Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1

Kapitel 79

Die Macht der Eßlust

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Eine der stärksten Versuchungen, der der Mensch zu begegnen hat, betrifft die Eßlust. Zwischen Körper und Geist besteht eine geheimnisvolle und wunderbare Beziehung. Sie sind voneinander abhängig. Den Körper in einer gesunden Verfassung zu erhalten und seine Kräfte zu entfalten, damit der Organismus harmonisch arbeiten kann, sollte das Hauptanliegen unseres Lebens sein. Vernachlässigung des Körpers bedeutet auch Vernachlässigung des Geistes. Es dient nicht der Ehre Gottes, wenn seine Kinder einen schwächlichen Körper und verkümmerten Geist haben. Dem Geschmackssinn auf Kosten der Gesundheit zu frönen, ist lasterhafter Mißbrauch der Sinne. Wer sich in irgendwelche Unmäßigkeiten einläßt, sei es im Essen oder im Trinken, vergeudet seine körperlichen Kräfte und schwächt seine moralische Stärke. Er wird den Lohn verspüren, der der Übertretung der Naturgesetze folgt.

Der Heiland der Welt wußte, daß die Befriedigung der Eßlust körperliche Entkräftung nach sich zieht und die Empfindungsorgane derart abstumpft, daß heilige und ewige Dinge nicht erkannt werden können. Christus wußte die Welt hat sich der Völlerei ergeben und diese Schwäche verdirbt ihre sittlichen Kräfte. Wenn die Befriedigung der Eßlust so stark auf der Menschheit lastete, daß, um deren Macht zu brechen, von dem Sohn Gottes um des Menschen willen nahezu sechs Wochen zu fasten verlangt wurde, welch eine Aufgabe erwartet dann den Christen, um so zu überwinden, wie Christus überwand! Die Stärke der Versuchung, die unnatürliche Eßlust zu befriedigen, kann nur an der unaussprechlichen Qual Christi während jenes langen Fastens in der Wüste ermessen werden.

Christus wußte, daß er, um den Erlösungsplan erfolgreich voranzubringen, mit dem Rettungswerk für die Menschen gerade dort einsetzen mußte, wo deren Fall begann. Adam fiel durch die Befriedigung der Eßlust. Um dem Menschen seine Verpflichtung einzuprägen, Gottes Gesetz zu gehorchen, begann Christus sein Erlösungswerk mit der Umgestaltung der natürlichen menschlichen Lebensgewohnheiten. Die Befriedigung unnatürlicher Eßlust ist hauptsächlich für den Verfall der Reinheit und für die Entartung des Menschengeschlechts verantwortlich zu machen.

Alle, vor allem aber die Prediger der Wahrheit, tragen die ernste Verpflichtung, maßlose Eßgier zu überwinden. Ihre Brauchbarkeit wäre erheblich größer, wenn sie ihre Gelüste und Leidenschaften beherrschten. Auch ihre geistigen und sittlichen Kräfte wären weitaus stärker, wenn sie die körperliche mit geistiger Arbeit verbänden. Streng durchgeführte Mäßigkeit, verbunden mit geistiger und körperlicher Arbeit, erhöhte ihre Arbeitsfähigkeit und bewahrte ihre geistige Klarheit. Gingen sie diesen Weg, ihre Gedanken und Worte flössen freier dahin, ihre Gottesdienste wirkten lebendiger, und ihre Hörer zeigten sich nachhaltiger beeindruckt.

Unmäßigkeit im Essen

Unmäßigkeit im Essen, selbst wenn es sich dabei um Nahrungsmittel handelt, die in ihrer Qualität unseren Vorstellungen entsprechen, wird einen zerstörenden Einfluß auf den Organismus ausüben und die feineren und reineren Gemütsbewegungen abstumpfen. Unbedingtes Maßhalten beim Essen und Trinken ist von äußerster Wichtigkeit für die Erhaltung der Gesundheit und für den ungestörten Ablauf aller körperlichen Funktionen. Maßvolle Lebensgewohnheiten in Verbindung mit geistiger und körperlicher Arbeit werden Körper und Geist frisch erhalten und den im Verwaltungsdienst und Predigtamt Beschäftigten, den Schriftleitern und allen anderen, die eine sitzende Tätigkeit haben, Kraft zur Ausdauer verleihen. Wir essen zuviel, obgleich wir uns als Volk zur Lebensreform bekennen. Befriedigung der Eßgelüste ist die Hauptursache für geistige und körperliche Schwächen. Die Energielosigkeit, die überall in Erscheinung tritt, hat hier ihren Ursprung.

Die Unmäßigkeit beginnt bereits mit dem Verzehren unzuträglicher Speisen. Die Verdauungsorgane werden durch fortgesetzten Genuß nach einiger Zeit geschwächt, und die aufgenommene Nahrung stillt nicht mehr den Hunger. Krankhafte Zustände treten auf, und wir verlangen immer heftiger nach anreizenderer Kost. Tee, Kaffee und Fleischspeisen wirken augenblicklich. Unter dem Einfluß der Giftstoffe dieser Nahrungsmittel ist das Nervensystem angeregt, und in manchen Fällen scheinen der Verstand gekräftigt und die Vorstellungskraft lebendiger zu sein. Weil diese Reizmittel für einen Augenblick ein angenehmes Gefühl hervorrufen, folgern manche, daß sie diese Mittel tatsächlich benötigen; und sie verwenden sie weiterhin. Die Rückwirkung bleibt jedoch niemals aus. Das übermäßig erregte Nervensystem hat sich aus den Kraftreserven der Zukunft genügend Stärke für den augenblicklichen Bedarf entlehnt. Doch dieser ganzen vorübergehenden Belebung des Organismus folgt körperliche Ermattung. In dem gleichen Maße wie diese Reizmittel den Organismus vorübergehend beleben, läßt die Kraft der erregten Organe mit der abklingenden Wirkung des Reizmittels nach. Das Verlangen nach einem etwas stärkeren Reizmittel, das hilft, uns aufrechtzuerhalten und das dabei empfundene angenehme Gefühl zu steigern, wird so lange genährt, bis wir gewöhnt sind, es zu befriedigen. Schließlich wird unser Verlangen nach Tabak und alkoholischen Getränken immer maßloser. Je mehr man dem Begehren nachgibt, desto öfter tritt es auf und desto schwieriger wird es, sein Verlangen zu beherrschen. Je anfälliger der Organismus wird und je weniger er ohne künstlichen Anreiz auskommen kann, desto stärker wird das Verlangen nach diesen Dingen, bis der Wille überwältigt ist und es scheinbar keine Möglichkeit mehr gibt, dem unnatürlichen Verlangen nach diesen Genüssen zu entsagen.

Das einzig richtige Verhalten

Das einzig richtige Verhalten besteht darin, Kaffee, Tee, Wein, Tabak, Rauschgifte und alkoholische Getränke weder anzurühren noch zu kosten noch sich sonst irgendwie damit zu beschäftigen. Die Menschen unserer Zeit bedürfen doppelt so notwendig wie die Menschen vor etlichen Jahrzehnten der durch Gottes Gnade gestärkten Willenskraft, um sich den Versuchungen Satans zu widersetzen und der geringsten Befriedigung einer unnatürlichen Eßlust zu widerstehen. Aber das heutige Geschlecht hat weniger Kraft zur Selbstbeherrschung als die Geschlechter zuvor. Wer sein Verlangen nach diesen Reizmitteln befriedigt hat, überträgt seine entarteten Eßgelüste und Begierden auf seine Kinder. Um sich der Unmäßigkeit in allen ihren Erscheinungsformen zu widersetzen, sind dann noch größere moralische Kräfte erforderlich. Der einzig und allein zuverlässige Weg ist sich unbedingter Mäßigkeit zu befleißigen und sich nicht auf den Pfad der Gefahr zu wagen.

Christus ertrug jenes lange Fasten in der Wüste in der Absicht, uns zu lehren, wie notwendig Selbstverleugnung und Mäßigkeit sind. Diese Aufgabe sollten wir an unseren Tischen beginnen und sie peinlichst auf alle Lebensbereiche ausdehnen. Der Heiland der Welt kam vom Himmel, um dem Menschen in seiner Schwachheit zu helfen, damit dieser in der Kraft, die Jesus ihm brachte, stark werde, um Eßlust und Begierden zu überwinden und in jeder Hinsicht als Sieger dazustehen.

Viele Eltern beeinflussen die Neigungen ihrer Kinder und formen deren Verlangen. Sie erlauben ihnen, Fleischspeisen zu essen und Tee und Kaffee zu trinken. Stark gewürzte Fleischspeisen, Tee und Kaffee, zu deren Genuß manche Mütter ihre Kinder ermuntern, führen diese dazu, noch stärkere Reizmittel zu verlangen, wie z.B. Tabak. Der Genuß von Tabak wiederum regt das Verlangen nach alkoholischen Getränken an, und der Genuß beider Reizmittel verringert stetig die Nervenkraft.

Wenn das sittliche Feingefühl der Christen sie in allen Dingen zur Mäßigkeit anhielte könnten sie durch ihr Beispiel bei Tisch den Menschen helfen die sich nicht beherrschen können und fast zu ohnmächtig sind, ihrer heftigen Eßlust zu widerstehen. Wenn wir uns vorstellten, daß die Gewohnheiten, die wir in diesem Leben annehmen, unsere ewigen Belange beeinflussen, ja daß unser ewiges Geschick von einem streng durchgeführten maßvollen Lebenswandel abhängig ist, achteten wir auf unbedingte Mäßigkeit im Essen und Trinken. Durch unser Beispiel und durch persönliches Bemühen können wir zur Rettung vieler Seelen von der Verderbnis der Unmäßigkeit, des Verbrechens und endlich des Todes beitragen. Unsere Schwestern können wesentlich an dem großen Heilswerk für andere Menschen teilhaben, indem sie nur gesunde, nahrhafte Kost auf den Tisch bringen. Sie sollten ihre kostbare Zeit dazu benutzen, den Geschmack und den Appetit ihrer Kinder zu formen. Ihre Aufgabe ist es, sie an Mäßigkeit in allen Dingen zu gewöhnen und Selbstverleugnung und Wohltun zum Besten anderer zu unterstützen.

Ungeachtet des Beispiels, das Christus in der Wüste der Versuchung gab, indem er der Eßlust entsagte und ihre Macht überwand, bereiten viele christliche Mütter durch ihr Beispiel und die Erziehung, die sie ihren Kindern geben, den Weg, daß ihre Kinder Fresser und Weinsäufer werden. Oft erlauben Eltern ihren Kindern zu essen, was und wann sie wollen, ohne dabei zu überlegen, ob das der Gesundheit zuträglich ist. Es gibt viele Kinder, die von klein auf zu regelrechten Schlemmern erzogen werden. Durch die Befriedigung der Eßlust bekommen sie in frühem Alter Verdauungsstörungen. Mit dem Wachstum und mit zunehmender Kraft der Kinder wachsen und erstarken auch Genußsucht und Unmäßigkeit im Essen. Geistige und körperliche Frische werden durch die Nachsicht der Eltern aufs Spiel gesetzt. Eine Vorliebe für gewisse Speisen bildet sich heraus, von denen sie keinen Nutzen, sondern nur Schaden haben. Im gleichen Verhältnis, wie der Organismus belastet wird, wird die körperliche Verfassung geschwächt.

Der Nutzen körperlicher Betätigung

Prediger, Lehrer und Schüler sollten vernünftiger werden hinsichtlich der Notwendigkeit körperlicher Betätigung im Freien. Sie vernachlässigen diese Aufgabe, die für die Erhaltung der Gesundheit von höchster Bedeutung ist. Sie studieren in ihren Büchern und essen, was einem arbeitenden Menschen zusteht. Durch solche Lebensgewohnheiten werden manche sehr beleibt, weil der Organismus überladen ist. Andere wieder magern ab, werden schwächlich und kränklich, weil sich ihre Lebenskräfte beim Verwerten jener übermäßigen Nahrungsmengen erschöpfen. Die Leber wird überlastet und damit unfähig, die Unreinheiten im Blute auszuscheiden. Krankheit ist die Folge. Durch die Verbindung körperlicher und geistiger Arbeit wird der Blutkreislauf beschleunigt, die Herztätigkeit intensiviert und die Ausscheidung unreiner Stoffe bewirkt. In jedem Teil des Körpers regt sich neues Leben und neue Kraft.

Da die Prediger, Lehrer und Schüler sich ständig geistig sehr rege verhalten, aber körperlich untätig sind, werden ihre Verstandeskräfte überbeansprucht, während die Muskulatur bewegungslos bleibt. Die ganze Arbeitslast ruht auf den Verstandesorganen, die dadurch übermäßig angestrengt und geschwächt werden, während andererseits die Muskeln ihre Spannkraft einbüßen, weil sie untätig bleiben. Man will seine Muskeln nicht beschäftigen, weil dies zu ermüden scheint.

Prediger sollen Vorbilder sein

Christi Prediger, die seine Stellvertreter sein wollen, sollten seinem Beispiel folgen und mehr als andere unbedingte Mäßigkeit an den Tag legen. Ihre Aufgabe ist es, durch ihr Leben der Entsagung, Selbstaufopferung und tätigen Nächstenliebe dem Volk das beispielhafte Leben Christi vor Augen zu führen. Christus überwand die Eßlust um des Menschen willen. An Christi Statt sollen nun die Prediger anderen Vorbild sein, das der Nachahmung wert ist. Wer nicht empfindet, wie notwendig es ist, für die Überwindung der Eßgier zu kämpfen, der wird verfehlen, köstliche Siege zu erringen, die er hätte erringen können; doch er wird ein Knecht der Eßlust und Begierde, die den Kelch der Bosheit derer füllen, die auf Erden wohnen.

Männer, die mit der Verkündigung der letzten Warnungsbotschaft an die Welt beauftragt sind, einer Botschaft, die dazu angetan ist, Menschenschicksale zu entscheiden, diese Beauftragten sollten in ihrem eigenen Leben die Wahrheiten, die sie anderen Menschen predigen, in ihrer praktischen Auswirkung erkennen lassen. Im Essen und Trinken, im Verhalten und in Gesprächen sollten sie beispielhaft sein. Schwelgerei, Befriedigung niederer Triebe und abscheuliche Sünden werden von vielen vorgeblichen Stellvertretern Christi in der ganzen Welt unter dem Deckmantel der Heiligkeit verborgen. Darunter befinden sich Männer von ausgezeichneter natürlicher Begabung, die nicht die Hälfte von dem leisten, was sie leisten könnten, wenn sie in allen Dingen maßvoll wären. Die Befriedigung ihrer Eßgier und ihrer Triebe trübt den Verstand, vermindert ihre Körperkraft und schwächt ihre moralische Stärke. Ihre Gedanken werden unklar. Ihre Worte wirken kraftlos, sie sind nicht vom Geist Gottes belebt und erreichen deshalb nicht die Herzen der Hörer.

Weil unsere Ureltern Eden durch die Befriedigung ihrer Eßlust verloren haben, besteht unsere einzige Hoffnung, Eden zurückzugewinnen, in einer entschiedenen Absage an alle Eßlust und Begierden. Mäßigkeit in der Ernährung und Beherrschung aller Leidenschaften erhalten den Verstand, verleihen geistige und sittliche Spannkraft und befähigen die Menschen, all ihre natürlichen Neigungen der Leitung höherer Mächte anzuvertrauen und zwischen Recht und Unrecht und zwischen geistlich und weltlich zu unterscheiden. Alle, die das von Christus dargebrachte Opfer recht begreifen, werden freudig dem Ich entsagen und mit Christus an dessen Leiden teilhaben wollen. Christus verließ seine himmlische Heimat und kam in diese Welt, um dem Menschen durch sein Leben zu zeigen, wie man der Versuchung widersteht.

Geleitet von einem erleuchteten Gewissen

Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Wer so überwindet, wie Christus überwand, muß ständig gegen die Versuchungen Satans auf der Hut sein. Eßlust und Leidenschaften sollten eingedämmt und von einem erleuchteten Gewissen beherrscht werden, damit ein klares Denkvermögen und eine ungeschwächte Aufnahmefähigkeit erhalten bleiben, so daß Satans Wirken und seine Schlingen nicht als Gottes Fügung gedeutet werden können. Viele ersehnen den endgültigen Lohn und Sieg, die den Überwindern zuteil werden sollen. Doch sie sind nicht bereit, wie ihr Erlöser zu entbehren, sich zu mühen und selbst zu verleugnen. Nur durch Gehorsam und unaufhörliche Anstrengungen können wir so überwinden, wie Christus überwand.

Die beherrschende Macht der Eßlust wird den Untergang Tausender herbeiführen. Wären sie jedoch auf diesem Gebiet erfolgreich geblieben, hätten sie die sittliche Kraft erhalten, um den Sieg über jede andere Versuchung Satans davonzutragen. Wer jedoch Sklave seiner Eßgier ist, wird keinen christlichen Charakter entfalten können. Die fortwährende, fast sechstausend Jahre währende Übertretung der Gesetze Gottes brachte Krankheit, Schmerz und Tod mit sich. Je mehr wir uns dem Abschluß der Zeit nähern, desto mächtiger werden Satans Versuchungen werden, uns zur Eßlust zu verführen. Dementsprechend wird es auch immer schwieriger, sie zu überwinden.

Beginnt zu Hause! -- Das Werk der Mäßigkeit muß in unseren Familien bei Tisch beginnen. Mütter haben eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, um durch richtige Zucht und Erziehung einmal Menschen in die Welt hinauszuschicken, die in der Lage sind, fast jede Stellung zu bekleiden und die auch die Pflichten des häuslichen Lebens zu ehren wissen und sich ihrer erfreuen.

Die Aufgabe der Mutter ist sehr bedeutend und eine heilige Verpflichtung. Sie sollte ihre Kinder von klein auf anhalten, sich an Selbstverleugnung und Selbstbeherrschung zu gewöhnen. Widmen die Kinder ihre Zeit meistens den Torheiten unserer entarteten Epoche und nehmen Kleiderfragen und Gesellschaften ihre kostbare Zeit in Anspruch, dann fehlt den Kindern jene Erziehung, die unentbehrlich ist, um echte Charaktere zu entfalten. Die Sorge der christlichen Mutter richte sich nicht nur auf das Äußere, sondern sie beachte auch die Gesundheit und die guten Sitten ihrer Kinder.

Viele Mütter, die die überall auftretende Unmäßigkeit beklagen, blicken nicht tief genug, um deren Ursache zu erkennen. Täglich bringen sie die verschiedensten Gerichte und scharf gewürzten Speisen auf den Tisch, die den Appetit anregen und zu übermäßigem Essen einladen. Die Mahlzeiten des amerikanischen Volkes sind im allgemeinen so zubereitet, daß sie regelrechte Trunkenbolde erziehen. Bei sehr vielen Menschen steht das Essen an erster Stelle. Wer immer seiner Eßgier frönt, indem er zu oft ißt und ihm unzuträgliche Speisen zu sich nimmt, schwächt seine Widerstandskraft gegenüber der Eßlust und anderen Leidenschaften im gleichen Maße, wie er die Neigung zu seinen falschen Speisegewohnheiten gestärkt hat. Den Müttern muß ihre Verpflichtung gegenüber Gott und der Welt eingeprägt werden, nur charakterlich gut entwickelte Kinder in die menschliche Gesellschaft zu entlassen. Männer und Frauen, die mit festen Grundsätzen in das Leben hinaustreten, werden in der Lage sein, inmitten der sittlichen Verwahrlosung dieses verderbten Zeitalters ihre Reinheit zu bewahren. Testimonies for the Church III, 562 (1875).

Sorgfältigst sollte man darauf achten, weder Reizmittel noch Rauschgifte zu verwenden, da ein gesunder Geisteszustand von der vorbildlichen Verfassung der Lebenskräfte abhängig ist.

Tabak ist ein langsam wirkendes, heimtückisches Gift. Der Organismus ist schwerer von den Wirkungen des Tabaks zu befreien als von denen des Alkohols. Wieviel Kraft kann der Tabakliebhaber einsetzen, um die fortschreitende Unmäßigkeit aufzuhalten? In unserer Welt muß sich, was den Tabakgenuß betrifft, eine völlig andersgeartete, umwälzende Auffassung durchsetzen, bevor die Axt schließlich dem Baum an die Wurzel gelegt wird. Wir rücken der Sache noch etwas näher. Kaffee und Tee fördern die Eßlust, die sich auch auf stärkere Reizmittel, wie Tabak und alkoholische Getränke, ausdehnt. Wir kommen nun unserem Hause, unseren täglichen Mahlzeiten, den gedeckten Tischen in christlichen Häusern noch näher. Sind wir in allen Dingen maßvoll? Werden die reformerischen Grundsätze durchgeführt, die für Glück und Gesundheit so bedeutsam sind?

Jeder wahre Christ wird seine Eßlust und seine Leidenschaften beherrschen. Nur wenn er von der Eßlust frei und ungebunden ist, kann er ein wahrer, gehorsamer Diener Christi sein. Die Befriedigung der Eßlust und der animalischen Triebe beraubt die Wahrheit ihrer Wirkung auf das Herz. Es ist für den Heiligen Geist und für die Kraft der Wahrheit unmöglich, einen Menschen an Leib, Seele und Geist zu heiligen, wenn dieser der Eßlust und anderen niederen Leidenschaften frönt. Testimonies for the Church III, 569.570 (1875).

Jeder sollte seine Sinne behüten, damit Satan sie nicht überwinden kann; denn sie sind die Zugänge zur Seele. Testimonies for the Church III, 507 (1875).

Als Volk geben wir vor, Lebensreformer zu sein, Lichtträger in der Welt und treue Wächter für Gott, die jeden Zugang bewachen, den Satan benutzen könnte, um mit seinen zahlreichen Versuchungen einzudringen und die Eßlust irrezuleiten. Unser Beispiel und unser Einfluß müssen Hauptstütze der Reformbestrebungen sein. Wir müssen uns jeglicher Gewohnheiten enthalten, die dazu führen, das Gewissen abzustumpfen oder die Versuchung zu fördern. Wir dürfen keine Tür öffnen, die Satan Zutritt zum Inneren des zum Bilde Gottes geschaffenen menschlichen Wesens gewährt. Wenn jeder aufmerksam und gewissenhaft die kleinen ersten Zugeständnisse, den sogenannten harmlosen Wein und gegorenen Apfelsaft mäßig zu trinken, bekämpfte, wäre der Weg zur Trunkenheit versperrt. Was jedes Gemeinwesen braucht, ist die feste Absicht und der Wille, diese Getränke nicht anzurühren, nicht zu kosten und sich mit ihnen nicht zu beschäftigen. Dann werden auch die Mäßigkeitsbestrebungen kraftvoll, bleibend und durchgreifend sein. Testimonies for the Church V, 360 (1885).