt viele Männer und Frauen dieser Art. Gediegene, geschmackvolle, ja kostspielige Heime können zum Sitz der Hölle werden. Wenn ihr dazu imstande seid, dann stellt euch einmal den Nachwuchs solcher Eltern vor. Ob deren Kinder nicht noch tiefer sinken werden? Die Eltern prägen den Charakter ihrer Kinder. So vererben sich unter Umständen auch die niedrigen seelischen Eigenschaften dieser Eltern auf ihre Kinder. Satan wiederum nährt alle Bestrebungen, die zur Sittenverderbnis führen. Die nun zu beantwortende Frage lautet: Soll sich die Frau stillschweigend dem Begehren ihres Mannes hingeben, wenn sie nicht nur erkennt, daß ihn ausschließlich niedrige Begierden leiten, sondern auch erfahrungsgemäß überzeugt ist, daß es ihrem leiblich-seelischen Befinden schadet? Gott gab die Verpflichtung, den Körper zu heiligen und ihn zu einem lebendigen Opfer zu erhalten.

Reine, opferbereite Liebe ist es nicht, die die Frau unter Einsatz von Gesundheit und Leben dazu führt, den tierischen Neigungen ihres Mannes gefügig zu sein. Wenn sie wirklich liebt und dazu klug ist, wird sie sich bemühen, ihren Mann von der Befriedigung seiner sexuellen Leidenschaften abzulenken, und ihn anregen, sich mit geistlichen Problemen zu beschäftigen, um ihn dadurch zu einer sauberen Denk- und Handlungsweise zu erziehen. Es mag notwendig sein, bescheiden und liebevoll darzulegen -- selbst auf die Gefahr seines Mißfallens hin --, daß sie nicht bereit sei, ihren Körper durch sexuelle Ausschweifungen entwürdigen zu lassen. In zärtlicher, freundlicher Art sollte sie ihn daran erinnern, daß Gott den ersten und höchsten Anspruch auf ihr ganzes Sein erhebt und sie diesen Anspruch nicht mißachten könne, weil sie sich dafür am großen Tag Gottes verantworten muß. "Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft darum so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes." 1.Korinther 6,19.20. "Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte." 1.Korinther 7,23.

Wenn eine Frau ihre Gefühle läutert und ihre frauliche Würde in aller Tugend bewahrt, kann sie durch ihren verständigen Einfluß sehr wohl ihren Mann zur Heiligung führen, und somit ihre große Aufgabe erfüllen, die einen doppelten Erfolg haben wird; denn sie rettet dadurch ihren Mann und sich selbst. Dies ist jedoch eine sehr heikle und schwierige Angelegenheit, die nicht nur viel Klugheit und Geduld, sondern auch moralischen Mut und seelische Stärke erfordert. Durch das Gebet kann sie diese Stärke und Gottes Gnade empfangen. Aufrichtige Liebe muß das Herz erfüllen. Allein die Liebe zu Gott und die Liebe zum Ehemann können die rechte Grundlage für ihr Handeln abgeben.

Sollte die Frau der Meinung sein, daß es zum Herrenrecht des Mannes gehört, völlig über ihren Körper zu verfügen und ihr seelisches Verhalten zu formen, damit es dem seinen in jeder Hinsicht entspreche, dann gibt sie ihre ungeteilte Persönlichkeit auf, die mit der ihres Mannes verschmilzt. Sie ist dann nur noch eine Maschine, bewegt und beherrscht von seinen Leidenschaften, eine willenlose Kreatur seiner Begierden. Er denkt, entscheidet und handelt für sie. Sie aber entwürdigt Gott, indem sie sich in dieser Weise untätig zeigt. Es ist ihre Aufgabe, sich ständig auf die Verantwortung zu besinnen, die sie vor Gott trägt.

Wenn die Frau ihren Körper und ihr Gemüt der Führung ihres Mannes ausliefert und in allen Dingen blindlings seinem Willen folgt, ihr Gewissen, ihre Würde und sogar ihre Persönlichkeit aufgibt, verliert sie die Möglichkeit, ihren Mann zum Guten beeinflussen zu können, was ja ihre Aufgabe sein sollte. Sie könnte nicht nur sein hartes Wesen mildern, sondern ihr läuternder Einfluß könnte ihn dazu bringen, daß er sich ebenso ernsthaft bemüht, seine Leidenschaften zu beherrschen wie sich mit geistlichen Dingen zu beschäftigen. Mögen sie gemeinsam die vergängliche Lust der Welt fliehen, um die göttliche Gnade empfangen zu können!

Selbstverleugnung und Mäßigkeit

Bedeutend kann die Macht des Einflusses sein, die den Sinn des Menschen auf hohe und erhabene Gebiete lenkt über niedere gemeine Leidenschaften hinaus, nach denen im allgemeinen das nicht durch die göttliche Gnade erneuerte Herz verlangt. Wenn eine Frau der Auffassung ist, sie müsse dem würdelosen Verhalten des Mannes gefällig sein, obwohl seine Liebe sich hauptsächlich auf hemmungslose Triebe gründet, die sein Handeln bestimmen, betrübt sie Gott, weil sie versäumt, auf ihren Mann einen heiligenden Einfluß auszuüben. Sie begreift ihre Verantwortung weder gegenüber ihrem Mann noch gegenüber Gott, wenn sie sich den Trieben ihres Mannes ohne Einwendung unterwirft. Geschlechtliche Ausschweifung wird die Neigung, an gottesdienstlichen Veranstaltungen teilzunehmen, außerordentlich verringern, sie wird dem Hirn die zur Erhaltung der Organe nötigen Stoffe rauben und die Lebenskraft stark erschöpfen. Keine Frau sollte ihrem Mann bei dieser Selbstvernichtung behilflich sein, ja, sie wird es sogar bestimmt nicht tun, wenn sie deren Folgen kennt und ihren Mann wirklich liebt.

Je mehr die animalischen Triebe befriedigt werden, um so mehr erstarken sie. Immer ungestümer fordern sie Befriedigung. Mögen sich gottesfürchtige Männer und Frauen ihrer Pflicht bewußt werden. Viele Christen leiden unter einer Lähmung ihres Nervensystems, weil sie ihre Maßlosigkeit auf diesem Gebiet nicht bezwingen können. Sie sind völlig verdorben, obwohl man sie für gute Menschen hält, obwohl sie beten und weinen und hohe Stellungen bekleiden. Niemals werden jedoch ihre entheiligten Leiber zu den Toren in die himmlische Stadt eingehen.

Könnte ich doch die Verpflichtung gegenüber Gott, Leib, Seele und Geist in der bestmöglichen Verfassung zu erhalten, um damit dem Schöpfer mit allen Kräften dienen zu können, allen Menschen verständlich machen. Die christliche Frau halte sich in jeder Weise zurück, um nicht die niederen Triebe ihres Mannes zu erregen. Viele besitzen überhaupt keine Kraft, um sie in dieser Richtung zu vergeuden. Von Jugend auf haben sie ihre Nervenkraft durch die Befriedigung wollüstiger Leidenschaften geschwächt und untergraben. Selbstverleugnung und Mäßigkeit sollten in jeder Ehe obenan stehen.