Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1

Kapitel 80

Die Schule der Prüfungen

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"Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen; er wird die Kinder Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Speisopfer bringen in Gerechtigkeit, und wird dem Herrn wohl gefallen das Speisopfer Juda's und Jerusalems wie vormals und vor langen Jahren." Maleachi 3,3.4. Dies ist der Reinigungs- und Läuterungsprozeß, den der Herr Zebaoth vornimmt. Dieser Prozeß stellt die Seele auf eine äußerst schwere Probe, aber nur durch dieses Verfahren können die erbärmlichen und besudelnden Unreinheiten entfernt werden. Unsere Prüfungen sind notwendig. Sie bringen uns unserem himmlischen Vater näher und lassen uns seinem Willen gehorchen, damit wir dem Herrn Speisopfer in Gerechtigkeit bringen mögen.

Jeder, dessen Name hier erwähnt ist1, hat von Gott Fähigkeiten und Gaben erhalten, die er nutzbringend anwenden soll. Jeder von euch braucht neue und lebendige Erfahrungen im geistlichen Leben, um den Willen Gottes zu tun. Alle früheren Erfahrungen reichen für die Gegenwart nicht aus; sie stärken uns auch nicht, um die Schwierigkeiten auf unserem Wege zu überwinden. Um zu siegen, müssen wir täglich neue Gnade und frische Kraft empfangen.

Wir geraten in jeder Hinsicht selten zweimal in die gleiche Situation. Abraham, Mose, Elia, Daniel und viele andere wurden schwer geprüft, aber nicht in der gleichen Art und Weise. Jeder einzelne hat seine persönlichen Prüfungen und Anfechtungen im Spiel des Lebens. Doch die gleichen Prüfungen kommen selten zweimal vor. Um eine bestimmte Arbeit auszuführen, hat jeder eigene Erfahrungen, die in ihrem Wesen und ihrer Sachlage nach nur ihm eigentümlich sind. Gott verfolgt in dem Leben eines jeden von uns ein Ziel, eine bestimmte Absicht. Jede Handlung, mag sie auch unbedeutend sein, hat ihren Platz in unserer Lebenserfahrung. Wir bedürfen des unaufhörlichen Lichtes und der beständigen Erfahrung, die von Gott herkommen. Wir alle brauchen das. Und Gott ist mehr als bereit, sie uns zu geben, wenn wir sie nur annehmen. Er hat die Fenster des Himmels für unsere Gebete geöffnet; doch euch genügt es, ohne die göttliche Hilfe, deren ihr so dringend bedürft, weiterzumachen.

Wie wenig wißt ihr von der Auswirkung eurer täglichen Handlungen auf das Lebensschicksal anderer Menschen. Ihr denkt vielleicht, eure Worte und Taten seien nicht so wichtig. Dabei entspringen euren Worten und Taten die bedeutsamsten Folgen zum Guten und Bösen. Die Worte und Taten, die als gering und unbedeutend angesehen werden, sind Glieder in der langen Kette menschlichen Geschehens. Ihr habt nicht gespürt, wie nötig es ist, daß sich der Wille Gottes in allen Handlungen unseres täglichen Lebens bekunde. Das Verlangen unserer Ureltern nach einer einzigen Erfüllung ihrer Eßlust öffnete die Schleusen des Unglücks und der Sünde über die Welt. Meine lieben Schwestern, wenn ihr doch fühltet, daß jeder Schritt, den ihr tut, einen bleibenden und beherrschenden Einfluß nicht nur auf euer Leben, sondern auch auf den Charakter anderer haben mag. Ach, wie sehr bedürfen wir dann der Gemeinschaft mit Gott! Wie sehr benötigen wir die göttliche Gnade, die jeden Schritt lenkt und uns kundtut, wie christliche Charaktere entwickelt werden!

Eine zunehmende Erfahrung

Christen müssen neue Erlebnisse und neue Prüfungen durchlaufen, in denen die Erfahrungen der Vergangenheit nicht mehr ausreichen. Größer als zu irgendeiner anderen Zeit unseres Lebens ist jetzt das Bedürfnis, von unserem göttlichen Lehrer zu lernen. Je mehr Erfahrung wir gewinnen, desto näher rücken wir dem reinen Licht des Himmels und um so mehr werden wir an uns selbst das erkennen, was der Umgestaltung bedarf. Wir alle könnten ein gutes Werk zum Segen anderer Menschen vollbringen, wenn wir Gottes Rat suchten und ihn gehorsam und aufrichtig befolgten. Der Pfad des Gerechten führt allmählich, von Stufe zu Stufe, aufwärts von Kraft zu Kraft, von Gnade zu Gnade, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Die göttliche Erleuchtung wird immer mehr zunehmen. Sie wird uns entsprechend unserem geistlichen Aufstieg befähigen, den vor uns liegenden Verpflichtungen und Anforderungen zu begegnen.

Solange euch Schwierigkeiten bedrängen, solange Verzweiflung und finsterer Unglaube eure Gedanken beherrschen und Selbstsucht euer Handeln bestimmt, fühlt ihr nicht euer Verlangen nach Gott und nach einer tiefen und gründlichen Erkenntnis seines Willens. Ihr kennt nicht den Willen Gottes. Ihr könnt ihn auch nicht kennen, solange ihr eigennützig dahinlebt. Ihr verlaßt euch auf eure guten Einfälle und Beschlüsse, doch die Hauptsumme des Lebens setzt sich aus gefaßten aber nicht durchgeführten Entschlüssen zusammen. Eurem Ich abzusterben, euch nicht daran festzurklammern und euch Gott auszuliefern, das sei eure vornehmste Aufgabe.

Ich würde euch gern erfreuen, wenn ich könnte. Ich würde gern eure guten Eigenschaften, Absichten und Taten loben, aber Gott zeigte mir diese nicht. Er zeigte mir die Hindernisse, die euch im Weg stehen, um den vortrefflichen, erhabenen Charakter echter Frömmigkeit zu erreichen. Diesen Charakter braucht ihr, um den himmlischen Frieden und die unvergängliche Herrlichkeit nicht einzubüßen, die Gott euch zugedacht hat. Schaut von euch selbst weg auf Jesus. Er "wirket alles in allen". Durch das Blut des gekreuzigten und auferstandenen Erlösers werden wir von der geringsten bis zu der mächtigsten Sünde gereinigt. Überlaßt Gott als einem getreuen Schöpfer in zuversichtlichem Glauben die Obhut eurer Seele. Fürchtet euch nicht immerzu, und denkt nicht, Gott wolle euch aufgeben. Er wird euch niemals verlassen, es sei denn, ihr trennt euch von ihm. Christus wird einkehren und in euch wohnen, wenn ihr ihm die Tür eures Herzens öffnet. Zwischen euch, dem Vater und dem Sohn wird vollkommene Harmonie herrschen, sobald ihr dem Ich absterbt und dem Willen Gottes lebt.

Wie wenige sind sich bewußt, daß sie Lieblingsgötzen und Lieblingssünden dienen! Gott sieht diese Sünden, von denen ihr vielleicht betört seid; er nimmt sein Messer, um tief hineinzuschlagen und diese Lieblingssünden von euch abzutrennen. Ihr wollt euch alle das Läuterungsverfahren selbst aussuchen. Wie schwer fällt es euch, eurem Ich zu entsagen? Doch wenn wir völlig Gott vertrauen, der unsere Schwäche und Sündhaftigkeit kennt, wählt er den allerbesten Weg, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Henoch führte ein göttliches Leben. Er war standhaft im Streit und besaß einen einfältigen Glauben. Ihr alle könnt ebenso handeln. Ihr könnt von Grund auf bekehrt und verändert sein, wirkliche Kinder Gottes, die sich nicht nur der Erkenntnis seines Willens erfreuen, sondern die auch durch ihr Beispiel andere Menschen auf den gleichen Pfad demütiger Folgsamkeit und Hingabe führen. Echte Frömmigkeit breitet sich aus und ist mitteilsam. Der Psalmist sagt: "Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen; von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich; ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde." Psalm 40,11. Wo immer die Liebe Gottes vorhanden ist, drängt es uns auch, sie zum Ausdruck zu bringen.

Gott helfe euch allen, ernsthaft nach dem ewigen Leben zu trachten und andere Menschen den Weg der Heiligung zu führen.