Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1

Kapitel 69

Christus bekennen oder verleugnen

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In unserem gesellschaftlichen Umgang und in den Familien gibt es mancherlei Möglichkeiten, unseren Herrn zu bekennen oder zu verleugnen, ganz gleich, ob wir in beschränkte oder wohlhabende Lebensverhältnisse gestellt sind. Wir können ihn mit unseren Worten verleugnen, indem wir anderen Menschen Übles nachreden; wir können ihn verleugnen durch törichtes Geschwätz, durch Witzeleien und Scherze, durch unnütze oder unfreundliche Worte, durch Ausflüchte und Unwahrheiten. Durch unsere Worte bekennen wir, ob Christus in uns wohnt oder nicht. In unserem Wesen können wir Christus verleugnen, wenn wir allzu bequem sind, wenn wir uns vor den Pflichten und Lasten des Lebens drücken, so daß andere unsere Aufgaben mit übernehmen müssen, und uns sündhaften Vergnügungen hingeben. Auch durch Putzsucht, Anpassung an weltliche Sitten und durch unhöfliches Benehmen können wir Christus verleugnen. Auch das Durchsetzenwollen unserer Meinung, das Behaupten- und Rechtfertigenwollen unseres Ich entspricht nicht einem Bekenntnis zu Christus. Schließlich können wir ihn dadurch verleugnen, daß wir uns in krankhafter Gefühlsschwelgerei ergehen und über unserem vermeintlich zu harten Schicksal brüten.

Niemand kann Christus vor der Welt wahrhaft bekennen, es sei denn, der Geist Christi lebte in ihm. Es ist unmöglich, etwas mitzuteilen, was wir gar nicht besitzen. Unsere Gespräche und unser Verhalten sollten echter und sichtbarer Ausdruck der Gnade und der Wahrheit sein, von der wir erfüllt sind. Wenn das Herz geheiligt, gehorsam und demütig ist, wird unser umgestaltetes Leben auch nach außen erkennbar sein und für Jesus Christus außerordentlich zeugen. Meine Schwester, du mußt etwas mehr tun als nur Lippenbekenntnisse ablegen, denn diese genügen nicht. Du betrügst dich selbst. Deine Gesinnung, dein Charakter und deine Taten beweisen, daß du weder ein sanftmütiges Wesen besitzt noch Selbstverleugnung und Barmherzigkeit übst. Lippenbekenntnisse mögen viel Liebe und Demut zum Ausdruck bringen, aber wenn deine Lebensführung nicht täglich durch Gottes Gnade bestimmt wird, wirst du die himmlische Gabe nicht empfangen. Du hast nicht um Jesu willen alles verlassen. Du hast deinen Willen und deine Vergnügungssucht nicht überwunden, um Christi Nachfolger zu werden.

Du verleugnest deinen Erlöser und sündigst wider ihn, indem du dich mit verdrießlichen Dingen beschäftigst, dir selbst das Leben schwer machst und Schwierigkeiten siehst, wo keine sind. Die Sorgen des nächsten Tages häufst du schon auf den heutigen; dein Herz wird verbittert; du belastest und betrübst deine Umgebung, indem du unnötige Schwierigkeiten heraufbeschwörst. Die köstliche Prüfungszeit, die Gott dir geschenkt hat, um Gutes zu tun, verbringst du törichterweise mit unseligen Gedanken, ja du baust sogar immer wieder Luftschlösser. Deine Phantasie gibt sich mit Dingen ab, die dir weder Hilfe noch Glück bringen können. Deine Träumerei wird niemals zu einer gründlichen, gesunden Erfahrung in göttlichen Dingen führen; ebensowenig wird sie deine Tauglichkeit für das ewige Leben fördern.

Nur die göttliche Wahrheit, die in das Herz Eingang gefunden hat, kann dich zur Seligkeit führen. Wenn du ihr glaubst und gehorchst, wirst du für deine täglichen Pflichten und Prüfungen genügend Kraft empfangen. Für morgen benötigst du nichts. Du solltest dir bewußt sein, daß du nur für das Heute zu sorgen hast. Heute sollst du überwinden, dich selbst verleugnen, wachen, beten und in Gott siegreich bleiben! Unsere Zeitverhältnisse und die uns umgebenden Einflüsse, das täglich wechselnde Geschehen um uns herum und das geschriebene Wort Gottes, das alle Dinge richtet und prüft -- sie alle reichen aus, um uns unsere Aufgabe und das, was wir täglich erledigen sollten, vor Augen zu führen. Statt Gedanken nachzuhängen, die dir keinen Nutzen bringen, ist es besser, täglich die Schrift zu durchforschen und die Pflichten des täglichen Lebens zu erfüllen, die dir wohl lästig sein mögen, die aber schließlich getan werden müssen.

Anschauungsunterricht aus der Natur

Die Schönheiten der Natur sprechen unaufhörlich zu uns. Das aufnahmebereite Herz wird von der Liebe und Herrlichkeit Gottes beeindruckt, die in seiner Schöpfung erkennbar sind. Das lauschende Ohr vermag die Mitteilungen Gottes durch die Werke der Natur zu vernehmen und zu verstehen. Neben den verschiedenen Dingen der Natur, die Gott uns zu unserer Erbauung geschenkt hat, kann uns selbst der Sonnenstrahl zur Lehre dienen. Die grünen Felder, die hohen Bäume, die Knospen und Blüten, die voraberziehende Wolke, die fallenden Regentropfen, der murmelnde Bach, die leuchtenden Gestirne -- alles ruft uns zu Besinnung und liebevoller Beobachtung. Die Natur mahnt uns, mit Gott vertraut zu werden, der der Schöpfer dieser Herrlichkeiten ist. Wir können von den verschiedenen Dingen der Schöpfung lernen, wie sie alle dem Willen ihres Schöpfers gehorsam sind, Gott niemals verleugnen und stets den geringsten Fingerzeig seines Willens beachten. Nur gefallene Wesen weigern sich, ihrem Schöpfer völligen Gehorsam zu zollen. Ihre Worte und ihr Handeln widersprechen den Anforderungen Gottes und stimmen nicht mit den Grundsätzen seiner Herrschaft überein ...

Jene angeblichen Christen, die ständig weinen und klagen und annehmen, Freude und ein heiteres Gesicht seien Sünde, kennen den wahren Glaubensgrund nicht. Wer die Schönheit der Natur wie ein totes Bild betrachtet, wer es vorzieht, leblose Blätter anzuschauen, statt die prachtvollen, lebendigen Blumen zu pflücken, wer sich durch alles, was ihm die Natur an Nachdenklichem zu sagen hat, traurig stimmen läßt, wer den zauberhaften Unterschied zwischen dem satten Grün der Täler und dem der Höhen nicht erkennt, wer sein Empfinden der reizvollen und wohllautenden Harmonie verschließt, die aus der Natur zu ihm spricht, weiß nichts von dem Wesen Jesu. Diese Menschen wandeln nicht im Licht, sondern begeben sich selbst in Finsternis und Schwermut; dabei könnten sie ebensogut die Heiterkeit und den Segen der Sonne der Gerechtigkeit besitzen, die in ihren Herzen aufgeht mit "Heil unter ihren Flügeln". Maleachi 3,20.