Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1

Kapitel 86

Aufsehenerregende Erweckungsversammlungen

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In ... war das Interesse viel zu sehr geteilt. Wenn sich eine neue religiöse Strömung zeigt, gibt es manche, die ihren Einfluß auf der falschen Seite geltend machen. Jeder Mann und jede Frau sollte auf der Hut sein, da es weit und breit Täuschungen gibt, die darauf abzielen, von der Wahrheit wegzuführen. Es gibt Menschen, die immer bereit sind, neue und ungewöhnliche Dinge mitanzusehen und mitanzuhören. Der Feind der Seelen besitzt in diesen großen Städten genügend Mittel, um die Neugier zu erwecken und den Geist von den bedeutenden, heiligenden Wahrheiten für diese letzten Tage abzuwenden.

Wenn jede auf- und abwallende religiöse Erweckungsbewegung einige dahin bringt, der kleinen Schar derer, die sich zu einer wenig beliebten Wahrheit bekennen, ihre Anwesenheit und ihren Einfluß, und damit ihre volle Unterstützung zu entziehen, wird es in der Gemeinde viel Schwäche geben, wo Stärke zutage treten sollte. Satan benutzt verschiedene Mittel und Wege, um seine Absichten auszuführen. Und wenn er unter dem Deckmantel des allgemeinen Glaubens Wankelmütige und Arglose vom Pfad der Wahrheit wegführen kann, hat er mit der Teilung der Kraft des Volkes Gottes viel erreicht. Diese unbeständige Erweckungsbegeisterung, die wie die Gezeiten kommt und geht, trägt ein trügerisches Äußere zur Schau, das viele redliche Menschen verführt zu glauben, sie hätten es mit dem wahren Geist Gottes zu tun. Auf diese Weise wächst die Zahl der Bekehrten. Erregbare Naturen, Schwache und Nachgiebige strömen zu ihrer Fahne, doch wenn die Woge zurückgeht, findet man sie am Ufer gestrandet! Laßt euch weder von falschen Lehrern täuschen noch von trügerischen Worten leiten! Der Feind der Seelen ist sich gewiß, genügend befriedigende Gerichte zur Verfügung zu haben, um allen Geschmacksrichtungen dienen zu können.

Es wird immer plötzlich aufleuchtende Meteore geben, die sichtbar werden; aber der Lichtschweif, den sie hinterlassen, erlischt sofort in der Dunkelheit, die dann noch undurchdringlicher scheint als zuvor. Diese aufsehenerregenden religiösen Erweckungen, die durch Geschichten-Erzählen und durch die Darstellung von Überspanntheiten und Wunderlichkeiten sichtbar werden, sind nichts anderes als nur ein oberflächliches Strohfeuer. Wer unseres Glaubens ist und sich durch dieses Blendwerk fesseln und betören läßt, wird niemals Gottes Werk aufbauen. Er ist fähig, seinen Einfluß beim geringsten Anlaß zurückzuziehen und andere zu verleiten, jenen Versammlungen beizuwohnen, in denen sie das hören, was die Seele schwächt und den Geist verwirrt. Gerade dieses Zurückziehen vom Werk läßt die Sache Gottes ins Stocken geraten. Wir müssen im Glauben standhaft und beharrlich sein. Unsere Aufgabe liegt vor uns. Sie besteht darin, daß andere Gemüter durch das im Gesetz Gottes offenbarte Licht der Wahrheit von innen und außen erleuchtet und aus der Finsternis geführt werden. Diese Aufgabe verlangt entschiedene, beharrliche Willenskraft und den bestimmten Vorsatz, zum Erfolg zu kommen.

Standhaftigkeit ist vonnöten

Es gibt etliche in der Gemeinde, die es nötig haben, sich an die Säulen unseres Glaubens zu klammern, zur Ruhe zu kommen und einen festen Grund zu finden, statt in oberflächlichen Erregungen dahinzutreiben und aus plötzlichen Einfällen heraus zu handeln. Es gibt in der Gemeinde Menschen, die geistlich krank sind. Sie haben ihre Kränklichkeit selbst verschuldet. Ihre geistliche Schwäche ist das Ergebnis ihrer wankelmütigen Haltung. Sie werden von den wechselnden Winden der Lehre hin und her geworfen, sind oft verwirrt und in Zweifel versetzt, weil sie gänzlich gefühlsmäßig handeln. Sie sind sogenannte Sensations-Christen; sie verlangen immer nach etwas Neuem und ganz Besonderem. Befremdliche Lehren verwirren ihren Glauben. Sie erweisen der Sache der Wahrheit einen schlechten Dienst.

Gott ruft nach standhaften Männern und Frauen, die genau wissen, was sie wollen, auf die man sich in Zeiten der Gefahr und Anfechtung verlassen kann, die in der Wahrheit so fest gewurzelt und gegründet sind wie die ewigen Hügel; Männer und Frauen, die weder nach rechts noch nach links schwanken, sondern sich unbeirrbar vorwärts bewegen und stets den rechten Weg beibehalten. Es gibt manche, die in Zeiten der Glaubensnot fast immer in den Reihen des Feindes gesucht werden können. Wenn sie überhaupt irgendwelchen Einfluß ausüben, dann bestimmt in der falschen Richtung. Sie fühlen sich nicht moralisch verpflichtet, ihre ganze Kraft für die Wahrheit einzusetzen, zu der sie sich bekennen. Der Lohn solcher Menschen wird einst ihren Werken entsprechen.

Wer nur wenig tut, um Seelen für den Heiland für die Ewigkeit zu gewinnen und vor Gott recht zu stehen, der wird auch selbst nur geringe geistliche Stärke gewinnen. Wir müssen die Kraft, die wir besitzen, unaufhörlich anwenden, damit sie zunehmen und sich entfalten kann. Wie Krankheit die Folge der Verletzung der Naturgesetze ist, so ist geistlicher Niedergang das Ergebnis andauernder Übertretung des Gesetzes Gottes, wenn auch gerade diese Missetäter behaupten mögen, alle Gebote Gottes zu halten.

Wir müssen näher zu Gott kommen, uns selbst in ein engeres Verhältnis zum Himmel bringen und die Grundsätze des göttlichen Gesetzes auch in den unbedeutendsten Handlungen unseres täglichen Lebens anwenden, um geistlich gesund zu sein. Gott hat seinen Dienern Fähigkeiten und Gaben verliehen, daß sie seiner Verherrlichung dienen sollen und nicht brachliegen oder vergeudet werden. Er hat ihnen Licht und die Erkenntnis seines Willens gegeben, damit sie anderen mitgeteilt werde. Handeln wir in dieser Weise, werden wir zu lebendigen Lichtträgern. Wenn wir unsere geistliche Kraft nicht anwenden, werden wir ebenso schwach, wie die Glieder des Körpers kraftlos werden, sobald der Kranke dazu verurteilt ist, längere Zeit untätig zu verharren. Nur die Betätigung verleiht Stärke.

Dienst am Nächsten

Nichts gibt uns größere geistliche Kraft und läßt unseren Eifer und unsere Gefühlstiefe mehr zunehmen, als Kranke und Verzagte zu besuchen, ihnen zu dienen und behilflich zu sein, das Licht zu schauen und ihren Glauben auf Jesus zu setzen. Darunter gibt es auch unangenehme Pflichten, die jemand erfüllen muß, wenn Menschen nicht dem Verderben anheimfallen sollen. In der Erfüllung dieser Aufgaben werden wir den Segen Gottes spüren, ganz gleich wie unerfreulich die zu bewältigenden Aufgaben auch sein mögen. Christus nahm die unangenehme Aufgabe auf sich, die Stätte der Reinheit und unübertroffenen Herrlichkeit zu verlassen, um als Mensch unter Menschen in einer von Frevel, Gewalttat und Bosheit gebrandmarkten und verfinsterten Welt zu wohnen. All das nahm er auf sich, um Seelen zu retten. Sollen die Menschen, denen diese erstaunliche Liebe und beispiellose Huld gilt, ihr Leben selbstsüchtiger Bequemlichkeit entschuldigen? Sollen sie ihr Vergnügen vorziehen, ihren Neigungen folgen und Menschen dem Untergang in der Finsternis überlassen, nur weil sie bei ihrer seelengewinnenden Arbeit mit Fehlschlägen und Widerständen werden zu rechnen haben? Christus zahlte einen unermeßlich hohen Preis für die Erlösung der Menschheit. Soll er sprechen: "Mein Vater, ich will nicht in deinem Weinberg arbeiten; ich bitte dich, entschuldige mich?"

Gott ruft nach denen in Zion, die gemächlich dahinleben, daß sie sich aufmachen und arbeiten. Werden sie des Meisters Stimme hören? Gott braucht dem Gebet ergebene, gewissenhafte Mitarbeiter, die an allen Wassern säen. Wer so wirkt, wird überraschenderweise feststellen, daß Schwierigkeiten, die im Namen und in der Kraft Jesu entschlossen ertragen werden, den Glauben festigen und den Mut erneuern. Der Weg demütigen Gehorsams bedeutet Sicherheit und Stärke, Trost und Hoffnung. Wer jedoch nichts für Jesus tut, wird schließlich den Lohn verlieren. Kraftlose Hände sind nicht fähig, sich an den Allmächtigen zu klammern. Matte Knie werden an dem Tag der Trübsal des Beistandes ermangeln. Die aber die Bibel studiert haben und auch die christlichen Missionsarbeiter werden den herrlichen Lohn empfangen und die Worte hören: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, ... gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,21.