------------------------Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 1 Sch1 5 1 Zum Geleit Sch1 7 1 Vorwort Sch1 11 1 Ellen Gould White -- Ein kurzer Abriß ihres Lebens Sch1 18 1 Kapitel 1 -- Vertrauen auf Gott Sch1 20 1 Kapitel 2 -- Seid bereit, dem Herrn zu begegnen! Sch1 24 1 Kapitel 3 -- Die Verantwortung der Eltern Sch1 25 2 Kapitel 4 -- Deines Bruders Hüter ... Sch1 28 1 Kapitel 5 -- Die beiden Wege Sch1 32 1 Kapitel 6 -- Predigerfrauen Sch1 35 2 Kapitel 7 -- Seid fleißig zur Buße! Sch1 41 2 Kapitel 8 -- Jugendliche Sabbathalter Sch1 51 3 Kapitel 9 -- Schätze im Himmel Sch1 53 1 Kapitel 10 -- Die Sichtung Sch1 58 1 Kapitel 11 -- Gottes Prüfung Sch1 59 2 Kapitel 12 -- Stätten der Anbetung Sch1 61 1 Kapitel 13 -- Lehren aus den Gleichnissen Sch1 63 2 Kapitel 14 -- Bürgschaft für Ungläubige Sch1 64 2 Kapitel 15 -- Vom Schwören Sch1 67 1 Kapitel 16 -- Unsere Aufgabe gegenüber Kindern Sch1 71 1 Kapitel 17 -- Unser Gemeinschaftsname Sch1 72 3 Kapitel 18 -- Völlige Hingabe Sch1 77 2 Kapitel 19 -- Große kommende Trübsale Sch1 81 1 Kapitel 20 -- Verpflichtungen gegen die Armen Sch1 84 1 Kapitel 21 -- Moderner Spiritismus Sch1 90 1 Kapitel 22 -- Gottesfurcht in der Familie Sch1 98 1 Kapitel 23 -- Falsche Auffassungen von Heiligung Sch1 104 2 Kapitel 24 -- Die Macht Satans Sch1 111 1 Kapitel 25 -- Die beiden Kronen Sch1 117 4 Kapitel 26 -- Die Zukunft Sch1 119 1 Kapitel 27 -- Eltern und Kinder Sch1 125 2 Kapitel 28 -- Gefahren für die Jugend Sch1 141 2 Kapitel 29 -- Wandelt im Licht! Sch1 145 1 Kapitel 30 -- Unechte geistliche Gaben Sch1 155 1 Kapitel 31 -- Das Gebet Davids Sch1 157 1 Kapitel 32 -- Rechte Sabbatfeier Sch1 159 1 Kapitel 33 -- Lebensversicherungen Sch1 161 1 Kapitel 34 -- Gesundheit und Glaube Sch1 163 2 Kapitel 35 -- Christliche Mäßigkeit Sch1 177 1 Kapitel 36 -- Fleischspeisen und Reizmittel Sch1 180 4 Kapitel 37 -- Ein verletztes Gewissen Sch1 185 1 Kapitel 38 -- Die Trennung von der Welt Sch1 189 2 Kapitel 39 -- Wahre Liebe Sch1 193 2 Kapitel 40 -- Betet für die Kranken! Sch1 198 1 Kapitel 41 -- Satans List Sch1 199 3 Kapitel 42 -- Die Leiden Christi Sch1 216 1 Kapitel 43 -- Christlicher Eifer Sch1 217 1 Kapitel 44 -- Die Verantwortlichkeit der Jugend Sch1 219 1 Kapitel 45 -- Ein Geburtstagsbrief Sch1 226 1 Kapitel 46 -- Trügerischer Reichtum Sch1 231 2 Kapitel 47 -- Echte Bekehrung Sch1 234 1 Kapitel 48 -- Sittlicher Niedergang Sch1 241 1 Kapitel 49 -- Warum tadelt Gott sein Volk? Sch1 243 1 Kapitel 50 -- Aufruf zur Selbstbeherrschung Sch1 249 3 Kapitel 51 -- Gebetsversammlungen Sch1 255 1 Kapitel 52 -- Wie sollen wir Sabbat feiern? Sch1 258 1 Kapitel 53 -- Vom Wesen christlicher Erholung Sch1 260 1 Kapitel 54 -- Keine Gnadenzeit nach Christi Wiederkunft Sch1 264 2 Kapitel 55 -- Die Heiligkeit des Sabbats Sch1 267 1 Kapitel 56 -- Unausgeglichene geistige Fähigkeiten Sch1 271 1 Kapitel 57 -- Treue in häuslichen Aufgaben Sch1 273 1 Kapitel 58 -- Eitle Gedanken Sch1 274 2 Kapitel 59 -- Rücksicht auf Irrende Sch1 276 2 Kapitel 60 -- Gleichnisse von dem, was verloren war Sch1 283 1 Kapitel 61 -- Unkraut und Weizen Sch1 286 2 Kapitel 62 -- Richtige Erziehung Sch1 291 1 Kapitel 63 -- Die Lebensreform Sch1 292 1 Kapitel 64 -- Die Gefahr des Beifalls Sch1 293 1 Kapitel 65 -- Arbeit für Irrende Sch1 295 1 Kapitel 66 -- Liebe und Pflicht Sch1 296 3 Kapitel 67 -- Die Gemeinde Laodizea Sch1 303 1 Kapitel 68 -- Tadelt alles sündige Verhalten! Sch1 307 1 Kapitel 69 -- Christus bekennen oder verleugnen Sch1 310 1 Kapitel 70 -- Verächter der Zurechtweisung Sch1 314 1 Kapitel 71 -- Ruf an die Jugend Sch1 323 2 Kapitel 72 -- Die Macht des Gebets in der Versuchung Sch1 326 1 Kapitel 73 -- Zehnten und Gaben Sch1 357 1 Kapitel 74 -- Die Vollmacht der Gemeinde Sch1 363 1 Kapitel 75 -- Der Zustand der Welt Sch1 366 2 Kapitel 76 -- Der Zustand der Gemeinde Sch1 369 1 Kapitel 77 -- Die Liebe zur Welt Sch1 374 2 Kapitel 78 -- Vermessenheit Sch1 379 1 Kapitel 79 -- Die Macht der Eßlust Sch1 388 1 Kapitel 80 -- Die Schule der Prüfungen Sch1 391 4 Kapitel 81 -- "Ich kann nicht hinabkommen ..." Sch1 397 3 Kapitel 82 -- Biblische Lebensbeschreibungen Sch1 405 1 Kapitel 83 -- Die Verantwortung des Gemeindegliedes Sch1 411 1 Kapitel 84 -- Geht voran! Sch1 414 1 Kapitel 85 -- Mitarbeiter Christi Sch1 421 2 Kapitel 86 -- Aufsehenerregende Erweckungsversammlungen Sch1 425 1 Kapitel 87 -- Mangel an Opfergeist Sch1 433 1 Kapitel 88 -- Im Schmelztiegel der Läuterung Sch1 441 2 Kapitel 89 -- Die Wirksamkeit des Blutes Christi Sch1 444 1 Kapitel 90 -- Williger Gehorsam Sch1 448 2 Kapitel 91 -- Kritik an den leitenden Brüdern Sch1 453 2 Kapitel 92 -- Heilig sind Gottes Gebote Sch1 462 1 Kapitel 93 -- Vorbereitung auf Christi Wiederkunft Sch1 471 1 Kapitel 94 -- Mit Christus vereint Sch1 473 2 Kapitel 95 -- Eine Unterweisung in der Demut Sch1 476 1 Kapitel 96 -- Das Gericht Sch1 480 3 Kapitel 97 -- Botschafter Jesu Christi Sch1 493 1 Kapitel 98 -- Pflichten gegenüber der Missionsschule Sch1 495 1 Kapitel 99 -- Unsere Schüler Sch1 497 1 Kapitel 100 -- Unverletzlichkeit der Gelübde Sch1 510 1 Kapitel 101 -- Vermächtnisse Sch1 519 2 Kapitel 102 -- Das Verhältnis der Gläubigen zueinander Sch1 524 1 Kapitel 103 -- Was den Geist schwächt Sch1 527 3 Kapitel 104 -- Schriftwidrige Heiraten Sch1 533 1 Kapitel 105 -- Treue Mitarbeiter Sch1 535 3 Kapitel 106 -- Im Irrgarten des Zweifels Sch1 538 1 Kapitel 107 -- Der Einfluß von Gefährten Sch1 543 1 Kapitel 108 -- Die Gemeinde zum Sieg bestimmt Sch1 544 3 Kapitel 109 -- Schlichte Kleidung Sch1 553 2 Kapitel 110 -- Der Trauring Sch1 554 1 Kapitel 111 -- Charakterbildung ------------------------Zum Geleit Sch1 5 1 Von allen Büchern, die Ellen G. White bei ihrem Heimgang im Jahre 1915 der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten hinterlassen hat, haben nur wenige das geistliche Leben einzelner Gläubiger und ganzer Gemeinden so stark geprägt wie gerade die "Zeugnisse". Die beiden Auswahlbände der bisherigen deutschen Ausgabe, die vor dem Weltkrieg 1914-1918 erschienen, gehörten von jeher zum eisernen Bestand jeder adventistischen Heimbücherei und werden heute noch von vielen Glaubensgeschwistern, die sie über die Wirren des zweiten Weltkrieges hinübergerettet haben, wie ein seltener, kostbarer Schatz gehütet und gehegt. Diese beiden Bände sind zum Leidwesen der Verantwortungsträger unsres Werkes, unsrer Prediger und Gemeindeglieder nun seit vielen Jahren schon nicht mehr erhältlich, da die Ungunst der Verhältnisse in der Nachkriegszeit eine Neuauflage vorerst nicht gestattete. Wohl wurde, als die nach dem Zusammenbruch lange anhaltenden Anfangsschwierigkeiten im Verlagswesen notdürftig überwunden waren, mehrfach ein unveränderter Abdruck der früheren Ausgabe erwogen, aber es wurde immer wieder und schließlich endgültig von der Durchführung eines solchen Planes abgesehen, und zwar aus folgenden Gründen: Einmal wäre bei der Neuherausgabe der früheren Bände eine gründliche Überarbeitung der sprachlichen Fassung nötig gewesen, die einer Neuübersetzung gleichgekommen wäre; zum ändern besteht seit vielen Jahren in unsrer Weltarbeitsgemeinschaft der Plan, eine umfangreichere dreibändige Ausgabe von "Zeugnissen" für alle Länder der Welt einheitlich zu veranstalten. Eine vorläufige Neuauflage der bisherigen beiden Bände hätte die Verwirklichung dieser Absicht für Deutschland auf lange Zeit hinausgeschoben. So entschloß sich denn der Verlag, die Mühe und Kosten einer Neuübersetzung und einer Neuauflage statt auf eine Übergangslösung auf die Durchführung des endgültigen Planes zu verwenden und lieber eine kleine Wartezeit in Kauf zu nehmen, bis er unsern Gemeinden deutscher Zunge die größere, dreibändige Ausgabe der "Zeugnisse" übergeben kann, die zur Zeit in allen wesentlichen Sprachen einheitlich entsteht. Sch1 6 1 Diese drei Bände bilden nun, nachdem die Weisungen für unsre junge Schar unter dem Titel "Ruf an die Jugend", die Ratschläge für unsre Buchevangelisten unter dem Titel "Mit dem Evangelium von Haus zu Haus" und die Anregungen für eine lebendige und wirkungskräftige Gestaltung der Sabbatschule unter dem Titel "Das Sabbatschulwerk" erschienen sind, ein weiteres wichtiges Glied in der Kette der Veröffentlichungen von E. G. White, die Zeugnischarakter tragen und ausschließlich zum innergemeindlichen Gebrauch bestimmt sind. Sie enthalten fast ausnahmslos alle "Zeugnisse", die auch in den früheren beiden Bänden zu finden waren, darüber hinaus aber noch wichtiges Material im doppelten Umfange der bisherigen Ausgabe. Die beiden nicht mehr erhältlichen Bände zusammen machen nur ein knappes Drittel der neuen, dreibändigen Ausgabe aus. Von den 273 Kapiteln der vorliegenden drei Bände waren nur 73 in der alten Ausgabe der "Zeugnisse" erschienen, genau 200 neue Kapitel sind also hinzugetreten. An dieser Erweiterung des Umfanges auf das Dreifache wird ersichtlich, welch eine Fülle wertvoller geistlicher Unterweisungen, die unsern deutschsprachigen Gemeinden bisher nicht zugänglich waren, wir mit dieser Sammlung von "Zeugnissen" unsern Glaubensgeschwistern in die Hände legen. Das ausführliche Stichwortverzeichnis am Ende des dritten Bandes wird allen Benutzern ein unschätzbares Hilfsmittel zum Auffinden bestimmter Abschnitte und Ausführungen sein. Sch1 6 2 Die vorliegende Auswahl aus den Bekundungen des Geistes der Weissagung trägt ihren Titel "Aus der Schatzkammer der Zeugnisse" zu Recht. Sie ist eine wahre Fundgrube unerschöpflicher und unschätzbarer Hinweise zum Aufbau eines gesunden geistlichen Lebens für den einzelnen wie für die Gemeinde. Mögen diese "Zeugnisse" in ihrem neuen Gewand das bewirken, wozu sie nach ihrer eigenen Aussage bestimmt sind: die Adventgläubigen weit und breit immer tiefer hineinzuführen in den unergründlichen Reichtum der Heiligen Schrift und sie immer fester zu gründen auf dem Felsenboden der Wahrheit, der nicht wankt und weicht, wenn alles in dieser Erdenwelt vergeht und zerfällt! Der Verleger. ------------------------Vorwort Sch1 7 1 Die Gabe des Geistes der Weissagung ist eines der beiden hervorragenden Kennzeichen der letzten Gemeinde, die im Buch der Offenbarung vorhergesagt sind. In der Erfahrung der Siebenten-Tags-Adventisten und in der Entwicklung der Gemeinde hat diese Gabe schon von den allerersten Tagen an eine wichtige Aufgabe erfüllt. Die Gemeinde wurde durch sie ermahnt, geführt, ermutigt und auch getadelt und zurechtgewiesen. Sch1 7 2 Nach und nach erschienen die Zeugnisse im Druck und wurden begierig erworben, ihr Inhalt unter Gebet sorgfältig durchforscht und die Unterweisung befolgt. Im Laufe der Jahre gelangten auch die Glaubensgeschwister, die nicht Englisch lesen konnten, in den Besitz einiger dieser Zeugnisse. Die gegenwärtige Festigkeit der Gemeinde, ihre Einheit und ihre mustergültigen Grundsätze können größtenteils auf diese Unterweisungen zurückgeführt werden. Sch1 7 3 Durch die vorliegende Weltausgabe der drei Bände "Aus der Schatzkammer der Zeugnisse" werden nun diese Ratschläge, die einen so weitreichenden Einfluß gewonnen haben, den Siebenten-Tags-Adventisten auf der ganzen Welt zugänglich gemacht. Jedoch ist es nur durch eine Auswahl der wesentlichen Teile möglich, diese Veröffentlichung in so gedrängter Form und in handlichem und überall gebräuchlichem Format darzureichen. Sch1 7 4 Diese drei Bände stellen eine wohlausgeglichene und umfassende Auswahl dar, die von erfahrenen Predigern unter der Leitung und Mitarbeit des Ausschusses für Ellen G. White-Veröffentlichungen vorgenommen wurde. Dieser Ausschuß war von Schwester E. G. White zum Verantwortungsträger der laufenden Veröffentlichung ihrer Werke bestimmt worden. Die drei Bände bilden einen wesentlichen Bestandteil einer Bücherei zur Einführung in die Schriften des Geistes der Weissagung, insgesamt zwölf Bände, die für eine baldige Veröffentlichung in den hauptsächlichsten Weltsprachen vorgesehen sind. Sch1 7 5 Die vollständigen neun Bände der "Zeugnisse für die Gemeinde" bestehen aus einer Reihe unabhängig voneinander geschriebener Aufsätze und Briefe, deren Themen untereinander oftmals in keinem Zusammenhang stehen. Die erste Sammlung, gegen Ende des Jahres 1855 herausgegeben, bestand aus Broschüren. Andere folgten bald, bis schließlich in einem Zeitraum von fünfundfünfzig Jahren siebenunddreißig fortlaufend numerierte Broschüren und Bücher erschienen waren. Die Weisungen trugen allgemeinen und speziellen Charakter zugleich; persönliche Zeugnisse, die sich mit Problemen beschäftigen, die jedem begegnen können, waren miteingestreut. Sch1 8 1 Die "Zeugnisse" wurden während einer langen Zeitspanne mit der Absicht geschrieben, den jeweiligen Nöten der Gemeinde zu begegnen. Dabei ließen sich natürlich häufige Wiederholungen nicht vermeiden. Darüber hinaus bezogen sich viele Ratschläge besonders auf örtliche, manchmal vereinzelte Umstände, die gerade zur Zeit der Abfassung bestanden. Solche Wiederholungen von Ratschlägen und von Hinweisen örtlicher Bedeutung besitzen wohl großen Wert, aber nicht für den heutigen Dienst an der Gemeinde außerhalb Nordamerikas. Deshalb ist eine Auswahl von Abschnitten allgemeiner, weltumspannender Gültigkeit angebracht und ratsam, wenn die Zeugnisse den Gemeinden in der ganzen Welt zugänglich gemacht werden. Die Vornahme einer solchen Auswahl geschieht in voller Übereinstimmung mit den Richtlinien, die Schw. White selbst im Jahre 1864 anläßlich eines Neudrucks der ersten zehn Nummern der Zeugnisse niederlegte. Zur Verdeutlichung geben wir ihre Vorbemerkungen wieder: Sch1 8 2 "Während der letzten neun Jahre, von 1855 bis 1864, habe ich zehn kleine Hefte geschrieben, betitelt ‚Zeugnisse für die Gemeinde', die veröffentlicht und unter Siebenten-Tags-Adventisten verbreitet wurden. Die erste Ausgabe der meisten dieser Hefte ist vergriffen. Nachdem aber eine steigende Nachfrage festzustellen ist, wurde es für gut befunden, sie noch einmal zu drucken, und zwar in der vorliegenden Form: örtliche und persönliche Dinge wurden weggelassen und lediglich Teile von praktischem und allgemeinem Wert und Interesse mitgeteilt." ("Zeugnisse für die Gemeinde", Nr. 1-10, wiederveröffentlicht in "Geistliche Gaben", Bd. 4.) Sch1 8 3 Wenn auch spätere englische Ausgaben die ersten Hefte vollständig wiedergaben, wurden bei der Vorbereitung der einheitlichen Weltausgabe der drei Bände "Aus der Schatzkammer der Zeugnisse" diese von Schwester White ausgesprochenen Grundsätze angewandt. -- Die "Zeugnisse für die Gemeinde" im Englischen umfassen 4737 Seiten. Die drei Bände "Aus der Schatzkammer der Zeugnisse" umfassen etwa 1500 Seiten oder ungefähr ein Drittel des neunbändigen Gesamtinhalts. Man hat sich bemüht, alle Abschnitte miteinzuschließen, die bereits früher in fremden Sprachen erschienen waren, und zwar in den beiden grundlegenden Sammlungen der Zeugnisse: in der zweibändigen, 650 Seiten umfassenden Ausgabe für Mitteleuropa und in der dreibändigen, 1100 Seiten starken Ausgabe in einigen romanischen Sprachen. In manchen Fällen hätten gleichlaufende Veröffentlichungen in den eben erwähnten Sammlungen eine Doppelanführung oder fast genaue Wiederholung von Ausführungen in diesem dreibändigen Werk oder in der einführenden Bücherei des Geistes der Weissagung bedeutet. Solche Abschnitte wurden weggelassen. Sch1 9 1 In der Regel wurden die Abhandlungen ungekürzt übernommen. Allerdings sind in einigen Fällen Teile zu langer Beiträge ausgelassen worden, um Platz zu sparen und auf diese Weise eine umfassende Stoffauswahl zu ermöglichen. In jedem Falle sind solche Kürzungen im Text angezeigt. Die ausgewählten Beiträge sind durch einige bedeutsame Abschnitte aus anderen Kapiteln, die lebenswichtige Wahrheiten beleuchten, ergänzt worden. Die Quellen sind jedesmal deutlich angegeben. Ebenso sind einige wertvolle Beiträge mit Zeugnischarakter eingefügt, die bedeutungsvolle Themen aufgreifen, die in den "Zeugnissen" nicht behandelt worden waren, Beiträge, die wohl in den englischen, aber nicht in den anderssprachigen Ausgaben der E. G. White-Bücher erscheinen. Sch1 9 2 Die Aufsätze sind mit wenigen Ausnahmen, die eine Umstellung ratsam erscheinen ließen, um den drei Bänden jeweils einen geeigneten Auftakt zu geben, in derselben zeitlichen Reihenfolge geordnet wie in der neunbändigen Gesamtausgabe. Untertitel sind hinzugefügt und lange Abschnitte hin und wieder geteilt worden. Wohl wurden auch die heute geltenden Regeln für Zeichensetzung und Rechtschreibung angewandt, aber der Text selbst wurde weder bearbeitet noch verändert. Das Datum der Ersterscheinung, die Herkunft der Abhandlung und, falls der Titel geändert wurde, die Originalkapitelüberschrift sind aus dem Inhaltsverzeichnis zu entnehmen. Sch1 10 1 In ganz wenigen Fällen sind Beziehungen, die wegen Auslassung vorhergehender Kapitel unklar sind, durch erläuternde Fußnoten verständlich gemacht. Der Leser wird feststellen, daß bei persönlichen Zeugnissen die Namen der Betreffenden nicht angegeben sind, sondern statt dessen die Buchstaben A, B, C usw. gebraucht werden. Der in den Zeugnissen benutzte Buchstabe steht also in keiner Beziehung zu dem Namen desjenigen, dem die Mitteilung galt. Sch1 10 2 Die vorliegenden Bände "Aus der Schatzkammer der Zeugnisse" sind nicht dazu bestimmt, die neunbändige Gesamtausgabe der "Zeugnisse für die Gemeinde" zu ersetzen. Die Standardausgabe wird immer die begehrteste sein. Die neuherausgegebene Auswahl in deutscher Sprache wird jedoch viel zu einer möglichst weiten Verbreitung der wichtigen Ratschläge beitragen, die in den "Zeugnissen" enthalten sind, zumal sie in ansprechender und preiswerter Gestaltung für die Leserschaft in Deutschland und anderswo zur Verfügung stehen. Sch1 10 3 In dem Maße, wie diese Bände in anderen führenden Weltsprachen herauskommen, werden sie die wichtigen Zeugnisse der Ermahnung und Ermutigung in die Heime der Siebenten-Tags-Adventisten in aller Welt tragen. Die inhaltliche Übereinstimmung der dreibändigen Auswahl aus den "Zeugnissen" bei der Veröffentlichung in allen Sprachen wird dem Gottesvolk, das in der ganzen Welt eins ist in Zielsetzung, Betrachtungsweise, Glauben und Hoffnung, von großem Segen sein. Daß durch diese für das Wohl der Gemeinde so lebenswichtigen Zeugnisse "die Heiligen zugerichtet werden" und "dadurch der Leib Christi erbaut werde", ist das ernste Gebet des Ausschusses der Weltarbeitsgemeinschaft, der Herausgeber und des Ausschusses für Ellen G. White-Veröffentlichungen. ------------------------Ellen Gould White -- Ein kurzer Abriß ihres Lebens Sch1 11 1 Ellen Gould Harmon und ihre Zwillingsschwester wurden am 26. November 1827 in Gorham bei Portland im Staate Maine im Norden Neuenglands geboren. Im Alter von neun Jahren erlitt Ellen einen Unfall. Ein von einer Klassenkameradin gedankenlos geworfener Stein verursachte eine schwere, lebensgefährliche Gesichtsverletzung, die sie sehr schwächte. Es war bald erwiesen, daß sie körperlich unfähig sein würde, die Schulausbildung fortzusetzen. Sch1 11 2 Während des Besuches einer Lagerversammlung der Methodisten mit ihren Eltern, Robert und Eunice Harmon, weihte Ellen im Alter von elf Jahren Gott ihr Leben. Kurz darauf wurde sie im Ozean durch Untertauchen getauft und in die Methodistengemeinde aufgenommen. Mit ihren Angehörigen besuchte sie aber auch die Versammlungen der Adventisten in Portland. Dies geschah im Jahre 1840. William Miller und seine Freunde verkündigten damals die Wiederkunft Christi. Diese Erkenntnis nahm Ellen voll an und schaute zuversichtlich der unmittelbar bevorstehenden Wiederkunft des Heilandes entgegen. Sch1 11 3 Trotz ihrer Jugend wurde Ellen durch die große Enttäuschung vom 22. Oktober 1844 schwerstens erschüttert. In den darauffolgenden Tagen der Ratlosigkeit flehten sie und andere ernstlich zu Gott um Aufschluß und Führung. Als sie eines Dezembermorgens im Jahre 1844 mit vier Frauen betete, überkam sie die Kraft Gottes. Zunächst verlor sie die Verbindung zu ihrer irdischen Umgebung. Dann nahm sie in einer bildhaften Offenbarung die Reise des Adventvolkes zur Stadt Gottes wahr. Ebenso wurde ihr die Belohnung der Getreuen gezeigt. Zitternd gab das siebzehnjährige Mädchen dieses und die noch folgenden Gesichte ihren Mitgläubigen in Portland wieder. Bei passender Gelegenheit berichtete sie das Geschaute auch Gruppen Adventgläubiger in Maine und in benachbarten Staaten. ihrem Mann bis zu seinem Tode am 6. August des Jahres 1881 in eifriger Evangeliumsarbeit eng verbunden. Sie unternahmen ausgedehnte Reisen durch die Vereinigten Staaten, predigten und schrieben, pflanzten und bauten, organisierten und verwalteten. Zeit und Erprobung erwiesen, welch umfassenden und festen Grund sie gelegt und wie vortrefflich und weise sie gebaut hatten. Sie gaben unter den sabbathaltenden Adventisten den Anstoß zur Errichtung des Verlagswerkes in den Jahren 1849 und 1850 und zur Entwicklung einer Gemeindeordnung mit einem gesunden System der Verwaltung der Gemeindegelder gegen Ende der fünfziger Jahre. Dies alles gipfelte in der Gründung der Weltarbeitsgemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten im Jahre 1863. Kurze Zeit darauf begann unser ärztliches Werk. Das hervorragende Erziehungswesen unserer Gemeinschaft nahm seinen Anfang gleich nach 1870. Der Plan, jährliche Lagerversammlungen abzuhalten, entstand 1868, und im Jahre 1874 sandten die Siebenten-Tags-Adventisten ihren ersten Missionar aus. Sch1 12 1 Die Ratschläge, die Belehrung und die Ermutigung, die der Gemeinde mündlich und aus der nimmermüden Feder von Schw. White zuteil wurden, waren sowohl in all diesen Fortschritten als auch in der ganzen Entwicklung und Durchführung all dieser Bestrebungen wegweisend. Zuerst erfolgten die Mitteilungen an die Gemeinden durch persönliche Briefe an einzelne Glieder oder durch Beiträge in der Zeitschrift "Die gegenwärtige Wahrheit". Im Jahre 1851 gab dann Schw. White ihr erstes vierundsechzig Seiten umfassendes Buch heraus unter dem Titel "Ein Abriß der Glaubenserfahrungen und der Gesichte von Ellen G. White". 1855 wurde begonnen, eine numerierte Serie von Heften mit dem Titel "Zeugnis für die Gemeinde" zu veröffentlichen. Diese brachten Belehrungen und Ermahnungen zur Besserung, die Gott von Zeit zu Zeit in Gnaden ergehen ließ, um sein Volk zu segnen, zurechtzuweisen und zu leiten. Weil die Nachfrage nach diesen Unterweisungen weiter anstieg, kam im Jahre 1885 eine Neuauflage dieser Zeugnisse in vier gebundenen Büchern heraus. Durch Hinzufügung weiterer Bände, die von 1889 bis 1909 erschienen, entstand eine Reihe von neun Bänden "Zeugnisse für die Gemeinde". Sch1 12 2 Obwohl Geschw. White einen großen Teil ihrer Zeit der Reisetätigkeit und der öffentlichen Verkündigung widmeten, behielten sie ihren Wohnsitz in den Oststaaten bis 1855 bei. Während der folgenden siebzehn Jahre lebten sie im Staate Michigan. Von 1872 bis zum Tode Br. Whites im Jahre 1881 wohnten sie hauptsächlich in Kalifornien. Schw. White erfreute sich in den mittleren Jahren ihres Lebens einer guten, wenn auch nicht robusten Gesundheit. Sch1 13 1 Geschw. White hatten vier Kinder. Der älteste Knabe, Henry, wurde sechzehn Jahre alt, der jüngste, Herbert, starb mit drei Monaten. Edson und William, die beiden mittleren, wuchsen heran, und jeder von ihnen wirkte eifrig in der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten. Sch1 13 2 Einer Bitte der Generalkonferenz entsprechend, begab sich Schw. White im Sommer des Jahres 1885 nach Europa und stärkte dort zwei Jahre hindurch das sich neu entwickelnde Werk. Sie ließ sich in der Schweiz (Basel) nieder und unternahm ausgedehnte Reisen durch Süd-, Mittel- und Nordeuropa. Überall nahm sie an den großen Zusammenkünften der Gemeinschaft teil und kam mit den Glaubensgeschwistern in den Gottesdiensten zusammen. Dann hielt sie sich wieder vier Jahre in den Vereinigten Staaten auf. Im Jahre 1891 folgte sie einem Ruf der Weltarbeitsgemeinschaft nach Australien. In dem großen australasiatischen Feld lebte sie neun Jahre und half beim Aufbau und bei der Förderung des Werkes, besonders auf dem Gebiet des Schulwesens und der ärztlichen Mission. Schw. White kehrte im Jahre 1900 nach den Vereinigten Staaten zurück und richtete sich an der Westküste in St. Helena, Kalifornien, ihr Heim ein. Dort blieb sie bis zu ihrem Tode im Jahre 1915. Sch1 13 3 Während ihrer ganzen diensterfüllten Lebenszeit war Schw. Whites Einfluß bis zum letzten Siebenten-Tags-Adventisten spürbar. Sie besuchte Gemeinden, nahm an den Sitzungen der Weltarbeitsgemeinschaft und, wenn irgend möglich, an den Lagerversammlungen teil. So zog sie oftmals in der Zeit zwischen den Sitzungen der Weltarbeitsgemeinschaft von einer Lagerversammlung zur ändern und sprach zu den Gemeindegliedern und bei großen Veranstaltungen zu vielen Vortragsbesuchern. Sch1 13 4 Mehrere Jahrzehnte hindurch erschienen regelmäßig Beiträge aus ihrer Feder in den Zeitschriften der Gemeinschaft. Diese wöchentlichen, vom Geiste Gottes eingegebenen Weisungen übten einen stillen, aber mächtig formenden Einfluß aus. Von Zeit zu Zeit kamen ihre Bücher heraus, die immer wieder gelesen wurden. Die Aufgabe, alles ihr an Belehrung und Offenbarung in Gesichten Mitgeteilte der Gemeinde und der Welt vor Augen zu führen, war ein Lebenswerk. Gesichte wurden ihr während ihres ganzen Lebens zuteil. Bereits im Jahre 1858 erhielt sie das allumfassende erste Gesicht über den großen Kampf. Innerhalb von sechs Monaten nach der Offenbarung war der Stoff in Gestalt des kleinen Buches "Geistliche Gaben" (Band 1), "Der große Kampf zwischen Christus und seinen Engeln und Satan und seinen Engeln" (Erfahrungen und Gesichte, 3. Teil) für die Öffentlichkeit niedergelegt. In vielen späteren Gesichten bekam sie in vielen Einzelheiten noch klareren Aufschluß über den großen Kampf, so daß sie eine Neufassung schuf: zuerst in den siebziger und achtziger Jahren in den vier Bänden "Geist der Weissagung" und später in den Bänden, die die Auseinandersetzung zwischen Gott und Satan beleuchten, "Patriarchen und Propheten", "Propheten und Könige", "Das Sehnen der Zeitalter" (in Deutschland im Auszug unter dem Titel "Das Leben Jesu" veröffentlicht), "Das Wirken der Apostel" und "Der große Kampf". Andere Bücher von Schw. White, die einen weitreichenden, gestaltenden Einfluß erlangt haben, sind die folgenden: "In den Fußspuren des großen Arztes", "Christi Gleichnisse", "Erziehung", "Gedanken vom Berg der Seligpreisungen" und eine ganze Anzahl von Bänden, die auf einzelnen Sondergebieten Ratschläge erteilen, wie "Diener des Evangeliums", "Zeugnisse für Buchevangelisten" (in Deutschland unter dem Titel "Mit dem Evangelium von Haus zu Haus" neu erschienen), "Ratschläge für Eltern, Lehrer und Schüler" u. a. das wohlbekannte Buch "Der Weg zu Christo", das in über sechzig Sprachen veröffentlicht ist, wurde von Millionen Menschen gelesen. Sch1 14 1 Im Jahre 1909 wohnte Schw. White im Alter von einundachtzig Jahren der Sitzung der Weltarbeitsgemeinschaft in Washington bei. Es sollte ihre letzte Reise durch Nordamerika sein. Die anschließenden fünf Jahre waren der Abfassung von Beiträgen für die Gemeinschaftszeitschriften und der Veröffentlichung ihrer Bücher gewidmet. Gegen Ende ihres Lebens erklärte sie: "Ob ich am Leben bleibe oder nicht, meine Schriften werden beständig reden, und sie werden ihre Aufgabe erfüllen, solange die Welt steht." ("Die Abfassung und Verbreitung der Zeugnisse für die Gemeinde" 12.13) Sch1 15 1 Obgleich Schw. White ihre schriftstellerische Tätigkeit bis Anfang 1915 aufrechterhielt, arbeitete sie in den drei letzten Jahren nicht mehr in dem Maße, wie es sonst für sie während ihrer langen Lebenszeit kennzeichnend war. Mit unerschütterlichem Mut und in vollem Vertrauen auf ihren Erlöser entschlief sie am 16. Juli 1915 in ihrem Heim. An der Seite ihres Gemahls und ihrer Kinder wurde sie auf dem Eichenhügelfriedhof in Battle Creek, Michigan, zur Ruhe gebettet. Sch1 15 2 Siebenten-Tags-Adventisten sahen immer, wie auch heute, den Dienst Schw. Whites, der Botin des Herrn, als Erfüllung der Prophezeiung in Offenbarung 12,17 und 19,10 an, nämlich daß die Gemeinde der Übrigen, "die da halten die Gebote Gottes", "das Zeugnis Jesu Christi" -- "den Geist der Weissagung" haben sollte. Sie erkennen in Schw. Whites Wirken die Gabe der Weissagung, von der Paulus in Epheser 4,8-13 spricht. Mit anderen Gaben wirkt diese in der Gemeinde, "daß die Heiligen zugerichtet werden" und "dadurch der Leib Christi erbaut werde, bis daß wir alle hinankommen zu einerlei Glauben". Sch1 15 3 Die Offenbarungen, die ihr während ihres langen Lebens gegeben wurden, entsprachen den von Gott für Israel bestimmten Mitteln göttlicher Bezeugung. "Ist jemand unter euch ein Prophet des Herrn, dem will ich mich kundmachen in einem Gesicht oder will mit ihm reden in einem Traum." 4. Mose 12,6. Ihr Lebenswerk hat seinem Wesen nach viel Ähnlichkeit mit dem des Führers Israels, von dem uns in Hosea 12,14 gesagt wird: "Aber hernach führte der Herr Israel aus Ägypten durch einen Propheten und ließ ihn hüten durch einen Propheten." Sch1 15 4 Schw. White war unter ihren Nachbarn und Freunden als eine ernste, gottesfürchtige und christliche Frau bekannt. Aus einer Würdigung ihrer Person durch den Herausgeber der "Amerikanischen Geschichte in Lebensbildern" geht hervor, wie ihre Zeitgenossen ihr Leben und Wirken beurteilten. Dieser schrieb im Jahre 1878: Sch1 15 5 "Frau White ist eine Frau von bemerkenswert ausgeglichener geistiger Verfassung. Güte, hoher Geist, Gewissenhaftigkeit und Idealismus sind ihre vorherrschenden Züge. Ihre charakterlichen Eigenschaften machen alle, die mit ihr in Berührung kommen, zu ihren wärmsten Freunden und flößen unbedingtes Vertrauen in ihre Aufrichtigkeit ein ... Obgleich sie viele Jahre öffentlich wirkte, hat sie sich die Schlichtheit und Ehrenhaftigkeit, die ihre frühen Jahre kennzeichneten, bewahrt. Sch1 16 1 Als Rednerin ist Frau White eine der erfolgreichsten unter den wenigen Frauen, die sich in unserem Lande während der letzten zwanzig Jahre durch Vorträge auszeichneten. Durch steten Gebrauch entwickelten sich ihre Stimmorgane derart, daß ihre Stimme seltene Tiefe und Kraft gewann. Wenn sie im Freien spricht, hat man sie schon des öfteren im Umkreis von einer englischen Meile deutlich vernehmen können, so klar und einprägsam ist ihre Aussprache. Ihre Sprache, wenn auch einfach, ist immer ausdrucksstark und klangvoll. Ist sie von einem Thema ergriffen, kann sie erstaunlich beredt sein und die größten Zuhörerscharen stundenlang in Spannung halten, ohne daß sich Ungeduld oder Ermüdung bemerkbar machen. Sch1 16 2 Die Grundgedanken ihrer Ansprachen sind stets praktischer Art; sie betreffen hauptsächlich häusliche Pflichten, die religiöse Erziehung der Kinder, Mäßigkeit und verwandte Gebiete. In Erweckungsversammlungen ging von ihr immer die stärkste Wirkung aus. Sie sprach häufig in großen Städten zu riesigen Versammlungen über ihr besonders am Herzen liegende Themen und wurde immer gern gehört. In Massachusetts lauschten ihr einmal zwanzigtausend Menschen mit größter Aufmerksamkeit über eine Stunde lang. Sch1 16 3 Frau White ist die Verfasserin zahlreicher Bücher, die weite Verbreitung gefunden haben. Ihre Schriften tragen das gleiche schlichte und praktische Gepräge wie ihre Reden. Sie befassen sich in solcher Weise mit dem Familienleben, daß sie die Aufmerksamkeit des aufrichtigen Lesers fesseln, weil die hohen Forderungen des Alltags unaufdringlich herausgestellt werden." ("Amerikanische Geschichte in Lebensbildern hervorragender und aus eigener Kraft emporgekommener Persönlichkeiten im Staate Michigan" 108.) Sch1 16 4 Schw. White wurde von allen Mitarbeitern, den Gemeinden und ihren eigenen Familienangehörigen als hingebungsvolle Mutter und ernste, hochherzige, unermüdliche Dienerin im Werk des Herrn geachtet und geehrt. Sie bekleidete niemals eine offizielle Stellung in der Gemeinschaft. Sie erwartete niemals besondere Aufmerksamkeit noch hat sie ihre Fähigkeiten je dazu benutzt, sich zu bereichern oder sich beliebt zu machen. Ihr Leben und ihre gesamte Habe waren dem Werk Gottes geweiht. Sch1 17 1 Als sie gestorben war, schloß der Schriftleiter einer bekannten Wochenschrift seine Betrachtungen über ihr segensreiches Leben mit folgenden Worten: "Sie war von der Echtheit ihrer Offenbarungen unbedingt überzeugt -- ihr Leben war dieser Offenbarungen würdig. Sie zeigte weder geistlichen Hochmut noch suchte sie unlauteren Gewinn. Sie lebte das Leben und vollbrachte das Werk einer würdigen Prophetin." ("The Independent", 23. August 1915.) Sch1 17 2 Weitere Einzelheiten über das Leben und Wirken Schw. Whites findet der Leser in dem amerikanischen Buch "Glaubenserfahrungen und Unterweisungen Ellen G. Whites". Der Ausschuß für Ellen G. White-Veröffentlichungen. ------------------------Kapitel 1: Vertrauen auf Gott Sch1 18 1 Am 5. Mai 1855 wurde mir in Battle Creek im Staate Michigan offenbart, daß es den Dienern Gottes wie auch der Gemeinde sehr an Glauben mangelte. Sie waren leicht zu entmutigen, zweifelten an Gott und glaubten nur zu willig, daß sie ein schweres Los zu tragen hätten und von Gott verlassen wären. Ich sah im Geist, wie schmerzlich dies war; denn Gott liebte sie so sehr, daß er seinen eingeborenen Sohn für sie in den Tod gegeben hatte. Dem ganzen Himmel war es um ihre Erlösung zu tun; dennoch fiel es ihnen schwer, einem so liebevollen, gütigen Vater zu glauben und zu vertrauen, obwohl er alles für sie getan hatte. Irdische Eltern geben sich Mühe, ihren Kindern alles erdenkliche Gute mitzugeben. Wieviel mehr hat unser Vater im Himmel denen den Heiligen Geist verheißen, die ihn darum bitten. Ich erlebte im Geiste, daß die Diener Gottes und die Gemeinde zu leicht entmutigt waren. Baten sie ihren himmlischen Vater um Dinge, die sie für notwendig ansahen, und sie erhielten diese nicht sofort, wankte ihr Glaube, schwand ihr Mut, und Murren überkam sie. Gott war über diesen Mangel an Vertrauen betrübt. Sch1 18 2 Jeder Gläubige, der sich Gott mit aufrichtigem Herzen naht und seine rechtschaffenen Bitten vertrauensvoll zu ihm emporsendet, wird die Erhörung seiner Gebete erleben. Euer Glaube darf Gottes Verheißungen nicht darangeben, wenn ihr auf eure Gebete nicht unverzüglich eine Antwort erkennt oder empfindet. Seid nicht bange, euer Vertrauen auf Gott zu setzen! Stützt euch auf seine bestimmte Zusage: "Bittet, so werdet ihr nehmen!" Johannes 16,24. Gott ist viel zu weise, um zu irren, zu gütig, um den Gläubigen, die rechtschaffen wandeln, irgend etwas Gutes vorzuenthalten. Ein Mensch fehlt oft. Wenn auch seine Bitten aus einem redlichen Herzen aufsteigen, bittet er doch längst nicht immer um Dinge, die für ihn gut sind oder zur Verherrlichung Gottes dienen. Da es sich so verhält, wird unser weiser und gütiger Vater zwar unsere Gebete hören und auch erhören, manchmal sogar sofort; aber er schenkt uns nur die Dinge, die zu unserem Besten dienen und den Geber verherrlichen. Gott schenkt uns seinen Segen. Wenn wir die Beweggründe seines Handelns erkennten, sähen wir deutlich, daß er weiß, was uns zum Besten dient, und daß unsere Gebete erhört werden. An Stelle des von uns zu unserem Schaden Erbetenen wird uns Segen gespendet, denn Gott bewahrt uns vor allem Ungemach. Sch1 19 1 Ich schaute im Geist, daß wir an unserem Glauben festhalten sollten, selbst wenn wir die sofortige Erhörung unserer Gebete nicht wahrnehmen; denn aufkommendes Mißtrauen trennt uns von Gott. Schwankt unser Glaube, werden wir Gott vergeblich bitten. Unser Gottvertrauen muß stark sein; dann wird zur Zeit, da wir ihn am nötigsten brauchen, Gottes Segen auf uns kommen, wie ein Regenschauer die Erde tränkt. Sch1 19 2 Wenn die Diener Gottes um seinen Geist und Segen inständig bitten, folgt die Erhörung zuweilen unverzüglich; doch sie wird nicht immer sofort gewährt. Verzagt in solchen Stunden nicht! Glaubt fest an die Erfüllung der Verheißung! Vertrauet Gott völlig; denn häufig schenkt er seinen Segen dann, wenn ihr ihn am dringendsten benötigt. Ihr werdet ganz unerwartet Gottes Hilfe erhalten und befähigt sein, das Wort mit Kraft und Klarheit zu verkündigen, wenn ihr die Botschaft Gottes an Außenstehende herantragt. Sch1 19 3 Es wurde mir gezeigt, wie Kinder von ihren Eltern ein Geschenk erbaten. Sie wünschten sich etwas, von dem die Eltern wußten, daß es ihnen schaden würde. So gaben die Eltern statt dessen etwas Gutes und Heilsames. Ich sah, daß jedes gläubig und rechtschaffenen Herzens emporgesandte Gebet von Gott gehört und beantwortet wird und daß der Bittende in der Zeit größter Bedürfnisse den Segen Gottes empfängt, der oftmals seine Erwartungen weit übertrifft. Nicht ein einziges Gebet eines wirklich Gläubigen geht verloren, wenn es voller Vertrauen aus einem aufrichtigen Herzen emporsteigt. ------------------------Kapitel 2: Seid bereit, dem Herrn zu begegnen! Sch1 20 1 Ich schaute im Geist, daß wir die Wiederkunft des Herrn nicht erst in weiter Zukunft erwarten sollten. Der Engel sagte: "Seid bereit, den über die Erde kommenden Ereignissen zu begegnen! Achtet darauf, daß eure Werke mit eurem Glauben übereinstimmen!" Ich sah, daß sich unser Sinn auf Gott richten sollte; unser Einfluß muß für ihn und die Wahrheit zeugen. Unser sorgloses und gleichgültiges Verhalten macht dem Herrn keine Ehre. Wenn wir verzagen, verherrlichen wir Gott nicht. Ernsthaft sollten wir unser eigenes Seelenheil zu erlangen suchen, um dann zum Heile anderer zu wirken. All diese Dinge verdienen unsere größte Aufmerksamkeit; alles andere ist von untergeordneter Bedeutung. Sch1 20 2 Ich schaute im Geist die himmlische Pracht. Ich hörte die jubelnden Gesänge der Engel zum Preise, zur Ehre und zum Ruhme Jesu. Da ging mir etwas von der wundersamen Liebe des Sohnes Gottes auf. Er verließ all den Glanz, all die Würde, die er im Himmel besaß, und ließ sich unsere Erlösung so angelegen sein, daß er geduldig und demütig jede Schmach und Verachtung ertrug, die Menschen ihm aufbürdeten. Er wurde geschlagen, gepeinigt und verwundet; man nagelte ihn an das Kreuz von Golgatha, wo er einen qualvollen Tod erlitt, damit wir vom Tode errettet, in seinem Blut gewaschen, einst auferweckt würden, um mit ihm in den Wohnungen zu leben, die er für uns bereitet; dort sollen wir die Herrlichkeit und den Glanz des Himmels genießen, den Gesang der Engel hören und in ihren Jubel mit einstimmen. Sch1 20 3 Mir wurde offenbart, daß der ganze Himmel an unserer Erlösung Anteil nimmt. Sollten wir da gleichgültig bleiben? Sollten wir uns so leichtfertig benehmen, als wäre es nicht wichtig, gerettet oder verloren zu sein? Sollten wir das einst für uns dargebrachte Opfer geringschätzen? Einige taten es. Sie spielten mit der angebotenen Gnade, und das mißfällt dem Herrn. Der Geist Gottes jedoch läßt sich nicht auf die Dauer erbittern; er wird sich zurückziehen, sobald die Kränkung die Grenze überschreitet. Wenn die Menschen durch ihren Lebenswandel die durch Jesus geschenkte Gnade ablehnen, nachdem Gott alles für ihre Rettung getan hat, trifft sie der Tod, und er kommt ihnen teuer zu stehen. Es wird ein furchtbarer Tod sein; denn sie werden die gleichen Schmerzen erleiden, die Christus am Kreuz durchkostete, um für sie das Lösegeld zu entrichten, das sie zurückgewiesen haben. Dann werden sie begreifen, was ihnen verlorenging -- ewiges Leben und unvergängliches Erbteil. Die Größe des Opfers auf Golgatha zeigt den Wert der Seelen, für die es gebracht wurde. Wenn aber die kostbare Seele einmal verloren ist, bleibt sie für immer verloren. Der Engel mit den Waagschalen Sch1 21 1 Ich sah einen Engel, der, mit Waagschalen in seinen Händen, sich anschickte, das Sinnen und Trachten des Volkes Gottes, besonders der Jugend, abzuwägen. In einer Schale befanden sich die Gott wohlgefälligen, in der anderen alle auf irdische Ziele gerichteten Gedanken und Wünsche. Sch1 21 2 Das Lesen fragwürdiger Bücher, Putzsucht, Eitelkeit, Stolz und ähnliches wurden in die zweite Schale geworfen. Was für ein ernster Augenblick! Gottes Engel stehen mit den Schalen und wägen die Gedanken der Kinder Gottes, die da behaupten, für Gott zu leben und der Welt abgestorben zu sein. Die mit weltlichen Gedanken, Eitelkeit und Stolz gefüllte Schale senkte sich rasch, obgleich ein Gewicht nach dem anderen von ihr herunterfiel. Wie leicht war dagegen die andere Schale mit dem Gott wohlgefälligen Sinnen und Trachten, und wie schnell schoß sie empor, als die andere sich senkte! Ich kann dieses, so wie ich es sah, wohl berichten, aber niemals bin ich imstande, den ernsten und tiefen Eindruck wiederzugeben, der sich meinem Gemüt einprägte, als der Engel mit der Waagschale das Sinnen und Trachten des Volkes Gottes abwog und sprach: "Können solche ins Reich Gottes eingehen? Nein, nein, niemals! Sag ihnen, daß sie sich einer trügerischen Hoffnung hingeben. Nur wenn sie eilends Buße tun, kann ihnen Heil widerfahren, sonst müssen sie umkommen." Sch1 21 3 Scheinbare Frömmigkeit kann niemanden retten. Alle müssen durch tiefe und lebendige Erfahrungen hindurchgehen. Nur diese vermögen in Zeiten der Anfechtung den Glauben zu stärken. Dann wird der Wert der Werke geprüft werden. Erweisen sie sich als Gold, Silber und Edelgestein, kommen sie unter die Geborgenheit und Obhut des Herrn. Gleichen sie aber Holz, Heu oder Stoppeln, kann sie nichts vor dem grimmigen Zorn des Herrn bewahren. Sch1 22 1 Von Jugendlichen und Erwachsenen wird einmal verlangt werden, den Grund ihrer Hoffnung darzulegen. Aber ihr Verstand, der doch von Gott für Besseres, nämlich ausschließlich ihm zu dienen, ersehen war, hat sich mit wertlosen statt mit ewigen Dingen befaßt. Der Geist, den man überall umherschweifen läßt, ist genausogut fähig, die Wahrheit, die Richtigkeit des göttlichen Sabbatgebots und die echte Grundlage christlicher Hoffnung zu erkennen, wie andererseits bei äußeren Dingen, Umgangsformen, Kleidung usw. zu verweilen. Wer seinen Verstand mit albernen Geschichten und nichtigen Fabeln unterhält, befriedigt wohl die Phantasie, aber die Herrlichkeit des Wortes Gottes bleibt ihm verfinstert. Der Geist ist gänzlich von Gott abgelenkt und das Verlangen nach seinem köstlichen Wort erstorben. Unser Wegweiser Sch1 22 2 Um uns durch die Fährnisse dieser finsteren Welt den Weg zum Himmel zu führen, wurde uns ein besonderes Buch gegeben. Es sagt uns, wie wir dem Zorn Gottes entrinnen können. Es spricht von Christi Leiden für uns, von dem großen Opfer, das er darbrachte, damit wir gerettet würden und uns in Ewigkeit der Gegenwart Gottes erfreuen können. Wenn manche, die die Wahrheit in unserem Lande -- einem Land voller Erkenntnis -- vernommen haben, schließlich zurückbleiben, tragen sie selbst die Verantwortung dafür: sie werden keine Entschuldigung finden. Das Wort Gottes sagt uns, was wir tun müssen, um vollkommene Christen zu werden und den sieben letzten Plagen zu entgehen. Aber jene hatten kein Interesse am Studium des Wortes Gottes und ließen sich durch andere Dinge ablenken. Sie trieben Abgötterei, vernachlässigten und mißachteten das heilige Wort Gottes. Viele, die sich Christen nennen, haben Gott nicht ernst genommen. Wenn sein heiliges Wort sie jedoch am Jüngsten Tag richten wird, werden sie zu leicht befunden werden. Das Wort, das sie um nichtssagender Erzählungen willen beiseite gesetzt haben, entscheidet nun ihr Leben. Ihre Beweggründe, Worte und Werke sowie die Art und Weise, wie sie ihre Zeit nutzten, werden mit dem geschriebenen Wort Gottes verglichen; und wenn sie dann diesem Maßstab nicht entsprochen haben, wird ihr Urteil für immer gefällt sein. Unser alleiniges Vorbild Sch1 23 1 Ich sah im Geist, daß viele auf Menschen schauen und ihr Leben mit dem Leben anderer vergleichen. Das aber ist müßig, denn kein anderer als Christus ist uns zum Vorbild gesetzt. Er gibt uns ein echtes Beispiel, und jeder sollte bestrebt sein, ihm mit allen Kräften nachzueifern. Wir sind entweder Mitarbeiter Christi und sammeln mit ihm, oder wir sind Helfer des Feindes und zerstreuen ringsumher. Wir sind entweder völlig überzeugte, entschiedene Christen oder überhaupt keine. Christus sprach: "Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde." Offenbarung 3,15.16. Sch1 23 2 Einige wissen kaum, was es eigentlich bedeutet, sich selbst zu verleugnen und Opfer zu bringen oder gar für die Wahrheit zu leiden. Der Geist der Selbstverleugnung und der Aufopferung aber sollte gepflegt werden, da niemand in das Reich Gottes eingehen kann, ohne Opfer gebracht zu haben. Etliche haben sich nicht selbst aufgegeben; sie haben ihre Leiber nicht auf den Altar Gottes gelegt, sondern sie ergehen sich in heftigen, launenhaften Ausbrüchen, befriedigen ihre Eßlust und dienen ihrem Eigennutz ohne Rücksicht auf das Werk Gottes. Nur der wird das ewige Leben empfangen, der dafür Opfer zu bringen vermag. Es ist wohl wert, dafür zu leiden, deswegen das Ich zu kreuzigen und sündige Neigungen aufzugeben. Der weitaus mächtigere, immerwährende Einfluß der himmlischen Herrlichkeit überglänzt alle Dinge und übertrifft alle Freuden dieser Welt. ------------------------Kapitel 3: Die Verantwortung der Eltern Sch1 24 1 Im Geist schaute ich, daß allen Eltern eine schwere Verantwortung auferlegt ist. Sie dürfen sich von ihren Kindern nicht bevormunden lassen, sondern müssen sie leiten und führen. Ich wurde auf Abraham hingewiesen. Er war seinem Hause ein gläubiger Hausherr; er hielt auf Ordnung, und Gott fand Wohlgefallen daran. Sch1 24 2 Auch das Beispiel Elis wurde mir vor Augen gestellt. Weil er seinen Kindern nicht wehrte, wurden sie lasterhaft und niederträchtig. Ihre schlechten Sitten verführten das Volk Israel. Als Gott dem Propheten Samuel ihre Missetaten und den Fluch offenbarte, der darauf ruhte, daß Eli dem wüsten Treiben seiner Söhne nicht Einhalt geboten hatte, sagte er, daß ihre Sünden weder mit Schlachtopfern noch mit Speisopfern versöhnt werden sollten ewiglich. Als Eli von Samuels Traumgesicht hörte, beugte er sich dem Richterspruch Gottes und sprach: "Es ist der Herr; er tue, was ihm wohlgefällt." 1.Samuel 3,18. Bald darauf erfüllte sich der Fluch Gottes. Die gottlosen Priester und dreißigtausend Israeliten wurden erschlagen, und die Bundeslade von den Feinden geraubt. Als Eli von der Entführung der Lade Gottes Kunde erhielt, fiel er rücklings vom Stuhl und starb. Dies ganze Unglück war die Folge der Nachlässigkeit Elis, der versäumt hatte, seine Söhne im Zaum zu halten. Ich schaute im Geist, daß Gott, genau wie damals, in diesen letzten Tagen solche Vorkommnisse nicht weniger aufmerksam verfolgen wird. Sch1 24 3 Eltern müssen ihre Kinder lenken, deren Leidenschaften rügen und bändigen, damit Gott die Kinder am Tage seines grimmigen Zorns nicht vertilge; denn dann werden sich Eltern, die ihre Kinder nachlässig erzogen haben, nicht rechtfertigen können. Ganz besonders sollten die Diener Gottes ihren Familien vorstehen können und sie unter ihrem Einfluß haben. Erst dann werden sie in der Lage sein, in Gemeindeangelegenheiten recht zu urteilen und rechte Entscheidungen treffen zu können. Nur wenn ihre häuslichen Angelegenheiten geordnet sind, kann ihr Urteil und ihr Einfluß in der Gemeinde zur Geltung kommen. Sch1 24 4 In letzter Zeit hatte ich nicht mehr so häufig Gesichte, weil die Gemeinde sie nicht genug schätzte. Die Gemeinde hat nahezu ihren Glauben verloren, ist nicht mehr geistlich gesinnt, und die Zurechtweisungen und Warnungen machen auf sie nur geringen Eindruck, Viele von denen, die angeblich den Gesichten glauben, haben sie überhaupt nicht beachtet. Sch1 25 1 Im Gespräch mit Ungläubigen über Glaubensfragen haben manche unüberlegt gehandelt, indem sie ein Gesicht an Stelle eines Schrifttextes vorlasen, als Beweise verlangt wurden. Diese Methode ist unangebracht, und Ungläubige werden auf diese Weise gegen die Wahrheit nur voreingenommen. Die Gesichte können bei denen keine Anerkennung finden, die sie nie erlebt haben und von ihrem Wesen nichts verstehen. Deshalb sollte man sich nicht auf sie berufen. ------------------------Kapitel 4: Deines Bruders Hüter ... Sch1 25 2 Es war am 20. November des Jahres 1855, als während des Gebetes der Geist des Herrn unerwartet und mächtig über mich kam. Sch1 25 3 Ich sah, daß sich der Geist Gottes von der Gemeinde zurückgezogen hat. Die Diener des Herrn vertrauten zu sehr auf Beweisgründe, während sie sich auf Gott verlassen sollten. Die bloße Beweisfähigkeit der Wahrheit wird niemand bewegen, sich der Gemeinde anzuschließen; denn die Wahrheit ist nicht sehr beliebt. Diener Gottes müssen die göttliche Wahrheit im Herzen tragen. Der Engel sprach: "Ihr Herz muß sich an der himmlischen Herrlichkeit ergötzen, sie müssen die ewige Seligkeit in sich tragen. Dann können sie diese Herrlichkeit den Hörern mit Herzenswärme und dem nötigen Ernst verkündigen." Einige Gewissenhafte werden sich von der Richtigkeit der Beweise überzeugen lassen, aber es ist unmöglich, viele nur durch Lehren zu gewinnen. Ein lebendiges Zeugnis kann sie bewegen; eine höhere Macht muß sie zur Anerkennung der Wahrheit führen. Sch1 25 4 Ich erlebte im Geist, daß der Feind sich eifrig müht, Seelen zu verderben. Überheblichkeit hat sich in unsere Reihen eingeschlichen. Wir sollten demütiger sein! Es ist unter den Verkündigern des Evangeliums schon zur Gewohnheit geworden, eigenwillig zu handeln. Dies muß aufhören, und die Diener Gottes müssen zusammenstehen. Immer wieder hat man die Frage gestellt: "Soll ich meines Bruders Hüter sein?" 1.Mose 4,9. Der Engel sagte zu mir: "Ja, gewiß, du bist deines Bruders Hüter. Du solltest in gewissenhafter Fürsorge für deinen Bruder eintreten, an seinem Ergehen Anteil nehmen und ihm freundlich und liebevoll entgegentreten. Haltet zusammen!" Nach dem Willen Gottes war dem Menschen bestimmt, offenherzig, aufrichtig, ungekünstelt, demütig, bescheiden und unbefangen zu sein. Dieses Gebot, das Gott so ordnete, gilt grundsätzlich im Himmel. Aber der armselige, schwache Mensch dachte es sich anders; er verfolgte eigene Wege und achtete geflissentlich auf die Erfüllung seiner Wünsche. Sch1 26 1 Ich fragte den Engel, warum in der Gemeinde keine Schlichtheit herrschte, sondern Stolz und Überheblichkeit ihren Einzug gehalten haben. Gerade dies ist ja der Grund, weshalb wir beinahe in die Hand des Feindes gefallen wären. Der Engel antwortete mir: "Schau einmal genau hin, und du wirst feststellen, daß die Haltung vorherrscht: Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Und er fügte hinzu: "Du sollst deines Bruders Hüter sein! Dein Bekenntnis, dein Glaube nötigt dich zur Selbstverleugnung und Hingabe für Gott, sonst wärst du des ewigen Lebens unwürdig, das für dich teuer erkauft wurde durch die Kreuzesqualen, die Leiden und das Blut des geliebten Sohnes Gottes." An irdische Güter gefesselt Sch1 26 2 Ich erlebte im Geist, daß viele an verschiedenen Orten, im Osten und Westen, Farm an Farm, Grundstück an Grundstück, Haus an Haus reihten und sich dem Werk des Herrn gegenüber entschuldigten, sie täten dies nur, um dem Werk helfen zu können. Sie binden sich aber damit so sehr, daß sie der Sache Gottes nur von ganz geringem Nutzen sind. Manche erwerben ein Stück Land und bearbeiten es mit allen Kräften, um es sobald wie möglich vollständig zu bezahlen. Ihre Zeit ist stark in Anspruch genommen, so daß Gebet und Dienst für Gott zu kurz kommen. Dadurch können sie von ihm keine Kraft zur Überwindung ihrer schweren Bedrängnisse erhalten. Sie haben Schulden, und wenn das Werk Gottes ihre Hilfe benötigt, können sie nicht helfen, weil sie in erster Linie ihren anderen Verpflichtungen nachkommen müssen. Sind dann aber ihre Schulden bezahlt, zeigen sie noch weniger Bereitschaft, dem Werk zu helfen, als je zuvor; denn nun setzen sie alles daran, ihren Besitz zu vergrößern. Sie glauben selbst an die vermeintliche Aufrichtigkeit ihres Handelns, weil sie ja ihren Gewinn dem Werk zuwenden wollen, wenn sie erst einmal gesichert dastehen -- so sagen sie! Sie lieben die Wahrheit wohl mit schönen Worten, aber nicht mit Taten. Ihre Liebe zur Sache ist gerade so groß, wie ihre Werke es anzeigen. Die Welt gilt ihnen mehr als die Nachfolge Jesu. Die Liebe zu irdischen Dingen nimmt zu; aber die Sehnsucht nach der himmlischen Herrlichkeit wird schwächer. Ihr Herz hängt an ihrem Besitz. Durch ihr Beispiel geben sie ihrer Umgebung zu erkennen, daß sie die Welt als ihre Heimat betrachten und sich hier wohl fühlen wollen. Der Engel aber sagte: "Du sollst deines Bruders Hüter sein!" Sch1 27 1 Viele haben sich unnötige Ausgaben gestattet, nur um ihren Gefühlen, ihren Neigungen und der Augenlust zu frönen. Das Werk hätte die auf diese Weise vergeudeten Mittel gut gebrauchen können; denn einige Diener Gottes waren ärmlich gekleidet und in ihrer Arbeit durch Geldmangel behindert. Der Engel sprach: "Die Zeit der Bewährung wird für sie bald abgelaufen sein. Ihre Taten beweisen, daß sie ihr Ich zum Abgott erhoben haben, dem sie alles opfern." Sie müssen in erster Linie ihre Selbstsucht befriedigen; sie sprechen zu sich selbst: "Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Sie haben eine Warnung nach der anderen erhalten, ohne sie zu beachten. Für sie steht ihr Ich im Mittelpunkt, dem sich alles zu beugen hat. Sch1 27 2 Die Gemeinde hat den Geist der Selbstverleugnung und des Opferns nahezu eingebüßt. Das Ich mit seinen Wünschen wird in den Vordergrund gestellt, und wenn etwas für das Werk getan wird, geschieht es nach eigenem Gutdünken. Diese Art des Opferns ist nichtig, denn Gott nimmt sie nicht an. Wir alle sollten uns für die Ausbreitung des Werkes bis zum äußersten einsetzen. Auch die Menschen, die nicht mit Reichtümern gesegnet sind, aber dafür die entsprechenden körperlichen Kräfte besitzen, werden Gott über die Verwendung dieser Fähigkeiten Rechenschaft geben müssen. Sie sollten nicht erwarten, daß die Besitzenden allein alle Opfer bringen, sondern fleißig und frohen Mutes ihrer Arbeit nachgehen. Auch sie können Opfer bringen und sind dazu ebenso verpflichtet wie die Wohlhabenden. Oft erkennen die materiell weniger Gesegneten jedoch nicht die verschiedenen Möglichkeiten, die ihnen gegeben sind: nämlich weniger für die Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse auszugeben, um dadurch Mittel für das Werk zu erübrigen. Auf diese Weise schafft man sich Schätze im Himmel. Ich sah im Gesicht die Lieblichkeit und Schönheit der Wahrheit. Nimm aber der Wahrheit die Kraft Gottes, und sie vermag nichts! ------------------------Kapitel 5: Die beiden Wege Sch1 28 1 Auf der Konferenz in Battle Creek, am 27. Mai 1856, wurden mir im Gesicht einige Dinge gezeigt, die die Gemeinde allgemein berühren. Die Herrlichkeit und Majestät Gottes zog an mir vorüber. Der Engel sprach: "Er ist gewaltig in seiner Majestät, und ihr verhaltet euch nicht danach; er ist schrecklich in seinem Zorn, und ihr wagt es, täglich gegen seine Gebote zu verstoßen! ‚Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet, denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis abführet; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führet; und wenige sind ihrer, die ihn finden'." Lukas 13,24; Matthäus 7,13.14. Diese Wege sind deutlich erkennbar, getrennt und laufen in entgegengesetzter Richtung. Der eine führt zum ewigen Leben, der andere zum ewigen Tod. Ich erlebte im Geist die Verschiedenheit dieser Wege und sah auch die Unterschiede der Menschengruppen, die diese Wege gehen. Diese Lebensbahnen haben unterschiedliche Merkmale, die eine ist breit und eben, die andere schmal und uneben. Dementsprechend sind auch die Reisegruppen in Charakter, Lebensart, Kleidung und ihren Gesprächen verschieden. Sch1 28 2 Die Wanderer auf dem schmalen Weg sprechen von der Freude und dem Glück, die am Ende ihrer Pilgerreise auf sie warten. Ihre Angesichter sind ernst; dennoch liegt oft ein Abglanz heiliger, geweihter Freude auf ihnen. Sie sind nicht gekleidet wie die Wanderer des breiten Weges; sie sprechen und handeln auch nicht wie sie; denn ein Vorbild ist ihnen gegeben. Jesus Christus, wohlvertraut mit Schmerz und Pein, wies ihnen den Weg, den er selbst gegangen ist. Seine Nachfolger erblicken seine Fußtapfen und sind ermutigt und getröstet. Christus erreichte sicher sein Ziel; das vermögen seine Nachfolger auch, wenn sie seinen Fußspuren folgen. Sch1 29 1 Auf dem breiten Weg sind alle mit sich selbst beschäftigt, mit ihrem Äußeren und mit ihren Vergnügungen. Sie sind fröhlich und ausgelassen und denken nicht an das Ende ihrer Lebensreise -- an den sicheren Untergang in der Verdammnis. Immer rasender und hemmungsloser tollen sie dahin; jeder Tag bringt sie dem Untergang näher. O wie furchtbar erschien mir dieser Anblick! Sch1 29 2 Viele Wanderer auf diesem breiten Weg trugen eine Aufschrift: "Der Welt abgestorben. Das Ende aller Dinge ist nahe. Seid auch ihr bereit!" Sie schauten genauso aus wie die anderen Eitlen ihrer Umgebung, nur daß ich auf ihren Angesichtern einen Anflug von Ernsthaftigkeit bemerkte. Ihre Unterhaltung glich den lustigen und gedankenlosen Gesprächen ihrer Weggefährten. Gelegentlich wiesen sie mit großer Befriedigung auf die Aufschriften an ihrer Kleidung hin und forderten die anderen auf, die gleiche Beschriftung zu tragen. Sie befanden sich auf dem breiten Weg, wenn sie auch vorgaben, zu denen zu gehören, die den schmalen Weg gingen. Die Menschen um sie herum antworteten: "Es gibt ja keinen Unterschied zwischen uns. Wir sind alle gleich in der Art, wie wir uns kleiden, wie wir reden und handeln." Eine nichtgewürdigte Segnung Sch1 29 3 Alsdann wurde ich in die Jahre 1843 und 1844 zurückversetzt. Da gab es noch einen Geist der Weihe, der jetzt nicht zu finden ist. Was ist nur mit dem Volke Gottes geschehen? Ich schaute im Geist, wie es der Welt gleicht und nicht bereit ist, um des Werkes Gottes willen zu leiden. Es mangelt an der Befolgung des Willens Gottes. Mir wurden die Kinder Israel nach ihrem Auszug aus Ägypten gezeigt. Gott hatte sie in seiner Barmherzigkeit aus Ägypten geführt, damit sie ihm ohne Hindernisse und Einschränkungen dienten. Er wirkte große Wunder, prüfte und versuchte sie, indem er sie durch Schwierigkeiten führte. Obwohl Gott viele Wunder für sie getan und sie oftmals vor dem Untergang bewahrt hatte, murrten sie in den göttlichen Prüfungen. Ihre Rede war: "Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des Herrn Hand." 2.Mose 16,3. Sie sehnten sich nach den Zwiebeln und dem Lauch Ägyptens zurück. Sch1 30 1 Viele, die vorgeben, die Wahrheit für diese letzten Tage zu glauben, finden das Murren der Kinder Israel auf ihrer Reise merkwürdig. Nach dem wunderbaren Wirken Gottes an ihnen hätten sie sein Tun zu ihrem Besten nicht vergessen dürfen. Der Engel sprach: "Ihr habt es noch schlimmer getrieben als sie!" Gott hat seinen Dienern eine so klare und reine Botschaft gegeben, daß sie überzeugend wirken muß. Wohin sie auch gehen, der Sieg ist ihnen gewiß. Ihre Feinde werden nicht in der Lage sein, die Überzeugungskraft des Wortes Gottes zu beeinträchtigen. Das Licht der Wahrheit strahlt so eindringlich, daß die Diener Gottes überall auftreten können und den Sieg davontragen werden. Diese große Gnade wurde weder gewürdigt noch erkannt. Treten Anfechtungen auf, schauen manche gleich zurück und meinen, sie hätten es besonders schwer. Mancher sogenannte Diener Gottes kennt nicht den Wert läuternder Prüfungen. Sie erleben manchmal scheinbare Prüfungen und sind dann schnell entmutigt und verletzt; die eigene Ehre meldet sich, so daß sie sich selbst, anderen und auch Gottes Werk schaden. Satan vergrößert ihre Versuchungen, und wenn sie den Gedanken freien Lauf lassen, die er ihnen eingibt, wird ihr Einfluß und ihre Brauchbarkeit zunichte gemacht. Sch1 30 2 Manche waren versucht, sich vom Werk zu lösen, um sich ihr Brot mit ihrer Hände Arbeit zu verdienen. Diese werden erst dann erkennen, was Not bedeutet, wenn Gott seine Hand von ihnen abwendet, um sie in Krankheit und Tod sich selbst zu überlassen. Es ist gefährlich, sich gegen Gott aufzulehnen. Sie geben sich keine Rechenschaft darüber, daß der Weg, den sie beschreiten, uneben ist und Selbstverleugnung und Aufopferung erfordert. Sie dürfen keineswegs erwarten, daß sich alles Geschehen so abwickelt, als würden sie auf einem breiten, ebenen Weg dahingehen. Sch1 31 1 Ich schaute im Geist, daß einige Diener Gottes, sogar Prediger, sehr leicht zu entmutigen sind. Sie sind schnell beleidigt und bilden sich ein, vernachlässigt und gekränkt worden zu sein, was durchaus nicht der Fall ist. Sie tragen nach ihrer Meinung ein schweres Los. Sie machen sich nicht klar, wie ihnen zumute wäre, wenn Gott seine schützende Hand zurückzöge und sie Seelenqualen litten. Dann fänden sie ihr Los zehnmal schwerer als vorher, als sie noch im Werk Gottes angestellt waren und dort wohl Anfechtungen und Entbehrungen auf sich nehmen mußten, aber doch des Herrn Wohlgefallen erwarben. Manche Mitarbeiter im Werk Gottes haben gar kein Empfinden dafür, wann sie ein behagliches Dasein führen. Sie haben wenig zu entbehren brauchen und kannten Mangel, harte Arbeit und Seelennot kaum. Als sie dieses bequeme Leben führten, von Gott begünstigt und von Seelenqual fast frei waren, kam ihnen das kaum zum Bewußtsein, und sie glaubten, sich in schweren Prüfungen zu befinden. Gott wird sie nur dann erlösen, wenn sie die Bereitschaft zu einsatzfreudiger Arbeit und zur Selbstaufopferung zeigen. Sonst wird er sie nicht als seine opferwilligen Diener anerkennen, sondern andere berufen, die nicht träge sind, vielmehr eifrig arbeiten und es zu schätzen wissen, wenn sie es leicht haben. Gottes Werkzeuge müssen wirkliche Seelsorger sein, die "weinen zwischen Halle und Altar und sagen: Herr, schone deines Volks." Joel 2,17. Sch1 31 2 Einige Diener Gottes haben ihr Leben bis zum Zusammenbruch ihrer Kräfte völlig Gottes Werk geweiht. Geistige Arbeit, unaufhörliches Sorgen, Mühsale und Entbehrungen haben sie fast erschöpft. Andere wollten diese Bürde nicht und nahmen sie auch nicht auf sich. Gerade diese aber glauben, es besonders schwer zu haben, während noch keine wirkliche Schwierigkeiten an sie herantraten. Sie haben die Leidenstaufe nicht erfahren, und sie werden diese auch niemals erleben, solange sie so viel Schwachheit und so wenig Seelengröße offenbaren und an ihrer Bequemlichkeit festhalten. Gott hat mir gezeigt, daß die Prediger eine Züchtigung nötig haben. Dadurch werden sich die trägen, saumseligen, auf ihr eigenes Wohl bedachten Gottesdiener beiseite gesetzt sehen, und eine Gruppe aufrichtiger, opferbereiter, treuer Mitarbeiter, die nicht nach Behaglichkeit strebt, sondern gläubig dient in Wort und Lehre, wird übrigbleiben. Um Christi und um derer willen, für die der Herr starb, leiden und ertragen sie gern alle Schwierigkeiten. Laßt aber jene anderen Diener das Wehe über ihnen spüren, wenn sie das Evangelium nicht verkündigen -- das wird genügen, wenn auch nicht alle das Empfinden für diese Mahnung haben. ------------------------Kapitel 6: Predigerfrauen Sch1 32 1 Ich sah die Frauen der Prediger. Einige von ihnen sind für ihre Männer keine Hilfe, obgleich sie sich zur dritten Engelsbotschaft bekennen. Sie lassen sich ihre eigenen Wünsche und Freuden angelegener sein als den Willen Gottes oder die Notwendigkeit, das Werk ihrer Lebensgefährten durch ihre gläubigen Gebete und ihren sorgfältigen Wandel zu stützen. Manche legen eine so eigenwillige und selbstsüchtige Haltung an den Tag, daß Satan sie als seine Werkzeuge benutzt und durch ihr Handeln den Einfluß und die Brauchbarkeit ihrer Männer zunichte macht. Sie klagen und murren, wenn sie sich Schwierigkeiten gegenübersehen. Sie vergessen das Martyrium der Urchristen, das diese um der Wahrheit willen auf sich nahmen, und glauben, ihre Wünsche, ihren Lebensstil und ihren eigenen Willen behaupten zu müssen. Sie vergessen die Leiden Jesu, des Schmerzensmannes, dem Leid vertraut war und der nicht hatte, da er sein Haupt hinlegte. Sie legen keinen Wert auf die Erinnerung an die heilige, mit einer Dornenkrone durchbohrte Stirn. Sie kennen nicht mehr den, der sein eigenes Kreuz nach Golgatha trug, unter dessen Last er zusammenbrach. Nicht allein das Gewicht des hölzernen Kreuzes, sondern die gewaltige Bürde der Sünden der Welt lastete auf ihm. Sie denken weder an die grausamen Nägel, die durch seine empfindlichen Hände und durch seine Füße getrieben wurden, noch an seinen letzten qualvollen Schrei: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Matthäus 27,46; Markus 15,34. Obwohl der Heiland auch für sie all diese Schmerzen ertrug, sind sie nicht bereit, um Christi willen zu leiden. Sch1 32 2 Ich erlebte im Geist, daß diese Menschen sich selbst verführen. Sie nehmen am Evangelium keinen inneren Anteil. Sie berufen sich zwar auf die Wahrheit, diese aber hat keinen Einfluß auf sie. Das Ich stirbt, wenn die ernste und wichtige Wahrheit Gottes eines Menschen Herz erfaßt. Dann werden Reden, wie: "Ich will woanders hingehen, ich möchte nicht hierbleiben", nicht zu hören sein, sondern es wird ernst gefragt: "Wohin möchte Gott mich stellen? Wo kann ich ihn am besten verherrlichen, und wo können unsere vereinten Bemühungen Gutes wirken?" Ihr Wille sollte sich dem Willen Gottes unterordnen. Manche Predigerfrauen stehen mit ihrem Eigensinn und ihrer mangelnden Hingabe der Bekehrung von Sündern im Wege; das Blut der Seelen wird ihre Kleider zeichnen. Viele Prediger haben ein entschiedenes Zeugnis abgelegt, um auf Pflichten und Fehler der Gemeinde aufmerksam zu machen. Dieses konnte jedoch nicht zum gewünschten Erfolg führen, weil ihre Frauen das gleiche unmißverständliche Zeugnis nötig hatten. Deshalb fiel diese Mißbilligung auf sie selbst zurück. Sie lassen sich von ihren Frauen beeinflussen, Vorurteile einflößen und ins Schlepptau nehmen, wodurch sie bald Erfolg und Einfluß einbüßen. Verzweiflung und Mutlosigkeit ergreifen sie; die eigentliche Ursache des Schadens vergegenwärtigen sie sich jedoch nicht. Diese liegt in ihrem Heim verborgen. Frauen als Mitarbeiter Sch1 33 1 Diese Schwestern sind eng mit dem Werk Gottes verbunden, denn Gott hat ihre Männer zu Predigern der gegenwärtigen Wahrheit berufen. Sie sind sich als Berufene Gottes der Bedeutung der Wahrheit bewußt. Sie werden einmal für die Seelen, die ihnen anvertraut sind, Rechenschaft geben müssen. Ihre Berufung ist voll feierlichen Ernstes, und ihre Frauen können ihnen zum Segen oder zum Fluch werden. Sie trösten sie in Zeiten der Demütigung, ermuntern sie in Verzagtheit und ermutigen sie im Vertrauen zu Gott in Stunden des Kleinglaubens. Sie können sich aber auch anders verhalten, indem sie das Leben von der Schattenseite her betrachten und von sich selbst annehmen, es besonders schwer zu haben. Sie haben kein Gottvertrauen, sprechen zu ihren Männern von Anfechtungen und Zweifeln und klagen und murren. In dieser Art können sie ihren Männern ein Hemmschuh oder gar ein Fluch sein. Sch1 34 1 Predigerfrauen sollten ihren Männern bei deren Aufgabe zur Seite stehen. Sie werden beobachtet, und es wird von ihnen mehr erwartet als von anderen. Deshalb ist es ihre Aufgabe, in ihrem Verhalten gewissenhaft und sorgfältig zu sein; beispielhaft auch in der Kleidung, vorbildlich im Leben und in ihren Gesprächen, dann werden sie das Wohlgefallen des Herrn erringen. Sie sollten weiterhin eine bescheidene, demütige, aber dennoch vornehme Haltung einnehmen und nur Gespräche führen, die ihre Seele erheben. Es geht um die bedeutsame Frage: "Was kann ich für mein Seelenheil tun? Wie können andere durch meine Mitarbeit gerettet werden?" Gott nimmt keinen halbherzigen Dienst an. Wenn wir ihm nicht unser ganzes Herz ungeteilt geben wollen, wünscht er überhaupt nichts. Der Einfluß der Frau spricht in entschiedener, unmißverständlicher Weise für oder gegen die Wahrheit. Entweder sammelt sie mit Jesus, oder sie zerstreut alles. Eine ungeheiligte Lebensgefährtin ist das Schwerste, was einem Prediger zustoßen kann. Diener Gottes, die in solch unglücklichen Verhältnissen und unter solchem zersetzenden Einfluß leben, sollten ihre Aufmerksamkeit und ihre Gebete verdoppeln, eine feste, entschiedene Haltung einnehmen und sich von ihrem Unglück nicht überwältigen lassen. Wenn sie sich fest an Gott klammern, standhaft und unerschütterlich sind und im eigenen Haus aufs beste walten, werden sie das Wohlgefallen Gottes erlangen und sich der Fürsorge der Engel erfreuen. Gibt der Diener Gottes jedoch den Neigungen seiner ungeheiligten Ehefrau nach, wird der Zorn Gottes über sein Haus kommen. Die Lade Gottes kann dann nicht im Hause bleiben, weil der Prediger jene unrechte Handlungsweise gutheißt und unterstützt. Sch1 34 2 Unser Gott ist ein eifriger Gott. Es ist nicht ratsam, mit ihm zu scherzen. Einst stahl Achan eine goldene Stange und einen babylonischen Mantel und verscharrte den Raub. Ganz Israel wurde deshalb bestraft; vor seinen Feinden mußte es flüchten. Als Josua den Fall untersuchte, sprach der Herr: "Stehe auf und heilige das Volk und sprich: Heiliget euch auf morgen. Denn also sagt der Herr, der Gott Israels: Es ist ein Bann unter dir, Israel; darum kannst du nicht stehen vor deinen Feinden, bis daß ihr den Bann von euch tut." Josua 7,13. Achan hatte sich versündigt. Gott vernichtete ihn und sein ganzes Haus mit all seiner Habe und befreite Israel von dem Bann. Sch1 35 1 Ich schaute im Geist, daß das Israel Gottes sich aufmachen muß, durch Erneuerung seines Bundes mit Gott seine Stärke und Festigkeit wiederzugewinnen. Habgier, Selbstsucht, Liebe zum Geld und Vergnügungssucht finden sich allüberall in den Reihen derer, die den Sabbat halten. Diese Übel zerstören den Opfersinn unter Gottes Volk. Viele tragen diese Habsucht in ihrem Herzen, ohne es zu bemerken. Sie muß ausgerottet werden, sonst werden die Betreffenden von der sicheren Vernichtung überrascht werden wie einst Achan. Manche haben das Opfer vom Altar Gottes fortgenommen; sie lieben Welt, Verdienst und Gewinn. Nur durch völlige Bekehrung können sie dem gemeinsamen Verderben mit den Verlorenen entgehen. Gott hat ihnen Mittel überlassen, die nicht ihr Eigentum sind. Er hat sie zu seinen Haushaltern eingesetzt. Sie nehmen aber diese Mittel als ihr Eigentum und häufen sie auf. Ach, wie schnell kann in einem Augenblick alles wieder verloren sein, wenn Gottes segnende Hand sich von ihnen zurückzieht. Für Gott müssen wir uns aufopfern, für die Sache der Wahrheit uns selbst verleugnen können. Wie schwach und ohnmächtig ist der Mensch! Wie gering ist seine Macht! Ich sah, wie gar bald die Überheblichkeit des Menschen gestürzt und gedemütigt wird. Könige und Fürsten, Reiche und Arme zugleich werden sich beugen müssen und die vernichtenden Plagen Gottes über sich ergehen lassen. ------------------------Kapitel 7: Seid fleißig zur Buße! Sch1 35 2 Liebe Geschwister, ich will euch berichten, was mir der Herr über den augenblicklichen lauen Zustand der Gemeinde offenbart hat. Im Geist sah ich die Gemeinde vor mir. Der Engel redete zu ihr: "Jesus spricht zu euch: ‚Seid fleißig zur Buße.'" Dieser Anruf ist sehr ernst zu nehmen. Wir haben mancherlei Charakterzüge abzulegen, denn das geistliche Leben des Volkes Gottes ist von Weltlichkeit, Selbstsucht und Habgier aufgezehrt worden. Sch1 35 3 Gottes Volk befindet sich in der Gefahr der Weltliebe. Ichsucht und Geiz sind ihr entsprungen. Je mehr das Volk Gottes von den Dingen dieser Welt bekommt, desto mehr hängen sie daran bzw. wünschen sie noch mehr davon zu erlangen. Der Engel sagte: "Es ist leichter, daß ein Kamel gehe durch ein Nadelöhr, denn daß ein Reicher in das Reich Gottes komme." Lukas 18,25. Viele glauben angeblich, daß wir die letzte Warnungsbotschaft an diese Welt besitzen, und bringen sich doch mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in eine Lage, die es für ein Kamel leichter erscheinen läßt, durch ein Nadelöhr zu gehen, als für sie, ins Reich Gottes zu kommen. Sch1 36 1 Irdische Schätze sind Segnungen, wenn sie richtig angewandt werden. Die Besitzenden müssen erkennen, daß sie von Gott nur als Verwalter dieser Schätze eingesetzt sind. Deshalb sollten sie freudig zur Förderung des Werkes beitragen. Sie werden dadurch keinen materiellen Nachteil haben. Engel Gottes werden sie hochachten, und ein Schatz im Himmel wird ihnen angelegt. Sch1 36 2 Ich erlebte im Geist, wie Satan über den eigenartigen, selbstsüchtigen, habgierigen Charakter einzelner Menschen wacht, die sich angeblich zur Wahrheit bekennen. Er wird sie versuchen, indem er sie zu Wohlstand kommen läßt und ihnen die Reichtümer der Welt anbietet. Er weiß genau, daß sie durch die Liebe zum Mammon, den sie zu ihrem Götzen erhoben haben, straucheln und fallen werden. Nur durch Überwindung ihrer angeborenen Neigungen können sie dieser Gefahr entgehen. Satan erreicht sein Ziel sehr häufig; denn die Liebe zur Welt ist oft größer als die Liebe zur Wahrheit. Die Königreiche der Welt werden ihnen gezeigt, und hastig greifen sie nach deren Reichtümern und meinen nun, auf wunderbare Weise vorwärtsgekommen zu sein. Satan aber triumphiert, weil sein Plan gelungen ist. Sie haben die Liebe zu Gott gegen die Liebe zur Welt eingetauscht. Liebe zur Welt Sch1 36 3 Ich schaute im Geist, daß die auf diese Weise Vorwärtsgekommenen die Pläne Satans durchkreuzen können, indem sie ihre selbstsüchtige Habgier überwinden und ihre gesamte Habe auf den Altar Gottes legen. Wenn sie sehen, wo zur Förderung des Werkes, zur Unterstützung der Witwen, Waisen und in Not Geratenen irgendwelche Mittel benötigt werden, sollten sie freudig geben und sich auf diese Weise Schätze im Himmel sammeln. Sch1 37 1 Achtet auf den Rat des treuen Zeugen. Kauft Gold, das mit Feuer durchläutert ist, daß ihr reich werdet, und weiße Kleider, daß ihr sie anzieht, und Augensalbe, daß ihr sehen möget. Ihr müßt euch darum bemühen, denn diese köstlichen Schätze fallen euch nicht ohne euer Dazutun in den Schoß. Wir müssen sie erwerben und in unserem lauen Zustand "fleißig zur Buße" sein. Wir müssen uns unserer Fehler bewußt werden, unsere Sünden erforschen und sie dann ernstlich bereuen. Sch1 37 2 Ich erlebte im Geist, daß manche wohlhabenden Brüder große Mühe haben, sich von diesen irdischen Schätzen loszureißen und ihre Weltliebe zu überwinden. Viele von ihnen lieben diese Welt und deren Verlockungen, aber sie sind nicht bereit, dies zuzugeben. Sie müssen ihr selbstsüchtiges Begehren bekennen und bereuen, damit die Liebe zur Wahrheit alles Trennende hinwegräumen kann. Ich erlebte im Geist, daß viele Reiche versäumen werden, Gold, weiße Kleider und Augensalbe zu kaufen. Ihr Eifer und ihre Ernsthaftigkeit stehen in gar keinem Verhältnis zum unvergänglichen Wert des Reiches unseres Gottes, dem sie nachstreben. Sch1 37 3 Ich konnte diese Männer bei ihrem Streben nach irdischem Besitz beobachten; mit wieviel Fleiß, Ernst und Tatkraft schaffen sie am Erwerb dieser Schätze, die doch bald dahinschwinden! Sie arbeiten mit kühler Überlegung, planen und mühen sich von früh bis spät und geben für irdische Güter bereitwillig Ruhe und Behaglichkeit hin. Wendeten sie entsprechenden Fleiß auf, um Gold, weiße Kleider und Augensalbe zu erhalten, fielen ihnen die begehrenswerten Schätze und das ewige Leben im Reiche Gottes zu. Wenn überhaupt jemand der Augensalbe bedarf, dann ist es der Wohlhabende. Viele von ihnen sind sich über ihren eigenen Zustand nicht im klaren. Sie erkennen deshalb nicht, wie fest sie an dieser Welt hängen. Oh, daß sie doch sehend würden! Sch1 37 4 "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir." Offenbarung 3,20. Ich schaute im Geist, daß viele vor ihrer Herzenstür allerlei Unrat aufgehäuft haben, so daß sie die Tür gar nicht mehr öffnen können. Einige haben Schwierigkeiten zwischen sich und ihren Brüdern aus dem Wege zu räumen. Andere haben üble Gewohnheiten und Habsucht abzulegen, bevor sie die Tür öffnen können. Manche Herzenstür ist auch durch den Geist der Welt verriegelt. All dieser Unrat aber muß erst beiseite geschafft werden, ehe wir die Tür öffnen können, um Christus in unserem Herzen willkommen zu heißen. Sch1 38 1 Wie herrlich ist die Verheißung: "Zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir." Wie unaussprechlich ist die Liebe Gottes! Nach all unserer Lauheit und Sünde spricht er zu uns "Kehret euch zu mir, so will ich mich zu euch kehren und alle eure Gebrechen heilen." Diese Worte wiederholte der Engel Gottes mehrere Male. "Kehret euch zu mir, so will ich mich zu euch kehren und alle eure Gebrechen heilen." Sch1 38 2 Einige würden gern wieder umkehren. Andere aber möchten sich von dem Ernst des Sendschreibens an die Gemeinde Laodizea überhaupt nicht beeindrucken lassen. Sie werden in der gewohnten Weise weiterleben und sich treiben lassen, bis der Herr sie aus seinem Munde ausspeien wird. Die Gnade Gottes wird nur über denen sein, die ihre Sünden bekennen und bereuen. Sch1 38 3 "Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Stuhl." Offenbarung 3,21. Wir können überwinden. Jawohl, gänzlich und vollständig! Jesus selbst bahnte uns den Weg dahin, jede üble Gewohnheit, jede Sünde und jede Versuchung zu überwinden, um schließlich bei ihm ausruhen zu können. Sch1 38 4 Glauben und Heilsgewißheit zu besitzen, ist eine große Gnade. Die Kraft Gottes hat sich nicht verringert. Diese Kraft wird heute genauso verliehen wie früher. Es liegt an der Gemeinde Gottes selbst, wenn sie den Glauben und Mut verloren hat, wie Jakob zu ringen und zu rufen: "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn." 1.Mose 32,27. Immer mehr schwindet der beharrliche Glaube. Dieser muß in den Herzen der Kinder Gottes neu belebt werden. Wir müssen nach den Segnungen Gottes verlangen. Glaube, lebendiger Glaube, führt uns allezeit zu Gott und seiner Herrlichkeit empor, während uns der Unglaube in Finsternis und Tod versinken läßt. Schwierigkeiten, die keine sind Sch1 39 1 Ich schaute im Geist, daß die Gemüter einiger Gemeindeglieder nicht in der rechten Verfassung waren. Verschiedene haben ihre besonderen Vorstellungen, nach denen sie ihre Mitgeschwister beurteilen. Stimmt jemand nicht mit ihren Ansichten überein, gibt es sofort Zusammenstöße. Für diese trifft das Wort zu: "Ihr verblendeten Leiter, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt!" Matthäus 23,24. Sch1 39 2 Diesen festgefügten Vorstellungen hat man bereits zu lange nachgegeben. Wegen mancher Nichtigkeiten ist kritisiert worden. Wenn keine wirklichen Schwierigkeiten in der Gemeinde vorhanden waren, hat man welche geschaffen. Die Gemeinde und die Diener Gottes wurden von Gott, der Wahrheit und dem Himmel abgelenkt und wandeln in der Finsternis. Satan freut sich darüber und ergötzt sich daran. Aber das sind nicht die Prüfungen, die die Gemeinde reinigen und läutern und schließlich das Volk Gottes stärken. Sch1 39 3 Ich schaute im Geist die geistliche Unfruchtbarkeit einiger Gemeindeglieder. Sie haben die Zeit damit zugebracht, die Rechtgläubigkeit ihrer Brüder zu überwachen; auf jeden Fehler haben sie geachtet und jene deswegen ständig belästigt. Bei diesem Tun waren ihre Gedanken weder bei Gott noch bei der Wahrheit, sondern genau dort, wo Satan sie haben wollte -- bei ihren Mitmenschen. Ihr Inneres ist vernachlässigt; selten sehen und empfinden sie ihre eigenen Mängel, weil sie genug damit zu tun haben, auf die Fehler anderer zu achten. Sie kommen gar nicht dazu, auf sich selbst zu schauen oder ihr Herz zu erforschen. Bereits ein Kleid, ein Hut oder eine Schürze irgendeines Menschen erregt ihre Aufmerksamkeit. Sie finden immer neuen Gesprächsstoff über dieses und jenes. Die ganze Religion dieser armen Geschöpfe besteht darin, die Kleidung und die Handlungsweise anderer Menschen zu beobachten und Fehler zu finden. Sollten sie ihr Verhalten nicht ändern, wird für sie im Reiche Gottes kein Platz sein; denn auch dort wollten sie womöglich selbst noch am Herrn Mängel finden. Sch1 39 4 Der Engel sagte: "Das Einssein mit Gott ist eine persönliche Angelegenheit." Es geht um unser persönliches Verhältnis zu Gott. Wer sich nur um die Fehler anderer kümmert, übersieht die eigenen. Diese Buchstabenmenschen könnten von ihrer häßlichen Gewohnheit geheilt werden, wenn sie sich mit den von ihnen beschuldigten Personen persönlich aussprechen würden. Diese christliche Haltung fiele ihnen wahrscheinlich so schwer, daß sie lieber ihre Vorstellungen aufgäben, als daß sie den Beschuldigten gegenüberträten. Es ist sehr leicht, der Zunge freien Lauf zu lassen und über diesen oder jenen zu sprechen, wenn der Betreffende nicht anwesend ist. Ordnung im Gottesdienst Sch1 40 1 Manche meinen, daß es nicht notwendig sei, im Gottesdienst auf besondere Ordnung zu halten. Ich schaute im Geist, daß das Beachten bestimmter Ordnungen in der Gemeinde keine Gefahren in sich birgt. Alle Unordnung erregt Gottes Mißfallen, deshalb sollten Beten und Singen nach einer festgelegten Reihenfolge vor sich gehen. Es ist besser, für unsere Familien in der Gemeinde nur dann zu beten, wenn uns ein tiefes Verlangen dazu treibt, währenddessen Gottes Geist sie überführt. Im allgemeinen ist die häusliche Gebetsgemeinschaft der geeignetere Ort, um unsere Angehörigen der Fürsorge Gottes anzuvertrauen. Sind die Gebetsgegenstände auch für eine Familienandacht ungeeignet, dann ist das Kämmerlein der richtige Platz, mit Gott darüber Zwiesprache zu halten. Im Hause Gottes jedoch sollten wir um den notwendigen Segen für die Versammlung bitten und hoffen, daß Gott unsere Gebete hört und erhört. Solche Versammlungen werden dann lebendig und ansprechend wirken. Sch1 40 2 Mit Begeisterung sollten wir unsere Lieder singen. Unreiner Gesang und Straßenjargon können Gott allerdings nicht erfreuen. Je mehr wir uns deshalb bemühen, fehlerfrei zu singen, desto mehr Freude hat Gott daran; denn durch wohlklingenden, harmonischen Gesang wird nicht nur Gott verherrlicht und die Gemeinde gesegnet, sondern auch Ungläubige werden davon angenehm berührt. Sch1 40 3 Ich sah die vollkommene Ordnung des Himmels, und entzückt lauschte ich im Geist der himmlischen Musik. Dagegen schien mir unser Gesang sehr hart und unrein zu klingen. Auf einem freien Platz sah ich mehrere Gruppen der Engel; jeder von ihnen hatte eine goldene Harfe. An einem Ende der Harfe befand sich eine Stimmvorrichtung und ein Mechanismus zum Umschalten in die verschiedenen Tonarten. Verhalten glitten ihre Finger über die Saiten, und immer neue Melodien kamen unter ihren Händen zum Klingen. Ein Engel hat immer die Leitung; er gibt den Ton an und dann vereinigen sich alle Instrumente zu jenen großartigen, ergreifenden Himmelsklängen. Unbeschreiblich! Es sind wahrlich göttliche Melodien. Dabei leuchtet auf jedem Antlitz ein Abglanz der unaussprechlichen Herrlichkeit Jesu. Sch1 41 1 Gottes Volk sollte sich nicht in Verwirrung befinden und der Ordnung, Übereinstimmung, Schönheit und Harmonie entbehren. Der Herr wird sehr entehrt, wenn unter seinem Volk Zwietracht besteht. Die Wahrheit ist eine Einheit. Wenn das hohepriesterliche Gebet Christi von uns erfüllt werden soll, müssen wir die von Gott verlangte Einheit täglich pflegen. Der Uneinigkeit darf unter den Verkündigern der letzten Gnadenbotschaft nicht Raum gegeben werden; denn dies bedeutete für die Ausbreitung des Werkes Gottes ein folgenschweres Hindernis. Gottes Diener sollen eins sein, wie Christus mit dem Vater eins ist; ihre von Gott eingegebenen und geheiligten Kräfte müssen zu einem vollkommenen Ganzen vereint werden. Alle, die Gott lieben und seine Gebote halten, streben nicht auseinander, sondern schließen sich zusammen. Testimonies for the Church VIII, 174.175 (1904). ------------------------Kapitel 8: Jugendliche Sabbathalter Sch1 41 2 Am 22. August 1857 hielt ich mich in Montery im Staate Michigan auf und erlebte dort im Geist, daß viele den Ruf Jesu noch nicht vernommen haben. Die Heilsbotschaft hat ihr Herz noch nicht erobert und ihr Leben noch nicht umgestaltet. Viele Jugendliche besitzen nicht die innere Haltung Jesu. Die Liebe Gottes hat keinen Raum in ihren Herzen, deshalb stehen sie noch im Banne schlechter Gewohnheiten und wissen nichts von der Kraft des Geistes Gottes und der Erlösung. Sch1 42 1 Wer wirklich den Glauben Jesu besitzt, schämt und fürchtet sich nicht, das Kreuz auch vor den Erfahreneren auf sich zu nehmen. Dabei wird ihnen jede Hilfe älterer Christen angenehm sein, wenn sie ernsthaft den rechten Weg beschreiten wollen. Sie werden gern Hilfe annehmen; die Herzen, die von der Liebe Gottes erfüllt sind, lassen sich durch Kleinigkeiten nicht in ihrer christlichen Haltung behindern. Was Gottes Geist in sie hineinlegt, werden sie verkündigen, singen und beten. Mangelnde Frömmigkeit und ein ungeheiligtes Leben hält die Jugend bei diesem Bemühen zurück. Ihr Leben wird sie einst selbst verdammen. Ihnen fehlt das Vertrauen zu Gott und zur Gemeinde, weil sie wider besseres Wissen nicht wie Christen leben. Sch1 42 2 Der Jugendliche fühlt sich freier, wenn keine Erwachsenen anwesend sind. Er ist dann unter seinesgleichen. Jeder meint, nicht besser und nicht schlechter zu sein als der andere. Das Ziel hat keiner erreicht; alle stellen untereinander Vergleiche an, versäumen aber, sich am einzigen vollkommenen und wahren Maßstab zu messen. Jesus ist das wirkliche Vorbild. Sein Leben der Selbstaufopferung gilt uns als Beispiel. Sch1 42 3 Ich schaute im Geist, wie wenig dieses Vorbild betrachtet und geehrt wurde. Wie wenig Schmerz und Selbstverleugnung erträgt diese Jugend für ihren Glauben! Sie denkt kaum ans Opfern. In der Nachfolge Christi versagt sie völlig. Ihr ganzer Lebensinhalt besteht nur darin, ihr Ich in den Vordergrund zu stellen und ihren Stolz zu pflegen. Sie vergißt Christus, der für uns alles Leid auf sich nahm. Unbewegt hört sie von seinem Leidenskampf in Gethsemane, von seinem Schweiß, der wie Blutstropfen in den Garten fiel, und von der Dornenkrone, die ihm aufs Haupt gepreßt wurde und die die heilige Stirn verwundete. Sie ist gefühllos geworden. Ihr Empfindungsvermögen ist abgestumpft. Für die Größe des dargebrachten Opfers hat sie alles Verständnis verloren. Sie sitzt und hört das Wort vom Kreuz, hört davon, wie Nägel durch die Hände und Füße des Gottessohnes geschlagen worden waren, aber die Tiefe ihres Herzens bleibt unberührt. Sch1 43 4 Der Engel sprach: "Selbst wenn solche Menschen in die Gottesstadt kämen und man ihnen sagte, daß all diese auserlesene Schönheit und Pracht für sie zur ewigen Freude da sei, hätten sie gleichfalls keinen Sinn dafür, wie teuer dieses Erbteil für sie erworben wurde. Sie begriffen nie die beispiellose Tiefe der Erlöserliebe. Sie haben weder von dem Kelch getrunken noch Anteil an Jesu Taufe. Ihr Aufenthalt im Himmel störte den ewigen Frieden. Nur wer an den Leiden des Sohnes Gottes teilhatte, wer aus großer Trübsal gekommen ist und seine Kleider durch das Blut des Lammes weiß gewaschen hat, wird sich der unbeschreiblichen Herrlichkeit und unübertroffenen Schönheit des Himmels erfreuen können." Sch1 43 1 Das Fehlen dieser notwendigen Vorbereitung schließt den größeren Teil junger Gläubiger von der Gemeinschaft mit Gott aus. Sie bemühen sich nicht ernst und eifrig genug, jene Ruhe zu erlangen, die Gott seinem Volke vorbehalten hat. Sie bekennen ihre Sünden nicht aufrichtig und erlangen keine Gnade und Vergebung. Diese Sünden werden bald in ihrer ganzen Ungeheuerlichkeit zutage treten. Gottes Auge ruht nicht. Er kennt jede Sünde, auch wenn sie dem menschlichen Auge verborgen ist. Die Schuldiggewordenen wissen sehr genau, welche Sünden sie bekennen müssen, ehe sie reinen Herzens vor Gott erscheinen dürfen. Jesus gibt ihnen Gelegenheit, demütig zu bereuen und ihr Leben durch einen wahrhaften Glaubensgehorsam zu reinigen. Jetzt ist es an der Zeit, Unrecht und Sünden zu bereinigen und vor Gott zu bekennen, sonst werden die Sünder am Tage des Zornes Gottes nicht bestehen können. Handelt nach gleichen Erziehungsgrundsätzen! Sch1 43 2 Im allgemeinen verlassen sich Eltern viel zu sehr auf ihre Kinder, die dann oft irgendwelche Heimlichkeiten begehen. Eltern, haltet eure Kinder unter sorgfältiger Aufsicht! Warnt, ermahnt und beratet sie zu jeder Zeit und an jedem Ort ausdauernd und nachhaltig, wo sich euch Gelegenheit dazu bietet. Erzieht eure Kinder im Kindesalter zum Gehorsam! Viele Eltern haben diese Erziehungsgrundsätze stark vernachlässigt. Sie zeigen ihren Kindern gegenüber nicht die erforderliche Festigkeit und Entschiedenheit. Sie gestatten ihnen, sich weltlichen Vergnügungen und Modetorheiten hinzugeben und sich mit Jugendlichen zu befreunden, die die Wahrheit nicht lieben und deren Einfluß verderblich ist, wodurch in ihren Kindern die weltliche Gesinnung vertieft wird. Sch1 44 1 Ich schaute im Geist, daß für christliche Eltern eine unverrückbare Regel gelten sollte: Einigkeit in der Erziehung ihrer Kinder. Mangelnde Übereinstimmung -- das ist ein Fehler mancher Elternpaare. Hin und wieder versündigt sich der Vater in dieser Hinsicht, öfter dagegen die Mutter. Eine übertrieben zärtliche Mutter verhätschelt die Kinder und behandelt sie zu nachsichtig. Die Geschäfte des Vaters halten ihn oft vom Hause und damit vom Umgang mit seinen Kindern fern. Dann ist der Einfluß der Mutter tonangebend. Ihr Beispiel wirkt daher vornehmlich an der Charakterbildung ihrer Kinder. Sch1 44 2 Manche nachsichtigen Mütter dulden Übeltaten ihrer Kinder, die auch nicht einen Augenblick erlaubt werden dürften. Zuweilen werden diese Vergehen noch dem Vater verschwiegen. Unter der Voraussetzung, daß dieser nichts davon erfährt (denn er würde es nicht erlauben), gestattet manch eine Mutter allerlei Vergünstigungen, was die Kleidung und sonstige Vergnügungen betrifft. Sch1 44 3 Diese Täuschungsmanöver prägen sich den Kindern wirkungsvoll ein. Kommt dann der Vater doch einmal hinter diese Vergehen, werden Entschuldigungen vorgebracht, aber die Wahrheit wird nur zur Hälfte erzählt. Die Mutter ist nicht aufrichtig. Sie sollte daran denken, daß schließlich der Vater das gleiche Interesse an den Kindern nimmt wie sie selbst. Er sollte über die Entwicklung seiner Kinder, über ihre Fehler und Nöte genau Bescheid wissen, damit sie noch im Kindesalter ausgemerzt werden können. Diese Dinge sind verheimlicht worden. Die Kinder spüren die Uneinigkeit der Eltern, und das hat seine Folgen. Schon im Kindesalter beginnen sie zu täuschen, zu bemänteln und geschehene Dinge der Mutter in einem anderen Licht darzustellen wie dem Vater. Übertreibungen werden zur Gewohnheit, und dumme Lügen werden gewissenlos und ohne Schuldbewußtsein erzählt. Sch1 44 4 Diese Verirrungen nahmen ihren Anfang, als die Mutter bestimmte Vorkommnisse dem Vater verheimlichte, der naturgemäß das gleiche Interesse an der charakterlichen Entfaltung seiner Kinder nimmt. Der Vater sollte völlig freimütig um Rat gefragt werden, denn er muß alles wissen, was die Erziehung der Kinder angeht. Schlägt man jedoch den entgegengesetzten Weg ein und versucht, die charakterlichen Mängel der Kinder zu verbergen oder nachsichtig zu behandeln, so stärkt man in ihnen die Veranlagung zum Betrug, zur Unwahrheit und Unaufrichtigkeit. Sch1 45 1 Für diese Kinder, ob sie vorgeben, gläubig zu sein oder nicht, gibt es nur eine Hoffnung: die vollständige Bekehrung. Ihr gesamter Charakter muß geändert werden. Hast du dir, achtlose Mutter, bei der Belehrung deiner Kinder überlegt, daß deren religiöse Entwicklung durch die Unterweisung im Kindesalter beeinflußt wird? Je früher ihr sie zum Gehorsam erzieht, auch euch gegenüber, um so bereitwilliger werden sie sein, sich den Forderungen Gottes zu beugen. Bestärkt ihre ehrliche und wahrheitsliebende Gesinnung! Gebt ihnen aber niemals Gelegenheit, an eurer Aufrichtigkeit und absoluten Wahrhaftigkeit zu zweifeln. Sch1 45 2 Ich erlebte im Geist, daß die Jugend wohl die rettende Macht Gottes bekennt, sich ihrer aber nicht zu freuen vermag. Ihr fehlt der Glaube und die Seligkeit. Wie unnütz und unangebracht sind oft ihre Worte! Eine zuverlässige Niederschrift wird davon aufbewahrt, und alle Sterblichen werden nach den Werken, die sie bei Lebzeiten getan haben, gerichtet. Meine jungen Freunde, eure Taten und unnützen Worte stehen in diesem Buch. Eure Gespräche beschäftigten sich nicht mit Ewigkeitswerten, sondern alles mögliche, meist Belangloses, war euer Thema, ihr führtet eine allgemeine, weltliche Unterhaltung, wie sie Christen nicht pflegen sollten. All das wird in dem Buch vermerkt. Echte Bekehrung ist nötig Sch1 45 3 Solange nicht eine grundlegende Wandlung und eine völlige Umkehr bei den jungen Leuten stattgefunden hat, stehen sie in Gefahr, alle Hoffnung auf den Himmel zu verlieren. Nach dem, was mir offenbart wurde, ist nicht mehr als die Hälfte unserer Jugend, die sich zur Wahrheit bekennt, wirklich bekehrt. Hätte sie sich bekehrt, dann trüge sie zum Ruhme Gottes bei. Viele stützen sich auf ungewisse Hoffnungen, die keine echte Grundlage haben. Die Quelle ist nicht gereinigt, darum sind auch die ihr entspringenden Wasserströme nicht klar. Reinigt die Quelle, dann werden auch ihre Wasser rein sein. Ist das Herz in Ordnung, werden auch eure Worte, Kleider und Taten einwandfrei sein. Es mangelt euch an wahrer Frömmigkeit. Durch nichts würde ich meinen Meister mehr verunglimpfen, als wenn ich zugäbe, daß ein gleichgültiger, oberflächlicher Mensch, der das Gebet vernachlässigt, ein Christ sei. Nein, ein Christ überwindet seine Gewohnheitssünden und Leidenschaften. Es gibt ein Heilmittel für die sündenkranke Seele, Jesus Christus. Seine Gnade reicht auch für den Schwächsten aus; aber auch der Stärkste bedarf seiner Gnade, wenn er nicht zugrunde gehen will. Sch1 46 1 Ich schaute im Geist, wie diese Gnade erlangt werden kann. Geht in euer Kämmerlein und bittet Gott: "Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist." Psalm 51,12. Betet ernst und aufrichtig! Ernstliches Gebet vermag viel. Ringt wie Jakob auf Leben und Tod. Dem Heiland brach im Garten Gethsemane der Schweiß aus, der wie Blutstropfen zur Erde fiel. Verlaßt euer Kämmerlein nicht eher, bis ihr euch in Gott geborgen fühlt. Alsdann seid wachsam. Solange ihr wacht und betet, könnt ihr die üblen Gewohnheitssünden bezwingen, und die Gnade Gottes kann und wird in euch lebendig sein. Sch1 46 2 Das sei ferne, daß ich aufhörte, euch zu ermahnen. Meine jungen Freunde, sucht den Herrn von ganzem Herzen! Kommt mit Eifer, und wenn ihr dann wirklich fühlt, ohne Gottes Hilfe verlorenzugehen, wenn ihr nach Gott dürstet wie der Hirsch nach frischem Wasser, dann wird euch der Herr bald stärken. Dann wird euer Friede höher sein als alle Vernunft. Wollt ihr gerettet werden, dann betet! Nehmt euch Zeit dazu, und seid in euren Gebeten nicht übereilt und achtlos! Bittet Gott, daß er in euch eine völlige Umgestaltung bewirke, damit die Frucht seines Geistes an euch gefunden werde und ihr als Lichter der Welt scheinen möget. Seid für das Werk Gottes weder ein Hindernis noch ein Fluch, sondern wirkt zum Segen des Werkes. Flüstert euch Satan ein, daß ihr euch nicht ganz und unbeschwert des Heils erfreuen könnt, dann glaubt ihm nicht. Sch1 46 3 Jeder Christ kann die Gnade erlangen, von dem durchdringenden Wirken des Geistes Gottes beglückt zu werden. Holder, himmlischer Friede wird das Herz erfüllen, und ihr werdet gern über Gott und das Himmelreich nachdenken und euch an den herrlichen Verheißungen des Wortes Gottes erfreuen. Achtet aber zuerst darauf, daß ihr die Laufbahn eines Christen begonnen und die ersten Schritte auf dem Weg zum ewigen Leben wirklich getan habt! Täuscht euch nicht; denn ich fürchte, ja, ich bin gewiß, daß viele von euch nicht wissen, worin echter Glaube überhaupt besteht. Ihr habt wohl einige Erregungen und Gemütsbewegungen verspürt, aber noch niemals die Sünde in ihrer Ungeheuerlichkeit erkannt. Eurer Verlorenheit seid ihr euch noch nie bewußt geworden, sonst hättet ihr euch mit tiefem Kummer von dem Weg des Bösen abgewandt. Ihr nehmt noch teil an dem Treiben der Welt; an ihren Vergnügungen findet ihr noch Gefallen, und ihr verliert euch in Gesprächen über weltliche Dinge. Doch wenn von göttlichen Dingen gesprochen wird, dann wißt ihr nichts zu sagen. Warum seid ihr dann so schweigsam? Wie kommt es, daß ihr in weltlichen Dingen so gesprächig seid, aber nichts zu sagen wißt, wenn es sich um Probleme handelt, die euch stärkstens fesseln und euer ganzes Innere beanspruchen sollten? Weil die göttliche Wahrheit nicht euer Herz erfüllt. Sch1 47 1 Ich erlebte im Geist, daß viele nur ein Lippenbekenntnis ablegen, während Verdorbenheit in ihren Herzen wohnt. Betrügt euch nicht selbst, ihr falschen Christen! Gott sieht das Herz an. "Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über." Matthäus 12,34. Die Herzen jener Menschen sind weltlich gesinnt und nicht erfüllt von der Gesinnung Jesu. Wenn wahre Christen Jesus mehr lieben als die Welt, sprechen sie gern von ihm, der ihr bester Freund ist und dem ihre tiefste Zuneigung gehört. Er half ihnen, als ihnen ihr verlorener und verderbter Zustand zum Bewußtsein kam. Müde und schuldbeladen wandten sie sich zu ihm. Er nahm ihre Sündenlast weg, befreite sie von Schmerzen und Trübsal und gab ihren Neigungen eine entgegengesetzte Richtung. Sie hassen jetzt, was sie einst liebten, und finden Gefallen an Dingen, die sie früher verabscheuten. Jesus verlangt alles Sch1 47 2 Hat diese durchgreifende Veränderung in euch stattgefunden? Täuscht euch nicht! Ich würde niemals den Namen Christi nennen, wenn ich ihm nicht mein ganzes Herz und meine uneingeschränkte Zuneigung schenkte. Von tiefster Dankbarkeit sollten wir erfüllt sein, daß Jesus diese Gabe annimmt. Er verlangt alles. Wenn wir endlich seinen Forderungen nachkommen und alles aufgeben, dann erst wird er uns mit seiner Barmherzigkeit umhüllen. Aber was wollen wir ihm geben? Nichts als eine sündenbefleckte Seele, die von Jesus geläutert, durch seine Gnade gereinigt und durch seine unvergleichliche Liebe vom Tode errettet wird. Und dennoch sah ich, daß es einigen schwer fiel, dafür alles aufzugeben. Ich schäme mich geradezu, dies mitanzusehen und niederzuschreiben. Sch1 48 1 Sprecht ihr von Selbstverleugnung? Was gab Christus für uns? Wenn ihr meint, es sei unbillig, daß Christus alles verlangt, dann geht nach Golgatha und weint dort über eure verwerfliche Gesinnung. Seht die von Nägeln zerrissenen Hände und Füße eures Erlösers! All das ertrug er, damit wir durch sein Blut von Sünden reingewaschen werden. Sch1 48 2 Alle aber, die sich der Liebe Gottes bewußt sind, fragen nicht, wieviel oder wenig man hingeben muß, um Gottes Gnade zu erlangen. Sie fragen nicht nach dem niedrigsten Preis, sondern streben nach vollkommener Übereinstimmung mit dem Willen ihres Heilandes. In tiefer Sehnsucht geben sie ihm alles und legen dabei einen Eifer an den Tag, der im rechten Verhältnis zum Wert des von ihnen erstrebten Zieles steht. Dieses Ziel heißt Unsterblichkeit, ewiges Leben! Sch1 48 3 Junge Freunde, viele von euch haben sich arg getäuscht. Ihr gabt euch mit einem geringeren als dem reinen, makellosen Gottesdienst zufrieden. Ich möchte euch aufrütteln, und auch die Engel Gottes bemühen sich, euch zu erwecken. Wenn euch doch die bedeutsamen Wahrheiten des Wortes Gottes die Gefahr, in der ihr schwebt, zum Bewußtsein brächten und euch zu einer gründlichen Selbstprüfung veranlaßten! Eure Herzen sind noch fleischlich gesinnt. Dem Gesetz Gottes sind sie nicht untertan, was sie allerdings auch gar nicht sein können. Diese fleischlichen Herzen müssen umgestaltet werden; erst dann erblickt ihr in einem Gott wohlgefälligen Leben solche Schönheit, daß euch nach ihm dürstet wie den Hirsch nach den Wasserströmen. Dann werdet ihr auch Gott und sein Gesetz lieben, und Christi Joch wird sanft und seine Last leicht sein. Obwohl ihr von Anfechtungen nicht verschont bleibt, werden sie euch doch den Weg zu Gott noch köstlicher erscheinen lassen, wenn ihr sie in rechter Weise auf euch nehmt. Denn das unvergängliche Erbe ist nur für den bestimmt, der sich selbst verleugnen kann. Sch1 48 4 Dem Gefühlsüberschwang sollte ein Christ weder allzu großen Wert beimessen noch zu sehr von ihm abhängig sein. Diese Gefühle sind nicht immer die rechten Führer. Jeder Christ befleißige sich deshalb, Gott aus Überzeugung zu dienen, und lasse sich nicht von Gefühlen beherrschen. Auf diese Weise kann die religiöse Überzeugung zunehmen und sich bewähren. Ich schaute im Geist, daß ein demutsvolles, opferbereites Christenleben durch Frieden und Freude im Herrn gekrönt wird. Die höchste Freude jedoch, die man erleben kann, besteht darin, andere glücklich zu machen und ihnen Gutes zu tun. Diese Freude ist von Dauer. Sch1 49 1 Viele Jugendliche besitzen keine bestimmten Grundsätze, nach denen sie Gott dienen. Sie handeln nicht nach ihrem Glauben. Jede auftauchende Schwierigkeit bringt sie in Verlegenheit. Ihnen fehlt die Kraft zum Ausharren. Die Gnade Gottes vermag ihre Kraft nicht zu stärken. Scheinbar halten sie Gottes Gebote, sprechen ab und zu ein förmliches Gebet -- und man nennt sie Christen. Ihre Eltern zeigen sich so sehr um ihre Kinder besorgt, daß sie allem zustimmen, was diesen dienlich zu sein scheint. Sie bemühen sich nicht um sie und belehren sie nicht, daß die fleischliche Gesinnung absterben muß. Wohl ermutigen sie ihre Kinder mitzukommen und in der Gemeinde eine Aufgabe zu übernehmen, versäumen aber, sie dahin zu führen, daß sie das eigene Herz sorgfältig erforschen, sich selbst prüfen und den Wert eines Christenlebens erkennen lernen. Das Ergebnis besteht darin, daß diese jungen Menschen vorgeben, Christen zu sein, ohne ihre Beweggründe dafür genügend zu prüfen. Sch1 49 2 Der treue Zeuge spricht: "Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde." Offenbarung 3,15.16. Satan will, daß ihr Namenschristen sein sollt, weil ihr dann seinen Absichten besser entsprecht. Wenn ihr nur einen Schein des wahren, gottseligen Wesens angenommen habt, kann er euch dazu benutzen, andere Menschen auf den gleichen Weg der Selbsttäuschung zu locken. Manche schwachen Seelen werden auf euch schauen, statt auf die Maßstäbe der Heiligen Schrift. Infolgedessen wird ihr Christentum nicht zunehmen können. Sie sind gerade so gut wie ihr und damit zufrieden. Sch1 49 3 Jungen Menschen wird des öfteren nahegelegt, Aufgaben zu übernehmen und in Versammlungen zu sprechen oder zu beten. Unaufhörlich muß man sie dann bitten, ihre Wichtigtuerei abzulegen. Überall muß man sie antreiben. Solche Religion ist nichts wert. Ihr kaltherzigen Scheinchristen, seht zu, daß sich euer fleischlich gesinntes Herz umwandle, dann wird es euch nicht so lästig sein, Gott zu dienen. Dann werden auch Putz- und Gefallsucht verschwinden. Die Zeit, die ihr vor dem Spiegel verbringt, um euer Haar recht gefällig zu ordnen, widmet lieber dem Gebet und der Erforschung eures Herzens. In einem geheiligten Herzen gibt es keinen Raum für äußerlichen Schmuck, sondern nur ein ernstes, banges Trachten nach der inwendigen Zierde, nach den christlichen Tugenden -- der Frucht des Geistes Gottes. Sch1 50 1 Der Apostel sagt: "Ihr Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldumhängen oder Kleideranlegen, sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt mit sanftem und stillem Geiste; das ist köstlich vor Gott." 1.Petrus 3,3.4. Sch1 50 2 Überwindet alle weltliche Gesinnung, gestaltet das Leben neu und vergöttert nicht eure armselige sterbliche Hülle. Wenn das Herz umgeformt ist, gibt auch die äußere Erscheinung davon Zeugnis. Unvergleichliche Liebe und Freundlichkeit werden wir in Christus entdecken, sobald er in uns wohnt. Unser Herz wird an ihn gefesselt sein, ihm anhangen und ihn lieben. Während wir in Bewunderung zu ihm aufsehen, gerät das Ich in Vergessenheit. Christus wird verherrlicht und angebetet, das Ich entthront und gedemütigt. Ein Bekenntnis ohne diese Liebe ist lediglich ein Lippenbekenntnis, eine leere Form und lästige Bürde. Viele von euch mögen eine verstandesmäßige Glaubensvorstellung, eine äußerliche Frömmigkeit beibehalten, obwohl das Herz nicht geläutert ist. Gott aber sieht das Herz an. "Es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen. Von dem reden wir." Hebräer 4,13. Ob er mit weniger als mit echter, innerer Lauterkeit zufrieden ist; Jede wirklich bekehrte Seele offenbart unmißverständliche Merkmale dafür, daß alle fleischliche Gesinnung überwunden ist. Sch1 50 3 Ich spreche offen und glaube nicht, daß dadurch ein echter Christ entmutigt wird. Ich möchte auch nicht, daß einer von euch die Zeit der Heimsuchung ohne festgegründete Hoffnung auf den Erlöser erlebt. Seid entschlossen, euch in keiner Weise etwas vorzumachen! Vergewissert euch, ob euch das himmlische Erbe zusteht! Seid aufrichtig gegen euch selbst! Denkt ständig daran, daß Jesus seinem himmlischen Vater eine reine und makellose Gemeinde zuführen möchte! Sch1 50 4 Wie könnt ihr wissen, ob Gott euch angenommen hat? Durchforscht sein Wort unter Gebet! Legt es nicht wegen eines anderen Buches zur Seite! Die Heilige Schrift überzeugt von Sünde. Sie enthüllt ganz deutlich den Heilsweg Gottes. Sie zeigt euch auch eine herrliche und prächtige Belohnung. Sie offenbart einen vollkommenen Erlöser und lehrt euch, daß ihr nur durch seine grenzenlose Gnade erlöst werden könnt. Sch1 51 1 Vernachlässigt nicht das stille Gebet, denn es ist die Seele des Glaubens. Fleht mit ernstem, eindringlichem Gebet um Reinheit des Herzens. Betet so aufrichtig, als gelte es euer Leben. Bleibt im Gebet vor Gott, bis das unsagbare Verlangen nach Erlösung in euch aufbricht und ihr die frohe Gewißheit eurer Sündenvergebung erlangt habt. Sch1 51 2 Die Hoffnung des ewigen Lebens muß gut gegründet sein. Sie ist etwas, das zwischen Gott und euch für alle Ewigkeit gefestigt sein muß. Eine ungewisse Hoffnung dagegen wird euren Untergang herbeiführen. Da ihr mit dem Wort Gottes steht oder fallt, muß dieses Wort die Grundlage eurer Lebensführung sein. Darin könnt ihr erkennen, was von euch erwartet wird, um ein Christ zu sein. Legt eure Waffenrüstung nicht ab und verlaßt das Kampffeld nicht, ehe ihr die Gewißheit des Sieges habt und mit eurem Erlöser triumphieren könnt. ------------------------Kapitel 9: Schätze im Himmel Sch1 51 3 Etliche haben keinen ehrlichen und aufrichtigen Weg verfolgt. Diese müssen ganz andere Bahnen einschlagen, tüchtig arbeiten und die Zeit auskaufen. Viele Sabbathalter sind hier auf falscher Fährte. Sie übervorteilen sogar ihre wenig begüterten Glaubensbrüder. Manche von denen, die im Überfluß leben, fordern für irgendwelche Waren mehr, als ihr tatsächlicher Wert beträgt, mehr, als sie selbst für diese Dinge bezahlen würden, während doch jene Brüder, bar aller materiellen Güter, sich in Schwierigkeiten und Not befinden. Gott weiß alle diese Dinge. Jede selbstsüchtige Handlung und jeder habgierige Wucher wird vergolten werden. Sch1 51 4 Ich schaute im Geist, daß es unmenschlich und ungerecht ist, für die Lage eines Glaubensbruders kein Verständnis zu haben. Wenn er arm ist und sich in Not befindet, aber dennoch sein Bestes tut, sollte auf ihn Rücksicht genommen werden. Man sollte ihm nicht einmal den vollen Wert der Ware anrechnen, den er sonst bezahlen müßte. Die Begüterten erweisen sich als wahre Christen, wenn sie diesem Menschen ein Herz voller Mitgefühl entgegenbringen. Gott erwartet solch gütige Handlungsweise; und wer so handelt, wird seinen Lohn nicht verfehlen. Gegen viele Sabbathalter jedoch wird sich einst ein schreckliches Schuldkonto ihrer verborgenen, habgierigen Handlungen erheben. Sch1 52 1 Im Geist erlebte ich eine vergangene Zeit, in der nur wenige der Wahrheit Gehör schenkten und sie annahmen. Sie besaßen nicht viel an weltlichen Gütern. Die Bedürfnisse des Werkes wurden von einigen wenigen bestritten. Damals ergab sich für manche die Notwendigkeit, ihre Häuser und Ländereien zu verkaufen. Sie erwarben billigere, die ihnen als Heim und Unterkunft dienten, während sie ihre Mittel reichlich und großzügig dem Herrn gaben, damit die Wahrheit durch Schriften verbreitet werden konnte. Oder sie halfen auf irgendeine andere Weise, das Werk Gottes voranzutreiben. Als ich diese opferbereiten Gläubigen erblickte, erkannte ich, daß sie um des Werkes willen viele Entbehrungen auf sich genommen hatten. Ich sah einen Engel bei ihnen stehen, der ihre Blicke zum Himmel lenkte. Dieser sagte: "Ihr habt Schätze im Himmel! Ihr habt Schätze im Himmel, die nicht abnehmen! Beharrt bis ans Ende, so wird euer Lohn groß sein!" Sch1 52 2 Gott hat viele Herzen bewegt. Die Wahrheit, für die einzelne so viel geopfert haben, damit sie anderen Menschen nahegebracht werde, hat den Sieg erlangt, und sehr viele haben sie ergriffen. Gott hat sich in seiner Vorsehung um die Begüterten bemüht und sie zur Wahrheit gebracht, damit den Bedürfnissen eines wachsenden Werkes begegnet werden kann. Viele Mittel sind in die Reihen der Sabbatgläubigen geflossen. Gegenwärtig begehrt Gott nicht die Häuser, in denen sein Volk leben muß, es sei denn, daß kostspielige gegen einfachere ausgetauscht werden können. Wenn aber die Wohlhabenden seine Aufforderung nicht befolgen, sich von der Welt zu lösen, einen Teil ihres Besitzes und ihrer Ländereien dem Herrn zur Verfügung zu stellen und für ihn zu opfern, wird er an ihnen vorübergehen. Er wird sich an diejenigen wenden, die bereit sind, für Jesus alles zu tun, ja sogar ihre Häuser zu verkaufen, damit die Bedürfnisse des Werkes erfüllt werden können. Gott liebt freiwillige Gaben. Wer geben will, sollte es als Gnade betrachten, überhaupt geben zu dürfen. ------------------------Kapitel 10: Die Sichtung Sch1 53 1 Am 20. November 1857 schaute ich im Geist das Volk Gottes und sah, daß es eine durchgreifende Sichtung erfuhr. Einige, die starken Glaubens waren und qualvolle Schreie aussandten, rangen mit Gott. Ihre Angesichter, bleich und von schrecklicher Angst gezeichnet, spiegelten ihre innere Erregung wider. Schweißtropfen perlten auf ihren Stirnen, und ihre Gesichter drückten Ernst und Entschlossenheit aus. Ab und zu leuchtete auf ihrem Antlitz ein Abglanz göttlicher Herrlichkeit, aber sogleich bemächtigte sich ihrer wieder jenes feierlich ernste und doch etwas angstvolle Aussehen.1 Sch1 53 2 Böse Engel umringten sie und hüllten sie in Finsternis, um den Herrn Jesus ihren Blicken zu entziehen. Ihre Augen sollten auf die sie umgebende Finsternis gelenkt werden; sie sollten Gott mißtrauen und sich gegen ihn auflehnen. Nur wenn sie ihre Augen ständig aufwärtsrichten, werden sie ihre Sicherheit bewahren können. Engel Gottes sind über sein Volk gesetzt. Immer, wenn von den bösen Engeln eine giftige Atmosphäre über diese Geängstigten gebreitet wird, schwingen die himmlischen Engel unaufhörlich ihre Flügel über ihnen, um die dichte Finsternis zu zerstreuen. Sch1 54 1 Ich erblickte im Geist, daß etliche an diesen qualvollen Kämpfen und Auseinandersetzungen keinen Anteil haben. Sie schienen gleichgültig und unbekümmert zu sein. Sie leisteten der Finsternis keinen Widerstand, die sie wie eine undurchdringliche Wolke einschloß. Von solchen "Gläubigen" entfernen sich die Engel Gottes und eilen denen zu Hilfe, die mit all ihren Kräften den bösen Engeln zu widerstehen versuchen und die durch inständiges Anflehen Gottes sich selbst bemühen, etwas zu ihrer Stärkung beizutragen. Die Engel aber verlassen alle diejenigen, die keinerlei Anstrengung machten, wirklich aus der Finsternis herauszukommen. Wenn die Betenden aber ihr ernstes Rufen fortsetzen, wird von Zeit zu Zeit der Lichtstrahl Gottes auf sie fallen, um ihre Herzen zu ermutigen und ihre Angesichter zu erleuchten. Sch1 54 2 Ich fragte nach der Bedeutung der großen Sichtung, die ich gesehen hatte. Ich schaute im Geist, daß sie durch das rückhaltlose Zeugnis bewirkt wurde, das der treue Zeuge denen zu Laodizea gab. Dieses Zeugnis wird seine Wirkung auf das Herz des Empfängers nicht verfehlen und veranlassen, das geforderte Maß anzuerkennen und die volle Wahrheit auszustrahlen. Einige werden dieses aufrichtige Zeugnis nicht ertragen und sich deshalb dagegen erheben. Diese Erhebung ist die Ursache der Sichtung unter Gottes Volk. Sch1 54 3 Das Zeugnis des treuen Zeugen ist nicht einmal zur Hälfte beachtet worden. Diese ernste Botschaft, von der das Schicksal der Gemeinde abhängt, wurde geringschätzig behandelt, wenn nicht gar völlig mißachtet. Dieses Zeugnis muß tiefe Reue schaffen, und alle, die es aufrichtig annehmen, werden danach handeln und dadurch geläutert werden. Sch1 55 1 Der Engel sprach: "Merke auf!" Alsbald hörte ich im Geist eine Stimme, die sich wie das Zusammenspiel mehrerer Musikinstrumente anhörte -- voller Lieblichkeit und Harmonie. Dieser Klang übertraf alles, was ich je gehört hatte. Diese Stimme schien mir voller Gnade, Mitgefühl und erhabener, heiliger Freude zu sein. Sie ergriff mein ganzes Wesen. Der Engel sagte: "Schau dich einmal um!" Daraufhin wurde meine Aufmerksamkeit der so stark erschütterten Menschengruppe zugewandt. Ich erblickte diejenigen, die ich zuvor unter unerhörten Qualen hatte weinen und beten sehen. Die Anzahl der Schutzengel um sie wurde verdoppelt, dann erhielten sie eine Rüstung. In mustergültiger Ordnung bewegten sie sich, standhaft wie eine Abteilung Soldaten. Auf ihren Angesichtern waren noch die Spuren des überstandenen schweren Zusammenstoßes zu sehen. Aber wenn ihre Gesichtszüge auch eben noch die Zeichen schwerer innerer Nöte trugen -- jetzt erstrahlten sie im Licht und Glanz des Himmels. Sie erlangten den Sieg, und das erweckte in ihnen tiefste Dankbarkeit und heilige Freude. Sch1 55 2 Die Gruppe war kleiner geworden. Etliche konnten sich nicht behaupten und blieben zurück.1 Die Sorglosen und Gleichgültigen, die sich nicht mit denen vereinten, die das Seelenheil so hoch einschätzten, daß sie dafür beharrlich eintraten und bis aufs äußerste kämpften, erhielten den Sieg nicht. Sie wurden in der Finsternis zurückgelassen. Ihre Plätze nahmen unmittelbar danach andere ein, die die Wahrheit festhielten. Noch immer drängten sich die bösen Engel um sie, hatten aber keine Gewalt mehr über sie.2 Sch1 56 1 Ich hörte, daß die mit der Waffenrüstung Gottes Bekleideten mit großer Kraft die Wahrheit verkündeten, was seine Wirkung nicht verfehlte. Ich sah die Menschen, die gebunden gewesen waren; einige Frauen durch ihre Männer, manche Kinder durch ihre Eltern. Die Aufrichtigen, die bisher verhindert waren, die Wahrheit zu hören, ergriffen sie jetzt begierig. Jegliche Furcht vor ihren Verwandten war verschwunden. Allein die Wahrheit ging ihnen über alles; sie war ihnen wertvoller als das Leben, so lange hatten sie nach ihr gehungert und gedürstet. Ich fragte, wodurch diese große Veränderung zustande gekommen sei. Ein Engel antwortete: "Es ist der Spätregen, die Erquickung vom Angesicht des Herrn, der laute Ruf des dritten Engels." Sch1 56 2 Eine mächtige Kraft stand diesen Auserwählten zur Seite. Der Engel sprach zu mir: "Schau dich einmal um." Meine Aufmerksamkeit wurde auf die Gottlosen und Ungläubigen gelenkt. Sie befanden sich alle in lebhafter Bewegung. Der Eifer und die Kraft, die das Volk Gottes offenbarte, hatten sie erregt und in Zorn versetzt. Verwirrung zeigte sich in ihren Reihen. Ich sah, wie man gegen diese Auserwählten, die Licht und Kraft von Gott erhalten hatten, zum Angriff überging. Die Finsternis um sie herum wurde immer dichter; dennoch wo sie standen, harrten sie aus; sie vertrauten Gott und wurden von ihm gerechtfertigt. Sie waren bestürzt, und Tag und Nacht hindurch hörte ich sie ernstlich zu Gott rufen: "O Herr, dein Wille geschehe! 1 Wenn es deinem Namen zur Ehre gereicht, zeige deinem Volk eine Zuflucht! Befreie uns von den Heiden, die uns umgeben! Sie haben beschlossen, uns zu töten, aber dein Arm kann uns erretten." Dieser Worte kann ich mich noch gut erinnern. Alle schienen sich ihrer ganzen Unwürdigkeit bewußt zu sein und beugten sich dem Willen Gottes. Dennoch bat und rang ohne Ausnahme jeder einzelne, gleichwie Jakob, ernstlich um Errettung. Sch1 57 1 Bald nachdem ihr ernstes Rufen begonnen hatte, wollten ihnen die Engel aus Mitgefühl zu Hilfe eilen. Aber ein großer, achtunggebietender Engel ließ es nicht zu. Er sagte: "Noch ist der Wille Gottes nicht erfüllt. Sie müssen erst aus diesem Kelch trinken und mit dieser Taufe getauft werden." Sch1 57 2 Nun hörte ich die Stimme Gottes, die die Himmel und die Erde bewegte.1 Es gab ein gewaltiges Erdbeben. Überall stürzten Gebäude zusammen. Dann hörte ich frohlockenden Siegesjubel, laut, klar und wohlklingend. Ich schaute auf die Schar, die noch vor kurzer Zeit in Bedrängnis und Gebundenheit gewesen war. Ihre Gefangenschaft war beendet. Ein wunderbares Licht strahlte auf sie. Wie herrlich war ihr Anblick! Alle Müdigkeit und alle Zeichen der Sorge waren dahin. In Gesundheit und Schönheit leuchteten ihre Angesichter. Ihre Feinde, die Heiden ringsumher, fielen wie tot hin. Sie konnten das Licht nicht ertragen, das auf die erlösten Heiligen fiel. Dieses Licht und die Herrlichkeit ruhte auf den Erlösten, bis Jesus in den Wolken des Himmels erschien und die treue, erprobte Schar in einem Augenblick verwandelt wurde; plötzlich, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Die Gräber wurden aufgetan, und die Heiligen kamen hervor, bekleidet mit Unsterblichkeit. Sie riefen: "Sieg über Tod und Grab!" Zusammen mit den lebenden Gerechten wurden sie aufgenommen und dem Herrn entgegengerückt, während wohlklingendes Jauchzen über Sieg und Seligkeit von den unsterblichen Lippen kam. ------------------------Kapitel 11: Gottes Prüfung Sch1 58 1 Gott wird seine Kinder prüfen. Jesus ist geduldig und nachsichtig mit ihnen. Er verwirft sie nicht sofort. Der Engel sagte: "Gott wägt sein Volk." Wenn die Botschaft von so kurzer Dauer gewesen wäre, wie viele von uns annahmen, hätte Gottes Volk keine Zeit gehabt, seinen Charakter zu entwickeln. Viele wurden durch das Gefühl ergriffen, nicht durch Grundsatz und Glauben. Diese ernste Botschaft bewegte sie. Sie wirkte auf ihre Gefühle und erregte ihre Furcht, aber die von Gott beabsichtigte Wirkung wurde nicht erreicht. Gott aber schaut das Herz an. Damit seine Kinder sich nicht über sich selbst täuschen, läßt er ihnen Zeit, bis sich ihre Erregung legt. Dann erst prüft er sie, um zu erfahren, ob sie dem Rat des treuen Zeugen folgen. Sch1 58 2 Gott weist seinen Kindern Schritt für Schritt den Weg. Er führt sie an verschiedene Probleme heran, die sie bewältigen sollen. Manche überstehen die eine Prüfung, scheitern aber an der nächsten. Jede weitere Prüfung aber wird das Herz der Kinder Gottes noch stärker versuchen. Wenn sie spüren, daß ihr Herz dem Willen Gottes widerstrebt, sollte das für sie die Notwendigkeit bedeuten, die Neigungen ihres Herzens zu überwinden; nur dann wird Gott sie nicht verwerfen. Sch1 58 3 Der Engel sagte: "Gott wird sein Wirken immer mehr darauf einstellen, den einzelnen seines Volkes zu prüfen und zu erproben." Manche sind bereit, die eine Prüfung hinzunehmen; führt Gott sie aber in eine andere Situation, so schrecken sie zurück, weil sie meinen, irgendeine ihrer liebsten Gewohnheitssünden werde davon betroffen. Hierbei haben sie Gelegenheit zu erkennen, was sich in ihrem Herzen befindet, das Jesus ausschließt. Sie schätzen etwas anderes mehr als die Wahrheit. Ihre Herzen sind nicht vorbereitet, Jesus aufzunehmen. Einzelne werden eine gewisse Zeit geprüft und erprobt, um zu erfahren, ob sie ihre Abgötter aufgeben und den Rat des treuen Zeugen beachten wollen. Sollte aber irgend jemand durch den Gehorsam gegenüber dem Worte Gottes nicht geläutert werden und seine Selbstsucht, seinen Stolz und seine bösen Leidenschaften nicht überwinden, haben die Engel Gottes den Auftrag: "Überlaßt sie sich selbst, denn sie haben sich mit ihren Abgöttern verbunden!" So gehen diese Engel an ihr Werk und überlassen jene Abtrünnigen mit ihrem sündhaften, unbezwungenen Wesen der Herrschaft der bösen Engel. Wer jedoch alle Prüfungen besteht und überwindet, ganz gleich für welchen Preis, hat den Rat des treuen Zeugen beachtet, wird den Spätregen empfangen und somit würdig sein für die Aufnahme ins Reich Gottes ... Sch1 59 1 Wenn doch jeder laue Christ das Werk der Läuterung erkennen könnte, das Gott unter seinem Volk tut! Liebe Freunde, täuscht euch nicht über euren Zustand. Ihr könnt auch Gott nicht täuschen! Der treue Zeuge spricht: "Ich weiß deine Werke." Der dritte Engel führt ein Volk schrittweise aufwärts, höher und höher. Jeder Schritt wird eine neue Prüfung sein. ------------------------Kapitel 12: Stätten der Anbetung Sch1 59 2 Ich schaute im Geist, daß viele sich kein Gewissen machen, die Mittel, die Gott ihnen anvertraut hat, nach eigenem Ermessen zur Ausstattung netter Heime zu verwenden. Wenn sie jedoch ein Gotteshaus bauen, in dem der Allmächtige, der in der Ewigkeit thront, angebetet werden soll, stellen sie ihm nicht die Mittel zur Verfügung, die er ihnen zuvor gewährt hat. Nicht jeder bemüht sich, den anderen im Dartun seiner Dankbarkeit gegenüber Gott für die Erkenntnis der Wahrheit zu übertreffen, indem er alles in seinen Kräften Stehende tut, um ein geeignetes Gotteshaus zu schaffen. Manche versuchen, so wenig wie möglich zu tun. Sie meinen, daß die Aufwendungen, die sie für die Errichtung eines Gotteshauses bereitstellen, so gut wie verloren sind. Solch eine Gabe ist unbefriedigend, und Gott kann sie nicht annehmen. Gott wäre es angenehmer, wenn seine Kinder bei der Errichtung seines Hauses genau soviel Umsicht offenbarten wie bei ihren Wohnungen. Sch1 59 3 Die Opfer und Gaben der Kinder Israel sollten ohne Makel und Flecken sein; die besten der Herde. Von jedem einzelnen des Volkes wird erwartet, sich an dieser Aufgabe zu beteiligen. Gottes Werk für diese Zeit wird sehr umfangreich sein. Wenn ihr dem Herrn ein Haus baut, dann beleidigt ihn nicht, indem ihr ihm eure fehlerhaften Gaben gebt. Bringt nur die allerbesten Gaben, die ihr habt, in das Haus des Herrn. Nehmt alle Möglichkeiten in Anspruch, es einladend und dabei doch seiner Bestimmung entsprechend zu gestalten. Manche meinen, das sei unwesentlich, weil die Zeit so kurz ist. Dann handelt aber auch genauso in euren Wohnungen und in all euren weltlichen Angelegenheiten. Sch1 60 1 Gott könnte sein Werk auch ohne jegliche menschliche Hilfe ausführen; das entspricht aber nicht seinen Absichten. Die gegenwärtige Welt ist für den Menschen zu einem Schauplatz der Prüfung bestimmt. Hier soll er lernen, den Charakter zu entwickeln, den er in das Reich Gottes mitnimmt. Gutes und Böses stellen sich ihm zur Wahl, und seine Zukunft ist von den Entscheidungen abhängig, die er trifft. Christus kam in diese Welt, um die Richtung der Gedanken und Neigungen der Menschen zu ändern. Des Menschen Herz muß von seinem irdischen Schatz getrennt und dem himmlischen zugewandt werden. Nur durch Selbstverleugnung können wir Gott verherrlichen. Das große Opfer auf Golgatha wurde für den Menschen dargebracht, und nun wird er versucht und geprüft, um festzustellen, ob er dem Beispiel Jesu folgt und für seine Mitmenschen ein Opfer bringt. Sch1 60 2 Satan und seine Engel verbinden sich gegen Gottes Volk; aber Jesus bemüht sich, sein Volk durch sich selbst zu reinigen. Er verlangt von ihm, daß es sein Werk voranbringt. Gott hat seinem Volk, das in dieser Welt lebt, genügend Mittel gegeben, um sein Werk auszubreiten, ohne daß es in finanzielle Schwierigkeiten gerät. Nach seinem Plan sollen die Mittel zweckmäßig eingesetzt werden, die er seinen Kindern anvertraut hat. "Verkaufet, was ihr habt, und gebet Almosen" (Lukas 12,33), ist ein Teil des heiligen Gotteswortes. Gottes Diener müssen ihre Stimme laut und unnachsichtig erheben: "Verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden." Jesaja 58,1. Gottes Werk wird sich immer mehr ausbreiten, und wenn die Kinder Gottes dem Rat des Herrn folgen, werden sich in ihrem Besitz nicht mehr viele Mittel befinden, die von der Feuersbrunst des Endes verzehrt werden können. Sie alle werden sich dort Schätze gesammelt haben, wo Motten und Rost sie nicht verderben können, und das Herz wird durch kein Band mit der Erde verbunden sein. ------------------------Kapitel 13: Lehren aus den Gleichnissen Sch1 61 1 Ich schaute im Geist, daß das Gleichnis von den Zentnern nicht völlig verstanden worden ist. Diese wichtige Unterweisung erhielten die Jünger zum Nutzen der Christen, die in den letzten Tagen leben. Die Zentner stellen nicht nur die Fähigkeit dar, aus Gottes Wort predigen und lehren zu können, sondern das Gleichnis gilt mehr noch für weltliche Güter, die Gott seinem Volk gegeben hat. Diejenigen, die die fünf und die zwei Zentner erhalten hatten, trieben Handel und verdoppelten das ihnen anvertraute Gut. Gott verlangt von denen, die hier Besitztümer haben, daß sie ihr Geld dem Herrn geben, dem Werke Gottes zur Ausbreitung der Wahrheit, damit es Zinsen trage! Und wenn die Wahrheit im Herzen des Empfängers lebt, wird er mit seinen Mitteln beitragen, sie anderen mitzuteilen. Durch seine Anstrengungen und seinen Einfluß werden andere Seelen die Wahrheit ergreifen und auch beginnen, für Gott zu wirken. Sch1 61 2 Ich erblickte im Geist, daß einige der Kinder Gottes dem Mann gleichen, der seinen Zentner in der Erde vergrub. Sie halten ihren Besitz zurück, der sonst im Werke Gottes viel Gutes verrichten könnte. Sie berufen sich darauf, daß diese Güter ihr Eigentum seien und sie das Recht hätten, damit nach ihrem Gutdünken zu verfahren. Durch ihr eigenwilliges Wirtschaften mit dem Geld, das eigentlich dem Herrn gehört, können keine Seelen errettet werden. Engel Gottes führen genauen Bericht über das Tun und Lassen jedes Menschen, und sobald das Gericht am Hause Gottes beginnt, wird eines jeden Urteil namentlich aufgezeichnet. Der Engel hat den Auftrag, die ungetreuen Knechte nicht zu schonen, sondern sie zur Zeit des Gerichtes niederzuschlagen. Was ihnen anvertraut war, wird von ihnen genommen werden. Ihr irdischer Schatz ist dann dahin, und sie haben alles verloren. Die Kronen, die sie im Falle ihrer Treue getragen hätten, werden auf die Häupter derer gesetzt, die durch die treuen Knechte, deren Mittel ständig im Dienste Gottes arbeiteten, errettet wurden. Jede Seele, die durch sie zu Gott gelangte, fügt ihrer Krone der Herrlichkeit Sterne hinzu und vermehrt ihren ewigen Lohn. Sch1 61 3 Das Gleichnis vom ungerechten Haushalter soll uns eine Lehre erteilen. "Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten." Lukas 16,9. Wenn wir unseren Besitz hier zur Ehre Gottes verwenden, sammeln wir uns einen Schatz im Himmel; und wenn alle irdischen Güter dahin sind, hat ein treuer Haushalter Jesus und alle Engel zu Freunden, die ihn in die ewigen Hütten aufnehmen. Dem Herrn verantwortlich Sch1 62 1 "Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu." Lukas 16,10. Wer in seinem geringen irdischen Besitz treu ist, indem er besonnen verwendet, was Gott ihm hier gewährt hat, wird seinem Bekenntnis gemäß handeln. "Wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht." Wer Gott vorenthält, was er von ihm empfangen hat, wird in jeder Hinsicht in göttlichen Dingen untreu sein. "So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige vertrauen?" Lukas 16,11. Wenn wir das uns von Gott anvertraute Gut unzuverlässig verwalten, werden wir niemals das unvergängliche Erbteil erhalten. "Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist?" Lukas 16,12. Sch1 62 2 Jesus hat uns freigekauft. Die Erlösung gehört uns; wir haben aber dennoch eine Bewährungszeit zu bestehen, die ausweisen soll, ob wir des ewigen Lebens würdig sind. Gott prüft uns, in dem er uns irdischen Besitz anvertraut. Wenn wir zweckmäßig einsetzen, was er uns geliehen hat, um sein Werk voranzutreiben, wird Gott uns in sein Reich aufnehmen. "Ihr könnt nicht Gott samt dem Mammon dienen." Lukas 16,13; Matthäus 6,24. "So jemand die Welt liebhat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters." 1.Johannes 2,15. Sch1 62 3 Gott mißfällt die nachlässige, liederliche Art, in der seine angeblichen Kinder ihren weltlichen Geschäften nachgehen. Sie scheinen jeden Sinn für die Tatsache verloren zu haben, daß das Gut, über das sie verfügen, Gott gehört und daß sie ihm Rechenschaft über ihren Haushalt schuldig sind. Manche hinterlassen ihre weltlichen Geschäfte völlig ungeordnet. Auf dies alles achtet Satan, und bei passender Gelegenheit erreicht er es, durch seine Geschicklichkeit den Sabbathaltern viele Mittel zu entziehen. Diese Mittel stärken sein Ansehen. Manche Betagte sind nicht bereit, irgendeine Regelung ihrer weltlichen Angelegenheiten zu treffen. In einem unerwarteten Augenblick erkranken sie und sterben, während nun ihre Kinder, die an der Wahrheit nicht interessiert sind, den Besitz übernehmen. Satan hat es so eingerichtet, wie es seinen Zwecken dienlich war. "So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige vertrauen? Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist?" Lukas 16,11.12. Sch1 63 1 Ich schaute im Geist die beschämende Tatsache, daß Satan und seine Engel mit der Verwaltung des Besitzes der Kinder Gottes mehr zu tun hatten als der Herr selbst. Die Haushalter der letzten Zeit sind töricht. Sie dulden, daß Satan ihre geschäftlichen Belange beherrscht und daß die Mittel, die eigentlich dem Werke Gottes gehören, seine Reihen stärken. Gott beobachtet euch, ihr ungetreuen Haushalter, und wird euch zur Rechenschaft ziehen. Ich sah aber auch, daß Gottes Haushalter zuverlässig sein können und ihre Geschäfte auf weltlichem Gebiet besonnen, genau und ordentlich betreiben können. Für die Betagten, Schwächlichen und Kinderlosen sollte es selbstverständlich sein, ihr Besitztum dem Werke Gottes zur Verfügung zu stellen, damit es, wenn sie plötzlich sterben, am notwendigen Ort verwendet werden kann. Satan und seine Engel triumphieren über ihren Erfolg auf diesem Gebiet. Viele von denen, die weise Erben zur Seligkeit sein sollten, lassen beinahe absichtlich das Geld ihres Meisters aus ihren Händen in die Reihen des Feindes gleiten. Sie stärken auf diese Weise Satans Herrschaft und scheinen sich darüber gar keine Gedanken zu machen! ------------------------Kapitel 14: Bürgschaft für Ungläubige Sch1 63 2 Ich schaute im Geist, daß Gott über sein Volk ungehalten war, weil es den Ungläubigen Bürgschaften angeboten hatte. Ich wurde auf folgende Schriftworte hingewiesen: "Sei nicht bei denen, die ihre Hand verhaften und für Schuld Bürge werden." Sprüche 22,26. "Wer für einen anderen Bürge wird, der wird Schaden haben; wer aber sich vor Geloben hütet, ist sicher." Sprüche 11,15. Ungetreue Haushalter! Sie verpfänden Werte, die einem anderen -- ihrem himmlischen Vater -- gehören, und Satan steht bereit, seinen Kindern zu helfen, diese Werte den Händen der Gläubigen zu entwinden. Sabbathalter sollten nicht Geschäftspartner von Ungläubigen werden. Gottes Kinder vertrauen viel zuviel den Worten Fremder; sie erbitten deren Rat und Hilfe, wo sie es nicht tun sollten. Der Feind macht sie zu seinen Werkzeugen und will sie durch solche Dinge verwirren und von Gott abwenden. Sch1 64 1 Manchen fehlt das Feingefühl für eine geschickte Handhabung weltlicher Angelegenheiten. Sie besitzen nicht die erforderlichen Befähigungen, und daraus zieht Satan seinen Nutzen. Wenn das der Fall ist, dürfen solche nicht in Unkenntnis über ihren Mangel bleiben. Sie sollten entsprechend bescheiden sein und sich mit ihren Glaubensbrüdern beraten, in deren Urteil sie Vertrauen setzen können, bevor sie ihre Pläne zur Ausführung bringen. "Einer trage des andern Last." Galater 6,2. Manche sind nicht demütig genug, um Urteilsfähigere für sich entscheiden zu lassen. Eher verfolgen sie eigene Pläne und verwickeln sich in Schwierigkeiten. Dann erst erkennen sie die Notwendigkeit, den Rat und das Urteil ihrer Brüder einzuholen; aber wieviel schwerer wiegt dann die Belastung als zuvor. Wenn es irgend vermieden werden kann, sollten Glaubensgeschwister nicht prozessieren; denn dadurch geben sie dem Feind eine günstige Gelegenheit, sie zu umgarnen und zu verwirren. Es ist besser, einen Vergleich zu schließen, auch wenn er mit Verlust verbunden ist. ------------------------Kapitel 15: Vom Schwören Sch1 64 2 Ich sah im Geist, daß etliche unter Gottes Kindern in bezug auf das Schwören einen Fehler begangen haben, was sich Satan zunutze gemacht hat, um sie in Bedrängnis zu bringen und des Herrn Geld von ihnen zu nehmen. Ich sah, daß die Worte unseres Herrn, überhaupt nicht zu schwören, sich nicht auf den gerichtlichen Eid beziehen. "Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel." Matthäus 5,34.37. Diese Worte betreffen die übliche Unterhaltung, denn manche übersteigern ihre sprachliche Ausdrucksweise. Sie schwören bei ihrem Leben; einige schwören bei ihrem Haupt. Andere rufen Himmel und Erde als Zeugen an, um die Wahrheit zu bekräftigen. Wieder andere erwarten, daß Gott sie auf der Stelle erschlage, wenn das, was sie sagen, nicht wahr ist. Gegen dieses gewöhnliche Schwören richtet sich die Warnung Jesu an seine Jünger. Sch1 65 1 Über uns sind Menschen zu Herrschern gesetzt und Gesetze, die das Volk regieren. Die Verhältnisse in der Welt wären noch schlechter als jetzt, wenn diese Gesetze nicht bestünden. Einige dieser Gesetze sind gut, andere sind schlecht. Die schlechten haben zugenommen, und wir werden noch in manche Bedrängnis kommen. Aber Gott wird seinem Volk beistehen, nach den Grundsätzen seines Wortes zu leben und standhaft zu sein. Wenn die menschlichen Gesetze mit dem Wort und Gesetz Gottes in Konflikt geraten, haben wir ohne Rücksicht auf entstehende Folgen die Gebote Gottes zu erfüllen. Verlangt ein Landesgesetz von uns, einen Sklaven seinem Herrn auszuliefern, so sollen wir nicht gehorchen; denn der Sklave ist nicht das Eigentum irgendeines Menschen. Gott ist sein rechtmäßiger Herr, und kein Mensch darf das Eigentum Gottes für sich in Anspruch nehmen. Für die Übertretung des bürgerlichen Gesetzes müssen wir dann allerdings die Folgen auf uns nehmen. Sch1 65 2 Mir wurde offenbar, daß der Herr die Gesetzgebung des Landes beeinflußt. Während Jesus seinen Dienst im Heiligtum erfüllt, spüren Herrscher und Völker den mäßigenden Einfluß des Geistes Gottes. Satan jedoch beherrscht zu einem großen Teil die Massen der Welt. Wir hätten viel Leid zu erdulden, wenn es keine bürgerlichen Gesetze gäbe. Ich schaute im Geist, daß es keine Übertretung des göttlichen Wortes ist, wenn Gottes Kinder in wirklich notwendigen Fällen auf gesetzmäßige Art und Weise in den Zeugenstand erhoben werden und Gott feierlich zum Zeugen dafür anrufen, daß ihre Aussage der reinen Wahrheit entspricht. Sch1 65 3 Der Mensch ist so verderbt, daß Gesetze erlassen werden mußten, damit er sich für sein Handeln verantwortlich fühle. Manche scheuen sich nicht, ihre Mitmenschen zu belügen, obwohl sie belehrt worden sind, daß es ein schlimmes Ding ist, Gott zu belügen -- davon hat sie auch der Einhalt gebietende Geist Gottes überzeugt. Die Begebenheit mit Ananias und seinem Weibe Saphira soll uns zur Warnung dienen. Wenn jemand ein falsches Zeugnis leistet, so belügt er damit nicht Menschen, sondern Gott, der die Herzen erforscht und in jedem Fall den genauen Sachverhalt kennt. Vor unserem bürgerlichen Gesetz gilt der Meineid als schweres Verbrechen. Oftmals hat Gott die Meineidigen mit seinen Strafgerichten heimgesucht; ja, während der Schwur noch auf seinen Lippen war, schlug manchen der Würgengel nieder. Dadurch sollten die Übeltäter abgeschreckt werden. Sch1 66 1 Wenn irgend jemand auf Erden etwas unter Eid aussagen kann, dann ist es der Christ. Er lebt vor dem Angesicht Gottes, und dessen Kraft läßt ihn erstarken. Und müssen wichtige Angelegenheiten durch ein gerichtliches Verfahren entschieden werden, kann sich niemand so gut auf Gott berufen wie der Christ. Der Engel sagte mir, wir sollten beachten, daß Gott selbst geschworen hat (1.Mose 22,16; Hebräer 6,13.17). Er schwor Abraham (1.Mose 26,3), Isaak (Psalm 105,9; Jeremia 11,5) und David (Psalm 132,11; Apostelgeschichte 2,30). Gott verlangte von den Kindern Israel auch einen Eid von Mensch zu Mensch. 2.Mose 22,9.10. Jesus unterwarf sich dem Eid in der Stunde seines Verhörs. Der Hohepriester sagte zu ihm: "Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seist Christus, der Sohn Gottes. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es." Matthäus 26,63.64. Wenn Jesus bei der Belehrung seiner Jünger den juristischen Eid gemeint hätte, würde er den Hohenpriester getadelt haben. Damit wären seine Lehren zum Besten seiner anwesenden Nachfolger zur Geltung gebracht worden. Satan hatte Gefallen daran, daß etliche das Schwören in einem falschen Licht betrachteten; er erhielt dadurch eine günstige Gelegenheit, sie zu bedrängen und die Mittel von ihnen zu nehmen, die ihnen der Herr anvertraut hatte. Gottes Haushalter müssen klüger sein, planen und sich vorbereiten, um Satans Listen zu widerstehen; denn immer größer werden dessen Anstrengungen. Sch1 66 2 Ich erlebte im Geist, daß manche mit Vorurteilen gegen unsere Staatsmänner und gegen die Gesetze erfüllt sind. Aber diese Welt befände sich in einer fürchterlichen Verfassung, wenn es keine Gesetze gäbe. Gott hält die Herrscher in Schranken, denn aller Herzen sind in seiner Hand. Grenzen sind ihnen gesetzt, die sie nicht überschreiten können. Viele Staatsmänner stehen unter Satans Gewalt; aber auch unter diesen verantwortlichen Männern hat Gott seine Helfer. Einige von ihnen werden noch zur Wahrheit bekehrt werden. Sie handeln jetzt so, wie Gott es für nötig befindet. Wenn Satan, der durch seine Mittelspersonen wirkt, alle seine Absichten ausführen könnte, hinderte er Gottes Werk und richtete großes Unglück an. Die guten Engel veranlassen die Helfer Gottes, solchen Absichten mit so überlegenen Einwänden entgegenzutreten, daß Satans Helfer nicht in der Lage sind, ihnen zu widerstehen. Einige wenige von Gottes Helfern vermögen sehr viel Böses niederzukämpfen. Auf diese Weise wird das Werk bis zur Vollendung der dritten Engelsbotschaft vorangehen. Bei dem vernehmlichen Ruf des dritten Engels werden diese Helfer Gelegenheit haben, die Wahrheit anzunehmen. Einige von ihnen werden bekehrt werden und mit den Auserwählten die Zeit der Trübsal überstehen. Wenn Jesus das Allerheiligste verläßt, zieht sich sein mäßigender Geist von Herrschern und Völkern zurück. Diese sind dann der Gewalt der bösen Engel ausgeliefert. Unter dem Rat und der Leitung Satans werden nun solche Gesetze zustande kommen, daß kein Fleisch gerettet würde, es sei denn, Gott verkürzte die Zeit. ------------------------Kapitel 16: Unsere Aufgabe gegenüber Kindern Sch1 67 1 Ich schaute im Geist, daß Eltern ihre Kinder im allgemeinen nicht richtig erzogen. Sie hielten sie nicht gebührend in Zucht, sondern ließen sie ihren eigenen Neigungen und dem Hang zum Stolz folgen. Einst wurde die elterliche Gewalt geachtet; die Kinder waren den Eltern untertan, hatten Ehrfurcht vor ihnen und verehrten sie. Aber in diesen letzten Tagen ist es gerade umgekehrt. Manche Eltern sind von ihren Kindern abhängig. Sie fürchten sich, dem Willen ihrer Kinder entgegenzutreten; deshalb fügen sie sich ihnen. Solange Kinder aber unter dem elterlichen Dach wohnen und von ihnen abhängig sind, sollten sie sich der elterlichen Erziehungsgewalt beugen. Die Eltern müssen ihre Anordnungen mit Entschiedenheit treffen, so daß sie unter allen Umständen erwarten können, ihre Kinder werden diese Anordnungen auch befolgen. Sch1 68 1 Eli hätte seinen boshaften Söhnen wehren müssen, aber er fürchtete ihren Unwillen. Er duldete, daß sie ihre Widerspenstigkeiten so lange trieben, bis sie für Israel zum Fluch wurden. Von den Eltern wird erwartet, daß sie ihre Kinder im Zaum halten; denn das Heil der Kinder hängt sehr stark von dem Weg ab, den die Eltern einschlagen. In ihrer irrigen Auffassung von Liebe und Zärtlichkeit sind viele Eltern zum Schaden ihrer Kinder nachsichtig, unterstützen deren Stolz und behängen sie mit Putz und Schmuck. Dadurch werden diese eitel und zu der Annahme verleitet, nur die Kleidung mache eine Dame oder einen Herrn aus. Eine kurze Bekanntschaft überzeugt aber jeden, der mit ihnen in Berührung kommt, daß die äußere Erscheinung nicht ausreicht, um die Verbildung eines Herzens zu verbergen, das keine christlichen Tugenden besitzt, dafür um so mehr von Eigenliebe, Hochmut und ungezügelten Leidenschaften erfüllt ist. Wer Sanftmut, Demut und Keuschheit liebt, sollte derartigen Umgang meiden, selbst wenn es Kinder von Sabbathaltern wären. Ihre Gesellschaft wirkt verderblich, und ihr Einfluß führt zum Tode. Viele Eltern vergegenwärtigen sich nicht den unheilvollen Einfluß der Saat, die sie ausstreuen. Die Saat wird aufgehen, Frucht bringen und ihre Kinder schließlich dahin führen, die elterliche Gewalt zu mißachten. Sch1 68 2 Auch wenn die Kinder erwachsen sind, gehört es zu deren Aufgaben, ihre Eltern zu achten und ihnen das Leben behaglich zu gestalten. Es ziemt sich für sie, den Rat gottesfürchtiger Eltern zu beachten und nicht zu denken, sie seien nun ihnen gegenüber aller Verpflichtungen enthoben, weil sie ein paar Jahre älter geworden sind. Es gibt ein Gebot mit einer ganz besonderen Verheißung, die denen gegeben wurde, die ihren Vater und ihre Mutter ehren. In diesen letzten Tagen sind Ungehorsam und Respektlosigkeit so gang und gäbe, daß Gott es ausdrücklich erwähnt hat; denn das ist ein Zeichen für das nahe bevorstehende Ende. Es zeigt, daß Satan den Geist der Jugendlichen fast völlig beherrscht. Viele haben vor dem Alter keine Ehrfurcht mehr. Sie betrachten es als altmodisch, das Alter zu ehren. Diese Erscheinung war schon zur Zeit Abrahams bekannt. Gott aber sprach einst von Abraham: "Denn ich weiß, er wird befehlen seinen Kindern und seinem Hause nach ihm, daß sie des Herrn Wege halten und tun, was recht und gut ist." 1.Mose 18,19. Sch1 69 1 Einst war es jungen Menschen nicht gestattet, ohne die Einwilligung der Eltern zu heiraten. Die Eltern wählten für ihre Kinder. Man sah es als Frevel an, wenn Kinder ohne Billigung der Eltern eine Ehe schlossen. Die Absichten der Kinder wurden den Eltern vorgetragen, und diese hatten dann zu erwägen, ob der Partner, der in ein enges Verhältnis zu ihnen treten wollte, dafür würdig war, und ob das Paar eine Familie ernähren konnte. Ihr besonderes Augenmerk richteten sie darauf, daß ihre Kinder sich als Anbeter des wahren Gottes nicht mit einem Gottlosen vermählten, damit deren Familien nicht Gott entfremdet würden. Auch nachdem die Kinder verheiratet sind, bleiben sie ihren Eltern zu größter Dankbarkeit verpflichtet. Ihr Urteilsvermögen war in jungen Jahren ohne den Rat der Eltern gar nicht sicher genug. Es wurde von ihnen erwartet, die Wünsche der Eltern zu beachten und zu befolgen, weil sie sonst mit den Forderungen Gottes in Konflikt gekommen wären. Sch1 69 2 Noch einmal wurde ich auf den Zustand der Jugend in diesen letzten Tagen hingewiesen. Die Kinder werden nicht beaufsichtigt. Eltern, ihr solltet euren ersten erzieherischen Einfluß ausüben, wenn eure Kinder noch als Säuglinge in euren Armen liegen! Lehrt sie, sich eurem Willen zu fügen! Durch gleichbleibende Erziehungsgrundsätze und durch Festigkeit gegenüber dem Willen der Kinder kann das geschehen. Eltern sollten die eigenen Stimmungen völlig in der Gewalt haben und den Willen des Kindes mit aller Liebe so lenken, bis es nichts anderes mehr verlangt, als sich den Wünschen der Eltern zu fügen. Folgen elterlicher Nachlässigkeit Sch1 69 3 Die Eltern versäumen, zur rechten Zeit mit der Erziehung zu beginnen. Den ersten Anzeichen der Launenhaftigkeit wird nachgegeben, so daß die Kinder eigensinnig werden. Diese Tendenz verstärkt sich mit zunehmendem Alter und je selbständiger sie werden. Manche Kinder empfinden es als Selbstverständlichkeit, ihren Willen zu behaupten, nur weil sie älter geworden sind. Sie erwarten, daß die Eltern ihren Wünschen nachkommen und sie außerdem noch bedienen. Voller Ungeduld möchten sie alle Beschränkungen abschütteln. Wenn sie dann das Alter erreicht haben, in dem sie ihren Eltern helfen könnten, übernehmen sie nicht die ihnen zukommenden Aufgaben. Sie sind von Verantwortungen frei und leben ohne Nutzen für das Heim und die Außenwelt dahin. Sie besitzen keine Ausdauer. Ihre Eltern tragen alle Lasten selbst und dulden, daß sie im Müßiggang aufwachsen, ohne Ordnungsliebe, Fleiß und Sparsamkeit. Die Eltern versäumen auch, sie die Notwendigkeit der Selbstverleugnung zu lehren; statt dessen verhätscheln und verziehen sie ihre Kinder, deren Eßlust befriedigt wird und die mit anfälliger Gesundheit heranwachsen. Das Betragen der Kinder ist nicht einwandfrei. Diese sind mit sich selbst nicht zufrieden, und diese Unzufriedenheit übertragen sie dann auf ihre Umgebung. Obwohl sie noch richtige Kinder sind und Zucht und Ordnung nötig hätten, erlaubt man ihnen, in Gesellschaften zu gehen, die einen verderblichen Einfluß auf sie ausüben. Sch1 70 1 Gottes Fluch wird ganz sicher die ungetreuen Eltern treffen. Nicht allein, daß sie Situationen schaffen, die sie verletzen werden, sondern am Tage des Gerichts wird ihnen ihre Untreue entgegengehalten werden. Viele Kinder werden sich dann erheben und ihre Eltern verurteilen, weil sie von ihnen nicht in Zucht gehalten wurden. Sie werden sie dann für ihren Untergang verantwortlich machen. Blinde Elternliebe führt dazu, die Fehler der Kinder zu entschuldigen oder sie ohne Berichtigung durchgehen zu lassen. Die Folge ist, daß die Kinder verlorengehen und daß deren Blut einmal von den ungetreuen Eltern gefordert wird. Sch1 70 2 Kinder, die so unerzogen aufgewachsen sind, müssen alles Versäumte nachholen, wenn sie erklären, Christi Nachfolger zu sein. Ihre ganze religiöse Entwicklung steht unter der Einwirkung ihrer Erziehung. Oft erscheinen der gleiche Eigenwille und die gleiche mangelnde Selbstverleugnung, die gleiche unwillige Auflehnung gegen Tadel, die gleiche Eigenliebe, der Widerwille, den Rat anderer zu suchen oder sich vom Urteil anderer leiten zu lassen, die gleiche Trägheit, das Meiden aller Belastungen und Verantwortungen. All dieses tritt in ihrem Verhältnis zur Gemeinde auf. Für solche Menschenkinder ist es wohl möglich, diese Anfechtungen zu überwinden, aber wie heftig müssen sie darum ringen! Es werden große Mühen nötig sein, um ihre Lebensweise gründlicher Zucht anzupassen, die für sie erforderlich ist, um die Erhabenheit eines christlichen Charakters zu erreichen. Und wenn sie schließlich überwinden, wird ihnen vor ihrer Verwandlung gezeigt werden, wie nahe sie vor dem Abgrund ewiger Vernichtung gestanden haben, weil es ihnen an einer richtigen Erziehung mangelte und sie in ihrer Kindheit nicht gelernt hatten, sich unterzuordnen. ------------------------Kapitel 17: Unser Gemeinschaftsname Sch1 71 1 Ich sah, wie das Volk Gottes einen Namen erhielt. Zwei Klassen wurden mir gezeigt. Die eine umfaßte die großen Gemeinschaften erklärter Christen. Sie traten das Gesetz Gottes mit Füßen und beugten sich einer päpstlichen Einrichtung, indem sie den ersten Tag der Woche als den Ruhetag des Herrn anerkannten. Die andere Klasse, nur klein an Zahl, unterwarf sich dem großen Gesetzgeber. Sie hielt das vierte Gebot. Die besonderen, hervortretenden Züge ihres Glaubens waren die Beachtung des siebenten Tages und das Warten auf die Erscheinung des Heilandes. Sch1 71 2 Es handelt sich um den Widerstreit zwischen den Forderungen Gottes und denen des Tieres. Der erste Tag ist eine päpstliche Einrichtung, die unmittelbar im Widerspruch zum vierten Gebot steht und die von dem zweihörnigen Tier noch zu einem Prüfstein erhoben werden wird. Eine schreckliche Warnung Gottes verbietet bei Strafe die Anbetung des Tieres und seines Bildes. Jene werden dann von dem Wein des Zornes Gottes trinken, der unvermischt in seines Zornes Kelch eingegossen ist. Sch1 71 3 Nur ein solcher Name ist für uns passend, der mit unserem Bekenntnis übereinstimmt, unseren Glauben zum Ausdruck bringt und uns als ein besonderes Volk kennzeichnet. Der Name Siebenten-Tags-Adventist ist für die protestantische Welt ein ständiger Vorwurf. Hier liegt die Grenze zwischen den Anbetern Gottes und denen, die das Tier anbeten und sein Malzeichen annehmen. Ein großer Widerspruch besteht zwischen den Geboten Gottes und den Forderungen des Tieres. Der Drache streitet gegen die Heiligen, weil diese alle zehn Gebote Gottes halten. Zeigten sie die Bereitschaft, ihre Glaubenshaltung zu lockern und die Besonderheiten ihres Glaubens aufzugeben, wäre der Drache zufriedengestellt. Sie erregen aber seinen Zorn, weil sie es wagen, ihren Glauben zu bekennen und ihr Banner -- im Gegensatz zur protestantischen Welt, die dem Papsttum huldigt -- zu entfalten. Sch1 72 1 Der Name Siebenten-Tags-Adventist trägt das Wappen unseres Glaubens und wird die forschenden Gemüter überfahren. Gleich einem Pfeil aus dem Köcher des Herrn wird dieser Name die Übertreter des Gesetzes Gottes treffen und zur Reue gegen Gott und zum Glauben an unseren Herrn Jesus Christus führen. Sch1 72 2 Es ist offensichtlich, daß fast jeder auftretende Fanatiker, der seine Gesinnung zu verbergen wünscht, um andere irrezuleiten, den Anspruch erhebt, zur "Gemeinde Gottes" zu gehören. Eine solche Bezeichnung riefe sofort Verdacht hervor; denn sie wird dazu benutzt, die abwegigsten Irrtümer zu verhüllen. Dieser Name ist auch für das Volk Gottes zu unbestimmt; er würde zu der Annahme verführen, daß wir einen Glauben haben, den wir verbergen wollten. ------------------------Kapitel 18: Völlige Hingabe Liebe Geschwister K.! Sch1 72 3 In meinem letzten Gesicht wurde mir einiges gezeigt, was eure Familie betrifft. Der Herr denkt gnädig an euch und will euch nicht verlassen, es sei denn, ihr gebt ihn auf. L. und M. sind lau geworden. Sie müssen sich erheben und alle Anstrengungen unternehmen, um die Erlösung zu erlangen, sonst werden sie des ewigen Lebens verlustig gehen. Sie sollten persönliche Verantwortung und Erfahrung besitzen. Ihre Herzen müssen vom Geiste Gottes ergriffen sein. Das wird sie dahin führen, die Gemeinschaft mit den Kindern Gottes zu lieben und sich von denen fernzuhalten, die kein Interesse an geistlichen Gütern haben. Jesus verlangt ein ganzes Opfer, die völlige Hingabe. Sch1 72 4 L. und M., ihr habt euch noch nicht vergegenwärtigt, daß Gott eure ungeteilte Zuneigung fordert. Ihr habt ein feierliches Bekenntnis abgelegt und seid dennoch auf die Ebene eines gewöhnlichen Namenschristen abgesunken. Ihr liebt den Umgang mit jungen Menschen, die keine Achtung vor den heiligen Wahrheiten haben, zu denen ihr euch bekennt. Eure Kameraden haben euch für Gleichgesinnte gehalten, weil ihr euch nur so fromm gegeben habt, wie nötig war, um allen angenehm zu sein, ohne sich dabei jemandes Tadel zuzuziehen. Sch1 73 1 Christus verlangt alles. Er kann nicht weniger von uns fordern; denn sein Opfer war zu teuer und zu gewaltig, um solch eine Auffassung zu rechtfertigen. Unser heiliger Glaube ruft laut nach Trennung von der Welt. Wir sollten uns weder nach der Welt noch nach unempfänglichen, herzlosen Namenschristen richten. "Verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes." Römer 12,2. Das ist ein Weg der Selbstverleugnung. Und wenn ihr glaubt, daß dieser Weg zu eng sei, daß zuviel Selbstverleugnung auf diesem schmalen Pfad gefordert würde oder wenn ihr sprecht, daß es zu schwer sei, alles aufzugeben, dann stellt euch einmal selbst die Frage: Was gab Christus für mich auf? Diese Frage stellt alles in den Schatten, was wir Selbstverleugnung nennen. Sch1 73 2 Denkt an Gethsemane, wo Christi Schweiß wie große Blutstropfen zu Boden fiel! Ein einziger Engel wurde vom Himmel gesandt, um den Sohn Gottes zu stärken. Folgt ihm auf dem Weg zum Richtplatz, wo er von dem wütenden Pöbel verlacht, verspottet und beleidigt wurde! Schaut ihn, bekleidet mit jenem alten, purpurnen, königlichen Gewand! Hört die rohen Scherze und das grausame Gespött! Seht, wie sie dieser hehren Stirn die Dornenkrone aufsetzten! Wie sie ihn geißelten, daß die Dornen seine Schläfen durchdrangen und das Blut über seine Wangen rann. Hört jene mörderische Menge, wie sie gierig nach dem Blut des Sohnes Gottes schrie! Ihren Händen war er ausgeliefert, und sie führten den hohen Dulder, der bleich, schwach und einer Ohnmacht nahe war, zu seiner Kreuzigung. Auf dem hölzernen Kreuz ausgestreckt, wurden die Nägel durch seine zarten Hände und Füße getrieben. Vergeßt nicht, wie er am Kreuz all die schrecklichen Stunden im Todeskampf hing, bis die Engel vor dieser entsetzlichen Szene ihre Angesichter verhüllten und die Sonne ihren Schein verbarg! Denkt an diese Begebenheiten und fragt dann, ob der Weg zu schmal ist. Nein, niemals! Geteilte Interessen Sch1 73 3 In einem geteilten, halbherzigen Leben werdet ihr Zweifel und Finsternis antreffen. Ihr könnt euch weder des Glaubenstrostes noch des Friedens erfreuen, den die Welt gibt. Setzt euch nicht in Satans Lehnstuhl, um tatenlos zu bleiben, sondern erhebt euch und strebt dem hohen Ziel zu, das zu erreichen eine besondere Gnade ist. Für Christus alles hinzugeben, das dürfen wir als Gnade ansehen. Blickt nicht auf das Leben anderer, um es nachzuahmen; denn das bringt euch nicht weiter. Ihr habt nur ein wahres, unfehlbares Vorbild. Am sichersten ist es, allein Jesus zu folgen. Wenn andere im Fahrwasser geistlicher Trägheit segeln, dann entschließt euch, ihnen den Rücken zu kehren und der Erhabenheit und Größe eines christlichen Charakters zuzusteuern, damit ihr des Himmels würdig seid. Schlaft nicht auf eurem Posten, und behandelt eure Seele aufrichtig und gewissenhaft! Sch1 74 1 Ihr begünstigt ein Übel, das euer geistliches Leben zu zerstören droht. Die ganze Schönheit und Anziehungskraft der Heiligen Schrift wird es verdunkeln. Dabei handelt es sich um die Vorliebe für Erzählungen, Märchen und andere Lektüre, die keinen guten Einfluß auf das Gemüt eines Menschen ausüben, der in irgendeiner Weise zum Dienst für Gott geweiht ist. Dieser Lesestoff erzeugt eine ungesunde, fiebrige Erregung und macht das Gemüt für jeden geistlichen Dienst untauglich und ungeeignet. Die Seele wird dem Gebet und der Liebe zu geistlichen Gütern entwöhnt. Lesestoff jedoch, der Licht auf die Heilige Schrift wirft und euer Verlangen und euren Eifer, sie zu erforschen, verstärkt, ist nicht gefährlich, sondern segensreich. Sch1 74 2 Im Geist sah ich, wie ihr eure Augen von der Heiligen Schrift abgewendet und sie gespannt auf erregende Bücher gerichtet habt, die den Glauben verkümmern lassen. Je öfter und fleißiger ihr die Heilige Schrift durchlest, desto herrlicher wird sie euch erscheinen und um so weniger Geschmack werdet ihr an seichter Lektüre finden. Das tägliche Studium der Schrift hat einen heiligenden Einfluß auf den Geist. Ihr werdet die himmlische Atmosphäre atmen. Laßt dieses köstliche Buch mit eurem Herzen verbunden sein, und wenn ihr nicht ein noch aus wißt, wird es sich als Freund und Führer erweisen. Sch1 74 3 Ihr hattet euch in eurem Leben bestimmte Ziele gesteckt. Wie unerschütterlich und ausdauernd habt ihr dafür gearbeitet, sie zu erreichen. Ihr habt gerechnet und geplant, bis eure Wünsche verwirklicht waren. Nun aber liegt vor euch eine andere Aufgabe, die einer beharrlichen, unermüdlichen, lebenslangen Anstrengung wert ist. Es ist die Errettung eurer Seele, das ewige Leben. Dies erfordert allerdings Selbstverleugnung, Opfer und ein gründliches Studium. Ihr müßt gereinigt und geläutert werden, denn euch fehlt der errettende Einfluß des Geistes Gottes. Ihr gebt euch mit euren Freunden ab und vergeßt dabei, daß ihr den Namen des Heilandes tragt. Euer Handeln und euer Äußeres unterscheidet sich nicht mehr von dem eurer Freunde. Gehet aus und sondert euch ab Sch1 75 1 Schwester K., du hast noch sehr an dir selbst zu arbeiten. Du mußt vom Hochmut ablassen und dein ganzes Interesse der Wahrheit zuwenden. Dein Teil am ewigen Leben hängt von dem Weg ab, den du jetzt einschlägst. Wenn du nach dem ewigen Leben strebst, mußt du dafür leben und deiner Eigenliebe entsagen. Halte dich vom weltlichen Treiben zurück! Dein Leben muß sich durch Nüchternheit, Wachsamkeit und Gebet auszeichnen. Engel überwachen die Entwicklung des Charakters und wägen das sittliche Verhalten. All unsere Worte und Taten ziehen an Gottes prüfendem Auge vorüber. Das sind wahrlich bange und ernste Augenblicke. Die Hoffnung auf das ewige Leben kann man nicht auf schwachen Fundamenten errichten; sie muß zwischen Gott und euch selbst gefestigt werden. Manche stützen sich lieber auf das Urteil und die Erfahrung anderer, als daß sie sich der Mühe einer strengen Prüfung des eigenen Herzens unterziehen. Sie leben Monate und Jahre ohne Zeugnis des Heiligen Geistes und ohne Gewißheit über ihr Seelenheil dahin. Sie täuschen sich selbst; wohl besitzen sie eine vermeintliche Hoffnung, sie ermangeln aber in Wirklichkeit aller wesentlichen Eigenschaften eines Christen. Zuallererst müssen die Herzen von Gott ergriffen sein, dann wird auch die Lebensweise jenen edlen und erhabenen Charakter annehmen, der den wahren Nachfolger Christi auszeichnet. Das Ausleben unseres Glaubens erfordert besondere Anstrengungen und sittliche Tatkraft. Sch1 75 2 Gottes Kinder haben ihre eigne Art. Ihr Geist wird sich nicht mit dem Geist und Einfluß der Welt vermengen. Ihr dürft den Namen Christi nicht tragen, wenn ihr euch seiner nicht würdig erweist. Ein bloßes Lippenbekenntnis genügt nicht, wenn ihr Christus begegnen wollt. In einer so bedeutsamen Angelegenheit solltet ihr keiner Täuschung anheimfallen. Prüft sorgfältig die Grundlage eurer Hoffnung und befaßt euch aufrichtig mit eurem Seelenheil! Eine scheinbare Hoffnung wird euch niemals retten können. Habt ihr den Preis überschlagen? Ich fürchte, nein! Entscheidet euch jetzt, ob ihr Jesus folgen wollt -- koste es, was es wolle! Ihr könnt aber nicht zwei Herren dienen; hier Christi Nachfolger werden und dort der Gemeinschaft derer anhängen, die göttlichen Dingen keine Beachtung schenken. Eure verschiedenen Charaktere werden sich ebensowenig verbinden können, wie dies Öl und Wasser vermögen. Sch1 76 1 Es ist etwas Großes, ein Kind Gottes und Miterbe Christi zu sein. Wenn euch diese Gnade widerfährt, werdet ihr auch mit Christus leiden. Gott sieht das Herz an. Ihr müßt ihn ernstlich suchen und eure Gottesfurcht vertiefen, da ihr sonst gewiß das ewige Leben verfehlen werdet. Stellt getrost die Frage: Hat Schw. White dies alles im Geist geschaut? Jawohl, und ich habe versucht, es euch vorzulegen und euch die gleichen Eindrücke zu vermitteln, die mir selbst zuteil wurden. Möge der Herr euch helfen, dies zu beachten! Sch1 76 2 Liebe Geschwister, behütet eure Kinder mit inbrünstiger Sorgfalt. Der Geist und der Einfluß der Welt vereiteln in ihnen alle Bestrebungen, wahre Christen zu werden. Macht euren Einfluß geltend, sie von den jungen Freunden zu trennen, die an göttlichen Dingen keinen Anteil nehmen. Eure Kinder müssen ein Opfer bringen, wenn sie einmal das Reich Gottes gewinnen wollen. Sch1 76 3 Was wollt ihr wählen, sprach Christus, mich oder die Welt? Gott verlangt die bedingungslose Hingabe des Herzens, ja des ganzen Menschen. Wer Freunde, Brüder oder Schwestern, Vater oder Mutter, Häuser oder Äcker mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert, so sprach Christus zu seinen Jüngern. Göttlicher Glaube bindet die Seele mit stärksten Verpflichtungen an die Forderung, nach den Grundsätzen des Glaubens zu leben. Wie die Magnetnadel nach Norden weist, so weisen die Ansprüche des Glaubens auf Gottes Herrlichkeit. Durch euer Taufgelübde seid ihr angehalten, euren Schöpfer zu ehren, eurer Eigenliebe zu entsagen, eure Neigungen und Lüste zu kreuzigen und selbst eure Gedanken dem Willen Christi zu unterstellen. Testimonies for the Church III, 45 (1872). Sch1 77 1 Eure Weltlichkeit läßt es nicht zu, die Tür eurer verhärteten Herzen weit aufzutun, wenn Jesus anklopft und um Einlaß bittet. Der Herr der Herrlichkeit, der euch durch sein Blut erlöst hat, wartete vor eurer Tür; aber ihr tatet sie nicht auf, um ihn willkommen zu heißen. Manche ließen nur einen Schein seiner Gegenwart ins Herz eindringen, doch sie baten den himmlischen Gast nicht, hereinzukommen. Sie hatten keinen Raum für ihn. Der Platz, der für ihn bestimmt sein sollte, war mit anderen Dingen belegt. Jesus bat euch: "So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir." Offenbarung 3,20. Eure Aufgabe war es, die Tür zu öffnen. Eine Zeitlang wart ihr bereit, zu hören und die Tür aufzutun, aber diese Bereitschaft verblaßte, und ihr verloret die Gemeinschaft mit dem himmlischen Gast, während es eine große Gnade gewesen wäre, ihn bei euch zu haben. Immerhin, etliche haben die Tür geöffnet und den Heiland herzlich willkommen geheißen. Testimonies for the Church II, 216.217 (1869). ------------------------Kapitel 19: Große kommende Trübsale Sch1 77 2 Ich schaute im Geist größere Trübsal ins Land kommen, als wir bisher erlebt haben. Ich hörte Seufzen und Wehklagen und sah eine riesige Menschenmenge in lebhaftem Kampf. Das Dröhnen der Geschütze, Waffengeklirr, Nahkämpfe sowie das Stöhnen und Beten der Sterbenden konnte ich deutlich vernehmen. Die Erde war mit Toten und Verwundeten bedeckt. Drückende Not herrschte in vielen Behausungen verlassener, verzweifelter Familien. Schon jetzt leiden viele Familien unter Entbehrungen; und die Not wird noch größer werden. Viele Gesichter waren bleich, hager und hungergequält. Sch1 77 3 Die Kinder Gottes sollten durch christliche Gemeinschaft und Liebe eng miteinander verbunden sein. Nur Gott kann in dieser Zeit des allgemeinen Unglücks unser Schild und unsere Stärke sein. Gottes Volk muß erwachen. Die Gelegenheiten zur Ausbreitung der Wahrheit müssen wir ausnutzen, weil sie nicht lange anhalten werden. Mir wurden Elend, Verworrenheit und Hunger im Lande gezeigt. Satan ist jetzt bemüht, Gottes Volk in einem Zustand der Trägheit zu halten. Er will verhindern, daß es sein Teil in der Ausbreitung der Wahrheit erfüllt, damit es zwar gewogen, aber zu leicht befunden werde. Sch1 78 1 Gottes Volk muß sich warnen lassen und die Zeichen der Zeit erkennen. Die Zeichen der Wiederkunft Christi sind zu deutlich, als daß sie bezweifelt werden könnten. Angesichts dieser Tatsache sollte jeder einzelne, der die Wahrheit bekennt, ein lebendiger Zeuge sein. Gott ruft Prediger und Gemeindeglieder auf, endlich zu erwachen. Der ganze Himmel ist in Bewegung. Die Ereignisse auf Erden gehen dem Ende zu. Wir befinden uns inmitten der Gefahren der letzten Tage. Noch größere Gefahren stehen uns bevor, und dennoch sind wir nicht erwacht. Dieser Mangel an Ernst und Tatendrang im Werke Gottes ist beängstigend. An dieser Erstarrung erkennen wir das Wirken Satans. Er beherrscht die Herzen der ungeheiligten Sabbathalter und macht sie untereinander tadelsüchtig und mißgünstig. Seine besondere Absicht besteht darin, die Herzen zu teilen, damit Einfluß, Kraft und Arbeit der Diener Gottes auf ungeheiligte Gläubige verschwendet und ihre kostbare Zeit mit der Regelung kleiner Meinungsverschiedenheiten ausgefüllt werde, statt sie für die Verkündigung der Wahrheit unter Ungläubigen verwenden zu können. Es ist Zeit zum Handeln Sch1 78 2 Im Geist erlebte ich, wie Gottes Kinder auf eine Änderung warten, auf eine zwingende, sie mitreißende Macht. Sie werden jedoch enttäuscht sein; denn sie leben in einer falschen Vorstellung. Ihre Aufgabe ist es, jetzt zu handeln, das Werk selbst anzupacken und Gott ernstlich um wahre Selbsterkenntnis zu bitten. Die hinreichende Wichtigkeit der Ereignisse, die sich vor unseren Augen abspielen, sollte uns veranlassen, alles zu tun, um die Wahrheit in die Herzen all derer einzuprägen, die hören wollen. Die Ernte der Erde steht kurz bevor. Sch1 78 3 Es ist wichtig, daß die Prediger, die sich mit dem ernsten, verantwortungsvollen Werk der Verkündigung der dritten Engelsbotschaft befassen, auf dem Boden der Wahrheit stehen. Der Herr ist nicht um Mittel und Werkzeuge verlegen, mit denen er sein Werk voranzutreiben vermag. Er kann zu irgendeiner Zeit sprechen, durch wen er will. Sein Wort ist mächtig und wird ausrichten, wozu es gesandt ist. Doch wenn die Wahrheit Herz und Hände des Predigers nicht geheiligt, gereinigt und geläutert hat, ist er genötigt, das zu reden, was seiner eigenen unvollkommenen Erfahrung entspricht. Verkündet er dann die Ergebnisse seines ungeheiligten Denkens, so stammt sein Rat nicht von Gott, sondern von ihm selbst. Der von Gott Berufene aber soll heilig sein. Er ist auserwählt und von Menschen abgesondert und muß Beweise seiner heiligen Berufung erbringen. Seine Lebenshaltung soll zeigen, daß er dem die Treue hält, der ihn berufen hat. Sch1 79 1 Ein schreckliches Wehe gilt denen, die die Wahrheit predigen, aber durch sie nicht geheiligt werden. Es gilt auch denen, die bereit sind, den Ungeheiligten aufzunehmen und zu unterhalten, wenn er ihnen in Wort und Lehre dient. Ich bin in großer Sorge, weil das Volk Gottes vorgibt, die wichtige, ernste Wahrheit zu glauben, während ich weiß, daß viele von ihnen durch die Wahrheit weder bekehrt noch geheiligt sind. Menschen vermögen die gesamte Wahrheit zu hören und anzuerkennen und wissen dennoch nichts von der Macht der Gottseligkeit. Nicht alle, die die Wahrheit predigen, werden durch diese errettet werden. Der Engel sagte: "Reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt!" Jesaja 52,11. Sch1 79 2 Die Zeit ist gekommen, daß diejenigen, die den Herrn zu ihrem jetzigen und zukünftigen Schicksal erwählt haben, auf ihn allein trauen müssen. Jeder einzelne, der sich zur Gottseligkeit bekennt, muß seine eigene Erfahrung besitzen. Eine genaue Aufzeichnung der Worte und Taten der Kinder Gottes wird von einem Engel vorgenommen. Andere Engel überwachen die Charakterentwicklung und wägen das sittliche Verhalten. Wer vorgibt, der Wahrheit zu glauben, sollte sich aufrichtig zu ihr bekennen und ihren ganzen Einfluß geltend machen, um andere zu belehren und für die Wahrheit zu gewinnen. Ihre Worte und Werke sind der Weg, durch den die lauteren Grundsätze der Wahrheit und Frömmigkeit der Welt vermittelt werden. Sie sind das Salz und das Licht der Erde. Sch1 79 3 Ich weiß, daß wir im Aufblick zu Gott Licht und Frieden haben werden. Im Blick auf die Welt werden wir hingegen erkennen, daß uns bald jegliche Zuflucht fehlen und alles Angenehme schnell dahinschwinden wird. In Gott allein gibt es für uns Hilfe. In diesem Zustand irdischen Durcheinanders dürfen wir in der Kraft des lebendigen Glaubens ruhig, stark und sicher sein. Auch Frieden werden wir nur finden, wenn wir in Gott ruhen und auf die Erlösung warten. Wir besitzen ein größeres Licht der Erkenntnis als unsere Väter. Gott kann uns nicht annehmen oder ehren, wenn wir ihm den gleichen Dienst und die gleichen Werke erweisen wie unsere Väter. Wir müssen auf Grund unserer Erkenntnis heute mehr tun, als sie getan haben. Ihre Treue und ihren Eifer sollten wir aber nachahmen; unser Licht sollten wir leuchten lassen, wie sie ihres leuchten ließen, und sollten so handeln, wie sie handeln würden, wenn sie in unseren Tagen lebten. Dienen wir Gott in dieser Weise, werden wir von ihm auch angenommen und gesegnet. Sch1 80 1 Wir müssen in dem Licht wandeln, das auf uns scheint, sonst wird dieses Licht zur Finsternis werden. Gott fordert von uns, daß wir der Welt gegenüber in unserem Charakter und unseren Taten jene Fülle des Geistes der Verbundenheit und des Einsseins bekunden, die den heiligen Wahrheiten, die wir bekennen, und dem Geist jener Prophezeiungen, die sich in den letzten Tagen erfüllen werden, entsprechen. Die Wahrheit, die unser Verständnis erreichte, und das Licht, das die Seele erhellte, werden uns richten und verdammen, wenn wir uns abwenden und uns weigern, von ihnen geführt zu werden. In Erwartung schrecklicher Vorgänge Sch1 80 2 Was soll ich sagen, um das Volk der Übrigen zu wecken? Ich sehe, daß uns schreckliche Ereignisse bevorstehen. Satan und seine Engel wenden alle ihnen zur Verfügung stehenden Kräfte an, um die Kinder Gottes zu beeinflussen. Er weiß, daß er ihrer sicher ist, wenn sie noch ein wenig länger schlafen; denn dann ist ihr Untergang gewiß. Ich ermahne alle, die den Namen Christi tragen, sich selbst genauestens zu prüfen und all ihr Unrecht völlig und sorgfältig zu bekennen. Gehen sie mit sich selbst ins Gericht, wird ihnen vergeben werden. Liebe Glaubensgeschwister, kauft diese köstlichen Augenblicke der Gnade aus, sonst werdet ihr keine Entschuldigung vorbringen können. Wenn ihr euch nicht anstrengt, endlich wach zu sein, und wenn ihr keine Reue zeigt, werden diese goldenen Gelegenheiten bald vorübergehen und ihr schließlich gewogen und zu leicht befunden werden. Dann werden eure Todesschreie nichts mehr nützen, und das Wort des Herrn wird sich erfüllen: "Weil ich denn rufe, und ihr weigert euch, ich recke meine Hand aus, und niemand achtet darauf, und laßt fahren allen meinen Rat und wollet meine Strafe nicht; so will ich auch lachen in eurem Unglück und euer spotten, wenn da kommt, was ihr fürchtet, wenn über euch kommt wie ein Sturm, was ihr fürchtet, und euer Unglück als ein Wetter, wenn über euch Angst und Not kommt. Dann werden sie nach mir rufen, aber ich werde nicht antworten; sie werden mich suchen, und nicht finden. Darum, daß sie haßten die Lehre und wollten des Herrn Furcht nicht haben, wollten meinen Rat nicht und lästerten alle meine Strafe so sollen sie essen von den Früchten ihres Wesens und ihres Rats satt werden. Was die Unverständigen gelüstet, tötet sie, und der Ruchlosen Glück bringt sie um. Wer aber mir gehorcht, wird sicher bleiben und genug haben und kein Unglück fürchten." Sprüche 1,24-33. ------------------------Kapitel 20: Verpflichtungen gegen die Armen Sch1 81 1 Oft werden Untersuchungen angestellt, welchen Dienst wir den Armen erweisen können, die die dritte Engelsbotschaft annehmen. Wir haben uns lange darum bemüht, wie wir mit Feingefühl die Notlage armer Familien beseitigen könnten, die den Sabbat annehmen. Während meines Aufenthaltes in Roosevelt, New York, am 3. August 1861, wurde mir einiges über das Verhältnis zu den Armen offenbar. Sch1 81 2 Gott erwartet von unseren Brüdern nicht, daß sie sich um jede arme Familie kümmern, die die Botschaft annimmt. Wenn sie das täten, müßten die Prediger aufhören, neue Gebiete zu bearbeiten, weil die finanziellen Mittel nicht ausreichten. Bei vielen ist die Armut selbst verschuldet, da sie weder Fleiß noch Sparsamkeit kennen. Sie können nicht mit Geld umgehen. Es wäre für solche nicht das Beste, wenn man ihnen hülfe. Manche werden immer arm sein. Selbst unter den günstigsten Voraussetzungen könnte ihnen nicht geholfen werden; denn sie verbrauchten alle Mittel, die man ihnen anvertraute, ganz gleich, ob es wenig oder viel wären. Sch1 82 1 Manche wissen nichts von Entsagung und Sparsamkeit, um schuldenfrei zu bleiben und darüber hinaus noch ein wenig für Zeiten der Not beiseitezulegen. Wenn die Gemeinde solchen Menschen helfen würde, statt sie sich selbst zu überlassen, schadete es diesen schließlich. Sie lernten nicht, sich auf die eigene Findigkeit zu stützen, sondern würden auf die Gemeinde schauen und von dorther Hilfe erwarten; außerdem übten sie weder Selbstverleugnung noch Sparsamkeit, wenn sie mit allem gut versorgt sind. Erhalten sie jedoch keine ständige Hilfe, wird Satan sie versuchen. Sie werden eifersüchtig und äußerst kritisch gegen ihre Glaubensgeschwister und befürchten, daß diese versäumen könnten, ihnen alle Schuldigkeit zu erweisen. Der Fehler liegt aber bei ihnen selbst. Sie täuschen sich, denn sie sind nicht die Armen des Herrn. Sch1 82 2 Die Belehrungen, die im Worte Gottes für die Armenhilfe gegeben sind, betreffen solche Fälle nicht; sondern nur die Unglücklichen und Geplagten. Gott hat in seiner Vorsehung einzelne heimgesucht, um andere dadurch zu prüfen und zu erproben. Witwen und Kranke sind in der Gemeinde, um ihr Segen zu erweisen. Sie gehören mit zu den Mitteln, die Gott erwählt hat, damit sich der wahre Charakter der Nachfolger Christi entfalte. Die edlen Charakterzüge, die unser barmherziger Heiland offenbarte, sollen zur Nachahmung anspornen. Witwen, Waisen und Kranke Sch1 82 3 Viele, die kaum für sich selbst aufkommen können, denken ans Heiraten und an die Gründung einer Familie, obwohl sie wissen, daß sie keine Möglichkeit haben, ihre Familie zu ernähren. Und was noch schlimmer ist: sie sind nicht in der Lage, ihrer Familie vorzustehen. Ihr ganzes Familienleben wäre durch ihre lockeren, nachlässigen Gewohnheiten gekennzeichnet. Sie besitzen nur geringe Selbstbeherrschung, sind leidenschaftlich, ungeduldig und reizbar. Wenn solche Menschen die Botschaft annehmen, glauben sie sich berechtigt, von ihren wohlhabenderen Glaubensgeschwistern Hilfe erwarten zu können. Erfüllen sich jedoch ihre Erwartungen nicht, dann klagen sie über die Gemeinde und beschuldigen sie, daß sie nicht ihren Glauben auslebe. Wer sollte in diesem Fall der Leidtragende sein? Sollte etwa das Werk Gottes untergraben und die Kassen in den verschiedenen Orten erschöpft werden, nur um für diese großen Familien der Armen zu sorgen? Niemals! Die Eltern müssen diese Lasten auf sich nehmen. Es ist eine allgemeine Beobachtung, daß sie nach der Annahme der Sabbatwahrheit keinen größeren Mangel leiden als zuvor. Sch1 83 1 Unter einigen Bedürftigen gibt es ein Übel, das gewiß ihr Verderben bedeutet, wenn dieses nicht überwunden wird. Sie haben die Wahrheit angenommen, ohne ihr grobes, ungehobeltes und unkultiviertes Benehmen abzulegen. Einige Zeit wird vergehen, ehe sie ihre Grobheit sehen und erkennen, daß diese nicht mit dem Charakter Christi übereinstimmt. Sie halten andere, die gesitteter und gebildeter sind, für stolz. Mitunter hört ihr sie sagen: "Die Wahrheit bringt uns alle auf die gleiche Ebene." Es ist aber ein völliger Irrtum zu meinen, die Wahrheit ziehe die Gläubigen hinab. Im Gegenteil; sie erhebt sie, verfeinert ihren Geschmack und heiligt ihr Urteilsvermögen. Wenn sie danach leben, sind sie befähigt, ständig in der Gesellschaft heiliger Engel in der Gottesstadt zu sein. Die Wahrheit ist bestimmt, uns alle auf dieselbe Höhe zu heben. Sch1 83 2 Die Wohlhabenderen sollten im Umgang mit ihren ärmeren Brüdern immer vornehm und großzügig verfahren, ihnen auch tatkräftige Hilfe angedeihen lassen und sie dann ermutigen, den Lebenskampf aufzunehmen. Wie ich aber sah, ruht die Verpflichtung, für hilflose Witwen, Waisen und Kranke zu sorgen, in besonderer Weise auf der Gemeinde. Sch1 83 3 Viele von denen, die die Wahrheit bekennen, sind durch sie nicht geheiligt. Wenn sie einen bedürftigen Bruder vor sich haben, bringt es ihr Herz nicht fertig, ihm einen auch nur geringen Preisnachlaß zu gewähren. Eher kämen sie einem tüchtigen Weltmenschen entgegen. Sie lieben ihre Nächsten nicht wie sich selbst. Gott würde es wohlgefälliger sein, wenn weniger Selbstsucht, dafür aber um so mehr uneigennütziges Wohltun vorhanden wäre. Testimonies for the Church II, 51 (1868). ------------------------Kapitel 21: Moderner Spiritismus Sch1 84 1 Ich wurde auf folgende Schriftstelle hingewiesen, die besonders auf den modernen Spiritismus anzuwenden ist: "Sehet zu, daß euch niemand beraube durch die Philosophie und lose Verführung nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen, und nicht nach Christo." Kolosser 2,8. Im Geist erlebte ich, daß Tausende durch die Theorie der Phrenologie (Lehre vom Zusammenhang zwischen Schädelform und geistig-sittlichen Anlagen) und des tierischen Magnetismus beeinflußt und dadurch dem Unglauben in die Arme getrieben wurden. Wer in diesen Bahnen denkt, verliert meist bald sein Gleichgewicht und gerät unter die Herrschaft Satans. "Lose Verführung" erfüllt die Sinne armer Sterblicher. Sie glauben von sich aus genügend Kraft zu besitzen, um große Taten vollbringen zu können, so daß sie nicht die Notwendigkeit einer höheren Macht erkennen wollen. Ihre Lebens- und Glaubensgrundsätze sind "nach der Menschen Lehre und nach der Welt Satzungen, und nicht nach Christo". Sch1 84 2 Diese Philosophie hat Jesus sie nicht gelehrt. Nichts Derartiges findet sich in seinen Lehren. Er lenkt den Geist armer Sterblicher nicht auf sie selbst oder auf eine Kraft, die sie besitzen, sondern er richtet ihre Aufmerksamkeit immer wieder auf Gott, den Schöpfer des Universums, als den Ursprung ihrer Kraft und Weisheit. In Kolosser 2,18 ist eine besondere Warnung gegeben: "Lasset euch niemand das Ziel verrücken, der nach eigener Wahl einhergeht in Demut und Geistlichkeit der Engel, davon er nie etwas gesehen hat, und ist ohne Ursache aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn." Sch1 84 3 Die Verfechter des Spiritismus kommen in einer gefälligen, bezaubernden Weise, um euch zu verführen. Und wenn ihr ihren Lügen Gehör schenkt, werdet ihr vom Feind der Gerechtigkeit betrogen und gewiß euren Lohn verlieren. Hat euch der faszinierende Einfluß des Erzbetrügers erst einmal überwältigt, so seid ihr vergiftet. Sein tödlicher Einfluß verdirbt und zerstört euren Glauben an die Gottessohnschaft Christi, und ihr hört auf, der Macht seines Blutes zu vertrauen. Die durch diese Philosophie Getäuschten haben durch den Betrug Satans ihren Lohn verloren. Sie bauen auf ihre Verdienste, unterziehen sich freiwilliger Demut, sind sogar bereit, Opfer zu bringen, erniedrigen sich selbst und überlassen es ihrem Verstand, den größten Unsinn zu glauben. Die absurdesten Ideen empfangen sie durch diejenigen, von denen sie glauben, es seien ihre verstorbenen Freunde. Satan hat ihre Augen so geblendet und ihre Urteilskraft so entstellt, daß sie das Unheil nicht bemerken. Sie führen die Aufträge aus, von denen sie annehmen, daß sie von ihren verstorbenen Freunden kommen, die jetzt angeblich Engel in einer "höheren Sphäre" sind. Sch1 85 1 Satan hat eine absolut sichere, bestrickende Täuschungsart gewählt, die darauf berechnet ist, die Sympathie derer zu gewinnen, die ihre Lieben bereits ins Grab gelegt haben. Böse Engel nehmen die Gestalt dieser geliebten Angehörigen an und beziehen sich auf Ereignisse, die mit deren Leben zusammenhängen. Sie benehmen sich genauso, wie deren Freunde bei Lebzeiten. Auf diese Weise täuschen sie die Verwandten der Verstorbenen und erwecken in ihnen den Glauben, daß die toten Freunde Engel seien, die sie umschweben und mit ihnen verkehren. Diese Erscheinungen betrachten sie mit einer gewissen götzendienerischen Verehrung, und -- was sie auch sagen mögen -- diese haben größeren Einfluß auf sie als das Wort Gottes. Die bösen Engel, die sich anmaßen, jene toten Freunde zu sein, werden entweder das Wort Gottes als unbedeutende Fabeln verwerfen oder aber, wenn es ihrem Zweck dienlich ist, die wesentlichen Teile, die von Christus zeugen und den Weg zum Himmel weisen, auswählen und die klaren Aussagen der Heiligen Schrift ändern, damit sie ihrer eigenen verderbten Natur entsprechen und Menschen zugrunde richten. Sch1 85 2 Mit der gebührenden Aufmerksamkeit dem Wort Gottes gegenüber können sich alle Menschen, die es ernsthaft wollen, über diese seelenverderbende Täuschung klar werden. Die Heilige Schrift erklärt mit bestimmten Worten: Sch1 85 3 "Denn die Lebendigen wissen, daß sie sterben werden die Toten aber wissen nichts, sie haben auch keinen Lohn mehr -- denn ihr Gedächtnis ist vergessen, daß man sie nicht mehr liebt noch haßt noch neidet -- und haben keinen Teil mehr auf der Welt an allem, was unter der Sonne geschieht." Prediger 9,5.6. Wagt euch nicht auf Satans Gebiet! Sch1 86 1 Menschen, die sich täuschen ließen, verehren böse Engel indem sie ihnen glauben, daß sie die Geister ihrer verstorbenen Freunde seien. Das Wort Gottes erklärt nachdrücklich, daß die Toten kein Teil mehr haben an allem, was unter der Sonne geschieht. Die Spiritisten sagen, daß die Toten alles wissen, was unter der Sonne geschieht, daß sie mit ihren Freunden auf der Erde in Verbindung stehen, ihnen wertvolle Aufklärung geben und Wunder tun. "Die Toten werden dich, Herr, nicht loben, noch die hinunterfahren in die Stille." Psalm 115,17. Satan verstellt sich zum Engel des Lichts und arbeitet mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit. Er, der den Sohn Gottes, der als Menschensohn ein wenig niedriger war denn die Engel, mit sich führen konnte und ihn auf die Zinne des Tempels stellte, ihn dann auf einen sehr hohen Berg führte, um ihm alle Reiche der Welt zu zeigen, kann seine Macht über die menschliche Familie ausüben, die weit weniger Stärke und Weisheit besitzt als der Sohn Gottes, selbst nachdem er die menschliche Natur angenommen hatte. Sch1 86 2 In dieser entarteten Zeit übt Satan seine Herrschaft über alle aus, die Recht und Gesetz verlassen und sich auf sein Gebiet begeben. An solchen Menschen erprobt er seine Macht in beunruhigender Weise. Ich wurde auf folgende Worte hingewiesen: "Der ... sich einläßt in Sachen, die er nicht gesehen hat, ohne Grund aufgeblasen von seinem fleischlichen Sinn." Kolosser 2,18 (Schlachter). Ich sah, daß manche ihre Neugier befriedigen und sich mit dem Teufel zu schaffen machen. Vom Spiritismus haben sie keine rechte Vorstellung, sonst wendeten sie sich mit Schrecken von dem Gedanken ab, die Rolle des Mediums zu übernehmen. Dennoch wagen sie es und bringen sich damit selbst in eine Lage, die es Satan ermöglicht, seine Macht über sie auszuüben. Diese Menschen glauben, daß sie nicht in Satans Fänge fallen werden; doch sie wissen nicht, was sie tun. Sie wagen sich auf teuflisches Gebiet und fordern Satan geradezu heraus, über sie zu herrschen. Dieser mächtige Verderber betrachtet sie als seine ihm zustehende Beute und übt oftmals sogar gegen ihren Willen seine Macht aus. Wenn sie über sich selbst bestimmen wollen, können sie es nicht; denn sie haben ihm ihr Inneres ausgeliefert, und Satan wird seine Ansprüche nicht aufgeben. Keine Macht kann den in seinen Schlingen gefangenen Menschen befreien, außer der Macht Gottes in Erhörung der ernsten Gebete seiner treuen Nachfolger. Unsere einzige Sicherheit Sch1 87 1 Die einzige Sicherheit liegt im Suchen nach der im Wort Gottes geoffenbarten Wahrheit. Der Sabbat, die Natur des Menschen und das Zeugnis Jesu sind die großen bedeutsamen Wahrheiten, die verstanden werden müssen. Sie werden sich als ein Anker erweisen, der Gottes Volk in diesen trübseligen Zeiten bewahrt. Die Masse der Menschheit zieht jedoch Fabeln vor und verachtet die Wahrheiten aus Gottes Wort. "Dafür daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf daß sie selig würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge." 2.Thessalonicher 2,10.11. Sch1 87 2 Die Ausschweifendsten und Lasterhaftesten werden von diesen satanischen Geistern, von denen sie annehmen, daß es die Seelen ihrer verstorbenen Freunde seien, sehr umschmeichelt. Sie sind ohne Ursache aufgeblasen in ihrem fleischlichen Sinn. "Und hält sich nicht an dem Haupt, aus welchem der ganze Leib durch Gelenke und Fugen Handreichung empfängt und zusammengehalten wird und also wächst zur göttlichen Größe." Kolosser 2,19. Sie verleugnen den, der dem ganzen Leib Handreichung tut, damit jedes Glied zur göttlichen Größe wachse. Sch1 87 3 Eitle Philosophie. Die Glieder des Leibes werden in der Regel durch das Haupt beherrscht. Die Spiritisten mißachten den Einfluß des Hauptes und glauben, daß alle Glieder des Leibes selbständig handeln können und daß sie durch festgefügte Gesetze in einen fortschreitenden Zustand der Vollkommenheit geführt werden. "Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Eine jegliche Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jegliche, die da Frucht bringt, wird er reinigen, daß sie mehr Frucht bringe ... Bleibet in mir, und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und müssen brennen." Johannes 15,1.2.4-6. Sch1 88 1 Christus ist die Quelle unserer Kraft. Er ist der Weinstock, wir sind die Reben. Wir müssen Nahrung vom lebendigen Weinstock empfangen. Der Kraft und Nahrung dieses Weinstocks beraubt, wären wir als Glieder des Leibes ohne Haupt und damit genau in der Lage, in der Satan uns haben möchte, um uns so zu beherrschen, wie es ihm gefällt. Er wirkt "mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden, dafür daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf daß sie selig würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge". 2.Thessalonicher 2,10.11. Der Spiritismus ist eine Lüge, die sich auf die erste, große, eindeutige Unwahrheit gründet: "Ihr werdet mitnichten des Todes sterben." 1.Mose 3,4. Tausende setzen das Haupt beiseite und handeln ohne Christus. Ein anderer regiert ihren Leib -- Satan! Sch1 88 2 Mir wurde gezeigt, daß Satan die Sinne nur dann beherrschen kann, wenn sie ihm überlassen werden. Alle, die von Recht und Gesetz abweichen, befinden sich jetzt in ernster Gefahr. Sie trennen sich von Gott und der Obhut seiner Engel. Satan, der immer auf der Lauer liegt, um Seelen zugrunde zu richten, beginnt dann, ihnen seine Trugbilder vorzuführen. Es besteht äußerste Gefahr. Wenn die Gläubigen die Mächte der Finsternis erkennen und nun versuchen, ihnen zu widerstehen und sich selbst aus den Schlingen Satans zu befreien, werden sie große Anstrengungen machen müssen. Sie haben sich auf Satans Grund gewagt, und der Erzfeind erhebt Anspruch auf sie. Er wird nicht zögern, all seine Kräfte einzusetzen und alle seine bösen Heere zu Hilfe zu rufen, um auch nur einen Menschen den Händen Christi zu entreißen. Sch1 88 3 Diejenigen, die den Teufel herausforderten, sie zu versuchen, müssen verzweifelte Anstrengungen machen, um dem Einfluß seiner Macht zu entkommen. Doch wenn sie beginnen, sich von ihm zu lösen, werden die Engel Gottes, die sie einst betrübt haben, zu ihrer Hilfe eilen. Satan und seine Engel sind darüber unwillig, daß sie ihre Beute verlieren. Sie streiten und kämpfen mit aller Schärfe gegen die heiligen Engel. Doch wenn alle, die geirrt haben, unaufhörlich bitten und in tiefer Demut ihr Unrecht bekennen, werden Engel, die sich durch besondere Stärke auszeichnen, die Oberhand gewinnen und sie der Macht Satans entreißen. Sch1 89 1 Als sich der Schleier lüftete und ich im Geist die Verderbtheit unserer Zeit erlebte, wurde mein Herz betrübt, und mein Geist war einer Ohnmacht nahe. Die Bewohner der Erde füllten den Kelch ihres Frevels. Der Zorn Gottes ist entflammt und wird nicht eher gestillt werden, bis die Sünder von der Erde vertilgt sind. Satan ist der persönliche Feind Christi. Er ist der Urheber und Anführer jeder Art von Empörung im Himmel und auf Erden. Sein Grimm nimmt noch zu, und wir können uns die Größe seiner Macht gar nicht vorstellen. Wenn doch unsere Augen die gefallenen Engel bei ihrem Werk an denen, die unbekümmert sind und sich selbst außer Gefahr wähnen, wahrnehmen könnten, fühlten wir uns nicht so sicher; denn böse Engel folgen ständig unseren Spuren. Die Bereitschaft böser Menschen, nach den Einflüsterungen Satans zu handeln, nehmen wir als gegeben an; doch während unsere Sinne gegen seine unsichtbaren Helfer ungeschützt sind, gewinnen diese an Boden und wirken Zeichen und Wunder vor unseren Augen. Ob wir wohl in der Lage sein werden, ihnen mit Hilfe des Wortes Gottes, der einzigen Waffe, die wir erfolgreich benutzen können, zu widerstehen? Sch1 89 2 Manche werden versucht sein, diese Wunder als von Gott gewirkt anzunehmen. Vor unseren Augen werden Kranke geheilt und Wunder geschehen. Sind wir auf die Versuchung vorbereitet, die uns erwartet, wenn Satan seine Verführungskünste noch vollendeter ausführen wird? Werden nicht viele Seelen in seine Schlinge treten und gefangen werden? Durch das Abweichen von den klaren Vorschriften und Geboten Gottes und durch die Vorliebe für Fabeln und Erzählungen werden die Sinne vieler Menschen dahin geführt, Satans Lügenwunder anzuerkennen. Wir alle müssen uns jetzt wappnen für den Kampf, in dem wir uns dann zu behaupten haben. Vertrauen zum Worte Gottes, das unter Gebet durchforscht und ausgelebt werden muß, wird unser Schild gegen Satans Macht sein. Es wird uns durch das Blut Christi zum Sieg verhelfen. ------------------------Kapitel 22: Gottesfurcht in der Familie Sch1 90 1 Im Geist schaute ich die hohe und verantwortungsvolle Stellung, die Gottes Kinder einnehmen sollten. Sie sind das Salz der Erde und das Licht der Welt und müssen ebenso wandeln, wie Christus einst wandelte. Schwere Heimsuchungen werden sie durchzukosten haben, denn die Gegenwart ist eine Zeit des Zwistes und der Anfechtung. Unser Heiland spricht in Offenbarung 3,21: "Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Stuhl." Diesen Lohn werden nicht alle empfangen, die sich als Nachfolger Christi ausgeben, sondern nur die, die ebenso überwinden, wie er überwunden hat. Wir müssen Christi Leben kennenlernen und erfahren, was es bedeutet, ihn vor aller Welt zu bekennen. Sch1 90 2 Wollen wir Christus bekennen, muß er dies Bekenntnis in uns wirken. Niemand kann Christus wirklich bekennen, es sei denn, Christi Sinn und Geist wohnen in ihm. Wenn der Schein eines gottseligen Wesens oder die Anerkennung der Wahrheit immer ein Bekenntnis zu Christus darstellten, könnten wir sagen, daß der Weg, der zum Leben führt, breit ist und daß ihrer viele sind, die ihn finden. Wir müssen begreifen, wodurch wir Christus bekennen oder verleugnen. Es liegt durchaus im Bereich der Möglichkeit, ihn mit unseren Lippen zu bekennen, in unseren Werken jedoch zu verleugnen. Die Frucht des Geistes, die sich im Leben kundtut, ist ein Bekenntnis zu Christus. Wenn wir für ihn alles aufgegeben haben, wird unser Leben anspruchslos, unsere Unterhaltung geistlich betont, unser Wandel Gott wohlgefällig werden. Der machtvolle, läuternde Einfluß der Wahrheit auf das Herz und ein tägliches Leben nach dem Vorbild des Charakters Christi sind ein Bekenntnis zu ihm. Sind Worte ewigen Lebens in unseren Herzen ausgesät, werden Gerechtigkeit und innerer Friede daraus reifen. Sch1 90 3 Wir können Christus in unserem Leben verleugnen, indem wir dem Hang nach Bequemlichkeit oder der Eigenliebe nachgeben, indem wir unziemliche Scherze und unangebrachte Späße machen oder die Ehre der Welt suchen. Auch in unserer äußeren Erscheinung können wir durch Anpassung an weltliche Sitten, durch hoffärtiges Gebaren oder teure Kleidungsstücke Christus verleugnen. Nur durch unablässige Wachsamkeit und durch ein beharrliches und nahezu ununterbrochenes Gebetsleben werden wir imstande sein, in unserem Leben den Charakter Christi oder den heiligenden Einfluß der Wahrheit an den Tag zu legen. Viele vertreiben Christus durch eine unduldsame, leidenschaftliche Gesinnung aus ihren Familien. In dieser Hinsicht haben sie mancherlei zu überwinden. Sch1 91 1 Der gegenwärtige geschwächte Zustand der menschlichen Familie wurde mir vor Augen geführt. Jede Generation nahm gesundheitlich immer mehr ab, und heute plagen Krankheiten aller Art das Menschengeschlecht. Tausende armer Sterblicher vegetieren mit entstellten, kranken Körpern, zerrütteten Nerven und verdrießlichen Sinnen in einem für sie erbärmlich gewordenen Dasein dahin. Satans Macht über die menschliche Familie wird größer. Wenn der Herr nicht bald käme und Satans Macht vernichtete, würde die Erde in kurzer Zeit entvölkert sein. Sch1 91 2 Es ist ganz offensichtlich, daß sich Satan besonders um die Kinder Gottes bemüht. Viele von ihnen befinden sich in einem Zustand des Zweifelns und des Verzweifelns. Die Seele wird durch körperliche Gebrechen in Mitleidenschaft gezogen. Ein listiger und mächtiger Feind belauert ihre Schritte und benutzt seine Kraft und Geschicklichkeit, um sie von dem rechten Weg abzubringen. Es ist nur zu oft der Fall, daß die Kinder Gottes nicht auf der Hut sind. Darum bleibt ihnen Satans Vorhaben häufig verborgen; denn er arbeitet mit solchen Mitteln, bei denen er sich im Hintergrund halten kann. Auf diese Weise erreicht er oft sein Ziel. Sch1 91 3 Glaubensgeschwister haben in Patentangelegenheiten und anderen Unternehmungen Geld angelegt und Freunde, die die Sorge und Unruhe eines solchen Geschäftes eigentlich nicht ertragen können, veranlaßt, sich ebenfalls daran zu beteiligen. Ihr ängstlich besorgter, überbeanspruchter Geist greift nun ernstlich ihren bereits kranken Körper an. Sie werden verzagt, schließlich ganz verzweifelt und verlieren jegliches Selbstvertrauen und glauben, Gott hätte sie verlassen. Sie wagen nicht anzunehmen, daß Gott ihnen gnädig sein wird. Diese armen Seelen werden der Herrschaft Satans nicht überlassen bleiben. Sie werden ihren Weg durch das Dunkel finden und erneut ihren schwankenden Glauben auf Gottes Verheißungen setzen. Er wird sie befreien und ihre Sorge und Trauer in Friede und Freude verwandeln. Die Glaubensgeschwister müssen aus diesen Dingen, die sie zu ertragen hatten, lernen, sich nicht mehr um Patentangelegenheiten und ähnliche Unternehmungen zu kümmern. Sie sollten nicht einmal ihren Brüdern gestatten, in ihnen falsche Hoffnungen zu wecken, sich in solche Unternehmungen einzulassen. Ihre Erwartungen lassen sich nicht verwirklichen; sondern sie werden dann auf das Kampffeld des Feindes geworfen, ohne für den Streit gerüstet zu sein. Sch1 92 1 Mittel, die man zur Förderung des Werkes Gottes in seine Schatzkammer hätte bringen sollen, sind verloren, wenn sie in einigen dieser modernen Unternehmungen angelegt werden. Wenn ein Adventgläubiger die Möglichkeit und Fähigkeit hat, sich diesen Patentrechten und Erfindungen zu widmen, sollte er nicht unter seine Glaubensgeschwister gehen und dort sein Arbeitsfeld suchen, sondern zu den Ungläubigen. Lockt eure Brüder, die ihr Vermögen Gott zu weihen wünschen, nicht durch euren Namen und euer Bekenntnis als Adventist an euch, sondern geht in die Welt und laßt die Ungläubigen, die sich nicht um den Fortgang des Werkes Gottes kümmern, ihre Mittel zur Verfügung stellen. Sch1 92 2 Mir wurde die Notwendigkeit gezeigt, die Türen unserer Häuser und Herzen dem Herrn zu öffnen. Sobald wir ernstlich für uns und unsere Familien wirken, werden wir die Hilfe Gottes erfahren. Sch1 92 3 Die bloße Beachtung des Sabbats sowie morgendliche und abendliche Andachten sind keine sicheren Beweise unseres Christseins. All diese äußeren Formen mögen genauestens beachtet werden, und dennoch kann wahre Frömmigkeit fehlen. "Der sich selbst für uns gegeben hat, auf daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken." Titus 2,14. Alle, die sich Christi Nachfolger nennen, sollten ihr Temperament beherrschen und niemals ärgerlich oder ungeduldig sprechen. Für den Ehemann und Vater ziemt es sich, dem heftigen Wort, das ihm auf der Zunge liegt, Einhalt zu gebieten. Er muß die Wirkung seiner Worte im voraus bedenken, damit sie nicht Kummer und Schaden verursachen. Sch1 93 1 Gebrechen und Beschwerden zeigen sich vor allem bei Frauen. Das Glück der Familie ist in hohem Maße von der Frau und Mutter abhängig. Wenn sie kränklich und nervös ist und ihr ein Übermaß an Arbeit zugemutet wird, verzagt das Gemüt, weil sich die Ermüdung des Körpers auf das Gemütsleben überträgt. Außerdem begegnet sie nur zu oft der teilnahmslosen Zurückhaltung des Mannes. Wenn sich nicht alles so abspielt, wie er es wünscht, tadelt er die Frau und Mutter. Ihre Sorgen und Lasten sind ihm so gut wie unbekannt, und oftmals kann er sich nicht in ihre Lage versetzen. Er ist sich der Tatsache nicht bewußt, daß er damit dem großen Feind bei seinem Zerstörungswerk behilflich ist. Der rücksichtsvolle Ehemann Sch1 93 2 Der Ehemann sollte durch seinen Glauben an Gott dem Treiben Satans Einhalt gebieten. Gegenüber den gemeinsamen Interessen der Ehegatten scheint er jedoch blind zu sein. Er behandelt sie gleichgültig und weiß nicht, was er damit anrichtet. Seinem Glück wirkt er unmittelbar entgegen und zerstört auch das Glück seiner Familie. Die Frau wird verzagt und entmutigt. Hoffnung und Frohsinn schwinden. Sie erfüllt ihre sich täglich wiederholenden Hausfrauenpflichten nur noch mechanisch, weil sie einsieht, daß die Arbeiten eben getan werden müssen. Aber das Fehlen ihres Frohsinns und ihrer Beherztheit ist im ganzen Familienleben spürbar. In den Reihen der Sabbatgläubigen sind viele solcher unglücklichen Familien anzutreffen. Engel tragen diese beschämenden Nachrichten gen Himmel, wo sie in den Büchern verzeichnet werden. Sch1 93 3 Der Mann sollte seiner Familie große Aufmerksamkeit schenken. Besonders zartfühlend soll er dem Empfinden einer schwachen Frau begegnen. Manche Krankheit kann er dadurch verhüten. Freundliche, gütige und ermutigende Worte wirken heilsamer als die besten Mediziner. Sie bringen dem verzagten und verzweifelten Herzen neuen Mut. Das Glück und der Sonnenschein, die durch freundliche Handlungen und ermutigende Worte in die Familie gebracht werden, ersetzen zehnfach die aufgewandte Mühe. Sch1 93 4 Der Ehemann muß daran denken, daß ein erheblicher Teil der Verantwortung in der Kindererziehung auf der Mutter ruht und daß ihr Anteil an der Formung der Gesinnung ihrer Kinder nicht gering ist. Allein diese Tatsache müßte genügen, für seine Frau die zärtlichsten Empfindungen auszulösen. Mit allem Eifer sollte er ihr diese verantwortungsvolle Aufgabe erleichtern. Er muß sie ermutigen, sich auf seine herzliche Liebe zu stützen. Zu seiner vornehmsten Aufgabe gehöre es, ihren Sinn himmelwärts zu wenden, wo es Kraft, Frieden und schließlich Ruhe für die Müden gibt. Er kehre nicht mit umwölkter Stirn nach Hause zurück, sondern bringe mit seiner Gegenwart Sonnenschein in die Familie. Seiner Frau sollte er helfen, aufwärts zu schauen und Gott zu vertrauen. Gemeinsam können sie dann die Verheißungen Gottes in Anspruch nehmen und seine reichen Segnungen für die Familie empfangen. Unfreundlichkeit, Klage und Verdruß verschließen Jesus das Heim. Ich schaute im Geist, daß die Engel Gottes ein Haus meiden, in dem es unfreundliche Worte, Verdrießlichkeit und Streit gibt. Eine heitere Ehefrau Sch1 94 1 Ich weiß, daß auch oft genug die Frau versagt. Ihre Anstrengungen, die eigenen Stimmungen zu beherrschen und die Familie glücklich zu machen, sind nicht stark genug. Es gibt ihrerseits häufig Verdruß und unnötiges Klagen. Der Mann kommt von seiner Arbeit müde und abgespannt nach Hause und begegnet einer finsteren Miene anstatt froher, ermutigender Worte. Er ist auch nur ein Mensch. Die Liebe zu seiner Frau nimmt ab, er verliert das Vergnügen an seinem Heim, sein Pfad wird dunkel und sein Mut zerbricht. Er gibt seine Selbstachtung auf und die Würde, die er nach Gottes Forderung behaupten sollte. Der Mann ist das Haupt der Familie, gleichwie Christus das Haupt der Gemeinde ist. Gott mißfällt es, wenn die Ehefrau einen Weg verfolgt, durch den der Einfluß des Mannes geschmälert wird und der ihn von seiner erhabenen, verantwortungsvollen Stellung wegführt. Es gehört zur Pflicht der Frau, ihre Wünsche und ihren Willen dem Manne unterzuordnen. Beide sollten nachgiebig sein; dennoch gibt Gottes Wort der Entscheidung des Mannes den Vorrang. Es wird der Würde der Frau nicht abträglich sein, sich ihrem Mann zu fügen, den sie zu ihrem Anwalt, Ratgeber und Beschützer erwählt hat. Sch1 95 1 Für den Ehemann gilt, seine Stellung innerhalb seiner Familie freundlich und dennoch entschieden zu wahren. Manche haben sich gefragt, ob es nötig ist, sich ständig in der Gewalt zu haben und Zurückhaltung zu üben. Ich sehe eine große Aufgabe vor uns: die Erforschung unserer eigenen Herzen. Wir müssen auf uns selbst eifrig bedacht sein. Wir müssen uns bewußt machen, worin wir fehlen, und uns dann davor hüten. Unsere Stimmungen müssen wir völlig beherrschen. "Wer aber auch in keinem Wort fehlt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten." Jakobus 3,2. Sch1 95 2 Das Licht, das unseren Weg erleuchtet, und die Wahrheit, die sich unserem Gewissen anvertraut, werden die Seele entweder verdammen und vernichten oder heiligen und umgestalten. Wir leben zu nahe am Abschluß der Gnadenzeit, um mit Oberflächlichkeiten zufrieden zu sein. Die gleiche Gnade, die wir bisher als ausreichend ansahen, wird uns jetzt nicht stützen. Unser Glaube muß zunehmen, und wir selbst müssen im Wandel und in der Gesinnung Christus ähnlicher werden, um den Versuchungen Satans erfolgreich widerstehen zu können. Gottes Gnade ist für jeden Nachfolger Christi ausreichend. Satans Angriff auf das Heim Sch1 95 3 Unsere Anstrengungen, den Angriffen Satans zu widerstehen, müssen ernsthaft und ausdauernd sein. Er benutzt seine Stärke und Geschicklichkeit, um uns von dem rechten Weg abzubringen. Er überwacht unser Kommen und Gehen auf eine Gelegenheit, uns zu schaden oder zu vernichten. Am erfolgreichsten ist seine Arbeit, wenn sie im Verborgenen geschieht. Er schädigt vor allem diejenigen, denen seine Verführungskünste unbekannt sind; denn er könnte keinerlei Vorteile gewinnen, wenn seine Angriffsweise bekannt wäre. Die Werkzeuge, die er zur Verwirklichung seiner Absichten und zum Abschießen seiner feurigen Pfeile benutzt, sind häufig unsere eigenen Familienmitglieder. Sch1 95 4 Wenn unsere Lieben einmal übereilt reden und handeln und uns dadurch zutiefst kränken, so war das gewiß nicht ihre Absicht. Satan jedoch bauscht ihre Worte und Taten so sehr auf, daß wir uns getroffen fühlen. Wir versteifen unseren Widerstand gegen denjenigen, von dem wir annehmen, daß er uns verletzt hat, bedenken aber nicht, daß wir dadurch Satans Versuchungen unterstützen. Wir ertragen lieber die Beeinträchtigung unseres Glückes, indem wir versuchen, für das einzustehen, was wir "unser Recht" nennen, ehe wir Gott um Festigkeit gegen die Versuchungen Satans bitten. Auf diese Weise überlassen wir Satan einen zwiefachen Sieg. Wir handeln aus gekränkter Eitelkeit, und er benutzt uns als seine Helfer, um diejenigen zu verletzen und zu quälen, die uns gar nicht beleidigen wollten. Zuweilen mag der Frau das Verlangen des Mannes unvernünftig erscheinen. Betrachtete sie jedoch die Angelegenheit unvoreingenommen unter einem für den Mann günstigen Blickwinkel, könnte sie erkennen, daß die Aufgabe ihres eigenen Gesichtspunktes und die Unterwerfung unter sein Urteil, selbst wenn dies ihrem Empfinden widerspräche, beide vor Unglückseligkeit bewahren und ihnen einen großen Sieg über Satans Anfechtungen geben würde. Sch1 96 1 Ich erfuhr, daß der Feind entweder um die Verwendbarkeit oder sogar um das Leben der Gottesfürchtigen ringen wird. Solange sie in dieser Welt leben, wird er versuchen, ihren Frieden zu stören. Seine Macht jedoch ist begrenzt. Er mag zwar veranlassen, daß man den Schmelzofen erhitzt, aber Jesus und seine Engel werden die gläubigen Christen behüten, damit nichts außer der Spreu verzehrt werde. Das von Satan angezündete Feuer hat keine Macht, echtes Metall zu zerstören oder zu zersetzen. Dennoch ist es wichtig, gegen Satans Eindringen jede nur mögliche Pforte zu schließen. Jede Familie sollte es sich angelegen sein lassen, so zu leben, daß Satan aus ihrem Reden und Handeln keinen Gewinn ziehen kann, um sie nacheinander niederzureißen. Auch jedes Familienglied sollte daran denken, daß alle gerade soviel Festigkeit besitzen, wie sie benötigen, um unserem listigen Feind zu widerstehen. Mit ernsten Gebeten und unerschütterlichem Glauben muß sich jeder auf die Gnadengabe des Blutes Christi stützen und seine rettende Kraft erflehen. Wandelt im Glauben! Sch1 96 2 Die Mächte der Finsternis umgarnen die Seele und verschließen den Blick auf Jesus. Zeitweise können wir nur mit Kummer und Entsetzen warten, bis die Finsternis vorübergeht. Diese Augenblicke sind manchmal schrecklich. Alle Hoffnung scheint umsonst zu sein, und Verzweiflung erfaßt uns. In diesen fürchterlichen Stunden müssen wir lernen, Gott zu vertrauen, uns einzig und allein auf die versöhnende Kraft des Sühneopfers zu stützen und uns in all unserer hilflosen Unwürdigkeit auf die Gnade des gekreuzigten und auferstandenen Heilandes zu verlassen. Wenn wir so handeln, werden wir niemals umkommen -- niemals! Es gehört nicht viel dazu, in der Kraft der Gnade festzustehen, wenn unser Pfad durch das Licht erhellt wird. Doch in Hoffnung geduldig zu warten, während uns Wolken umgeben und alles verfinstern, das erfordert Glauben und Demut. Beides wird dazu beitragen, daß unser Wille in dem Willen Gottes aufgeht. Wir sind zu schnell entmutigt und schreien inbrünstig, daß die Prüfung von uns genommen werde, während wir doch um Geduld im Durchhalten und um Gnade zum Überwinden bitten sollten. Sch1 97 1 Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wir mögen in der Familie seine Erlösung angenommen haben, aber wir müssen vor allem an sie glauben, für sie leben und unaufhörlich Gott vertrauen. Wenn wir unser hitziges Temperament dämpfen und unsere Worte beherrschen, werden wir auf diesem Gebiet große Siege erlangen. Solange wir aber unsere Worte und unser Wesen nicht zügeln, sind wir Sklaven Satans. Wir sind von ihm abhängig, und er führt uns in Gefangenschaft. Alle zänkischen, unfreundlichen, ungeduldigen und ärgerlichen Worte bereiten seiner teuflischen Majestät den Weg. Und das ist ein kostspieliger Weg, kostspieliger als irgendeine Gabe, die wir Gott opfern können denn er zerstört den Frieden und das Glück ganzer Familien, untergräbt die Gesundheit und ist unter Umständen für den Verlust der Glückseligkeit des ewigen Lebens verantwortlich. Sch1 97 2 Die Beschränkung, die uns das Wort Gottes auferlegt, ist zu unserem Besten. Unsere Familien und unsere Umgebung werden glücklicher, unser Geschmack wird verfeinert und unser Urteilsvermögen geheiligt. Schließlich erlangen wir den Frieden des Herzens und das ewige Leben. Unter dieser heiligen Beschränkung werden wir in der Gnade und Demut zunehmen, und es wird uns nicht mehr schwerfallen, im Umgang die rechten Worte zu finden. Das natürliche, leidenschaftliche Temperament wird im Zaum gehalten, und Christus, der nunmehr in uns wohnt, wird uns zu jeder Zeit beistehen. Dienstbare Engel werden bei uns verweilen und dann mit Freuden die Botschaft von der Vertiefung unseres geistlichen Lebens himmelwärts tragen, um in den Büchern des Himmels eine entsprechende Bemerkung einzutragen. ------------------------Kapitel 23: Falsche Auffassungen von Heiligung Sch1 98 1 Gott prüft und erprobt seine Kinder. Jetzt muß sich ihr Charakter entwickeln. Engel wägen das sittliche Verhalten der Menschenkinder und führen über deren Tun und Lassen genauen Bericht. Auch unter Gottes Volk gibt es verderbte Herzen; Gott aber wird sie prüfen und erproben. Jener Gott, der eines jeden Herz durchschaut, wird ans Licht bringen, was verborgen ist. Die Steine des Anstoßes befinden sich meistens dort, wo man sie am wenigsten vermutet. Sie hindern den Fortgang der Wahrheit und sollten weggeräumt werden, damit dem Allmächtigen ein reines und heiliges Volk bei der Verkündigung seiner Rechte und Gebote diene. Sch1 98 2 Der Herzog unserer Seligkeit führt seine Kinder schrittweise voran. Er läutert sie und bereitet sie auf die Verwandlung vor. Diejenigen aber, die bestrebt sind, sich von der Gemeinde abzuwenden, wird Christus zurücklassen. Dies um so mehr, weil sie glauben, an ihrer eigenen Gerechtigkeit genug zu haben. Sie wollen sich nicht leiten lassen. "Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!" Matthäus 6,23. Es gibt keine größere Täuschung, das menschliche Herz zu verführen, als die Menschen dahin zu bringen, daß sie sich auf sich selbst verlassen und annehmen, sie stünden recht und lebten in der Erkenntnis Gottes, wenn sie sich von seinem Volk abwenden dabei ist die von ihnen gehütete Erkenntnis -- Finsternis ... Sch1 98 3 Br. J. erhielt von seinem Prediger eine falsche Auffassung von der Heiligung vermittelt, die nicht der dritten Engelsbotschaft entspricht und überall dort, wo sie angenommen wird, die Liebe zur Botschaft zerstört. Ich konnte sehen, daß sich dieser Prediger, auf einem gefährlichen Boden bewegte. Er handelte nicht nach der Botschaft des dritten Engels. Früher erfreute er sich des Segens Gottes; jetzt aber hat sich Gott von ihm abgewandt, weil jener das Licht der Wahrheit, das auf seinen Pfad schien, weder geachtet noch gehütet hat. Er lehrte die Auffassung der Methodisten über die Heiligung, stellte diese in den Vordergrund und schrieb ihr außerordentliche Wichtigkeit zu. Den heiligen Wahrheiten jedoch, die für diese Zeit bestimmt sind, maß er wenig Bedeutung bei. Er folgte seiner eigenen Erleuchtung, die immer düsterer wurde und sich mehr und mehr von der Wahrheit entfernte. Schließlich übte das Wort Gottes nur noch sehr geringen Einfluß auf ihn aus. Satan gewann die Herrschaft über seinen Verstand, so daß jener Prediger bei der Verkündigung der Wahrheit im Norden des Staates Wisconsin/USA großen Schaden anrichtete. Das Ergebnis falsch verstandener Heiligung Sch1 99 1 Es war dieser Begriff der Heiligung, der auch Schw. G. von jenem Prediger vermittelt worden war, und nach dem zu leben sie sich bemühte und der sie schließlich zu jenem schlimmen Fanatismus führte. Jener Prediger hat mit dieser Auffassung von der Heiligung viele Seelen verwirrt und irregeführt. Alle, die sie annehmen, verlieren in großem Umfang ihre Anteilnahme und Liebe für die Botschaft des dritten Engels. Diese Auffassung von der Heiligung ist zwar sehr nett, denn sie übertüncht die Finsternis, den Irrtum und Hochmut armer Seelen und gibt ihnen das Auftreten eines guten Christen, der geheiligt erscheint, während sein Herz verderbt ist. Es ist eine Lehre, die den Menschen in Frieden und Sicherheit wiegt, die das Übel nicht ans Licht bringt und das Falsche nicht tadelt und zurechtweist. Sie tröstet die Kinder Gottes in ihrem Unglück, daß sie es gering achten sollen und sagen "Friede, Friede!", und ist doch kein Friede. Männer und Frauen verderbten Herzens legen das Gewand der Heiligkeit an und werden dann von der Herde als Vorbilder angesehen. In Wirklichkeit sind sie Mitarbeiter Satans, die er benötigt, um aufrichtige Seelen anzulocken und sie durch Täuschungen auf einen Abweg zu führen, damit sie die Kraft und den Einfluß der ernsten Wahrheit, die von dem dritten Engel verkündigt wird, nicht spüren sollen. Sch1 99 2 Man betrachtete jenen Prediger als Vorbild, während er dem Werk Gottes nur Schaden zufügte. Sein Wandel war nicht untadelig und stimmte weder mit dem heiligen Gesetz Gottes überein noch mit dem fleckenlosen Leben Christi. Seine verderbte Natur war nicht bezwungen. Dennoch betonte er die Heiligung, wodurch er viele Menschen täuschte. Mir wurde sein früheres Wirken vor Augen geführt. Er vernachlässigte seine Bemühungen, Seelen zur Wahrheit zu bringen und sie in der Botschaft des dritten Engels zu gründen. Er stellte die Lehre der Heiligung als eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit hin, während er den Kanal, durch den die Segnungen Gottes kommen, in seiner Bedeutung herabsetzte. "Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit." Johannes 17,17. Die gegenwärtige Wahrheit, dieser Strom des Segens, wird nicht geachtet, sondern mit Füßen getreten. Die Menschen mögen schreien Heiligkeit! Heiligung! Weihe! Hingabe! und doch nicht mehr aus Erfahrung wissen, wovon sie reden, als der Sünder mit seinen verderbten Neigungen. Bald wird Gott dieses übertünchte Gewand scheinbarer Heiligung wegreißen, mit dem sich einige fleischlich Gesinnte umgeben haben, um die Häßlichkeit des Herzens zu verbergen. Sch1 100 1 Über die Taten der Menschenkinder wird gewissenhaft Bericht geführt. Nichts kann vor den Augen des Allmächtigen verborgen werden. Manche schlagen einen Weg ein, der dem Gesetz Gottes direkt zuwiderläuft. Sie geben dabei vor, sich Gott geweiht zu haben, um ihren sündhaften Lebenswandel zu verschleiern. Dieses Bekenntnis zur Heiligkeit läßt sich jedoch in ihrem täglichen Leben nicht feststellen. Es genügt bei weitem nicht, die Sinne zu erheben und allen bösen Schein zu meiden. 1.Thessalonicher 5,22. Wir sind der Welt, den Engeln und den Menschen zum Schauspiel geworden. Als Folge der lasterhaften Lebenshaltung der fleischlich Gesinnten wird unser Glaube verlästert. Sie bejahen den Teil der Wahrheit, der ihnen Einfluß verleiht, während sie mit den Menschen keine Gemeinschaft haben, die der ganzen Wahrheit glauben und mit ihr verbunden sind. Worin bestand der Einfluß jenes Predigers? Was waren die Früchte seines Wirkens? Wie viele wurden zur Erkenntnis gebracht und in der gegenwärtigen Wahrheit gegründet? ... Sch1 100 2 Mir wurde im Geist die Angelegenheit des Herrn L. dargestellt. Er hat viel über Heiligung zu sagen; doch er täuscht sich über sich selbst, und andere wieder täuschen sich in ihm. Seine Heiligung reicht gerade für die Dauer der Versammlung und kann einer Prüfung nicht standhalten. Die Heiligung durch die Bibel läutert das Leben; das Herz jenes Mannes aber ist nicht gereinigt. Im Herzen wohnt Unrecht, das dann im Leben zum Ausdruck kommt. Die Feinde unseres Glaubens haben damit Gelegenheit, die Sabbathalter zu schmähen; denn sie beurteilen den Baum nach seinen Früchten. Sch1 101 1 "Sondern meiden auch heimliche Schande und gehen nicht mit Schalkheit um, fälschen auch nicht Gottes Wort; sondern mit Offenbarung der Wahrheit beweisen wir uns wohl an aller Menschen Gewissen vor Gott." 2.Korinther 4,2. Sch1 101 2 Viele handeln entgegen dieser Schriftstelle. Sie gehen mit Schalkheit um und fälschen Gottes Wort. Ihr Leben ist keine Beglaubigung der Wahrheit. Zur Heiligung haben sie besondere Andachtsübungen; Gottes Wort aber werfen sie hinter sich. Sie beten um Heiligung, singen von Heiligung und rufen Heiligung. Menschen mit verderbtem Herzen setzen die Miene der Unschuld auf und geben vor, geheiligt zu sein. Doch das ist noch kein Beweis dafür, daß es tatsächlich der Fall ist. Ihr Tun und Lassen wird ausweisen, wes Geistes Kind sie sind. Ihr Gewissen ist verhärtet, aber der Tag göttlicher Heimsuchung kommt, wo jedes Menschen Werk, welcher Art es auch gewesen sein mag, offenbar werden wird. Dann wird jeder den Lohn seiner Werke empfangen. Sch1 101 3 Auf Herrn L. weisend, sagte der Engel: "Was verkündigst du meine Rechte und nimmst meinen Bund in deinen Mund, so du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich? Wenn du einen Dieb siehst, so läufst du mit ihm und hast Gemeinschaft mit den Ehebrechern. Deinen Mund lässest du Böses reden, und deine Zunge treibt Falschheit." Psalm 50,16-19. Gott wird diese trennenden Einflüsse zerstreuen und abschütteln und sein Volk befreien, wenn die Bekenner der vollen Wahrheit sich aufmachen werden, um mit dem Herrn zusammen zu wirken. Die Ungehorsamen werden nicht geheiligt Sch1 101 4 Jene, die einen Teil der Wahrheit hinter sich werfen, sind nicht geheiligt im Sinne der Heiligen Schrift. Im Worte Gottes gibt es genügend Licht, so daß niemand zu irren braucht. Seine Wahrheit ist so erhaben, daß die größten Geister sie bewundern, und wiederum so einfach, daß das bescheidenste, schwächste Gotteskind sie zu begreifen vermag und von ihr unterwiesen werden kann. Wer die Herrlichkeit der Wahrheit nicht sieht und die dritte Engelsbotschaft für unwichtig hält, wird einst keine Entschuldigung haben; denn die Wahrheit ist schlicht und klar. Sch1 102 1 "Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist's in denen, die verloren werden, verdeckt; bei welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinn verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Klarheit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes." 2.Korinther 4,3.4. Sch1 102 2 "Heilige sie in deiner Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit ... Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit." Johannes 17,17.19. Sch1 102 3 "Und machet keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit durch den Geist zu ungefärbter Bruderliebe und habt euch untereinander inbrünstig lieb aus reinem Herzen." 1.Petrus 1,22. Sch1 102 4 "Dieweil wir nun solche Verheißungen haben, meine Liebsten, so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes." 2.Korinther 7,1. Sch1 102 5 "Also, meine Liebsten, wie ihr allezeit seid gehorsam gewesen, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern auch nun viel mehr in meiner Abwesenheit, schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, auf daß ihr seid ohne Tadel und lauter und Gottes Kinder, unsträflich mitten unter dem unschlachtigen und verkehrten Geschlecht, unter welchem ihr scheinet als Lichter in der Welt." Philipper 2,12-15. Sch1 102 6 "Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe." Johannes 15,3. Sch1 102 7 "Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, auf daß er sie sich selbst darstellte als eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern daß sie heilig sei und unsträflich." Epheser 5,25-27. Sch1 103 1 Dies ist die biblische Heiligung, die keine Zurschaustellung oder Äußerlichkeit duldet. Es ist eine Heiligung, die wir durch die Segensströme des Wortes Gottes empfangen; des Wortes Gottes, das im Herzen aufgenommen und im Leben tatsächlich angewandt wird. Sch1 103 2 Jesus war, als Mensch betrachtet, vollkommen; dennoch wuchs er ständig in der Gnade Gottes. "Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen." Lukas 2,52. Selbst der vollendetste Christ kann fortgesetzt in der Erkenntnis und Liebe Gottes wachsen. Sch1 103 3 "Darum meine Lieben, dieweil ihr darauf warten sollt, so tut Fleiß, daß ihr vor ihm unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet ... Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi. Dem sei Ehre nun und zu ewigen Zeiten! Amen." 2.Petrus 3,14.18. Beständiges Wachstum Sch1 103 4 Heiligung ist nicht Sache eines Augenblickes, einer Stunde oder eines Tages, sondern Heiligung ist beständiges Wachstum in der Gnade. Wir wissen an keinem Tage, wie heftig unser Kampf morgen oder übermorgen sein wird. Satan lebt und wirkt. Um ihm widerstehen zu können, müssen wir Gott jeden Tag ernstlich um Hilfe und Kraft bitten. Denn solange Satan herrscht, werden wir damit zu tun haben, uns selbst zu bezwingen und Gewohnheitssünden zu überwinden. Nie wird es für uns einen Ruhepunkt geben, an dem wir sagen können, daß wir das Ziel endgültig erreicht haben. Sch1 103 5 "Nicht, daß ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's auch ergreifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin." Philipper 3,12. Sch1 103 6 Christliches Leben heißt stetiges Vorwärtsschreiten. Durch Jesus Christus wird sein Volk gereinigt und geläutert werden. Aber erst wenn sich sein Wesen gänzlich in ihnen widerspiegelt, sind sie vollkommen und heilig und sind dann bereit für die Verwandlung. Von einem Christen wird Großes erwartet. Wir sind aufgefordert, uns von der Befleckung des Fleisches und des Geistes zu reinigen und unsere Heiligung in der Furcht Gottes zu vollenden. Hier erkennen wir, worin das Große besteht, das von einem Christen erwartet wird. Es nimmt einen festen Platz im Leben des Christen ein. Jede Rebe am Weinstock muß Leben und Kraft aus diesem Weinstock ziehen, um Frucht zu bringen. Sch1 104 1 Es wird große Anstrengungen kosten, das ewige Leben zu erlangen. Nur durch langes und anhaltendes Bemühen, durch strenge Selbstzucht und unnachsichtigen Kampf werden wir zu Überwindern. Wenn wir aber beharrlich und entschlossen im Namen des Siegers darum ringen, gleichwie er in der Wüste darum rang, die Versuchungen zu überwinden, dann wird uns der ewige Lohn zuteil werden. Unsere Anstrengungen, unsere Selbstverleugnung und Ausdauer müssen dem unermeßlichen Wert des Zieles entsprechen, das wir erstreben. Testimonies for the Church III, 324.325 (1873). ------------------------Kapitel 24: Die Macht Satans Sch1 104 2 Der gefallene Mensch ist Satans rechtmäßiger Gefangener. Es war Christi Aufgabe, ihn aus der Gewalt seines großen Widersachers zu befreien. Der Mensch neigt von Natur aus dazu, den Verlockungen Satans zu folgen, und er ist nicht imstande, solch einem schrecklichen Gegner zu widerstehen; es sei denn, daß Christus, der mächtige Sieger, in ihm wohnt, sein Begehren lenkt und ihn mit der nötigen Kraft ausrüstet. Nur Gott allein vermag der Macht Satans Grenzen zu setzen. Satan geht auf der Erde hin und her, von einem Ende zum andern. Seine Wachsamkeit ruht nicht einen einzigen Augenblick, da er fürchtet, eine Gelegenheit zur Vernichtung von Seelen zu verpassen. Es ist für die Kinder Gottes wichtig, dies zu erkennen, damit sie seinen Schlingen entgehen können. Sch1 104 3 Für seinen letzten Feldzug gegen das Volk Gottes bereitet Satan seine Täuschungen so vor, daß es nicht zu erkennen vermag, ob sich Satan dahinter verbirgt. "Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichtes." 2.Korinther 11,14. Während einige verführte Seelen meinen, daß Satan überhaupt nicht existiert, nimmt er sie gefangen und wirkt zum großen durch sie. Satan kennt besser als die Kinder Gottes die Macht, die sie über ihn gewinnen könnten, wenn Jesus Christus ihre Stärke wäre. Bitten sie den mächtigen Sieger demütig um Hilfe, kann der schwächste Gläubige der Wahrheit den argen Widersacher samt seinem Gefolge von sich weisen, wenn er sich fest auf Christus stützt. Satan ist zu geschickt, um seine Schlingen offen und frei auszulegen, denn dann würden sich die noch schlummernden Kräfte des Christen erheben und sich dem Heiland anvertrauen. Er erscheint jedoch unbemerkt und verbirgt sich hinter jenen Ungehorsamen, die behaupten, gottesfürchtig zu sein. Sch1 105 1 Satan wird all seine Macht einsetzen, um das Volk Gottes zu beunruhigen, zum Bösen zu verlocken und irrezuführen. Satan, der es wagte, unserem Herrn gegenüberzutreten, ihn zu versuchen und zu schmähen, der mächtig genug war, ihn in seine Arme zu nehmen und auf die Zinne des Tempels und auf einen hohen Berg zu führen, wird seine Macht in einem erstaunlichen Grade an der gegenwärtigen Generation ausüben, die ihrem Herrn an Weisheit weit unterlegen ist und auch Satans Arglist und Stärke fast gänzlich unwissend gegenübersteht. In unglaublicher Weise wird er auf jene Menschen einwirken, die von Natur aus dazu neigen, seinen Einflüsterungen zu folgen. Er frohlockt darüber, daß man seine Existenz als Einbildung abtut, und es kommt ihm sehr gelegen, wenn sein Einfluß herabgesetzt und er in mancherlei kindlichen Darstellungen oder auch als irgendein Tier gezeigt wird. Man glaubt, er sei völlig unbedeutend, so daß die Menschen auf seine schlau angelegten Vorhaben gänzlich unvorbereitet sind; denn sie glücken ihm fast immer. Wenn seine Macht und seine Arglist erkannt würden, könnten ihm viele erfolgreich widerstehen. Sch1 105 2 Alle sollten begreifen, daß Satan einst ein Engelfürst war. Seine Empörung verschloß ihm zwar den Himmel, vernichtete aber weder seine Macht noch wurde er zu einem Tier. Seit seiner Ausstoßung setzt er seine mächtige Kraft gegen die Herrschaft des Himmels ein. Seine Gewandtheit hat zugenommen, und er hat die erfolgversprechendsten Methoden ersonnen, um sich den Menschenkindern mit seinen Versuchungen nähern zu können. Satans Betrug Sch1 106 1 Satan log, um damit zu täuschen. Im Himmel begann er gegen die Grundlagen der Herrschaft Gottes zu streiten. Seit seiner Ausstoßung betreibt er seine offene Empörung gegen Gottes Gesetz. Er brachte die Mehrheit der Christen dazu, das vierte Gebot, das den lebendigen Gott offenbart, mit Füßen zu treten. Den ursprünglichen Ruhetag der Zehn Gebote hat er beseitigt und ihn durch einen der wöchentlichen Arbeitstage ersetzt. Sch1 106 2 Die erste große Lüge, die er zu Eva im Garten Eden sprach: "Ihr werdet mitnichten des Todes sterben" (1.Mose 3,4) --, war zugleich die erste Predigt über die Unsterblichkeit der Seele. Diese Predigt war von Erfolg gekrönt; denn sie zeitigte furchtbare Ergebnisse. Satan hat die Menschen beeinflußt, diese Predigt als Wahrheit anzunehmen. Und diese wird nun von Predigern verkündet, gesungen und gebetet. Sch1 106 3 Redensarten, wie "Es gibt keinen wirklichen Teufel" und "Man kann sich noch nach dem Kommen Christi bekehren", sind Lügen, die heute gern gehört werden. Die Heilige Schrift erklärt unmißverständlich, daß jedes Menschen Schicksal für immer bei dem Kommen des Herrn entschieden ist. "Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig. Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden." Offenbarung 22,11.12. Sch1 106 4 Hinter diesen Allgemeingut gewordenen Unwahrheiten verbirgt sich Satan. Er nähert sich armen, irregeführten Sterblichen durch den Spiritismus unserer Tage, der den fleischlich Gesinnten keinerlei Hemmungen auferlegt. Familien werden auseinandergerissen, Eifersucht und Haß gesät und entwürdigenden Neigungen Tür und Tor geöffnet, wenn man die spiritistischen Lehren annimmt. Bis jetzt weiß die Welt nur wenig von dem verderblichen Einfluß des Spiritismus. Mir wurde viel von seinem furchtbaren Wirken offenbart. Manche, die mit dem Spiritismus bereits Erfahrungen gesammelt, ihm jetzt aber den Rücken gekehrt haben, erbeben, wenn sie darüber nachdenken, wie nahe sie dem völligen Untergang gewesen waren. Sie hatten die Herrschaft über sich selbst verloren, so daß Satan sie zu Taten veranlassen konnte, die sie sonst verabscheut hätten. Aber selbst diese Menschen haben nur eine schwache Vorstellung von dem, was Spiritismus wirklich ist. Geistliche, die von Satan inspiriert sind, können mit großartiger Beredsamkeit dies Trugbild als Wahrheit darstellen und Satans Scheußlichkeiten verschleiern, so daß diese vielen im Gewande der Schönheit erscheinen. Der Spiritismus aber kommt so unmittelbar aus Satans Machtbereich, daß der Teufel für sich das Recht in Anspruch nimmt, alle zu beherrschen, die damit umgehen; denn sie haben sich auf verbotenes Gelände begeben und damit den Schutz ihres Schöpfers verwirkt. Sch1 107 1 Einige arme Seelen, die von den beredten Worten spiritistischer Lehrer geblendet worden sind und sich deren Einfluß ausgeliefert haben, erkannten später das tödliche Wesen dieser widergöttlichen Macht und wollten ihr entsagen und entfliehen, vermochten es aber nicht. Satan hält sie durch seine Gewalt fest und ist nicht bereit, sie freizugeben. Er weiß gewiß, daß sie ihm gehören, solange er sie unter seiner besonderen Macht hat. Wenn sie sich aber einmal aus seiner Gewalt befreit haben, kann er sie nie wieder dazu veranlassen, spiritistische Lehren anzunehmen und sich dadurch unmittelbar unter seine Herrschaft zu begeben. Sch1 107 2 Der einzige Weg für solche bedauernswerten Seelen, Satan zu überwinden, besteht darin, zwischen reinen Bibelwahrheiten und erdichteten Erzählungen zu unterscheiden. Sobald sie die Forderungen des Wortes Gottes anerkennen, wird ihnen geholfen werden. Sie sollten diejenigen, die religiöse Erfahrungen besitzen und an die Verheißungen Gottes glauben, bitten, den mächtigen Erlöser um ihretwillen anzuflehen. Es wird einen harten Kampf geben; denn Satan wird die Reihen seiner bösen Engel, die diese Menschen beherrscht haben, verstärken. Wenn aber die Heiligen Gottes in tiefer Demut fasten und beten, werden ihre Gebete den Sieg davontragen. Jesus wird heilige Engel beauftragen, Satan zu widerstehen. Dieser wird zurückgedrängt und seine Macht über die Angefochtenen gebrochen werden. "Und er sprach: Diese Art kann mit nichts ausfahren denn durch Beten und Fasten." Markus 9,29. Sch1 107 3 Die allgemeine Geistlichkeit kann dem Spiritismus nicht mit Erfolg Widerstand leisten. Sie besitzt nichts, womit sie ihre Herden vor seinem verderblichen Einfluß schützen könnte. Die Geistlichen unserer Tage sind für viele der traurigen Folgen des Spiritismus verantwortlich, weil sie die Wahrheit mit Füßen getreten und an ihre Stelle Fabeln gesetzt haben. Die Predigt Satans über die Unsterblichkeit der Seele -- "Ihr werdet mitnichten des Todes sterben." -- haben sie von der Kanzel beständig wiederholt. Das Volk nahm dies als reine Bibelwahrheit hin. Jene Worte Satans sind die Wurzel des Spiritismus. An keiner Stelle lehrt das Wort Gottes, daß die Seele des Menschen unsterblich sei. Unsterblichkeit ist eine alleinige Eigenschaft Gottes. "Der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann, welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen kann; dem sei Ehre und ewiges Reich! Amen." 1.Timotheus 6,16. Sch1 108 1 Wenn Gottes Wort richtig verstanden und angewandt wird, bildet es einen sicheren Schutz gegen den Spiritismus. Die Lehre von der ewig brennenden Hölle, die dem Volk gepredigt wird, tut dem gütigen Charakter Gottes Unrecht. Sie stellt ihn als ärgsten Tyrannen des Weltalls hin. Diese weitverbreitete Lehre bewirkte, daß sich Tausende dem Universalismus, dem Unglauben und dem Atheismus zuwandten. Gottes Wort ist klar. Es ist eine Kette von Wahrheiten, ein Anker für diejenigen, die bereit sind, die Wahrheit anzunehmen, selbst wenn sie noch so beliebte Fabeln dabei aufgeben müßten. Das Wort Gottes wird sie von den schrecklichen Irrtümern dieser gefahrvollen Zeit befreien. Satan hat die Sinne der Geistlichen verschiedener Kirchen dahin gebracht, sich ebenso zäh an ihren Irrtümern festzuklammern, wie er einst die Juden in ihrer Blindheit dazu geführt hat, an ihren Opfern festzuhalten und Christus zu kreuzigen. Die Zurückweisung des Lichtes und der Wahrheit macht die Menschen zu Satans Gefangenen und zu Opfern seines Betruges. Je größer das von ihnen zurückgewiesene Licht ist, desto beträchtlicher wird die Macht der Täuschung und Finsternis sein, die sie zu umfassen sucht. Sch1 108 2 Ich sah, daß Gottes Volk das Salz der Erde und das Licht der Welt ist. Gott erwartet von ihm ständiges Wachstum in der Erkenntnis der Wahrheit und auf dem Weg der Heiligung. Dann wird es die freche Einmischung Satans begreifen und ihm in der Kraft Jesu widerstehen. Satan wird Legionen seiner Engel zu Hilfe rufen, um dem geistlichen Wachstum selbst einer einzigen Seele entgegenzuwirken und sie, wenn möglich, der Hand Christi zu entreißen. Das Ringen um Seelen Sch1 109 1 Ich schaute im Geist böse Engel im Kampf um Seelen, und die Engel Gottes widerstanden ihnen. Der Kampf war schwer. Böse Engel verdarben die Umgebung durch ihren vergiftenden Einfluß. Sie scharten sich um diese Seelen, um deren Empfindsamkeit zu betäuben. Heilige Engel warten besorgt auf eine Gelegenheit, um Satans Heer zurückzuschlagen. Die Tätigkeit der guten Engel besteht aber nicht darin, die Sinne der Menschen gegen deren Willen zu beherrschen. Wenn sie sich dem Feind ergeben und keinerlei Anstrengungen machen, ihm zu widerstehen, können die Engel Gottes nichts weiter tun, als Satans Heere in Schach zu halten, damit sie kein Unheil anrichten, bis den in Gefahr lebenden Menschen weiteres Licht gegeben wird, das sie bewegen soll, sich aufzumachen und nach himmlischer Hilfe Ausschau zu halten. Jesus wird die heiligen Engel nicht beauftragen, diejenigen freizukämpfen, die selbst nichts zu ihrer eigenen Befreiung unternehmen. Sch1 109 2 Wenn Satan meint, eine Seele zu verlieren, bemüht er sich aufs äußerste, diese Seele zu halten. Ist sich der einzelne dieser Gefahr bewußt, in der er sich befindet, und sucht er in seiner Not inbrünstig Kraft bei dem Heiland, fürchtet Satan einen Gefangenen zu verlieren. Er ruft neue Engelscharen herbei, die die arme Seele einschließen sollen, um sie dann in ein Meer von Finsternis zu stürzen, damit sie kein himmlisches Licht erreiche. Wenn der Gefährdete aber ausharrt und sich in seiner Hilflosigkeit auf die Macht des Blutes Christi beruft, achtet unser Erlöser auf das ernste Gebet des Glaubens und schickt, um ihn zu befreien, besonders mächtige Engel als Verstärkung. Sch1 109 3 Satan kann es nicht vertragen, daß man sich an seinen mächtigen Gegenspieler wendet, denn er fürchtet sich und zittert vor dessen Kraft und Majestät. Beim Anhören eines inbrünstigen Gebetes erzittert Satans ganzes Gefolge. Fortwährend ruft er Legionen böser Engel herbei, um sein Vorhaben auszuführen. Wenn dann übermächtige Engel in himmlischer Waffenrüstung den mattwerdenden, verfolgten Seelen zu Hilfe eilen, weicht Satan mit seinem Heer zurück, wohl wissend, daß sein Kampf verloren ist. Die willfährigen Untertanen Satans sind tatkräftig auf ein Ziel ausgerichtet. Obgleich sie sich gegenseitig hassen und untereinander Streit haben, nützen sie doch jede Gelegenheit zur Erreichung ihres gemeinsamen Zieles. Doch der große Gebieter Himmels und der Erde hat Satans Macht begrenzt. Sch1 110 1 Meine Erfahrung war ganz außergewöhnlich; denn jahrelang habe ich unter besonderen seelischen Anfechtungen gelitten. Infolge meiner innigen Verbindung mit dem Werke Gottes hat der Zustand des Volkes Gottes oftmals eine unsagbar tiefe Traurigkeit und Entmutigung über mich gebracht. Jahre hindurch habe ich das Grab als den Ort sanfter Ruhe angesehen. In meinem letzten Gesicht fragte ich den mich begleitenden Engel, warum ich diese seelische Angst zu ertragen hätte und warum ich so oft auf Satans Kampffeld geworfen wurde. Ich bat darum, von diesen schweren Prüfungen befreit zu werden, wenn ich mit dem Werk der Wahrheit so eng verbunden sein müßte. Die Engel Gottes besitzen Macht und Stärke, und ich erflehte ihren Schutz. Sch1 110 2 Dann zog an mir unser vergangenes Leben vorüber. Ich erlebte im Geist, daß Satan auf mannigfaltige Weise versucht hatte, unsere Brauchbarkeit zunichte zu machen. Oft genug hatte er Pläne vorbereitet, die uns vom Werke Gottes trennen sollten. Er näherte sich uns auf verschiedenen Wegen und versuchte durch viele Hilfsmittel, seine Absichten zu verwirklichen. Durch die Hilfe heiliger Engel wurde er jedoch geschlagen. Ich schaute im Geist, daß er auf unseren Reisen von Ort zu Ort häufig seine bösen Engel in unseren Weg gestellt hatte, um Unfälle herbeizuführen, die unser Leben vernichten sollten. Heilige Engel aber, die auf die Erde kamen, verhinderten dies. Zwar brachten etliche Unfälle meinen Mann und mich in große Gefahr, doch unsere Bewahrung darin grenzte ans Wunderbare. Ich erkannte, daß wir wegen unseres Einflusses und wegen unserer Verbindung zum Werke Gottes die besonderen Angriffsziele Satans gewesen waren. Als ich die Sorge Gottes spürte, die er stets denen entgegenbringt, die ihn lieben und fürchten, wurde ich mit Zuversicht und Vertrauen erfüllt und fühlte mich für meinen Kleinglauben getadelt. Sch1 110 3 Satans übernatürliche Kräfte, die die Schlange zu seinem Medium machten, verursachten den Fall Adams und Evas im Garten Eden. Am Ende der Tage wird er noch größere Wunder tun. Soweit seine Macht reicht, wird er wirkliche Wunder verrichten. Die Schrift sagt: "Er verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun" (Offenbarung 13,14), und nicht nur die, die er zu tun vorgibt. Diese Schriftstelle lenkt unsere Aufmerksamkeit auf etwas mehr als auf bloßen Betrug. Doch es gibt eine bestimmte Grenze, die von Satan nicht überschritten werden kann. Deshalb greift er zur Täuschung und ahmt das nach, wozu seine Macht nicht ausreicht. In den letzten Tagen wird er in einer Weise erscheinen, daß die Menschen glauben, es sei das zweite Kommen Christi. Er wird sich selbst in einen Engel des Lichts verwandeln. Aber wenn er Christi Erscheinen in jeder Einzelheit nachahmen wird -- soweit es sich dabei um die äußere Erscheinung handelt --, werden dadurch nur diejenigen getäuscht werden, die wie Pharao versuchen, der Wahrheit zu widerstehen. Testimonies for the Church V, 698 (1889). ------------------------Kapitel 25: Die beiden Kronen Sch1 111 1 In diesem Gesicht, das mir am 25. Oktober 1861 in Battle Creek gegeben wurde, sah ich unsere Erde in einem dunklen und düsteren Zustand. Der Engel sagte: "Schau dich sorgfältig um!" Ich sah die Menschen auf dieser Erde. Einige waren von den Engeln Gottes umgeben. Andere lebten, von bösen Engeln eingeschlossen, in völliger Finsternis. Ich erkannte einen Arm, der ein goldenes Zepter vom Himmel herabreichte. Auf der Spitze des Zepters befand sich eine mit Diamanten besetzte Krone. Jeder einzelne Diamant erglänzte in einem reinen und prachtvollen Licht. In die Krone waren folgende Worte geprägt "Alle, die mich erlangen, sind glückselig zu preisen und sollen das ewige Leben haben." Sch1 111 2 Unterhalb dieser Krone war ein anderes Zepter zu sehen, das gleichfalls eine Krone trug, in deren Mitte Juwelen, Gold und Silber nur wenig Licht wiedergaben. Die Inschrift dieser Krone lautete: "Irdischer Schatz. Reichtum ist Macht. Alle, die mich finden, kommen zu Ruhm und Ehre." Ich erlebte, wie eine riesige Menschenmenge vorwärtsstürmte, um diese Krone zu erwerben. Sie schrien und schienen in ihrer Begierde von Sinnen zu sein. Sie stießen sich gegenseitig, und die Schwächeren drängten sie zurück. Sie trampelten auf denen herum, die in ihrer Hast zu Fall gekommen waren. Viele ergriffen gierig die in der Krone befindlichen Schätze und hielten sie fest. Die Häupter einiger waren ergraut, und ihre Angesichter waren von Angst und Sorge zerfurcht. Sie achteten nicht auf ihre eigenen Verwandten, die von ihrem Fleisch und Blut sind; sondern als sich ihnen flehende Blicke zuwandten, hielten sie ihre Schätze noch fester aus Furcht, in einem unachtsamen Augenblick etwas zu verlieren oder gar veranlaßt zu werden, mit ihnen zu teilen. Ihre verlangenden Augen richteten sich oft auf die irdische Krone und zählten immer wieder ihre Reichtümer. Menschen, gezeichnet von Not und Elend, tauchten in jener Menge auf und blickten sehnsüchtig nach den vorhandenen Schätzen. Aber hoffnungslos wandten sie sich ab, als die Stärkeren die Schwächeren überwältigten und zurücktrieben. Dennoch gaben sie ihr Vorhaben nicht auf, sondern versuchten, mit einer großen Anzahl Kranker, Alter und Verkrüppelter ihren Weg zur irdischen Krone zu erzwingen. Manche fanden bei ihrem Versuch den Tod. Andere kamen unmittelbar beim Ergreifen der Krone ums Leben, und viele hatten sie gerade ergriffen, als sie fielen. Obwohl tote Leiber den Erdboden bedeckten, stürmten die Massen vorwärts -- über ihre gefallenen und toten Gefährten hinwegtrampelnd. Wer immer die Krone erreichte, hatte Anteil an ihr und wurde von einer umherstehenden, interessierten Schar laut gefeiert. Teuflische Täuschung Sch1 112 1 Eine große Schar böser Engel war stark in Anspruch genommen. Satan befand sich in ihrer Mitte, und alle sahen mit höchster Befriedigung auf die um die Krone kämpfende Gruppe. Es schien so, als blickte Satan mit besonderem Entzücken auf diejenigen, die eifrig nach der Krone trachteten. Viele von denen, die dieser irdischen Krone nachjagten, waren angeblich Christen. Manche von ihnen schienen ein wenig Erkenntnis zu besitzen. Verlangend schauten sie auf die himmlische Krone und waren von ihrer Schönheit entzückt, hatten aber keinen wahren Begriff von ihrem Wert und ihrer Herrlichkeit. Während sie ohne übertriebene Mühe mit der einen Hand die himmlische Krone zu erreichen suchten, langten sie mit der anderen gierig nach der irdischen Krone, entschlossen, sie zu besitzen. Bei ihrem eifrigen Streben nach der irdischen Krone verloren sie die himmlische aus ihrem Blickfeld. Sie gerieten in Finsternis, tasteten aber dennoch ängstlich nach der irdischen Krone, um sich ihrer zu bemächtigen. Etliche zeigten sich angewidert von der Schar derer, die die Krone so verlangend suchten. Sie schienen die Gefahr zu fühlen, in der sie sich befanden, und wandten sich um und suchten nach der himmlischen Krone. Alsbald erhellten sich ihre düsteren Angesichter und ihre Verdrießlichkeit verwandelte sich in Frohsinn und heilige Freude. Sch1 113 1 Dann bemerkte ich eine Gruppe, die sich durch die Menge zwängte, während ihre Augen gespannt auf die himmlische Krone gerichtet waren. Als sie sich zielstrebig ihren Weg durch die unruhige Menge bahnten, wurden sie von Engeln unterstützt, die für ihr Vorankommen Platz schufen. Indem sie sich der himmlischen Krone näherten, fiel das von ihr herrührende Licht auf sie und um sie und vertrieb ihre Finsternis. Es wurde immer klarer und prächtiger, bis sie verwandelt und den Engeln gleich schienen. Nicht einen einzigen unschlüssigen Blick warfen sie auf die irdische Krone. Aber jene, die nach der irdischen Krone strebten, spotteten ihrer und warfen schwarze Kugeln nach ihnen. Solange die Gläubigen ihre Augen jedoch auf die himmlische Krone richteten, erlitten sie dadurch keinen Schaden. Wer aber seine Aufmerksamkeit auf die schwarzen Kugeln lenkte, wurde von ihnen beschmutzt. Die folgenden Worte sind mir entgegengehalten worden Sch1 113 2 "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; ist aber dein Auge ein Schalk, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein! Niemand kann zwei Herren dienen entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Matthäus 6,19-24. Sch1 114 1 Daraufhin wurde mir das, was ich im Geist gesehen hatte, wie folgt erklärt: Die Menge, die so gierig nach der irdischen Krone strebt, umfaßt die Menschen, die die Schätze dieser Welt lieben und von deren kurzlebiger Anziehungskraft, die falsche Hoffnungen in ihnen erweckte, getäuscht werden. Manche, die Nachfolger Jesu sein wollen, sind so ehrgeizig in ihrem Verlangen nach irdischen Schätzen, daß sie ihre Liebe zu Gott aufgeben, sich der Welt gleichstellen und endlich auch von Gott als Weltmenschen angesehen werden. Sie geben vor, nach der unvergänglichen Krone zu streben, nach einem Schatz im Himmel, aber ihr Interesse und ihre Hauptbeschäftigung besteht im Erwerb irdischer Schätze. Wer seine Schätze in dieser Welt hat und an seinen Reichtümern Gefallen findet, kann Jesus nicht lieben. Solche mögen annehmen, recht zu handeln. Mit der Sucht eines Geizigen klammern sie sich an ihren Besitz, und man kann sie nicht zu der Erkenntnis oder der Empfindung bringen, daß sie das Geld mehr lieben als das Werk der Wahrheit oder den Schatz im Himmel. Echter und unechter Reichtum Sch1 114 2 "Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!" Matthäus 6,23. In der Entwicklung solcher Menschen gab es einen Zeitpunkt, an dem das ihnen gegebene Licht zur Finsternis wurde, weil sie es nicht gehütet haben. Der Engel sagte: "Ihr könnt nicht die Schätze der Erde in gleicher Weise lieben und anbeten wie die wahren Güter." Als der Jüngling zu Jesus kam und sprach: "Guter Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben?" (Matthäus 19,16), stellte ihn Jesus vor die Wahl, sich entweder von seinem Besitz zu trennen und das ewige Leben zu haben oder ihn zu behalten und das ewige Leben zu verlieren. Dem Jüngling aber waren seine Reichtümer wertvoller als der himmlische Schatz. Die Bedingung, sich von seinen Gütern zu trennen und sie den Armen zu geben, um ein Jünger Jesu zu werden und das ewige Leben zu erlangen, dämpfte sein Verlangen, so daß er traurig von dannen ging. Sch1 115 1 Im Geist schaute ich die der irdischen Krone zustrebenden Menschen, die sich wie toll gebärden. Sie greifen zu allen nur denkbaren Mitteln, um irdischen Besitz zu erlangen. Auf diesem Gebiete wird ihr Verhalten geradezu krankhaft. Alle ihre Gedanken und Energien sind auf den Erwerb irdischen Reichtums gerichtet. Sie treten das Recht anderer mit Füßen, unterdrücken die Armen und beschneiden den Lohn der Tagelöhner. Wenn sie, um dadurch ihren Besitz zu vermehren, auf Kosten derer Vorteile erlangen können, die ärmer und weniger gerissen sind als sie, werden sie nicht einen Augenblick zögern, die materiell Schwächeren zu unterdrücken, selbst wenn diese an den Bettelstab gerieten. Sch1 115 2 Gerade die Menschen, deren Häupter vom Alter ergraut und deren Gesichter von Sorgen zerfurcht sind, greifen gierig nach den Schätzen in der Krone, obwohl sie kaum noch ein paar Jahre zu leben haben. Und doch versuchen sie eifrig, ihren irdischen Besitz zu sichern. Je näher sie dem Grabe kommen, desto ängstlicher klammern sie sich an die irdischen Schätze. Nicht einmal ihre eigenen Verwandten werden von ihnen unterstützt. Sie gestatten, daß ihre Familienangehörigen, nur um ein wenig Geld zu verdienen, eine Tätigkeit ausüben, die ihre Kräfte übersteigt. Sie verwenden ihren Besitz nicht, um anderen oder sich selbst Gutes zu erweisen, sondern sie begnügen sich mit dem Wissen um ihren Reichtum. Sobald ihnen ihre Plicht, die Nöte der Armen zu erleichtern und Gottes Werk zu fördern, vorgehalten wird, sind sie bekümmert. Sie möchten einst gern das ewige Leben empfangen, sind aber nicht bereit, dafür irgendwelche Anstrengungen zu unternehmen, weil ihnen diese zu mühsam erscheinen. Abraham jedoch wollte nicht einmal seinen einzigen Sohn verschonen. Im Gehorsam zu Gott war er eher imstande, dieses Kind der Verheißung dahinzugeben, als viele einen Teil ihrer irdischen Besitztümer zu opfern bereit wären. Sch1 115 3 Es war schmerzlich, die Menschen zu sehen, die zur Herrlichkeit heranreifen und der Unsterblichkeit täglich näherkommen sollten, aber die ganze Kraft zur Erhaltung ihrer irdischen Schätze einsetzen. Ich schaute im Geist, daß solche Menschen den himmlischen Schatz nicht bewerten können. Ihre starken irdischen Neigungen veranlassen sie zu Taten, die beweisen, daß sie das himmlische Erbe nicht genügend zu schätzen wissen, um dafür irgendein Opfer zu bringen. Der reiche Jüngling zeigte sich bereit, die Gebote zu halten; unser Herr aber sagte, daß ihm noch eines fehle. Wohl verlangte es den Jüngling nach dem ewigen Leben, aber mehr noch galt ihm sein Besitz. Viele täuschen sich selbst. Sie suchen nicht nach der Wahrheit wie nach verborgenen Schätzen. Ihre Kräfte sind nicht nach bestem Wissen und Gewissen eingesetzt, und ihre Sinne, die von himmlischem Licht erleuchtet sein könnten, sind verwirrt und beunruhigt. "Die Sorgen dieser Welt und der betrübliche Reichtum und viele andere Lüste gehen hinein und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht." Markus 4,19. "Solche Menschen werden sich nicht rechtfertigen können", sagte der Engel. Ich sah, wie nach und nach das Licht um sie gänzlich dahinschwand. Sie verlangen nicht, die ernsten, bedeutsamen Wahrheiten für diese Zeit zu verstehen, und glauben, auch ohne dieses Verständnis gut zu fahren. Ihre Erkenntnis erlischt völlig, und sie tappen im Finstern. Helfer Satans Sch1 116 1 Die Menge der Entarteten und geistlich Kranken, die nach der irdischen Krone drängt, besteht aus solchen Menschen, deren Interessen und Schätze dieser Welt angehören. Obgleich sie allenthalben enttäuscht werden, sind ihre Bestrebungen dennoch nicht himmelwärts gerichtet, um sich dort einen Schatz und eine Heimat zu sichern. Sie verfehlen ihr irdisches Ziel und verlieren auch das himmlische, während sie noch dem ersteren nachjagen. Ungeachtet der Enttäuschung und des glücklosen Lebens und Sterbens derer, die gänzlich auf Erwerb irdischen Besitzes eingestellt waren, folgen andere den gleichen Wegen, auf denen sie wild voranstürmen. Sch1 116 2 Jene, die die Krone erreichen, einen Anteil an ihr gewinnen und beifällig aufgenommen werden, sind solche Menschen, die das, was sie als ihr Lebensziel ansehen, erlangt haben -- Reichtum. Sie empfangen den Ruhm, den die Welt den Besitzenden verleiht. Ihr Wort gilt etwas in der Welt, und Satan und seine bösen Engel sind zufriedengestellt. Satan weiß, daß diese Menschen ihm auf Gedeih und Verderben ausgeliefert sind und, indem sie sich gegen Gott auflehnen, zu seinen mächtigen Helfern werden. Sch1 117 1 Die einen, die Widerwillen über jene Gruppe empfinden, die nach der irdischen Krone schreit, beobachten Leben und Tod der Menschen, die um diesen irdischen Besitz wetteifern. Sie erkennen, daß solche Menschen niemals zufrieden sind, sondern unglücklich. Beunruhigt trennen sie sich von dieser unglückseligen Gesellschaft und suchen die wahren, dauerhaften Güter. Sch1 117 2 Die Menschen, die -- von heiligen Engeln begleitet -- ihren Weg zur himmlischen Krone durch die Menge hindurch behaupteten, wurden mir als das treue Volk Gottes bezeichnet. Engel gehen ihnen voran, und begeisterungsvoll streben sie dem himmlischen Schatz entgegen. Sch1 117 3 Die schwarzen Kugeln, die nach den Heiligen geworfen werden, versinnbilden die schändlichen Unwahrheiten über Gottes Volk, die von denen in Umlauf gebracht werden, die die Lügen lieben und in die Welt setzen. Mit größter Sorgfalt sollten wir auf einen tadellosen Lebenswandel bedacht sein und das Böse in jeglicher Gestalt meiden; weiterhin gehört es zu unserer Aufgabe, die lästerlichen Lügen der Gottlosen zu mißachten und unerschrocken voranzugehen. Solange die Augen der Gerechten auf das unschätzbare himmlische Erbe gerichtet sind, werden sie Christus immer näherkommen und damit umgeformt und für die Verwandlung zubereitet werden. ------------------------Kapitel 26: Die Zukunft Sch1 117 4 Christus wurde bei seiner Verklärung vom Vater verherrlicht. Wir hören Jesus sprechen: "Nun ist des Menschen Sohn verklärt, und Gott ist verklärt in ihm." Johannes 13,31. Auf diese Weise empfing er vor dem Verrat und vor seiner Kreuzigung neue Kraft für seine letzten Leiden. Während die Nachfolger Jesu der Zeit ihres letzten Kampfes, einer "Zeit der Angst in Jakob", näher kommen, werden sie zu Christus emporwachsen und in hohem Maße seine Gesinnung teilen. Wenn die Verkündigung der dritten Engelsbotschaft zu immer eindringlicherem Rufen anschwillt und große Kraft und Herrlichkeit das abschließende Werk begleiten, wird auch das Volk Gottes an dieser Herrlichkeit teilhaben. Der Spätregen läßt sie wieder aufleben und Kraft gewinnen, damit sie die Zeit der Angst überstehen können. Auf ihren Gesichtern liegt ein Abglanz der Herrlichkeit, die den dritten Engel umgibt. Sch1 118 1 Ich schaute im Geist, daß Gott in der Zeit der Trübsal sein Volk auf wunderbare Weise bewahren wird. Gleichwie Jesus in Gethsemane im Ringen mit dem Tode sein Herz ausschüttete, so werden die Kinder Gottes Tag und Nacht ernstlich um Errettung schreien und kämpfen. Ein Erlaß wird sie vor die Wahl stellen, entweder den Ruhetag des vierten Gebotes aufzugeben und dafür den ersten Tag zu ehren oder getötet zu werden. Die Kinder Gottes aber unterwerfen sich nicht, indem sie eine päpstliche Einrichtung anerkennen und den Sabbat des Herrn mit Füßen treten, Satans Heerscharen und gottlose Menschen werden sie zwar umringen und über sie frohlocken, weil es den Anschein hat, als gäbe es für sie keinen Ausweg mehr, doch während der Schwelgerei und des scheinbaren Triumphes der Gottlosen erfüllt Krachen und Donnern die Erde. Der Himmel hüllt sich in Finsternis, nur erleuchtet von dem glänzenden Licht und der erhabenen Herrlichkeit, die aus dem Himmel hervorbricht, wenn Gott seine Stimme aus seiner heiligen Wohnstätte ertönen läßt. Sch1 118 2 Die Grundfesten der Erde beben; Gebäude schwanken und fallen mit furchtbarem Krachen in sich zusammen. Die See kocht wie das Wasser in einem Topf, und die ganze Erde befindet sich in heftiger Bewegung. Das Gefängnis der Gerechten hat sich gewendet und in feierlichem Flüsterton sagen diese zueinander: "Wir sind erlöst. Es ist Gottes Stimme." In ernster Ehrfurcht lauschen sie den Worten der Stimme. Auch die Gottlosen hören sie, aber sie verstehen die Worte der Stimme Gottes nicht. Sie fürchten sich und zittern, während die Heiligen jauchzen. Satan, seine Engel und die Gottlosen, die darüber frohlockten, daß das Volk Gottes sich in ihrer Gewalt befand, erleben nun, wie denen höchster Ruhm zuteil wird, die das heilige Gesetz Gottes in Ehren gehalten haben. Sie schauen die Angesichter der Gerechten, auf denen das Bild Jesu leuchtet. Alle, die so eiferten, um die Heiligen zu vernichten, können die Herrlichkeit nicht ertragen, die auf den Erlösten ruht. Wie Tote fallen sie zur Erde. Satan und die bösen Engel fliehen die Gegenwart der verklärten Heiligen, denn ihre Macht, sie zu quälen, ist für immer dahin. ------------------------Kapitel 27: Eltern und Kinder Sch1 119 1 Ich erkannte, daß gottesfürchtige Eltern, ehe sie ihren Kindern etwas vorenthalten, versuchen sollten, eingehend deren Neigungen und Veranlagungen kennenzulernen und deren Bedürfnissen gerecht zu werden. Manche Eltern sorgen trefflich für die zeitlichen Bedürfnisse ihrer Kinder. Mit Güte und Ausdauer pflegen sie diese in Krankheitstagen und meinen, damit ihre Aufgabe erfüllt zu haben. Darin irren sie jedoch, denn hier erst beginnt ihre eigentliche Arbeit. Die Bedürfnisse des Herzens müssen in gleicher Weise umhegt und umsorgt werden. Es erfordert viel Geschicklichkeit, um die geeigneten Mittel für die Gesundung eines verwundeten Herzens zu finden. Sch1 119 2 Kinder haben ebenso schwere und ebenso schmerzlich geartete Prüfungen zu ertragen wie ältere Menschen. Auch die Eltern befinden sich nicht zu jeder Zeit in der gleichen wohlausgewogenen Stimmung. Oftmals wissen sie nicht, wo ihnen der Kopf steht. Sie leiden unter mißverstandenen Ansichten und Empfindungen, werden von Satan bekämpft und erliegen schließlich seinen Versuchungen. Sie sprechen gereizt und in einer Art, die den Unwillen ihrer Kinder hervorruft. Mitunter geben sie sich auch mürrisch und ungehalten. Dieser Geist überträgt sich dann auf die bedauernswerten Kinder. Die Eltern aber sind nicht in der Lage, den Kindern zu helfen, weil sie selbst diese Schwierigkeiten verursachen. Manchmal scheint alles verkehrt zu gehen. Überall begegnet man Verdruß, und alle sind unglücklich und mißgestimmt. Die Eltern machen ihre Kinder dafür verantwortlich und halten sie für sehr ungezogen und widerspenstig, für die ungehorsamsten Kinder der Welt; dabei sind sie selbst die Ursache dieser Widerwärtigkeiten. Sch1 119 3 Viele Eltern beschwören durch ihre mangelnde Selbstbeherrschung manches Unwetter herauf. Statt ihre Kinder freundlich zu bitten, dies oder jenes zu tun, befehlen sie es ihnen in einem scheltenden Ton, haben aber zur gleichen Zeit auch schon Kritik und Tadel auf ihren Lippen, ohne daß die Kinder derartiges verdient hätten. Eltern, wenn ihr in dieser Weise mit euren Kindern verfahrt, zerstört ihr deren Frohsinn und Schaffensgeist. Sie folgen zwar euren Anordnungen, aber nicht aus Liebe, sondern weil sie nicht wagen, anders zu handeln. Mit dem Herzen sind sie jedoch nicht bei der Sache. Es ist für sie eine Plackerei und kein Vergnügen, und daher kommt es, daß sie oftmals vergessen, allen euren Anweisungen zu folgen. Das erhöht noch eure Erregung, und darum wird es für die Kinder nur noch schlimmer. Ihr tadelt sie von neuem und haltet ihnen ihr schlechtes Benehmen in den grellsten Farben vor Augen, bis sie schließlich entmutigt werden und sich nichts mehr daraus machen, ob sie gefallen oder nicht. Sie lassen sich schließlich nur noch von dem Gedanken leiten: "Es ist mir alles egal!" und suchen außerhalb des Heimes, fern von ihren Eltern, Vergnügungen und Freude, die sie zu Hause nicht finden. Sie mischen sich unter die Gassenjugend und sind bald ebenso verdorben wie die schlechtesten unter diesen. Voraussetzungen der Kindererziehung Sch1 120 1 Auf wem ruht die Verantwortung für dieses bedauerliche Verhalten? Hätten die Eltern nur das Heim anziehend gestaltet, ihren Kindern Zuneigung bewiesen, ihnen in freundlicher Weise eine Beschäftigung gegeben und sie liebevoll belehrt, wie sie den Wünschen der Eltern gehorchen können, so würde dies in ihren Herzen ein starkes Echo gefunden haben. Füße, Hände und Herzen würden bereitwilligst gehorchen. Die Eltern vermögen durch Selbstbeherrschung, gütliches Zureden und ein rechtes Lob zu der Zeit, da die Kinder es verdient haben, ihre Kinder in allen Lebenslagen zu ermutigen und sie sehr glücklich zu machen. Über dem Familienkreis läge dann jene innere Ausgewogenheit, die jeden dunklen Schatten vertriebe und heiteren Sonnenschein einließe. Sch1 120 2 Eltern entschuldigen mitunter ihre falsche Handlungsweise damit, daß sie sich nicht wohlfühlten. Sie sind nervös und meinen, sie können nicht geduldig und ruhig bleiben und freundlich sprechen. Darin täuschen sie sich jedoch selbst und tun Satan einen Gefallen, der darüber frohlockt, daß sie die Gnade Gottes nicht für ausreichend erachten, um durch sie die natürlichen Schwächen zu überwinden. Sie können und sollen sich aber jederzeit in der Gewalt haben. Gott fordert es von ihnen. Sie sollten einsehen, daß sie anderen Menschen Leid zufügen, wenn sie ungeduldig und reizbar auftreten, denn ihre Mitmenschen werden von ihrer wenig vorbildlichen Lebenshaltung in Mitleidenschaft gezogen. Wenn diese wiederum in ihren Handlungen den gleichen Geist offenbarten, vergrößerte sich das Übel und schließlich endete alles verkehrt. Sch1 121 1 Eltern, solltet ihr einmal verärgert sein, dann begeht nicht ein so großes Unrecht, daß ihr die ganze Familie mit eurer gefährlichen Reizbarkeit vergiftet. Bei solchen Gelegenheiten müßt ihr doppelt auf der Hut sein und euch in eurem Herzen vornehmen, mit euren Lippen kein Ärgernis zu geben, sondern nur freundliche und angenehme Worte zu sprechen. Sagt euch selbst: "Ich will die Freude meiner Kinder nicht durch ärgerliche Worte beeinträchtigen." Durch solche Selbstkontrolle gewinnt ihr an Festigkeit. Eure Nerven verlieren ihre Empfindlichkeit, und durch das Beachten der Rechtsgrundsätze werdet ihr gestärkt. Das Bewußtsein, treulich eurer Aufgabe zu genügen, verleiht euch Kraft. Die Engel Gottes blicken wohlgefällig auf eure Bemühungen und helfen euch. Sch1 121 2 Wenn ihr unwillig seid, sucht ihr die Ursache dafür viel zu oft bei euren Kindern; ihr tadelt sie, obgleich sie es nicht verdienen. Zu anderer Zeit hätten sie vielleicht die gleichen Dinge tun können und alles wäre recht und in Ordnung gewesen. Kinder erkennen und empfinden diese schwankende Haltung der Eltern. Auch ihre Gemütsverfassung ist nicht immer gleichbleibend. Zeitweise sind sie einigermaßen auf diese wechselhaften Stimmungen eingestellt, doch manchmal sind auch sie nervös und ärgerlich und können keinen Tadel vertragen. Ihr Inneres lehnt sich dagegen auf. Die Eltern erwarten, daß ihrer seelischen Verfassung mit der schuldigen Nachsicht begegnet werde. Sie erkennen aber längst nicht immer die Notwendigkeit, ihren bedauernswerten Kindern die gleichen Rücksichten einzuräumen. Was sie an ihren Kindern schärfstens rügten, entschuldigen sie bei sich selbst, ohne zu bedenken, daß ihre Kinder keine jahrelange Erfahrung und Erziehung aufweisen können, wie sie sie hinter sich haben. Sch1 121 3 Manche Eltern sind nervös veranlagt. Wenn sie schließlich vor Arbeit und Sorge müde und bedrückt sind, verlieren sie die Ruhe und begegnen denen, die ihnen die Liebsten auf Erden sein sollten, verdrießlich und ohne Selbstbeherrschung. Diese Haltung überschattet das ganze Familienleben und mißfällt Gott. Man darf Kinder in ihren Nöten öfter einmal mit schonendem Verstehen besänftigen. Gegenseitige Güte und Rücksichtnahme ziehen heilige Engel in den Familienkreis und lassen das Heim zu einem Hort der Ruhe und des Friedens werden. Sch1 122 1 Eine Mutter kann und muß viel für die Beherrschung ihrer Nerven und ihrer Launen tun, wenn sie in gedrückter Stimmung ist. Selbst im Krankheitsfall kann sie, wenn sie auf sich achtet, freundlich und heiter sein und mehr Lärm vertragen, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Sie darf den Kindern keinen Anlaß bieten, daß diese unter ihren menschlichen Schwächen leiden und deren junge empfindsame Seelen durch ihre gedrückte Stimmung getrübt werden. In diesem Fall erreichte sie nur, daß die Kinder das Haus wie ein Grab und Mutters Zimmer wie den unheimlichsten Ort auf Erden empfinden. Durch Willensübung gewinnen Nerven und Gemüt neue Stärke und Spannkraft. In vielen Fällen ist Willenskraft ein wirksames Linderungsmittel für reizbare Nerven. Eine bedeutsame Zeit für Kinder Sch1 122 2 Zeigt euren Kindern kein finsteres Gesicht. Wenn sie einer Versuchung erliegen, darauf aber ihren Fehler einsehen und bereuen, dann vergebt ihnen ebenso bereitwillig, wie ihr von eurem himmlischen Vater Vergebung zu erlangen hofft. Unterweist sie freundlich und zieht sie an euer Herz; denn sie durchleben eine kritische Zeit. Sie werden Einflüssen ausgesetzt, die sie euch entfremden und denen ihr darum entgegenwirken müßt. Zeigt ihnen, daß sie euch vertrauen, daß sie ihre Leiden und Freuden euch bereitwillig mitteilen können. Wenn ihr sie dazu ermutigt, werdet ihr sie vor manch einer Schlinge Satans bewahren können, die er ihren unerfahrenen Füßen gelegt hat. Behandelt eure Kinder nicht nur mit Strenge, als hättet ihr eure eigene Kindheit vergessen und auch übersehen, daß sie ja noch Kinder sind. Erwartet von ihnen nicht, daß sie vollkommen seien, und versucht auch nicht, hinsichtlich ihres Verhaltens gleich Männer und Frauen aus ihnen zu machen. Auf diese Weise verschließt ihr den Zugang, den ihr andernfalls zu ihnen hättet, und treibt sie dazu, schädlichen Einflüssen Tür und Tor zu öffnen und anderen Gelegenheit zu geben, ihre jungen Herzen zu vergiften, noch ehe ihr die Gefahr erkennt, in der sie sich befinden. Sch1 123 1 Satan und seine Heerscharen unternehmen die größten Anstrengungen, um die Herzen der Kinder zu beherrschen. Kinder müssen mit Offenheit, Liebe und christlichem Zartgefühl behandelt werden. Dadurch gewinnt ihr auf sie starken Einfluß, und sie werden spüren, daß sie zu euch unbegrenztes Vertrauen haben können. Umgebt eure Kinder mit der Geborgenheit eines wirklichen Heimes und leistet ihnen Gesellschaft. Wenn ihr dies tut, werden sie auch nicht mehr so sehr nach der Gesellschaft ihrer Altersgenossen verlangen. Satan wirkt durch diese und verleitet sie dazu, sich gegenseitig zu beeinflussen und zu verderben. Auf diese Weise kann er am wirkungsvollsten arbeiten. Die Jugend übt aufeinander einen mächtigen Einfluß aus. Die Themen ihrer Unterhaltungen sind nicht immer sehr gewählt und erhebend. Man flüstert sich üble Dinge zu, die sich im Herzen festsetzen, Wurzeln schlagen, aufgehen und Frucht bringen und dadurch die guten Sitten verderben, wenn sie nicht entschieden zurückgewiesen werden. Infolge der Übel, die in der Welt herrschen, und der Beschränkung, die den Kindern notwendigerweise auferlegt werden muß, sollten die Eltern mit doppelter Sorgfalt darauf bedacht sein, die Kinder an ihr Herz zu nehmen und sie spüren zu lassen, daß sie sie glücklich machen wollen. Verständnisvolle Eltern Sch1 123 2 Eltern sollten nicht ihre eigenen Kinderjahre vergessen, in denen sie sich nach Mitempfinden und Liebe gesehnt haben und in denen sie unglücklich waren, wenn sie getadelt und ärgerlich gescholten wurden. Ihre Herzen sollten wieder jung werden und sich ihrer Kinder annehmen, damit sie den Wünschen der Kinder verständnisvoll begegnen können. Mit liebevoller Bestimmtheit müssen sie von ihren Kindern Gehorsam verlangen. Den Anordnungen der Eltern müssen die Kinder unbedingt nachkommen. Sch1 123 3 Engel Gottes beobachten mit größtem Interesse die Charakterentwicklung der Kinder. Wenn Christus uns so behandelte, wie wir oft miteinander und mit unseren Kindern umgehen, strauchelten und fielen wir vor äußerster Mutlosigkeit. Im Geist schaute ich, daß Jesus unsere Schwächen kennt und außer der Sünde alle unsere Erfahrungen geteilt hat. Darum hat er für uns einen Weg bereitet, der unserer Kraft und unserer Fähigkeit angemessen ist. Gleichwie Jakob mit den Kindern bedachtsam und gelassen dahinschritt, so wie sie es ertragen konnten, so möchte uns auch Jesus durch seine immerwährende Gegenwart voranbringen und uns ein beständiger Führer sein. Er verachtet und vernachlässigt nicht die Kinder der Herde und läßt sie auch nicht zurück. Er hat uns nicht geheißen, vorwärts zu eilen und sie im Stich zu lassen. Er pilgerte nicht so rasch, daß wir mit unseren Kindern nicht hätten folgen können. O nein, er hat den Weg zum Leben geebnet, sogar für Kinder. In seinem Namen werden die Eltern aufgefordert, ihre Kinder diesen schmalen Weg zu führen. Gott hat für uns einen Weg bestimmt, der auch den Kräften und Fähigkeiten der Kinder angepaßt ist. Sch1 124 1 Es lohnt sich, im Umgang mit euren Kindern liebevoll zu sein. Stoßt sie nicht durch Interesselosigkeit an ihren kindlichen Spielen, Freuden und Kümmernissen zurück. Niemals solltet ihr mit gerunzelter Stirn finster dreinblicken. Laßt nie barsche Worte euren Lippen entschlüpfen! Gott bewahrt alle eure Gespräche. Harte Worte verbittern den Charakter und verwunden die Herzen der Kinder. In manchen Fällen sind diese Wunden nur schwer wieder heilbar, denn Kinder sind gegenüber der leisesten Ungerechtigkeit sehr empfindlich. Manche werden dadurch so entmutigt, daß sie weder auf laute, zornige Befehle achten noch sich um Strafandrohungen kümmern. Durch falsche Erziehungsmethoden der Eltern wird in den Herzen der Kinder nur zu häufig Auflehnung heraufbeschworen. Wenn sie jedoch einen geeigneten Weg einschlügen, entwickelten die Kinder gute und ausgeglichene Charaktere. Eine Mutter, die sich selbst nicht vollkommen beherrschen kann, ist für die Erziehung der Kinder ungeeignet. Testimonies for the Church III, 532.533 (1875). Sch1 124 2 Überwindet eure Neigung, mit eurem Sohn zu streng zu verfahren, damit ihm nicht etwa durch oftmaligen Tadel eure Anwesenheit unerträglich und eure Ratschläge verhaßt werden. Zieht ihn nicht durch falsche Nachgiebigkeit an euer Herz, sondern durch die zarten Bande der Liebe. Tretet ihm freundlich aber bestimmt gegenüber. Christus muß euer Beistand sein. Die Liebe ist das Mittel, um andere Herzen zu gewinnen. Euer Einfluß kann eure Kinder auf dem rechten Weg bestärken. Sch1 125 1 Ich habe euch vor Tadelsucht gewarnt und möchte euch wiederum vor diesem Fehler warnen. Christus tadelte zuweilen mit Strenge, und in manchen Fällen mag es auch für uns notwendig erscheinen, das gleiche zu tun. Wir sollten aber berücksichtigen, daß Christus die seelische Verfassung jener Zurechtgewiesenen genau kannte, und nicht nur das Maß des Tadels wußte, das sie vertragen konnten, sondern auch das, was erforderlich war, um ihre falsche Lebenshaltung zu berichtigen. Er hatte die rechte Art, sich der Irrenden zu erbarmen, die Unglücklichen zu trösten und die Schwachen zu ermutigen. Er kannte den Weg, um Menschen vor Verzagtheit zu schützen und sie mit Hoffnung zu erfüllen, weil er mit den wirklichen Antriebskräften und den besonderen Anfechtungen jedes Menschen vertraut war. Ihm konnte kein Fehler unterlaufen. Testimonies for the Church IV, 66 (1876). ------------------------Kapitel 28: Gefahren für die Jugend Sch1 125 2 Am 6. Juni 1863 wurde mir gezeigt, welche Gefahren der Jugend drohen. Satan beherrscht die Sinne der Jugend und lenkt ihre unerfahrenen Schritte vom rechten Weg ab. Junge Menschen stehen seinen Anläufen unwissend gegenüber, deshalb sollten die Eltern in dieser gefahrvollen Zeit wachsam sein und Ausdauer und Geschicklichkeit einsetzen, um dem Feind die erste Annäherung zu verwehren. Die unermüdliche Unterweisung ihrer Kinder für alle Lebenslagen gehört zu ihren vornehmsten Aufgaben. Sch1 125 3 Die Erziehungsaufgabe einer Mutter beginnt beim Säugling. Sie muß den Eigensinn und das Temperament des Kindes im Zaume halten und es Gehorsam lehren sowie die Erziehung nicht vernachlässigen, wenn es älter wird. Jede Mutter muß sich die Zeit nehmen, mit ihren Kindern vernünftig zu sprechen, ihre Fehler richtigzustellen und sie geduldig den rechten Weg zu weisen. Christliche Eltern sollten wissen, daß sie ihre Kinder für die Gotteskindschaft zu erziehen und auszurüsten haben. Die gesamte religiöse Erfahrung der Kinder beruht auf den Belehrungen und auf der Entwicklung des Charakters während der Kindheit. Wenn der Eigensinn in dieser Zeit nicht gedämpft wird und sie nicht gehorchen lernen, ist es schwierig, dies in späteren Jahren nachzuholen. Was für ein schweres Ringen, den Willen, der nie untertänig war, vor den Forderungen Gottes zu beugen! Eltern, die diese wichtige Aufgabe vernachlässigen, tun nicht nur ihren bedauernswerten Kindern Unrecht, sondern sündigen auch gegen die Gebote Gottes. Sch1 126 1 Wenn Kinder unter strenger Zucht gehalten werden, sind sie mitunter darüber ungehalten. Sie lassen sich nicht gern bevormunden und möchten lieber ihrem eigenen Weg folgen und kommen und gehen, wie es ihnen beliebt. Besonders die Zehn bis Achtzehnjährigen sind oft der Ansicht, daß es nichts schaden würde, an Ausflügen oder anderen Zusammenkünften junger Freunde teilzunehmen, obgleich ihre lebenserfahreneren Eltern darin Gefahren sehen; denn sie kennen die besonderen Eigenschaften ihrer Kinder und wissen um den Einfluß jener Dinge auf ihr Gemüt und halten sie deshalb von diesen ausgelassenen Vergnügungen zurück, weil sie um das Seelenheil ihrer Kinder fürchten. Sch1 126 2 Welch eine Last fällt den besorgten, gläubigen Eltern vom Herzen, wenn ihre Kinder von sich aus entscheiden, die Freuden dieser Welt zu lassen und Christi Jünger zu werden! Doch selbst in einem solchen Fall sollte das Bemühen der Eltern nicht aufhören. Es darf den Kindern nicht immer überlassen bleiben, ihren eigenen Weg zu verfolgen; denn sie haben gerade erst ernsthaft den Kampf gegen Sünde, Hochmut, Leidenschaft, Neid, Eifersucht, Haß und alle schlechten Eigenschaften des Herzens aufgenommen. Eltern müssen über ihre Kinder wachen, ihnen raten, für sie entscheiden und ihnen klarmachen, daß sie Gott nicht freudig und bereitwillig Gehorsam entgegenbringen können, wenn sie nicht einmal ihren Eltern gehorchen. Es ist dann für sie unmöglich, ein Christ zu sein. Sch1 126 3 Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, ihnen Vertrauen entgegenzubringen, so daß diese ihren Herzenskummer, ihre kleinen täglichen Beschwerden und Erfahrungen mit ihnen besprechen. Auf diese Weise lernen die Eltern ihre Kinder besser verstehen und können mit ihnen und für sie beten, daß Gott sie schützen und lenken möge. Die Eltern haben die Aufgabe, Kinder auf ihren unfehlbaren Freund und Ratgeber, der sich ihrer Schwachheiten erbarmen kann, der versucht wurde allenthalben gleichwie wir und dennoch ohne Sünde war, besonders eindringlich hinzuweisen. Sch1 127 1 Satan bringt Kinder in Versuchung, sich ihren Eltern gegenüber zu verschließen und junge, unerfahrene Gefährten zu ihren Vertrauten zu wählen. Diese können ihnen aber nicht helfen, sondern höchstens zweifelhafte Ratschläge geben. Jungen und Mädchen kommen zusammen, schwatzen albern und geistlos herum und vertreiben durch solche Narretei Christus und seine Engel aus ihrer Nähe. Unnütze Gespräche über das Tun anderer Menschen und Geschwätz über diesen jungen Mann und jenes junge Mädchen zerstören vortreffliche, fromme Gedanken und Empfindungen und verbannen die heilige Sehnsucht aus ihrem Herzen, das unempfindsam bleibt und von der wahren Liebe zu Gott und seiner Wahrheit entblößt ist. Sch1 127 2 Kinder blieben vor manchen Sünden bewahrt, wenn sie zu ihren Eltern Vertrauen hätten. Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, offen und frei mit ihnen zu sprechen, mit ihren Schwierigkeiten zu ihnen zu kommen und unbefangen und ohne Scheu ihren Rat einzuholen, wenn sie den rechten Weg nicht mehr wissen. Wer könnte sie besser beraten und ihnen besser alle Gefahren zeigen als gottesfürchtige Eltern? Wer kann die besonderen Eigenarten der Kinder besser verstehen als sie? Die Mutter, die von Kindheit an die geistige Entwicklung überwachte und daher mit der Veranlagung des Kindes vertraut ist, kann am besten ihren Kindern helfen. Wer weiß so gut wie die Mutter, vom Vater unterstützt, welche Charakterzüge zu fördern oder zu zügeln sind? Sch1 127 3 Christlich gesinnte Kinder werden die Liebe und Zuneigung ihrer gottesfürchtigen Eltern allen irdischen Segnungen vorziehen. Sie werden ihre Eltern lieben und ehren. Zu den vornehmsten Anliegen ihres Lebens gehört es, ihre Eltern glücklich zu wissen. In unserer zuchtlosen Zeit haben Kinder, die mangelhaft erzogen wurden, nur wenig Verständnis für ihre Pflichten gegenüber ihren Eltern. Oft ist es der Fall, daß sie, je mehr die Eltern für sie tun, desto undankbarer sind und desto weniger Respekt vor ihnen haben. Kinder, die verhätschelt und bedient wurden, erwarten, daß das immer so weitergeht. Werden dann ihre Erwartungen nicht mehr erfüllt, sind sie enttäuscht und verzagt. Diese Einstellung behalten sie für ihr ganzes Leben; sie werden unbeholfen, lehnen sich an andere an und erwarten von ihnen Hilfe. Sie hoffen, daß man sie begünstigt und ihnen nachgibt. Widerspricht man ihnen, selbst wenn sie erwachsen sind, fühlen sie sich falsch behandelt. Verärgert gehen sie ihres Weges, kaum imstande, mit sich selbst fertig zu werden. Sie murren und zürnen, weil nicht alles nach ihren Wünschen geht. Verwöhnte Kinder Sch1 128 1 Irrende Eltern belehren ihre Kinder in einer für diese verderbenbringenden Weise. Dadurch ist auch der Weg der Eltern manchen Schwierigkeiten ausgesetzt. Sie glauben, die Liebe ihrer Kinder gewinnen zu können, wenn sie deren Wünschen nachkommen und sie ihren Neigungen folgen lassen. Welch ein Irrtum! Hemmungslos in ihren Wünschen, unnachgiebig in ihrer Gesinnung, egoistisch, anspruchsvoll und anmaßend, sind verwöhnte Kinder sich selbst und ihrer ganzen Umgebung ein Fluch. Die Eltern halten zu einem guten Teil das künftige Glück ihrer Kinder in ihren Händen. Auf ihnen ruht die wichtige Aufgabe der Charakterbildung ihrer Kinder. Die in der Kindheit empfangene Erziehung wird ihren Charakter zeitlebens bestimmen. Eltern legen die Saat, die entweder gute oder böse Früchte bringen wird. In ihrer Hand liegt es, ihre Söhne und Töchter dem Glück oder Unglück entgegenzuführen. Sch1 128 2 Kinder sollten sehr frühzeitig angehalten werden, sich nützlich zu machen und sich selbst und anderen zu helfen. Viele Mädchen dieses Alters sehen ohne Gewissensbisse zu, wie ihre Mutter sich abmüht, kocht, wäscht oder bügelt, während sie selbst im Wohnzimmer sitzen, Romane lesen, stricken, häkeln oder sticken. Sie sind demgegenüber völlig gefühllos geworden. Woher aber kommt diese unrechte Auffassung der Kinder? Wer ist für deren Erziehung verantwortlich? Natürlich die bedauernswerten Eltern, denn sie übersehen das künftige Wohlergehen ihrer Kinder, indem sie diese mit falscher Zärtlichkeit umgeben. Sie lassen die Kinder müßig herumsitzen oder nur das tun, was wenig wertvoll ist, wobei weder Verstandes- noch Muskelkräfte angespannt werden. Dann entschuldigen sie ihre gleichgültigen Töchter noch mit Kränklichkeit. Wodurch sind sie denn kränklich geworden? In vielen Fällen gewiß durch die falschen Erziehungsmethoden der Eltern, Eine angemessene Mitarbeit in häuslichen Dingen wäre für Körper und Geist nützlich. Die Kinder aber werden durch jene falsche Auffassung davon abgehalten, bis sie schließlich überhaupt nicht mehr arbeiten wollen. Körperliche Tätigkeit ist ihnen zuwider, weil sie ihnen zu unfein erscheint. Geschirrspülen, bügeln und waschen halten sie für herabwürdigende, gar nicht damenhafte Tätigkeiten. Das ist eine heutzutage beliebte und gern vertretene Auffassung. Sch1 129 1 Für die Kinder Gottes gilt es, sich von höheren Grundsätzen leiten zu lassen als Weltmenschen, die nur danach streben, ihre ganze Handlungsweise der jeweiligen "Mode" anzupassen. Gottesfürchtige Eltern müssen ihre Kinder zu brauchbaren und nützlichen Menschen erziehen. Sie dürfen nicht zulassen, daß ihre Erziehungsgrundsätze von den überspannten Vorstellungen, die in diesem Alter vorherrschen, zu Fall gebracht werden und sie sich infolgedessen nach Äußerlichkeiten richten und sich von den Anschauungen weltlich gesinnter Menschen beherrschen lassen. Kinder sollten bei der Auswahl der Spielgefährten stets ihre Eltern zu Rate ziehen und niemals ihre Kameraden allein wählen. Bereitet sie darauf vor, daß sie schon im Jugendalter verantwortliche Aufgaben übernehmen können. Sch1 129 2 Wenn eure Kinder nicht an Arbeit gewöhnt worden sind, werden sie bald faul werden. Sie klagen dann über Seitenstechen, Schulterschmerzen und Müdigkeit in den Gliedern, und aus Mitgefühl kommt ihr in Gefahr, die Arbeit selbst zu erledigen, ehe ihr ihnen einige Schmerzen zumutet. Verlangt von euren Kindern anfangs nicht zu viel, sondern erhöht die Anforderungen von Tag zu Tag, bis sie ein entsprechendes Arbeitspensum schaffen können, ohne gleich zu ermüden. Untätigkeit aber ist die Hauptursache von allerlei körperlichen Leiden bei Kindern. Sch1 129 3 Es gibt gewisse junge Mädchen in diesem Alter, die völlig unnütze Geschöpfe sind -- nur gut, sich auszuruhen, sich zu kleiden, zu essen, zu plaudern und allerlei Unsinn zu reden, während sie zwischen ihren Fingern eine kleine Stickerei oder Häkelarbeit halten. Nur wenige Jugendliche haben ein wirklich klares Urteilsvermögen und gesunden Menschenverstand. Die meisten von ihnen jedoch führen ein ziel- und planloses Leben. Wenn diese Gruppe weltlich gesinnter Freunde zusammenkommt, kann man ein paar alberne Bemerkungen über Kleidung oder sonst irgendeine nichtige Sache hören. Dann lachen sie über ihre eigenen Äußerungen, die sie für sehr geistreich halten. Dies geschieht auch häufig in Gegenwart älterer Personen, die über eine derartig mangelnde Ehrerbietung dem Alter gegenüber nur betrübt sein können. Diese jungen Menschen scheinen allen Sinn für ein bescheidenes und anständiges Benehmen verloren zu haben. Dennoch glauben sie, daß die Erziehung, die sie genossen haben, das höchste Maß an Höflichkeit gewährt. Sch1 130 1 Diese Haltung gleicht einer ansteckenden Krankheit. Wahre Christen sollten den Umgang ihrer Kinder auswählen und sie lehren, das Zusammensein mit diesen eitlen Weltmenschen zu meiden. Mütter können auf ihre Töchter beharrlich einwirken, wenn sie ihnen Gelegenheit geben, in der Küche zu helfen. Die körperliche Verfassung der Kinder kräftigt sich bei solcher Arbeit, ihre Muskeln gewinnen an Spannkraft und Festigkeit, und am Ende des Tages sind ihre Gedanken lebendiger und vernünftiger. Eure Töchter werden vielleicht müde sein, aber wie wohltuend ist die Ruhe nach einem tüchtigen Arbeitspensum. Der Schlaf, der die Natur wieder zurechtbringt, erfrischt den müden Körper und bereitet ihn auf die Pflichten des nächsten Tages vor. Macht euren Kindern gegenüber keinerlei Andeutungen, daß es völlig gleichgültig sei, ob sie arbeiten oder nicht! Belehrt sie aber, daß man ihre Hilfe benötigt, daß ihre Zeit wertvoll ist und daß ihr von ihrer Mitarbeit abhängig seid. Müßiggang ist aller Laster Anfang Sch1 130 2 Mir wurde gezeigt, daß viele Vergehen Folgen des Müßiggangs sind. Tätige Hände und Sinne finden keine Zeit, jedem Lockruf zu folgen, den der Feind ertönen läßt; aber müßige Hände und Hirne sind alle für Satans Herrschaft empfänglich. Wenn der Geist nicht entsprechend beschäftigt ist, befaßt er sich mit ungeeigneten Dingen. Eltern müssen ihre Kinder belehren, daß Müßiggang Sünde ist. Ich wurde auf den Text Hesekiel 16,49 verwiesen: "Siehe, das war deiner Schwester Sodom Missetat: Hoffart und alles vollauf und guter Friede, den sie und ihre Töchter hatten; aber dem Armen und Dürftigen halfen sie nicht." Sch1 131 1 Kinder müssen fühlen, daß sie ihren Eltern verpflichtet sind, die über sie von Kindesbeinen an gewacht und sie in kranken Tagen gepflegt haben. Sie sollten sich vor Augen halten, daß ihre Eltern ihretwegen manche Sorgen auszustehen hatten. Besonders gewissenhafte, gottesfürchtige Eltern haben sich mit herzlicher Anteilnahme darum bemüht, daß ihre Kinder den rechten Weg beschreiten. Sahen sie Fehler und Mängel bei ihren Kindern, dann wurde ihr Herz schwer. Könnten die Kinder, die diesen Herzen Schmerz bereiteten, die Wirkung ihres Wandels erkennen, ließen sie sich gewiß erweichen. Könnten sie der Mutter Tränen sehen, die Gebete hören, die um ihretwillen zu Gott emporsteigen und die unterdrückten und herzzerreißenden Seufzer vernehmen, dann würden ihre Herzen mitempfinden und sie kämen herbeigeeilt, ihr Unrecht zu bekennen und um Vergebung zu bitten. Auf diesem Gebiet gibt es für jung und alt noch unendlich viel zu tun. Die Eltern müssen geschickter werden, um ihre Aufgabe ihren Kindern gegenüber zu erfüllen. Manche Eltern verstehen ihre Kinder nicht und kennen nicht einmal ihr Wesen. Zwischen Eltern und Kindern herrscht oftmals eine unglückselige Entfremdung. Wenn Eltern die Gefühlswelt der Kinder besser verstünden und in deren Herzen lesen könnten, würde dies sicher einen segensreichen Einfluß auf ihre Kinder ausüben. Die Bekehrung von Kindern Sch1 131 2 Eltern haben die Aufgabe, mit den anvertrauten jungen Menschen gewissenhaft umzugehen. Sie dürfen ihre Kinder weder zu Hochmut und Verschwendung noch zu Prunksucht ermutigen. Manche Streiche, die bei kleinen Kindern noch hingenommen wurden, sollten von den Eltern gar nicht erst geduldet werden; denn wenn die Kinder dann älter sind, müssen sie ihre Jugendstreiche ohnehin aufgeben oder dafür getadelt werden. Die zuerst angenommenen Gewohnheiten lassen sich jedoch nicht so schnell wieder ablegen. Die ganze Erziehung eurer Kinder sollte von Anfang an darauf hinauslaufen, sie zu Christen zu formen. Alle eure Bemühungen müssen zu ihrer Errettung beitragen. Handelt so, als ob sie eurer Obhut anvertraut wären, damit sie zu kostbaren Juwelen zugeschliffen werden, die schließlich im Reich Gottes erstrahlen sollen. Achtet darauf, daß ihr sie nicht über dem Abgrund der Verdammnis in Sicherheit wiegt in dem Gedanken, sie seien nicht alt genug, um sich verantworten, um ihr Unrecht bereuen und Christus bekennen zu können. Sch1 132 1 Ich wurde auf die vielen köstlichen Verheißungen aufmerksam gemacht, die denen gelten, die ihren Heiland in ihrer Jugend suchen. "Gedenke an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe denn die bösen Tage kommen und die Jahre herzutreten, da du wirst sagen Sie gefallen mir nicht." Prediger 12,1. "Ich liebe, die mich lieben; und die mich frühe suchen, finden mich." Sprüche 8,17. Der große Hirte Israels spricht noch heute: "Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes." Lukas 18,16. Sagt euren Kindern, daß die Jugendzeit am besten geeignet ist, sich für Christus zu entscheiden. Dann werden sie im Lebenskampf nicht so leicht versagen, und ihre jungen Gemüter sind nicht so von Sorgen geplagt. Wenn diese Dinge sie nicht mehr beeinträchtigen, sollten sie ihre besten Kräfte Gott weihen. Sch1 132 2 Wir leben in einer für Kinder recht unglücklichen Zeit. Eine starke Strömung führt abwärts ins Verderben. Um sich gegen diese Strömung behaupten zu können und um nicht von ihr niedergerissen zu werden, ist mehr erforderlich als die Erfahrungen und Kräfte der Kinder. Die Jugend schlechthin scheint von Satan betört zu sein; er führt sie mit seinen Engeln unweigerlich dem sicheren Untergang entgegen. Satan kämpft mit seinem Heer gegen die Herrschaft Gottes. Alle, die das Verlangen haben, ihre Herzen dem Herrn zu bringen und ihm gehorsam zu sein, werden von Satan versucht, der sie mit seinen Verlockungen verwirren und überwinden will, damit sie mutlos werden und den Glaubenskampf aufgeben. Sch1 132 3 Eltern, helft euren Kindern! Erwacht aus eurer Trägheit, die über euch gekommen ist! Wacht unausgesetzt, damit ihr die schlechten Strömungen ablenken und den Einfluß des Bösen eindämmen könnt, den Satan euren Kindern aufnötigt. Die Kinder vermögen dies nicht aus eigener Kraft, doch die Eltern können hier helfen. Durch ernstes Gebet und lebendigen Glauben werden große Siege errungen. Manche Eltern sind sich der auf ihnen ruhenden Verantwortung nicht bewußt und haben daher die religiöse Erziehung ihrer Kinder vernachlässigt. Morgens sollten die ersten Gedanken eines Christen bei Gott verweilen. Die Tagesarbeit und eigene Interessen folgen erst in zweiter Linie. Kinder müssen dazu angehalten werden, die zum Gebet bestimmte Zeit zu beachten und sie wertzuschätzen. Bevor sich die Familie an die Arbeit begibt, sollte sie sich zusammenfinden der Vater -- in seiner Abwesenheit die Mutter -- bitte Gott inständig darum, sie alle an diesem Tag zu bewahren. Naht euch in Demut, mit einem Herzen voll zärtlicher Liebe und mit Verständnis für die Versuchungen und Gefahren, die euch und euren Kindern bevorstehen. Erbittet für eure Kinder die Fürsorge des Herrn. Dienstbare Engel werden dann die Kinder behüten, die ihr dem Herrn anempfohlen habt. Es ist die Pflicht christlicher Eltern, morgens und abends durch ernstes Gebet und beharrlichen Glauben ihre Kinder mit einem Schutzwall zu umgeben. Für sie gilt, ihre Kinder geduldig, gütig und unermüdlich zu einem Gott wohlgefälligen Leben zu erziehen. Richtige Zucht und Erziehung Sch1 133 1 Unwilligen Eltern werden die Kinder in gleicher Weise begegnen. Wenn die Eltern zornig sind, wird auch in den Kindern der Zorn geweckt, und ihre schlechten Eigenschaften kommen zum Vorschein. Viele Eltern weisen ihre Kinder mit Strenge zurecht und lassen sie ihren Unmut und oftmals gar ihren Zorn allzu deutlich spüren. Solche Rügen bleiben ohne nachhaltigen Erfolg. In dem Bemühen, ein Übel auszumerzen, werden zwei andere geschaffen. Ständiges Tadeln und Züchtigen verhärtet die Kinder und entfremdet sie den Eltern. Sch1 133 2 Erst wenn die Eltern gelernt haben, sich selbst zu beherrschen, sind sie wirkliche Erzieher ihrer Kinder. Durch ihre mangelnde Selbstbeherrschung und durch ihr unwilliges Reden und Handeln versündigen sie sich gegen Gott. Sie sollen sich zuerst mit ihren Kindern vernünftig aussprechen, deren Fehler deutlich benennen und ihnen ihr Unrecht zeigen. Setzt ihnen auseinander, daß sie sich nicht nur gegen ihre Eltern, sondern auch gegen Gott vergangen haben. Es ist besser, demütigen Herzens mit euren Kindern zu beten als sie zu strafen. Eure Zurechtweisung wird dann euren Kindern keinen Anlaß mehr geben, euch zu hassen, denn sie werden euch lieben. Sie werden erkennen, daß ihr sie nicht straft, weil sie euch Ungelegenheiten bereitet haben oder weil ihr euer Mißfallen an ihnen auslassen wollt, sondern daß es zu ihrem Besten dient, damit sie nicht -- sich selbst überlassen -- in Sünde aufwachsen. Sch1 134 1 Manche Eltern haben ihren Kindern weder eine religiöse noch eine schulische Erziehung angedeihen lassen. Keine von beiden darf jedoch vernachlässigt werden. Kinder wollen sich betätigen, und wenn sie nicht in körperliche oder geistige Arbeit eingespannt sind, können oftmals schlechte Einflüsse die Oberhand gewinnen. Es gereicht den Eltern nicht zur Ehre, ihre Kinder in Unwissenheit aufwachsen zu lassen. Sie sollten ihnen nützliche und interessante Bücher geben, sie zu rechter Arbeit anhalten, so daß sie ihre Zeit in gleicher Weise zwischen körperlicher und geistiger Arbeit (Studium, Lektüre) einzuteilen wissen. Es ist Aufgabe der Eltern, die geistigen Kräfte ihrer Kinder zu stärken und ihre natürlichen Anlagen zu vervollkommnen. Ein sich selbst überlassener, ungeschliffener Geist dagegen zeigt im allgemeinen eine gewöhnliche, sinnliche und verderbte Haltung. Satan benutzt jede Gelegenheit, untätige Geschöpfe heranzubilden. Sch1 134 2 Eltern müssen daran denken, daß jedes unwillige und ärgerliche Wort, das sie zu ihren Kindern sprechen, droben aufgezeichnet wird. Jeder Mißgriff, der euch bei der Belehrung eurer Kinder unterläuft, wird euch ebenso zur Last gelegt werden wie das Versäumnis, nicht nachdrücklich genug auf die außerordentliche Abscheulichkeit der Sünde und auf das Ergebnis eines unrechten Wandels hingewiesen zu haben. Jedes übereilte Wort, das ihr in Gegenwart der Kinder, unachtsam oder im Scherz, aussprecht und das nicht sauber und edel ist, wird von einem Engel im Himmel als ein Flecken an eurem christlichen Charakter vermerkt. All eure Handlungen, gute oder böse, werden aufgezeichnet. Sch1 134 3 Eltern werden in der Führung ihrer Kinder nur wenig Erfolg haben, wenn sie nicht zuerst sich selbst vollkommen beherrschen können. Sie müssen sich selbst überwinden und ihre Worte und ihr Mienenspiel im Zaum halten. Sie dürfen nicht dulden, daß ihre Stimme durch Zorn und Erregung verändert wird oder sich gar überschlägt. Nur dann können sie einen entschiedenen Einfluß auf ihre Kinder ausüben. Kinder mögen versuchen, recht zu handeln; sie mögen sich in ihrem Herzen vornehmen, zu ihren Eltern oder ihren Pflegern gehorsam und höflich zu sein, denn sie brauchen deren Hilfe und Ansporn; sie mögen auch gute Entschlüsse fassen; doch solange ihre Vorsätze nicht durch echte Frömmigkeit unterstützt werden und ihr Wandel nicht durch die von Grund auf erneuernde Gnade Gottes beeinflußt wird, kann es ihnen nicht gelingen, ans Ziel zu kommen. Sch1 135 1 Eltern müssen ihre Anstrengungen für die Erlösung ihrer Kinder nicht nur verdoppeln, sondern sie vor allem gewissenhaft unterweisen und es ihnen nicht allein überlassen, für ihre Erziehung zu sorgen, so gut sie eben können. Der Jugend sollte man nicht zumuten, wahllos Gutes und Böses zu lernen mit der Vorstellung, daß früher oder später das Gute dennoch die Oberhand gewinnen und das Böse seinen Einfluß verlieren wird. Das Böse wächst schneller als das Gute. Es ist möglich, daß der schlechte Einfluß, dem sie erlegen sind, nach vielen Jahren ausgerottet sein mag; doch wer will darauf vertrauen? Die Zeit ist kurz. Leichter und viel zuverlässiger ist es, von Anfang an reinen und guten Samen in die Herzen eurer Kinder zu säen als später das Unkraut auszujäten. Es gehört zu den Aufgaben der Eltern, achtzugeben; denn die ihre Kinder umgebenden Einflüsse haben eine nachteilige Wirkung auf sie. Auch den Umgang für ihre Kinder sollten die Eltern auswählen und nicht dulden, daß die Kinder für sich selbst wählen. Wessen Aufgabe ist es sonst, wenn nicht die der Eltern? Ist es denkbar, daß andere die gleiche Anteilnahme an euren Kindern haben, wie ihr selbst? Können sie die Kinder ebenso mit steter Sorgfalt und tiefer Liebe umgeben, wie die Eltern? Sch1 135 2 Kinder von Sabbathaltern mögen gegen gewisse Erziehungsmaßnahmen aufbegehren. Sie halten ihre Eltern für zu streng und genau. In ihren Herzen erwachen bittere Gefühle und unzufriedene, unselige Gedanken gegen die Eltern, die doch nur für ihr gegenwärtiges, zukünftiges und ewiges Heil wirken. Nach einigen Jahren aber werden sie ihren Eltern für ihre gewissenhafte Sorgfalt und wohlgemeinte Wachsamkeit danken, die sie ihnen in der Zeit ihrer kindlichen Unerfahrenheit angedeihen ließen. Sch1 135 3 Eltern sollten ihren Kindern den Erlösungsplan so einfach wie möglich erklären, ganz ihrem kindlichen Auffassungsvermögen entsprechend. Kinder von acht, zehn oder zwölf Jahren sind durchaus alt genug, um mit ihnen persönliche Glaubensfragen besprechen zu können. Vertröstet eure Kinder nicht auf irgendeine spätere Zeit, wenn sie alt genug sein würden, ihre Fehler zu bereuen und der Wahrheit zu glauben. Durch entsprechenden Unterricht kann bereits kleinen Kindern das rechte Verständnis für ihren sündigen Zustand und für den Heilsweg Christi geöffnet werden. Die Diener des Evangeliums wenden gewöhnlich der Rettung der Kinder nicht genügend Aufmerksamkeit zu, und sie sind auch im Umgang mit ihnen nicht so persönlich, wie sie sein sollten. Dadurch gehen häufig ausgezeichnete Gelegenheiten ungenützt vorüber, bei denen auf die charakterliche Entwicklung der Kinder eingewirkt werden könnte. Der Einfluß des Heims Sch1 136 1 Der schlechte Einfluß, der unsere Kinder umgibt, ist nahezu übermächtig. Er verdirbt ihre Gesinnung und führt sie ins Verderben. Die Neigung junger Menschen richtet sich natürlicherweise auf Torheiten. In frühester Jugend, noch ehe ihr Charakter geformt und ihre Urteilskraft gereift ist, fühlen sie sich häufig von Freunden angezogen, die einen schädlichen Einfluß auf sie ausüben. Manche umgehen die Wünsche und Bitten ihrer Eltern, wenn sie dem anderen Geschlecht ihre Zuneigung schenken. Dadurch verstoßen sie gegen das fünfte Gebot und mißachten ihre Eltern, zu deren Aufgaben es vor allem gehört, auf den Ein- und Ausgang ihrer Kinder zu achten. Sie sollten sie ermuntern und ihnen soviel Anreiz bieten, daß sie sich im Hause wohl fühlen und ihnen dadurch klar wird, wie groß die Anteilnahme der Eltern an ihnen ist. Ein angenehm und freundlich gestaltetes Heim wird dazu beitragen. Sch1 136 2 Väter und Mütter, sprecht in Güte mit euren Kindern! Denkt an eure eigene Empfindlichkeit; vor allem wie wenig ihr vertragen könnt, getadelt zu werden. Vergeßt nicht, daß eure Kinder genauso fühlen. Mutet ihnen nichts zu, was euch selbst nicht gelingt. Wenn ihr weder Kritik noch Tadel hinnehmen könnt, wird das auch euren Kindern schwerfallen; denn sie sind schwächer als ihr und vermögen nicht soviel auszuhalten. Laßt eure heiteren, fröhlichen Worte für die Familie stets zu Sonnenstrahlen werden. Die Früchte eurer Selbstbeherrschung, Sorgsamkeit und Unverdrossenheit werden hundertfältig sein. Sch1 137 1 Eltern haben kein Recht, das Glück ihrer Kinder wegen geringfügiger Vergehen durch Tadelsucht oder strenge Rügen zu trüben. Wirkliches Unrecht aber sollte durchaus als solches bezeichnet werden. Eine feste, entschiedene Haltung muß eine Wiederholung des Vergehens verhindern. Kindern muß zwar die Bedeutung ihres Unrechts vor Augen gehalten werden, jedoch nicht in der Weise, daß man sie dadurch in Verzweiflung stürzt, sondern so, daß sie mit neuem Mut ausgerüstet werden, um im Guten voranzukommen und euer Vertrauen und eure Zustimmung gewinnen zu können. Seid nicht zu nachsichtig! Sch1 137 2 Manche Eltern handeln falsch, wenn sie ihren Kindern zu viel Freiheit lassen. Zuweilen setzen sie soviel Vertrauen in sie, daß sie deren Fehler gar nicht bemerken. Es ist auch nicht recht, Kindern eine mit ziemlichen Unkosten verbundene Reise ohne Begleitung der Eltern oder Betreuer zu erlauben. Das übt auf Kinder einen wenig guten Einfluß aus; denn diese fühlen sich dann schon ziemlich wichtig und glauben, gewisse Sonderrechte zu besitzen. Wenn diese jedoch nicht gewährt werden, denken sie gleich, man hätte ihnen Unrecht getan. Sie berufen sich auf andere Kinder, die kommen und gehen können, wie es ihnen beliebt, und die viele Freiheiten genießen, während sie so kurz gehalten werden. Sch1 137 3 Aus Furcht, von ihren Kindern ungerecht genannt zu werden, erfüllt die Mutter deren Wünsche, die aber auf die Dauer erheblichen Schaden anrichten können. Junge Besucher, über denen kein Elternauge wacht, um ihre Fehler zu erkennen und zu berichtigen, empfangen oftmals Eindrücke, die erst nach Monaten wieder verblassen. Ich wurde auf Eltern aufmerksam gemacht, die ordentliche und gehorsame Kinder besitzen. Manchen Familien brachten sie vollstes Vertrauen entgegen, und sie ließen es zu, daß ihre Kinder zu diesen Freunden reisten. Von jener Zeit an trat im Betragen und im Wesen der Kinder ein völliger Wandel ein. Vorher waren sie zu Hause glücklich und zufrieden gewesen und hatten kein großes Verlangen gezeigt, viel in Gesellschaft anderer junger Menschen zu sein. Als sie jedoch zu ihren Eltern zurückgekehrt waren, kam ihnen jede Beschränkung ungerecht vor, und das Zuhause erschien ihnen wie ein Gefängnis. Solche unklugen Entscheidungen der Eltern bestimmen aber häufig die charakterliche Entwicklung der Kinder. Sch1 138 1 Bei diesen Besuchen gehen manche Kinder Bindungen ein, die letztlich ihren Ruin bedeuten. Eltern, haltet, wenn ihr könnt, eure Kinder bei euch, und wacht über sie mit tiefster Sorge! Wenn ihr ihnen gestattet, einen entfernten Besuch zu machen, meinen sie, alt genug zu sein, um für sich selbst sorgen und bestimmen zu können. Ist die Jugend dann unter sich, beschäftigt sie sich oft mit Dingen, die weder ihre Bildung noch ihr Inneres beeinflussen und auch ihre Liebe zu Glaubensdingen nicht vertiefen. Je mehr ihnen Besuche und Reisen erlaubt sind, desto stärker wird das Reisefieber und um so weniger Bindungen scheint ihnen das Elternhaus zu bieten. Sch1 138 2 Ihr Kinder, Gott hat euch der Fürsorge eurer Eltern anvertraut, damit sie euch belehren und erziehen und dadurch ihr Teil beitragen, euren Charakter für das Himmelreich zuzubereiten. Nun liegt es an euch, zu entscheiden, ob ihr euch zu einem gediegenen, christlichen Charakter entwickeln wollt, indem ihr den besten Gebrauch von dem macht, was euch eure frommen, gläubigen und betenden Eltern mitgegeben haben. Denn wahrlich, all ihr Bemühen und ihre Pflichttreue allein können euch nicht retten. Da müßt auch ihr selbst mithelfen, ihr Kinder. Jedes Kind muß persönlich dazu beitragen. Gläubige Eltern, vor euch liegt die verantwortungsvolle Aufgabe, auch in ihrer religiösen Entwicklung eure Kinder den rechten Weg zu führen. Wenn sie Gott aufrichtig lieben, werden sie euch für eure Fürsorge danken, die ihr ihnen zuteil werden laßt, sie werden euch Ehrerbietung entgegenbringen und eure Pflichttreue in der Zügelung ihrer Wünsche und Neigungen anerkennen. Sch1 138 3 Bei den meisten Menschen herrscht die Meinung vor, der natürlichen Veranlagung der Jugend freien Lauf zu lassen. Sind die Kinder in der Jugendzeit sehr ungestüm, so meinen die Eltern, daß sich das nach einer Weile gewiß verlieren würde. Haben sie erst das siebzehnte oder achtzehnte Lebensjahr erreicht, werden sie schon zur Vernunft kommen und ihre schlechten Angewohnheiten ablegen, um schließlich ganz brauchbare Männer und Frauen zu werden. Welch ein Irrtum! Jahrelang gestatten sie einem Feinde, in ihrem Herzen Samen auszustreuen. Sie dulden es, wenn unrechte Grundsätze wuchern, in vielen Fällen wird die später aufgewandte Mühe um ihr Herz umsonst sein. Sch1 139 1 Satan ist ein gewandter, beharrlicher Arbeiter, unser Todfeind. Immer wenn zum Schaden der Jugend ein unbedachtes Wort gesprochen wird, sei es als Schmeichelei oder auch um sie zu veranlassen, irgendein Unrecht mit weniger Abscheu zu betrachten, zieht Satan seinen Vorteil daraus und nährt die böse Saat, daß sie Wurzel schlage und reiche Ernte bringe. Manche Eltern unternehmen nichts, um ihren Kindern die Annahme schlechter Gewohnheiten, deren Merkmale das ganze Lehen hindurch erkennbar bleiben, zu verwehren. Die Verantwortung dafür tragen die Eltern. Ihre Kinder mögen angeblich Christen sein, doch wenn nicht ein besonderer Gnadenakt an ihrem Herzen eine durchgreifende Umgestaltung ihres Lebens bewirkt, wird man ihre früheren Gewohnheiten in ihrem ganzen Auftreten wiedererkennen. Sie zeigen nur die Charakterbildung, deren Entwicklung ihre Eltern zuließen. Die Freuden der Welt Sch1 139 2 Unter den sogenannten Christen herrscht im allgemeinen so wenig Frömmigkeit, daß die Menschen, die Christus aufrichtig folgen möchten, dieses Vorhaben sehr viel mühsamer und schwieriger finden, als sie eigentlich annahmen. Der Einfluß weltlich gesinnter Christen ist für die Jugend schädlich; denn die Mehrzahl jener bekenntlichen Christen hat die Trennungslinie zwischen Welt und Christentum verwischt. Während sie angeblich Christus nachfolgen, dienen sie der Welt. Ihr Glaube hat nur wenig einschränkenden Einfluß auf ihre Vergnügungen. Sie versuchen, sich als Kinder des Lichts auszugeben; in Wirklichkeit wandeln sie in geistlicher Blindheit dahin und sind Kinder der Nacht und der Finsternis. Sch1 139 3 Wer aber in Finsternis wandelt, kann Gott nicht lieben und das aufrichtige Verlangen zeigen, ihn zu verherrlichen. Solche Menschen haben nicht den Blick für die Vollkommenheit himmlischer Dinge und können deshalb auch nicht in wahrer Liebe aufrichtig danach streben. Sie nennen sich zwar Christen, weil sich das gut ausnimmt, doch ihre Glaubenskraft ist gering und ihr Verhalten oft eigennützig. Manche dieser sogenannten Christen gehen zum Tanzsaal und nehmen an allen Belustigungen teil, die sich dort bieten. Andere mögen sich vielleicht etwas mehr zurückhalten, gleichwohl beteiligen auch sie sich an Gesellschaften, fragwürdigen Festen und Ausstellungen und sind bei Ausflügen dabei. Das schärfste Auge wäre nicht imstande, bei solchen Scheinchristen ein Zeichen christlicher Gesinnung zu entdecken. Ihr Auftreten unterscheidet sich in nichts von der Haltung des größten Ungläubigen. Der Scheinchrist, der Lasterhafte, der über Religion Spottende und der offensichtliche Frevler sind dort einträchtig beisammen. Auch Gott betrachtet sie als eins in ihrer Gesinnung und in ihrem Handeln. Sch1 140 1 Ein Bekenntnis zum Christentum ohne entsprechenden Glauben und die dazugehörigen Früchte hat keinen Wert. Niemand kann zwei Herren dienen. Die Kinder des Bösen sind Diener ihres eigenen Meisters. Wem sie sich als gehorsame Knechte verdingen, des Knechte sind sie. Sie können niemals Diener Gottes sein, ehe sie sich nicht von Satan und all seinen Werken lossagen. Sch1 140 2 Es ist für die Diener des himmlischen Königs gewiß nicht ganz ungefährlich, wenn sie sich an Vergnügungen und Unterhaltungen beteiligen, die Satans Untertanen veranstalten, selbst wenn sie wiederholt beteuern, daß solche Freuden harmlos seien. Gott hat unverletzliche und heilige Wahrheiten offenbart, um sein Volk von den Gottlosen abzusondern und es für sich selbst zu reinigen. Siebenten-Tags-Adventisten sollten ihren Glauben ausleben. Wer die Zehn Gebote treu befolgt, sieht den Zustand der Welt und der religiösen Angelegenheiten von einem völlig anderen Standpunkt als jene Scheinchristen, die das Vergnügen lieben, das Kreuz meiden und das vierte Gebot übertreten. In der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation ist es für Eltern keine einfache Aufgabe, ihren Kindern Einhalt zu gebieten und sie nach den Rechtsordnungen der Bibel zu erziehen. Wenn gläubige Eltern, die sich weit von Gottes Wort entfernt haben, wieder zu seinem heiligen Wort zurückkehren und ihre Kinder demgemäß erziehen und, wie einst Abraham, ihrem Hause nach ihnen befehlen, meinen ihre Kinder, sie würden unnötig getadelt und die Eltern seien wegen ihrer Freundschaften überbesorgt. Sie möchten natürlich dem Beispiel jener weltliebenden, vergnügungssüchtigen Scheinchristen folgen. Sch1 141 1 In der heutigen Zeit hört man selten etwas von Verfolgung und Schmach um Christi willen. Nur sehr wenig Selbstverleugnung und Opferbereitschaft sind notwendig, um den Schein eines gottseligen Wesens zu erwecken und in die Gemeinde aufgenommen zu werden. Um jedoch in Gott wohlgefälliger Weise zu leben und im Buch des Lebens zu stehen, bedarf es unsrerseits der Wachsamkeit, des Gebetes, der Selbstverleugnung und der Opferbereitschaft. Vorgebliche Christen dienen der Jugend nur als Vorbild, soweit es die Nachfolge Christi betrifft. Rechte Taten sind unmißverständliche Früchte echter Frömmigkeit. Der Richter alles Irdischen wird jedem geben, wie seine Werke sein werden. Kinder, die Christus folgen, haben einen kampfreichen Lebensweg vor sich; sie müssen täglich das Kreuz auf sich nehmen, indem sie der Welt absagen, indem sie abgesondert sind und dem Leben Jesu nacheifern. ------------------------Kapitel 29: Wandelt im Licht! Sch1 141 2 Im Geist sah ich, daß die Kinder Gottes zu lange im Verborgenen verharren. Es ist nicht sein Wille, daß sie ungläubig dahinleben sollen. Jesus ist Licht, und in ihm kann die Finsternis nicht herrschen. Seine Kinder sind Kinder des Lichts. Sie sind zu seinem Ebenbild erneuert und aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen. Christus ist das Licht der Welt, und damit sind es auch seine Nachfolger. Sie sollen nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben. Je mehr Gottes Volk sich bemüht, Christus nachzueifern, desto beharrlicher wird es von dem Feinde bedrängt. Doch ihre Verbindung mit Christus wird sie stärken, den Anläufen unseres listigen Widersachers, der Gottes Volk von Christus wegziehen möchte, zu widerstehen. Sch1 141 3 Ich erkannte, daß wir uns viel zu sehr untereinander vergleichen und dem Beispiel unvollkommener Sterblicher folgen, während wir ein untrügliches, unfehlbares Vorbild besitzen. Wir dürfen uns weder an der Welt messen noch an Menschenmeinungen oder an dem, was wir darstellten, bevor wir die Wahrheit angenommen hatten. Unser Glaube und unsere Stellung in der Welt, wie sie augenblicklich sind, müssen dem gegenübergestellt werden, was wir erreicht haben könnten, wenn unser Wandel ständig vorwärts und aufwärts gegangen wäre, seit wir uns als Nachfolger Christi bekennen. Dies ist der einzig zulässige Vergleich, den wir anstellen können; jeder andere führt zur Selbsttäuschung. Wenn der sittliche Charakter und geistliche Stand der Kinder Gottes nicht den Segnungen, dem Licht und der Gnade entsprechen, die über sie ausgegossen wurden, werden sie gewogen und -- Engel verkünden das Urteil -- zu leicht befunden! Sch1 142 1 Einigen scheint ihr wirklicher Zustand verborgen zu sein. Sie kennen wohl die Wahrheit, aber empfinden weder ihre Bedeutung noch ihre Ansprüche. Sie hören sie auch, verstehen sie jedoch nicht völlig, weil sie ihr Leben nicht mit dem Wort Gottes in Übereinstimmung bringen. Sie sind nicht geheiligt, weil sie der Wahrheit nicht gehorchen. Dennoch zeigen sie sich unbekümmert und höchst befriedigt, als ob die Wolken- und Feuersäule als Zeichen göttlichen Wohlgefallens vor ihnen herzöge. Sie geben vor, Gott zu kennen; verleugnen ihn aber mit ihren Taten. Sie zählen sich zu seinem auserwählten Volk, obgleich ihr ganzes Wesen nur selten Gottes Kraft und Gegenwart verrät. Wie groß ist die Finsternis solcher Menschen, die sie selbst nicht einmal erkennen! Das Licht erstrahlt in hellem Glanz, und sie begreifen es nicht. Es gibt keine schlimmere Täuschung des menschlichen Herzens als zu glauben, sich im Recht zu befinden und seine Werke von Gott angenommen zu wähnen, während man sich an ihm versündigt. Sie halten ihre scheinbare Frömmigkeit für echt und meinen, reich zu sein und nichts zu bedürfen, erkennen dabei aber nicht, wie arm, jämmerlich, blind und bloß sie sind und daß es ihnen an allem mangelt. Sch1 142 2 Manche, die sich Christi Nachfolger nennen, bemühen sich nicht um geistliche Dinge. Sie bieten all ihre Kräfte für irgendein weltliches Unternehmen auf und setzen ihren Ehrgeiz daran, ihr Ziel zu erreichen und das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Doch wo es auf das ewige Leben ankommt, wo alles auf dem Spiel steht und ihre ewige Glückseligkeit von ihrem Erfolg abhängt, verhalten sie sich so gleichgültig, als handelten sie nicht aus innerer Überzeugung. Sie erwecken den Anschein, als spielte ein anderer das Spiel des Lebens für sie und sie hätten nichts zu tun, als den Ausgang abzuwarten. Was für eine Torheit! Was für ein Wahnsinn! Wenn alle soviel Ehrgeiz, Eifer und Ernsthaftigkeit in der Nachfolge Jesu offenbarten wie in ihren weltlichen Beschäftigungen, würden sie zu Überwindern werden. Im Geist schaute ich, daß jeder einzelne für sich selbst Erfahrungen sammeln muß. Jeder hat in seinem Leben seine Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Satan ergreift jede Gelegenheit, uns der Gnadengaben zu berauben, wenn wir nicht genügend auf der Hut sind. Wir werden einen schweren Kampf mit den Mächten der Finsternis auszufechten haben, um sie zurückzuhalten oder um die himmlische Gnade wiederzugewinnen, wenn wir sie aus Achtlosigkeit verloren haben. Seid euch des Kampfes bewußt! Sch1 143 1 Ich sah sehr bald, daß es für die Christen eine Gnade bedeutet, mit Gottes Hilfe jede köstliche Gabe festhalten zu dürfen. Ernstes, ja inbrünstiges Beten wird im Himmel hochgeachtet werden. Wenn Christi Diener den Schild des Glaubens zu ihrer Verteidigung und das Schwert des Geistes zum Streit ergreifen, dann fühlt sich der Feind bedroht, und er ist gezwungen, etwas zu unternehmen. Verfolgung und Schmach erwartet nur diejenigen, die mit der Kraft aus der Höhe ausgestattet sind, um ihre Aufgabe aufnehmen zu können. Wenn die Wahrheit in ihrer Schlichtheit und ihrer Kraft die Mehrzahl der Gläubigen erfaßt hat und nun der Gesinnung der Welt gegenübergestellt wird, offenbart sich, daß es zwischen Christus und Belial keine Gemeinschaft geben kann. Die Nachfolger Jesu müssen lebendige Zeugen des Lebens und der Gesinnung ihres Meisters sein. Sch1 143 2 Jung und alt gehen Schwierigkeiten und Kämpfen entgegen. Sie sollten deshalb nicht einen einzigen Augenblick unaufmerksam sein. Ein listiger Feind liegt ständig auf der Lauer, um sie abzulenken und zu überwinden. Die Adventgläubigen müssen ebenso wachsam sein wie ihr Widersacher und ihm mit aller Klugheit zu widerstehen trachten. Werden sie dies tun? Werden sie diese Fehde durchstehen und darauf bedacht sein, von jeglicher Untugend abzurücken? Christus wird auf mannigfache Weise verleugnet durch Unwahrheiten, Klatschsucht, albernes Geschwätz, Scherzen oder unnütze Worte. In diesen Dingen beweisen wir nur wenig Lebensklugheit oder Weisheit. Wir schwächen uns selbst, und unser Widerstand gegen unseren mächtigen Feind ist nicht mehr stark genug, so daß wir unterliegen. "Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über." Matthäus 12,34. Unsere mangelnde Wachsamkeit ist ein beredtes Zeichen, daß Christus nicht mehr in uns wohnt. Sch1 144 1 Wer da zögert, sich Gott rückhaltlos zu weihen, macht die Nachfolge Christi zum Gespött. Diese Zögernden folgen dem Heiland in so großem Abstand, daß sie meist nicht einmal klar sagen können, ob sie in den Fußspuren Christi oder in denen seines mächtigen Feindes gehen. Warum versprechen wir uns soviel von den Dingen dieser Welt, statt Christus als unsere einzige Hoffnung anzunehmen? Es gibt keinen triftigen Grund, sich mit den Feinden unseres Herrn zu befreunden, ihren Gewohnheiten zu folgen und uns von ihren Meinungen beeinflussen zu lassen. Wir müssen uneingeschränkt und mit ungeteiltem Herzen vor das Angesicht Gottes treten, uns von irdischen Dingen abwenden und auf weltliche Freuden verzichten, sonst werden wir niemals Nachfolger Jesu sein können. Sch1 144 2 Leben und Gesinnung Jesu sind das alleinige Maß des Erhabenen und Vollkommenen, so daß unser einzig sicherer Weg nur in der Nachfolge seines beispielhaften Lebens besteht. Wenn wir danach handeln, wird er uns mit seinem Rat leiten und uns dann zur Herrlichkeit aufnehmen. Wir müssen uns eifrig darum bemühen und auch bereit sein, Schwierigkeiten auf uns zu nehmen, um in den Fußspuren unseres Erlösers zu wandeln. Gott wird für uns wirken und uns von der Fülle seines Geistes nehmen lassen, wenn wir nicht nur darum ringen, sondern auch dafür leben und daran glauben. Nur dann werden wir im Licht wandeln, wie er im Licht ist; werden uns an seiner Liebe erfreuen und seine Herrlichkeit in uns aufnehmen. Sch1 144 3 Wenn heute das stille Gebet und das Lesen der Heiligen Schrift vernachlässigt werden, ist es denkbar, daß diese "Gespräche mit Gott" morgen schon nahezu ohne Gewissensbisse ganz unterbleiben. Eine beachtliche Reihe von Unterlassungssünden wäre die Folge, die alle einem einzigen, in den Herzensboden gesäten Korn entspringen würden. Jeder sorgsam gehütete Lichtstrahl aber löst einen hellen Schein aus. Eine einmal abgewiesene Versuchung gibt Kraft, beim zweiten Male noch entschlossener zu widerstehen. Jeder neue Sieg über sich selbst ebnet den Weg für höhere und größere Triumphe. Und schließlich bedeutet jeder Sieg ein Vorwärtsschreiten auf dem Weg zum ewigen Leben. Testimonies for the Church V, 120 (1882). ------------------------Kapitel 30: Unechte geistliche Gaben Sch1 145 1 Eine im Osten des Landes lebende kleine Gruppe von Sabbathaltern wird von einem fanatischen Geist beherrscht. Sie hat nur oberflächlich an dem Quell der Wahrheit genippt und kennt nicht den Geist der dritten Engelsbotschaft. Solange diese Gruppe ihre fanatischen Ansichten nicht richtiggestellt hat, kann für sie nichts getan werden ... Sch1 145 2 Geistliche Übungen, angeblich auf Gaben gegründet, die der Herr der Gemeinde verordnet hätte, werden von einigen dieser Gläubigen abgehalten. Sie sprechen ein sinnloses Kauderwelsch, das sie die unbekannte Zunge heißen, die allerdings nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei Gott und dem ganzen Himmel unbekannt ist. Solche "Gaben" werden von Männern und Frauen hervorgebracht, deren Helfer der große Verführer ist. Fanatismus, religiöse Ekstase, falsches Zungenreden und geräuschvolle Gottesdienste sieht man als von Gott gesetzte Gnadengaben an. Hierin lassen sich manche täuschen. Die Früchte all dieser Erscheinungen sind nicht gut. "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,16. Fanatismus und großer Aufwand dürfen nicht als besondere Kennzeichen des Glaubens aufgefaßt werden. Sch1 145 3 Manche fühlen sich in einer Versammlung nicht wohl, es sei denn, sie erleben etwas Erhebendes und Beglückendes. Sie versuchen, sich in eine Gefühlserregung hineinzusteigern. Der Einfluß solcher Versammlungen ist jedoch nicht sehr segensreich. Denn sobald dieser beglückende Gefühlsausbruch abgeklungen ist, zeigt sich ihr Gemüt noch unbefriedigter als vor Beginn der Versammlung, weil ihre Glückseligkeit nicht der rechten Quelle entsprungen war. Die dem geistlichen Wachstum förderlichsten Versammlungen sind durch feierlichen Ernst und gründliche Herzenserforschung gekennzeichnet. Jeder sucht sich selbst zu erkennen und in tiefer Demut von Christus zu lernen ... Sch1 146 1 Es gibt viele ruhelose Geister, die sich keiner Zucht und Ordnung, keiner Anweisung und keiner Vorschrift fügen wollen. Sie glauben, daß ihre Freiheiten beschränkt würden, wenn sie ihr eigenes Urteil zurückhalten und sich den Entscheidungen der Erfahreneren beugen. Das Werk Gottes wird nicht vorankommen, es sei denn, daß die Bereitschaft vorhanden ist, sich einzuordnen und den rücksichtslosen, widerspenstigen Geist des Fanatismus aus den Versammlungen auszuschließen. Eindrücke und Gefühle sind kein sicherer Beweis dafür, daß ein Mensch unter der Leitung des Herrn steht; denn Satan vermittelt diese Gefühle und Eindrücke gerade dann, wenn er sich unerkannt glaubt. Sie sind keine zuverlässigen Wegweiser. Sch1 146 2 Alle sollten sich gründlich mit den beweiskräftigen Zeugnissen unseres Glaubens vertraut machen. Unserem Bekenntnis zur Zierde zu gereichen und zur Verherrlichung Gottes Frucht zu bringen, dem gelte unser heißestes Bemühen. Niemand sollte so leben, daß er etwa bei Ungläubigen Anstoß erregt. Wir müssen saubere, anständige und edle Gespräche und einen untadeligen Lebenswandel führen und alles tändelnde, schäkernde und leichtsinnige Benehmen von uns bannen. Geschickte Aussprüche und ernste Gebete in den Versammlungen sind kein Beweis für das Wirken der Gnade Gottes in den Herzen jener Menschen, wenn sie nach der Versammlung in unfeiner und unüberlegter Weise reden und handeln. Sie sind dann nur erbärmliche Vertreter unseres Glaubens und eine Schande für das Werk Gottes. Sch1 146 3 Unter den Sabbathaltern in ... finden sich mancherlei eigentümliche Ansichten. Einige Gläubige sind von den Grundsätzen der Gemeinde abgewichen. Sie werden, wenn sie ihren jetzigen Standpunkt beibehalten, zur Zielscheibe der Anläufe Satans werden. Irrlehren und Fanatismus gewinnen in ihnen die Oberhand. Manche haben schwärmerische Anschauungen, die sie gegenüber wichtigen, wesentlichen Wahrheitspunkten blind machen und sie veranlassen, ihre eigenen seltsamen Folgerungen der lebendigen Wahrheit gleichzustellen. Das Auftreten solcher Menschen und der Geist, der sie beseelt, lassen die Wahrheit des Sabbatgebots, an das sie glauben, für empfindsame Ungläubige sehr fragwürdig erscheinen. Für die Ausbreitung und für den Erfolg der dritten Engelsbotschaft wäre es viel besser, wenn diese Scheinchristen die Wahrheit aufgeben würden ... Sch1 147 1 Prediger, die in Wort und Lehre wirken, sollten ihre Aufgabe sorgfältig erfüllen und die Wahrheit unverfälscht, einfach und schlicht verkündigen. Ihnen ist es anvertraut, die Herde mit reiner, sorgfältig gesichteter Nahrung zu versorgen. Sch1 147 2 Es gibt umherwandernde Persönlichkeiten, die sich selbst als von Gott gesandte Prediger bezeichnen. Sie verkünden den Sabbat von Ort zu Ort, vermischen aber die Wahrheit mit Irrtümern und überschütten das Volk mit einer Unmenge widersprechendster Anschauungen. Satan hat diese sogenannten Prediger vorgeschoben, um dadurch bei klugen und empfindsamen Ungläubigen Mißfallen hervorzurufen. Manche von ihnen haben vieles über geistliche Gaben auszusagen und zeigen sich darin oftmals besonders geschickt. Sie geraten in Ekstase und stoßen unverständliche Laute aus, die sie Zungenreden nennen. Verschiedenen Gläubigen scheinen diese seltsamen Kundgebungen zu imponieren. Ein sonderbarer Geist beherrscht diese Menschen, die jeden angriffen und zum Schweigen brächten, der es wagte, sie deswegen zu tadeln. -- Bei dieser Art von Verkündigung offenbart sich jedoch nicht der Geist Gottes. Diese Prediger werden von einem anderen Geist geführt. Immerhin können sie bei gewissen Menschen erfolgreich sein. Dadurch wächst aber nur die Verantwortung der von Gott gesandten Diener; denn nur sie sind befähigt, den Sabbat und alle geistlichen Gaben vor dem Volk in das ihnen zukommende Licht zu rücken. Einfluß und Beispiel dieser Diener Gottes sind in jeder Weise nachahmenswert. Sch1 147 3 Die Wahrheit sollte so verkündigt werden, daß sie denkende Menschen anspricht. Man hat von uns als Volk nicht die richtige Meinung, sondern hält uns für ärmlich, minderbegabt, tiefstehend und rückständig. Wie wichtig ist deshalb für alle, die die Wahrheit lehren und an sie glauben, von deren heiligendem Einfluß so ergriffen zu sein, daß sie durch ihr schriftgemäßes, geadeltes Leben den Ungläubigen zeigen können, wie sehr diese sich in dem Volke Gottes getäuscht haben! Es ist notwendig, daß die Sache der Wahrheit von allem Beiwerk frei wird, wie zum Beispiel von falscher, religiöser Begeisterung, damit die Wahrheit aus sich selbst zeuge und ihre natürliche Lauterkeit und ihren erhabenen Charakter offenbare. Sch1 148 1 Ich sah, daß es für die Verkündiger der Wahrheit sehr bedeutsam ist, ihre Umgangsformen zu vervollkommnen, Absonderliches und Überspanntheiten zu meiden und die Wahrheit klar und unverfälscht darzulegen. Ich wurde auf Titus 1,9 verwiesen: "Haltend ob dem Wort, das gewiß ist, und lehrhaft, auf daß er mächtig sei, zu ermahnen durch die heilsame Lehre und zu strafen die Widersprecher." In Vers 16 spricht Paulus von Menschen, die angeblich Gott bekennen, ihn aber mit den Werken verleugnen. Sie "sind zu allem guten Werk untüchtig". Dann ermahnt er Titus: "Du aber rede, wie sich's ziemt nach der heilsamen Lehre: den Alten sage, daß sie nüchtern seien, ehrbar, züchtig, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld ... Desgleichen die jungen Männer ermahne, daß sie züchtig seien. Allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbilde guter Werke, mit unverfälschter Lehre, mit Ehrbarkeit, mit heilsamem und untadeligem Wort, auf daß der Widersacher sich schäme und nichts habe, daß er von uns möge Böses sagen." Titus 2,1-8. Diese Unterweisung ist zum Nutzen aller geschrieben, in gleicher Weise für die, die Gott berufen hat, das Wort zu verkündigen, wie auch für sein Volk, das auserwählt ist, sein Wort zu hören. Der erhebende Einfluß der Wahrheit Sch1 148 2 Die göttliche Wahrheit wird die Menschen niemals erniedrigen, sondern sie vervollkommnen, ihren Geschmack verfeinern, ihre Urteilsfähigkeit vertiefen und sie für die Gemeinschaft mit reinen, heiligen Engeln im Reiche Gottes zubereiten. Die Wahrheit erreicht Menschen, die grob, ungeschliffen, wunderlich und prahlerisch sind, die, wenn sie können, ihre Nachbarn übervorteilen, um sich selbst zu bereichern. Sie irren auf mannigfaltige Weise; wenn sie jedoch der Wahrheit von Herzen glauben, wird sich ihr Leben völlig wandeln und sie werden sofort mit dieser Umgestaltung beginnen. Sch1 148 3 Der unverfälschte Einfluß der Wahrheit adelt den ganzen Menschen. Auch im geschäftlichen Umgang mit seinen Mitmenschen wird sich seine Gottesfurcht erweisen. Er wird seinen Nächsten lieben wie sich selbst und ihn so behandeln, wie er wünscht wiederbehandelt zu werden. Seine wahrhaft und anständig geführten Unterhaltungen sind von so erhebendem Inhalt, daß Ungläubige daran weder Anstoß nehmen noch ihm mit Recht etwas Übles nachsagen könnten. Unhöfliche Manieren und unschickliche Reden gibt es bei ihm nicht. Er wird den heiligenden Einfluß der Wahrheit in seine Familie tragen und sein Licht so vor ihnen leuchten lassen, daß sie, wenn sie seine guten Werke sehen, Gott preisen werden. In allen Lebenslagen folgt er dem beispielhaften Leben Jesu. Sch1 149 1 Das Gesetz Gottes begnügt sich mit nichts Geringerem als dem bestmöglichen Streben nach Vollkommenheit, mit gänzlichem und entschiedenem Gehorsam gegenüber allen seinen Geboten. Es nützt nichts, diesen Forderungen nur teilweise nachzukommen. Weltmenschen und Ungläubige bewundern die Beständigkeit, und sie sind stets nachdrücklich überzeugt, daß Gott mit seinen Kindern verbunden ist, wenn ihre Werke mit ihrem Glauben übereinstimmen. "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,20. Jeder Baum ist an seinen eigenen Früchten erkennbar; unsere Worte und Taten sind die Früchte, die wir tragen. Sch1 149 2 Viele Menschen hören die Worte Christi, handeln jedoch nicht danach. Sie legen wohl ein Bekenntnis ab, aber ihre Früchte erregen das Mißfallen der Außenstehenden. Sie sind prahlerisch, beten und reden in selbstgerechter Weise, erhöhen sich selbst und preisen ihre guten Werke, wie der Pharisäer, der im Grunde genommen Gott dankte, daß er nicht so ist wie andere Menschen. Gerissen, wie sie sind, übervorteilen sie auch ihre Geschäftspartner. Ihre Früchte sind nicht gut, ihre Worte und Taten unrecht, aber dennoch scheinen sie gegenüber ihrem hilfsbedürftigen, erbärmlichen Zustand blind zu sein. Sch1 149 3 Im Geist wurde ich auf folgende Schriftstelle hingewiesen, die für diese Selbstgerechten zutrifft, die sich über ihre Verfassung nicht im klaren sind: "Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem; Tage Herr, Herr! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!" Matthäus 7,21-23. Sch1 150 1 Hierin liegt die schlimmste Täuschung, der das menschliche Herz zum Opfer fallen kann. Diese Menschen glauben im Recht zu sein, wenn sie irren. Sie meinen, in ihrem Glaubensleben etwas Großes zu vollbringen, aber schließlich reißt Jesus ihnen ihre selbstgerechte Maske vom Gesicht und enthüllt vor ihnen anschaulich ihr wahres Antlitz mit allen Fehlern und den Häßlichkeiten ihres religiösen Wesens. Sie werden zu leicht gefunden, wenn es für immer zu spät sein wird, ihre Mängel abzustellen. Gott kennt Mittel und Wege, den Irrenden aufzuhelfen. Wenn diese jedoch vorziehen, ihren eigenen Anschauungen zu folgen, und die Wege verschmähen, die Gott ihnen hilfreich bestimmt hat, um sie mit der Wahrheit wieder in Einklang zu bringen, werden sie in die von Jesus geschilderte, obenerwähnte Lage kommen. Sch1 150 2 Gott beruft sich ein Volk und bereitet es zu, damit es, vereint, die gleichen Wahrheiten verkündige und auf diese Weise das hohepriesterliche Gebet Christi erfülle. "Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt." Johannes 17,20.21. Kleine Gruppen unruhiger Geister Sch1 150 3 Immer wieder kommen kleine Gruppen Gläubiger auf, die meinen, daß die Gnade Gottes sich nur ganz weniger, überallhin verstreuter Menschen annehme. Durch ihren Einfluß reißen sie nieder und zerstreuen, was Gottes Diener aufgebaut haben. Ständig erheben sich ruhelose Geister, die etwas Neues sehen und glauben wollen. Sie alle leisten damit dem Feind treffliche Hilfestellung, der eine hier, der andere dort. Dennoch behaupten sie, die Wahrheit zu besitzen. Sie stehen abseits von dem Volk, das Gott herausführt und segnet und durch das er sein großes Werk ausführen will. Ununterbrochen geben sie ihren Befürchtungen Ausdruck, daß die Gemeinschaft der Sabbathalter sich weltlichem Wesen anpassen könnte. Dabei befinden sich unter ihnen kaum zwei, deren Ansichten übereinstimmen. Sie sind zerstreut und verwirrt und täuschen sich selbst, wenn sie glauben, daß Gott sich zu ihnen bekennt. Manche geben vor, daß sich bestimmte geistliche Gaben unter ihnen bezeugen. Durch den Einfluß und die Darstellung dieser Gaben rufen sie aber Zweifel gegen jene Männer hervor, denen Gott besondere Verantwortung für sein Werk auferlegt hat, und sie versuchen, die Gemeinde zu spalten. Das Volk, das in Übereinstimmung mit Gottes Wort sich auf jegliche Weise bemüht, eins zu sein, das die dritte Engelsbotschaft als Grundlage seines Glaubens besitzt, wird mit Argwohn betrachtet, weil es seinen Wirkungskreis ständig erweitert und Menschen zur Wahrheit führt. Gottes Volk wird als verweltlicht angesehen, weil es in der Welt nicht bedeutungslos dasteht, und seine Taten bezeugen, daß es von Gott noch ein besonderes, mächtiges Werk hier auf Erden erwartet ein Volk herauszuführen und es auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten. Sch1 151 1 Jene Leute wissen weder, was sie eigentlich glauben, noch können sie ihren Glauben begründen. Immerwährend lernen sie, aber niemals sind sie imstande, zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen. Da verkündet plötzlich jemand schwärmerische und irrige Anschauungen und gibt vor, Gott habe ihn mit neuem, glänzendem Licht begabt, und alle müßten glauben, was er vorbringe. Etliche, die weder einen festen Glauben besitzen noch der Gemeinde angehören, sondern ohne Hoffnung haltlos umherschweifen, richten sich nach diesem Wind der Lehre. Sein Licht aber scheint in einer Weise, daß die Welt veranlaßt wird, sich voll Abscheu von ihm abzuwenden und ihn zu hassen. Dann stellt er sich gotteslästerlich auf die Seite Christi und behauptet, daß die Welt ihn aus dem gleichen Grunde verabscheue, wie sie einst Christus verabscheut habe. Sch1 151 2 Ein anderer erhebt sich und gibt vor, unter dem Geist Gottes zu stehen. Er aber vertritt die ketzerische Auffassung, daß es keine Auferstehung der Gottlosen gäbe -- von allen Irrtümern eines der größten Meisterstücke Satans. Wieder andere liebäugeln mit falschen Lehren über die Zukunft oder legen mit besonderem Eifer Nachdruck auf amerikanische Gewohnheiten. Alle diese seltsamen "Lehrer" verlangen volle religiöse Freiheit, und jeder handelt unabhängig vom anderen. Und doch behaupten alle, Gott wirke unter ihnen in besonderer Weise. Anmaßende Leiter Sch1 152 1 Manche freuen sich und frohlocken, daß sie über die Gaben verfügen, die andere nicht besitzen. Möge Gott doch seine Kinder von solchen Gaben erlösen! Was bewirken denn diese Gaben für sie? Werden sie durch die Anwendung dieser Gaben zur Glaubenseinheit geführt? Überzeugen sie den Ungläubigen davon, daß Gott in Wahrheit mit ihnen ist? Wenn diese in Gesinnung und Anschauung Uneinigen zusammenkommen, sich in eine gewaltige Erregung hineinsteigern und in fremden Zungen reden, verdunkeln sie das Licht in einer Weise, daß Ungläubige sagen müssen Diese Menschen sind nicht recht bei Verstand. Sie lassen sich von falschen Gefühlen hinreißen, und wir wissen, daß sie die Wahrheit nicht besitzen. Ja, sie stehen Sündern direkt im Wege denn ihr Einfluß hält in Wirklichkeit andere Menschen von der Annahme des Sabbats zurück. Einst werden sie den ihren Werken entsprechenden Lohn empfangen. Wollte Gott, sie würden sich wandeln oder den Sabbat aufgeben! Dann wären sie wenigstens den Ungläubigen nicht mehr hinderlich. Sch1 152 2 Gott hat Männer berufen, die sich Jahre hindurch abgemüht haben und zu jedem Opfer bereit waren, die Entbehrungen auf sich nahmen und Anfechtungen erduldeten, um der Welt die Wahrheit zu bringen. Durch ihren der Wahrheit entsprechenden Wandel entkräften sie die Anwürfe, die Fanatiker über Gottes Werk heraufbeschworen haben. Sie hatten Widerständen in jeder Form zu begegnen. Tag und Nacht haben sie sich gemüht, die Grundlagen unseres Glaubens zu erforschen, um die Botschaft Gottes in ihrer Klarheit und in zusammenhängender Form zu verkündigen, damit sie allen widerstreitenden Meinungen standhalte. Unaufhörliche Arbeit und innere Kämpfe in Verbindung mit diesem Werk haben mehr als eine Gesundheit aufgezehrt und die Haare vorzeitig ergrauen lassen. Sie haben sich nicht umsonst aufgerieben; Gott kennt ihre ernsten, tränenreichen, um Wahrheit und Licht ringenden Gebete. Sie beteten auch darum, daß die Botschaft in ihrer Klarheit anderen Menschen leuchten möge. Gott hat alle diese selbstaufopfernden Bemühungen seiner Diener aufgezeichnet und wird sie nach ihren Werken belohnen. Sch1 152 3 Anderseits haben diejenigen, die sich nicht mühten, unsere köstlichen Wahrheiten aufzudecken, einige Grundlehren, wie die Sabbatwahrheit, angenommen. Sie fanden alles bereits fertig vor. Ihre Dankbarkeit, die sie für das zeigten, was sie nichts, andere aber um so mehr kostete, bestand darin, sich wie Korah, Dathan und Abiram zu erheben und jene zu schmähen, denen Gott die Verantwortung für sein Werk übertragen hat. Sie sprachen: "Ihr macht's zu viel. Denn die ganze Gemeinde ist überall heilig, und der Herr ist unter ihnen." 4.Mose 16,3. Echte Dankbarkeit ist ihnen fremd. Sie haben einen eigensinnigen Verstand, der sich keinen Vernunftgründen beugt und sie ins Verderben stürzen wird. Sch1 153 1 Gott hat seine Kinder gesegnet, die sich aufmachten, seiner göttlichen Weisung zu folgen. Aus jeder Bevölkerungsschicht heraus hat er ein Volk auf dem Boden der Wahrheit zusammengeführt. Ungläubige sind zu der Überzeugung gekommen, daß Gott mit seinem Volke war. Ihre Herzen wurden bewegt, der Wahrheit gehorsam zu sein. Das Werk Gottes wächst stetig. Doch ungeachtet aller Beweise, daß Gott die Gemeinde führt und lenkt, gibt es immer wieder Menschen, und diese werden auch nicht aussterben, die sich wohl zum Sabbat bekennen, aber von der Gemeinde unabhängig wirken und nach ihrem eigenen Ermessen glauben und handeln wollen. Ihre Anschauungen sind verworren. Die Tatsache ihres vereinzelten Auftretens ist ein lebendiges Zeugnis dafür, daß Gott nicht mit ihnen ist. Von den Außenstehenden werden der Sabbat und ihre Irrlehren auf eine Stufe gestellt und miteinander verworfen. Sch1 153 2 Gott zürnt mit denen, die einen Weg einschlagen, der ihnen den Haß der Welt einträgt. Wird ein Christ gehaßt, weil er ein Nachfolger Jesu ist und seine guten Werke für ihn zeugen, empfängt er seinen Lohn; wird er jedoch verabscheut, weil er keinen lobenswerten Lebenswandel führt oder schlechte Umgangsformen besitzt, weil er mit seinen Nachbarn über die Wahrheit streitet und ihnen durch sein Beispiel den Sabbat so lästig wie nur möglich macht, dann erregt er bei Außenstehenden Ärgernis und seine Existenz ist geradezu eine Schmähung der heiligen Wahrheit. Wenn er seine Lebensweise nicht bereut, wäre es für ihn besser, man hinge ihm einen Mühlstein um den Hals und würfe ihn ins Meer. Sch1 153 3 Den Ungläubigen dürfen wir keine Handhabe geben, unseren Glauben zu verlästern. Man hält uns ohnehin für Narren und Einzelgänger. Deshalb sollten wir einen Lebenswandel führen der den Außenstehenden keinen Anlaß gibt, uns noch mehr für solche zu halten, als unser Glaube an sich schon erfordert. Sch1 154 1 Die menschliche Natur neigt dazu, extremen Anschauungen nachzuhängen und von einem Extrem ins andere zu fallen. Viele Menschen sind Fanatiker. Sie werden von einem glühenden Eifer verzehrt, der jedoch auf religiösem Gebiet nicht angebracht ist; denn nur der Charakter gilt als wahrer Prüfstein der Jüngerschaft. Besitzen sie die Sanftmut Christi, seine Demut und seine unermeßliche Güte? Ist die innerste Seele frei von Hochmut, Dünkel, Selbstsucht und ewiger Krittelei? Wenn nicht, dann ist ihnen ihre eigene Gesinnung unbekannt. Sie vergegenwärtigen sich nicht, daß das wahre Christentum darin besteht, zur Verherrlichung Gottes viel Frucht zu bringen. Sch1 154 2 Andere gehen so weit, sich der Welt gleichzustellen, so daß es zwischen ihnen und den Weltmenschen keinen klaren, deutlichen Unterschied mehr gibt. Einerseits werden die Menschen durch einen mürrischen, tadelsüchtigen, alles verdammenden Geist von der Wahrheit abgelenkt, zum anderen kommen sie zu der Schlußfolgerung, daß der Christ jeglicher Grundsätze entbehrt und von einer Änderung des Herzens und Charakters noch nichts erfahren hat. "Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." Matthäus 5,16. Testimonies for the Church V, 305,306 (1885). Sch1 154 3 Der Herr fordert von seinen Kindern, daß sie ihre Verstandeskräfte nicht auf Kosten der Gefühlswelt vernachlässigen. Sein Werk wird allen seinen Kindern verständlich sein. Seine Lehre empfiehlt sich selbst der Klugheit der Verständigen. Auch dient sie der Läuterung des Verstandes. Gottes Macht offenbart sich nicht bei jeder Gelegenheit, sondern des Menschen Nöte sind seine Gelegenheiten. Testimonies for the Church I, 230 (1861). Sch1 154 4 Wenn diejenigen, die falsche Gottesdienste erlebt und erfahren haben, ihres Irrweges eindeutig innewerden, schlägt Satan Kapital aus ihrem Irrtum und hält ihnen diesen immer wieder vor, um sie von jeglichem geistlichen Suchen zurückzuhalten. Auf diese Weise versucht er, ihren Glauben an eine wahre Frömmigkeit zu zerrütten. Weil sie einmal irregeführt waren, fürchten sie sich überhaupt, durch ernstes, inbrünstiges Gebet Gott um seine besondere Hilfe und um Widerstandskraft zu bitten. Sie dürfen nicht zulassen, daß Satan sein Ziel erreicht und sie in seelenlosen Formendienst und in Unglauben stürzt. Sie müssen daran denken, daß der feste Grund Gottes sicher besteht. Gott allein ist wahrhaftig, und alle Menschen sind Lügner. Ihre einzige Sicherheit besteht darin, sich auf den göttlichen Grund zu stellen, die dritte Engelsbotschaft zu erkennen und verstehen zu suchen sowie die Wahrheit zu loben, zu preisen und ihr zu gehorchen. Testimonies for the Church I, 323.324 (1862). ------------------------Kapitel 31: Das Gebet Davids Sch1 155 1 Im Geist schaute ich, wie David den Herrn bat, ihn im Alter nicht zu verwerfen. Ich erkannte nun auch die Gründe für das ernste Gebet Davids. -- Es war ihm nicht verborgen geblieben, daß die meisten der Alten um ihn herum unglücklich waren und daß bei ihnen mit zunehmendem Alter bedenkliche Züge immer stärker hervortraten. -- Wer von Natur aus verschlossen und geizig ist, zeigt diese Eigenschaften auf unangenehme Weise in seinen alten Tagen. Und wer ein argwöhnisches, reizbares und unwilliges Wesen an den Tag legt, wird diese Charakterzüge im Alter noch mehr offenbaren. Sch1 155 2 David war betrübt, als er sah, daß Könige und Edle, die in der Blütezeit ihres Lebens angeblich Gottesfurcht besessen hatten, sich gegen ihre besten Freunde und Verwandten argwöhnisch verhielten, sobald sie älter wurden. Sie lebten in ständiger Sorge, daß ihre Freunde ihnen nur aus selbstsüchtigen Motiven Freundschaft bewiesen. Statt ihren Freunden Vertrauen zu schenken, hörten sie auf Andeutungen und trügerische Ratschläge Fremder, die ihre Freunde verunglimpfen. Häufig entflammte ihr zügelloses Mißtrauen, weil nicht alle mit ihren fehlerhaften Urteilen übereinstimmten. Ihre Habgier war geradezu abstoßend. Sie glaubten sogar, daß ihre eigenen Kinder und Verwandten ihren Tod herbeisehnten, um ihren Platz einzunehmen ihr Hab und Gut zu besitzen und die ihnen zukommende Huldigung zu empfangen. Etliche wurden von ihrem Mißtrauen und ihrer Habsucht so beherrscht, daß sie ihre Kinder am liebsten umgebracht hätten. Sch1 156 1 David bemerkte, daß manche mit zunehmendem Alter ihre Selbstbeherrschung verloren, obgleich sie in der Blüte ihrer Mannesjahre durchaus rechtschaffen gewesen waren. Satan trat dazwischen, lenkte ihren Sinn und machte sie ruhelos und unzufrieden. David sah, daß viele Alte von Gott verlassen schienen und sich selbst dem Spott und den Anwürfen der Feinde Gottes aussetzten. Er war tief bewegt; aber er war auch betrübt, wenn er an die Zeit seines Alters dachte; denn er fürchtete, daß Gott ihn verlassen könnte und er dann so unglücklich wäre wie die anderen Alten, deren Leben er gesehen hatte, und die den Schmähungen der Feinde des Herrn ausgesetzt waren. Von dieser Last bedrückt, betete er inbrünstig: "Verwirf mich nicht in meinem Alter; verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde ... Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, und bis hierher verkündige ich deine Wunder. Auch verlaß mich nicht, Gott, im Alter, wenn ich grau werde, bis ich deinen Arm verkündige Kindeskindern und deine Kraft allen, die noch kommen sollen." Psalm 71,9.17.18. David spürte die Notwendigkeit, vor den Übeln auf der Hut zu sein, die das hohe Alter mit sich bringt. Sch1 156 2 Sehr häufig ist es der Fall, daß betagte Personen das Nachlassen ihrer Verstandeskräfte weder einsehen noch eingestehen wollen. Sie verkürzen ihre Tage, indem sie Sorgen auf sich nehmen, die eigentlich ihren Kindern zukommen. Satan beeinflußt ihre Einbildungskraft und hält sie in ständiger Angst wegen ihres Geldes, das sie zum Abgott erhoben haben und mit der Sorgfalt eines Geizhalses behüten. Mitunter berauben sie sich selbst vieler Bequemlichkeiten des Lebens, arbeiten über ihre Kräfte, ehe sie die Mittel einsetzen, über die sie verfügen. Auf diese Weise leben sie in ständiger Furcht, in einiger Zeit vielleicht Not leiden zu müssen. Alle diese Befürchtungen sind das Werk Satans. Er entfesselt innere Kräfte, die zu Mißtrauen und sklavischer Furcht führen, die ihrerseits wieder den Adel der Seele verderben und erhebende Gedanken und Gefühle abtöten. Solche Menschen geraten aus dem Gleichgewicht, sobald es sich um Geldangelegenheiten handelt. Verhielten sie sich in der von Gott gewünschten Weise, würden ihre letzten Lebenstage zu ihren besten und glücklichsten zählen. Wer Kinder hat, zu deren ehrlichem und einsichtsvollem Verhalten er begründetes Vertrauen haben darf, hat Grund dazu, sich von ihnen glücklich machen zu lassen. Verfährt er nicht so, wird Satan aus seinen verringerten Verstandeskräften Nutzen ziehen und die Zügel in die Hand nehmen. Sie sollten Sorgen und Bürden beiseite tun und ihre Zeit so glücklich wie möglich zubringen, während sie dem Himmel entgegenreifen. ------------------------Kapitel 32: Rechte Sabbatfeier Sch1 157 1 Am 25. Dezember 1865 sah ich im Geist, daß die Befolgung des Sabbats nur sehr nachlässig geschieht. Es fehlt an Bereitwilligkeit, die weltlichen Obliegenheiten innerhalb der sechs Arbeitstage, die Gott dem Menschen gab, zu erledigen, und auch die Sorgfalt, nicht eine Stunde der heiligen, geweihten Zeit zu verletzen, die Gott sich vorbehalten hat, läßt sehr zu wünschen übrig. Keines Menschen Angelegenheiten sind so wichtig, um sich dadurch veranlaßt zu sehen, das vierte Gebot Gottes zu übertreten. In Fällen, wie der Rettung von Mensch und Tier, stimmte Christus zu, am Sabbat zu arbeiten. Wenn wir jedoch gegen das vierte Gebot -- vom finanziellen Standpunkt um unseres eigenen Vorteils willen -- verstoßen, brechen wir das Sabbatgebot und sind der Übertretung aller Gebote schuldig; denn wer an einem sündigt, der ist es ganz schuldig. Sch1 157 2 Wenn wir das ausdrückliche Gebot Gottes brechen, um Besitztümer zu retten, wo sollen wir dann die Grenze setzen? Das Gewissen verhärtet und unser Empfinden stumpft ab, wenn wir die Übertretung des Gebotes in einer an sich unbedeutenden Sache als keine besondere Sünde ansehen. Ja, wir können noch weitergehen und ein ziemliches Stück Arbeit ausführen und werden uns dennoch schmeicheln, Sabbathalter zu sein, obgleich wir nach Christi Richtschnur jedes einzelne von Gottes heiligen Geboten übertreten haben. In dieser Hinsicht ist an den Sabbathaltern manches auszusetzen. Gott aber ist sehr genau, und alle, die da meinen, ein wenig Zeit zu gewinnen oder sich persönliche Vorteile zu verschaffen, wenn sie etwas von der Zeit des Herrn für sich in Anspruch nehmen, werden früher oder später Schaden davon haben. Gott kann sie nicht segnen, wie er gern möchte, weil sein Name von ihnen verunehrt und seine Gebote geringgeschätzt werden. Der Fluch Gottes wird auf ihnen ruhen, und sie werden zehn- oder zwanzigmal soviel verlieren als sie gewinnen. "Ist's recht, daß ein Mensch Gott täuscht, wie ihr mich täuschet? ... ihr täuscht mich allesamt." Maleachi 3,8.9. Sch1 158 1 Gott hat dem Menschen sechs Tage gegeben, damit dieser all seine Werke beschicke. Einen Tag aber behielt er sich selbst vor, an dem er besonders zu ehren ist. Gott soll verherrlicht und sein Ansehen hochgeachtet werden. Und dennoch wagt der Mensch, Gott zu berauben, indem er etwas von der Zeit nimmt, die der Schöpfer sich selbst vorbehalten hat. Gott sonderte den siebenten Tag für den Menschen als einen Tag der Ruhe ab; sowohl zum Wohl des Menschen als auch zu seinem eigenen göttlichen Ruhm. Er erkannte, daß die Bedürfnisse des Menschen einen Ruhetag, einen Tag der Entspannung von Mühsal und Sorge erforderten, denn ohne diese Erholung nach sechs arbeitsreichen Tagen wären Leben und Gesundheit gefährdet. Sch1 158 2 Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht. Die wissentliche Übertretung des heiligen Gebotes, das die Arbeit am siebenten Tag untersagt, bedeutet vom göttlichen Standpunkt aus eine große Schuld, die so schwer wog, daß der Tod des Missetäters darauf stand. -- Das ist aber nicht alles, was der Sünder zu erleiden hat, denn Gott wird keinen Übertreter seines Gesetzes in den Himmel aufnehmen. Er muß den anderen Tod erleiden, der die vollkommene und endgültige Strafe für die Übertretung des Gesetzes Gottes ist. ------------------------Kapitel 33: Lebensversicherungen Sch1 159 1 Mir wurde gezeigt, daß Siebenten-Tags-Adventisten keine Lebensversicherung abschließen sollten. Dies ist ein Geschäftsabschluß mit einer weltlichen Einrichtung, den Gott nicht gutheißt. Wer sich in dieses Unternehmen einläßt, verbindet sich mit der Welt, während Gott sein Volk auffordert, sich von weltlichen Unternehmungen zurückzuziehen und sich abzusondern. Der Engel sprach: "Christus hat euch durch die Hingabe seines Lebens erkauft. ‚Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft; darum so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes. -- Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in der Herrlichkeit.'" 1.Korinther 6,19.20; Kolosser 3,3.4. Hierin liegt die einzige "Lebensversicherung", die der Himmel gutheißt. Sch1 159 2 Die Lebensversicherung ist ein weltliches Vorhaben, das unsere Brüder, die sich damit befassen, dazu führt, sich von der Klarheit und Reinheit des Evangeliums zu entfernen. Jedes Abweichen aber verringert unseren Glauben und schwächt unsere geistliche Haltung. Der Engel sagte: "Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht." 1.Petrus 2,9. Als ein Volk sind wir in besonderem Sinne des Herrn Eigentum; denn Christus hat uns teuer erkauft. Engel Gottes, die sich durch große Stärke auszeichnen, umgeben uns. Kein Sperling fällt ohne den Willen unseres himmlischen Vaters zur Erde. Sogar die Haare unseres Hauptes sind gezählt. Gott hat für sein Volk Vorsorge getroffen. Er nimmt sich seiner Kinder in ganz besonderer Weise an. Deshalb sollten sie nicht an seiner Vorsehung zweifeln, indem sie sich an weltlichen Gepflogenheiten beteiligen. Sch1 159 3 Gott will, daß wir unsere Eigenart als sein Volk in aller Klarheit und Frömmigkeit bewahren sollen. Wer diese weltlichen Gebräuche mitmacht, legt Mittel fest, die Gott gehören und die er uns nur zum Nutzen des Werkes anvertraut hat. Doch nur wenige werden irgendeinen Gewinn aus einer Lebensversicherung erzielen können, ja, ohne den Segen Gottes wird selbst dieser Gewinn eher schaden als nützen. Wen Gott zu seinem Diener erwählt hat, der ist nicht berechtigt, Mittel, die ihm für Gottes Werk anvertraut worden sind, in die Schatzkammern des Feindes fließen zu lassen. Sch1 160 1 Satan bemüht sich, Gottes auserwähltes Volk ständig durch allerlei Schliche von der intensiven Vorbereitung für die in naher Zukunft stattfindenden Ereignisse abzulenken. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Betrüger und geschickter Zauberer. Er umkleidet seine Pläne und Fallstricke mit einem Lichtmantel, den er dem Himmel abgesehen hat. Eva aß von der verbotenen Frucht, weil sie den Einflüsterungen Satans glaubte, der ihr dadurch ungewöhnliche Vorteile versprach. Satan veranlaßt seine Mitarbeiter, die Aufmerksamkeit auf verschiedene Erfindungen, Patentrechte und andere Unternehmungen zu lenken, damit Siebenten-Tags-Adventisten, die sich auf der Jagd nach Reichtum befinden, in Versuchung geraten, ihr erliegen und sich selbst viel Kummer bereiten. Er ist aufmerksam und unaufhörlich tätig, um die Welt in seinen Bann zu ziehen. Durch die Mithilfe weltlich gesinnter Menschen unterhält er ständig eine prickelnde Betriebsamkeit, um die Unbedachtsamen, die angeblich der Wahrheit glauben, zu überrumpeln und mit den Weltmenschen zu vereinen. Augenlust sowie das Verlangen nach erregender und vergnüglicher Unterhaltung sind Versuchungen und Fallstricke für Gottes Volk. Satan hat viele feingesponnene, gefährliche Netze ausgeworfen, die wohl harmlos erscheinen, mit denen er aber in raffinierter Weise versucht, Gottes Volk zu betören. Da gibt es Revuen, Belustigungen, pseudowissenschaftliche Vorträge und eine endlose Mannigfaltigkeit von Unternehmen, die immer wieder auftauchen und darauf abzielen, daß das Volk Gottes die Welt und all ihre Dinge lieben lerne. Durch diese Verknüpfung mit weltlichen Angelegenheiten wird der Glaube geschwächt, und die finanziellen Mittel für die Ausbreitung der gegenwärtigen Wahrheit wandern in die Reihen des Feindes. Geschickt leert Satan die Geldbörsen der Kinder Gottes; darum ruht auch das Mißfallen des Herrn auf ihnen. ------------------------Kapitel 34: Gesundheit und Glaube Sch1 161 1 Es gibt Menschen mit krankhaften Vorstellungen, für die der Glaube etwas Tyrannisches hat, das sie gleichsam wie mit einer eisernen Zuchtrute beherrscht. Diese Personen beklagen ständig ihre Verworfenheit und seufzen über angebliche Trübsal. Ihre Herzen sind ohne Liebe, und ihre Angesichter immer finster anzuschauen. Das unschuldige Lachen der Jugend oder irgendeines anderen läßt sie erstarren. Jede Erholung und jedes harmlose Vergnügen halten sie für Sünde. Sie meinen, daß der Geist von Ernst und Strenge geprägt sein muß. Das ist eine übertriebene, unsachliche Auffassung. Andere glauben, der Geist müßte sich stets auf die Entdeckung neuer Vergnügungen und Zerstreuungen konzentrieren, damit ihr Wohlbefinden erhalten bleibe. Schließlich werden ihnen diese Erregungszustände dauerndes Bedürfnis, ohne dessen Befriedigung sie einfach nicht zu gebrauchen sind. Das ist die andere, ebenso übertriebene Auffassung. Solche Menschen sind keine wahren Christen. Sch1 161 2 Die echten Grundsätze des Christentums öffnen allen eine Quelle der Glückseligkeit, deren Tiefe des Reichtums unermeßlich ist. Christus in uns ist ein Brunnen des lebendigen Wassers, das in das ewige Leben quillt, eine nie versiegende Quelle, von der der Christ nach Belieben trinken kann, ohne sie je zu erschöpfen. Sch1 161 3 Unzufriedenheit und Griesgrämigkeit sind nahezu bei allen Menschen die Ursache für körperliche und seelische Krankheiten. Diese Menschen besitzen weder Gott noch haben sie die Hoffnung, die bis hinter den Vorhang dringt, wo die Seele sicheren und festen Grund findet. Alle aber, die diese Hoffnung haben, werden sich reinigen, gleichwie auch er rein ist. Menschen dieser Art werden nicht in unstetem Verlangen, in Unzufriedenheit und Mißvergnügen umhergetrieben; sie erwarten nicht andauernd Böses und brüten nicht über fremdem Ungemach. Wir bemerken aber viele, die die schweren Zeiten schon im voraus erleben; ängstliche Besorgnis prägt sich auf ihrem Antlitz aus. Es scheint, als fänden sie keinen Trost, sondern als erwarteten sie ständig angsterfüllt irgendein furchtbares Unglück. Sch1 161 4 Solche Menschen entehren Gott und bringen den christlichen Glauben in Mißkredit. Sie besitzen keine wahre Liebe, weder zu Gott noch zu ihren Ehegefährten und Kindern. Ihre Empfindungen sind krankhaft geworden. Durch eitle Freuden kann aber ihr Gemüt nicht wieder zurechtgerückt werden. Um glücklich zu sein, bedürfen sie des umgestaltenden Einflusses des Geistes Gottes. Sch1 162 1 Zwischen Gemüt und Körper besteht eine sehr enge Beziehung. Was eins von beiden berührt, wirkt auch auf das andere ein. Die seelische Verfassung hängt eng mit der Gesundheit des Körpers zusammen. Wenn der Mensch unbelastet und glücklich -- im Bewußtsein rechten Handelns und mit dem befriedigenden Gefühl, zum Glück anderer beigetragen zu haben --, schafft dies eine Freude, die sich durch besseren Blutkreislauf und durch eine Belebung des ganzen Körpers auf den Gesamtzustand auswirkt. Der Segen Gottes ist ein Heilmittel. Wer anderen gegenüber im Wohltun großzügig ist, wird diesen Segen in seinem Herzen und in seinem Leben verspüren. Testimonies for the Church IV, 60.61 (1876). Sch1 162 2 Der Schriftglaube schadet der Gesundheit von Körper und Geist nicht. Der Einfluß des Geistes Gottes ist für einen kranken Mann oder eine kranke Frau das allerbeste Heilmittel, das sie erhalten können. Der Himmel kennt nur Wohlbefinden, und je tiefer der himmlische Einfluß eindringen kann, um so sicherer wird der gläubige Kranke gesunden. Testimonies for the Church III, 172 (1872). Sch1 162 3 Satan ist der Urheber der Krankheit, und die Ärzte kämpfen gegen dessen Werk und Macht. Seelische Erkrankungen nehmen allenthalben überhand. Neun Zehntel aller Krankheiten, unter denen der Mensch leidet, haben ihre Ursache im seelischen Bereich. Vielleicht gibt es Verdruß im eigenen Heim, der wie ein fressendes Geschwür in die innerste Seele vordringt und die Lebenskräfte schwächt. Manchmal untergraben Gewissensbisse über begangenes Unrecht die seelische und leibliche Verfassung und bringen uns völlig aus dem Gleichgewicht. Da gibt es auch Irrlehren, wie die Lehre von der ewig brennenden Hölle und der endlosen Qual der Gottlosen, die durch übertriebene und verzerrte Anschauungen von dem Charakter Gottes die gleiche schädliche Wirkung auf empfindsame Gemüter ausüben. Ungläubige stellen diese bedauerlichen Vorkommnisse so dar, als wäre die christliche Lehre dafür verantwortlich. Das ist jedoch eine ungeheure Schmähung; so Ungeheuer, daß es ihnen nicht gefiele, ihr gelegentlich selbst ausgesetzt zu sein. Das Christentum, weit davon entfernt, Ursache von seelischen Erkrankungen zu sein, ist eins der trefflichsten Heilmittel; denn es beruhigt die Nerven auf das wirksamste. Testimonies for the Church V, 444 (1885). Sch1 163 1 Die Last der Sünde ist mit ihren ruhelosen und unbefriedigten Wünschen der Ursprung vieler Krankheiten, die den Sünder treffen. Christus ist der mächtige Arzt der sündenkranken Seele. Diese bedauernswerten Menschen brauchen eine klarere Erkenntnis Christi, den richtig zu erfassen, ewiges Leben bedeutet. Sie müssen geduldig und freundlich, aber auch ernsthaft belehrt werden, wie man die Fenster der Seele auftut, um den Sonnenschein der Liebe Gottes einzulassen, damit das verfinsterte Gemüt erleuchtet werde. Testimonies for the Church IV, 579 (1881). ------------------------Kapitel 35: Christliche Mäßigkeit1 Sch1 163 2 "Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft; darum so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes." 1.Korinther 6,19.20. Sch1 163 3 Wir gehören nicht uns selbst. Wir sind mit einem teuren Preis erkauft dem Leiden und Sterben des Sohnes Gottes. Wenn wir dies verstehen und völlig erfassen könnten, fühlten wir die große Verantwortung, die auf uns ruht, uns im allerbesten Gesundheitszustand zu erhalten, damit wir Gott von ganzem Herzen dienen können. Wer aber einen Weg einschlägt, der seine Lebenskraft verausgabt, seine Widerstandsfähigkeit vermindert oder seinen Verstand trübt, sündigt gegen Gott. Leben wir in dieser Weise, so preisen wir Gott weder durch unseren Leib noch durch unseren Geist, die ihm gehören, sondern begehen ein großes Unrecht vor seinen Augen. Sch1 164 1 Hat Jesus sich selbst für uns hingegeben? Wurde zu unserer Errettung ein hoher Preis bezahlt? Stimmt es, daß wir nicht uns selbst gehören? Ist es wahr, daß all die Kräfte unseres Leibes und Geistes, daß alles, was wir besitzen und darstellen, Gott gehört? Gewiß ist es so. Denken wir doch daran, welch eine Verpflichtung uns damit auferlegt ist, wenn wir uns in einer derartigen Verfassung erhalten sollen, daß wir Gott hier auf Erden durch unseren Leib und durch unseren Geist, die ihm gehören, preisen können. Die letzten Stunden der Gnadenzeit Sch1 164 2 Wir zweifeln nicht daran, daß Christus bald wiederkommt. Das ist in unseren Augen keine Fabel, sondern eine Tatsache. Wir zweifeln jetzt nicht daran, noch haben wir jemals daran gezweifelt, daß die Glaubenslehren, die wir heute vertreten, gegenwärtige Wahrheit sind und daß wir dem Gericht entgegengehen. Wir bereiten uns darauf vor, dem Herrn zu begegnen, der in Begleitung heiliger Engel in den Wolken des Himmels erscheinen wird, um den Gläubigen und Gerechten Unsterblichkeit zu verleihen; nicht aber, um sie erst noch von ihren Sünden zu reinigen, ihre charakterlichen Mängel zu beseitigen oder sie von ihrer menschlich-schwachen Neigung und Veranlagung zu heilen. Wenn dieses Werk überhaupt für uns geschieht, dann wird es vor seinem Kommen abgeschlossen sein. Sch1 164 3 Wer heilig ist, wird fernerhin heilig sein, wenn der Herr erscheint. Nur wer Leib und Seele in Sauberkeit, Heiligkeit und Ehre bewahrt hat, wird dann die letzte Vollendung zur Unsterblichkeit empfangen. Wer aber böse, ungeheiligt und unrein ist, wird es auch fernerhin bleiben. Nichts wird dann mehr geschehen, um ihre Mängel zu beseitigen und ihnen ein Gott wohlgefälliges Wesen zu verleihen. Dann werden sie nicht von ihren Sünden und Verderbtheiten geläutert werden. Dies alles geschieht während der Gnadenzeit. Jetzt ist die Zeit, da dieses Werk an uns vollzogen wird. Sch1 165 1 Mit unserem ganzen Menschen müssen wir die göttliche Wahrheit ergreifen. Sobald wir unter dem Einfluß dieser Wahrheit stehen, wird sie an uns das Werk vollbringen, das erforderlich ist, um uns die sittliche Reife für das Reich der Herrlichkeit und für die Gemeinschaft mit den heiligen Engeln zu vermitteln. Wir befinden uns jetzt in der Werkstatt Gottes. Viele von uns gleichen den unbearbeiteten Steinen eines Steinbruches. Doch wenn wir die göttliche Wahrheit ergreifen, wird ihr Einfluß in uns wirksam werden. Sie erhebt uns dann nicht nur, sondern nimmt auch jede Unvollkommenheit und Sünde von uns, ganz gleich welcher Art. Dadurch werden wir zubereitet, den Herrn in seiner Schönheit zu schauen und mit den Engeln schließlich in der himmlischen Herrlichkeit vereint zu sein. Dieses Werk muß jetzt in diesem Leben für uns vollbracht werden; auf dieser Erde müssen unser Leib und unser Geist für die Unsterblichkeit zubereitet werden. Sch1 165 2 Wir leben in einer Welt, die die Gerechtigkeit, die Reinheit des Charakters und das Wachstum in der Gnade Gottes hemmt. Wohin wir blicken, bemerken wir Sittenverderbnis, Verführung, Verunstaltung und Unrecht. Wie lautet die Aufgabe, die wir jetzt, unmittelbar bevor wir die Unsterblichkeit anziehen, bewältigen müssen? Unsere Leiber heilig und unseren Geist rein zu erhalten, damit wir mitten in der Verderbnis der letzten Tage unbefleckt dastehen. Um sie zu erfüllen, müssen wir uns dieser Aufgabe sofort mit ungeteiltem Herzen und verständnisvoll unterziehen. Egoistische Gefühle sollten uns dabei nicht beeinflussen können, sondern der Geist Gottes herrsche über uns und leite uns in allen unseren Handlungen. Wenn wir von der göttlichen Kraft völlig durchdrungen sind, werden wir den heiligenden Einfluß des Geistes Gottes auf unsere Herzen verspüren. Ursachen, die zum Leiden anderer führen Sch1 165 3 Während wir uns bemüht haben, unseren Geschwistern die Grundsätze der Lebensreform nahezubringen und zu ihnen über die Bedeutung der Verherrlichung Gottes in Essen, Trinken und allen anderen Dingen des täglichen Lebens gesprochen haben, brachten viele durch ihre Handlungsweise zum Ausdruck, daß es niemanden etwas angehe, ob sie dies oder jenes essen. Was sie auch immer tun, die Folgen müßten sie in jedem Falle selbst tragen. Sch1 166 1 Liebe Freunde, ihr irrt euch gewaltig! Ihr seid nicht die einzigen Leidtragenden einer falschen Lebensweise. Die Gesellschaft, in der ihr euch bewegt, hat genauso wie ihr selbst die Folgen eurer unvernünftigen Lebensweise zu tragen. Wenn ihr infolge eurer Unmäßigkeit im Essen und Trinken leidet, werden wir, die wir mitten unter euch leben, ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Auch wir leiden unter eurer ungesunden Lebensweise. Nehmen dadurch etwa eure Geistes- und Körperkräfte ab, spüren wir dies, wenn wir uns in eurer Gesellschaft befinden. Wenn ihr, statt geistige Spannkraft zu besitzen, schwermütig werdet, überschattet euer Wesen die Gemüter eurer Mitmenschen. Sind wir selbst traurig, niedergeschlagen und voller Kummer, würdet ihr uns bei gutem Gesundheitszustand und klarem Kopf ohne weiteres einen Ausweg zeigen und ein tröstendes Wort sagen können. Wenn jedoch euer Verstand durch eure falsche Lebensweise so benommen ist, daß ihr uns nicht den passenden Rat geben könnt, erleiden wir dadurch nicht einen Verlust? Werden wir nicht durch euer Wesen ernstlich beeinflußt? Selbst wenn wir unserer eigenen Urteilsfähigkeit in hohem Maße vertrauen, brauchen wir Ratgeber; denn "wo aber viel Ratgeber sind, da geht es wohl zu". Sprüche 11,14. Unser Bestreben ist es, daß unser Lebenswandel von unseren Angehörigen bejaht wird. Wir verlangen nach ihrem Rat und erwarten, daß sie in der Lage sind, diesem Verlangen mit einem klaren Urteil nachzukommen. Wieviel zählt aber ihr Urteil, wenn ihre Nervenkraft bis aufs äußerste belastet ist und ihre Lebenskräfte vom Gehirn abgezogen werden, damit die unzuträgliche Speise, ja sogar die gesunde, aber im Übermaß genossene Nahrung verdaut werden kann? Wieviel bedeutet uns die Meinung solcher Menschen? Ihr Urteil ist durch das Übermaß unverdauter Nahrung getrübt. Deshalb beeinflußt eure Lebensführung auch uns. Es ist einfach unmöglich, daß sie einer falschen Lebensführung frönen können, ohne daß andere Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Lauf nach dem Kleinod Sch1 167 1 "Wisset ihr nicht, daß die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt das Kleinod? Laufet nun also daß ihr es ergreifet! Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges; jene also, daß sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche. Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft streicht; sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn, daß ich nicht den andern predige, und selbst verwerflich werde." 1.Korinther 9,24-27. Wer an dem Wettlauf um den Siegeslorbeer, der als ein ganz besonderer Ehrenpreis sehr hoch geschätzt wurde, teilnahm, war mäßig in allen Dingen, um seinen Körper, seine Geisteskräfte und jede Körperfunktion in der bestmöglichen Verfassung für den Lauf zu erhalten. Ohne diese Mäßigkeit hätten sie sich nicht jene Elastizität bewahren können, die sie durch ihre maßvolle Lebensführung bewiesen. Dadurch konnten sie diesen Lauf viel aussichtsreicher unternehmen; denn sie waren dem Sieg näher. Sch1 167 2 Doch ungeachtet ihrer Mäßigkeit und all ihrer Bemühungen, sich einer bestimmten Lebensweise zu unterwerfen, um die beste Verfassung mitzubringen, war der irdische Wettlauf für die Teilnehmer nur ein Lauf ins Ungewisse. Sie gaben ihr Bestes, konnten aber den Lorbeer nicht erringen, denn ein anderer war ihnen ein wenig voraus und schmückte sich mit dem Siegerkranz. Nur ein einziger erhielt den Preis. Doch an dem Lauf nach dem himmlischen Kleinod können wir uns alle beteiligen und auch alle den Sieg erringen. Hier gibt es weder Ungewißheit noch Risiko. Sch1 167 3 Wir müssen uns allein auf die himmlische Gnade stützen und, den Blick auf die Krone der Unsterblichkeit gerichtet, stets das Beispiel unseres Heilandes vor Augen haben, dessen Leben voller Schmerzen und Leiden war. Das demütige, selbstaufopfernde Leben unseres göttlichen Herrn sollte uns ständig Aufruf und Ansporn sein, es ihm gleichzutun. Wenn wir uns aufrichtig darum bemühen und das hohe Ziel nicht außer acht lassen, dürfen wir diesem Lauf zuversichtlich entgegensehen und wissen, daß wir den Lorbeer bestimmt erringen werden, sobald wir all unsere Kräfte einsetzen. Sch1 168 1 Die Menschen nehmen Selbstverleugnung und strenge Zucht auf sich, um einen vergänglichen Siegeslorbeer zu erringen, einen Preis, der eines Tages nichts mehr zählt, der nur eine Ehrengabe sterblicher Menschen ist. Uns aber ist ein Lauf verordnet, an dessen Ziel wir die Krone der Unsterblichkeit und des ewigen Lebens empfangen dürfen. Ja, ein weit größerer, zeitloser Ruhm wird uns als Preis zuerkannt werden, wenn der Lauf beendet ist. Der Apostel sagt: "Wir aber [empfangen] eine unvergängliche [Krone]." Führen alle, die hier auf Erden an dem Lauf nach einem vergänglichen Siegeslorbeer teilnehmen, ein maßvolles Leben, warum nicht auch wir, die wir unser Augenmerk auf eine unvergängliche Krone, auf ewige Herrlichkeit und auf ein Leben richten, das man als göttlich bezeichnen kann? Können wir nicht aus diesem entscheidenden Anlaß "laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens"? Hebräer 12,1.2. Er hat uns den Weg gewiesen und ihn von Anfang bis Ende durch seine eigenen Fußspuren gekennzeichnet. Es ist der gleiche Weg, den er selbst wandelte. Fühlen wir uns in Gemeinschaft mit ihm verbunden, dann werden wir gewürdigt, Selbstverleugnung und Leiden auf uns zu nehmen und den Weg zu gehen, den er mit seinem Blut getränkt hat. Sch1 168 2 "Ich laufe aber also, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte also, nicht als der in die Luft streicht; sondern ich betäube meinen Leib und zähme ihn." 1.Korinther 9,26.27. Für jeden, ganz gleich, ob Mann, Frau oder Kind, bestehe hierin eine große Aufgabe. Satan bemüht sich fortwährend, euren Leib und euren Geist zu beherrschen. Christus jedoch hat euch erkauft, und ihr seid sein Eigentum. Nun liegt es an euch, in Gemeinschaft mit Christus und den heiligen Engeln, die euch dienen, eure Aufgabe zu beginnen. Es ist nur zu eurem Besten, wenn ihr lernt, euch selbst zu beherrschen. Versäumt ihr es aber, werdet ihr bestimmt das ewige Leben und die Krone der Unsterblichkeit verlieren. Dennoch wird manch einer sagen: "Wer hat sich darum zu kümmern, was ich esse oder trinke?" Ich habe euch gezeigt, welcher Zusammenhang zwischen eurer Lebensführung und euren Mitmenschen besteht. Ihr habt gesehen, daß der Einfluß sehr wichtig ist, den ihr auf eure Familien ausübt; dasselbe gilt auch für die Erziehung eurer Kinder. Die Verantwortung der Eltern Sch1 169 1 Wie wir bereits erkannten, leben wir in einer unheilvollen Zeit, in der Satan die völlige Herrschaft über die Menschen zu besitzen scheint, die sich Gott nicht von ganzem Herzen geweiht haben. Deshalb haben Eltern und Erzieher, denen die Charakterbildung der Kinder anvertraut ist, eine große Aufgabe zu erfüllen. Die Eltern haben es auf sich genommen, eine Familie zu gründen. Worin besteht nun ihre Aufgabe? Etwa darin, daß sie dem Willen ihrer Kinder in jeder Weise nachkommen? Glaubt mir, auf diesen Eltern lastet eine schwere Verantwortung. "Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre." 1.Korinther 10,31. Achtet ihr darauf, wenn ihr die Speisen zubereitet und eure Familie zu Tisch bittet? Setzt ihr euren Kindern nur solche Speisen vor, von denen ihr wißt, daß sie nicht das Blut verunreinigen? Ist es Nahrung, die ihren Organismus möglichst vor fieberhaften Erkrankungen bewahrt? Ist es solche Nahrung, die ihr Leben und ihre Gesundheit in die bestmögliche Verfassung bringt? Ist es die Speise, die ihr euren Kindern mit Überlegung vorsetzt? Oder bietet ihr ihnen ohne jede Rücksicht auf ihr künftiges Wohl eine ungesunde und scharf gewürzte Reizkost? Sch1 169 2 Laßt euch sagen, daß Kinder von Geburt an zum Schlechten neigen. Satan scheint sie zu beherrschen. Er nistet sich in ihren jungen Gemütern ein, und alsbald sind sie verdorben. Warum handeln Eltern so nachlässig? Befürchten sie nicht, daß Satan verderblichen Samen in ihre Familien streuen könnte? In Anbetracht dieser Erscheinungen sind sie aber so blind, sorglos und unbekümmert, wie man es sich kaum vorstellen kann. Warum werden sie sich dieser Tatsachen nicht bewußt? Warum durchschauen sie diese nicht und denken darüber nach? Der Apostel spricht: "Reichet dar in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Gottseligkeit." 2.Petrus 1,5.6. Sch1 169 3 Hier ist eine Tätigkeit abgegrenzt, die jeder unabdingbar zu erfüllen hat, der sich ein Nachfolger Jesu Christi nennt: nach dem Gesetz des Wachstums zu leben ... Unmäßiges Essen Sch1 170 1 Viele Verfechter der Lebensreform meiden alles Ungesunde; folgt aber daraus, daß sie nun, was die zu verzehrende Menge betrifft, kein Maß zu kennen brauchen? Sie setzen sich zu Tisch und lassen ihrer Eßlust freien Lauf und essen viel zuviel, statt vorher zu überlegen, wieviel sie essen sollten. Dadurch hat dann der Magen für den Rest eines solchen Tages seine Mühe, die ihm zugemutete Nahrungsmenge, so gut er kann oder muß, zu verdauen. Alle Nahrung, die in den Magen gelangt, ohne dem Organismus genützt zu haben, bedeutet für den natürlichen Ablauf der Organfunktionen eine Belastung; die Harmonie des Organismus wird behindert. Er ist überlastet und nicht imstande, seine Funktionen mit Erfolg zu erfüllen. Die lebenswichtigen Organe sind unnötigerweise beansprucht. Die nervliche Energie des Hirns muß dem Magen bei seiner Verdauungstätigkeit helfen, und damit wird der Organismus geschädigt. Sch1 170 2 Durch die schwere Belastung der Nervenkraft, nämlich dem Magen bei der Verdauung seiner lästigen Bürde zu helfen, wird diese geschwächt. Was für Empfindungen nimmt man als Folge dieser unnötigen Verausgabung von Lebenskräften wahr, nachdem die Nerven ihre Aufgabe gelöst haben? Man fühlt sich matt und erschöpft, als müßte man noch mehr essen. Möglicherweise überfällt einen dieses Gefühl gerade vor einer Mahlzeit. Woher kommt das? Der Organismus hat sich mit seiner Arbeit abgequält und ist deshalb so sehr erschöpft, daß man sich völlig kraftlos fühlt. Man meint, den Magen sprechen zu hören: "Gebt mir mehr zu essen"; dabei sagt er uns in seiner Mattigkeit in nicht mißzuverstehender Weise: "Laßt mich in Ruhe!" Sch1 170 3 Der Magen braucht Ruhe, um seine erschöpften Energien für neue Aufgaben ergänzen zu können. Statt ihm aber die entsprechenden Ruhepausen zu gewähren, glaubt ihr, daß er mehr Nahrung benötige, und ihr häuft dem Organismus eine neue Last auf und verweigert ihm damit die erforderliche Ruhe. Es ist die gleiche Situation wie bei einem Mann, der den ganzen Vormittag bis zur Ermüdung auf dem Felde gearbeitet hat, mittags müde und abgespannt nach Hause kommt, und von dem ihr aber verlangt, wieder an die Arbeit zu gehen, während ihr ihm gleichzeitig Hilfe versprecht. So behandelt ihr den Magen. Er ist völlig erschöpft; doch statt ihn ruhen zu lassen, gebt ihr ihm mehr zu verdauen und zieht dadurch die Lebenskräfte von anderen Körperteilen zum Magen, den Verdauungsprozeß zu unterstützen. Die vordringlichste Aufgabe einer Mutter Sch1 171 1 Ich habe Mütter großer Familien beobachtet, die die Arbeit, die ihnen -- in ihren eigenen Familien -- unmittelbar im Wege lag, einfach übersahen. Sie wollten gern Missionare sein und irgend etwas Großes vollbringen. Sie schauten sich nach einer besonderen Stellung um, vernachlässigten jedoch ihre häuslichen Pflichten, die der Herr ihnen übertragen hatte. Es ist sehr wichtig, einen klaren Verstand zu haben. Nicht weniger bedeutsam ist es, wirklich gesund zu sein, um das uns von Gott aufgetragene Werk in einer Weise ausführen und vollenden zu können, daß der Herr sagen kann: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen; ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,21. Meine Schwestern, verachtet die wenigen Aufgaben nicht, die Gott euch überlassen hat! Handelt täglich so, daß ihr euch am Tage der endgültigen Abrechnung nicht zu schämen braucht, wenn der Engel Gottes über euer Tun und Lassen berichten wird. Eine dürftige Kost Sch1 171 2 Was ist über eine dürftige Kost zu sagen? Ich sprach davon, wie wichtig es ist, daß Menge und Güte der Nahrung eng mit den Grundsätzen der Lebensreform übereinstimmen. Empfehlt keine dürftige Kost! Ich sah, daß viele eine falsche Anschauung von der Lebensreform vertreten und eine zu geringwertige Kost empfehlen. Sie leben von billigen Nahrungsmitteln, die wenig Nährwert besitzen, bereiten diese ohne Sorgfalt zu und lassen die Beziehungen zwischen Ernährung und Organismus außer acht. Es ist wichtig, daß die Speise liebevoll zubereitet werde, damit der Gaumen, wenn er nicht verdorben ist, daran Gefallen finde. Weil wir aus Grundsatz weder Fleisch, Butter, Fleischpasteten, Gewürze, Schweineschmalz noch alles, was den Magen reizt und die Gesundheit schädigt, verwenden, sollte niemals der Gedanke aufkommen, daß es von untergeordneter Bedeutung sei, was wir essen. Sch1 172 1 Es gibt etliche, die zu Übertreibungen neigen. Sie beschränken sich bei der Auswahl der Lebensmittel auf eine bestimmte Menge und Güte und nur auf zwei oder drei Sorten. Sie erlauben sich oder ihren Familien nur wenig Nahrung. Wenn sie unzureichende Nahrungsmengen zu sich nehmen, die zudem nicht einmal von bester Qualität sind, lassen sie dem Magen nicht das zukommen, was den Organismus in geeigneter Weise ernährt. Wirkstoffarme Nahrung dient nicht der Bildung lebenskräftigen Blutes. Eine kraftlose Kost schwächt das Blut ... Sch1 172 2 Manchen Menschen will nicht einleuchten, daß Essen und Trinken zur Ehre Gottes geschehen soll. Die Befriedigung ihrer Eßlust beeinträchtigt sie in allen Lebenslagen. Man spürt es in ihren Familien, in der Gemeinde, in der Gebetsversammlung und an dem Benehmen ihrer Kinder. Die Eßlust ist zum Fluch ihres Lebens geworden. Es ist unmöglich, ihnen die Wahrheiten für diese letzten Tage verständlich zu machen. Gott hat für den Lebensunterhalt und für das Glück all seiner Geschöpfe reichlich vorgesorgt. Wenn sie seine Gebote niemals übertreten hätten und wenn alle in Übereinstimmung mit seinem göttlichen Willen handelten, würden sie an Stelle von Elend und fortwährendem Übel Gesundheit, Frieden und Glück erfahren ... Fleischspeisen, Milch und Zucker Sch1 172 3 Fleischspeisen entwerten das Blut. Kocht Fleisch reichlich gewürzt, eßt es mit viel Gebäck und Pasteten, und euer Blut wird seine guten Eigenschaften verlieren! Die Aufnahme dieser Nahrung überlastet den Organismus. Fleischpasteten und Essiggemüse, die niemals in einen menschlichen Magen gelangen sollten, verursachen den schlechten Zustand des Blutes. Ebenso kann eine qualitätsarme Nahrung kein gesundes Blut bilden, zumal sie noch auf ungeeignete Weise gekocht und in unzureichender Menge genossen wird. Fleischspeisen und schwere Kost zeitigen die gleichen Ergebnisse wie eine dürftige Kost. Sch1 172 4 Und nun zu Milch und Zucker. Ich kenne Menschen, die durch reformerische Gedanken erschreckt wurden und sagten, daß sie damit nichts zu tun haben wollten, weil sich diese Reform gegen den uneingeschränkten Gebrauch der genannten Lebensmittel ausgesprochen hatte. Änderungen der Lebensweise sollten nur mit größter Sorgfalt vorgenommen werden. Wir müssen dabei bedachtsam und vernünftig vorgehen. Wir wollen den Weg einschlagen, der sich den einsichtsvollen Männern und Frauen des Landes von selbst empfiehlt. Große Mengen von Milch und Zucker wirken, zusammen gegessen, sehr schädlich. Sie verunreinigen das System; die Tiere sind nicht immer gesund, von denen wir die Milch erhalten. Sie können verseucht sein. Eine Kuh mag am Morgen einen gesunden Eindruck erwecken und doch vor Einbruch der Dunkelheit sterben. Sie war also morgens krank, und demnach die Milch verseucht; und ihr habt es nicht gewußt. Die Tierwelt ist krank1, Fleischspeisen sind ungesund. Wenn wir wüßten, daß die Tiere absolut gesund wären, würde ich empfehlen, daß die Menschen eher Fleisch äßen, statt großer Mengen Milch und Zucker. Das wirkte sich nicht so nachteilig aus wie der Genuß von Milch und Zucker. Zucker überlastet die Organe und hemmt den Ablauf der Lebensfunktionen ... Sch1 173 1 Ich bin häufig bei Geschwistern zu Gast und bemerke, daß sie viel zuviel Milch und Zucker verbrauchen. Diese Nahrungsmittel hemmen die Tätigkeit der Organe, reizen die Verdauungsorgane und beeinträchtigen das Denkvermögen. Alles, was die rege Bewegung der Lebensvorgänge behindert, zieht auch die Verstandesfunktion des einzelnen unmittelbar in Mitleidenschaft. Nach der mir zuteil gewordenen Erkenntnis ist zuviel Zucker schädlicher als Fleisch. Die erforderlichen Änderungen in der Lebensweise müssen behutsam vor sich gehen. Diese Angelegenheit sollte nicht so behandelt werden, daß wir den Menschen, denen unsere Belehrung und Hilfe gelten soll, Mißtrauen und Vorurteile einflößen. Mütter und Töchter Sch1 173 2 Unsere Schwestern wissen oft nicht, wie sie die Speisen zubereiten sollen. Solchen Schwestern möchte ich sagen, daß ich zu dem besten Koch ginge, den ich im Lande finden könnte, und bei ihm, wenn nötig, wochenlang bliebe, bis ich es in dieser Kunst zur Meisterschaft gebracht hätte und eine kluge, erfahrene Köchin wäre. Selbst wenn ich das vierte Lebensjahrzehnt schon hinter mir hätte, würde ich diesen Weg beschreiten. Es gehört ebenso zu euren häuslichen Pflichten, selbst kochen zu können, wie eure Töchter kochen zu lehren. Wenn ihr sie die Kochkunst lehrt, errichtet ihr um eure Töchter einen Schutzwall, der sie vor Torheit und Untugend bewahrt, denen sie sonst erliegen könnten. Ich schätze gewiß meine Näherin und meine Sekretärin; aber mein Koch, der genau weiß, wie man die Nahrung zubereitet, um das Leben zu erhalten und Hirn, Knochen und Muskeln zu kräftigen, füllt unter den Helfern meiner Familie den wichtigsten Platz aus ... Gute Speisezubereitung ehrt Gott Sch1 174 1 Wir verfügen über vielerlei gute, dem Organismus zuträgliche Nahrungsmittel, die, auf gesundheitsgemäße Weise zubereitet, für alle schmackhaft sein können. Wenn ihr aber, meine Schwestern, nicht kochen könnt, rate ich euch, es zu lernen; denn das Wissen um die Kochkunst ist lebensnotwendig. Es werden durch unzulängliches Kochen mehr Menschen zugrunde gerichtet, als ihr ahnt. Krankheit, Schwäche und ein mürrisches Wesen sind die Folge. Der Organismus gerät in Unordnung, und göttliche Wahrheiten können nicht mehr aufgenommen werden. In einem Laib guten Brotes steckt mehr praktische Frömmigkeit, als viele von euch annehmen. Das gilt gleicherweise für eine gute Kochkunst. Wir wünschen, daß ihr praktische Frömmigkeit auch in dieser Form schätzen lernt, um sie euren Familien nahezubringen. Als ich zuweilen auf Reisen war, wußte ich im voraus, daß das Brot auf dem Tisch und die allgemein übliche Speise mir nicht bekommen würden. Ich war aber genötigt, etwas davon zu essen, um mein Leben zu erhalten. Der Himmel sieht es als Vergehen an, derartige Speise zu sich zu nehmen. Unter dem Mangel an gesunder Nahrung habe ich sehr gelitten. Für einen schwachen Magen könnt ihr zu einer Mahlzeit die verschiedensten Früchte auf den Tisch bringen, aber auch dabei heißt es maßhalten. Auf diese Weise habt ihr jedoch immer Abwechslung, es mundet gut und ihr werdet euch wohlfühlen, nachdem ihr die Mahlzeiten verzehrt habt ... Sch1 175 1 Manche von euch möchten am liebsten jemand bei sich haben der ihnen sagte, wieviel man essen darf. Damit verhalten sie sich durchaus nicht richtig; denn von uns wird erwartet, daß wir nach sittlichen und religiösen Gesichtspunkten handeln. Wir sollen in allen Dingen mäßig sein, weil wir einer unvergänglichen Krone und einem himmlischen Schatz zustreben. Ich möchte meinen Brüdern und Schwestern sagen, daß ich den sittlichen Mut haben würde, einen festen Standpunkt zu beziehen und mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich möchte das auf niemand anders abwälzen. Ihr eßt zuviel und fühlt euch dann elend. Aus diesem Grunde verweilen eure Gedanken ständig bei der Frage: Was soll ich essen und trinken? Eßt das, was euch dienlich ist! Zögert nicht, sondern fühlt euch frei im Angesicht des Himmels und habt keine Gewissensbisse! Wir glauben nicht, daß weder Kinder noch Erwachsene von Versuchungen gänzlich verschont bleiben. Wir alle stehen vor Auseinandersetzungen und müssen bereit sein, den Versuchungen Satans Widerstand leisten zu können. Wir sollten wissen, daß wir in uns selbst die Kraft besitzen, diese Versuchungen abzuwehren. Ein Protest gegen Anfänger Sch1 175 2 Während wir euch vor maßloser Eßlust -- selbst wenn es allerbeste Speisen sind -- warnen, mahnen wir gleichzeitig die Anhänger übertriebener Anschauungen, keine falschen Grundsätze aufzustellen und zu versuchen, jeden dafür zu gewinnen. Da gibt es einige, die sich zwar als Lebensreformer hervortun wollen, die aber nicht in der Lage sind, auf irgendeinem anderen Gebiet etwas zu leisten und die auch nicht genügend Verstand besitzen, für ihre eigenen Familien zu sorgen oder gar in der Gemeinde ein geeignetes Amt zu bekleiden. Womit beschäftigen sie sich aber? Nun, sie versuchen sich als Ärzte der Lebensreform, als ob sie dadurch zu einem Erfolg kommen könnten. Sie übernehmen die Verantwortung für ihre Praxis und spielen mit dem Leben von Männern und Frauen, obgleich sie in Wirklichkeit von diesem Beruf gar keine Ahnung haben. Sch1 175 3 Ich will meine Stimme gegen die Neulinge erheben, die es wagen, Krankheiten angeblich nach der Gesundheitsreform zu behandeln. Gott verhüte, daß wir für sie Versuchsobjekte abgeben! Wir sind zu wenige. Es wäre für uns kein schöner Ausgang des Lebenskampfes, wenn wir bei dieser Behandlung stürben. Gott möge uns vor solch einer Gefahr bewahren. Auf solche Lehrer und Ärzte können wir gut und gern verzichten! Laßt diejenigen sich um Krankheiten bemühen, die etwas vom menschlichen Organismus verstehen! Der himmlische Arzt ist voll Barmherzigkeit, und wer mit Kranken umgehen will, muß die gleiche Gesinnung haben. Manche, die sich unterfangen, Arzt zu werden, sind von sich eingenommen, selbstsüchtig, eigensinnig und zu alledem noch unbelehrbar. Es kann sogar sein, daß sie nie etwas vollbracht haben, was überhaupt der Rede wert ist, ja daß ihr Leben völlig erfolglos war. Sie kennen nichts wirklich Wissenswertes und haben dennoch begonnen, im Sinne der Lebensreform zu praktizieren. Wir können nicht zulassen, daß solche Menschen den Tod des einen oder anderen fahrlässig verursachen. Nein, wir können uns das nicht leisten! Sch1 176 1 Wir haben das Verlangen, jederzeit und in jeder Weise recht zu handeln. Wir wollen unser Volk in das rechte Verhältnis zur Lebensreform bringen. Der Apostel sagt: "Lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes." 2.Korinther 7,1. Wir müssen ein rechtschaffenes Leben führen, um in den letzten Tagen bestehen zu können. Wir brauchen einen klaren Kopf und eine gesunde Seele in einem gesunden Körper. Wir sollten anfangen, ernsthaft für unsere Kinder und für alle unsere Angehörigen zu wirken. Werden wir die richtige Erkenntnis festhalten und nach ihr handeln? Jesus kommt; aber wenn wir einen Weg beschreiten, der uns gegenüber den erhebenden Wahrheiten dieser letzten Tage blind macht, wie können wir dann durch sie geheiligt werden? Wie können wir der Ewigkeit gegenübertreten? Der Herr helfe uns, daß wir in diesem Bemühen rastlos tätig sein können, wie nie zuvor! ------------------------Kapitel 36: Fleischspeisen und Reizmittel Sch1 177 1 Liebe Geschw. H.! Unter verschiedenen, die ich gesehen hatte und für die noch ein besonderes Werk getan werden muß, ehe sie durch die Wahrheit geheiligt werden können, bemerkte ich auch euch. Ihr habt die Wahrheit angenommen, weil ihr erkanntet, daß es die Wahrheit ist, aber ihr seid von ihr noch nicht durchdrungen. Den heiligenden Einfluß der göttlichen Wahrheit auf das Leben habt ihr euch noch nicht vergegenwärtigt. Die Erkenntnis betreffs der Lebensreform ward euch zuteil, und in diesen letzten Tagen ruht auf Gottes Volk die Verpflichtung, in allen Dingen maßzuhalten. Im Geist sah ich, daß ihr zu denen gehört, die nur langsam zur vollen Erkenntnis gelangen und folglich ebenso langsam ihre Lebensweise im Essen, Trinken und Arbeiten umstellen. Sobald das Licht der Wahrheit angenommen und ausgelebt wird, bewirkt es eine völlige Umgestaltung im Leben und Charakter all derer, die durch das Wort Gottes geheiligt sind ... Sch1 177 2 Schw. H. ist eine Frau mit unreinem Blut. Durch den Genuß von Fleischspeisen ist der Säftehaushalt ihres Organismus skrofulös geworden. Die Verwendung von Schweinefleisch in ihrer Familie führte zur Verunreinigung des Blutes. Schw. H. muß ihre Kost lediglich auf Getreide, Obst und Gemüse beschränken und bei der Zubereitung auf Fleisch und tierisches Fett jeder Art verzichten. Einige Zeit wird die Beachtung einer streng gesundheitsgemäßen Ernährung nötig sein, um ihren Gesundheitszustand zu bessern und sie ganz dem Leben wiederzugeben. Wer uneingeschränkt Fleischspeisen genießt, kann unmöglich einen ungetrübten Verstand und ein gutes Urteilsvermögen besitzen. Sch1 177 3 Wir raten euch, eure Lebensgewohnheiten zu ändern; verknüpfen damit jedoch die Mahnung, verständnisvoll vorzugehen. Mir sind Familien bekannt, die ihre bisherige Fleischnahrung durch eine kraftlose Kost ersetzt haben. Ihre Speise wurde so schlecht zubereitet, daß sie der Magen nicht annahm. Sie sagten mir, daß ihnen die nach reformerischen Grundsätzen zubereitete Nahrung nicht bekomme, da ihre körperlichen Kräfte abnehmen. Darin liegt auch der Grund, warum die Bemühungen mancher Frauen zur Vereinfachung ihrer Ernährung ohne Erfolg geblieben sind. Ihre Kost ist zu dürftig. Die Speise wird ohne besondere Sorgfalt zubereitet und zeigt keinerlei Abwechslung. Die einzelnen Mahlzeiten dürfen nicht zu reichhaltig sein, aber sich auch auf keinen Fall aus den gleichen Nahrungsmittelarten ohne irgendeine Abwechslung zusammensetzen. Einfach sollten die Speisen zubereitet werden, jedoch so delikat, daß der Appetit angeregt wird. Tierisches Fett müßt ihr aus eurer Kost verbannen; denn es verunreinigt jegliche Nahrung. Eßt dafür reichlich Obst und Gemüse! Zunehmende Anfälligkeit für Krankheiten Sch1 178 1 Weil einige durch Herabsetzung der Nahrungsmenge und durch ihre geringe Qualität ihre körperlichen Kräfte heruntergewirtschaftet haben, folgern sie, daß ihre frühere Lebensweise die bessere war. Der Organismus muß erhalten werden. Dennoch zögern wir nicht zu sagen, daß Fleischspeisen weder für die Gesundheit noch für die Erhaltung der Körperkräfte nötig sind. Wenn man sie ißt, dann nur, weil eine irregeleitete Eßlust danach verlangt. Der Fleischgenuß erregt die Neigung zu größerer Aktivität und stärkt die niederen Leidenschaften. Sobald aber diese tierischen Triebe zunehmen, vermindern sich die geistigen und sittlichen Kräfte. Die Verwendung von Fleisch führt zu körperlicher Schwerfälligkeit und zur Betäubung der hoch empfindlichen Sinnesorgane. Sch1 178 2 Wird das Volk, das sich darauf vorbereitet, geheiligt, gereinigt und geläutert zu werden, um einmal an der Gemeinschaft heiliger Engel teilhaben zu können, fortfahren, Gottes Geschöpfe zu töten, sich von ihrem Fleisch zu ernähren und es sich wohlschmecken zu lassen? Nach dem, was der Herr mir gezeigt hat, werden sich diese Verhältnisse ändern. Das abgesonderte Gottesvolk wird sich in allen Dingen der Mäßigkeit befleißigen. Wer sich jedoch in der Regel von Fleisch ernährt, kann es nicht vermeiden, auch das Fleisch der Tiere zu genießen, die mehr oder weniger schwer verseucht sind. Das Mastverfahren, um die Tiere schlachtreif zu machen, läßt sie erkranken. Werden sie auch noch so gesundheitsgemäß gemästet, der Abtrieb erhitzt sie und läßt sie erkranken, ehe sie den Markt erreichen. Die Säfte und das Fleisch dieser kranken Tiere gelangen unmittelbar ins Blut und gehen in den Blutkreislauf des menschlichen Körpers über, ja bilden dessen Säfte und Fleisch. Auf diese Weise entstehen im Organismus Geschwüre. Wenn ein Mensch bereits ungesundes Blut hat, verschlimmert er es noch erheblich durch den Genuß des Fleisches dieser kranken Tiere. Die Empfänglichkeit für Krankheiten wird durch Fleischkost verzehnfacht, und die geistigen, sittlichen und körperlichen Kräfte lassen durch regelmäßigen Genuß von Fleischspeisen wesentlich nach; denn der Fleischgenuß stört den Organismus, trübt die Verstandestätigkeit und stumpft das sittliche Feingefühl ab. Liebe Geschwister, meidet alles Fleisch; das ist euch zuträglicher. Tee und Kaffee Sch1 179 1 Auch der Genuß von Tee und Kaffee schadet dem Organismus. Tee ruft von einem gewissen Grade an Betäubung hervor. Er gelangt in den Blutkreislauf und schwächt die Körper- und Geisteskräfte. Tee wirkt nicht nur anregend, sondern auch erregend; er beschleunigt den Ablauf der Organfunktionen, zwingt sie zu unnatürlicher Tätigkeit und erweckt dadurch in dem Teetrinker den Eindruck, daß ihm ein großer Dienst erwiesen und Stärke verliehen wird. Doch das ist ein Irrtum. Tee greift die Nervenkraft an und schwächt sie in hohem Maße. Mattigkeit und Schwäche im entsprechenden Verhältnis zu der künstlichen Belebung, die der Tee hervorrief, sind die sich zeigenden Folgen, sobald seine Wirkung aufhört und die durch seinen Genuß verursachte gesteigerte Tätigkeit nachläßt. Wenn der Organismus bereits überanstrengt ist und der Ruhe bedarf, stachelt ihn der Genuß von Tee zur Verrichtung ungewohnter, außerordentlicher Tätigkeit an und verringert dadurch seine Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft. Seine Kräfte sind viel früher verausgabt als der Himmel will. Tee wirkt auf den Organismus wie Gift. Christen sollten ihn deshalb meiden. Die Wirkung des Kaffees ist in gewisser Hinsicht die gleiche wie die des Tees, aber die Auswirkung auf den Organismus ist noch schlimmer. Er regt an doch in dem gleichen Verhältnis, wie er über das normale Maß hinaus belebt, tritt danach Erschöpfung und völliges Abgespanntsein ein. Tee- und Kaffeetrinkern kann man es vom Gesicht ablesen, welchen Genüssen sie huldigen. Die Haut wird bleich und leblos. Von einer gesunden Farbe ist nichts mehr zu sehen. Sch1 180 1 Tee und Kaffee führen dem Körper keine Nährwerte zu. Die Erleichterung, die sie schaffen, erfolgt urplötzlich, noch bevor der Magen dazu kommt, sie zu verdauen. Diese Tatsache beweist, daß das, was die Verbraucher dieser Reizmittel Kraft nennen, nichts weiter ist als eine Aufpeitschung der Magennerven, die den Reiz an das Gehirn weitergeben. Dieses wiederum wird nur erregt, um eine gesteigerte Herztätigkeit hervorzurufen sowie dem gesamten Körper eine zeitlich begrenzte Auffrischung seiner Kräfte zu verleihen. Das alles ist nur trügerische Stärke; unser Befinden wäre besser, wenn wir darauf verzichteten. Tee und Kaffee geben keine natürliche Kraft. Sch1 180 2 Die weiteren Wirkungen des Teetrinkens sind Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Herzklopfen, Stuhlträgheit, Nervenzittern sowie viele andere Übel ... Sch1 180 3 Um das erhabene Wesen der Wahrheit, den Wert der Versöhnung und die ewigen Dinge recht schätzen und würdigen zu können, braucht ihr einen nüchternen, tatkräftigen Verstand. Wenn ihr einer falschen Lebensweise huldigt, euch ungesund ernährt und dadurch eure Geisteskräfte schwächt, laßt ihr der Erlösung und dem ewigen Leben nicht die Wertschätzung zukommen, die euch begeistert, ein Nachfolger Jesu Christi zu werden. Dann werdet ihr nicht jene ernsten, aufopfernden Anstrengungen zur völligen Übereinstimmung mit dem Willen Gottes machen können, die sein Wort fordert und die notwendig sind, um euch die Reife für das ewige Leben zu vermitteln. ------------------------Kapitel 37: Ein verletztes Gewissen Lieber Br. N.! Sch1 180 4 Aus einem gewissen Verantwortungsgefühl heraus sehe ich mich veranlaßt, an dich einige Zeilen zu richten. Im Geist wurden mir bestimmte Dinge gezeigt, die dich betreffen und die ich nicht für mich zu behalten wage. Ich sah, daß Satan aus der Tatsache, daß deine Frau die Wahrheit nicht angenommen hat, erhebliche Vorteile zog. Du wurdest in die Gesellschaft einer sittlich bedenkenlosen Frau getrieben, die selbst am Rande des Verderbens steht. Sie nahm an deinen unglücklichen Eheverhältnissen starken Anteil. Wie die Schlange in Eden bezauberte sie dich durch ihre Gebärden. Sie erweckte in deinem Herzen den Eindruck, daß du ein betrogener Mann seiest; daß deine Frau deine Gefühle nicht achte und deine Liebe nicht erwidere; daß du in deiner ehelichen Verbindung eine falsche Wahl getroffen hättest, bis du dir schließlich selbst einbildetest, daß die Ehe mit der Frau, die du zur Lebensgefährtin erwählt hattest, unerträglichen Fesseln gleiche. Du gingst zu diesem scheinheiligen "Engel", um Mitgefühl zu finden. Du hast ihr das anvertraut, was zu wissen nur deiner Frau zukommt, der du versprochen hast, sie zu lieben, zu ehren und zu schützen, solange ihr lebt. Du hast versäumt, ständig zu wachen und zu beten, damit du nicht der Versuchung erliegst. Deine Seele wurde durch diesen Frevel entstellt. Du hast deinem Lebenswandel einen furchtbaren Schandfleck aufgeprägt. Dennoch kann dich tiefe Reue und Demütigung vor Gott zu ihm zurückführen. Das Blut Christi vermag von allen diesen Sünden zu reinigen. Sch1 181 1 Du bist gefallen, sehr tief gefallen! Satan lockte dich in sein Netz und überließ es dann dir selbst, dich, so gut du vermagst, loszureißen. Du wurdest gequält, verwirrt und schrecklich versucht. Dich plagt dein schuldbeladenes Gewissen. Du zweifelst an dir selbst und bildest dir ein, daß jeder andere an dir gleichfalls zweifeln müßte. Du bist mißtrauisch gegen dich selbst und glaubst, daß man auch dir gegenüber argwöhnisch sei. Du hast kein Selbstvertrauen und stellst dir vor, daß deine Brüder auch kein Vertrauen zu dir haben. Satan hält dir oft die Vergangenheit vor Augen und sagt dir, daß der Versuch, die Wahrheit auszuleben, für dich zwecklos sei. Der Weg sei zu schmal für dich. Du bist überwunden. Jetzt ist Satan durch deinen sündigen Wandel im Vorteil und will dich glauben machen, du habest die Erlösung verpaßt. Sch1 181 2 Du hast dich auf dem Kampffeld Satans in einen folgenschweren Streit eingelassen. Du hast die Schranke, die um jede Familie gezogen ist und die sie heiligt, niedergerissen. Jetzt quält dich Satan nahezu ununterbrochen. Ja, du kommst gar nicht mehr zur Ruhe. Du hast deinen Frieden verloren und versuchst nun, deine Brüder für deine widerstreitenden Gefühle, für deine Zweifel und Besorgnisse verantwortlich zu machen. Du meinst, daß sie nicht recht handeln, wenn sie dir keine Aufmerksamkeit schenken. Das liegt jedoch an dir selbst. Du willst deinen eigenen Weg gehen und beugst dein Herz nicht vor Gott, um dich gebrochen und zerknirscht, völlig zerschlagen und sündenbefleckt auf seine Gnade zu werfen. Wenn du hartnäckig bleibst, werden deine Bemühungen, dir selbst zu helfen, dein sicheres Verderben zur Folge haben. Sch1 182 1 Gib dein Mißtrauen und deine Tadelsucht auf! Lenke deine Aufmerksamkeit auf dich selbst, und rette deine eigene Seele durch demutsvolle Reue, indem du dich allein auf das Blut Christi verläßt! Leiste eine gründliche Arbeit für die Ewigkeit! Wenn du dich von der Wahrheit abwendest, bist du verloren und auch deine Familie ist zugrunde gerichtet. Nachdem alle Schutzmauern, die die Unantastbarkeit und die Segnungen eurer Familienbande heilig wahrten, niedergerissen wurden, ist es schwierig, sie wieder zu errichten. Aber in der Kraft Gottes und nur allein in seiner Kraft kannst du es erreichen. Wahrheit, heilige Wahrheit, sei dein Anker; er vermag dich davor zu bewahren, daß du in der verhängnisvollen Strömung dem Verbrechen und Verderben entgegengetrieben wirst. Sch1 182 2 Ein einmal verletztes Gewissen ist stark geschwächt. Es braucht die Kraft, die aus steter Wachsamkeit und unaufhörlichem Gebet erwächst. Du stehst auf unsicherem Boden und bist auf all die Kraft angewiesen, die die Wahrheit dir bieten kann, um dich zu festigen und vor dem völligen Zusammenbruch zu retten. Die Entscheidung zwischen ewigem Leben und ewigem Tod liegt in deiner Hand! Was wirst du wählen? Hättest du aus Notwendigkeit nach bestimmten Grundsätzen und nicht so impulsiv gehandelt und ließest du dich nicht so schnell entmutigen, sondern sähest den Schwierigkeiten gerüstet entgegen, wärst du nicht unterlegen, wie es geschehen ist. Du hast aus plötzlichem Antrieb gehandelt. Du warst nicht bereit, wie unser vollkommenes Vorbild, den Widerspruch der Sünder gegen dich selbst zu erdulden. Wir werden ermuntert, uns seiner zu erinnern, damit unser Gemüt nicht müde und zaghaft werde. Schon als Kind warst du schwach und hattest keine Kraft zur Ausdauer. Du hast nicht das Bedürfnis empfunden, im Glauben gegründet, gestärkt, gefestigt und überzeugt zu sein. Glück oder Elend Sch1 183 1 Du hast geglaubt, daß es deine Pflicht sei, andere die Wahrheit zu lehren, statt dich selbst belehren zu lassen. Du mußt nun bereit sein, wieder Schüler zu werden und die Wahrheit anzunehmen, und aufhören mit deiner Kritiksucht, deinem Mißtrauen und deinem Klagen. Sanftmütig sollst du das Wort annehmen, das dir eingeprägt wird; denn es vermag deine Seele zu retten. Es hängt von dir ab, ob du Glück oder Elend erfahren wirst. Du hast dich einmal der Versuchung ergeben und kannst nun deiner eigenen Kraft nicht mehr vertrauen. Satan besitzt große Gewalt über dein Herz, und du wirst ohne Halt dastehen, wenn du dich von dem Einhalt gebietenden Einfluß der Wahrheit losreißt. Dieser Einfluß war dir ein Schutz, der dich vor Schuld und Missetat bewahrte. Deine einzige Hoffnung besteht darin, dich durch ein wohlgeordnetes Leben und durch Gott wohlgefällige Gespräche gründlich zu bekehren und das Vergangene wiedergutzumachen. Sch1 183 2 Du hast in plötzlicher Erregung gehandelt; dies entsprach deinem Wesen. Deine einzige Hoffnung liegt jetzt darin, die begangene Verletzung der göttlichen Gebote zu bereuen und deine Seele durch Gehorsam zu reinigen. Pflege die Lauterkeit der Gesinnung und des Lebens. Die Gnade Gottes wird dich stärken, um deine Leidenschaften zu bezähmen und deine Begierden zu zügeln. Wenn du aufrichtig wachst und betest, wird dir der Heilige Geist helfen, das Werk zu vollenden und unserem unfehlbaren Vorbild ähnlich zu werden. Sch1 183 3 Solltest du aber den heiligenden, bewahrenden Einfluß der Wahrheit abschütteln wollen, wird dich Satan ohne Einschränkung seinem Willen unterwerfen. Du wirst in Gefahr kommen, deinen Launen und Leidenschaften Raum zu geben, und üblen Gewohnheiten, sinnlichen Lüsten und verabscheuungswürdigen Wünschen nachgehen. Statt auf deinem Angesicht auch in Prüfungen und Trübsalen wie der treue Henoch eine heitere Gelassenheit zu zeigen, indem es voller Hoffnung leuchtet und jenen Frieden trägt, der höher ist als alle Vernunft, prägen sich auf deinen Zügen wollüstige Gedanken und Begierden aus. Du wirst an Stelle des Göttlichen den Stempel des Teuflischen an dir tragen. Sch1 184 1 "Durch welche uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind, nämlich, daß ihr dadurch teilhaftig werdet der göttlichen Natur, so ihr fliehet die vergängliche Lust der Welt." 2.Petrus 1,4. Es ist eine Gnade Gottes, wenn du durch demütiges Bekennen und aufrichtige Reue den Herrn beim Wort nehmen und zu ihm zurückkehren kannst. Das teure Blut Christi kann dich von aller Untugend reinigen, all deine Sündenlast von dir nehmen und dich in ihm zur Vollkommenheit führen. Die Gnadengaben des Herrn sind für dich noch erreichbar, wenn du sie annehmen willst. Um deiner gekränkten Frau und deiner Kinder willen, die ja deines Blutes sind: Höre auf zu sündigen und befleißige dich, Gutes zu tun! Was du säst, wirst du auch ernten. Wenn du nach fleischlichen Dingen strebst, wirst du Verderben ernten; wenn du dich aber um geistliche Werte mühst, wirst du das ewige Leben ererben. Sch1 184 2 Du mußt deine Empfindlichkeit und deine Krittelei überwinden. Du bist argwöhnisch, weil dir andere nicht die Aufmerksamkeit widmen, die du erwartest. Du darfst nicht an Erfahrungen hängen, die sich auf Gefühle stützen und einen etwas fanatischen Anstrich haben. Grundsätzliche und einsichtsvolle Entscheidungen sollten dein Handeln bestimmen. Forsche in der Schrift, und sei jedem Menschen gegenüber zur Verantwortung bereit, der Grund fordert der Hoffnung, die in dir ist, und das mit Sanftmut und Gottesfurcht. Laß deine Selbstüberheblichkeit absterben! "Reiniget die Hände, ihr Sünder, und machet eure Herzen keusch, ihr Wankelmütigen. Seid elend und traget Leid und weinet; euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit." Jakobus 4,8.9. Wenn du von Versuchungen und üblen Gedanken gequält wirst, gibt es nur einen, den du um Hilfe und Beistand anrufen kannst. Flüchte dich zu ihm in deiner Schwachheit. In seiner Nähe zerbrechen Satans Pfeile. Sie können dir nicht schaden. Die im Aufblick zu Gott getragenen Prüfungen und Anfechtungen werden dich reinigen und demütig machen; aber gefährden und zugrunde richten werden sie dich nicht. ------------------------Kapitel 38: Die Trennung von der Welt Sch1 185 1 Uns ist geboten, alles zu Gottes Ehre zu tun, ganz gleich, ob wir essen, trinken oder was es nur immer sein mag. Wie viele haben diesem Gebot wortgetreu Folge geleistet und aus grundsätzlichen Erwägungen und nicht aus einer plötzlichen Regung heraus gewissenhaft danach gehandelt? Wie viele der jugendlichen Nachfolger in ... haben Gott zu ihrer Zuversicht und zur Mitte ihres Lebens erwählt? Wie viele von ihnen haben sich aufrichtig bemüht, den Willen Gottes zu erkennen und ihm zu folgen? Es gibt genug, die nur dem Namen nach Christi Diener sind, aber nicht in Wirklichkeit. Sch1 185 2 Wo religiöse Grundsätze herrschen, ist die Gefahr gering, große Irrtümer zu begehen; denn die Selbstsucht, die immer verblendet und betrügt, tritt zurück. Das aufrichtige Verlangen, anderen Menschen Gutes zu tun, überwiegt so sehr, daß alle egoistischen Gefühle vergessen sind. Feste religiöse Grundsätze stellen einen unschätzbaren Gewinn dar. Sie vermitteln den reinsten, höchsten und erhabensten Einfluß, den Sterbliche besitzen können. Solche Menschen haben einen festen Anker. Jede ihrer Handlungen ist wohlüberlegt, damit sie in ihrer Auswirkung einem anderen keinen Schaden zufüge und ihn von Christus wegführe. Das ständige Gebet ihres Herzens lautet: Herr, wie kann ich dir am besten dienen und deinen Namen auf Erden verherrlichen? Wie kann ich mein Leben gestalten, um deinem Namen hier auf Erden zum Ruhme zu verhelfen? Wie kann ich andere Menschen dahin bringen, dich zu lieben, zu ehren und dir zu dienen? Schaffe in mir das Verlangen, nur deinen Willen zu tun! Laß die Worte und das beispielhafte Leben des Erlösers das Licht und die Kraft meines Herzens sein! Solange ich ihm folge und vertraue, wird er mich nicht dem Verderben überlassen. Er wird meine Freude und meine Krone sein. Sch1 185 3 Wenn wir Menschenweisheit mit der Weisheit Gottes verwechseln, hat uns die Torheit des menschlichen Verstandes irregeführt. Hierin liegt eine große Gefahr für viele Menschen. Sie haben keine persönlichen Erfahrungen. Sie haben sich nicht die Gewohnheit zu eigen gemacht, neu auftauchenden Fragen und Problemen mit unvoreingenommenem und unbefangenem Urteil zu begegnen und diese für sich selbst unter Gebet zu überlegen. Sie warten ab, um zu erfahren, was andere darüber denken. Deren möglicherweise abweichende Auffassung genügt ihnen bereits, um zu der Überzeugung zu gelangen, daß das zur Behandlung stehende Problem der Beachtung gar nicht wert ist. Obgleich es genügend solcher Menschen gibt, ändert dies nichts an der Tatsache, daß sie durch lange Nachgiebigkeit gegenüber dem Feind unerfahren und charakterschwach sind. Diese Menschen werden stets so schwächlich sein wie Säuglinge, im Licht anderer wandeln, nach den Erfahrungen anderer leben und handeln und sie in jeder Weise nachahmen. Sie benehmen sich so, als hätten sie kein Eigenleben. Ihre Eigenpersönlichkeit haben sie völlig aufgegeben. Sie sind nur Schatten derer, die nach ihrer Meinung richtig handeln. Sch1 186 1 Wenn solche Menschen sich ihres wankelmütigen Charakters nicht bewußt werden und ihn nicht ändern, werden sie alle des ewigen Lebens verlustig gehen. Sie werden den Gefahren der letzten Tage nicht gewachsen sein. Ihnen wird es an Kraft mangeln, um dem Teufel zu widerstehen, weil sie ihn gar nicht erkennen. Es muß sich jemand an ihrer Seite befinden, der sagt, ob sich ihnen ein Feind oder ein Freund nähert. Sie sind nicht geistlich gesinnt, deshalb können sie auch geistliche Dinge nicht beurteilen. Sie wissen nichts von den Dingen, die das Reich Gottes betreffen. Für alt und für jung ist es unentschuldbar, sich auf die Erfahrungen eines anderen Menschen zu verlassen. Der Engel sprach: "Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt und hält Fleisch für seinen Arm." Jeremia 17,5. In der christlichen Erfahrung und im christlichen Kampf ist edles Selbstvertrauen erforderlich. Bittet im Glauben! Sch1 186 2 Männer, Frauen, Jugendliche! Gott erwartet von euch, daß ihr sittliche Kraft, Zielstrebigkeit, Seelenstärke und Beharrlichkeit besitzt sowie einen Verstand, der nicht den Behauptungen anderer Menschen folgt, sondern diese Aussagen, ehe er sie annimmt oder zurückweist, untersucht, wägt, prüft und dem Herrn im Gebet vorlegt. "So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket's niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden." Nun die Bedingung: "Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer da zweifelt, der ist gleich wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewebt wird. Solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde." Jakobus 1,5-7. Diese Bitte um Weisheit soll kein gedankenloses Gebet sein, das nach seiner Beendigung alsbald vergessen wäre, sondern es soll aus einem bewußten Mangel an Weisheit, den starken, ernsthaften Wunsch des Herzens ausdrücken, sich für den Willen Gottes zu entscheiden. Sch1 187 1 Werdet des Wartens nicht müde und werdet nicht wankelmütig, wenn euer Gebet nicht sofort beantwortet wird! Zweifelt nicht, sondern klammert euch an die Verheißung: "Getreu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun." 1.Thessalonicher 5,24. Bringt euer Anliegen, gleich der zudringlichen Witwe, immer wieder vor und haltet an eurem Vorsatz entschlossen fest. Ist die Sache für euch von Bedeutung und von großer Tragweite? Sicherlich! Dann zweifelt nicht; denn euer Glaube mag sich in einer Prüfung befinden. Wenn euer Anliegen so bedeutsam ist, verdient es ernsthafte, überzeugende Anstrengungen. Die Verheißung gehört euch; wacht und betet unentwegt, und euer Gebet wird erhört werden. Ist es nicht Gott, der dies verheißen hat? Wenn euch die Erfüllung eures Verlangens etwas kostet, schätzt ihr es um so mehr, nachdem es erfüllt ist. Euch ist deutlich gesagt worden, daß ihr nicht denken dürft, etwas von dem Herrn zu empfangen, wenn ihr daran zweifelt. Hier wird der mahnende Rat gegeben, nicht müde zu werden, sondern fest auf die Verheißung Gottes zu trauen. Wenn ihr bittet, wird er euch reichlich geben und euch nicht schelten. Sch1 187 2 Hierin begehen viele einen Fehler. Sie zweifeln an ihrem Vorhaben, und ihr Glaube versagt. Aus diesem Grunde empfangen sie nichts von dem Herrn, der unsere Kraftquelle ist. Niemand braucht in der Finsternis zu gehen und wie ein Blinder zu straucheln; denn der Herr hält das Licht bereit, wenn sie es in der von ihm verordneten Weise annehmen und nicht ihren eigenen Weg wählen wollen. Er verlangt von allen die ordnungsgemäße Erfüllung der täglichen Pflichten; besonders jedoch von denen, die mit der außerordentlich wichtigen Verlagstätigkeit betraut sind, ganz gleich, ob sie eine mehr oder weniger verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen. Dies kann nur geschehen im Aufblick zu Gott. Er verleiht ihnen die Fähigkeit, alles gewissenhaft ausführen zu können, was im himmlischen Urteil für recht angesehen wird. Er gibt ihnen die Kraft, so selbstlos zu handeln, als ob das Auge Gottes, alles überschauend, bei allem gegenwärtig wäre. Der Gifthauch der Selbstsucht Sch1 188 1 Selbstsucht ist die Sünde, der am meisten gefrönt wird. Sie trennt uns von Gott und erzeugt viele verderbliche geistliche Verwirrungen. Ohne Selbstverleugnung gibt es keine Umkehr zum Herrn. Aus uns selbst können wir nichts tun. Doch wenn Gott uns Kraft gibt, vermögen wir zu leben, um anderen Menschen Gutes zu erweisen. Auf diese Weise können wir das Übel der Selbstsucht bannen. Es ist nicht notwendig, daß wir in heidnische Länder ziehen, um unser Verlangen zu zeigen, in einem nützlichen und selbstlosen Leben alles Gott zu weihen. Dies sollten wir im Familienkreis, in der Gemeinde und unter den Menschen tun, die durch gesellschaftlichen und geschäftlichen Umgang mit uns verbunden sind. Gerade in den alltäglichen Lebensäußerungen muß aller Egoismus unterdrückt und überwunden werden. Paulus konnte sagen: "Ich sterbe täglich." Das tägliche Sterben des Ichs in den kleinen Verrichtungen des Lebens macht uns zu Überwindern. In dem Verlangen, anderen Menschen Wohltaten zu erweisen, sollten wir alle selbstischen Gedanken vergessen. Leider fehlt vielen entschiedene Liebe zu anderen Menschen. Statt gewissenhaft ihre Aufgabe zu erfüllen, suchen sie lieber ihr eigenes Vergnügen. Sch1 188 2 Gott erlegt allen seinen Nachfolgern ausdrücklich die Verpflichtung auf, durch ihren Einfluß und ihre Mittel andere glücklich zu machen und von ihm die Weisheit zu erbitten, die sie befähigt, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Gedanken und Empfindungen der unter ihrem Einfluß befindlichen Menschen zu heben. Wer anderen wirkliche Hilfe geleistet hat, den wird ein Gefühl tiefer Befriedigung erfüllen, und er wird den inneren Frieden finden, der dafür der schönste Lohn ist. Wer sich von dem edlen und großmütigen Verlangen treiben läßt, anderen Gutes zu erweisen, wird in der gewissenhaften Erledigung der mannigfachen Lebensaufgaben sein wahres Glück finden. Dies bringt mehr mit sich als nur irdischen Lohn; denn jede gewissenhafte, selbstlose Pflichterfüllung wird von den Engeln im Lebensbuch vermerkt. Im Himmel wird niemand an sich denken oder sein eigenes Vergnügen suchen, sondern jeder wird aus reiner, unverfälschter Liebe das Glück des himmlischen Daseins, das ihn umgibt, erstreben. Wenn wir an dem Leben auf der neuen Erde teilhaben wollen, müssen wir hier die Ordnungen des Himmels ausleben. Sch1 189 1 Jede Tat unseres Lebens wirkt auf andere zum Guten oder zum Bösen. Unser Einfluß führt empor oder zieht hinab; er wird wahrgenommen, man richtet sich nach ihm, und er strahlt mehr oder weniger stark in anderen wider. Wenn wir anderen Menschen durch unser Beispiel bei der Entfaltung eines aufrechten Charakters helfen, vermitteln wir ihnen auch die Kraft, Gutes zu tun. Sie üben dann ihrerseits den gleichen segensreichen Einfluß auf andere aus, wodurch Hunderte und Tausende mit unserem im Grunde genommen unbewußt ausgeübten Einfluß in Berührung kommen. Bestärken wir durch unsere Taten die üblen Züge, die die Menschen in unserer Umgebung aufweisen, haben wir teil an ihrer Sünde und werden Rechenschaft zu geben haben für das Gute, das wir zu tun versäumten, weil wir Gott nicht zu unserer Stärke, zu unserem Führer und Ratgeber erwählten. ------------------------Kapitel 39: Wahre Liebe Sch1 189 2 Wahre Liebe äußert sich nicht in einer heftigen, feurigen und ungestümen Leidenschaft. Im Gegenteil; sie ist ihrer Natur nach ruhig und tief. Sie schaut über bloße Äußerlichkeiten hinweg und würdigt allein echte Werte. Sie ist vernünftig und einsichtsvoll. Ihre Hingabe ist echt und bleibt sich immer gleich. Gott prüft und erprobt uns in den alltäglichen Ereignissen, die das Leben mit sich bringt. Es sind die kleinen Dinge, die die Gesinnung des Herzens offenbaren; es sind die kleinen Aufmerksamkeiten und die zahllosen unscheinbaren Geschehnisse und einfachen Gefälligkeiten, die das ganze Lebensglück ausmachen. Der Verzicht auf freundliche, ermutigende, teilnahmsvolle Worte und auf die kleinen Gefälligkeiten läßt das Leben wenig lebenswert erscheinen. Dereinst wird sich zeigen, daß der Selbstverleugnung zugunsten der Wohlfahrt und des Glückes unseres Nächsten beim himmlischen Gericht große Bedeutung beigemessen wird. Ebenso wird die Tatsache offenbar werden, daß alle egoistischen Bestrebungen, ohne Rücksicht auf das Glück und Wohlergehen anderer, der Beachtung unseres himmlischen Vaters nicht entgangen sind. Sch1 190 1 Br. B., der Herr wirkt für dich und will dich auf dem Weg des Rechtes segnen und stärken. Du hast die Botschaft Gottes aufgenommen und solltest dir nun nach Möglichkeit alles Wissen über den Willen und das Werk Gottes aneignen, um vorbereitet zu sein, eine noch verantwortungsvollere Tätigkeit ausfüllen zu können, wenn Gott es von dir fordert, nachdem er erkannt hat, daß du dann seinen Namen auf diese Weise am besten verherrlichen kannst. Du mußt aber noch Erfahrungen sammeln. Du bist zu impulsiv und zu leicht durch irgendwelche Ereignisse zu beeinflussen. Gott wartet darauf, dich zu stärken, zu festigen und zurechtzurücken, wenn du von ihm, dem Unfehlbaren, ernstlich und bescheiden Weisheit erbittest. Er hat verheißen, daß du nicht vergeblich bitten sollst. Sch1 190 2 Wenn du anderen Menschen die Wahrheit vorträgst, unterliegst du der Gefahr, zu scharf zu sprechen; in einer Weise etwa, die mit deiner kurzen Erfahrung nicht in Einklang steht. Du begreifst die einzelnen Dinge sofort und vermagst ihre Tragweite leicht zu erkennen. Nicht alle sind so begabt wie du. Du bist nicht bereit, geduldig und ruhig auf diejenigen zu warten, die das Beweismaterial erst prüfen müssen, weil sie nicht so rasch zu urteilen vermögen wie du. Damit andere ebenso schnell begreifen und den Eifer und die Notwendigkeit des Handelns ebenso fühlen sollen wie du selbst, bist du in Gefahr, andere zu sehr zu nötigen. Erfüllen sich deine Erwartungen nicht, wirst du vielleicht entmutigt und aufrührerisch und wünschst eine Veränderung. Sch1 190 3 Der Veranlagung, zu verurteilen und niederzureißen, mußt du entgegenwirken. Halte dich von allem fern, was den Anschein eines anklägerischen Geistes erwecken könnte. Es gefällt Gott nicht, wenn irgendeiner seiner erfahrenen Diener von diesem Geist beherrscht wird. Es steht einem Jüngling gut an, Eifer und Begeisterung zu zeigen, vorausgesetzt, daß er demütig und bescheiden ist; wenn aber ein Jüngling, der nur wenige Jahre Erfahrung besitzt, einen unbesonnenen Eifer und einen anklägerischen Geist an den Tag legt, so wirkt das höchst unziemlich und abstoßend. Nichts vermag seinen Einfluß so schnell zu untergraben wie diese Charakterfehler. Sanftmut, Güte, Geduld, Selbstbeherrschung, Verträglichkeit, Duldsamkeit und Zuversicht, das sind die Früchte, die auf dem köstlichen Baum der Liebe gedeihen, der himmlischen Ursprungs ist. Dieser Baum wird bei entsprechender Pflege unverwelkbar sein. Seine Zweige werden nicht verdorren und seine Blätter nicht welken. Er ist unsterblich ewig und wird ständig vom Tau des Himmels benetzt. Die Macht der Liebe Sch1 191 1 Liebe ist Macht. Geistige und sittliche Kräfte liegen in ihr beschlossen und können von ihr nicht getrennt werden. Die Macht des Reichtums drängt danach, zu verderben und zu zerstören; die Macht der Gewalt versucht, Schaden anzurichten, aber der Wert und die Vollkommenheit echter Liebe bestehen in dem Vermögen, Gutes und nichts als Gutes zu tun. Was immer aus echter Liebe getan wird, ist durchaus fruchtbar, sei es in den Augen der Menschen auch noch so gering oder verächtlich denn Gott schaut nicht so sehr nach dem Ergebnis unseres Handelns als vielmehr nach der Größe der Liebe, mit der es geschieht. Die Liebe ist von Gott. Das unbekehrte Herz kann diese Pflanze himmlischer Herkunft weder hervorbringen noch sichtbar machen. Sie lebt und gedeiht nur dort, wo Christus regiert. Sch1 191 2 Liebe kann nicht bestehen, ohne Ausdruck zu finden. Jede Tat macht sie größer, stärker und umfassender. Liebe wird den Sieg erringen, wenn Beweise und Autoritäten machtlos sind. Liebe arbeitet weder für Lohn noch Gewinn; doch Gott hat bestimmt, daß großer Gewinn die unausbleibliche Frucht jeder Liebestat ist. Liebe verströmt sich nach allen Seiten und ist schlicht und still in ihrer Wirksamkeit, aber sie ist stark und mächtig in ihrem Streben, Unheil zu überwinden. Ihr Einfluß wirkt begütigend und umgestaltend. Sie packt das Leben der Sünder und rührt ihre Herzen, wo alle anderen Mittel versagen. Wo auch immer die Macht des Verstandes, der Gewalt und des Zwanges angewandt wird und die Liebe offenbar ausgeschaltet ist, nehmen die Gefühle und der Wille der Menschen, die wir zu erreichen trachten, eine abwehrende, ja zurückweisende Haltung ein, und ihre Widerstandskraft nimmt zu. Jesus war der Friedensfürst. Er kam, um sich Widerstreben und Gewalt zu unterwerfen. Er verfügte über Weisheit und Stärke. Doch die von ihm benutzten Mittel zur Überwindung des Bösen waren die Weisheit und die Kraft der Liebe. Dulde nicht, daß irgend etwas dein Interesse von der augenblicklichen Arbeit ablenkt, bis Gott die Zeit für gekommen hält, dir eine andere Aufgabe im gleichen Bereich zu geben. Jage nicht nach dem Glück, denn es wird niemals gefunden werden, indem man es sucht. Geh deiner Pflicht nach, handle gewissenhaft, und sei demütig! Sch1 192 1 "Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch." Matthäus 7,12. Herrliche Segnungen wären das Ergebnis eines solchen Wandels. "Mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden." Vers 2. Das sind starke Gründe, die uns drängen müßten, uns untereinander von ganzem Herzen inbrünstig zu lieben. Christus ist unser Vorbild. Er zog umher und tat Gutes. Er lebte, um anderen zum Segen zu werden. All seine Taten erwuchsen aus der Liebe, die seine Handlungen adelte. Uns ist nicht befohlen, uns selbst das zu sichern, was wir von anderen erwarten; wir sollen vielmehr anderen das zubilligen, was wir unter gleichen Umständen auch von ihnen erwarten. Das Maß, mit dem wir messen, wird in jedem Falle an uns selbst angelegt. Echte Liebe ist in ihrem Wesen einfach und schlicht und von allen anderen Zweckhandlungen verschieden. Das Verlangen, Einfluß zu gewinnen und von anderen geschätzt zu werden, kann ein wohlgeordnetes Leben und häufig einen einwandfreien Umgang ermöglichen. Selbstachtung mag uns helfen, allen bösen Schein zu meiden. Ein selbstsüchtiges Herz mag großherzige Taten vollbringen, die gegenwärtige Wahrheit anerkennen und äußerlich Demut und Liebe zeigen. Dennoch können die Motive trügerisch und unlauter sein. Alles Handeln, das einem solchen Herzen entspringt, entbehrt nicht nur der Frische des Lebens und der Früchte echter Frömmigkeit, sondern hat auch die Quellen unverfälschter Liebe verlassen. Liebe sollte gehegt und gepflegt werden, denn sie strahlt einen göttlichen Einfluß aus. Sch1 193 1 Der Himmel muß hier auf Erden beginnen. Wenn die Nachfolger Christi mit Demut und Güte erfüllt sind, werden sie erkennen, daß die Liebe ein Panier über ihnen ist, und ihre Frucht wird ihrer Kehle süß sein. Sie werden hier auf Erden versuchen, nach den Grundsätzen des Himmels zu leben, um sich für den Himmel droben vorzubereiten. Testimonies for the Church VII, 131 (1902). ------------------------Kapitel 40: Betet für die Kranken! Sch1 193 2 Im Falle von Schw. F. müßte ein besonderes Werk vollbracht werden. Alle, die sich im Gebet für sie vereinten, bedürften selbst noch der Anteilnahme. Hätte Gott ihre Gebete erhört, würde es zu ihrem Untergang geführt haben. In solchen Fällen der Bedrängnis, in denen Satan den Geist beherrscht, sollte sich jeder vor dem Gebet genauestens prüfen, um zu sehen, ob nicht irgendwelche Verfehlungen begangen wurden, die bereut, bekannt und aufgegeben werden müssen. Tiefe Herzensdemut vor Gott ist erforderlich sowie unerschütterliches, ergebenes Vertrauen allein auf die Verdienste des Blutes Christi. Sch1 193 3 Fasten und Beten können nichts vollbringen, wenn das Herz durch falsches Verhalten Gott entfremdet ist. "Das ist aber ein Fasten, das ich erwähle: Laß los, welche du mit Unrecht gebunden hast; laß ledig, welche du beschwerst; gib frei, welche du drängst; reiß weg allerlei Last; brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht von deinem Fleisch ... Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr antworten; wenn du wirst schreien, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. So du niemand bei dir beschweren wirst noch mit Fingern zeigen noch übel reden und wirst den Hungrigen lassen finden dein Herz und die elende Seele sättigen, so wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar führen und deine Seele sättigen in der Dürre und deine Gebeine stärken; und du wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser fehlt." Jesaja 58,6.7.9-11. Sch1 194 1 Der Herr fordert Herzensarbeit, gute Werke, die einem von Liebe erfüllten Herzen entspringen. Jeder sollte sorgfältig und unter Gebet diese Schriftstellen betrachten und seine Beweggründe und Taten erforschen. Die Verheißung Gottes stützt sich auf die Bedingung des Gehorsams, der Erfüllung all seiner Forderungen. Der Prophet Jesaja sagt: "Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk ihr Übertreten und dem Hause Jakob ihre Sünden. Sie suchen mich täglich und wollen meine Wege wissen wie ein Volk, das Gerechtigkeit schon getan und das Recht ihres Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern mich zu Recht und wollen mit ihrem Gott rechten. ‚Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum tun wir unserm Leibe wehe, und du willst's nicht wissen?' Siehe, wenn ihr fastet, so übet ihr doch euren Willen und treibet alle eure Arbeiter." V. 1-3. Sch1 194 2 Hier werden Menschen angesprochen, die ein feierliches Bekenntnis ablegen, die gewohnt sind zu beten und die Freude am Gottesdienst haben; dennoch ist nicht alles in Ordnung. Sie erkennen, daß ihre Gebete nicht erhört, ihre eifrigen, ernsten Bemühungen im Himmel nicht beachtet werden, und sie fragen eindringlich, warum der Herr ihnen nicht antwortet. Das liegt nicht etwa daran, daß Gott sie vernachlässigen will. Die Schwierigkeit liegt vielmehr bei den Menschen. Während sie sich zur Frömmigkeit bekennen, bringen sie keine Frucht zur Verherrlichung Gottes. Ihre Werke entsprechen nicht den an sie gestellten Anforderungen. Sie versäumen vorgeschriebene Pflichten. Solange aber diese nicht erfüllt sind, kann Gott um seiner Ehre willen ihre Gebete nicht beantworten. Sch1 194 3 Als für Schw. F. gebetet wurde, herrschte in den Herzen mancher Betenden eine eigenartige Gefühlsverwirrung. Einige waren fanatisch und handelten ohne Überlegung. Sie zeigten einen Eifer, der jedoch in keiner Weise ihrer Erkenntnis entsprach. Etliche schauten auf das große Werk, das in diesem Fall bewältigt werden sollte, und triumphierten, noch ehe der Sieg errungen war. Es wurde viel von Jehus Geist offenbar: "Komm mit mir und siehe meinen Eifer um den Herrn!" 2.Könige 10,16. An Stelle dieser selbstsicheren Aussage hätte das Anliegen mit demütigem Geist, mit Mißtrauen gegen sich selbst und mit zerbrochenem, reuigem Herzen Gott vorgelegt werden sollen. Wie man beten soll Sch1 195 1 Im Geist wurde mir gezeigt, daß im Krankheitsfall, wo dem Darbringen von Gebeten für den Kranken nichts im Wege steht, die Angelegenheit dem Herrn nicht in leidenschaftlicher Erregung, sondern in stillem Glauben übergeben werden sollte. Er allein ist mit dem vergangenen Leben des einzelnen vertraut und weiß, wie sich dessen Zukunft gestalten wird. Er, der die Herzen aller Menschen kennt, weiß, ob der Kranke, wenn er wieder gesund wird, seinen Namen verherrlichen oder ihn durch Abtrünnigkeit und Abfall entehren würde. Alles, was wir zu tun haben, besteht darin, Gott zu bitten, den Kranken zu heilen, wenn dies seinem Willen entspricht, und zu glauben, daß er die Gründe, die wir ins Feld führen, ebenso hört wie die aufrichtigen Gebete, die wir darbringen. Sieht der Herr, daß er dadurch wirklich geehrt wird, erhört er unsere Gebete. Aber es ist nicht recht, auf Genesung des Kranken zu drängen, ohne sich dem Willen Gottes unterworfen zu haben. Sch1 195 2 Was Gott verheißen hat, kann er zu jeder Zeit erfüllen, und auch die Aufgabe, die er seinen Kindern übertragen hat, kann er durch sie vollbringen. Leben sie getreulich nach jedem Wort, das er gesprochen hat, so wird sich jede Zusage und jede Verheißung an ihnen erfüllen. Mangelt es ihnen jedoch an völligem Gehorsam, bleiben die bedeutenden und kostbaren Verheißungen in weiter Ferne, und sie können die Erfüllung nicht erlangen. Sch1 195 3 Alles, was im Gebet für die Kranken getan werden kann, ist, Gottes Hilfe um ihretwillen ernstlich zu erbitten und in völligem Vertrauen die Angelegenheit seinen Händen zu überlassen. Wenn wir Unrecht in unserem Herzen dulden, wird der Herr uns nicht erhören; denn er kann mit den Seinen verfahren, wie es ihm beliebt. Er wird sich selbst verherrlichen, wenn er in denen und durch diejenigen wirkt, die ihm bedingungslos folgen, so daß man erkennen wird, daß es der Herr ist und daß ihre Werke in Gott vollbracht werden. Christus sprach: "Wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren." Johannes 12,26. Wenn wir zu ihm kommen, sollten wir beten, daß wir seinen Willen erfassen und ausführen können und daß unsere Wünsche und Interessen in ihm ihren Mittelpunkt finden. Wir müssen bereit sein, seinen Willen anzuerkennen und ihn nicht bitten, uns gegenüber nachgiebig zu sein. Es ist besser für uns, Gott erhört unsere Gebete nicht immer, wann und wie wir es wünschen. Er vermag für uns mehr und Besseres zu tun, als all unsere Wünsche zu erfüllen, denn unsere Weisheit ist Torheit. Sch1 196 1 Wir scharten uns in ernstem Gebet um das Krankenbett von Männern, Frauen und Kindern und empfanden, daß sie durch die Erhörung unserer aufrichtigen Gebete vor dem Tode bewahrt blieben. Wir glaubten, in diesen Gebeten müßten wir zuversichtlich sein und dürften, wenn wir schon den Glauben auf die Probe stellen, nichts weniger als das Leben erbitten. Wir wagten nicht zu sagen: "Wenn es zur Ehre Gottes ist", weil wir fürchteten, daß es den Anschein des Zweifels haben könnte. Besorgt haben wir die uns gewissermaßen von den Toten Zurückgegebenen beobachtet. Wir sahen etliche von ihnen, besonders junge Menschen, die gesund wurden, aber dann Gott vergaßen, ein zügelloses Leben führten, ihren Eltern und Freunden Kummer und Schmerz bereiteten und sogar denen zur Schande gereichten, die sich fürchteten zu beten. Sie lebten nicht zur Ehre und Verherrlichung Gottes, sondern sie schmähten ihn durch ihr lasterhaftes Leben. Sch1 196 2 Wir schreiben dem Herrn nicht länger den Weg vor, noch versuchen wir, ihm unsere Wünsche nahezubringen. Wenn ihn das Leben der Kranken verherrlichen kann, beten wir für die Erhaltung ihres Lebens; doch nicht unser Wille, sondern sein Wille geschehe. Unser Glaube kann genauso entschlossen und noch zuverlässiger sein, wenn wir unsere Wünsche dem allweisen Gott anheimstellen und ihm ohne fieberhafte Unruhe alles vertrauensvoll überlassen. Wir besitzen seine Verheißung. Wir wissen, daß er uns erhört, wenn wir, seinem Willen gehorsam, ihn anrufen. Die Gewährung unserer Wünsche dürfen wir Gott nicht gebieten, wir müssen sie von ihm erbitten. Sch1 196 3 Wenn die Gemeinde zusammenhält, wird sie mächtig und stark sein; doch sobald einige mit der Welt verbunden und manche dem Geiz ergeben sind, den Gott verabscheut, kann er nur wenig für sie tun. Unglaube und Sünde trennen sie von Gott. Wir sind so schwach, daß wir Gnadenerweise kaum ertragen; wir beanspruchten sonst zu leicht Ehre und schrieben uns Frömmigkeit und Gerechtigkeit zu als Folge des außergewöhnlichen Segens Gottes, dabei offenbart sich doch nur die große Gnade und Barmherzigkeit unseres mitleidsvollen himmlischen Vaters. Sie kam uns nicht zu, weil sich irgend etwas Gutes in uns gefunden hätte. Sch1 197 1 Ich sah, daß Gott den Gebeten seiner Diener für die Kranken unter uns aus dem Grunde nicht noch mehr entsprach, weil er, solange die Kranken die Grundsätze gesunder Lebensführung mißachten, dadurch nicht verherrlicht werden kann. Ich sah auch, daß er Lebensreform und Heilanstalten dazu ausersehen hatte, den Weg für die völlige Erhörung des Glaubensgebetes vorzubereiten. Um unseren Kranken zu helfen, sollten Glaube und gute Werke Hand in Hand gehen und ihnen beistehen, damit Gott hier auf Erden verherrlicht werden kann und sie selbst bei der Wiederkunft Christi errettet werden. Gott verhüte, daß diese Leidenden je enttäuscht und gekränkt werden, wenn sie bemerken, daß die Leiter unserer Anstalten nur nach weltlichen Gesichtspunkten handeln, statt bei der ärztlichen Behandlung auch die pflegerische Gesinnung echter Väter und Mütter in Israel zu offenbaren. Sch1 197 2 Es soll niemand auf den Gedanken kommen, Sanatorien seien der Ort, zu dem man hingeht, um durch das Gebet des Glaubens gesund zu werden. Sie sind der Ort, wo man durch Behandlung und richtige Lebensgewohnheiten seine Gesundheit wiederfindet und lernt, wie man Krankheiten verhütet. Wenn es aber unter dem Himmel einen Ort gibt, wo, mehr als an allen anderen Orten, von hingebungsvollen und gläubigen Männern und Frauen mildernde und mitfühlende Gebete dargebracht werden, so ist es in solch einer Heilstätte. Wer Kranke behandelt, sollte in seiner wichtigen Tätigkeit mit starkem Gottvertrauen vorwärtsschauen, um durch Gottes Segen die Hilfsmittel zu erhalten, die er in seiner Güte vorgesehen hat und auf die er in seiner Barmherzigkeit unsere Aufmerksamkeit als Volk gelenkt hat, so z.B. frische Luft, Reinlichkeit, gesundheitsgemäße Kost, Arbeit und Erholung in bestimmten Zeitabständen und die Anwendung von Wasserkuren. Testimonies for the Church I, 561 (1867). ------------------------Kapitel 41: Satans List Sch1 198 1 Satan besitzt eine gewaltige Überlegenheit. Er hatte die wunderbare geistige Kraft eines Engels, von der sich nur wenige eine richtige Vorstellung machen können. Satan war sich seiner Macht bewußt, sonst hätte er sich nicht in eine Auseinandersetzung mit dem Allmächtigen, dem Ewig- Vater und Friedefürst, eingelassen. Satan verfolgt unausgesetzt alle Geschehnisse, und wenn er jemand findet, der einen besonders stark ausgeprägten Widerstandsgeist gegen Gottes Wahrheit aufweist, wird er diesem sogar zukünftige Ereignisse offenbaren, um sich dadurch noch fester und sicherer in seinem Herzen einzunisten. Satan, der nicht zögerte, eine Auseinandersetzung mit Gott, dem Erhalter, zu wagen, besitzt die Bosheit, andere zu verfolgen und zu verführen. Er hält jetzt sterbliche Menschen in seinen Fesseln. Während seiner nahezu sechstausendjährigen Erfahrung hat er nichts von seiner Gewandtheit und Verschlagenheit eingebüßt. In dieser ganzen Zeit hat er alles das, was die Menschheit angeht, sorgfältig beobachtet. Sch1 198 2 Die schärfsten Gegner der göttlichen Wahrheit benutzt Satan als seine Medien. Diesen erscheint er in angenommener Gestalt und in dem Aussehen eines anderen, möglicherweise sogar als ein Freund des Mediums. Er bestärkt ihren Glauben, indem er sich der Redeweise dieses Freundes bedient und sich auf Ereignisse bezieht, die noch eintreten werden oder schon geschehen sind, von denen aber das Medium nichts weiß. Manchmal ruft er in den Menschen vor einem Todes- oder Unglücksfall Traumzustände hervor oder spielt die Rolle eines anderen, verkehrt mit dem Medium, ja verleiht sogar Erkenntnisse mit Hilfe seiner Suggestionen. Doch diese Weisheit ist teuflischen Ursprungs. Die von Satan gelehrte Weisheit ist wider die Wahrheit; um seiner Absicht zu dienen, bedient er sich anscheinend des gleichen Lichtes, das auch die Engel umhüllt. Einer bestimmten Gruppe von Menschen wird er sich nähern, indem er einen Teil des Glaubensgutes der Nachfolger Christi als Wahrheit bestätigt, während er sie gleichzeitig eindringlich auffordert, den anderen Teil dieses Glaubensgutes als gefährlichen und unheilvollen Irrtum zurückzuweisen. Sch1 199 1 Satan ist ein Meister in seiner Art. Seine teuflische Weisheit wendet er mit gutem Erfolg an. Er ist bereit und fähig, alle die zu unterrichten, die Gottes Rat für ihr eigenes Seelenheil zurückweisen. Der Köder, den er ausgeworfen hat, wird ihm dabei helfen, Menschen in sein Netz zu locken. Um sich mit seiner teuflischen Habgier auf sie stürzen zu können, wird er sich die Maske des Guten aufsetzen und sich so anziehend wie nur möglich benehmen. Alle, die auf diese Weise in das Netz Satans geraten, werden bitter dafür bezahlen, nur um zu erfahren, welch eine Torheit es ist, Himmel und Unsterblichkeit für einen Betrug zu verschleudern, dessen Folgen unübersehbar sind. Sch1 199 2 Unser Widersacher, Satan, ist nicht um Weisheit und Stärke verlegen. Er geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge. Er wird arbeiten "mit allerlei lügenhaftigen Kräften und Zeichen und Wundern und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden, dafür daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf daß sie selig würden". 2.Thessalonicher 2,9.10. Weil sie die Wahrheit von sich wiesen, "wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge, auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit". 2.Thessalonicher 2,11.12. Wir haben mit einem mächtigen, betrügerischen Feind zu kämpfen. Unsere einzige Sicherheit finden wir in dem wiederkommenden Herrn, der dem Erzbetrüger "durch die Erscheinung seiner Zukunft" ein Ende machen wird. ------------------------Kapitel 42: Die Leiden Christi Sch1 199 3 Um den Wert der Erlösung in seiner ganzen Größe zu erkennen, ist es notwendig, ihren Preis zu wissen. Viele Menschen schätzen das große Werk der Versöhnung nur wenig, da sie sich von dem Leiden Christi kaum eine Vorstellung machen können. Der herrliche Plan, die Menschheit zu erlösen, wurde geboren aus der unermeßlichen Liebe Gottes, unseres Vaters. Dieser göttliche Plan beweist die wunderbare Offenbarung der Liebe Gottes zur gefallenen Menschheit. Diese Liebe, die in der Hingabe des geliebten Gottessohnes offenbart wurde, setzte die heiligen Engel in Erstaunen. "Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Johannes 3,16. Dieser Erlöser strahlte im Glanz der Herrlichkeit seines Vaters und war das Ebenbild seines Wesens. Er besaß göttliche Majestät, Vollkommenheit und Erhabenheit. Er war dem Allmächtigen gleich. "Denn es ist das Wohlgefallen gewesen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte." Kolosser 1,19. "Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er's nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden; er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz." Philipper 2,6-8. Sch1 200 1 Christus war bereit, an Stelle des Sünders in den Tod zu gehen, damit der Mensch durch ein Leben des Gehorsams einer Bestrafung nach dem Gesetz Gottes entgehen kann. Sein Tod schaltete das Gesetz nicht aus, hob es nicht auf; weder verminderte er seinen Anspruch noch beeinträchtigte er seine heilige Würde. Der Tod Christi zeugte dafür, daß das göttliche Gesetz die Bestrafung des Sünders zu Recht forderte. Daher war er bereit, die Strafe des Gesetzes auf sich zu nehmen, um den gefallenen Menschen von dessen Fluch zu erlösen. Der Tod des eingeborenen Sohnes Gottes am Kreuz zeigt die Unwandelbarkeit des göttlichen Gesetzes. Sein Tod verherrlicht das Gesetz, macht es ehrenwert und zeugt den Menschen gegenüber von seinem unveränderlichen Charakter. Von seinen geheiligten Lippen vernehmen wir die Worte: "Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen." Matthäus 5,17. Der Tod Jesu Christi bestätigt, daß die Forderungen des Gesetzes zu Recht bestehen. Das göttlich-menschliche Wesen des Erlösers Sch1 200 2 In Christus fanden sich das Menschliche und das Göttliche zu einer Einheit zusammen. Seine Aufgabe bestand in der Versöhnung Gottes mit dem Menschen, um das Endliche mit dem Unendlichen zu verbinden. Das war der einzige Weg, um gefallene Menschen durch das Blut Christi aufrichten zu können und sie an der göttlichen Natur teilhaben zu lassen. Die Annahme der menschlichen Natur ließ Christus die Anfechtungen und das Leid der Menschen verstehen, einschließlich aller Versuchungen, die jeden bedrängen. Engel, denen die Sünde unbekannt blieb, konnten die Gefühle der Menschen in ihren besonderen Anfechtungen nicht nachempfinden. Christus entäußerte sich selbst, nahm das Wesen des Menschen an und wurde in allen Dingen versucht, gleichwie wir, um zu wissen, wie all denen geholfen werden kann, die versucht werden. Sch1 201 1 Nachdem er Mensch geworden war, fühlte er das Bedürfnis, von seinem Vater gestärkt zu werden. Er hatte auserwählte Gebetsstätten. Er liebte es, in der Einsamkeit der Berge mit seinem Vater Gemeinschaft zu pflegen. In diesen Zwiesprachen empfing seine heilige, menschliche Natur die Kraft, die Pflichten und Anfechtungen des Tages bewältigen zu können. Unser Heiland nahm unsere Nöte und Anfechtungen auf sich, insofern als er ein demütig Bittender wurde, der von seinem Vater neue Kraftfülle erbat, um für alle Pflichten und Versuchungen belebt, erquickt und gerüstet zu sein. Er ist in allem unser Vorbild. Er ist uns Gefährte in unseren Unvollkommenheiten, aber er hat nichts mit unseren Leidenschaften gemein. Als einziger Sündloser wich sein Wesen vor dem Bösen zurück. In einer sündigen Welt ertrug er Kämpfe und Seelenqualen. Sein Menschsein ließ das Gebet nicht nur zur Notwendigkeit, sondern zu einer besonderen Gnade werden. Nachdrücklich verlangte er nach göttlicher Hilfe und göttlichem Trost. Sein Vater war bereit, ihm, der zum Wohle der Menschen die himmlischen Freuden verlassen und seine Wohnung in einer lieblosen und undankbaren Welt gewählt hatte, beides zu geben. Christus fand Trost und Erquickung in der Gemeinschaft mit seinem Vater. Hier konnte er sein Herz von den Sorgen erleichtern, die ihn quälten, denn sein Gemüt war mit Schmerz und Kummer beladen. Unser Vorbild Sch1 201 2 Am Tage arbeitete er mit allem Eifer, um anderen Menschen Gutes zu tun und sie vor dem Verderben zu bewahren. Er heilte die Kranken, tröstete die Betrübten, brachte den Verzagten Frohsinn und Hoffnung und rief Tote ins Leben zurück. Nachdem sein Tagewerk beendet war, kehrte er Abend für Abend dem dörflichen Treiben den Rücken und beugte seine Gestalt in einem abgelegenen Hain in demütigem Gebet vor seinem Vater. Zuweilen ließ der Mond seinen glänzenden Lichtschein auf die gebeugte Gestalt Jesu fallen, bis schließlich Wolken und Finsternis alles Licht wieder vertrieben. Während er in der Haltung eines Bittstellers verweilte, legten sich Tau und Reif auf sein Haupt und seinen Bart. Oftmals betete er die ganze Nacht hindurch. Er ist unser Vorbild. Wenn wir uns dessen erinnerten und ihm nacheiferten, würden wir viel stärker in Gott ruhen. Sch1 202 1 Wenn der Erlöser der Menschheit, voll göttlicher Kraft, die Notwendigkeit des Gebets empfand, wieviel mehr sollten wir schwache, sündhafte Sterbliche das Bedürfnis haben, zu beten, inbrünstig und beständig zu beten! Christus aß nichts, sobald ihn die Versuchung am ärgsten überfiel. Er vertraute sich Gott an, und durch ernstes Gebet und völlige Unterwerfung unter den Willen des Vaters ging er als Sieger hervor. Alle, die die Wahrheit für diese letzten Tage bekennen, sollten mehr als alle anderen Christen dem beispielhaften Gebetsleben Jesu folgen. Sch1 202 2 "Es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr." Matthäus 10,25. Unsere Tische sind oft genug mit Leckereien bedeckt, die im übrigen weder gesund noch notwendig sind, weil wir diese Dinge der Selbstbeherrschung und der Gesundheit des Leibes und der Seele vorziehen. Jesus bat ernstlich um Kraft von seinem Vater. Dies schätzte der Gottessohn sogar für sich selbst höher ein, als am reichgedeckten Tisch Platz zu nehmen. Er hat uns bewiesen, daß das Gebet unentbehrlich ist, um für den Kampf mit den Mächten der Finsternis Kraft zu empfangen und die uns aufgetragene Aufgabe zu meistern. Unsere eigene Kraft reicht dazu nicht aus, doch die Kraft, die Gott verleiht, ist gewaltig und läßt jeden siegreich bleiben, der sie empfängt. In Gethsemane Sch1 202 3 Als sich der Sohn Gottes im Garten Gethsemane zum Gebet niederbeugte, trieb das Todesringen seiner Seele den Schweiß wie große Blutstropfen aus seinen Poren. An diesem Ort umgab ihn das Grauen tiefer Finsternis. Die Sünden der Welt lasteten auf ihm. Er litt an Stelle der Menschheit als Übertreter des göttlichen Gesetzes. Gethsemane wurde zur Stätte der Versuchung. Das göttliche Licht wich von ihm, und er war den Mächten der Finsternis ausgeliefert. In seiner Herzensangst warf er sich auf die kalte Erde. Er empfand den Unwillen seines Vaters. Der Kelch des Leidens war den schuldigen Menschen von den Lippen gerissen. Christus trank ihn selbst, um dadurch den Menschen den Kelch des Segens reichen zu können. Der Zorn, den eigentlich der Mensch verdient hätte, entlud sich nun über Christus. Hier im Garten Gethsemane zitterte der geheimnisvolle Kelch in seinen Händen. Sch1 203 1 Jesus hatte oft mit seinen Jüngern in Gethsemane Zuflucht gesucht, um über alles nachzudenken und zu beten. Ihnen allen war dieser geweihte Zufluchtsort wohlvertraut. Selbst Judas wußte, wohin er die mordlustige Schar zu führen hatte, um ihnen Jesus auszuliefern. Nie zuvor hatte der Heiland diese Stätte mit einem so leiderfüllten Herzen aufgesucht. Es war kein körperlicher Schmerz, der den Sohn Gottes erbeben ließ, so daß in Gegenwart seiner Jünger diese traurigen Worte von seinen Lippen kamen: "Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet mit mir!" Matthäus 26.38. Sch1 203 2 Er entfernte sich ein wenig von seinen Jüngern, so daß sie ihn noch hören konnten, fiel nieder auf sein Angesicht und betete. Seine Seele rang mit dem Tode, und er bat: "Mein Vater, ist s möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!" Matthäus 26,39. Die Sünden einer verlorenen Welt lasteten auf ihm mit drückender Schwere. Das Gefühl gottväterlichen Zorns, als Folge der Sünde, zerriß sein Herz mit heftigen Todesqualen und trieb große Blutstropfen auf seine Stirn, die seine bleichen Wangen hinabrollten, auf den Boden fielen und die Erde feuchteten. Wachet und betet! Sch1 203 3 Als Jesus sich wieder erhoben hatte, und zu seinen Jüngern kam, fand er sie schlafend und sprach zu Petrus: "Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach." Matthäus 26,40.41. Im bedeutungsvollsten Augenblick, nachdem Jesus an sie die besondere Bitte gerichtet hatte, mit ihm zu wachen, fand er seine Jünger schlafend. Er wüßte, daß ihnen schwere Kämpfe und furchtbare Versuchungen bevorstanden. Er hatte sie mit sich genommen, damit sie ihn in seinem Ringen stärken könnten. Die Ereignisse, deren Zeugen sie in jener Nacht wurden, und die Stunden der Unterweisung, die ihrer warteten, sollten sich ihrem Gedächtnis unauslöschlich einprägen. All diese Erlebnisse waren erforderlich, um ihren Glauben an ihren Herrn für die ihnen unmittelbar bevorstehende Prüfung zu stärken. Sch1 204 1 Sie brachen unter der Last ihres Kummers zusammen und schliefen ein, statt mit Christus zu wachen. Selbst der übereifrige Petrus schlief ein, obwohl er noch vor wenigen Stunden erklärt hatte, nicht nur leiden, sondern, wenn nötig, auch mit seinem Herrn sterben zu wollen. Im entscheidenden Augenblick, als der Sohn Gottes ihrer Anteilnahme und ihrer innigen Gebete bedurfte, wurden sie schlafend gefunden. Sie haben dadurch viel eingebüßt. Unser Heiland beabsichtigte, sie für die schwere Glaubensprüfung zu stärken, die ihnen bald bevorstand. Hätten die Jünger jene trauererfüllten Stunden damit zugebracht, mit dem Heiland zu wachen und zu Gott zu beten, wäre Petrus nie seiner Schwachheit erlegen und in Versuchung geraten, den Herrn im Augenblick der Prüfung zu verleugnen. Sch1 204 2 Der Sohn Gottes ging zum andernmal wieder hin, betete und sprach: "Mein Vater, ist's nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille!" Matthäus 26,42. Und wieder kam er zu seinen Jüngern und fand sie abermals schlafend. Ihre Augen waren voll Schlafs. In diesen schlafenden Jüngern sieht Christus das Sinnbild einer schlafenden Gemeinde, wenn die Zeit der Heimsuchung Gottes naht. Es wird eine Zeit voll Wolken und tiefster Finsternis sein, und es bedeutet höchste Gefahr, dann zu schlafen. Sch1 204 3 Jesus hinterließ uns diese Warnung: "So wachet nun (denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens), auf daß er nicht schnell komme und finde euch schlafend." Markus 13,35.36. Von der Gemeinde Gottes wird erwartet, daß sie auch in der Nacht auf der Hut ist, ganz gleich, ob Gefahr droht oder ob die Nacht lang oder kurz sein wird. Trübsal ist keine Entschuldigung für sie, weniger wachsam zu sein. Sie darf auch nicht zu Gleichgültigkeit führen, sondern muß die Wachsamkeit verdoppeln. Christus hat die Gemeinde durch sein Beispiel auf die Quelle ihrer Kraft in Zeiten der Not, der Bedrängnis und Gefahr hingewiesen. Ständige Wachsamkeit ist tatsächlich das Kennzeichen der Gemeinde als des Volkes Gottes. Durch dieses Merkmal unterscheiden sich die Wartenden von der Welt und zeigen, daß sie hier auf Erden Gäste und Fremdlinge sind. Sch1 205 1 Abermals wandte sich der Heiland traurig von seinen schlafenden Jüngern ab, betete zum dritten Male mit denselben Worten. Dann kam er zu ihnen und sprach: "Ach wollt ihr nun schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist hier, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird." Matthäus 26,45. Wie grausam handelten die Jünger, als sie schliefen und ihre Augen und Sinne verschlossen, während ihr Meister unaussprechliche seelische Qualen litt! Wären sie wachsam geblieben, hätten sie ihren Glauben nicht verloren, als sie den Sohn Gottes am Kreuz sterben sahen. Sch1 205 2 Seelische Kämpfe und aufrichtige Gebete, die ihnen Kraft verliehen hätten, das unsägliche Todesringen des Sohnes Gottes mitzuerleben, hätten diese bedeutsame Nachtwache auszeichnen müssen. Sie wären damit auch vorbereitet gewesen, angesichts seiner Leiden am Kreuz etwas von dem Wesen der übermächtigen Qual zu verstehen, die er im Garten Gethsemane zu erleiden hatte. Außerdem hätten sie sich die Worte, die er hinsichtlich seiner Leiden, seines Todes und seiner Auferstehung gesprochen hatte, viel besser ins Gedächtnis zurückrufen können. Im Zwielicht der Versuchungsstunde würden dann sicher einige Hoffnungsstrahlen die Finsternis erhellt und ihren Glauben erhalten haben. Sch1 205 3 Christus hatte ihnen vorausgesagt, daß diese Ereignisse geschehen würden, doch sie verstanden ihn nicht. Der Schauplatz seiner Leiden sollte für seine Jünger zur Feuerprobe werden daher ergab sich für sie auch die Notwendigkeit, wachsam zu sein und zu beten. Ihr Glaube bedurfte der Stärkung durch eine unsichtbare Kraft, da sie den Sieg der Mächte der Finsternis erleben sollten. Die unsägliche Qual Christi Sch1 206 1 Wir können uns nur eine schwache Vorstellung von dem unsagbaren Leiden des Gottessohnes in Gethsemane machen, als er sich von seinem Vater getrennt sah, weil er die Sünden der Menschheit auf sich genommen hatte. Er wurde für die gefallene Menschheit zur Sünde. Das Gefühl, daß sich die Liebe seines Vaters von ihm zurückgezogen hatte, ließ seine geängstete Seele diese traurigen Worte ausstoßen: "Meine Seele ist betrübt bis an den Tod ... Ist's möglich, so gehe dieser Kelch von mir." Dann fügte er in völliger Unterwerfung unter den Willen seines Vaters hinzu: "Doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!" Matthäus 26,38.39. Sch1 206 2 Der Sohn Gottes war der Ohnmacht, dem Tode nahe. Der Vater sandte einen seiner Boten, um den göttlichen Dulder zu stärken und zu kräftigen, damit er den blutbefleckten Weg gehen konnte. Die Menschen verständen besser, warum Gott die Sünde so verdammt, wenn sie die Bestürzung und die Trauer der Engelheere gesehen hätten, die in stillem Schmerz zusahen, als der Vater die Strahlen seines Lichtes, seiner Liebe und seiner Herrlichkeit von seinem eingeborenen Sohn nahm. Das Schwert der Gerechtigkeit erhob sich nun gegen seinen Sohn. Durch einen Kuß wurde er seinen Feinden ausgeliefert, die mit ihm zu einem irdischen Gerichtshof eilten, damit er von sündigen Sterblichen verspottet und zum Tode verurteilt würde. Dort wurde der glorreiche Sohn Gottes "um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen". Jesaja 53,5. Er ertrug Beschimpfungen, Spott und schändliche Schmähungen, weil "nicht mehr einem Manne ähnlich war sein Aussehen und seine Gestalt nicht mehr wie die der Menschenkinder". Jesaja 52,14 (Menge). Unergründliche Liebe Sch1 206 3 Wer kann die Liebe begreifen, die sich hier offenbart! Mit Verwunderung und Sorge blickten die Engelscharen auf ihn, der einst König des Himmels gewesen war und die Krone der Herrlichkeit getragen hatte, wie er nun die Dornenkrone trug -- ein Blutopfer, dem Toben eines rasenden Pöbels, der durch Satans Zorn zu irrer Wut angefeuert wurde, schutzlos preisgegeben. Schaut auf den geduldig leidenden Erlöser! Auf seinem Haupt trägt er die Dornenkrone. Sein Herzblut fließt aus jeder verletzten Ader. Und all das als Folge der Sünde! Nichts als ewige Erlöserliebe, die uns immer ein Geheimnis bleiben wird, konnte Christus veranlassen, seine Ehre und die Herrlichkeit des Himmels aufzugeben und in eine sündige Welt zu kommen, um von denen, die er erlösen wollte, verachtet, geschmäht und verstoßen zu werden und schließlich am Kreuz zu sterben. Sch1 207 1 Staunet, ihr Himmel, und wundere dich, du Erde! Schaut den Bedränger und den Bedrängten! Eine unübersehbare Menge umgab den Heiland der Welt. Hohn und Spott vermischten sich mit gemeinen Gotteslästerungen. Über seine niedrige Geburt und sein bescheidenes Leben wurde von gefühllosen Kreaturen gesprochen, und über seinen Anspruch, der Sohn Gottes zu sein, lachten die Hohenpriester und Ältesten. Gemeine Witze und beleidigende Spottreden gingen von Mund zu Mund. Satan beherrschte vollkommen die Gemüter seiner Diener. Um seine Wirksamkeit richtig zur Geltung zu bringen, begann er bei den Höhenpriestern und Ältesten und erfüllte sie mit religiöser Raserei. Sie wurden von dem gleichen satanischen Geist angetrieben, der auch die verkommensten und gefühllosesten Subjekte mit fortreißt. Die verderbte Einmütigkeit ihrer Gefühle verband sie alle, angefangen von den scheinheiligen Priestern und Ältesten bis hinunter zu den Allerniedrigsten. Christus, der eingeborene Sohn Gottes, wurde hinausgeführt und das Kreuz auf seine Schultern gelegt. Das aus seinen Wunden fließende Blut kennzeichnete seinen Weg. Von einer gewaltigen Menge erbitterter Feinde und gefühlloser Neugieriger umdrängt, wurde er zur Kreuzigung geführt. "Da er gestraft und gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut." Jesaja 53,7. Am Kreuz Sch1 207 2 Seine besorgten Jünger folgten ihm von ferne, hinter der mordlustigen Menge zurückbleibend. Er wurde ans Kreuz genagelt und hing nun zwischen Himmel und Erde. Ihre Herzen zerbrachen vor Schmerzen, als ihr geliebter Meister wie ein Verbrecher zu leiden hatte. Unmittelbar am Kreuz standen die verblendeten, scheinheiligen und ungläubigen Priester und Ältesten. Sie schmähten, spotteten und höhnten: "Der du den Tempel Gottes zerbrichst und baust ihn in drei Tagen, hilf dir selber! Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz! Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sein samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: Andern hat er geholfen, und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, hat er Lust zu ihm; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn." Matthäus 27,40-43. Sch1 208 1 Kein Wort der Klage kam von den Lippen Jesu. Ja, während sich die Nägel immer tiefer in seine Hände bohrten und der Todesschweiß aus seinen Poren drang, beteten die bleichen, zuckenden Lippen des unschuldig Leidenden für seine Mörder: "Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!" Lukas 23,34. Der ganze Himmel blickte mit tiefer Anteilnahme auf dieses Geschehen herab. Der herrliche Erlöser einer verlorenen Welt nahm die Strafe für die Übertretung des göttlichen Gesetzes durch die Menschen auf sich. Er war im Begriff, sein Volk mit seinem eigenen Blut loszukaufen und damit den Anspruch des heiligen Gesetzes Gottes zu begleichen. Dies war das Mittel, wodurch schließlich die Macht der Sünde, die Gewalt Satans und seiner Engelscharen gebrochen wurde. Sch1 208 2 Oh, gab es je Leiden und Schmerzen gleich denen, die der sterbende Heiland ertrug? Das Gefühl des Unwillens Gottes ließ ihm den Kelch so bitter werden. Nicht körperlicher Schmerz setzte dem Leben Christi am Kreuz ein so schnelles Ende, sondern es war die erdrückende Last der Sünden der Welt und sein Wissen um den Zorn seines Vaters. Die Herrlichkeit des Vaters und dessen stärkende Gegenwart waren von ihm gewichen. Das Gefühl der Verzweiflung lastete dunkel und schwer auf ihm. Seinen bleichen und zitternden Lippen entrang sich der qualvolle Schrei: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Matthäus 27,46. Sch1 208 3 Jesus erschuf gemeinsam mit seinem Vater die Welt. Angesichts der Todesqualen des Sohnes Gottes blieben nur verblendete und irregeführte Menschen gefühllos. Die Hohenpriester und Ältesten schmähten den eingeborenen Sohn Gottes während seines letzten Ringens. Dennoch nahm selbst die unbelebte Natur an dem Schicksal ihres sterbenden Schöpfers Anteil. Die Erde zitterte, die Sonne verlor ihren Schein und der Himmel ward finster. Die Engel waren Zeugen der Leidensszene, bis sie nicht mehr länger hinschauen konnten und ihr Antlitz von dem schrecklichen Geschehen abwandten. Christus starb! Er verzagte! Die zustimmende Gunst des Vaters war geschwunden; und die Engel durften den Bann dieser furchtbaren Stunde nicht lösen. Ihnen blieb nur, in Bewunderung auf ihren geliebten Herrn, den König des Himmels, zu schauen, der die Strafe für die Übertretung des Gesetzes durch die gefallene Menschheit, dem Willen seines Vaters folgend, auf sich genommen hatte. In Leidenstiefen Sch1 209 1 Sogar Zweifel überfielen den mit dem Tode ringenden Sohn Gottes; denn er vermochte nicht, durch die Pforten des Grabes hindurchzuschauen. Keine strahlende Hoffnung sagte ihm, daß er als Sieger aus dem Grabe hervorgehen und daß sein Opfer von seinem Vater angenommen würde. Die Sünde der Welt wurde von Gottes Sohn in all ihrer Schrecklichkeit aufs tiefste empfunden. Die einzige Erkenntnis, die ihn in dieser unbegreiflichen Finsternis durchdrang, war das Mißfallen des Vaters an der Sünde und deren Vergeltung durch den Tod. Ihn erfaßte die Befürchtung, sein Vater könnte die Sünde so sehr verurteilen, daß er sich mit seinem Sohn nicht aussöhnen würde. Der versuchliche Gedanke, daß sein Vater ihn für immer verlassen haben könnte, ließ ihn am Kreuz jenen durchdringenden Schrei ausstoßen: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Matthäus 27,46. Sch1 209 2 In vielem empfand Christus genauso wie die Sünder, wenn die Schalen des göttlichen Zorns über sie ausgegossen werden. Gleich einem Mantel des Todes wird sie dumpfe Verzweiflung umhüllen, und sie werden dann das vollste Ausmaß der Verworfenheit der Sünde erkennen. Durch das Leiden und Sterben des Sohnes Gottes wurde für sie die Erlösung erkauft. Sie könnten das Heil empfangen, wenn sie es gern und freudig annehmen würden; doch wird keiner von ihnen gezwungen, dem Gesetz Gottes gehorsam zu sein. Wenn sie den himmlischen Segen zurückweisen und die Vergnügungen und den Betrug der Sünde wählen, haben sie sich schon entschieden und erhalten am Ende ihren Lohn. Sie werden den Zorn Gottes verspüren und den ewigen Tod erleiden. Für immer sind sie dann von der Gegenwart Jesu getrennt, dessen unermeßliches Opfer sie geringschätzten. Um zeitweiliger Vergnügungen willen haben sie ein Leben der Glückseligkeit und die ewige Herrlichkeit dahingegeben. Sch1 210 1 Während des Todesringens Christi schwankten Glaube und Hoffnung, weil Gott die seinem Sohn gegebene vormalige Zusicherung seines Wohlgefallens und seiner Gunst zurückzog. Der Heiland der Welt stützte sich alsdann auf die Zeugnisse, die ihn gestärkt hatten, solange sein Vater seine Werke annahm und sie mit Wohlgefallen betrachtete. In seinem Todeskampf, in der Hingabe seines kostbaren Lebens konnte er allein durch den Glauben seinem Vater vertrauen, dem er stets freudig Gehorsam gezollt hatte. Weder zur Rechten noch zur Linken wurde er durch helle, lichte Hoffnungsstrahlen aufgemuntert. Alles war von bedrückender Schwermut umgeben. Inmitten der schrecklichen Finsternis, die selbst von der mitempfindenden Natur wahrgenommen wurde, leerte der Erlöser den geheimnisvollen Kelch bis auf den Grund; entsagte sogar der herrlichen Hoffnung und dem klaren Vertrauen auf den Sieg, der ihm verheißen war, und rief mit lauter Stimme: "Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!" Lukas 23,46. Er kannte den Charakter seines Vaters, kannte seine Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und seine große Liebe. Demütig vertraute er ihm. Während die ganze Schöpfung sich in heftigen Fieberschauern schüttelte, vernahmen die verwunderten Zuschauer die an den Vater gerichteten Sterbeworte des Gekreuzigten auf Golgatha. Sch1 210 2 Die Natur nahm an dem Leiden ihres Schöpfers Anteil. Die bebende Erde und die zerrissenen Felsen verkündeten, daß der Sterbende Gottes Sohn war. Ein mächtiges Erdbeben ließ die Erde erzittern. Der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke. Entsetzen erfaßte Henker und Zuschauer als sich die Sonne in Dunkel hüllte, als die Erde unter ihnen erbebte und die Felsen zerrissen. Das Schmähen und Spotten der Hohenpriester und Ältesten verstummte, als Christus seinen Geist in die Hände des Vaters befahl. Die bestürzte Menge zog sich zurück und tappte in der Finsternis ihren Weg zur Stadt. Unterwegs schlugen sie sich an die Brust, und noch von Entsetzen gepackt, sprachen sie nur flüsternd miteinander: "Ein Unschuldiger ist hingerichtet worden. Was soll werden, wenn er wirklich Gottes Sohn ist, wie er behauptete?" "Es ist vollbracht!" Sch1 211 1 Jesus gab sein Leben nicht eher hin, bis er das Werk, zu dem er gekommen war, vollendet hatte und mit dem letzten Atemzug ausrufen konnte: "Es ist vollbracht!" Johannes 19,30. In diesem Augenblick war die Macht Satans überwunden. Er wußte, daß sein Reich verloren war. Die Engel triumphierten, als die Worte fielen: "Es ist vollbracht!" Der große Erlösungsplan war mit dem Kreuzesopfer Christi insoweit durchgeführt. Es herrschte Freude im Himmel, daß die Nachkommen Adams durch ein Leben des Gehorsams endlich zum Throne Gottes erhoben werden konnten. Wie groß und wunderbar war diese Liebe, die den Sohn Gottes dahingab, damit wir mit Gott ausgesöhnt werden und zu einem Leben mit ihm in den Wohnungen der Herrlichkeit emporsteigen können. Was ist der Mensch, daß für seine Erlösung solch ein Preis bezahlt werden mußte! Sch1 211 2 Sobald die Menschen der Größe des Opfers, das von dem König des Himmels für uns Irdische dargebracht wurde, ein tieferes Verständnis entgegenbringen, wird der Erlösungsplan verherrlicht werden. Eine Versenkung in das Golgathageschehen ruft dann in den Herzen der Christen zärtliche, heilige und lebendige Regungen wach. Mit Herz und Mund verherrlichen sie Gott und das Lamm. Stolz und Hochmut können nicht in Herzen gedeihen, die das Geschehen von Golgatha stets in ihrem Gedächtnis behalten. Sch1 211 3 All denen, die den unermeßlich hohen Preis für die Erlösung der Menschheit, das teure Blut des geliebten Sohnes Gottes, recht schätzen, wird diese Welt nur wenig bedeuten. Alle Reichtümer der Welt genügen nicht, um eine untergehende Seele zu erretten. Wer kann die Liebe Christi ermessen, die er einer verlorenen Welt entgegenbrachte, als er am Kreuz hing und für die Sünden schuldiger Menschen litt? Diese Liebe war wirklich unermeßlich und unendlich. Liebe ist stärker als der Tod Sch1 212 1 Christus hat bewiesen, daß seine Liebe stärker war als der Tod. Er erlöste die Menschheit. Obwohl er mit den Mächten der Finsternis gewaltig rang, wurde seine Liebe immer stärker. Er ertrug es, daß sich das Antlitz seines Vaters vor ihm verbarg, bis er mit kummervollem Herzen ausrief: "Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen?" Matthäus 27,46. Seine Macht brachte Erlösung. Der Preis für die Erlösung der Menschheit wurde bezahlt, als er am Ende seines Ringens die Worte sprach, die in der ganzen Schöpfung widerzuklingen scheinen: "Es ist vollbracht!" Sch1 212 2 Viele von denen, die Christen sein wollen, werden durch weltliche Unternehmungen angeregt, und ihr Interesse wird für neue und aufreizende Vergnügungen geweckt, während sie dem Werke Gottes gleichgültig und teilnahmslos gegenüberstehen. Hier aber liegt eine Aufgabe, die wichtig genug ist, um dich dafür zu begeistern; denn Ewigkeitswerte stehen dabei auf dem Spiel. Bei dieser Aufgabe ist es geradezu eine Sünde, ruhig und unbeteiligt zu bleiben. Das Geschehen auf Golgatha ruft tiefste innere Bewegung hervor. Nur wenn du hiervon ganz erfüllt bist, wird dir verziehen werden. Unsere Gedanken und Vorstellungen können niemals völlig verstehen, daß Christus, der unschuldig war, einen so qualvollen Tod erleiden und die Sündenlast der Welt tragen mußte. Nie und nimmer werden wir die Länge, Breite, Höhe und Tiefe dieser wunderbaren Liebe ergründen können. Die unvergleichliche Liebe des Heilandes sollte unsere Gedanken ganz in Anspruch nehmen, unser Herz anrühren und erweichen, unsere Neigungen läutern und veredeln und unser ganzes Wesen völlig umgestalten. Nichts anderes meint der Apostel, wenn er sagt: "Denn ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, als allein Jesum Christum, den Gekreuzigten." 1.Korinther 2,2. Laßt auch uns unentwegt nach Golgatha blicken und in den Ruf einstimmen: "Es sei aber ferne von mir, mich zu rühmen, denn allein von dem Kreuz unsers Herrn Jesu Christi, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt." Galater 6,14. Sch1 212 3 Was wird in Anbetracht des unvorstellbaren Preises, für den die Erlösung erkauft wurde, das Schicksal derer sein, die dieses Heil geringachten? Welche Strafe werden die empfangen, die sich Christi Nachfolger nennen und doch unterlassen, sich in demütigem Gehorsam den Forderungen ihres Heilandes zu beugen, die nicht als gehorsame Jünger Christi das Kreuz auf sich nehmen und ihm von der Krippe bis nach Golgatha folgen? "Wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut", spricht Christus. Matthäus 12,30. Mangelhafte Ansichten über die Versöhnung Sch1 213 1 Manche besitzen nur eine sehr enge Auffassung von der Versöhnung. Sie glauben, daß Christus nur einen geringen Teil der Strafe des Gesetzes Gottes erduldete. Weiterhin behaupten sie, daß er in all seinen qualvollen Leiden die Gewißheit der väterlichen Liebe und der Annahme seines Opfers besessen hätte, während der Zorn Gottes über ihm war; die Pforten des Grabes wären vor ihm mit lichter Hoffnung erleuchtet gewesen, und er hätte die bleibende Gewißheit seiner zukünftigen Herrlichkeit in sich getragen. Hierin liegt ein schweres Mißverständnis. Das Mißfallen seines Vaters verursachte Christus die bitterste Qual. Aus diesem Grunde war sein seelischer Kampf von solcher Heftigkeit, daß wir Menschen uns davon nur eine schwache Vorstellung machen können. Sch1 213 2 Bei vielen erweckt der Bericht von der Menschwerdung, von der Erniedrigung und von dem Opfer unseres göttlichen Herrn weder tiefere Anteilnahme noch berührt er das Herz und beeinflußt das Leben mehr, als die Schilderungen vom Tode der christlichen Märtyrer. Gewiß haben viele den Tod durch Folterung, andere durch Kreuzigung erlitten. Worin unterscheidet sich aber der Tod des geliebten Sohnes Gottes von diesen? Es ist wahr, er starb am Kreuz eines sehr qualvollen Todes, doch andere haben um seinetwillen das gleiche erduldet, soweit es körperliche Qualen betrifft. Warum litt Christus mehr als andere Menschen, die um seinetwillen ihr Leben hingegeben haben? Wenn die Leiden Christi nur aus körperlichem Schmerz bestanden hätten, dann wäre sein Tod nicht schmerzhafter gewesen als der vieler Märtyrer. Sch1 213 3 Körperliche Schmerzen jedoch waren in dem Todeskampf des eingeborenen Sohnes Gottes nur von geringer Bedeutung. Die Sünden der Welt lasteten ebenso auf ihm wie der Zorn Gottes, als er die Strafe für die Übertretungen des Gesetzes erlitt. Dies beugte seine göttliche Seele nieder. Verzweiflung überkam ihn, weil sein Vater das Angesicht vor ihm verbarg und er sich von ihm verlassen wähnte. Die weite Kluft, die die Sünde zwischen Gott und Mensch hervorgerufen hatte, wurde von dem unschuldig Gekreuzigten von Golgatha in aller Klarheit empfunden. Er würde von den Mächten der Finsternis bedrängt. Es gab für ihn nicht einen einzigen Hoffnungsstrahl, der die Zukunft erhellt hätte. Er kämpfte gegen die Macht Satans, der erklärte, Christus in seiner Gewalt zu haben und dem Sohne Gottes an Stärke überlegen zu sein. Ebenso behauptete er, daß Gott seinen Sohn verstoßen habe und dieser nun, gleichwie auch er, nicht mehr das Wohlgefallen Gottes besitze. Warum mußte er sterben, wenn er wirklich noch unter der Obhut Gottes stand? Gott konnte ihn ja vom Tode erretten! Sch1 214 1 Christus gab seinem Peiniger nicht im geringsten nach, selbst nicht während seiner heftigsten Schmerzen. Legionen böser Engel umlagerten den Sohn Gottes; dennoch wurde den heiligen Engeln nicht gestattet, deren Reihen zu durchbrechen und sich mit dem höhnenden und schmähenden Feind in einen Kampf einzulassen. Sie durften der ringenden Seele des Sohnes Gottes nicht helfen. In dieser schrecklichen Stunde der Finsternis, als ihm das Angesicht seines Vaters verborgen war, als ihn Legionen böser Engel umgaben und die Sündenlast der Welt auf ihm lag, da geschah es, daß sich seinen Lippen die Worte entrangen: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Matthäus 27,46. Der Maßstab für den Wert der Seele Sch1 214 2 Der Tod der Märtyrer hält keinem Vergleich stand mit den Todesqualen, die der Sohn Gottes erdulden mußte. Unser Wissen vom Leben, Leiden und Sterben des eingeborenen Sohnes Gottes muß viel umfassender und tiefgreifender werden. Erst wenn wir die Bedeutung des Versöhnungswerkes voll erfaßt haben, werden wir den unermeßlichen Wert des Seelenheils erkennen. Im Verhältnis zum ewigen Leben sinkt jede andere Angelegenheit zur Bedeutungslosigkeit herab. Doch wie wenig wurden die Absichten unseres gütigen Heilandes geachtet! Die Herzen der Menschen haben sich der Welt zugewandt. Selbstsüchtige Interessen verschließen dem Sohn Gottes die Türen. Hohle Heuchelei und eitler Stolz, Egoismus und Habsucht, Neid, Bosheit und Begierden erfüllen die Herzen vieler Menschen so sehr, daß für Christus kein Raum mehr darin bleibt. Sch1 215 1 Er war unendlich reich und wurde um unsertwillen arm, auf daß wir durch seine Armut reich würden. Licht und Herrlichkeit waren sein Gewand; himmlische Heerscharen umgaben ihn, seiner Befehle harrend. Dennoch nahm er unsere menschliche Natur an und kam auf diese Erde, um unter sündigen Sterblichen zu verweilen. Für die Größe dieser Liebe gibt es keine Worte; sie übertrifft alle Erkenntnis. Groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit! Unsere Herzen sollten von der Liebe des Vaters und des Sohnes belebt, geadelt und hoch erfreut sein. Für die Nachfolger Christi gilt es, schon hier zu lernen, jene geheimnisvolle Liebe in einem gewissen Ausmaß als Vorbereitung auf die Vereinigung mit allen Erlösten widerzuspiegeln, indem sie "Lob und Ehre und Preis und Gewalt" dem beimessen, "der auf dem Stuhl sitzt, und dem Lamm ... von Ewigkeit zu Ewigkeit." Offenbarung 5,13. Sch1 215 2 Christus gab sich selbst als Sühnopfer für die Rettung einer verlorenen Welt. Er wurde behandelt, wie wir es verdient haben, damit wir behandelt werden, wie er es verdient. Er wurde um unserer Sünde willen, an der er keinen Anteil hatte, verdammt, damit wir durch seine Gerechtigkeit, auf die wir kein Anrecht haben, gerechtfertigt würden. Er erlitt unseren Tod, damit wir sein Leben empfingen. "Durch seine Wunden sind wir geheilt." Jesaja 53,5. Testimonies for the Church VIII, 208.209 (1904). Sch1 215 3 Am liebsten sprach Christus von dem Wesen und von der unausschöpflichen Liebe Gottes. Diese Gotteserkenntnis war sein persönliches Geschenk an die Menschheit. Er hat es seinen Kindern anvertraut, damit alle Welt es erfahre. Testimonies for the Church VI, 55 (1900). ------------------------Kapitel 43: Christlicher Eifer Sch1 216 1 Es gibt einen geräuschvollen Eifer ohne Sinn und Ziel, der unverständig, blind in seinen Handlungen und zerstörend in seinen Folgen ist. Das ist kein christlicher Eifer! Christlicher Eifer handelt nach bestimmten Grundsätzen und tritt nicht sprunghaft auf. Er ist ernsthaft, tief und stark, erfaßt den ganzen Menschen und weckt die sittlichen Fähigkeiten. Die Seelenrettung und das Ansehen des Reiches Gottes sind Dinge von höchster Wichtigkeit. Was erfordert größeren Eifer als die Seelenrettung oder die Herrlichkeit Gottes? Hierin liegen Erwägungen, die nicht leicht genommen werden dürfen. Sie sind so schwerwiegend wie die Ewigkeit selbst, denn unser ewiges Schicksal steht dabei auf dem Spiel. Männer und Frauen haben sich für Wohl oder Wehe zu entscheiden. Christlicher Eifer erschöpft sich nicht in Reden, sondern fühlt und handelt mit Mut und Tatkraft. Dennoch geschieht das nicht, um damit vor anderen zu glänzen. Bescheidenheit sei eine Zierde jeder Bemühung und jeder Tätigkeit. Christlicher Eifer führt zu ernstem Gebet, tiefer Demut und zu Gewissenhaftigkeit in den häuslichen Pflichten. Liebe und Güte, Wohlwollen und Barmherzigkeit, die immer Früchte christlichen Eifers sind, werden dann Träger des Familienlebens sein ... Sch1 216 2 Wie wertvoll ist jede einzelne Seele! Doch nur wenige sind bereit, Opfer zu bringen, um diese Seelen zur Erkenntnis Christi zu führen. Es wird um gefährdete Menschen viel geredet und ihnen scheinbare Liebe entgegengebracht, aber Reden ist billig. Ernster christlicher Eifer ist notwendig, ein Eifer, der sich dadurch beweist, daß etwas Positives geschieht. Jeder muß nun an sich selbst arbeiten, und wer Christus im Herzen trägt, wird sich auch vor anderen Menschen zu ihm bekennen. Ein Mensch, der ein Kind Gottes geworden ist, kann ebensowenig daran gehindert werden, Christus zu bekennen, wie man den Niagarafall aufhalten kann, in die Tiefe zu stürzen. ------------------------Kapitel 44: Die Verantwortlichkeit der Jugend Sch1 217 1 Wenn unsere Jugendlichen nur erkennen würden, wieviel Gutes sie leisten könnten, sobald sie Gott zu ihrer Stärke und Weisheit erheben! Sie beschritten dann nicht mehr den Weg sorgloser Gleichgültigkeit und ließen sich auch nicht länger von gottlosen Menschen beherrschen. Statt sich der persönlichen Verantwortung bewußt zu sein und sich um das Wohl anderer zu bemühen und sie zur Rechtschaffenheit anzuleiten, geben sie sich unbekümmert ihren Vergnügungen hin. Indem ihr Dasein dem ziellosen Leben der Schmetterlinge gleicht, erweisen sie sich als unnütze Glieder der Gesellschaft. Junge Menschen kennen vielleicht die Wahrheit und bezweifeln sie nicht, aber sie leben nicht danach, so daß ihr Glaube tot ist an sich selber. Jakobus 2,17. Ihre Herzen sind nicht so davon erfaßt, daß ihre Lebensweise und ihr Charakter in Gottes Augen dadurch gewandelt wären. Sie sind genauso weit entfernt, seinem Willen zu folgen, wie die Ungläubigen. Ihre Herzen haben keine Gemeinschaft mit Gott, und sie stehen ihm feindlich gegenüber. Wer Vergnügungen nachläuft und sich in Gesellschaft vergnügungssüchtiger Menschen wohlfühlt, scheut sich vor Gottesdiensten und religiösen Versammlungen. Ob der Meister wohl zu diesen jungen Menschen, die sich auch Christen nennen, sagen wird: Ei, ihr frommen und getreuen Knechte, wenn sie nicht fromm und treu sind? Sch1 217 2 Unsere Jugend ist großen Gefahren ausgesetzt. Vor allem übt ihre Unterhaltungslektüre einen schlechten Einfluß aus. Außerdem geht dabei viel Zeit verloren, die nutzbringender verwendet werden sollte. Viele versäumen sogar den Schlaf, um irgendeine alberne Liebesgeschichte zu Ende zu lesen. Die Welt ist von Romanen jeder Art förmlich überflutet. Nicht alle Bücher sind unbedingt gefährlich. Manche sind unsittlich in ihrem Inhalt und wenden sich an niedrigste Instinkte; andere wieder strahlen eine etwas günstigere Wirkung aus. Aber nachteilig sind sie der Entwicklung des Jugendlichen in jedem Fall. Wenn sich doch die jungen Menschen einmal vor Augen hielten, welchen Einfluß diese aufreizenden Romane auf ihr seelisches Verhalten ausüben. Könnt ihr denn nach solch einer Lektüre das Wort Gottes aufschlagen und die Worte des Lebens mit irgendeinem Nutzen lesen? Findet ihr die Heilige Schrift nicht uninteressant? Der Reiz jener Liebesgeschichten hat eure Sinne gefangengenommen und euer normales Verhalten gestört, so daß es euch unmöglich geworden ist, euch auf die ernsten und bedeutsamen Wahrheiten zu konzentrieren, die euer ewiges Schicksal betreffen. Ihr versündigt euch an euren Eltern, wenn ihr die Zeit, die ihnen gehört, für solch einen armseligen Zweck hingebt, und ihr versündigt euch an Gott, weil ihr die Zeit mißbraucht, die ihm gewidmet sein sollte. Sch1 218 1 Es gehörte zu den Aufgaben der Jugend, mit allem Ernst ihren Mann zu stehen. Leichtsinn, Scherz und Ausgelassenheit führen zu seelischer Armut und zum Verlust des göttlichen Wohlgefallens. Viele von euch meinen, daß sie auf andere keinen schlechten Einfluß ausüben und fühlen darin eine gewisse Genugtuung. Wirkt ihr aber zum Wohle anderer Menschen? Bemüht ihr euch durch Wort und Tat, andere zu Christus zu führen oder, wenn sie sich zu ihm bekennen, sie in ein noch engeres Verhältnis zu ihm zu bringen? Sch1 218 2 Junge Menschen sollten ehrerbietig und gottesfürchtig sein. Sie können Gott nicht verherrlichen, es sei denn, sie streben ständig nach Vollendung ihres Wesens in Christus. Euer Handeln richte sich nach christlichen Tugenden! Weiht eurem Heiland eure besten und heiligsten Gefühle! Unterwerft euch seinem Willen in völligem Gehorsam! Weniger wird er nicht annehmen. Laßt euch in eurer Standhaftigkeit nicht durch den Hohn und Spott derer erschüttern, die nur nach eitlen Dingen trachten! Folgt eurem Heiland, ganz gleich, ob man euch Gutes oder Übles nachsagt achtet es für eitel Freude und eine heilige Ehre, das Kreuz Christi zu tragen! Jesus liebt euch, denn er starb auch für euch. Wenn ihr nicht danach strebt, ihm mit eurer ungeteilten Liebe zu dienen, wird es euch nicht gelingen, eure Heiligung in der Furcht Gottes zu vervollkommnen, und zuletzt werdet ihr das furchtbare Wort vernehmen müssen: "Weichet von mir ..." ------------------------Kapitel 45: Ein Geburtstagsbrief Mein Lieber Sohn! Sch1 219 1 Ich schreibe Dir dies zu Deinem neunzehnten Geburtstag. Wir haben uns gefreut, daß Du einige Wochen bei uns sein konntest. Du wirst uns nun verlassen, begleiten aber werden Dich unsere Gebete. Sch1 219 2 Heute vollendest Du wieder ein Lebensjahr. Bist Du mit allem zufrieden, wenn Du das vergangene Jahr an Dir vorüberziehen läßt? Bist Du im Glaubensleben gewachsen? Hast Du alle Selbstsucht samt den Lüsten und Begierden abgelegt? Hat Dein Interesse am Studium der Heiligen Schrift zugenommen? Hast Du Deine Gefühle und Deinen Eigensinn entscheidend bezwingen können? Wie ist das Ergebnis des vergangenen Lebensjahres, das nun der Ewigkeit angehört und nie mehr zurückkehren kann? Sch1 219 3 Wenn Du nun in ein neues Lebensjahr eintrittst, dann nimm Dir ernsthaft vor, in Deinem Leben nur vorwärts zu streben und aufwärts zu wandeln. Führe ein edleres und vortrefflicheres Leben als bisher! Setz Dir zum Ziel, weniger Deinen eigenen Interessen und Vergnügen nachzugehen als dem Fortschritt des Werkes Gottes zu dienen! Laß Dich nicht in eine Situation bringen, in der Du ständig Hilfe benötigst und in der andere auf Dich achten müssen, um Dich auf dem schmalen Pfad zu halten! Du solltest stark sein, um einen heiligenden Einfluß auf andere Menschen ausüben zu können. Dein Platz ist dort, wo sich Dein Herz angesprochen fühlt, anderen Gutes zu tun, die Traurigen zu trösten, die Hilflosen zu stärken und Dein Zeugnis für Christus abzulegen, sooft sich Gelegenheit dazu bietet. Ehre Gott in allen Dingen, immer und überall. Beweise Deinen Glauben in allen Lebenslagen. Sei gründlich in allem, was Du unternimmst! Sch1 219 4 Du hast die errettende Kraft Gottes nicht so erlebt, wie es hätte der Fall sein können, weil Du die Verherrlichung Christi nicht zum Hauptziel Deines Lebens gesetzt hast. Laß jedes Vorhaben, das Du planst, jede Arbeit, die Du aufnimmst, und jedes Vergnügen, dessen Du Dich erfreust, zur Ehre Gottes gereichen! Der Sinn Deines Lebens sei: O Gott, ich bin dein, um für dich zu leben, zu wirken und zu leiden. Sch1 219 5 Viele nennen sich wohl Nachfolger des Herrn; doch in Wirklichkeit liegt das Schwergewicht ihres Tun und Lassens auf Satans Seite. Wodurch können wir unterscheiden, wem wir angehören? Wer besitzt unser Herz? Bei wem verweilen unsere Gedanken? Worüber unterhalten wir uns am liebsten? Wem gelten unsere innigsten Gefühle und besten Kräfte? Wenn wir uns auf der Seite des Herrn befinden, begleiten ihn unsere Gedanken, und er allein wird zum Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns. Freundschaft mit der Welt kennen wir nicht. Alles, was wir sind und haben, ist ihm geweiht. Wir sehnen uns danach, seinem Bild ähnlich zu werden, seinen Geist zu atmen, seinen Willen zu tun und ihm in allen Dingen zu gefallen. Ein positiver Einfluß Sch1 220 1 Du solltest einen so entschiedenen Lebenswandel führen, daß sich niemand in Dir täuschen kann. Ohne Entschlossenheit ist es Dir nicht möglich, Deine Umwelt zu beeinflussen. Deine Entschlüsse mögen gut und aufrichtig sein, aber sie werden erfolglos bleiben, wenn Du Gott nicht zu Deiner Stärke erhebst und selbst mit unerschütterlicher Zielstrebigkeit vorangehst. Deine Aufgabe sei, Dein ganzes Herz dem Werk Gottes zuzuwenden und im christlichen Leben ernsthaft Erfahrungen zu sammeln. Folge dem beispielhaften Leben des Heilandes! Sch1 220 2 Du kannst nicht Gott und dem Mammon zu gleicher Zeit dienen. Entweder bist Du völlig auf der Seite des Herrn oder Du gehörst zu seinen Feinden. "Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut." Matthäus 12,30. Das religiöse Leben mancher Menschen endet als Fehlschlag, weil sie immer hin und her schwanken und sich nicht entscheiden können. Häufig sind sie schon überzeugt und nahezu bereit, Gott alles auszuliefern verlieren sie jedoch diese Bereitwilligkeit, fallen sie wieder zurück. Auf diese Weise verhärtet sich das Gewissen und wird gegenüber den Einwirkungen des Geistes Gottes immer unempfindlicher. Sein Geist, der uns warnte und überzeugte, wurde so lange mißachtet, bis er sich betrübt zurückzog. Gott läßt sich nicht spotten. Er zeigt uns deutlich unsere Aufgabe, und wenn wir versäumen, dem Licht zu folgen, wird es sich zurückziehen. Sch1 220 3 Gott fordert Dich auf, mit ihm in seinem Weinberg zu arbeiten. Beginne dort, wo Du Dich gerade befindest! Komm zum Kreuz und dort sage Dich los von aller Ichsucht, von der Welt und von jedem Abgott! Nimm Jesus ganz in Dein Herz auf! Es wird Dir nicht leicht fallen, die Hingabe zu bewahren und Einfluß auszuüben, der andere Menschen von Sünde, Vergnügen und Ausschweifung wegführt und sie auf den schmalen Weg bringt, der vom Herrn durch die Erlösung bereitet wurde, daß man darauf wandle. Sch1 221 1 Unterwirf Dich völlig dem Herrn; gib alles rückhaltlos hin, und trachte dann nach dem Frieden, welcher höher ist denn alle Vernunft. Nur wenn Du in Christus lebst, kannst Du von ihm Nahrung bekommen, sonst gleichst Du einer vertrockneten Rebe. Deine mangelnde Aufrichtigkeit und Frömmigkeit kommt Dir nicht zum Bewußtsein. Ernsthaft solltest Du nach dem Heiligen Geist streben und aufrichtig darum beten. Du kannst nicht den Segen Gottes erwarten, ohne danach zu trachten. Wenn Du alle Dir erreichbaren Mittel benutzen würdest, verspürtest Du ein Wachstum in der Gnade Gottes und könntest Dich zu einem Gott wohlgefälligeren Leben aufschwingen. Sch1 221 2 Es ist für Dich nicht selbstverständlich, geistliche Dinge zu lieben; doch Du kannst Dich dafür begeistern, wenn Du Dein Gemüt, die Kraft Deines Wesens, in dieser Richtung schulst. Dir fehlt die Tatkraft. Wahre Erziehung besteht darin, seine Fähigkeiten so einzusetzen, daß nützliche Ergebnisse erzielt werden. Warum vermag der Glaube unsere Aufmerksamkeit so wenig zu fesseln, während das weltliche Leben unsere Geistes- und Körperkräfte mit Beschlag belegt? Es kommt daher, weil die ganze Kraft unseres Seins in diese Richtung zielt. Wir haben uns so lange ernsthaft und nachdrücklich mit weltlichen Angelegenheiten beschäftigt, bis es uns nicht mehr schwerfiel, dieses Leben fortzusetzen. Aus diesem Grunde fällt es Christen leichter, ein weltliches Leben zu führen als ein frommes. Die Fähigkeiten sind daran gewöhnt worden, ihre Kraft auf diesem Gebiet anzuwenden. Im Glaubensleben hat man wohl den Wahrheiten aus Gottes Wort zugestimmt, doch fehlt es an der praktischen Durchführung dieser Wahrheiten im wirklichen Leben. Sch1 221 3 Man hat versäumt, Frömmigkeit und religiöses Gedankengut in die Erziehung einzubeziehen; denn sie sollten das ganze Wesen beeinflussen und beherrschen. Es fehlt die Gewohnheit, recht zu handeln. Hie und da ein Anlauf, ja, aber über göttliche Dinge bereitwillig und in natürlicher Weise nachzudenken, gehört nicht zum herrschenden Grundsatz ihres Wesens. Geistlich verkümmert Sch1 222 1 Es ist nicht nötig, geistlich zu verkümmern, wenn der Verstand fortgesetzt in geistlichen Dingen geübt wird. Jedoch dafür lediglich zu beten, kann den Erfordernissen eines solchen Falles niemals gerecht werden. Du mußt Deinen Geist daran gewöhnen, sich auch auf geistliche Dinge einzustellen, denn die Gewöhnung stärkt dieses Bestreben. Viele sogenannte Christen sind auf dem besten Wege, beide Welten zu verlieren. Halb Christ und halb Weltmensch zu sein, heißt, daß Du nur zum hundertsten Teil ein Christ bist; der Rest ist weltlich. Sch1 222 2 Gott fordert ein Leben aus dem Geist. Doch Tausende rufen: "Ich weiß nicht, was mit mir ist. Mir fehlt die geistliche Kraft, und ich besitze nicht den Geist Gottes." Die gleichen Menschen aber werden munter und gesprächig, ja sogar beredt, wenn sie von weltlichen Angelegenheiten erzählen. Hör ihnen jedoch einmal in der Versammlung zu; dort wissen sie nur ungefähr ein Dutzend Wörter mit kaum hörbarer Stimme zu sagen. Sie sind Weltmenschen geworden. Sie haben ihre weltlichen Neigungen so lange gepflegt, bis sich ihre Fähigkeiten auf diese Gebiete konzentrierten. In geistlichen Dingen aber erscheinen sie so hilflos wie Säuglinge, während man von ihnen erwartet, daß sie tüchtig und erfahren seien. Sie lieben es nicht, über das Geheimnis der Gottseligkeit nachzusinnen. Die Ausdrucksweise des Himmels ist ihnen unbekannt. Sie sind nicht vorbereitet, die himmlischen Chöre zu singen oder in die Huldigungen mit einzustimmen, die dort alle Herzen erfüllen. Sch1 222 3 Namenschristen, weltliche Christen sind mit himmlischen Dingen nicht vertraut. Sie werden niemals zu den Toren des neuen Jerusalem gebracht werden, um dort an Gottesdiensten teilzunehmen; denn auch bisher haben diese sie nicht sonderlich interessiert. Sie haben sich nicht daran gewöhnen können, an der Hingabe für Gott und an der Betrachtung göttlicher und himmlischer Dinge Gefallen zu finden. Wie sollte es dann möglich sein, daß sie sich an himmlischen Gottesdiensten beteiligen? Wie würden sie sich an geistlichen, reinen und heiligen Dingen im Himmel erfreuen können, wenn ihnen dies auf Erden keine besondere Freude bereitet? Dort herrscht wahre Reinheit. Aber dies alles ist ihnen fremd. Als sie noch ihren weltlichen Beschäftigungen nachgingen, wußten sie genau, woran sie sich zu halten hatten und was zu tun war. Durch ständige Gewohnheit nahmen die weniger wertvollen Fähigkeiten zu, während die wertvolleren, edleren Kräfte des Geistes -- weil sie brachlagen -- unfähig wurden, sich plötzlich auf geistliche Dinge zu besinnen. Diese geistlichen Dinge werden nicht erkannt, weil sie mit stumpfen Augen betrachtet werden, die nicht beurteilen können, um wieviel der Wert und die Herrlichkeit des Göttlichen höher einzuschätzen sind als alle Güter der Welt. Sch1 223 1 Der Geist muß erzogen und angehalten werden, die Reinheit zu schätzen. Geistliche Dinge zu lieben, sollte Ermutigung finden, ja muß Ermutigung finden, wenn Du in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit wachsen willst. Die Sehnsucht nach Güte und wahrer Frömmigkeit ist vorbildlich, sofern Du danach handelst; hältst Du Dich aber hier zurück, nützen alle Bemühungen nichts. Gute Vorsätze sind recht, doch sie bleiben nutzlos, solange sie nicht entschlossen ausgeführt werden. Viele werden verlorengehen, während sie hoffen und wünschen, Christen zu sein. Weil sie sich aber nicht ernsthaft darum bemüht haben, werden sie einst gewogen und zu leicht befunden werden. Dem menschlichen Willen muß ständig das rechte Ziel vor Augen stehen. Ich will von ganzem Herzen ein Christ sein. Ich will die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe vollkommener Liebe erkennen. Beachte das Wort Jesu: "Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden." Matthäus 5,6. Christus hat reichlich vorgesorgt, um die nach Gerechtigkeit hungernde und dürstende Seele zu sättigen. Höhere geistliche Erkenntnis Sch1 223 2 Das reine Element der Liebe weitet die Aufnahmefähigkeit der Seele für eine tiefere Erkenntnis göttlicher Dinge, so daß sie sich nur begnügt, wenn sie die Fülle hat. Die meisten sogenannten Christen haben kein Gefühl für die geistliche Stärke, die sie empfangen könnten, wenn sie ebenso ehrgeizig, eifrig und ausdauernd nach göttlicher Erkenntnis trachteten wie nach den armseligen, vergänglichen Dingen dieses Lebens. Die Mehrzahl dieser Scheinchristen ist mit ihrem geistlich verkümmerten Zustand zufrieden. Sie verspüren keinerlei Neigung, das Trachten nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit zum Mittelpunkt ihres Lebens zu machen, daher bleibt ihnen die Gottseligkeit ein unerforschliches Geheimnis, das sie nicht begreifen können. Sie kennen Christus nicht aus Erfahrung. Sch1 224 1 Diese Männer und Frauen mit ihrer zwergenhaften, verkümmerten göttlichen Erkenntnis sollten einmal plötzlich gen Himmel gebracht werden und für einen Augenblick Zeuge der erhabenen und heiligen Vollkommenheit sein, die dort immer herrscht. Jede Seele ist dort voll Liebe; jedes Antlitz strahlt vor Freude; gewaltige Chöre erklingen zur Ehre Gottes und des Lammes; unaufhörlich ergießen sich Lichtströme über die Heiligen vom Angesichte Gottes, der auf dem Stuhl sitzt, und von dem Lamm. Jene Menschen sollten sich bewußt werden, daß man noch größere und stolzere Freuden erleben kann; denn je mehr göttliche Freuden man empfängt, desto größer wird die Fähigkeit, ewige Freuden aufzunehmen. Ständig müssen sie bemüht sein, noch mehr von den unerschöpflichen Quellen der Herrlichkeit und Wonne zu empfangen. Können solche Menschen, so frage ich, sich mit den himmlischen Scharen vereinen, ihre Lieder mitsingen und die reine, erhabene und großartige Herrlichkeit ertragen, die von Gott und dem Lamm ausgeht? O nein! Ihre Prüfungszeit wird um Jahre verlängert, damit sie die Sprache des Himmels lernen können und teilhaftig werden der göttlichen Natur, so sie fliehen die vergängliche Lust der Welt. 2.Petrus 1,4. Sie aber handeln nach eigenen Plänen, die ihre Geisteskräfte und die Energien ihres Wesens voll in Anspruch nehmen. Sie erreichen es nicht, Gott uneingeschränkt zu dienen und darin ihre Aufgabe zu erblicken. Zuerst werden die weltlichen Angelegenheiten erledigt, die ihre besten Kräfte verschlingen, während Gott nur ein sehr flüchtiger Gedanke gewidmet wird. Sch1 224 2 "Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig." Offenbarung 22,11. Diese Zeit wird kommen. Können jene Menschen dann nach dieser endgültigen Entscheidung verwandelt werden? Sch1 225 1 Wem es zu einer Gewohnheit geworden ist, sich an geistlichen Dingen zu erfreuen, kann auch verwandelt werden, ohne von der Reinheit und unvorstellbaren Herrlichkeit des Himmels niedergeschmettert zu werden. Du magst ein guter Kunstkenner sein, auch als Wissenschaftler Erfolg haben, magst Dich als Musiker und Schriftsteller auszeichnen und mit Deinen Manieren bei Deinen Freunden Anklang finden, aber was haben diese Dinge mit der Vorbereitung auf die ewige Herrlichkeit zu tun? Können sie Dich vorbereiten, einmal vor Gottes Gericht zu stehen? Sch1 225 2 Irre Dich nicht! Gott läßt sich nicht spotten. Nur echte, aufrichtige und auf Erfahrung beruhende Frömmigkeit kann Dich für den Himmel zubereiten und Dir einen reinen, edlen Charakter vermitteln und Dich befähigen, in die Gegenwart Gottes einzugehen, der in einem Licht wohnt, da niemand zukommen kann. 1.Timotheus 6,16. Wenn der himmlische Charakter nicht auf Erden erworben wird, kann er überhaupt nie erlangt werden. Deshalb beginne damit sofort! Glaube nicht, daß eine Zeit kommen wird, wo es Dir gelänge, Dich ernsthafter um echte Frömmigkeit zu bemühen. Jeder Tag vergrößert den Abstand zwischen Dir und Gott. Bereite Dich für die Ewigkeit mit einem Eifer vor, den Du bisher nicht an den Tag gelegt hast! Erziehe Dich so, daß Du Dich nach dem Wort Gottes sehnst, nach den Gebetsversammlungen, nach den Stunden der Erbauung und vor allem nach den Zwiegesprächen mit ihm. Nimm ein Gott wohlgefälliges Wesen an, wenn Du einst in den himmlischen Chor in den Wohnungen droben mit einstimmen willst! Sch1 225 3 Nun beginnt für Dich ein neues Lebensjahr. In den Büchern des Himmels wird wieder eine Seite umgeschlagen. Was wird wohl einmal auf dieser Seite stehen? Soll sie durch die Nichtachtung Gottes und durch unerfüllte Pflichten verunreinigt werden? Gott verhüte das! Möge dort ein Zeugnis eingetragen werden, dessen Du Dich nicht zu schämen brauchst, wenn es dem prüfenden Blick von Menschen und Engeln offenbar wird. Greenville, Michigan, 27. Juli 1868. ------------------------Kapitel 46: Trügerischer Reichtum Liebe Schw. M.! Sch1 226 1 Als mir der Herr deine Angelegenheit vor Augen führte, wurde ich im Geist viele Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt, als du den Glauben an die baldige Wiederkunft Christi annahmst. Du schautest nach ihm aus und sehntest sein baldiges Kommen herbei ... Sch1 226 2 Im Geist erlebte ich deinen Kampf mit der Not, wie du danach strebtest, dich selbst und deine Kinder zu ernähren. Oftmals wußtest du keinen Ausweg mehr, und die Zukunft lag dunkel und ungewiß vor dir. In deinem Elend riefst du zum Herrn, und er tröstete dich und half dir. Neue Hoffnung beflügelte dein Tun. Wie teuer war dir damals Gott! Wie wohltuend seine trostreiche Liebe! Du warst dir bewußt, einen köstlichen Schatz im Himmel zu haben. Als du den Lohn der schwergeprüften Kinder Gottes erblicktest, wurde dir die Tatsache, daß du Gott als deinen Vater in Anspruch nehmen darfst, zu einer ungemein tröstlichen Gewißheit. Sch1 226 3 Ich wurde auf dein Verlangen aufmerksam gemacht, genügend finanzielle Mittel zu besitzen. Dein Herzenswunsch war: "Ach, wenn ich doch nur über Geld verfügte. Ich würde es nicht verschwenden! Ich gäbe denen, die engherzig und geizig sind, ein Beispiel der Mildtätigkeit. Ich zeigte ihnen den großen Segen, den man durch Wohltaten empfangen kann." Deine Seele verabscheute die Habgier. Als du die Menschen gesehen hattest, die wohl die Güter dieser Welt in Hülle und Fülle besaßen, ihre Herzen aber dem Notschrei der Bedürftigen verschlossen, da sagtest du: "Gott wird sie heimsuchen und ihnen lohnen nach ihren Werken." Als du die Begüterten, deren Herzen wie mit eisernen Klammern in Selbstsucht gefangen waren, in ihrem Hochmut dahinleben sahst, fühltest du, daß sie ärmer waren als du selbst, obgleich du dich in Not und Elend befandest. Du hast sogar Mitleid mit diesen protzigen Menschen empfunden, als du beobachtetest, wie hochfahrend sie auftraten, weil ihnen Geld Macht zu bedeuten schien. Niemals hätte man dich veranlassen können, mit ihnen zu tauschen. Dennoch verlangtest du nach Besitz, der in deinen Händen den Geizigen zum Vorwurf dienen sollte. Durch Wohlergehen geprüft Sch1 227 1 Der Herr sprach zu seinem Engel, der dir bisher gedient hatte: "Ich habe sie in Armut und Trübsal geprüft, und sie hat sich weder von mir getrennt noch hat sie sich gegen mich empört. Ich will sie nun auch in glücklicheren Tagen prüfen. Ich will ihr eine Seite des menschlichen Herzens enthüllen, die für sie fremd ist. Ich will ihr zeigen, daß Geld der schlimmste Feind ist, der ihr je begegnete. Ich will ihr das Trügerische des Reichtums zeigen; daß er selbst denen zum Fallstrick wird, die glauben, vor Selbstsucht gefeit und gegen Selbsterhebung, Verschwendungssucht, Hochmut und Menschenlob unempfindlich zu sein." Mir wurde dann gezeigt, daß sich dir ein Weg eröffnete, der deine Lebensverhältnisse besserte und dir schließlich die Mittel verschaffte, die du mit Weisheit und zur Ehre Gottes anwenden wolltest. Besorgt beobachtete der dir dienende Engel die neue Prüfung, um zu sehen, wie du sie bestehen würdest. Als dir diese Mittel zur Verfügung standen, schaute ich im Geist, wie du dich immer mehr und nahezu unmerklich von Gott entferntest. Die dir anvertrauten Mittel gabst du nach deinem eigenen Gutdünken aus, um dir damit ein angenehmes Leben zu schaffen. Ich sah die Engel mit schmerzlicher Trauer auf dich blicken, ihr Angesicht halb abgewandt. Nur ungern wollten sie dich verlassen. Doch ihre Gegenwart wurde von dir nicht bemerkt, und du setztest deinen Weg fort, ohne noch mit deinem Schutzengel verbunden zu sein ... Sch1 227 2 Als sich deine Verhältnisse gebessert hatten, hast du die in der Notzeit gefaßten Entschlüsse nicht gehalten. Der trügerische Glanz des Reichtums entfremdete dich deinen Absichten. Deine Sorgen nahmen zu, doch wurde dein Einfluß immer größer. Die Geplagten, denen du in ihrem Leid geholfen hattest, sangen dein Lob in allen Tönen, und du sonntest dich in den Lobreden dieser armseligen Sterblichen. Du wohntest in einer ansprechenden Stadt und hieltest es, um den geschäftlichen Erfolg und um deinen Einfluß zu wahren, für nötig, in deiner Umgebung standesgemäß zu leben. Du triebst es aber zu weit, und du ließest dich auch zu viel von den Meinungen und Urteilen anderer Menschen beherrschen. Du gabst das Geld nutzlos für Äußerlichkeiten aus. Du vergaßest, daß du mit dem Geld des Herrn umgingst. Als du Geld ausgabst, nur um der Eitelkeit zu dienen, hast du nicht daran gedacht, daß all deine Handlungen im Himmel verzeichnet werden, so daß du erröten würdest, stellte man dich zur Rede. Auf dich zeigend, sprach der Engel: "Du hast dich selbst verherrlicht, aber nicht Gott gepriesen." Du prahltest sogar damit, daß es dir möglich sei, all diese Dinge zu kaufen ... Eine gefährliche Zeit Sch1 228 1 Dein Glaube und dein schlichtes Gottvertrauen schwanden immer mehr, nachdem du reich geworden warst. Du hast dich nicht sofort von Gott losgesagt, sondern entferntest dich allmählich von ihm. Weil es nicht immer angebracht schien, hieltest du keine Morgen- und Abendandachten mehr. Deine Schwiegertochter verursachte dir Schwierigkeiten besonderer Art, die im wesentlichen darauf hinzielten, dich von den Familienandachten fernzuhalten. Dein Haus wurde ein Heim ohne Gebet. Am wichtigsten war dir dein Geschäft; der Herr und seine Wahrheit kamen erst in zweiter Linie. Denk einmal an deine früheren Erfahrungen zurück! Hätten dich damals diese Prüfungen von der Familienandacht zurückgehalten? Sch1 228 2 Mit der Vernachlässigung des lauten Betens hast du deinen häuslichen Einfluß eingebüßt, den du dir erhalten haben könntest. Es gehörte zu deiner Aufgabe, Gott auch in deiner Familie ohne Rücksicht auf die etwaigen Folgen anzuerkennen. Du solltest Gott deine Gebete morgens und abends dargebracht haben. Du hättest als Priester der Familie dienen und deine und deiner Kinder Sünden bekennen sollen. Wärst du treu geblieben, würde dich Gott, der dein Führer war, nicht der eigenen Weisheit überlassen haben. Sch1 228 3 Um vor anderen Menschen zu protzen, wurde das Geld unnütz ausgegeben. Über diese Sünde zeigtest du dich bei anderen früher zutiefst betrübt. Indem du deine Mittel auf diese Weise verbrauchtest, hast du Gott beraubt. Daraufhin sprach der Herr: "Ich will zerstreuen. Ich will ihr vorerst gestatten, ihren selbstgewählten Weg zu gehen. Ich will ihr Urteilsvermögen verdunkeln und ihre Weisheit von ihr nehmen. Ich will ihr zeigen, daß ihre Kraft nichts als Ohnmacht und ihre Weisheit nur Torheit ist. Ich will sie demütigen und ihr kundtun, wie weit sie sich von mir entfernt hat. Wird sie dann nicht von ganzem Herzen zu mir zurückkehren und mich in allen ihren Wegen anerkennen soll meine Hand zerstreuen, und der Hochmut der Mutter und ihrer Kinder soll gebrochen werden und Armut wieder ihr Schicksal sein. Alles Tun und Lassen diene der Ehre meines Namens. Der Stolz des Menschen soll gedemütigt und seine Überheblichkeit gebeugt werden." Sch1 229 1 Einst war dir die Fähigkeit zuteil geworden, Menschen beeinflussen zu können; aber Gott gab dir keinen Reichtum. Deshalb erwartete er von dir in deiner Armut nicht, irgend etwas aufzuwenden, was du nicht hattest. Gleich der Witwe gabst du, was deinen Möglichkeiten entsprach, obwohl du dir in Anbetracht deiner Lage kein Gewissen zu machen brauchtest, wenn du weniger gegeben hättest, als du gegeben hast. Während deiner Krankheit erwartete Gott von dir nicht jenen tätigen Kraftaufwand, der ja durch deine Krankheit beeinträchtigt wurde. Wenn du auch deinen Einfluß und deine Mittel nur beschränkt einsetzen konntest, hat Gott deine Bemühungen, Gutes zu tun und seinem Werk voranzuhelfen, angenommen, und zwar nach dem, was du getan hast und nicht nach dem, was du nicht getan hast. Der Herr verachtet nicht die geringste Gabe, die willig und aufrichtig gespendet wird. Sch1 229 2 Du besitzt ein hitziges Temperament. Begeisterungsfähigkeit in einer guten Sache ist lobenswert. In deinen früheren Prüfungen und Schwierigkeiten hast du dir eine Erfahrung zu eigen machen können, die anderen Menschen von Nutzen sein sollte. Eifrig dientest du Gott, und voll Hingabe hast du denen, die der gegenwärtigen Wahrheit nicht glaubten, die Gewißheit unseres Glaubens vor Augen geführt. Du konntest unseren Glauben überzeugend darlegen, weil er für dich eine Wirklichkeit war. Die Wahrheit war ein Teil deines Seins. Wer deinen eindringlichen Ausführungen zuhörte, zweifelte nicht an deiner Aufrichtigkeit, sondern war von der Wahrheit deines Bekenntnisses überzeugt. Sch1 229 3 Nach Gottes Vorsehung wuchs dein Einfluß immer mehr. Hinzu kam, daß Gott es für gut befand, dich zu prüfen, indem er dich mit dem trügerischen Glanz des Reichtums umgab. Du standest dadurch unter doppelter Verantwortung. Als sich deine Lebensverhältnisse besserten, sagtest du: "Sobald ich mir ein Haus kaufen kann, will ich dem Werke Gottes wieder Geschenke machen." Doch als du ein Haus hattest, ergaben sich so viele bauliche Verbesserungen, um in deiner unmittelbaren Umgebung alles bequem und angenehm zu haben, daß du den Herrn und seinen Anspruch an dich vergaßest und noch weniger bereit warst, dem Werke Gottes zu helfen, als in den Tagen deiner Armut und Trübsal. Sch1 230 1 Du suchtest die Freundschaft der Welt und entferntest dich immer weiter von Gott. Du vergaßest die Mahnung Christi: "Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch." Lukas 21,34. "Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle." 1.Korinther 10,12. Sch1 230 2 Im christlichen Leben müssen wir drei Dinge besonders beachten, wenn wir nicht wünschen, daß uns Satan zuvorkomme: Wachen, beten und arbeiten! Gebet und Wachsamkeit sind notwendig, um in einem göttlichen Leben weiterwachsen zu können. Niemals war in deinem Leben eine Zeit bedeutungsvoller als die gegenwärtige. Du wirst dich erst sicher fühlen, wenn du ständig wachsam bist. Wache und bete zu jeder Zeit! Wie bewahrt uns das vor Versuchungen und vor dem Gefangenwerden in den Schlingen der Welt! Du hättest in den vergangenen Jahren, als dein Einfluß noch weitreichend war, ernsthaft wirken müssen. Sch1 230 3 Liebe Schwester, Menschenlob und weltliche Schmeicheleien haben dich mehr beeinflußt als du glaubst. Du hast mit deinen Zentnern nicht gewuchert. Hättest du sie doch den Wechslern anvertraut! Du bist von Natur gütig und großzügig. Diese Charaktereigenschaften wurden bis zu einem gewissen Grade erkennbar, doch traten sie nicht so hervor, wie Gott das erwartet. Es genügt nicht, diese vortrefflichen Gaben nur zu besitzen. Gott verlangt, daß sie ständig eingesetzt werden. Durch diese Gaben segnet er die Hilfsbedürftigen und treibt sein Erlösungswerk für die Menschheit voran. Gelegenheit zur Umkehr Sch1 230 4 Meine Schwester, du übst einen weitreichenden Einfluß aus, und erhebliche finanzielle Mittel sind dir anvertraut; deine Verantwortung ist groß. Du solltest behutsam und in aller Gottesfurcht vorangehen. Deine Weisheit ist Schwäche, doch die Gottesweisheit ist Stärke. Der Herr will deine Finsternis erhellen und dir erneut einen Lichtstrahl von dem himmlischen Schatz geben, damit du den Wert beider Welten miteinander vergleichen kannst; und dann überläßt er es dir, zwischen dieser Welt und dem ewigen Erbteil zu wählen. Ich sah im Gesicht, daß es noch eine Gelegenheit gibt, zur Herde zurückzufinden. Jesus hat dich durch sein Blut erlöst, und er erwartet nun, daß du all deine Fähigkeiten und Mittel in seinen Dienst stellst. Du bist dem Einfluß des Heiligen Geistes nach wie vor zugänglich, denn sobald Gottes Wahrheit verkündigt wird, bleibt sie in deinem Herzen nicht ohne Widerhall ... Sch1 231 1 Meine liebe Schwester, der Herr hat sich deiner und deiner Familie in Barmherzigkeit angenommen. Du bist es deinem himmlischen Vater schuldig, seinen heiligen Namen auf Erden zu preisen und zu verherrlichen. Um in seiner Liebe zu bleiben, mußt du dich stets zur Demut und zu jenem sanften und gelassenen Wesen erziehen, das in Gottes Augen von großem Wert ist. Während du ihm alles hingibst, wird deine Stärke in Gott zunehmen, so daß du voll Vertrauen sprechen kannst: "Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder Schwert? ... Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn." Römer 8,35.38.39. ------------------------Kapitel 47: Echte Bekehrung Sch1 231 2 Die Bekehrung ist ein Vorgang, den die meisten Menschen nicht zu schätzen wissen. Es gehört nicht wenig dazu, einen Menschen umzuwandeln, dessen Sinn auf irdische, ja sündige Dinge gerichtet ist, und ihm die unaussprechliche Liebe Christi, das Wesen seiner Barmherzigkeit und die Einmaligkeit Gottes nahezubringen, damit die Seele mit göttlicher Liebe durchdrungen und von den himmlischen Geheimnissen gefesselt werde. Wenn der Mensch diese Tatsachen erkennt, erscheint ihm sein früheres Leben abstoßend und verabscheuungswürdig. Ja, er haßt die Sünde, und indem er sein Herz vor Gott ausschüttet, ergreift er Christus als das Leben und das Glück seiner Seele. Er entsagt seinen früheren Vergnügungen, offenbart ein neues Wesen und hat andere Neigungen, Interessen und Ziele. Seine Sorgen und Wünsche sind völlig andere. Fleisches- und Augenlust sowie hoffärtiges Leben, die bisher den Vorzug vor Christus hatten, gibt er jetzt auf, und Christus ist das Entzücken seines Lebens, die Krone seiner Freuden. Den Himmel, von dem er sich früher nicht angezogen fühlte, wird er nun in seiner Pracht und Herrlichkeit erkennen. Der Bekehrte betrachtet ihn als seine künftige Heimat, in der er Christus, der ihn durch sein kostbares Blut erlöst hat, sehen, lieben und loben wird. Sch1 232 1 Die Werke der Frömmigkeit, die ihm einst lästig waren, erwecken nun seine höchste Freude. Das Wort Gottes, das ihm erst langweilig und reizlos erschienen war, hat er nun zu seinem Studium erwählt. Es ist für ihn zum Leitstern geworden, mehr noch, es ist wie ein an ihn gerichteter Brief aus den Händen des Allmächtigen. All seine Gedanken, seine Worte und sein Handeln werden der Herrschaft des Wortes Gottes unterstellt und geprüft. Er zittert vor den Geboten und Drohungen, die es enthält, bis er die Verheißungen des göttlichen Wortes begreift und sein Herz stärkt, indem er sich diese zu eigen macht. Er wählt jetzt die Gesellschaft der Gottesfürchtigsten, denn er findet an der Gemeinschaft mit Gottlosen, die er einst liebte, keinen Gefallen mehr. Er weint über ihre Sünden, die ihn einstmals erfreuten. Alle Eigenliebe und Eitelkeit hat er aufgegeben. Er lebt in Gott und leistet viel Gutes. Das ist die echte Frömmigkeit, die der Himmel von uns erwartet, und Gott wird sich mit nichts Geringerem begnügen. Ein persönlicher Anruf Sch1 232 2 Mein Bruder, ich bitte dich, dein Herz sorgfältig zu erforschen und dich zu fragen, welchen Weg du eingeschlagen hast, und wohin er dich führen wird. Du hast alle Ursache, erfreut zu sein, daß du von dieser Erde nicht hinweggenommen wurdest, als du noch keine sichere Hoffnung auf das ewige Leben hattest. Gott verhüte, daß du diese Aufgabe weiter vernachlässigst und dadurch in deinen Sünden zugrunde gehst. Schmeichle deinem Herzen nicht mit falschen Hoffnungen! Nur einen Weg siehst du vor dir, um wieder Halt zu bekommen; aber er scheint dir so demütigend, daß du dich nicht entschließen kannst, ihn anzunehmen. Christus bietet dir, ja sogar dir, mein irrender Bruder, seine Gnadenbotschaft an. "Kommt, denn es ist alles bereit!" Lukas 14,17. Gott ist bereit, dich anzunehmen und dir alle deine Übertretungen zu verzeihen, wenn du nur kämest. Gott will dich, den verlorenen Sohn, willkommen heißen, obwohl du von ihm so lange getrennt und weggeblieben warst. Ja, die himmlische Majestät ladet dich ein, zu ihr zu kommen und das ewige Leben zu empfangen. Christus wird dich von allen Sünden reinigen, wenn du dich zu ihm hältst. Wie groß war dein Gewinn, als du der Sünde, dem Fleisch und dem Teufel dientest? Erhieltest du nicht einen armseligen Lohn? Kehr um, kehr um! Warum willst du zum Tode eilen? Sch1 233 1 Du hattest deine Verfehlungen erkannt und littest Gewissensqualen, hattest mancherlei Absichten und machtest viele Versprechungen; dennoch zögerst du und willst nicht zu Christus kommen, das ewige Leben zu empfangen. Ach, hättest du doch in deinem Herzen ein Gefühl für diese Zeit, damit du jetzt umkehrtest, um zu leben! Vermagst du nicht die Stimme des treuen Hirten in dieser Botschaft zu vernehmen? Wie kannst du ungehorsam sein? Spiele nicht mit Gott, damit er dich nicht deinen krummen Wegen überläßt!! Leben oder Tod die Entscheidung liegt bei dir. Was wirst du wählen? Es ist schrecklich, mit Gott zu streiten und sich seinen Mahnungen zu widersetzen. Du kannst die Liebe Gottes wieder in deinem Herzen spüren wie früher. Du kannst wieder mit Gott Gemeinschaft haben, wie es einstmals der Fall war. Ziehe hinter dir einen klaren Trennungsstrich, und du wirst erneut den Reichtum seiner Gnade erfahren. Dein Angesicht wird dann wieder von der Liebe Gottes erfüllt sein. Sch1 233 2 Niemand verlangt von dir, dein Unrecht und deine Fehler denen zu bekennen, die darum nicht wissen. Es gehört auch nicht zu deiner Aufgabe, etwas zu bekennen, das Ungläubigen zum Triumph verhilft. Doch wo es angebracht ist, bekenne im Sinne des Wortes Gottes denen, die aus deinen Irrtümern keinen Nutzen ziehen werden. Laß diese für dich beten, und Gott wird dein Werk annehmen und dich heilen. Bemühe dich um deiner selbst willen ernsthaft, das ewige Heil zu erlangen. Lege deinen Stolz und deine Eitelkeit ab! Mache keine Umwege, und komme wieder zurück zur Herde! Der Hirte wartet, um dich zu empfangen. Sei reumütig, tue diese Werke, und stelle die Gemeinschaft mit Gott wieder her! ------------------------Kapitel 48: Sittlicher Niedergang Sch1 234 1 Im Gesicht schaute ich, daß wir inmitten der Gefahren der letzten Zeit leben. "Dieweil die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten." Matthäus 24,12. Das Wort "viele" bezieht sich auf die sogenannten Nachfolger Christi. Diese werden von der heute vorherrschenden Ungerechtigkeit beeinflußt und fallen in die Sünde zurück, was aber keineswegs so zu sein brauchte. Die Ursache dieses Verfalls liegt in der mangelnden Ablehnung all dieser Ungerechtigkeiten. Die Tatsache, daß ihre Liebe zu Gott erkaltet, während die Ungerechtigkeit überhandnimmt, zeigt, daß sie in gewissem Sinne an dieser Ungerechtigkeit teilhaben; denn sonst könnte die Ungerechtigkeit ihre Liebe zu Gott und ihren Eifer und ihre Begeisterung für sein Werk nicht schmälern. Sch1 234 2 Ein schreckliches Bild von dem Zustand der Welt wurde mir vor Augen geführt. Die Unsittlichkeit nimmt allenthalben überhand. Die Zügellosigkeit kennzeichnet unsere Zeit. Wohl kaum hat das Laster je sein entstelltes Haupt so dreist erhoben wie jetzt. Die Menschen handeln wie im Rausch. Durch das dreiste Hervorkehren des Lasters, durch seine Macht und seine weite Verbreitung sind die Tugendhaften und echten Frommen nahezu entmutigt. Die überhandnehmende Ungerechtigkeit beschränkt sich nicht nur auf Ungläubige und Spötter. Wenn dies doch der Fall wäre! Aber leider sind viele angeblich christlich gesinnte Männer und Frauen ebenso lasterhaft. Selbst etliche von denen, die scheinbar auf die Wiederkunft Christi warten, sind auf dieses Ereignis nicht besser vorbereitet als Satan. Sie reinigen sich nicht von aller Befleckung. Da sie so lange ihrer Lust gefrönt haben, ist naturgemäß ihre Gedankenwelt unrein und ihre Phantasie verdorben. Es ist ebenso unmöglich, sie zur Beschäftigung mit heiligen Dingen anzuregen, wie den Lauf des Niagara umzuwenden und seine Wasser die Fälle aufwärts strömen zu lassen. Sch1 235 1 Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts geben sich der Selbstbefriedigung hin und betreiben dieses widerliche, Seele und Körper zerstörende Laster. Viele sogenannte Christen sind von dem gleichen Treiben so benommen, daß ihrem sittlichen Empfinden die Naturwidrigkeit ihres Tuns, das zum völligen Ruin von Leib und Seele führen kann, gar nicht mehr bewußt wird. Der Mensch, das höchste Wesen auf dieser Erde und als Ebenbild Gottes geschaffen, verwandelt sich selbst in ein Tier! Er macht sich selbst gemein und läßt seinen verderbten Trieben freien Lauf. Jeder Christ muß lernen, seine Leidenschaften zu bezwingen und sie durch einen festen Charakter zu beherrschen. Je weniger er sich darum müht, um so weniger ist er auch des christlichen Namens würdig. Sch1 235 2 Manche legen wohl ein lautes Bekenntnis ab, erkennen jedoch nicht die Sünde der Selbstbefriedigung und ihre sicheren Folgen. Diese tiefeingewurzelte Gewohnheit hat ihr Urteilsvermögen getrübt. Sie vergegenwärtigen sich nicht die außerordentliche Verworfenheit dieses erniedrigenden Gebarens, das den Organismus schwächt und die Verstandeskräfte zerstört. Ihre moralische Widerstandskraft ist äußerst gering, wenn es zur Auseinandersetzung mit dieser eingewurzelten Gewohnheit kommt. Ein Herz, das gegen die Befriedigung dieses erniedrigenden Lasters nicht gefeit ist, kann auch durch ernste Botschaften vom Himmel nicht wirksam beeindruckt werden. Die empfindlichen Gehirnnerven verlieren ihre gesunde Spannkraft durch diese krankhafte Reizung, nur um ein widernatürliches Verlangen nach sinnlicher Befriedigung zu erfüllen. Dabei sind diese Nerven, die mit dem gesamten Organismus in Verbindung stehen, der einzige Mittler, durch den der Himmel mit dem Menschen verkehren und sein Innerstes bewegen kann. Was immer den Umlauf der elektrischen Ströme im Nervensystem stört, vermindert die Stärke der Lebenskräfte, was endlich zum Absterben des seelischen Zartgefühls führt. Wie wichtig ist es angesichts dieser Tatsache, daß die Menschen, die sich zur Gottseligkeit bekennen, von diesem seelenverderbenden Laster rein und unberührt bleiben! Sch1 236 1 Ich war sehr niedergeschlagen, als mir der erbärmliche Zustand des sogenannten Volkes Gottes vor Augen geführt wurde. Ungerechtigkeit nimmt überhand, und die Liebe erkaltet in vielen. Es gibt nur wenige echte Christen, die diese Angelegenheit im rechten Licht betrachten und sich selbst da in gehöriger Gewalt haben, wo öffentliche Meinung und Sitte sie nicht verdammen. Nur wenige fühlen die moralische Verpflichtung, ihre Leidenschaften zu bezähmen. Selbst die Ehrfurcht vor Gott vermag sie von ihrem Tun nicht zurückzuhalten. Die höheren geistigen Kräfte des Menschen sind durch sinnliches Begehren und verderbte Leidenschaften unterjocht. Tretet ab von Ungerechtigkeit! Sch1 236 2 Manche geben das Übel sündiger Schwächen zu, entschuldigen sich aber gleichzeitig, indem sie meinen, ihre Leidenschaften nicht überwinden zu können. Dies ist ein furchtbares Eingeständnis für jeden, der den Namen Christi bekennt. "Es trete ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennt." 2.Timotheus 2,19. Woher kommt diese Schwäche? Die tierischen Triebe im Menschen sind, weil man ihnen freien Lauf ließ, so erstarkt, bis sie sich den höheren Kräften überlegen zeigten. Männern und Frauen fehlt es an Charakterstärke. Ihr geistliches Empfinden stirbt, weil sie ihre natürlichen Lüste so lange verzärtelt haben, daß ihre selbstbeherrschende Kraft geschwunden scheint. Üble Leidenschaften ihres Wesens haben die Zügel ergriffen, während die eigentlich zum Herrschen bestimmte Kraft zum Diener verderbter Leidenschaften wurde. Das Seelische wird in niedrigster Knechtschaft gehalten. Nackte Sinnlichkeit hat das Verlangen nach Frömmigkeit unterdrückt und geistliches Wachstum vereitelt. Sch1 236 3 Ich bange um die Jugendlichen, die in dieser verkommenen Zeit gute Charaktereigenschaften entwickeln sollen. Ich zittere auch für ihre Eltern, denn mir ist gezeigt worden, daß sie im allgemeinen ihre Aufgabe nicht erkennen, ihre Kinder zu echten Christen zu erziehen. Man nimmt Rücksicht auf Gewohnheiten und Mode, und bald erfahren die Kinder deren Macht und werden verdorben, während ihre nachsichtigen Eltern diesen Gefahren gegenüber die Augen verschließen und machtlos sind. Nur sehr wenige Jugendliche sind frei von schlechten Gewohnheiten. Viele Jugendliche aber werden, meistens aus Furcht, sie könnten sich überarbeiten, von körperlicher Betätigung verschont. Eltern bürden sich Arbeiten auf, die ihre Kinder übernehmen sollten. Sich zu überarbeiten, ist nicht gut, aber die Folgen der Trägheit sind noch mehr zu fürchten. Müßiggang verleitet zur Nachsicht gegenüber schlechten Gewohnheiten. Eine nützliche Beschäftigung aber verbraucht nicht den fünften Teil der Kraft, wie die äußerst schädliche Gewohnheit der Selbstbefriedigung. Wenn eine einfache, gutgeregelte Arbeit eure Kinder erschöpft, dann, seid gewiß, gibt es neben ihrer Arbeit noch etwas anderes, das ihren Organismus entkräftet und ihnen das Gefühl ständiger Müdigkeit gibt. Beschäftigt eure Kinder mit körperlicher Arbeit; sie wird Nerven und Muskeln beanspruchen! Die als Folge einer solchen Arbeit auftretenden Ermüdungszustände werden ihre Anfälligkeit für lasterhafte Gewohnheiten verringern. Müßiggang ist ein großes Übel, denn es führt zu ausschweifenden Gewohnheiten. Sch1 237 1 Ich bin mit vielen Menschen bekannt geworden. Nachdem ich ihr Innenleben durchschaut hatte, wurde mir weh ums Herz, und mich widerte der üble Herzenszustand dieser Menschen an, die sich zur Frömmigkeit bekannten und von Entrückung in den Himmel sprachen. Oft sagte ich mir selbst: Wem kann ich noch trauen? Wer ist frei von Ungerechtigkeit? Der Wunsch nach Fürbitte Sch1 237 2 Mein Mann und ich wohnten einmal einer Versammlung bei, in der um unsere Anteilnahme an dem Ergehen eines Bruders geworben wurde, der sehr schwer an Schwindsucht erkrankt war. Er machte einen bleichen und abgezehrten Eindruck und erbat die Gebete des Volkes Gottes. Er sagte, daß seine Familie krank sei und er ein Kind verloren habe. Mit innerer Bewegung sprach er von seinem Verlust. Er bemerkte, daß er seit einiger Zeit darauf gewartet hätte, Geschw. White zu sehen. Felsenfest hätte er daran geglaubt, daß er geheilt werden könnte, wenn sie für ihn beteten. Nach Beendigung der Versammlung lenkten die Brüder unsere Aufmerksamkeit auf diesen Fall. Sie sagten uns, daß die Gemeinde der Familie beistünde und daß die Frau des Bruders krank sei und sein Kind gestorben wäre. Die Brüder hatten sich in seinem Haus im Gebet für die angefochtene Familie vereint. Wir waren todmüde, hatten in der Versammlung gesprochen und wollten von der an uns herangetragenen Bitte entbunden sein. Sch1 238 1 Ich war entschlossen, für niemanden zu beten, es sei denn, der Geist des Herrn geböte es mir. Im Geist wurde mir gezeigt, daß selbst unter den angeblichen Sabbathaltern vielerlei Ungerechtigkeit überhandnahm. Deshalb wollte ich nicht für solche Menschen beten, deren Leben ich nicht kannte. Ich äußerte meinen Standpunkt. Die Brüder versicherten mir aber, daß, soweit ihnen bekannt, der Kranke unsere Gebetshilfe verdiene. Ich wechselte ein paar Worte mit dem Betreffenden, der unsere Gebete zu seiner Heilung begehrte. Für ihn zu beten, fühlte ich mich jedoch keineswegs frei. Er weinte und sagte, daß er auf unser Kommen gewartet hätte und mit Gewißheit fühle, daß er wieder gesund würde, wenn wir für ihn beteten. Wir erklärten ihm, daß wir mit seinem Leben nicht vertraut wären und es lieber sähen, wenn die für ihn einträten, denen er bekannt sei. Er bestürmte uns so eindringlich, daß wir entschieden, seinen Fall zu bedenken und ihn am Abend dem Herrn vorzulegen. Wenn keine Bedenken bestünden, wollten wir seiner Bitte nachkommen. Sch1 238 2 In jener Nacht beugten wir uns im Gebet und brachten sein Anliegen vor den Herrn. Wir baten Gott, uns seinen Willen in dieser Angelegenheit zu offenbaren. Gott sollte in jedem Falle verherrlicht werden. Das war alles, was wir wünschten. Ob es wohl dem Willen des Herrn entsprach, wenn wir für diesen Leidgeprüften beteten? Wir überließen die Last dem Herrn und zogen uns zur Ruhe zurück. In einem Traum wurde mir die Krankengeschichte dieses Mannes deutlich klar. Seine Lebensweise von Kindheit an trat zutage. Es wurde uns auch gezeigt, daß der Herr uns nicht erhören würde, wenn wir für diesen Kranken beten sollten. Das Herz dieses Menschen war nicht rein und tugendsam. -- Am nächsten Morgen kam der Kranke zu uns, damit wir uns seiner annähmen. Wir sagten ihm, daß wir zu unserem Bedauern genötigt wären, seine Bitte abzuschlagen. Ich erzählte meinen Traum, dessen Richtigkeit er bestätigte. In seiner Jugend hatte er Selbstbefriedigung getrieben und dieses Tun sogar als Verheirateter fortgesetzt; er sagte, daß er versuchen wollte diese Angewohnheit abzulegen. Sch1 239 1 Dieser Mann hatte eine festeingewurzelte Gewohnheit zu überwinden. Er befand sich in den besten Jahren. Seine sittlichen Grundsätze aber waren so kraftlos, daß sie sich gegen seine unnatürliche Leidenschaft nicht durchsetzen konnten. Die niederen Triebe hatten die Vorherrschaft gewonnen. -- Ich fragte ihn, wie er zur Lebensreform stände. Er antwortete, daß er nicht danach leben könne. Seine Frau würfe Weizenschrotmehl hinaus, wenn es jemand ins Haus brächte. Dieser Familie wurde von der Gemeinde geholfen, auch betete man für sie. Das Kind war gestorben, die Frau lag krank, und der Ehemann und Vater erwartete unsere Fürbitte vor einem reinen und heiligen Gott. Dieser wäre ja in der Lage, Wunder zu wirken und ihn zu heilen. Das sittliche Feingefühl dieses Mannes war betäubt. Sch1 239 2 Wenn junge Menschen abscheuliche Gewohnheiten annehmen, während sie noch bildungsfähig sind, werden sie niemals die Kraft erlangen, um einen nach Körper, Seele und Geist einwandfreien Charakter zu entfalten. Hier war ein Mensch, der sich täglich erniedrigte. Dennoch unterstand er sich, in die Gegenwart Gottes vorzudringen und um neue Kraft zu bitten, obwohl er seine Kräfte schmählich verschwendete. Hätte Gott ihm seine Bitte erfüllt, würde er die empfangene Kraft seiner Wollust geopfert haben. Wie groß ist doch die Langmut Gottes! Wer könnte vor seinem Angesicht bestehen, wenn er mit den Menschen nach deren bösen Wegen handelte? Was würde geschehen sein, wenn wir weniger achtsam gewesen wären und den Fall dieses Mannes vor den Herrn gebracht hätten, während er sich gröblichen Sünden hingab? Ob der Herr uns wohl gehört und auch geantwortet hätte? "Denn du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt; wer böse ist, bleibt nicht vor dir. Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen du bist feind allen Übeltätern." Psalm 5,5.6. "Wo ich Unrechtes vorhätte in meinem Herzen, so würde der Herr nicht hören." Psalm 66,18. Sch1 239 3 Dies ist kein Einzelfall. Selbst die eheliche Verbindung genügte nicht, um diesen Mann vor den schlechten Gewohnheiten seiner Jugend zu bewahren. Ich wünschte, man könnte mich überzeugen, daß solche Fälle wie der eben geschilderte selten sind. Leider weiß ich, daß sie häufig vorkommen. Kinder, deren Eltern im Banne sündiger Leidenschaften stehen, gehen einem schweren Schicksal entgegen. Muß nicht von ihnen erwartet werden, daß ihre Waagschalen noch tiefer sinken als die ihrer Eltern? Was erhoffen wir von der heranwachsenden Generation? Tausende leben ohne jegliche Grundsätze. Gerade diese Menschen sind es, die ihre erbärmlichen, verderbten Leidenschaften auf ihre Sprößlinge übertragen. Was für ein Vermächtnis! Tausende frönen ihrem zügellosen Leben, verderben ihre Lebensgefährten und verewigen ihre erniedrigenden Leidenschaften, indem sie diese auf ihre Kinder übertragen. Sie allein sind dafür verantwortlich, wenn ihren Kindern der Stempel ihres eigenen Charakters aufgeprägt wird. Zusammenhänge zwischen Ernährung und sittlichem Verhalten Sch1 240 1 Ich spreche erneut von Christen. Wenn alle jene ohne Unrecht wären, die angeblich dem Gesetz Gottes gehorchen, würde mein Herz beruhigt sein; sie sind aber nicht ohne Fehl. Sogar manche von denen, die vorgeben, sämtliche Gebote Gottes zu halten, machen sich des Ehebruchs schuldig. Was soll ich sagen, um ihr erstarrtes Empfindungsvermögen zu wecken? Strengstens ausgelebte sittliche Grundsätze werden zum einzigen Schatz der Seele. Wenn es je eine Zeit gab, in der die Kost so einfach wie möglich sein sollte, so ist es die heutige. Unseren Kindern sollten wir kein Fleisch vorsetzen; denn der Einfluß der Fleischnahrung erregt und stärkt die niederen Leidenschaften, ja er ist sogar imstande, die sittlichen Kräfte abzutöten. Getreidespeisen und Früchte, ohne tierisches Fett zubereitet und in möglichst natürlichem Zustand belassen, sollten die Nahrung sein, die von denen bevorzugt wird, die sich auf die himmlische Herrlichkeit vorbereiten. Je leichter die Kost ist, um so besser können die menschlichen Leidenschaften regiert werden. Es darf niemals in Betracht kommen, den Appetit ohne Rücksicht auf die körperliche, geistige und seelische Gesundheit zu befriedigen. Sch1 240 2 Nachsicht gegenüber den niederen Trieben wird sehr viele dazu führen, ihre Augen vor dem Licht zu verschließen, denn sie befürchten, Sünden zu sehen, die sie nur ungern aufgäben. Diese Erkenntnis steht allen offen, wenn sie nur sehen wollten. Wer die Finsternis dem Licht vorzieht, dessen Schuld wird dadurch nicht geringer. Warum mühen sich Männer und Frauen nicht um wahre Erkenntnis, um schließlich auch in den Dingen etwas klüger zu werden, die so bestimmend auf ihre körperlichen, geistigen und sittlichen Kräfte einwirken? Gott hat uns mit Fähigkeiten und Anlagen ausgestattet, die wir zu seinem Dienst und zu seiner Verherrlichung in der besten Verfassung bewahren sollen. Unser Leib gehört nicht uns selbst. "Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft; darum so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes." 1.Korinther 6,19.20. "Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? So jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, -- der seid ihr." 1.Korinther 3,16.17. ------------------------Kapitel 49: Warum tadelt Gott sein Volk? Sch1 241 1 Mehr als alle anderen Menschen sollten gerade wir Siebenten-Tags-Adventisten eine vorbildliche Frömmigkeit pflegen. Das Wesen unseres Herzens und unsere Gespräche werden davon nicht unberührt bleiben. In Gegenwart von ... erwähnte ich, daß Gott von dem Volk, das er zu seinem Eigentum erwählt hat, erwartet, daß es edel, geläutert und geheiligt sei, teilhaftig geworden der göttlichen Natur, indem es der vergänglichen Lust der Welt absagt. Legte jemand ein solch hohes Bekenntnis ab, frönte aber dabei der Sünde und dem Laster, so wüchse seine Schuld ins Unermeßliche. Der Herr tadelt die Sünden des einen, um dadurch andere Menschen zu warnen. Sch1 241 2 Warnungen und Verweise werden den Irrenden unter den Siebenten-Tags-Adventisten nicht deshalb gegeben, weil ihr Leben etwa mehr zu tadeln wäre als das Leben der Angehörigen anderer Gemeinschaften; auch nicht, weil ihr Beispiel oder ihre Handlungen schlechter wären als die jener Adventisten, die den Forderungen des Gesetzes Gottes nicht gehorchen wollen, sondern vielmehr, weil sie eine Erkenntnis besitzen und sich als Gottes besonderes, auserwähltes Volk bekennen, dem Gott sein Gesetz ins Herz geschrieben hat. Sie kennzeichnen sich als treue Untertanen des Höchsten, indem sie den Gesetzen seiner Regierung Gehorsam zollen. Sie sollen hier auf Erden Vertreter des göttlichen Wesens sein. Doch jede Sünde trennt sie von Gott und entehrt in gewisser Hinsicht seinen Namen, weil dadurch den Feinden seines heiligen Gesetzes Gelegenheit gegeben wird, sein Werk und sein Volk zu schmähen. Dieses Volk nannte er: "das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk und das Volk des Eigentums", daß es verkündigen soll die Tugenden des, der sie berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. 1.Petrus 2,9. Sch1 242 1 Die Kinder Gottes, die mit dem Gesetz des Herrn auf Kriegsfuß stehen und es als besonderes Verdienst betrachten, die spöttischsten und gehässigsten Dinge zu reden, zu schreiben und zu tun, um diesem Gesetz ihre Nichtachtung zu zeigen, mögen ein begeistertes Bekenntnis ihrer Liebe zu Gott ablegen und zweifellos auch einigen religiösen Eifer besitzen, wie etwa die jüdischen Hohenpriester und Ältesten. Dennoch wird am Tag des Herrn die Majestät des Himmels von diesem Volk sagen: "Zu leicht befunden!" -- "Durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde." Römer 3,20. Der Spiegel, der ihnen die Mängel ihres Charakters aufdecken soll, macht sie wütend, weil ihre Sünden zu deutlich zutage treten. Führende Adventisten, die das Licht Gottes zurückgewiesen haben, rasten gegen sein heiliges Gesetz, wie die jüdische Nation gegen den Sohn Gottes. Sie befinden sich jedoch in einem furchtbaren Irrtum; sie verführen andere und werden selbst verführt. Sie wollen das Licht nicht erlangen, damit sie für ihr Handeln nicht bestraft werden. Solche Menschen sind unbelehrbar. Aber der Herr straft und züchtigt das Volk, das sein Gesetz zu halten bekennt. Er offenbart dessen Sünden und Missetaten, weil er es davon befreien möchte. Es soll in der Furcht Gottes heilig und vorbereitet sein, im Herrn zu sterben oder zum Himmel aufgenommen zu werden. Gott schilt, tadelt und züchtigt sein Volk, damit es geläutert und geheiligt endlich zu seinem Thron erhoben werde. ------------------------Kapitel 50: Aufruf zur Selbstbeherrschung Sch1 243 1 Die Ermahnung des Apostels Petrus ist für alle von höchstem Wert, die nach Unsterblichkeit streben. Er schreibt seinen Glaubensbrüdern: "Simon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi, denen, die mit uns ebendenselben teuren Glauben überkommen haben in der Gerechtigkeit, die unser Gott gibt und der Heiland Jesus Christus: Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unsers Herrn! Nachdem allerlei seiner göttlichen Kraft, was zum Leben und göttlichem Wandel dient, uns geschenkt ist durch die Erkenntnis des, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend, durch welche uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind, nämlich, daß ihr dadurch teilhaftig werdet der göttlichen Natur, so ihr fliehet die vergängliche Lust der Welt: so wendet allen euren Fleiß daran und reichet dar in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Gottseligkeit und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe allgemeine Liebe. Denn wo solches reichlich bei euch ist, wird's euch nicht faul noch unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unsers Herrn Jesu Christi; welcher aber solches nicht hat, der ist blind und tappt mit der Hand und vergißt der Reinigung seiner vorigen Sünden. Darum, liebe Brüder, tut desto mehr Fleiß, eure Berufung und Erwählung festzumachen; denn wo ihr solches tut, werdet ihr nicht straucheln, und also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi." 2.Petrus 1,1-11. Sch1 243 2 Wir leben in einer Welt, in der Licht und Erkenntnis reichlich vorhanden sind; dennoch übersehen viele, die behaupten, gleichen Glaubens zu sein, nur zu gern diese Erkenntnis. Licht umgibt sie allenthalben, doch sie eignen es sich nicht an. Eltern erkennen nicht die Notwendigkeit, selbst noch zu lernen, ihr Wissen zu erweitern und es in ihrem Eheleben praktisch anzuwenden. Folgten sie der Mahnung des Apostels und lebten sie nach dem Plan des Wachstums, wären sie reich in der Erkenntnis unseres Herrn Jesu Christi. Viele Menschen begreifen jedoch nicht die Aufgabe der Heiligung. Sie glauben, sie haben die Heiligung schon erlangt; während sie kaum erst nach den Anfangslektionen des Wachstums leben. Die Heiligung ist ein ständig fortschreitender Prozeß. Sie kann nicht in einer Stunde oder in einem Tag erreicht werden, um sich ihrer dann ohne irgendeine besondere Anstrengung unserseits für alle künftige Zeit rühmen zu können. Sch1 244 1 Viele Eltern wissen nichts von den Problemen des ehelichen Lebens. Sie beachten diese nicht, damit sie Satan nicht überliste und ihren Verstand und ihr Leben beherrsche. Sie erkennen nicht, daß Gott von ihnen erwartet, ihr Eheleben von jeglicher Ausschweifung freizuhalten. Nur sehr wenige empfinden, daß es zur religiösen Verantwortung gehört, die Leidenschaften zu bezwingen. Manche folgern aus der Tatsache ihrer ehelichen Verbindung, daß die Ehe die Zügellosigkeit der niederen Triebe rechtfertige. Sogar Männer und Frauen, die sich zur Frömmigkeit bekennen, lassen ihren wollüstigen Begierden die Zügel schießen und denken nicht daran, daß Gott sie für die unbeherrschte Verschwendung ihrer Lebenskraft, die den gesamten Organismus beeinträchtigt und schwächt, am Ende der Tage zur Rechenschaft ziehen wird. Sch1 244 2 Der Ehebund deckt Sünden widerlichster Art. Männer und Frauen, die sich zur Frömmigkeit bekennen, schänden ihre Leiber durch die Befriedigung verderbter Leidenschaften und erniedrigen sich so unter die unvernünftige Kreatur. Sie mißbrauchen die ihnen von Gott anvertrauten Kräfte, die in aller Tugend bewahrt werden sollten. Leben und Gesundheit werden auf dem Altar ihrer ungezügelten Triebe geopfert, denen sie auch ihre höheren und edleren Kräfte unterwerfen. Wer sich in dieser Weise vergeht, erkennt nicht die Folgen seines Handelns. Könnten alle das unermeßliche Leid sehen, das sie durch ihre sündhaften Begierden über sich bringen, würden sie darüber höchst beunruhigt sein. Wenigstens einige zögen sich von diesem Sündenwandel zurück, der so furchtbare Folgen mit sich bringt. Die jedoch auf ihrem Weg beharren, geraten in ein so erbärmliches Leben, daß ihnen der Tod erstrebenswerter erscheint als das Leben. Viele sterben vorzeitig. Sie geben ihr Leben in unrühmlicher Weise durch die Befriedigung ihrer tierischen Leidenschaften dahin. Dennoch glauben sie darin ohne Sünde zu sein, weil sie eben verheiratet sind. Falsch verstandene Liebe Sch1 245 1 Eines Tages werden die Männer und Frauen erkennen, was Wollust und ihre Folgen bedeuten. Leidenschaften, gerade von niedrigster Art, kann man sowohl in der Ehe als auch in außerehelichen Verbindungen antreffen. Der Apostel ermahnt Ehemänner, ihre Frauen zu lieben, "gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben". "Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehaßt; sondern er nährt es und pflegt sein, gleichwie auch der Herr die Gemeinde." Epheser 5,25.28.29. Reine Liebe ist es nicht, die den Mann antreibt, seine Frau zum Werkzeug seiner Begierden zu erniedrigen, sondern es sind die animalischen Triebe, die nach Befriedigung verlangen. Sch1 245 2 Wie wenige Männer offenbaren ihre Liebe in der Weise, die der Apostel preist: "Gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiligte, und hat sie gereinigt ..., daß sie heilig sei und unsträflich." Epheser 5,25-27. Diesen Charakter muß die Liebe in einer Ehe tragen, die Gott als heilig anerkennt. Das Wesen der Liebe ist rein und heilig. Wollüstige Leidenschaften jedoch lassen sich weder zügeln noch durch vernünftige Überlegung beherrschen. Die Leidenschaft ist blind gegenüber ihren Folgen und übersieht Ursache und Wirkung. Viele Frauen leiden unter großer Schwäche und ernsten Beschwerden, weil man ihr Wesen und ihre Konstitution mißachtete. Die Naturgesetze wurden mit Füßen getreten. Männer und Frauen vergeuden bei der Befriedigung ihrer niederen Begierden außerdem noch ihre Nervenkraft. Und dieses gräßliche Laster, die niedrige, gemeine Leidenschaft, maßt sich den herrlichen Namen Liebe an. Sch1 245 3 Viele sogenannte Christen, die mir begegneten, schienen keinerlei moralische Zurückhaltung zu kennen. Statt des göttlichen Wesens hatte das Kreatürliche bei ihnen das Übergewicht. Ja, sie gebärdeten sich ganz wie die Tiere. Solche Männer entehren ihre Frauen, denen sie Liebe und Schutz gelobten. Sie erniedrigen sie zum Werkzeug gemeiner wollüstiger Begierden. Leider lassen sich sehr viele Frauen demütigen, indem sie zu Sklaven sexueller Ausschweifungen werden. Sie bewahren sich nicht ihre weibliche Würde und die Selbstachtung, die sie vor der Verehelichung besaßen. Die heilige Einrichtung der Ehe hätte ihre weibliche Würde eher noch fördern müssen, doch ihr reines, tugendhaftes Frauenturn wurde geschändet; dahingegeben, um willenloses Werkzeug ihres Mannes zu sein. Die Frau verliert alsbald die Achtung vor dem Ehemann, der selbst die Gebote nicht beachtet, denen sogar das unvernünftige Geschöpf Gehorsam zollt. Das Eheleben wird zur qualvollen Last, denn die Liebe erkaltet, und häufig treten Mißtrauen, Eifersucht und Haß an ihre Stelle. Ausschweifungen und ihre Folgen Sch1 246 1 Kein Mann wird seine Frau wirklich lieben können, wenn sie sich geduldig erniedrigen läßt, um Sklavin und Dienerin seiner lasterhaften Leidenschaften zu werden. Indem sie sich haltlos hingibt, verliert sie den Wert, den sie einst in seinen Augen besaß. Er sieht sie in den Schmutz gezogen und befürchtet gar bald, daß sie einem anderen ebenso gefügig wäre wie ihm selbst. Er zweifelt an ihrer Treue und Reinheit, wird ihrer überdrüssig und sucht neue Opfer, um seine abscheulichen Begierden zu wecken und noch zu steigern. Das Gesetz Gottes wird mißachtet. Diese Männer verhalten sich schlimmer als die Tiere. Sie sind Teufel in Menschengestalt und wissen nichts von den erhebenden und adelnden Eigenschaften wahrer, geheiligter Liebe. Sch1 246 2 Auch die Frau wird eifersüchtig und verdächtigt ihren Mann, daß er ebenso gern um eine andere Frau würbe wie um sie, wenn sich Gelegenheit dazu böte. Sie erkennt, daß er weder Ehrfurcht vor Gott noch ein Gewissen hat. Alle diese geheiligten Schranken sind durch wollüstige Begierden niedergerissen. Alles, was im Mann göttliches Wesen offenbaren sollte, ist in den Dienst niederer, tierischer Lust getreten. Sch1 246 3 Es gibt in der Welt viele Männer und Frauen dieser Art. Gediegene, geschmackvolle, ja kostspielige Heime können zum Sitz der Hölle werden. Wenn ihr dazu imstande seid, dann stellt euch einmal den Nachwuchs solcher Eltern vor. Ob deren Kinder nicht noch tiefer sinken werden? Die Eltern prägen den Charakter ihrer Kinder. So vererben sich unter Umständen auch die niedrigen seelischen Eigenschaften dieser Eltern auf ihre Kinder. Satan wiederum nährt alle Bestrebungen, die zur Sittenverderbnis führen. Die nun zu beantwortende Frage lautet: Soll sich die Frau stillschweigend dem Begehren ihres Mannes hingeben, wenn sie nicht nur erkennt, daß ihn ausschließlich niedrige Begierden leiten, sondern auch erfahrungsgemäß überzeugt ist, daß es ihrem leiblich-seelischen Befinden schadet? Gott gab die Verpflichtung, den Körper zu heiligen und ihn zu einem lebendigen Opfer zu erhalten. Sch1 247 1 Reine, opferbereite Liebe ist es nicht, die die Frau unter Einsatz von Gesundheit und Leben dazu führt, den tierischen Neigungen ihres Mannes gefügig zu sein. Wenn sie wirklich liebt und dazu klug ist, wird sie sich bemühen, ihren Mann von der Befriedigung seiner sexuellen Leidenschaften abzulenken, und ihn anregen, sich mit geistlichen Problemen zu beschäftigen, um ihn dadurch zu einer sauberen Denk- und Handlungsweise zu erziehen. Es mag notwendig sein, bescheiden und liebevoll darzulegen -- selbst auf die Gefahr seines Mißfallens hin --, daß sie nicht bereit sei, ihren Körper durch sexuelle Ausschweifungen entwürdigen zu lassen. In zärtlicher, freundlicher Art sollte sie ihn daran erinnern, daß Gott den ersten und höchsten Anspruch auf ihr ganzes Sein erhebt und sie diesen Anspruch nicht mißachten könne, weil sie sich dafür am großen Tag Gottes verantworten muß. "Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn ihr seid teuer erkauft darum so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes." 1.Korinther 6,19.20. "Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte." 1.Korinther 7,23. Sch1 247 2 Wenn eine Frau ihre Gefühle läutert und ihre frauliche Würde in aller Tugend bewahrt, kann sie durch ihren verständigen Einfluß sehr wohl ihren Mann zur Heiligung führen, und somit ihre große Aufgabe erfüllen, die einen doppelten Erfolg haben wird; denn sie rettet dadurch ihren Mann und sich selbst. Dies ist jedoch eine sehr heikle und schwierige Angelegenheit, die nicht nur viel Klugheit und Geduld, sondern auch moralischen Mut und seelische Stärke erfordert. Durch das Gebet kann sie diese Stärke und Gottes Gnade empfangen. Aufrichtige Liebe muß das Herz erfüllen. Allein die Liebe zu Gott und die Liebe zum Ehemann können die rechte Grundlage für ihr Handeln abgeben. Sch1 248 1 Sollte die Frau der Meinung sein, daß es zum Herrenrecht des Mannes gehört, völlig über ihren Körper zu verfügen und ihr seelisches Verhalten zu formen, damit es dem seinen in jeder Hinsicht entspreche, dann gibt sie ihre ungeteilte Persönlichkeit auf, die mit der ihres Mannes verschmilzt. Sie ist dann nur noch eine Maschine, bewegt und beherrscht von seinen Leidenschaften, eine willenlose Kreatur seiner Begierden. Er denkt, entscheidet und handelt für sie. Sie aber entwürdigt Gott, indem sie sich in dieser Weise untätig zeigt. Es ist ihre Aufgabe, sich ständig auf die Verantwortung zu besinnen, die sie vor Gott trägt. Sch1 248 2 Wenn die Frau ihren Körper und ihr Gemüt der Führung ihres Mannes ausliefert und in allen Dingen blindlings seinem Willen folgt, ihr Gewissen, ihre Würde und sogar ihre Persönlichkeit aufgibt, verliert sie die Möglichkeit, ihren Mann zum Guten beeinflussen zu können, was ja ihre Aufgabe sein sollte. Sie könnte nicht nur sein hartes Wesen mildern, sondern ihr läuternder Einfluß könnte ihn dazu bringen, daß er sich ebenso ernsthaft bemüht, seine Leidenschaften zu beherrschen wie sich mit geistlichen Dingen zu beschäftigen. Mögen sie gemeinsam die vergängliche Lust der Welt fliehen, um die göttliche Gnade empfangen zu können! Selbstverleugnung und Mäßigkeit Sch1 248 3 Bedeutend kann die Macht des Einflusses sein, die den Sinn des Menschen auf hohe und erhabene Gebiete lenkt über niedere gemeine Leidenschaften hinaus, nach denen im allgemeinen das nicht durch die göttliche Gnade erneuerte Herz verlangt. Wenn eine Frau der Auffassung ist, sie müsse dem würdelosen Verhalten des Mannes gefällig sein, obwohl seine Liebe sich hauptsächlich auf hemmungslose Triebe gründet, die sein Handeln bestimmen, betrübt sie Gott, weil sie versäumt, auf ihren Mann einen heiligenden Einfluß auszuüben. Sie begreift ihre Verantwortung weder gegenüber ihrem Mann noch gegenüber Gott, wenn sie sich den Trieben ihres Mannes ohne Einwendung unterwirft. Geschlechtliche Ausschweifung wird die Neigung, an gottesdienstlichen Veranstaltungen teilzunehmen, außerordentlich verringern, sie wird dem Hirn die zur Erhaltung der Organe nötigen Stoffe rauben und die Lebenskraft stark erschöpfen. Keine Frau sollte ihrem Mann bei dieser Selbstvernichtung behilflich sein, ja, sie wird es sogar bestimmt nicht tun, wenn sie deren Folgen kennt und ihren Mann wirklich liebt. Sch1 249 1 Je mehr die animalischen Triebe befriedigt werden, um so mehr erstarken sie. Immer ungestümer fordern sie Befriedigung. Mögen sich gottesfürchtige Männer und Frauen ihrer Pflicht bewußt werden. Viele Christen leiden unter einer Lähmung ihres Nervensystems, weil sie ihre Maßlosigkeit auf diesem Gebiet nicht bezwingen können. Sie sind völlig verdorben, obwohl man sie für gute Menschen hält, obwohl sie beten und weinen und hohe Stellungen bekleiden. Niemals werden jedoch ihre entheiligten Leiber zu den Toren in die himmlische Stadt eingehen. Sch1 249 2 Könnte ich doch die Verpflichtung gegenüber Gott, Leib, Seele und Geist in der bestmöglichen Verfassung zu erhalten, um damit dem Schöpfer mit allen Kräften dienen zu können, allen Menschen verständlich machen. Die christliche Frau halte sich in jeder Weise zurück, um nicht die niederen Triebe ihres Mannes zu erregen. Viele besitzen überhaupt keine Kraft, um sie in dieser Richtung zu vergeuden. Von Jugend auf haben sie ihre Nervenkraft durch die Befriedigung wollüstiger Leidenschaften geschwächt und untergraben. Selbstverleugnung und Mäßigkeit sollten in jeder Ehe obenan stehen. ------------------------Kapitel 51: Gebetsversammlungen Sch1 249 3 Kürzlich erhielt ich einen Brief eines von mir sehr geachteten Bruders, in dem er anfragt, in welcher Form Versammlungen abgehalten werden können. Er erkundigte sich, ob viele Gebete hintereinander dargebracht werden sollen, um nach einer kurzen Pause erneut einige Gebete folgen zu lassen. Sch1 249 4 Aus der Erkenntnis, die mir darüber zuteil wurde, sage ich, daß Gott, wenn wir uns zu seiner Anbetung versammeln, von uns nicht verlangt, dieses Beisammensein langweilig und ermüdend zu gestalten, indem wir längere Zeit unsere Knie beugen und mehreren Gebeten lauschen. Wer einen anfälligen Gesundheitszustand besitzt, kann diese Zumutung nicht ohne größte Ermüdung und Erschöpfung ertragen. Durch so langes Niederknien ermüdet der Körper und, was noch schlimmer ist, dem Geist werden diese anhaltenden Gebete so lästig, daß von einer geistlichen Erquickung keine Rede sein kann. Solch eine Versammlung wirkt auf sie bedrückender als irgend etwas anderes. Sie fühlen sich geistig und körperlich erschöpft und empfangen keine geistliche Stärkung. Sch1 250 1 Gebetsversammlungen und Konferenzen sollten so durchgeführt werden, daß sie nicht ermüden. Erste Voraussetzung ist, daß alle pünktlich anwesend sind. Auf die Zuspätkommenden, die vielleicht fünfzehn bis dreißig Minuten nach der angesetzten Zeit erscheinen, darf nicht gewartet werden. Selbst wenn nur zwei Personen anwesend sind, sie können sich auf die Verheißung Gottes berufen. Wenn möglich haben die Versammlungen zur festgesetzten Zeit zu beginnen, ganz gleich, ob viele oder wenige anwesend sind. Ohne besondere Umstände und ohne Förmlichkeit nehme jeder unverzüglich seinen Platz ein. Bei allgemeinen Versammlungen sollte nicht länger als zehn Minuten gebetet werden. Nachdem die Versammlung durch Singen und Lehren etwas aufgelockert wurde, laßt dann solche beten, die sich dazu gedrungen fühlen. Kurze, treffende Gebete Sch1 250 2 Alle sollten es als christliche Pflicht betrachten, so kurz wie nur möglich zu beten. Sagt dem Herrn ohne Umschweife, was ihr begehrt. Im persönlichen Gebet haben alle Gelegenheit, so lange und so ausführlich zu beten, wie es ihnen beliebt. Dort können sie für alle ihre Verwandten und Freunde Fürbitte einlegen. Das Kämmerlein ist der Ort, an dem sie all ihre persönlichen Schwierigkeiten, Prüfungen und Versuchungen vor Gott ausbreiten können. Der allgemein übliche Gottesdienst ist jedoch nicht geeignet, die Heimlichkeiten des Herzens zu offenbaren. Sch1 250 3 Worin besteht der Sinn unserer Zusammenkünfte? Etwa darin, daß wir durch das Gebet Gott mit allem, was wir wissen, bekannt machen? Wir versammeln uns, um einander durch Austausch unserer Gedanken und Empfindungen zu erbauen. Indem wir an den Hoffnungen und Bestrebungen unserer Mitgeschwister Anteil nehmen, sammeln wir Kraft, Erkenntnis und Mut. Durch unsere ernsten, von Herzen kommenden, glaubensvollen Gebete werden wir von der Quelle unserer Kraft erquickt und gestärkt. Diese Versammlungen sollten ein besonderes Erlebnis sein und für alle, die Sinn für religiöse Dinge haben, eindrucksvoll gestaltet werden. Sch1 251 1 Ich fürchte, es gibt manche, die ihre Schwierigkeiten Gott nicht im persönlichen Gebet vorlegen, sondern sie für die Gebetsstunden aufheben und dort ihr Gebet für mehrere Tage nachholen. Solche Menschen vereiteln geradezu die Erfahrungs- und Gebetsversammlungen. Sie strahlen kein Licht aus und erbauen nicht einen einzigen Menschen. Ihre kalten, trockenen Gebete und langen, abschweifenden Zeugnisse werfen nur einen Schatten. Alle sind froh, wenn sie endlich aufhören, und es ist fast unmöglich, die Kälte und Verwirrung zu vertreiben, die ihre Gebete in die Versammlung gebracht haben. Nach der Erkenntnis, die mir zuteil wurde, sollten unsere Versammlungen einen geistlichen Charakter tragen, den anderen zum Segen gereichen und nicht zu lang sein. Zurückhaltung, Stolz, Eitelkeit und Menschenfurcht gehören ebensowenig in unsere Zusammenkünfte wie belanglose Streitfragen oder irgendwelche Vorurteile. Natürlichkeit, Sanftmut, Vertrauen und Liebe sollten in den Herzen der Geschwister wohnen, die sich zum Gottesdienst versammeln, um durch ihre gemeinsame Erkenntnis erquickt und ermutigt zu werden. Sch1 251 2 "Ihr seid das Licht der Welt", spricht der himmlische Lehrer. Ein geistliches Leben vermittelt nicht jedem Gläubigen die gleiche Erfahrung, doch hier werden schlichten, demütigen Sinnes alle Erfahrungen ausgetauscht. Alle, die den aufwärtsstrebenden Weg eines Christen einschlagen, werden bestimmte Erfahrungen machen, die neu und für andere wertvoll sind. Eine lebendige Erfahrung entsteht aus täglichen Prüfungen, Kämpfen und Versuchungen, aus großen Anstrengungen und Siegen, und große Freude und ein tiefer Friede werden uns durch Jesus Christus zuteil. Schon der einfache Bericht dieser Erfahrungen gibt Aufschluß, Kraft und Erkenntnis, die anderen Menschen in ihrem geistlichen Wachstum helfen werden. Der Gottesdienst sollte zugleich fesselnd und belehrend für die Gläubigen sein, deren ganze Liebe göttlichen und himmlischen Dingen gehört. Die Versammlungen Jesu Sch1 252 1 Jesus, der himmlische Lehrer, hielt sich von den Menschen nicht fern, sondern verließ um ihretwillen den Himmel, damit sie das Heil erlangen können, damit die Reinheit und Heiligkeit seines Lebens auf den Pfad aller Menschen scheine und den Weg zum Himmel erhelle. Der Welt Heiland bemühte sich, seine Lehre klar und einfach darzulegen, um von allen verstanden zu werden. Er sprach gewöhnlich im Freien. Keine Mauer vermochte die Menschenmenge zu umfassen, die ihm nachfolgte. Mit besonderer Vorliebe wählte er Haine und Seeufer zur Verkündigung seiner Botschaft. Hier hatte er einen freien Überblick über die Landschaft und konnte die lebendige Natur sowie bestimmte Szenen benutzen, die dem einfachen Zuhörer vertraut waren, um die bedeutsamen Wahrheiten zu veranschaulichen, die er ihnen predigte. Er verband mit seinen Unterweisungen den Hinweis auf die Werke Gottes in der Natur. Die Vögel, die in den Lüften sorglos jubilierten, die Blumen des Feldes, die in ihrer Schönheit prangten, die Lilie, die in ihrer Reinheit auf dem Spiegel des Sees ruhte, die stattlichen Bäume, das bebaute Land, das wogende Getreide, der dürftige Boden, der unfruchtbare Baum, die ewigen Hügel, das sprudelnde Wasser, die untergehende Sonne, die den Horizont in einen rotgoldenen Schein tauchte -- all dieses benutzte er, um seine Hörer mit der göttlichen Wahrheit zu erfüllen. Er verknüpfte die Werke Gottes im Himmel und auf Erden mit den Worten des Lebens, die er ihren Herzen einprägen wollte. Indem er sie ständig auf die wunderbaren Werke Gottes in der Natur aufmerksam machte, hoffte er, seine Lehren in ihrem Gedächtnis lebendig zu erhalten. Sch1 252 2 Stets suchte Christus seine Lehren anregend zu gestalten. Er wußte, daß eine ermattete, hungrige Menge keinen geistlichen Segen empfangen kann und vergaß deshalb ihre leiblichen Bedürfnisse nicht. Bei einer Gelegenheit speiste er durch ein Wunder fünftausend Menschen, die sich versammelt hatten, die Worte des Lebens zu hören, die er ihnen verkündigte. Wenn Jesus der Menge seine lebendige Botschaft predigte, beachtete er auch seine Umgebung. Die Landschaft bot dem Auge manchen Reiz und erweckte in den Herzen schönheitsdurstiger Menschen Bewunderung. Er verstand es, die Weisheit Gottes in seinen schöpferischen Werken zu preisen und seine heiligen Lehren fesselnd darzubieten, indem er den Sinn seiner Zuhörer durch die Natur auf ihren Schöpfer lenkte. Sch1 253 1 Auf diese Weise wurden Landschaft, Bäume, Vögel, Blumen, Hügel, Seen und der prächtige Himmel im Geiste der Zuhörer mit den ernsten Wahrheiten verknüpft. Alle jene Dinge wurden ihnen heilig, als sie diese nach der Himmelfahrt Christi betrachteten. Sch1 253 2 Lehrte Christus das Volk, verbrachte er die Zeit nicht im Gebet. Er zwang dem Volk nicht, wie es die Pharisäer taten, lange, ermüdende Zeremonien und Gebete auf. Er lehrte seine Jünger, wie sie beten sollten. "Und wenn du betest, sollst du nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen in den Schulen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich ich sage euch Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viel Worte machen. Darum sollt ihr euch ihnen nicht gleichstellen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet." Matthäus 6,5-8. Öffentliche Gebete Sch1 253 3 Christus prägte seinen Jüngern den Grundsatz ein, in kurzen Gebeten nur das zum Ausdruck zu bringen, was sie begehrten, nichts darüber hinaus. Er selbst sagte ihnen, was und wie lange sie beten sollten, um ihre Wünsche nach zeitlichen und geistlichen Segnungen sowie ihre Dankbarkeit für deren Erfüllung vor Gott auszubreiten. Wie inhaltsreich ist das Vaterunser! Es umfaßt die wirklichen Bedürfnisse jedes Menschen. Für ein gewöhnliches Gebet genügen ein oder zwei Minuten. Es mag aber Anlässe geben, bei denen das Gebet in besonderer Weise vom Geist Gottes eingegeben ist. Die verlangende Seele seufzt und fleht zu Gott. Der Geist ringt wie bei Jakob und gibt sich ohne eine besondere Offenbarung der göttlichen Macht nicht zufrieden. In dieser Weise entspricht unser Handeln dem Willen Gottes. Sch1 254 1 Viele beten jedoch in einer sehr trockenen Art. Außerdem gleichen diese Gebete schon bald einer kurzen Predigt. Sie beten vor Menschen und nicht zu Gott. Wenn sie zu Gott beteten und ihre Handlungsweise wirklich begriffen, wären sie über ihre Kühnheit bestürzt, denn an Stelle des Gebets halten sie dem Herrn eine Rede, als ob der Schöpfer des Weltalls besonderer Belehrung über die allgemeine gegenwärtige Weltsituation bedürfe. Alle diese Gebete sind wie "ein tönend Erz oder eine klingende Schelle". Sie werden im Himmel nicht beachtet. Die Engel Gottes sind dieser Gebete ebenso überdrüssig wie die Menschen, die gezwungen sind, ihnen zuzuhören. Sch1 254 2 Jesus wurde oft beim Beten angetroffen. Er zog sich in die einsamen Haine oder auf die Berge zurück, um seine Bitten Gott darzulegen. Nach des Tages Unrast und nach Erledigung aller geschäftlichen Angelegenheiten legten sich die Müden zur Ruhe, während Jesus die Zeit dem Gebet widmete. Wir wollen alle Menschen zum Beten ermutigen, denn es wird viel zu wenig gebetet. Es fehlt auch an der nötigen Wachsamkeit; dazu beten viele Menschen ohne Verstand und nicht im Geiste Gottes. Ernste, wirksame Gebete sind immer am Platze und werden niemals ermüden. Sie wirken anregend und erquicken alle, die die Andachtszeit lieben. Sch1 254 3 Das stille Gebet wird vernachlässigt; deshalb sprechen viele Menschen lange, weitschweifige, gehaltlose Gebete, wenn sie sich zur Anbetung Gottes versammeln. Sie zählen in ihren Gebeten die vernachlässigten Pflichten einer Woche auf, beten im Kreise und hoffen, das Versäumte dadurch gutzumachen und ihr schuldiges Gewissen, das sie ständig bedrängt, zu beruhigen. Sie glauben, sich gewissermaßen in die Gunst Gottes hineinbeten zu können. Doch oft genug führen diese Gebete nur dazu, auch andere Menschen auf ihre eigene geringe geistliche Erkenntnis herabzuziehen. Beachteten alle Christen die Lehren des Heilandes über das Wachen und Beten, so wären sie in der Anbetung Gottes viel verständiger. Sch1 254 4 Wir müssen uns um das Kreuz scharen. Christus, der Gekreuzigte, muß der Mittelpunkt all unseres Sinnens und Trachtens sein. Diese besonderen Hinweise sollten wir deshalb beachten, um alles, was wir von Gott empfangen, lebendig in Erinnerung zu behalten, damit wir unsere Dankbarkeit für seine große Liebe zum Ausdruck bringen können und bereit sind, alles den Händen anzuvertrauen, die für uns ans Kreuz genagelt wurden. Hier sollten wir lernen, in der Sprache Kanaans zu reden und die Lieder Zions zu singen. Durch das Geheimnis und die Herrlichkeit des Kreuzes auf Golgatha können wir den Wert des Menschen ermessen; und jetzt werden wir auch die Bedeutung unseres Wirkens für unsere Mitmenschen erkennen und fühlen, daß auch sie zum Throne Gottes erhoben werden möchten. Testimonies for the Church IV, 462 (1880). ------------------------Kapitel 52: Wie sollen wir Sabbat feiern? Sch1 255 1 Gott ist gnädig. Seine Forderungen sind vernünftig. Sie zeigen uns die Güte und Barmherzigkeit seines Wesens. Auch der Sinn des Sabbats liegt darin, daß er der ganzen Menschheit zum Segen gereichen soll. Der Mensch wurde nicht um des Sabbats willen erschaffen, sondern der Sabbat wurde erst nach der Erschaffung des Menschen eingesetzt, um dessen Bedürfnissen zu begegnen. Nachdem Gott die Welt in sechs Tagen geschaffen hatte, segnete er "den siebenten Tag und heiligte ihn, darum daß er an demselben geruht hatte von allen seinen Werken, die Gott schuf und machte." Er sonderte diesen besonderen Tag für den Menschen ab, damit dieser von seiner Arbeit ruhe und sich angesichts der herrlichen Schöpferwerke um ihn herum erinnere, daß Gott all dieses in sechs Tagen geschaffen und am siebenten Tag geruht hat. Im Hinblick auf die greifbaren Belege der unendlichen Weisheit Gottes sollte jedes Menschenherz mit Liebe und Verehrung für den Schöpfer erfüllt sein. Sch1 255 2 Um den Sabbat zu heiligen, brauchen wir uns nicht hinter Mauern zu verstecken und uns von der herrlichen Natur und der freien, belebenden Himmelsluft fernzuhalten. Nie sollten wir an Gottes heiligem Tag unsere Gedanken von Sorgen und geschäftlichen Angelegenheiten ablenken lassen. Weltliche Dinge gehören an diesem Tage nicht in unseren Sinn. Herz, Geist und Gemüt können sich jedoch nicht erneuern, beleben und erheben, wenn man sich nahezu den ganzen Sabbat über hinter verschlossenen Türen aufhält und langen Predigten und weitschweifigen, gekünstelten Gebeten zuhört. Wer den Sabbat in dieser Weise begeht, hat den Sinn und die Bedeutung dieses Tages überhaupt nicht verstanden und sein Wesen nicht erfaßt. Erinnern wir uns doch: Der Sabbat wurde um des Menschen willen gemacht, für ihn zum Segen! Hier sollte der Mensch alle weltliche Arbeit zurücklassen und nur der Güte und Herrlichkeit Gottes gedenken. Es ist notwendig, daß das Volk Gottes sich versammelt, um von dem Allmächtigen zu sprechen, um Gedanken und Meinungen über die in seinem Wort enthaltenen Wahrheiten auszutauschen und eine angemessene Zeit zu beten. Doch die Gläubigen sollten bei diesen Zusammenkünften selbst am Sabbat nicht durch langatmige und uninteressante Predigten zu sehr ermüdet werden. Das Buch der Natur Sch1 256 1 Wenigstens einige Stunden sollten wir am Sabbat im Freien verbringen. Kann die Erkenntnis der Kinder mehr vertieft und ihr Gemüt besser geformt werden, als wenn sie statt im Spiel einen Teil des Sabbats mit ihren Eltern in der Natur zubringen? Laßt ihre jungen Herzen in Gottes Garten mit dem Schöpfer verbunden sein! Lenkt ihre Aufmerksamkeit auf die Zeichen seiner Liebe, die er uns Menschen durch seine Schöpfung entgegenbringt, so werden sie sich davon angezogen fühlen und innerlich aufgeschlossen werden. Sie werden dann niemals das Wesen Gottes mit den Grausamkeiten und Härten dieser Welt in Verbindung bringen, sondern sie werden ihn als gütigen, liebenden Vater ansehen, sobald sie die herrlichen Dinge schauen, die er zur Freude des Menschen geschaffen hat. Sie werden erkennen, daß seine Verbote und Vorschriften nicht nur gegeben sind, um seine Macht und Autorität zu beweisen, sondern auch um das Glück seiner Kinder zu fördern. Sie werden sich zu Gott hingezogen fühlen, da Liebe, Güte, Schönheit und Anziehungskraft in dem Charakter Gottes zusammenfließen. Denkt an die lieblichen Vögel, die durch ihre frohen Gesänge die Luft erfüllen, an die Grashalme und die prächtig gefärbten Blumen, die in ihrer Vollkommenheit so zauberhaft duften. Alle diese Dinge verkünden die Liebe und das Geschick des himmlischen Künstlers und offenbaren die Herrlichkeit Gottes. Sch1 257 1 Liebe Eltern, warum sollten wir von den köstlichen Lehren, die Gott uns in dem Buch der Natur gegeben hat, um unseren Kindern eine richtige Vorstellung seines Wesens zu vermitteln, keinen Gebrauch machen? Wer die Natürlichkeit dem Modegeschmack opfert und sich selbst von den Schönheiten der Natur abschließt, kann nicht geistlich gesinnt sein. Er kann die Meisterschaft und die Macht Gottes, wie sie in seiner Schöpfung zum Ausdruck kommen, nicht begreifen. Deshalb bleibt sein Herz teilnahmslos und ohne Liebe und Anerkennung, er wird auch nicht mit Scheu und Ehrfurcht erfüllt, wenn er Gottes Wirken in der Natur erkennt. Sch1 257 2 Alle, die Gott lieben, sollten alles in ihren Kräften stehende tun, um den Sabbat zu einem heiligen Freudentag zu erheben. Sie vermögen dies jedoch nicht, wenn sie ihre Freude in sündhaften, verbotenen Vergnügungen suchen. Eine große Aufgabe liegt jetzt noch vor ihnen dem Sabbat auch in ihren Familien seinen rechten Inhalt zu geben und ihn zum anziehendsten Tag der Woche zu gestalten. Unseren Kindern heißt es genügend Zeit zu widmen, um sie dafür zu gewinnen. Ein abwechslungsreicher Verlauf dieses Tages wird sie ohne Zweifel günstig beeinflussen. Wir können mit ihnen ins Freie gehen, im Grünen den strahlenden Sonnenschein genießen und uns mit ihnen über die Werke Gottes unterhalten. Liebe und Ehrfurcht können wir ihnen einflößen, wenn wir ihre Aufmerksamkeit auf die herrliche Natur lenken. Sch1 257 3 Der Sabbat muß für unsere Familien so gehaltvoll gestaltet werden, daß seine wöchentliche Wiederkehr mit Freuden begrüßt wird. Es gibt keine bessere Sabbatheiligung, als wenn Eltern Mittel und Wege finden, ihre Familien zu belehren, sie für das geistliche Leben zu gewinnen, ihnen das Wesen Gottes deutlich vor Augen zu führen und ihnen zu zeigen, was Gott von uns allen erwartet, damit wir einen echt christlichen Charakter entwickeln und das ewige Leben erlangen können. Liebe Eltern, laßt den Sabbat zu einer Lust werden, so daß eure Kinder ihn zutiefst herbeisehnen und ihn in ihrem Herzen voll Freude begrüßen. ------------------------Kapitel 53: Vom Wesen christlicher Erholung1 Sch1 258 1 Ich habe mir überlegt, welcher Unterschied wohl zwischen unserem heutigen Beisammensein hier und solchen Zusammenkünften besteht, wie sie im allgemeinen von Nichtgläubigen abgehalten werden. An Stelle der Gebete, des Namens Christi und religiöser Gespräche hört man albernes Gelächter und wertloses Geschwätz. Sie wollen auch nur eine freie, ungezwungene Zeit verbringen, die in der Regel mit Narrheiten beginnt und mit Nichtigkeiten endet. Wir aber erwarten bei diesen Zusammenkünften eine solche Führung und von uns selbst ein solches Benehmen, daß wir mit ruhigem Gewissen gegenüber Gott und den Menschen nach Hause zurückkehren können. Wir wollen die Gewißheit mit nach Hause nehmen, keinen unserer Freizeitfreunde irgendwie verletzt, beleidigt oder nachteilig beeinflußt zu haben. Sch1 258 2 In dieser Hinsicht geschehen noch viele Verstöße. Manche überlegen nicht, daß sie für den Einfluß, den sie täglich ausüben, verantwortlich sind und Gott Rechenschaft geben müssen über die dadurch erzielte Wirkung. Wenn sie ihren ganzen Einfluß aufbieten, die Sinne anderer Menschen von Gott abzuwenden, diese auf den Weg der Eitelkeit und Torheit zu ziehen und sie dahin zu führen, daß sie ihre Freude in Vergnügungen und nichtigen Genüssen suchen, müssen sie sich dafür verantworten. Und wenn diese Personen sehr einflußreich sind und durch ihr Beispiel andere anstecken, so wird ihnen das Versäumnis, ihren Lebenswandel nach der Bibel auszurichten, eine noch größere Schuld aufbürden. Sch1 258 3 Unser Beisammensein hier entspricht genau meinen Begriffen von Erholung. Ich habe versucht, euch meine Auffassung über Erholung zu nennen, will sie aber lieber noch erläutern als nur äußern. Vor ungefähr einem Jahr war ich bereits an diesem Ort, als hier eine ähnliche Ferienfreizeit stattfand. Damals spielte sich nahezu alles in sehr erfreulicher Weise ab, nur einige Dinge waren zu beanstanden. Etliche verloren sich ständig in Späße und Scherze. Außerdem waren die Teilnehmer nicht Gemeindeglieder, und hie und da machte sich ein Einfluß bemerkbar, den wir nicht wünschten. Sch1 259 1 Ich glaube aber, daß, während wir unseren Geist erquicken und unseren Körper neu beleben wollen, Gott von uns erwartet, all unsere Kräfte bei allen Gelegenheiten nutzbringend anzuwenden. Wir sollen gesellig zusammenkommen und in all unserem Tun Gott verherrlichen. Unsere Erholungszeiten sollen so gestaltet sein, daß wir jederzeit die uns auferlegten Aufgaben so gut wie möglich erledigen können. Auch soll unser Einfluß auf unsere Mitmenschen für sie nutzbringend sein. Besonders bei unserem jetzigen Beisammensein wollen wir daran denken, damit wir alle diese Freizeit froh verleben können. Dann werden wir gestärkt und erfrischt an Leib und Seele in unsere Heime zurückkehren und bereit sein, hoffnungsfreudiger und mutiger aufs neue an unsere Aufgabe heranzugehen. Sch1 259 2 Wir glauben, daß es eine große Gnade bedeutet, an jedem Tag unseres Lebens Gott auf Erden verherrlichen zu dürfen. Zweifellos sind wir nicht nur in diese Welt gesetzt, um unserem Vergnügen zu leben. Im Gegenteil heißt unser Auftrag, der Menschheit zu nützen und ihr ein Segen zu sein. Begäben wir uns auf eine niedrige Stufe, wie viele, die nur nach Eitelkeiten und Torheiten suchen, könnten wir dann noch der Gesellschaft zum Segen sein und unseren Mitmenschen nützen? Wir dürfen nicht harmlos irgendeinem Vergnügen nachgehen, das uns schließlich für eine treuere Erfüllung unserer täglichen Lebensaufgaben untauglich macht. Sch1 259 3 Wir wollen doch nach dem Erhabenen und Lieblichen trachten und den Sinn von solchen Dingen abwenden, die oberflächlich, unbedeutend und unecht sind. Unser Begehren ist es, aus allem, womit wir uns beschäftigen, neue Kraft zu sammeln, um bessere Menschen zu werden. Auch unsere Zusammenkünfte und fröhlichen Ferienfreizeiten sollen dazu dienen. Aus jeder nur möglichen Quelle hoffen wir neuen Mut, neue Widerstandskraft und neue Stärke zu schöpfen, damit unser Leben zu Reinheit und Frömmigkeit emporwachse und nicht auf das Niveau dieser Welt herabsinke. ------------------------Kapitel 54: Keine Gnadenzeit nach Christi Wiederkunft Sch1 260 1 Wenn sich Jesus im Allerheiligsten erhebt, die Kleider seines Mittleramtes ablegt und an Stelle seiner priesterlichen Tracht die Kleider der Rache anlegt, dann wird sein Werk für die Sünder abgeschlossen sein. Dann ist der Zeitabschnitt gekommen, an dem der Befehl ausgehen wird: "Wer böse ist, der sei fernerhin böse ... aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig. Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden." Offenbarung 22,11.12. Sch1 260 2 Gott hat uns sein heiliges Wort gegeben, damit es alle erforschen können, um den Weg zum ewigen Leben kennenzulernen. Wenn sich alle Menschen den Heilsbedingungen unterwürfen, die im Worte Gottes niedergelegt sind, brauchte niemand diesen Weg zu verfehlen. Sie alle haben nicht nur Gelegenheit, sich ein Wesen anzueignen, das der Gnade des ewigen Lebens entspricht, sondern sie werden auch in der Lage sein, sich für Leben oder Tod zu entscheiden. Der Mensch wird sich nach seiner Erkenntnis verantworten müssen. Seine Unwissenheit und Irrtümer werden nicht angerechnet, wenn das Licht nicht zu ihm gebracht worden ist. Es gilt nicht als Sünde, etwas nicht angenommen zu haben, was man nicht wußte. Ehe Jesus das Allerheiligste verläßt, werden alle Menschen geprüft werden. Diese Zeit endet, wenn die Fürsprache für Sünder abgeschlossen ist und die Kleider der Rache angelegt werden, Sch1 260 3 Viele vertreten die Auffassung, daß noch eine Gnadenzeit gewährt sei, nachdem Jesus seine hohepriesterliche Aufgabe im Allerheiligsten beendet hat. Das ist jedoch eine Spitzfindigkeit Satans. Gott prüft und erprobt die Welt auf Grund der Erkenntnis, die er ihr nach seinem Wohlgefallen vor dem Kommen Christi verleiht. In dieser Zeit wird sich entscheiden, wer das Leben oder den Tod verdient. Doch die Gnadenzeit für jene Menschen, die ein sündiges Leben der Vorbereitung auf das ewige Heil vorgezogen haben, schließt, wenn Christi Dienst unmittelbar vor seinem Erscheinen aufhört. Sch1 260 4 Wer das weltliche Leben liebt, fleischlichen Sinnes ist und Gott feindlich gegenübersteht, sollte sich nicht der Hoffnung hingeben, daß noch nach dem Erscheinen des Heilandes in den Wolken des Himmels eine Gnadenfrist zugebilligt würde. Das fleischliche Herz, das sich weder fügen noch unterordnen will, wird durch diese verlockende Meinung irregeleitet werden. Viele werden sich in Sicherheit wiegen und sich weiterhin gegen Gott empören sowie sich mit der völlig unbegründeten Hoffnung trösten, daß es dann Zeit und Gelegenheit geben wird, zu der sie ihre Sünden bereuen und die Wahrheit annehmen können, die sie jetzt nicht annehmen wollen, weil sie ihren natürlichen Neigungen und Wünschen widerspricht und sie außerdem nichts für sie übrighaben. Wenn sie jedoch nichts mehr zu verlieren haben, glauben sie, daß nun ihre Zeit gekommen sei, die Erlösung anzunehmen. Sch1 261 1 Die Heilige Schrift enthält manche schwer verständlichen Aussagen, die nach den Worten Petri von den Unwissenden und Leichtfertigen zu ihrem eigenen Unheil verdreht werden. Es mag stimmen, daß wir in diesem Leben nicht imstande sein werden, den Sinn jeder Schriftstelle zu erhellen; es gibt jedoch keine heilswichtigen Punkte der Botschaft Gottes, die in Dunkel gehüllt sind. Wenn nach Gottes Vorsehung für die Welt die Zeit kommen wird, wo es heißt, die Bewährungsprobe in der Wahrheit Gottes zu bestehen, dann schenkt der Geist Gottes dem Menschen die Erkenntnis, um die Schrift sogar unter Fasten und Beten zu durchforschen, bis Glied auf Glied offenbar geworden und zu einer vollkommenen Kette verbunden ist. Jede Tatsache, die sich unmittelbar auf das Heil der Menschen bezieht, wird so einprägsam dargelegt, daß es niemand nötig hat, zu irren oder in Unwissenheit zu leben. Der empfangenen Erkenntnis gemäß verantwortlich Sch1 261 2 Als wir die prophetische Kette genau betrachteten, wurde die unserer Zeit offenbarte Wahrheit klar erkannt und gedeutet. Wir dürfen die Gnade, deren wir uns erfreuen, und das Licht, das unseren Pfad erhellt, nicht verantwortungslos abtun. Auch frühere Geschlechter waren für die Erkenntnis, die sie gewonnen hatten, verantwortlich. Sie beschäftigten sich mit verschiedenen Aussagen der Heiligen Schrift, die für sie eine Prüfung bedeuteten. Doch verstanden sie noch nicht die Wahrheiten, die uns heute geläufig sind, konnten also auch nicht für eine Erkenntnis verantwortlich sein, die sie gar nicht besaßen. Sie hatten die Bibel, wie wir auch aber die Enthüllung besonderer Wahrheiten hinsichtlich der Ereignisse in den letzten Tagen geschieht erst in der Zeit der letzten Generationen, die auf Erden leben werden. Sch1 262 1 Besondere Wahrheiten sind jeweils dem Lebenszuschnitt der betreffenden Generationen angepaßt worden. Die gegenwärtige Wahrheit, die für die Menschen unserer Zeit eine Prüfung bedeutet, war nicht für die Menschen längst vergangener Geschlechter bestimmt. Wenn frühere Geschlechter bereits die Erkenntnis der Sabbatheiligung besessen hätten, wie wir sie heute haben, zöge Gott sie für diese Erkenntnis gewiß zur Verantwortung. Sch1 262 2 Johannes sah im Gesicht eine Gruppe Menschen, die, als sich der Tempel Gottes im Himmel öffnete, wie gebannt stand und mit ehrfürchtiger Scheu auf die Lade blickte, die das Gesetz Gottes enthielt. Diese besondere Prüfung betreffs des Sabbatgebotes trat erst ein, als der Tempel Gottes im Himmel aufgetan worden war. Sch1 262 3 Menschen, die starben, ehe ihnen die Erkenntnis über das Gesetz Gottes und die Forderungen des Sabbatgebotes zuteil geworden war, wird die Übertretung dieses Gebotes nicht angerechnet. Die Weisheit und Barmherzigkeit Gottes, Licht und Erkenntnis zu rechter Zeit auszuteilen, wie die Menschen es nötig haben, sind unerforschlich. Um die Welt in Gerechtigkeit zu richten, sendet er vor seinem Kommen eine Warnungsbotschaft, deren Aufgabe es ist, die Menschen aufzurütteln und ihre Aufmerksamkeit auf die Folgen der Nichtachtung des Sabbatgebotes zu lenken. Sie sollen belehrt werden, die Übertretung seines Gesetzes bereuen und ihre Treue gegenüber dem großen Gesetzgeber erweisen. Gott hat Vorkehrungen getroffen, daß alle, die es von Herzen wollen, auch glücklich und selig werden können. Unserer Generation wurde eine ausreichende Erkenntnis gegeben, so daß wir wohl unsere Pflichten, aber auch seine Gnade wissen und uns der köstlichen und ernsten Wahrheiten in ihrer Kraft und Klarheit erfreuen können. Sch1 262 4 Wir sind nur für die Erkenntnis verantwortlich, die wir erhielten. Gottes Gebote und das Zeugnis Jesu prüfen uns. Wenn wir treu und gehorsam sind, wird der Herr an uns Freude haben und uns als sein erwähltes Volk segnen. Sind die Herzen der Nachfolger Christi von tiefem Glauben, vollkommener Liebe und vollendetem Gehorsam erfüllt, werden sie gewaltigen Einfluß ausstrahlen. Licht, das die Finsternis um sie herum verbannt und alle Menschen, die in ihre Einflußsphäre kommen, läutert und erhebt, wird von ihnen ausgehen und alle zur Erkenntnis der Wahrheit bringen, die bereit sind, sich erleuchten zu lassen und dem demütigen Weg des Gehorsams zu folgen. Die Vernachlässigung der Wahrheit zugunsten von Schwärmereien Sch1 263 1 Fleischlich gesinnte Menschen können die heilige Kraft lebendiger Wahrheit, von der ihre Erlösung abhängig ist, nicht verstehen, weil sie dem Hochmut, Neid, Haß, der Bequemlichkeit, Selbstsucht, Habgier, Eifersucht, Wollust und jedem anderen Übel nachgehen. Würden sie diese Dinge überwinden, könnten sie der göttlichen Natur teilhaftig werden. Viele verlassen die einfachen Wahrheiten des Wortes Gottes und versäumen es, dem Licht zu folgen, das ihren Weg erhellt. Sie versuchen, Geheimnisse zu ergründen, die Gott noch nicht völlig enthüllt hat; sie mutmaßen, reden und diskutieren über Fragen, die für ihr Seelenheil ohne jede Bedeutung sind. Tausende sind von Satan auf diese Weise betrogen worden. Sie haben die gegenwärtige Wahrheit und die augenblickliche Aufgabe vernachlässigt, die für alle Menschen, die sich im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte befinden, klar und verständlich sind. Sie haben sich auf zweifelhafte Gedankengänge und Schriftstellen gestützt, die sie nicht verstehen konnten, und sind dadurch im Glauben irre geworden; ihr reiner Glaube ist einem Mischglauben gewichen. Sch1 263 2 Gottes Wille ist es, daß alle zur praktischen Anwendung der einfachen Lehren seines Wortes hinsichtlich der Erlösung des Menschen kommen. Wenn sie Täter des Wortes sind, das in seiner Schlichtheit um so klarer und eindrucksvoller wirkt, werden sie nicht verfehlen, einen echt christlichen Charakter zu entfalten. Sie werden durch die Wahrheit geheiligt werden und durch demütiges Ausleben ihrer Erkenntnis das ewige Leben erlangen. Gott wünscht sich Mitarbeiter, die nicht nur nach seinem Wort reden, sondern nach ihm handeln. Ihre Früchte werden die Echtheit ihres Glaubens dartun. Sch1 264 1 Br. O., du wirst den Versuchungen Satans ausgesetzt sein, wenn du weiterhin deinen irrigen Ansichten anhängst. Dein Glaube wird verwirrt werden, und du stehst in Gefahr, auch die Sinne anderer zu verwirren. Gott verlangt von seinem Volk, daß es eins ist. Deine seltsamen Auffassungen werden deinen Einfluß beeinträchtigen. Gibst du sie nicht auf, werden sie schließlich dazu dienen, dich von deinen Brüdern zu trennen. Wenn Gott das Licht hat, das zur Errettung seiner Kinder nötig ist, wird er es ihnen geben, wie er auch andere große und wichtige Wahrheiten gegeben hat. Dabei sollst du es bewenden lassen. Laß Gott auf seine Weise wirken, um sein Vorhaben zu seiner Zeit und auf seine Art zu verwirklichen! Gott schenke dir Kraft, im Licht zu wandeln, gleichwie er im Licht ist! ------------------------Kapitel 55: Die Heiligkeit des Sabbats Sch1 264 2 Wenn der Sabbat beginnt, sollten wir auf uns selbst, unser Handeln und unsere Worte achten, damit wir Gott nicht zu unserem Nutzen der Zeit berauben, die unbedingt ihm gehört. Weder uns selbst noch unseren Kindern dürfen wir erlauben, irgendeine Arbeit für den Lebensunterhalt zu erledigen, die wir ebensogut während der sechs Arbeitstage ausführen können. Sch1 264 3 Freitag ist Rüsttag! Dieser Tag soll dazu dienen, die erforderlichen Vorbereitungen für den Sabbat vorzunehmen, alles zu bedenken und zu besprechen. Alles, was nach göttlichen Gesichtspunkten als Übertretung des heiligen Sabbats angesehen werden könnte, sollte erledigt und vom Sabbat ferngehalten werden. Gott erwartet, daß wir uns am Sabbat nicht nur der körperlichen Arbeit enthalten, sondern auch den Geist daran gewöhnen, sich mit geistlichen Anliegen zu beschäftigen. Tatsächlich wird das vierte Gebot bereits übertreten, wenn wir über weltliche Dinge sprechen oder oberflächliche und wertlose Gespräche führen. Über alles mögliche zu schwätzen, was uns gerade in den Sinn kommt, heißt ganz und gar nach unserem Willen zu reden. Jede Abweichung vom Weg des Glaubens führt uns in Knechtschaft und Verdammnis. Sch1 265 1 Br. P., du solltest dich selbst erziehen, um die Heiligkeit des Sabbats nach dem vierten Gebot zu erkennen. Es gehört zu deinen Aufgaben, die Glaubenshaltung deiner Familie und des Volkes Gottes, wo immer du sie durch dein Beispiel geschwächt hast, wiederaufzurichten. Wirke dem Einfluß entgegen, den du in dieser Hinsicht ausgeübt hast, und ändere deine Worte und Werke! Du hast häufig versäumt, des Sabbats zu gedenken und ihn zu heiligen. Oft dachtest du nicht mehr daran und sprachst an Gottes heiligem Tag deine eigenen Worte. Du warst unbedacht und hast dich am Sabbat mit Andersgläubigen über gewöhnliche Tagesereignisse unterhalten, so zum Beispiel über wirtschaftliche Dinge und Bilanzen. Das muß unter allen Umständen anders werden! Sch1 265 2 Menschen, die nicht völlig von der Wahrheit erfaßt sind, lassen ihren Gedanken hinsichtlich weltlicher Geschäfte oft freien Lauf. Obwohl sie am Sabbat von körperlicher Anstrengung ruhen mögen, sprechen ihre Zungen doch das aus, was ihre Gedanken beherrscht, daher die Rede von Großvieh, Ernteerträgen, Verlusten und Gewinnen. Dies alles bedeutet nichts anderes als ein Vergehen gegen die Sabbatheiligung. Wenn sich jemand mit weltlichen Dingen abgibt, dessen Zunge kann nicht schweigen; denn: "Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über." Matthäus 12,34. Die Verantwortung des Predigers Sch1 265 3 Das Verhalten der Prediger muß in dieser Beziehung besonders beispielhaft sein. Am Sabbat sollten sie ihre Gespräche nur auf religiöse Probleme beschränken auf die Wahrheit und unsere heutige Aufgabe, auf des Christen Hoffnungen und Besorgnisse, auf seine Prüfungen, Kämpfe und Trübsale, endlich auf das Überwinden und auf den beim Erscheinen des Heilandes zu empfangenden Lohn. Sch1 265 4 Jesu Diener haben alle, die nicht den Sabbat heiligen, auf ihre Übertretungen aufmerksam zu machen. Ernst aber freundlich sollten sie jene rügen, die am Sabbat weltliche Gespräche führen, gleichzeitig jedoch behaupten, Sabbathalter zu sein. Zu ihren Anliegen gehörte es, die Menschen zur Ehrerbietung gegenüber Gottes heiligem Tage zu ermutigen. Verschlaft nicht den Sabbat! Sch1 266 1 Niemand glaube, daß er geheiligte Stunden nutzlos verbringen darf. Es mißfällt Gott, wenn Sabbathalter einen großen Teil des Sabbats verschlafen. Sie entehren damit ihren Schöpfer, da sie durch ihr Verhalten bekunden, daß ihnen die sechs Wochentage zu kostbar sind, um sie zum Ausruhen zu verwenden. Sie müssen Geld verdienen, selbst unter Verzicht auf den notwendigen Schlaf, den sie allerdings wieder nachholen, indem sie den Sabbat verschlafen. Dann entschuldigen sie sich und sagen: "Der Sabbat wurde als Ruhetag gegeben. Ich will nicht auf meine Ruhe verzichten und an der Versammlung teilnehmen, denn ich habe Ruhe sehr nötig." Solche Menschen verleben den heiligen Tag Gottes in völlig falscher Weise. Besonders am Sabbat sollten sie ihren Familien die Beachtung dieses Tages nahelegen und sich mit den anderen Gläubigen im Gotteshaus versammeln. Der göttliche Einfluß, der auf dem Sabbat ruht, wird sie die Woche über begleiten, wenn sie ihre Zeit und Kraft geistlichem Leben widmen. Kein anderer Tag ist so geeignet, sich der geistlichen Betrachtung hinzugeben, wie der Sabbat. Sch1 266 2 Ich sah im Geist, wie der ganze Himmel auf diejenigen blickte und acht hatte, die die Forderungen des vierten Gebotes anerkannten und den Sabbat hielten. Engel bekundeten ihre Anteilnahme und ihre hohe Achtung für diese göttliche Einrichtung. Wer Gott, den Herrn, in seinem Herzen durch eine feste, fromme Gesinnung heiligte und sich bemühte, die geweihten Stunden zu nutzen, indem er den Sabbat nach bestem Gewissen hielt, und dazu Gott ehrte, indem er den Sabbat eine Lust hieß, den segneten die Engel vor allem mit Erkenntnis und Gesundheit, und besondere Kraft wurde ihm zuteil. Aber andererseits wandten sich die Engel von denen ab, die die Heiligkeit des göttlichen Ruhetages verletzten. Sie entzogen ihnen alle Erkenntnis und alle Kraft. Ich sah jene Gruppe von einer Wolke überschattet, verzweifelt und oftmals völlig niedergeschlagen. Der Geist Gottes war von ihnen gewichen. ------------------------Kapitel 56: Unausgeglichene geistige Fähigkeiten Sch1 267 1 Gott hat jedem von uns wertvolle Güter anvertraut, für die wir verantwortlich sind. Nach Gottes Absicht sollen wir unseren Verstand erziehen, daß wir in der Lage sind, die von ihm empfangenen Fähigkeiten so einzusetzen, daß sie dem Allerbesten dienen und die Herrlichkeit des Gebers widerspiegeln. Wir verdanken Gott alle unsere geistigen Eigenschaften. Diese Kräfte können gebildet und so besonnen gelenkt und eingesetzt werden, daß sie die ihnen zugedachten Aufgaben erfüllen. Eines jeden Pflicht ist es, dazu auch alle Anlagen zu entwickeln und alle seelischen Kräfte ans Licht zu holen. Ist das erreicht, wird der Verstand erstarken, und die Aufgabe, für die wir befähigt wurden, kann erfüllt werden. Sch1 267 2 Viele arbeiten nicht mit allen Kräften an der Erfüllung des Guten, weil sie ihren Verstand zu einseitig einsetzen. Sie müssen manche Dinge, die sie für unangebracht halten, sorgfältiger beachten. Schwächere Anlagen liegen brach, da die Aufgaben, die diese Anlagen einsetzen und sie deshalb auch kräftigen könnten, als unangenehm empfunden werden. Auffassungsgabe, Urteilsvermögen, Gedächtnis und alle Geisteskräfte sollten gleich stark sein, damit die geistigen Fähigkeiten wohlausgewogen sind. Wenden wir unsere Verstandeskräfte an, und pflegen wir alle Fähigkeiten! Sch1 267 3 Wenn bestimmte Fähigkeiten auf Kosten anderer vernachlässigt werden, kommt die Absicht Gottes in uns nicht völlig zur Wirkung; denn alle Anlagen stehen miteinander in Beziehung und sind in hohem Maße voneinander abhängig. Eine einzelne Anlage kann ohne die Mitwirkung aller anderen nicht wirkungsvoll angewandt werden, da das Gleichgewicht sorgfältig erhalten bleiben muß. Wird alle Kraft und Aufmerksamkeit nur einer Fähigkeit zuteil, während die anderen vernachlässigt werden, entwickelt sich diese eine zu stark und führt zu Auswüchsen, da nicht alle Kräfte gleichmäßig gefördert werden. Der Verstand mancher Menschen ist verkümmert und unausgeglichen. Die verschiedenen Geisteskräfte des einzelnen sind naturgemäß nicht gleich stark. Wir haben mannigfaltige Geistesanlagen. Manche sind in gewisser Hinsicht stark und in anderen Punkten sehr schwach. Diese augenscheinlichen Unzulänglichkeiten aber dürfen und sollen nicht vorhanden sein. Wer solche Unvollkommenheiten besitzt, würde sie beseitigen können, wenn er seine schwächeren Anlagen ständig übte und anwendete. Sch1 268 1 Es ist wohl angenehm, aber durchaus nicht sehr ersprießlich, die von Natur aus stärksten Anlagen einzusetzen, während wir die schwachen vernachlässigen, die es nötig hätten, gefördert zu werden. Den schwächsten Anlagen gelte unsere besondere Aufmerksamkeit. Alle Geisteskräfte sollten wohlausgeglichen sein und ihre Aufgabe wie eine gut arbeitende Maschinerie erfüllen. In der Erhaltung unserer Fähigkeiten sind wir von Gott abhängig. Wir Christen tragen ihm gegenüber die Verpflichtung, den Geist so zu schulen, daß alle Fähigkeiten gestärkt und noch besser ausgebildet werden. Versäumen wir jedoch diese Aufgabe, werden sie niemals den Zweck erfüllen, für den sie bestimmt sind. Wir haben kein Recht, irgendeine der Fähigkeiten zu vernachlässigen, die Gott uns gegeben hat. Allenthalben begegnen wir Menschen, die unter Zwangsvorstellungen leiden. Sie sind häufig von einer fixen Idee besessen. Ursache hierfür war die übermäßige Inanspruchnahme einer Gehirnpartie, während die anderen Teile brachlagen. Diese ständig beschäftigte Partie ist den Anforderungen nicht gewachsen und erkrankt, so daß der Mensch zum Wrack wird. Befolgen wir diesen Weg, verherrlichen wir Gott nicht. Wenn wir alle Organe gleichmäßig beanspruchten, entwickelten sich auch alle völlig gesund und harmonisch. Wäre nicht ein Organ überlastet worden, hätte es nicht verbraucht werden können. Sch1 268 2 Die Prediger sollten darauf achten, daß ihre eigenen Pläne die Absichten Gottes nicht vereiteln. Sie stehen in Gefahr, das Werk Gottes einzuengen und ihre Arbeit nur auf gewisse Orte zu beschränken. Außerdem scheinen sie den verschiedenen Abteilungen des Werkes Gottes kein besonderes Interesse entgegenzubringen. Es gibt manche, die ihre Kräfte nur auf eine einzige Sache konzentrieren, und damit alles andere ausschließen, was möglicherweise von gleicher Wichtigkeit ist. Es sind einseitige Menschen. Ihre ganze Lebenskraft setzen sie für die Angelegenheit ein, mit der sie sich zur Zeit beschäftigen. Alle anderen Erwägungen werden übergangen. Und immer wieder zeugen ihre Gedanken und Gespräche von diesem Lieblingsthema. Alles, was damit irgendwie in Zusammenhang steht, greifen sie begierig auf und eignen es sich an. Ja, man hält sich so lange dabei auf, daß es dem Geist lästig wird, diesem Thema noch länger zu folgen. Sch1 269 1 Viel Zeit wird häufig verloren durch Erläuterung von Dingen, die wirklich unwichtig sind und die ohne Beweise angenommen werden können, weil sie für selbstverständlich gelten. Die wirklich lebenswichtigen Punkte jedoch sollten so deutlich und überzeugend dargestellt werden, wie Sprache und Beweisumstände es nur vermögen. Bis zu einem gewissen Grade ist es gut, sich auf eine einzige Sache, unter Ausschluß alles anderen, konzentrieren zu können. Doch wenn dies ständig der Fall ist, ermüden die Organe, die im Dienst dieser Arbeit stehen. Ihnen wird zuviel zugemutet. Das Ergebnis zeigt sich dann in einer wenig guten Durchführung. Bestimmte Organe tragen die Hauptlast, während die anderen brachliegen. Dadurch können sich die geistigen Anlagen nicht harmonisch entfalten und die Lebensspanne wird dadurch schließlich gar verkürzt. Sch1 269 2 Alle Fähigkeiten sollten unsere Aufgabe mittragen, sie sollten zusammenwirken und einander ausgleichen. Wer seine gesamte Geisteskraft auf ein Gebiet konzentriert, ist dafür auf anderen Gebieten nicht genügend beschlagen, weil die einzelnen Anlagen nicht gleichmäßig gefördert werden. Ein bestimmtes Problem fesselt die Aufmerksamkeit, und man dringt immer tiefer in diese Materie ein. Man sieht Weisheit und Erkenntnis vor sich, je mehr man von diesem Problem in Anspruch genommen wird. Aber nur sehr wenige Geister vermögen dann noch zu folgen, es sei denn, sie widmeten dieser Angelegenheit die gleiche gedankliche Intensität. Es besteht die Gefahr, daß solche Männer den Samen der Wahrheit so tief einpflügen und einpflanzen, daß der zarte, kostbare Halm niemals die Oberfläche erreichen wird. Sch1 269 3 Oftmals wird viel harte Arbeit geleistet, die weder verlangt wurde noch jemals geschätzt wird. Wer seine große Konzentrationsfähigkeit auf Kosten anderer Fähigkeiten fördert, dessen geistige Fähigkeiten können nicht wohlausgewogen sein. Sie reagieren wie eine Maschine, von der nur einige Räder in Bewegung sind. Während diese durch ständige Verwendung abgenutzt werden, rosten die anderen, die stillstehen. Die Menschen, die sich nur auf ein oder zwei Fähigkeiten stützen, können nicht halb soviel Gutes vollbringen, wie sie eigentlich sollten. Sie sind zu einseitig. Nur die Hälfte der Fähigkeiten wenden sie an, die sie von Gott empfangen haben. Die andere Hälfte bleibt untätig. Sch1 270 1 Wenn diese Geistesarbeiter eine besondere Arbeit vorhaben, die Überlegung erfordert, sollten sie nicht ihre gesamten Kräfte auf diese eine Aufgabe lenken und damit alle anderen Interessen ausschließen. Wenn auch das vor ihnen liegende Problem ihr Hauptanliegen ist, dürfen dennoch nicht andere Aufgabengebiete völlig vernachlässigt werden. Das wäre nicht nur für sie selbst zum Schaden, sondern für das Werk überhaupt. Die einzelnen Interessen und Aufgabenkreise sollten niemals zugunsten eines einzigen Gebietes unbeachtet bleiben. Sch1 270 2 Manche müssen beim Schreiben ständig darauf achten, klare Gedankengänge nicht zu verdunkeln. Das ist besonders dann der Fall, wenn eine Fülle von Beweisen angeführt wird, die für den Leser gar nicht wichtig sind. Wenn sie weitschweifig bei Punkten verharren und jede Einzelheit erläutern, die sich von selbst versteht, ist ihre Mühe fast umsonst. Das Interesse des Lesers wird nicht groß genug sein, um dem Thema bis zum Ende nachzugehen. Die wichtigsten Wahrheitspunkte können überladen und dadurch verdunkelt werden, wenn jede winzige Einzelheit beachtet wird. Man hat zwar viele Beweise erörtert, aber diese Arbeit, auf die soviel Mühe verwandt wurde, ist nicht geeignet, das allgemeine Interesse zu wecken. Sch1 270 3 In unserer Zeit, in der leichte Unterhaltungslektüre den Ton angibt und die Herzen für sich einnimmt, ist es besser, die Wahrheit, gestützt auf einige starke Beweise, leicht verständlich vorzutragen, als tiefgründige Forschungen anzustellen und eine überwältigende Reihe von Tatsachen darzulegen. Wir entgehen dann der Gefahr, daß die Hauptpunkte in den Köpfen vieler Menschen zu einem unentwirrbaren Chaos ineinanderlaufen, was angesichts der Einwände und Gegeneinwände leicht möglich ist. Bei vielen werden bestimmte Argumente mehr erreichen als langatmige Erklärungen, denn für sie sind die meisten Dinge selbstverständlich. Solche Menschen brauchen keine Beweise. ------------------------Kapitel 57: Treue in häuslichen Aufgaben Sch1 271 1 Liebe Schw. O., ich glaube, du bist nicht glücklich. Du versuchst etwas Großes zu erreichen, übersiehst dabei aber die gegenwärtigen Aufgaben, die unmittelbar an deinem Weg liegen. Du bist nicht glücklich, weil du über deine alltäglichen Pflichten hinwegsiehst und eine höhere und größere Aufgabe erfüllen willst. Ruhelos, verdrießlich und unbefriedigt verbringst du deine Tage. Das Befehlen steht dir besser als das Selbstausführen. Du sagst lieber anderen, was sie tun sollen, statt freudig und bereitwillig selbst mit anzupacken. Sch1 271 2 Das Glück deines Vaterhauses lag in deinen Händen. Ich hätte gewünscht, daß du dich weniger mit deinen eigenen Neigungen, sondern mehr mit dem Glück anderer beschäftigt hättest. Du versäumst es, die gewöhnlichen Alltagspflichten von ganzem Herzen zu erfüllen. Deine Gedanken schweifen weit umher und sehnen sich darüber hinaus nach einer angenehmeren, höheren oder auch ehrenvolleren Tätigkeit. Es muß aber auch jemand den Beschäftigungen nachgehen, die dir kein Vergnügen bereiten, ja die dir sogar mißfallen. Die willige und zuverlässige Erfüllung dieser einfachen, bescheidenen Pflichten wird die notwendige erzieherische Wirkung ausüben, um deine Liebe für die häuslichen Aufgaben zu wecken. Hierin liegt eine Erfahrung, die zu gewinnen für dich äußerst wichtig ist; aber du liebst diese Arbeit nicht. Du murrst über dein Los, bringst dadurch noch deine Umgebung in eine unglückliche Stimmung und erleidest selbst großen Schaden. Es mag sein, daß du niemals für eine Aufgabe berufen wirst, die dich vor die Öffentlichkeit bringt; doch jede Arbeit, die wir notwendigerweise erledigen müssen, hat ihren erzieherischen Wert, und sei es Geschirr waschen, Tisch decken, Kranke pflegen, Kochen oder Waschen. Ehe du nicht froh und freudig an diese Pflichten herangehst, bist du für größere und höhere Aufgaben ungeeignet. Irgend jemand muß die bescheidenen Aufgaben, die wir vor uns sehen, übernehmen. Wer sie erfüllt, sollte das Bewußtsein haben, eine notwendige und ehrenvolle Arbeit zu verrichten. So gering diese auch sein mag, mit ihrer Erfüllung dienen wir dem Werk Gottes ebenso gewiß wie Gabriel, als er zu den Propheten gesandt wurde. Alle erfüllen in ihren besonderen Wirkungskreisen ihre Aufgabe. Die Frau kann und sollte in ihrem Heim in den einfachen Alltagspflichten, die getan werden müssen, Treue, Gehorsam und Liebe ebenso aufrichtig beweisen wie die Engel in ihrem Wirkungskreis. Übereinstimmung mit dem Willen Gottes adelt jede beliebige Tätigkeit, die an uns herantritt. Sch1 272 1 Du brauchst Liebe und Wohlwollen. Dein Charakter muß geformt werden. Laß deinen Unmut beiseite und pflege statt dessen Liebe und Güte! Verleugne dich selbst! Wir sind keine Engel, sondern niedriger geschaffen; dennoch ist unsere Aufgabe wichtig. Wir befinden uns nicht im Himmel, sondern auf Erden. Wenn wir im Himmel sein werden, dann werden wir auch die Fähigkeit besitzen, die hohen und erhabenen Aufgaben des Himmels auszuführen. In dieser Welt aber müssen wir geprüft werden und uns bewähren. Für Auseinandersetzungen und Pflichterfüllung sollten wir gewappnet sein. Sch1 272 2 Die vornehmste Aufgabe, die jungen Menschen zufällt, besteht darin, im eigenen Heim Vater, Mutter, Brüder und Schwestern durch Liebe und aufrichtige Anteilnahme zu beglücken. Hier, im Sorgen und Wirken für andere, können sie Selbstverleugnung und Selbstvergessenheit zeigen. Keine Frau erniedrigte sich jemals durch diese Arbeit. Es ist das heiligste, erhabenste Amt, das sie zu bekleiden vermag. Was für einen Einfluß kann eine Schwester auf Brüder ausüben! Sie kann auf den Charakter ihrer Brüder entscheidend einwirken, wenn sie auf den Wegen des Glaubens wandelt. Ihre Gebete, ihre Freundlichkeit und ihre Güte vermögen viel in einem Haushalt. Meine Schwester, diese trefflichen Eigenschaften kannst du niemals anderen Menschen mitteilen, wenn sie nicht zuerst in deinem Wesen vorhanden sind. Die Zufriedenheit des Herzens, das Liebevolle, Sanftmütige und Sonnige des Wesens, das du anderen entgegenbringst, strahlt auf dich in dem Maße zurück, in dem du es anderen zuteil werden läßt. Wo Christus nicht im Herzen herrscht, behaupten sich Unzufriedenheit und sittliche Unreife. Selbstsucht erwartet von anderen, was wir ihnen nicht geben wollen. Wenn wir Christus nicht im Herzen tragen, wird auch unser Wesen wenig liebenswert sein. Sch1 272 3 Nicht nur große Aufgaben und große Kämpfe legen der Seele schwere Prüfungen auf und erfordern Mut. Auch das Alltagsleben bringt Schwierigkeiten, Prüfungen und Entmutigungen mit sich. Oftmals ist es gerade der bescheidenste Dienst, der Stärke und Geduld erfordert. Selbstvertrauen Entschlossenheit sind daher nötig, um allen Schwierigkeiten zu begegnen und sie zu überwinden. Vertraut dem Herrn, auf daß er euch überall beistehe und euch Trost und Hilfe sei. Du brauchst vor allem ein demütiges und freundliches Wesen, sonst kannst du nicht glücklich sein. Meine Schwester, Gott helfe dir, Demut und Gerechtigkeit zu erstreben. Ohne den Geist Gottes kannst du nichts erreichen. Bist du aber zu allem bereit, wird Gott dir helfen, dich stärken und segnen. Vernachlässigst du jedoch die kleinen Pflichten, wirst du niemals mit größeren betraut werden. ------------------------Kapitel 58: Eitle Gedanken1 Sch1 273 1 Euer himmlischer Vater kennt alle eure Taten, wenn ihr auch noch so fest davon überzeugt seid, daß sie im Verborgenen geschehen seien. Nichts ist verborgen und nichts ist verhüllt! Offen liegt euer Handeln und dessen Ursachen vor Gottes Augen. Er kennt eure Worte und Gedanken bis ins kleinste. Es gehört zu euren Pflichten, eure Gedanken zu prüfen und gegen wertlose Vorstellungen anzukämpfen. Ihr mögt der Meinung sein, daß es kein Vergehen sei, seinen Gedanken ungehemmt freien Lauf zu lassen, so wie es natürlicherweise der Fall wäre. Das ist jedoch eine falsche Auffassung. Für die Duldung eitler Gedanken seid ihr Gott verantwortlich; denn daraus erwächst die sündige Tat, die Ausführung der Dinge, mit denen sich der Geist beschäftigt hat. Beherrscht eure Gedanken, dann wird es sehr viel leichter sein, auch eure Taten zu beherrschen! Sch1 273 2 Eure Gedanken müssen geheiligt werden. Paulus schreibt an die Korinther: "Wir zerstören damit die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Vernunft unter den Gehorsam Christi." 2.Korinther 10,5. Ihr werdet den Sinn der Hingabe besser verstehen, wenn ihr immer an diese Worte des Paulus denkt. Eure Gedanken werden dann sauber, keusch und edel sein, und eure Taten lauter und ohne Sünde. Eure Leiber werden in Ehre und Heiligkeit bewahrt werden, auf daß ihr sie "begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst". Römer 12,1. Von euch wird erwartet, in kleinen wie auch in großen Dingen Selbstverleugnung zu üben. Ergebt euch Gott; euren gegenwärtigen Zustand kann er nicht gutheißen ... Sch1 274 1 Um den letzten, tieferen Sinn des Daseins zu erfassen, müßt ihr jene Menschen meiden, die nur ihrem Genuß und Vergnügen leben und keine Ehrfurcht vor Gott haben. Gott hat für euch umfassende Vorsorge getroffen. Wenn ihr die Bedingungen erfüllt, die in seinem Wort niedergelegt sind, und euch von weltlichen Dingen zurückhaltet, wird er euch mit seiner Kraft ausrüsten, damit ihr allen verderblichen Einflüssen aus dem Wege gehen und das Edle, Gute und Erhabene entfalten könnt. Christus wird in euch "ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt". Johannes 4,14. Wille, Verstand und jede Gemütsregung besitzen umwandelnde Kraft, wenn sie vom Glauben geleitet werden. ------------------------Kapitel 59: Rücksicht auf Irrende Sch1 274 2 Wenn jemand in einer Angelegenheit Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen glaubt, obwohl ein anderer diesbezüglich bereits alles in seinen Kräften Stehende getan hat, sollte er seinem Glaubensbruder den Vorteil seiner Auffassung freundlich und geduldig auseinandersetzen. Er sollte ihn weder kritisieren noch die Lauterkeit seiner Absichten in Frage stellen. Das um so weniger, da er selbst nicht wünscht, verdächtigt oder zu Unrecht kritisiert zu werden. Der Bruder, dessen Herz für das Werk Gottes schlägt, wird zutiefst betrübt sein, wenn sein ernstes Bemühen um Gottes Werk gescheitert ist. Er wird deswegen dazu neigen, gegen sich selbst mißtrauisch zu sein und das Vertrauen in seine Urteilskraft zu verlieren. Nichts entmutigt ihn mehr, als wenn er sich seine Fehler bei den Aufgaben vergegenwärtigt, die Gott ihm aufgetragen hat und die ihm mehr bedeuten als das Leben. Wie unrecht ist es dann von seinen Brüdern, die seine Fehler bemerken, den Stachel unausgesetzt immer tiefer in sein Herz zu treiben. Mit jedem Stich schwächen sie seinen Glauben und Mut sowie sein Selbstvertrauen zu einem erfolgreichen Wirken beim Aufbau des Werkes Gottes. Sch1 275 1 Häufig müssen Wahrheit und Tatsachen den Irrenden deutlich gesagt werden, damit sie ihren Irrtum erkennen und bereuen und ihr Verhalten ändern. Dies sollte aber nicht mit Strenge und Härte, sondern immer in mitfühlender Zartheit geschehen, die die eigene Schwachheit berücksichtigt und sich selbst der Versuchung ausgesetzt sieht. Statt dem Betroffenen weh zu tun und ihn zu kränken, sollten wir ihn trösten und ihm neue Kraft geben, sobald er seine Fehler einsieht. Christus sprach in der Bergpredigt: "Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden." Matthäus 7,1.2. Unser Heiland tadelte vorschnelles Urteilen. "Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge, ... und siehe, ein Balken ist in deinem Auge?" Matthäus 7,3.4. Es ist häufig der Fall, daß manche die Fehler ihrer Brüder sehr rasch entdecken; dabei sind sie selbst mit noch größeren Fehlern behaftet, denen gegenüber sie sich aber blind zeigen. Sch1 275 2 Alle Nachfolger Christi sollten so miteinander umgehen, wie wir wünschen, daß der Herr auch mit uns in unseren Fehlern und Schwächen umgehe. Wir irren alle und brauchen sein Erbarmen und seine Vergebung. Jesus nahm Menschengestalt an, damit er lernte, Barmherzigkeit zu zeigen und für sündige, irrende Sterbliche vor dem Vater zu bitten. Er erbot sich freiwillig, als Fürsprecher der Menschen zu wirken. Er erniedrigte sich selbst, um mit den Versuchungen bekannt zu werden, die den Menschen bedrängen. So kann er denen helfen, die versucht werden, und ihnen ein gütiger, treuer Hoherpriester sein. Sch1 275 3 Oftmals ergibt sich die Notwendigkeit, Sünde und Unrecht offen zu rügen und zu tadeln. Doch Prediger, die für die Erlösung ihrer Mitmenschen wirken, sollten weder den Fehlern der Menschen gegenüber mitleidlos sein noch die Schwächen ihres Wesens ans Licht zerren, bloßstellen oder schmähen. Sie brauchen nur zu überlegen, ob diese Handlungsweise, gegen sie angewandt, das gewünschte Resultat zeitigte. Würden Liebe und Vertrauen zu dem, der ihre Fehler auf diese Weise offenbarte, zunehmen können? Vor allem sollten die Fehler der Prediger, die im Werke Gottes beschäftigt sind, nur im engsten Kreise bekannt werden, denn es gibt viele schwache Menschen, die aus der Tatsache Nutzen ziehen, daß die Diener Gottes die gleichen Fehler und Schwächen haben wie andere Menschen auch. Es ist nicht gut, wenn Ungläubigen die Fehler eines Predigers zugetragen werden, zumal derselbe Prediger für würdig erachtet wird, künftig für die Errettung von Menschen zu wirken. Aus dieser Bloßstellung kann nur Schaden erwachsen, aber nichts Gutes. Dem Herrn mißfällt solche Handlungsweise, weil dadurch das Vertrauen des Volkes zu den Trägern des Werkes Gottes untergraben wird. Sch1 276 1 Der Charakter jedes Mitarbeiters sollte von seinen Amtsbrüdern sorgsam in Schutz genommen werden. "Tastet meine Gesalbten nicht an und tut meinen Propheten kein Leid!" 1.Chronik 16,22; Psalm 105,15. Fördert Liebe und Vertrauen! Fehlende Liebe und mangelndes Vertrauen unter den Predigern lassen den, der es daran fehlen läßt, ebensowenig glücklich werden wie seinen Bruder, der unter der Lieblosigkeit zu leiden hat. Die Liebe ist mächtiger als der Tadel. Die Liebe bahnt sich ihren Weg auch über Hindernisse hinweg, während der Tadel jeden Weg zum Herzen verschließt. ------------------------Kapitel 60: Gleichnisse von dem, was verloren war Das verlorene Schaf Sch1 276 2 Ich wurde auf das Gleichnis vom verlorenen Schaf hingewiesen. Neunundneunzig Schafe blieben in der Wüste, während man nach dem einen verirrten Schaf suchte. Sobald es gefunden war, hob es der Hirte auf seine Schulter und kehrte freudig heim. Diese Heimkehr geschah nicht murrend oder tadelnd, weil ihm das arme, verirrte Schäflein soviel Umstände bereitet hatte, sondern er brachte das Schaf mit freudiger Dankbarkeit in seinem Herzen zurück. Sch1 277 1 Ja, es sollte noch größere Freude herrschen. Freunde und Nachbarn wurden zusammengerufen, um sich mit dem Finder zu freuen. "Denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war." Das Wiederfinden des Schafes war die Ursache zur Freude. Man beschäftigte sich nicht mit dem Verirrtsein, denn die Freude des Gefundenhabens überwog bei weitem die ausgestandene Sorge, Angst und Gefahr bei der Suche nach dem verlorenen Schaf und bei dem Bemühen, es wieder in die sichere Hürde zu bringen. "Ich sage euch: Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen." Lukas 15,7. Der verlorene Groschen Sch1 277 2 Das verlorene Silberstück ist Symbol des irrenden, umherschweifenden Sünders. Das sorgfältige Bemühen des Weibes, den verlorenen Groschen wiederzufinden, soll den Nachfolgern Christi Anregung sein, auch den Irrenden, die vom rechten Wege abwichen, alle Mühe zuzuwenden. Das Weib zündete eine Kerze an, um den Raum zu erhellen, kehrte dann das Haus und suchte eifrig, bis sie ihn fand. Sch1 277 3 Dieses Gleichnis zeigt eindeutig unsere Christenpflicht gegenüber den Menschen, die Hilfe brauchen, weil sie von Gott abgewichen sind. Weder Irrtum noch Finsternis sollen die Verirrten einhüllen, sondern es gilt, alle verfügbaren Mittel einzusetzen, um diese Unglücklichen wieder ans Licht zu bringen. Das Licht ist angezündet. Unter ernstem Gebet um Erkenntnis wird das Wort Gottes nach unzweifelhaften Wahrheitspunkten durchforscht, um den Bedürfnissen der in Finsternis und Unglauben lebenden Menschen begegnen zu können, mehr noch, um Christen durch Beweise aus der Heiligen Schrift mit ihren Tadeln, Drohungen und Ermutigungen so zu festigen, daß schließlich auch die Irrenden zurückgebracht werden. Gottes Zorn wird die Gleichgültigen und Säumigen treffen, wenn sie ihrer Aufgabe nicht nachkommen. Sch1 277 4 Als das Weib den Groschen gefunden hatte, rief sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sprach: "Freuet euch mit mir; denn ich habe meinen Groschen gefunden, den ich verloren hatte." Lukas 15,9. In gleicher Weise, sagte Jesus, wird auch: "Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut". Lukas 15,10. Wenn die Engel Gottes über jeden Sünder Freude empfinden, der seine Fehler erkennt, bereut und dann in die Gemeinschaft seiner Brüder zurückkehrt, wieviel mehr sollten sich Christi Nachfolger, die selbst fehlen und jeden Tag von der Vergebung Gottes leben müssen und auch das Verzeihen ihrer Brüder nötig haben, über die Rückkehr eines Bruders oder einer Schwester freuen, die durch Satans Täuschungen verführt wurden, einen falschen Weg einschlugen und deshalb viel zu erdulden hatten. Sch1 278 1 Statt die Irrenden fernzuhalten, sollten sich ihre christlichen Brüder dorthin begeben, wo jene sich befinden. Es ist unziemlich, diesen Unglücklichen vorzuwerfen, daß sie in der Finsternis leben. Vielmehr sollten sie ihr eigenes Licht anzünden, indem sie tiefer in die Gnade Gottes eindringen und nach einer noch klareren Erkenntnis der Schrift streben, um die Finsternis zu zerstreuen, die die irrenden Menschen umhüllt. Wenn es ihnen gelingt, den irregeleiteten Menschen ihre Fehler bewußt zu machen, so daß sie der wahren Erkenntnis Nachfolger werden, dann heißt sie freudig willkommen. Tretet ihnen nicht murrend entgegen oder als wolltet ihr ihnen ihre Sündhaftigkeit unauslöschlich einprägen, wenn diese auch zusätzliche Aufwendungen. Besorgnis und beschwerliche Arbeit verursachte. Die sündlosen Engel Gottes begrüßen freudig dieses Ereignis. Wieviel mehr Freude sollte bei den Brüdern und Schwestern herrschen, die selbst Mitgefühl, Liebe und Hilfe benötigten, als sie gefehlt hatten und sich in der sie umgebenden Finsternis nicht mehr zu helfen wußten. Der verlorene Sohn Sch1 278 2 Meine Aufmerksamkeit wurde auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn gelenkt. Dieser bat seinen Vater, ihm doch seinen Anteil an den Gütern zu übergeben. Er wollte seine eigenen Angelegenheiten von denen seines Vaters trennen und sein Teil so verwalten, wie es seiner persönlichen Neigung entsprach. Der Vater kam dieser Bitte nach, und der Sohn zog sich eigennützig von seinem Vater zurück, um durch dessen Ratschläge und Vorwürfe nicht länger belästigt zu werden. Sch1 279 1 Der Sohn glaubte, dann glücklich zu sein, wenn er sein Teil zu seinem eigenen Vergnügen verwendete, ohne sich durch irgendwelche Ratschläge oder Verbote stören zu lassen. Er wollte durch gemeinsame Verpflichtungen nicht belästigt werden, denn die Teilhaberschaft an den Gütern seines Vaters brachte mit sich, daß der Vater auf ihn als seinen Sohn ein Anrecht hatte. Dieser fühlte sich jedoch seinem großzügigen Vater in keiner Weise verpflichtet. Mit dem Gedanken, daß ein Teil des väterlichen Besitzes ihm gehöre, stärkte er seinen egoistischen und rebellischen Sinn. Schließlich forderte er seinen Anteil, während er von Rechts wegen überhaupt nichts zu beanspruchen hatte und auch nichts hätte bekommen dürfen. Sch1 279 2 Nachdem sein selbstsüchtiges Herz seinen Vermögensanteil, den er gar nicht verdiente, erhalten hatte, verließ er seinen Vater und zog weit fort, um womöglich sein Vaterhaus zu vergessen. Er verachtete alle Beschränkungen und war fest entschlossen, seinem Vergnügen zu leben. Als er durch seinen maßlosen Lebenswandel alles durchgebracht hatte, was ihm vom Vater einst übergeben worden war, wurde das Land von einer Hungersnot heimgesucht, und er kam in äußerste Bedrängnis. Endlich begann er, seine ausschweifenden Vergnügungen zu bereuen, denn inzwischen waren ihm alle Mittel ausgegangen. Er hatte sein Vermögen vergeudet, das er gerade jetzt dringend benötigt hätte. Nun gab es keinen anderen Weg mehr die niedrige Tätigkeit des Schweinefütterns trat an die Stelle sündhafter Ausschweifungen. Sch1 279 3 Nun er so tief gesunken war, wie es überhaupt nur möglich sein konnte, erinnerte er sich der Freundlichkeit und Liebe seines Vaters. In diesem Augenblick spürte er, wie nötig es ist, einen Vater zu besitzen. Diesen Zustand, keine Freunde zu haben und in Not leben zu müssen, hatte er sich selbst zuzuschreiben. Sünde und Ungehorsam hatten zur Trennung von seinem Vater geführt. Er dachte an die mannigfachen Vorteile, deren sich die Tagelöhner seines Vaters erfreuten, während er sich seines Vaters Haus entfremdet hatte und vor Hunger zugrunde zu gehen drohte. Durch Widerwärtigkeiten zermürbt, entschloß er sich, demütigen Herzens zu seinem Vater zurückzukehren. Er war ein Bettler, ohne passende oder gar anständige Kleidung. Sein erbärmlicher Zustand zeugte von Entbehrungen aller Art; er war vom Hunger geradezu ausgemergelt. Des Vaters Liebe Sch1 280 1 Als der Sohn noch ein ganzes Stück vom Vaterhaus entfernt war, sah schon der Vater den Wanderer. Des Vaters erster Gedanke galt jenem aufsässigen Sohn, der ihn vor Jahren verlassen hatte, um den Lockungen eines ungehemmten, maßlosen Lebens zu folgen. Rührung und Ergriffenheit übermannten ihn, und er erkannte, obgleich der Wanderer völlig verkommen aussah, eigen Fleisch und Blut. Er wartete nicht erst, bis sein Sohn ganz herangekommen war, sondern lief ihm entgegen. Obwohl er unter dem sündigen Lebenswandel des Sohnes sehr gelitten hatte, eilte er ihm ohne Groll entgegen, um ihn durch diesen Liebeserweis und dieses Zeichen seiner Vergebung mit liebevollem Mitleid und Erbarmen wiederaufzunehmen. Sch1 280 2 Wenn sein Sohn auch abgezehrt aussah und seine Züge deutlich von den Spuren seines lockeren Lebens, das er geführt hatte, gezeichnet waren, wenn ihn auch gleich einem Bettler nur Lumpen kleideten und seine nackten Füße vom Wegestaub verkrustet waren, so erbarmte sich seiner doch des Vaters Herz, als der Sohn demütig vor ihm auf der Erde lag. Weder pochte er auf seine Würde noch war er streng. Er erinnerte seinen Sohn nicht an die vergangenen Zeiten des Irrtums. Alles Gewesene war vergessen. Der Vater hob ihn auf und küßte ihn. Er zog den aufrührerischen Sohn an seine Brust und hüllte die fast nackte Gestalt in das eigene prächtige Gewand. Er nahm ihn mit solcher Innigkeit an sein Herz und zeigte solch Erbarmen, daß der Sohn, wenn er jemals gezweifelt hatte, nicht mehr länger an der Liebe und Güte seines Vaters zweifeln konnte. Das Gefühl der Reue war bestimmt tief, als er sich entschlossen hatte, in seines Vaters Haus zurückzukehren. Doch dieses Empfinden überwältigte ihn, nachdem er in so herzlicher, liebevoller Weise aufgenommen worden war. Sein Herz brach ihm fast, weil er einst seinen Vater gekränkt hatte. Sch1 280 3 Der reuige Sohn war auf einen solchen Empfang nicht vorbereitet. Er hatte ernstlich befürchtet, verstoßen zu werden. In dem Bewußtsein, diesen Empfang nicht verdient zu haben, gestand er seine Sünde gegen seinen Vater, den er verlassen hatte: "Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße." Lukas 15,21. Er bat, ihn nur als einen der Tagelöhner aufzunehmen. Doch der Vater verlangte von seinen Knechten, daß sie ihm mit besonderer Ehrerbietung begegnen und ihn kleiden sollten, als ob er immer sein gehorsamer Sohn gewesen wäre. Der eifersüchtige Bruder Sch1 281 1 Der Vater nahm die Rückkehr seines Sohnes zum Anlaß eines besonderen Freudenfestes. Auf dem Felde hörte der älteste Sohn, der nicht wußte, daß sein Bruder zurückgekehrt war, die allgemeinen Freudenkundgebungen und fragte bei den Knechten, was dies alles zu bedeuten habe. Ihm wurde erklärt, daß sein Bruder, den sie tot geglaubt hatten, zurückgekehrt sei. Sein Vater habe für ihn ein gemästetes Kalb geschlachtet, weil er die Rückkehr des Sohnes wie eine Auferstehung von den Toten empfand. Sch1 281 2 Daraufhin wurde der ältere Bruder zornig und wollte nicht ins Haus gehen, um seinen jüngeren Bruder zu sehen oder zu begrüßen. Er wurde unwillig darüber, daß sein treuloser Bruder, der seinen Vater verlassen hatte, mit solchen Ehren empfangen wurde. Außerdem hatte dieser die große Verantwortung für die sich aus dem Besitztum ergebenden Pflichten, in die sich beide hätten teilen sollen, ihm allein zugeschoben. Dieser Bruder war den Weg lasterhafter Verworfenheit gegangen. Die ihm von seinem Vater anvertrauten Mittel hatte er vergeudet, bis er ins Elend gesunken war, während er selbst zu Hause gewissenhaft alle Sohnespflichten erfüllt hatte. Nun kam dieser Verruchte in seines Vaters Haus zurück und wurde mit Hochachtung und allen Ehren empfangen, mehr als ihm selbst je zuteil geworden waren. Sch1 281 3 Der Vater bat seinen älteren Sohn, hineinzugehen und seinen Bruder freudig willkommen zu heißen, weil dieser verloren war und wiedergefunden wurde; weil er tot war durch die Sünde und wieder lebendig geworden war; er hatte sein sittliches Bewußtsein wiedererlangt und verabscheute sein Sündenleben. Aber der ältere Sohn sprach: "Siehe, so viel Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten; und du hast mir nie einen Bock gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich wäre. Nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der sein Gut mit Huren verschlungen hat, hast du ihm ein gemästet Kalb geschlachtet." Lukas 15,29.30. Sch1 282 1 Seinem Sohn bestätigte er, daß dieser allezeit bei ihm gewesen sei und daß alles, was er besitze, auch ihm gehört hätte. Es sei aber ebenso gerecht, diese Freudenkundgebung zu veranstalten. "Dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist wieder gefunden." Lukas 15,32. Die Tatsache, daß der Verlorene wiedergefunden und der Tote wieder lebendig geworden ist, überwog alle anderen Überlegungen des Vaters. Sch1 282 2 Christus gab dieses Gleichnis, um zu zeigen, in welcher Weise unser himmlischer Vater die Irrenden und Reuigen wieder aufnimmt. Der Vater war der einzige, gegen den gesündigt wurde. Dennoch begegnete er dem verlorenen Sohn voller Mitgefühl, Erbarmen und Vergebung. Er zeigte seine unaussprechliche Freude darüber, daß sich sein Sohn, dessen kindliche Zuneigung er tot glaubte, seines großen Unrechts bewußt geworden und zu ihm zurückgekommen war, um ihn aufs neue zu lieben und seine Ansprüche anzuerkennen. Er wußte, daß sein Sohn, der ein lasterhaftes Leben geführt hatte und es jetzt bereute, seiner Liebe und Barmherzigkeit bedurfte. Sein Sohn hatte gelitten. Seine Not war ihm bewußt geworden, und er kam zu seinem Vater als dem einzigen Menschen zurück, der seiner großen Not abzuhelfen vermochte. Sch1 282 3 Die Rückkehr des verlorenen Sohnes war eine Quelle höchster Freude. Gewiß schienen die Klagen des älteren Bruders verständlich, aber berechtigt waren sie nicht. Doch dies ist häufig die Art, in der sich Brüder begegnen. Man bemüht sich zu viel, die Irrenden ihr Unrecht fühlen zu lassen und ihnen ihre Fehler ständig vor Augen zu halten. Wer gefehlt hat, braucht in erster Linie Mitgefühl, Hilfe und ein Herz voll Liebe. Der Betreffende leidet unter seinen Gefühlen und ist häufig verzweifelt und entmutigt. Er braucht vor allem aufrichtige Vergebung. ------------------------Kapitel 61: Unkraut und Weizen Sch1 283 1 In einem anderen Gleichnis, das Jesus seinen Jüngern vortrug, verglich er das Himmelreich mit einem Acker, in den ein Mensch den guten Samen säte. Als jedoch der Sämann schlief, säte der Feind Unkraut. Die Knechte fragten den Hausvater: "Hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Das hat der Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß wir hingehen und es ausjäten? Er sprach Nein! auf daß ihr nicht zugleich den Weizen mit ausraufet, so ihr das Unkraut ausjätet. Lasset beides miteinander wachsen bis zu der Ernte; und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündlein, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheuer." Matthäus 13,27-30. Wenn alle wachsam und treu gewesen wären und niemand geschlafen oder etwas vernachlässigt hätte, würde der Feind nicht solch eine günstige Gelegenheit gefunden haben, Unkraut unter den Weizen zu säen. Satan schläft niemals. Er nimmt jede Gelegenheit wahr, um durch seine Helfer Irrtümer auszugtreuen, die in vielen ungeheiligten Herzen aufnahmebereiten Boden finden. Sch1 283 2 Die aufrichtigen Gläubigen werden betrübt und ihre Anfechtungen und Sorgen immer größer. Vor allem weil gewisse Elemente unter ihnen ihre Bemühungen um die Sache Gottes stören, sie selbst zur Verzweiflung bringen und entmutigen. Aber der Herr möchte seine Diener lehren, an alle Unternehmungen nur mit größter Sorgfalt heranzugehen. "Lasset beides miteinander wachsen." Matthäus 13,30. Zieht das Unkraut nicht gewaltsam heraus, damit beim Ausreißen der Wurzeln die wertvollen Halme nicht gelockert werden. Prediger und Gemeindeglieder sollten sich dabei sehr behutsam verhalten, um nicht übereifrig wider besseres Wissen zu handeln. Es besteht die Gefahr, daß zu viel unternommen wird, um die Gemeinde von Schwierigkeiten zu befreien. Diese verschwinden häufig von selbst, wenn man ihnen nicht weiter nachgeht. Es ist nicht gut, bestimmte Vorkommnisse in irgendeiner Gemeinde vorzeitig aufzugreifen. Wir sollten diese Dinge aufmerksam, geduldig und beherrscht ertragen und sie nicht nach unserem Ermessen zu ordnen versuchen. Sch1 284 1 Was in ... getan wurde, war voreilig und spaltete jene kleine Gemeinde. Hätten Gottes Diener die außerordentliche Kraft empfunden, die in dem Gleichnis Jesu vom Weizen und Unkraut liegt, würden sie anders gehandelt haben. Bevor Schritte unternommen werden, die den ganz Unwürdigen auch nur die geringste Gelegenheit zur Klage bieten, daß sie aus der Gemeinde ausgeschlossen worden seien, sollte die Angelegenheit sorgfältig überlegt und darüber ernstlich gebetet werden. Sch1 284 2 Voreilige Maßnahmen in ... führten zur Bildung einer oppositionellen Gruppe innerhalb der Gemeinde. Etliche waren Hörer "am Wege" andere "auf dem Steinigen"; wieder andere gehörten zu der Gruppe, die die Wahrheit wohl empfing, aber bei welcher der gute Same im Herzen durch das Wachstum der Dornen erstickt wurde. Sie alle wären niemals wirkliche Christen geworden. Es gab aber einige wenige, die man hätte ermutigen und stärken können, um sie fester in der Wahrheit zu gründen. Doch die von Br. R. und Br. S. eingenommene Haltung rief diese übereilte Krise hervor. Außerdem mangelte es bei den Maßnahmen zur Behebung dieses Zwiespalts wesentlich an Verstand und Klugheit. Sch1 284 3 Menschen, deren Ausschluß aus der Gemeinde ebenso berechtigt ist wie die Ausstoßung Satans aus dem Himmel, werden immer ihre Parteigänger finden. Es gibt ständig eine Gruppe, die stärker unter menschlichem Einfluß steht, als unter dem Einfluß des Geistes Gottes. In ihrem ungeheiligten Zustand sind sie stets geneigt, für die Übeltäter einzutreten und gerade denen ihr Mitleid und Mitgefühl angedeihen zu lassen, die es am wenigsten verdienen. Diese Parteigänger üben bedeutenden Einfluß auf andere Menschen aus. Gewisse Dinge werden in einem falschen Licht gesehen, großer Schaden entsteht, und viele Menschen gehen zugrunde. Bei seinem Aufruhr riß Satan den dritten Teil der Engel mit sich. Sie wandten sich von dem Vater und von seinem Sohn ab und schlossen sich dem Anstifter des Aufruhrs an. In Anbetracht dieser Tatsachen sollten wir mit größter Behutsamkeit zu Werke gehen. Was anders als Schwierigkeiten und Verwirrung können wir von unserem Umgang mit Vertretern eigenartiger Ansichten erwarten? Wir müssen dies ertragen und auf das an sich notwendige Ausraufen des Unkrauts verzichten, damit der Weizen nicht auch ausgerauft werde. Der Segen von Prüfungen und Widerwärtigkeiten Sch1 285 1 "In der Welt habt ihr Angst", sagt Christus; aber in mir sollt ihr Frieden haben. Die Prüfungen, denen Christen durch alle Sorgen, Widerwärtigkeiten und Vorwürfe ausgesetzt sind, stellen die von Gott bestimmten Mittel und Wege dar, um die Spreu vom Weizen zu scheiden. Unser Stolz, unsere Selbstsucht und üblen Neigungen und unsere Liebe zu weltlichen Vergnügen müssen überwunden werden. Um uns zu prüfen und zu erproben und uns zu zeigen, daß diese Schlechtigkeiten in unserem Wesen vorhanden sind, läßt Gott uns durch Trübsale gehen. Wir müssen durch seine Kraft und Gnade alle Anfechtungen überwinden. Nachdem wir die vergängliche Lust der Welt geflohen sind, können wir der göttlichen Natur teilhaftig werden. Paulus sagt: "Unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig." 2.Korinther 4,17.18. Trübsale, Leiden, Versuchungen, Widerwärtigkeiten und die verschiedenartigsten Prüfungen sind Gottes "Diener", die uns läutern, heiligen und für die himmlische Scheuer zubereiten. Sch1 285 2 Der Schaden, welcher der Wahrheit durch übereilte Maßnahmen zugefügt wird, kann nie wieder völlig gutgemacht werden. Das Werk Gottes in ... hatte nicht die Fortschritte zu verzeichnen, die es eigentlich verzeichnen sollte. Auch der Eindruck auf die Menschen blieb nicht so günstig wie zu der Zeit, als diese Dinge noch nicht geschehen waren. Unter uns gibt es oft genug Menschen, deren positiver Einfluß gleich Null ist. Ihr Dasein scheint sinnlos zu sein. Laßt sie aber einmal aufrührerisch und kampflustig werden, dann verwandeln sie sich in eifrige Gehilfen Satans, denn diese Tätigkeit entspricht eher den Empfindungen ihres natürlichen Herzens. Sie bedürfen sehr der Selbstprüfung und des stillen Gebets. Gott hat allen Weisheit verheißen, die ihn darum bitten. Häufig wird Missionsarbeit von solchen Menschen begonnen, die für diese Aufgabe unvorbereitet sind. Nach außen zeigen sie großen Eifer, während sie das stille Gebet vernachlässigen. Ist das der Fall, so entsteht viel Unheil, denn diese Evangeliumsdiener versuchen, das Gewissen anderer Menschen nach ihrem Maßstab zu formen. Selbstbeherrschung ist besonders vonnöten. Heftige Worte erregen Widerspruch. Br. S. ist in Gefahr, völlig in harter Kritiksucht aufzugehen. Dies aber ziemt sich nicht für Prediger der Gerechtigkeit. Sch1 286 1 Br. S., du hast noch viel zu lernen. Du hattest die Absicht, Br. W. mit deinen Fehlschlägen und Schwierigkeiten zu belasten. Eine genaue Untersuchung deiner Beweggründe und deiner Handlungsweise offenbarte andere Ursachen, für die du verantwortlich bist. Du versklavst dich selbst, wenn du den Neigungen deines Herzens folgst. Der Geist schneidender Schärfe, dem du manchmal freien Lauf läßt, untergräbt deinen Einfluß. Mein Bruder, du hast an dir selbst zu arbeiten, und niemand kann dir diese Arbeit abnehmen. Jeder muß für sich selbst vor Gott Rechenschaft ablegen. Sein Gesetz gab er uns als einen Spiegel, in den wir blicken sollen, um die Mängel unseres Charakters zu entdecken. Es ist nicht unsere Aufgabe, in diesem Spiegel die Fehler unseres Nachbarn zu suchen oder aufzupassen, ob er sich als echter Christ erweist, sondern wir sollen unsere eigenen Schwächen erkennen. Wir brauchen nicht nur die rechte Erkenntnis, wir müssen ihr vor allem auch folgen. Den Dingen des Lebens, die uns angenehm dünken, zu gehorchen und unangenehmen auszuweichen, also hin und her zu wählen, ist uns nicht überlassen. Gehorsam ist besser denn Opfer. ------------------------Kapitel 62: Richtige Erziehung Sch1 286 2 Die schönste Aufgabe, die Männern und Frauen überhaupt gestellt werden kann, ist der Umgang mit Jugendlichen. Größte Sorgfalt sollte auf die Erziehung der Jugend verwandt werden. Ein abwechslungsreicher Unterricht dient in hohem Maße der Entfaltung höchster und vortrefflichster Geisteskräfte. Eltern und Lehrer, die selbst keine Selbstbeherrschung, Geduld, Langmut, Liebe sowie kein Wohlwollen gelernt haben, sind für richtige Kindererziehung bestimmt ungeeignet. Wie bedeutsam ist dieser Grundsatz für Eltern, Lehrer und Erzieher! Es gibt nur sehr wenige Menschen, die in der Lage sind, sich in die grundlegenden geistigen Bedürfnisse hineinzudenken und zu entscheiden, wie vor allem der Verstand, die aufkommenden Gedanken und Gefühle der Jugend geleitet werden können. Sch1 287 1 Kinder- und Jugenderziehung haben ihre bestimmte Zeit, und es ist erforderlich, daß beides in der Schule in hohem Maße verfolgt wird. Man kann Kinder für den Dienst an der Sünde oder für den Dienst an der Gerechtigkeit aufziehen. Die frühe Erziehung formt den Charakter der Jugend in ihrem weltlichen und religiösen Leben. Salomo sagt: "Wie man einen Knaben gewöhnt, so läßt er nicht davon, wenn er alt wird." Sprüche 22,6. Diese Worte sind unanfechtbar. Die uns von Salomo eingeschärften Erziehungsgrundsätze heißen lenken, erziehen und zur Entfaltung bringen. Damit Eltern und Lehrer dieser Aufgabe gewachsen sind, müssen sie selbst "den Weg" kennen, den das Kind einschlagen soll. Das umschließt mehr als nur Bücherweisheit. Es gehört alles dazu, was gut, kraftvoll, rechtschaffen und tugendhaft ist. Erziehung umfaßt Mäßigkeit, Frömmigkeit, brüderliches Wohlwollen, die Liebe zu Gott und die Liebe untereinander. Um dieses Ziel zu erreichen, erfordert die körperliche, geistige, sittliche und religiöse Erziehung der Kinder besondere Aufmerksamkeit. Sch1 287 2 Die Erziehung der Kinder zu Hause oder in der Schule gleiche nicht der Abrichtung unverständiger Tiere; denn auch Kinder verfügen über einen verständigen Willen, der zur Beherrschung aller ihrer Kräfte angeleitet werden kann. Unverständige Tiere müssen abgerichtet werden, weil sie weder Vernunft noch Verstand besitzen. Aber der menschliche Geist muß zur Selbstbeherrschung erzogen werden, um des Menschen Wesen zu leiten, während die Tiere von ihrem Herrn im Zaum gehalten werden. Sie sind abgerichtet, ihm zu gehorchen. Der Besitzer des Tieres handelt und urteilt für sein Geschöpf. In dieser Weise kann auch ein Kind erzogen werden, daß es, wie ein Tier, keinen eigenen Willen hat, daß seine Eigenständigkeit völlig in der seines Erziehers aufgeht und sein Wille ganz und gar dem Willen des Lehrers ergeben ist. Sch1 287 3 Kinder, die so erzogen werden, lassen, was ihre moralische Stärke und ihr Verantwortungsbewußtsein betrifft, manche Wünsche offen. Man lehrte sie nicht, vernünftig und überlegt zu handeln. Ihr Wille wird von einem anderen gelenkt, und der Verstand erhält keine Gelegenheit, zu reifen und sich zu stärken. Ohne Berücksichtigung ihrer ihnen eigentümlichen körperlichen Verfassung und ihrer geistigen Fähigkeiten erzieht und leitet man diese jungen Menschen, die einmal ihre besten Kräfte einsetzen sollen, wenn es verlangt wird. Der Pflege der schwächeren Anlagen gelte die besondere Beachtung der Lehrer, damit alle vorhandenen Kräfte ausgebildet werden können. Dann werden sie sich nicht nur körperlich stetig weiterentwickeln, sondern auch das geistige Vermögen wird ein bestimmtes Niveau erreichen. Erziehung zu Selbstvertrauen Sch1 288 1 Es gibt viele Kinder, die den Eindruck einer guten Erziehung erwecken, solange sie sich unter Aufsicht befinden; wenn sie jedoch nicht mehr dazu angehalten werden, Erziehungsratschläge anzunehmen, zeigen sie sich unfähig, selbständig zu denken, zu urteilen und zu handeln. Diese Kinder haben so lange unter dem Einfluß einer harten Erziehung gestanden, daß ihnen heute das Selbstvertrauen fehlt, um dem eigenen Urteilsvermögen zu folgen. Sie besitzen auch keine eigene Meinung; denn gerade in den Dingen, die dafür besonders geeignet waren, sich eine eigene Meinung zu bilden, durften sie nicht selbständig denken und handeln. Wenn sie schließlich ihre Eltern verlassen und auf sich selbst angewiesen sind, werden sie leicht durch das Urteil anderer in falsche Bahnen gelenkt. Ihnen fehlt Charakterfestigkeit. Man läßt sie nicht früh genug und sobald es ratsam erscheint auf eigenen Füßen stehen. Deshalb können ihre Verstandeskräfte nicht richtig reifen und sich entfalten. Die Kinder werden so lange von ihren Eltern gelenkt, bis sie schließlich vollständig von ihnen abhängig sind. Ihre Eltern ersetzen ihnen Verstand und Urteilskraft. Sch1 288 2 Andererseits sollten die Kinder nicht völlig unabhängig vom Urteil ihrer Eltern und Lehrer denken und handeln. Sie sollten nicht nur belehrt werden, das Urteil erfahrener Menschen zu achten und sich der Führung ihrer Eltern und Lehrer anzuvertrauen, sondern auch so erzogen und angeleitet werden, daß sich ihre Wünsche mit denen ihrer Eltern und Lehrer decken und sie es als selbstverständlich ansehen, deren Rat zu befolgen. Wenn sie dann der leitenden Hand ihrer Eltern und Erzieher entwachsen sind, wird ihr Charakter gewiß nicht einem im Winde schwankenden Rohr gleichen. Sch1 289 1 An geistiger und sittlicher Kraft geschwächte Jugendliche sind meist das Produkt einer zu strengen Erziehung. Sie wurden nicht zum selbständigen Denken und Handeln entsprechend ihrer geistigen Verfassung angeleitet, um dadurch geistig zu wachsen, Selbstbewußtsein zu erlangen und Vertrauen zu ihrem eigenen Können zu gewinnen. Wenn sie sich dann im Lebenskampf bewähren müssen und nach eigenem Ermessen handeln sollen, zeigt es sich, daß sie wie Tiere abgerichtet, aber nicht erzogen sind. Ihr Urteilsvermögen ist durch die strenge Zucht der Eltern und Lehrer völlig unterjocht statt gelenkt worden. Sch1 289 2 Jene Eltern und Lehrer, die sich brüsten, sich die ihrer Obhut anvertrauten Kinder völlig gefügig gemacht zu haben, stellten ihre Großsprecherei ein, wenn sie das künftige Leben ihrer Kinder verfolgen könnten, deren Eigenständigkeit sie durch Zwang oder Furcht unterworfen und gebrochen haben. Diese Kinder sind beinahe gänzlich unvorbereitet, um in das unerbittliche Leben hinausgeschickt zu werden. Stehen diese Jugendlichen nicht mehr unter den Fittichen ihrer Eltern und Erzieher und werden sie dann selbständig denken und handeln müssen, läßt sich mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß diese Kinder in falsche Bahnen geraten und den Mächten der Versuchung in die Hände fallen. Ihr Leben bleibt ohne Erfolg, und die gleichen Mängel werden auch in ihrem religiösen Leben erkennbar. Könnten sich die Erzieher der Kinder und Jugendlichen das Ergebnis ihrer falschen Erziehungsweise genau vorstellen, änderten sie ihre Erziehungsmethoden. Die Lehrer, die Befriedigung empfinden, wenn sie den selbständigen Willen des Schülers nahezu vollständig ausgeschaltet haben, sind nicht die erfolgreichsten Lehrer, wenn auch alle Anzeichen für sie zu sprechen scheinen. Sch1 289 3 Gott hat niemals beabsichtigt, daß eines Menschen Wille unter der vollständigen Herrschaft eines anderen stehen soll. Wem darum zu tun ist, die Persönlichkeit seiner Schüler auszuschalten und für sie Verstand, Wille und Gewissen zu sein, der übernimmt eine schwerwiegende Verantwortung. Diese Schüler mögen bei bestimmten Gelegenheiten wie gut gedrillte Soldaten auftreten; ist jedoch aller Zwang aufgehoben, tritt ihre mangelnde Selbständigkeit zutage. Nur die Lehrer sind die brauchbarsten und anhaltend erfolgreichsten, die ihre Schüler zu charakterfesten Männern und Frauen heranbilden, die jeder Lebenslage gewachsen sind, und sie so erziehen, daß diese erkennen und empfinden, daß alle Kräfte in ihnen selbst liegen. Ihr Werk mag dem oberflächlichen Beobachter nichts besonders Vorteilhaftes zu zeigen haben. Auch mag ihr Wirken nicht so hoch bewertet werden wie die Tätigkeit des Lehrers, der das Denken und Handeln seiner Schüler durch seine autoritative Gewalt beherrscht. Das spätere Leben der Schüler wird jedoch die Früchte der besseren Erziehungsmethode offenbaren. Sch1 290 1 Die Gefahr besteht darin, daß Eltern und Lehrer zu viel vorschreiben und befehlen und dabei versäumen, mit ihren Kindern und Schülern in ein hinreichend persönliches Verhältnis zu kommen. Sie verhalten sich häufig zu reserviert und üben ihre Macht in einer kalten, gefühllosen Weise aus, die die Herzen ihrer Kinder und Schüler nicht zu gewinnen vermag. Wenn sie den Kindern näherstünden und ihnen zeigten, daß sie sie lieben und für alle ihre Bemühungen Verständnis haben, selbst für ihre Späße, und sich selbst manchmal als Kind unter Kindern fühlten, machten sie die Kinder sehr glücklich und gewönnen ihre Liebe und ihr Vertrauen. Die Kinder liebten dann eher ihre Eltern und Erzieher und achteten ihre Autorität. Sch1 290 2 Gewohnheiten und Grundsätze eines Lehrers sollten für wichtiger erachtet werden als seine wissenschaftliche Befähigung. Ist er ein aufrichtiger Christ, wird er die Notwendigkeit einsehen, der körperlichen, geistigen, sittlichen und religiösen Erziehung das gleiche Interesse zu widmen. Um den richtigen Einfluß auszuüben, sollte er sich selbst vollkommen beherrschen können. Sein Herz gehöre seinen Schülern. In seinen Gesten, Worten und Taten wird seine Liebe zu erkennen sein. Charakterfestigkeit ist für ihn unerläßlich. Nur dann wird er imstande sein, den Charakter seiner Schüler zu formen und ihnen eine wissenschaftliche Bildung zu vermitteln. Im allgemeinen legt die frühzeitige Erziehung der Kinder ihren Charakter für das ganze Leben fest. Wer mit Kindern umgehen muß, sollte bei der Entfaltung ihrer geistigen Fähigkeiten äußerst behutsam sein, um ihre Verstandeskräfte am nutzbringendsten einsetzen zu können. ------------------------Kapitel 63: Die Lebensreform Sch1 291 1 Am 10. Dezember 1871 wurde mir erneut gezeigt, daß die Lebensreform ein Zweig des Gesamtwerkes ist, der ein Volk auf das Kommen des Herrn vorbereiten soll. Dieser Zweig ist mit der dritten Engelsbotschaft so eng verbunden wie die Hand mit dem Körper. Das Zehn- Gebote-Gesetz wurde von den Menschen kaum geachtet, doch der Herr würde nicht kommen, um die Übertreter dieses Gesetzes zu strafen, ohne ihnen eine Warnungsbotschaft gesandt zu haben. Der dritte Engel verkündet diese Botschaft. Hätten die Menschen immer den Zehn Geboten gehorcht und sie in ihrem Leben befolgt, wäre die Welt jetzt nicht mit dem Fluch schrecklicher Krankheiten belastet. Sch1 291 2 Indem die Menschen ihrer verderblichen Eßlust frönen und sich ihren Leidenschaften hingeben, übertreten sie nicht nur die Naturgesetze, sondern verletzen auch das Gesetz Gottes. Gott schenkte uns die Erkenntnis der Lebensreform, damit wir die Übertretung der Gesetze, denen unser Körper untersteht, als Sünde erkennen. All unsere Freuden oder Leiden können auf die Befolgung oder auch Übertretung der Naturgesetze zurückgeführt werden. Unser barmherziger himmlischer Vater sieht die hoffnungslose Lage der Menschen, die teils wissentlich, teils unwissentlich die Gesetze übertreten, die er verordnet hat. In Liebe und Erbarmen zur Menschheit läßt er durch sein Licht die Lebensreform erhellen, ja, er läßt nicht nur sein Gesetz bekannt werden, sondern auch die Strafe, die der Übertretung seines Gesetzes folgt, damit alle Menschen Lehre annehmen und Sorgfalt üben können, um in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen zu leben. Er verkündigt sein Gesetz so klar, geradezu in die Augen fallend, daß es einer auf einem Hügel erbauten Stadt gleicht. Alle Menschen können es verstehen, wenn sie nur wollen, und die Unzurechnungsfähigen werden nicht zur Verantwortung gezogen. Es ist mit das Anliegen der dritten Engelsbotschaft, die Naturgesetze eindeutig herauszustellen und auf ihre Beachtung zu drängen, um Gottes Volk auf die Wiederkunft des Herrn vorzubereiten. ------------------------Kapitel 64: Die Gefahr des Beifalls Sch1 292 1 Im Geist wurde mir gezeigt, daß selbst da äußerste Vorsicht geboten ist, wo man Männer und Frauen von einer drückenden Last befreien will; sie könnten sich ohne sie auf ihre eigene Weisheit stützen und dabei versäumen, sich ganz auf Gott zu verlassen. Es ist unangebracht, Menschen über Gebühr zu loben oder die Fähigkeiten eines Dieners Christi in den Himmel zu heben. Am Tage des Herrn werden viele Menschen gewogen und zu leicht befunden werden, weil sie sich selbst erhöhten. Ich möchte meine Brüder und Schwestern warnen, Menschen niemals wegen ihrer Fähigkeiten zu schmeicheln, denn sie können es nicht vertragen. Sehr leicht erhebt sich dann ihre Eitelkeit, und sie verlieren dadurch ihr Gleichgewicht. Sch1 292 2 Ich sage euch, ihr Lieben, noch einmal: Wenn ihr eure Seelen vom Blut aller Menschen rein bewahren wollt, dann lobt und rühmt niemals die Bemühungen armer Sterblicher; denn es könnte ihnen zum Verderben gereichen. Es ist gefährlich, durch unsere Worte oder Taten einen Bruder oder eine Schwester zu erhöhen, wenn ihr Verhalten scheinbar auch noch so bescheiden sein mag. Besitzen sie wirklich den demütigen Geist, den Gott so hoch schätzt, dann helft ihnen, daß sie ihn behalten. Dies soll weder durch Tadeln noch durch Geringschätzung ihres wahren Wertes geschehen. Es gibt nur wenige Menschen, die ohne Schaden Lob und Anerkennung vertragen können. Sch1 292 3 Manche fähigen Prediger, die jetzt die gegenwärtige Wahrheit verkündigen, lieben den Beifall und die Anerkennung, die sie anregen wie ein Glas Wein den Trinker. Stellt diese Prediger aber an einen Platz, wo sie nur wenig Zuhörer haben, die nicht leicht zu begeistern sind und keinen entschiedenen Widerspruch herausfordern, so werden sie bald ihr Interesse und ihren Eifer verlieren und ihrer Aufgabe so träge nachgehen wie der Trunkene, dem man seinen Schnaps entzieht. Diese Männer werden keine tatkräftigen, geschickten Diener Gottes werden, ehe sie nicht gelernt haben, auch ohne ermunternde Anerkennung ihre Aufgabe zu erfüllen. ------------------------Kapitel 65: Arbeit für Irrende Sch1 293 1 Christus machte sich die Bedürfnisse seines Volkes zu eigen. Ihre Nöte und ihre Leiden waren auch die seinen. Er sprach: "Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen." Matthäus 25,35.36. Den Nachfolgern Christi herzliche Zuneigung und aufrichtige Liebe entgegenzubringen, das ist Aufgabe der Diener Gottes. Sie sollten jene tiefe Anteilnahme zeigen, die auch Christus in der Sorge des Hirten für das verlorene Schaf offenbarte; sie sollten seinem Beispiel folgen und das gleiche Erbarmen, die gleiche Güte und die gleiche zärtliche, mitfühlende Liebe zeigen, die er uns gegenüber bewiesen hat. Sch1 293 2 Die stärksten sittlichen Kräfte der Seele sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Mag ein Prediger auch noch so ernst und eifrig arbeiten, wie er will, Gott anerkennte sein Wirken nicht, wären diese Kräfte untätig, denn es könnte nicht zum Besten der Gemeinde Frucht tragen. Ein Diener Christi, der die ernste Botschaft Gottes an das Volk trägt, sollte immer gerecht handeln, Barmherzigkeit lieben und demütig vor Gott wandeln. Mit dem Geist Christi im Herzen wird er seine ganze Kraft einsetzen, um die Schafe seiner Weide zu erhalten und zu behüten gleich einem treuen und wahren Hirten. Liebe ist die goldene Kette, die gläubige Herzen untereinander mit freiwilligen Banden der Freundschaft und Treue verbindet und die Seele an Gott fesselt. Sch1 293 3 Den Brüdern mangelt es entschieden an Liebe, Erbarmen und mitfühlender Fürsorge. Die Diener Christi sind zu kalt und herzlos. Nicht aller Herzen erglühen in gütigem Erbarmen und ernster Liebe. Die reinste und höchste Hingabe an Gott zeigt sich in dem aufopferungsvollen Mühen, Menschen für Christus zu gewinnen. Mangelnder Glaube, fehlende Hoffnung und Liebe sind die Ursachen, warum Prediger, die die gegenwärtige Wahrheit verkündigen, keinen Erfolg haben. Wir alle begegnen Mühen und Kämpfen und haben Entsagungen und verborgene Prüfungen des Herzens zu ertragen. Wegen unserer Sünden wird es Sorgen und Tränen geben und wegen unserer Unzulänglichkeiten ständige Kämpfe sowie Schlaflosigkeit, von Gewissensbissen und Schamgefühl nicht zu reden. Sch1 294 1 Die Prediger des Kreuzes Christi mögen ihre Erfahrungen in diesen Dingen nicht vergessen, sondern immer daran denken, daß sie nur Menschen sind, dem Irrtum ausgesetzt und mit den gleichen Neigungen behaftet wie ihre Brüder. Wenn sie ihren Brüdern helfen wollen, müssen sie sich beharrlich darum bemühen, ihnen Gutes zu erweisen. Ihre Herzen müssen von Liebe und Güte erfüllt sein. Sie sollten ihren Brüdern nahekommen und dort helfen, wo diese schwach sind und Hilfe am meisten benötigen. Die Prediger des Wortes Gottes müssen erst ihre eigenen harten, stolzen, ungläubigen Herzen demütigen, wenn sie ihre Brüder zur Demut führen wollen. Sch1 294 2 Christus hat alles für uns getan, weil wir hilflos waren. Wir waren in Finsternis, Sünde und Hoffnungslosigkeit gebunden und konnten deshalb für uns selbst nichts tun. Wenn wir beständig glauben, hoffen und lieben, nähern wir uns mehr und mehr dem Zustand vollkommener Heiligkeit. Unsere Brüder empfinden das gleiche Mitleid heischende Bedürfnis nach Hilfe, das wir empfunden haben. Wir dürfen sie nicht unnötig tadeln, sondern uns durch die Liebe Christi gedrungen fühlen, sie überaus zart und mitfühlend zu behandeln. Wir sollten die Irrenden und von Gott Abgewichenen beweinen können. Die Seele ist von unendlichem Wert, der nur an dem Preis zu ermessen ist, der für ihre Erlösung bezahlt wurde. Golgatha! Golgatha! Golgatha! -- das zeigt den wahren Wert einer Menschenseele. Sch1 294 3 Milde Maßstäbe, gelinde Antworten und freundliche Worte sind viel besser geeignet als Strenge und Schroffheit, jemanden umzustimmen und ihn zu retten. Schon geringe Unfreundlichkeit mag Menschen Anlaß bieten, sich eurem Einfluß zu entziehen, während ihr sie durch einen versöhnlichen Geist an euch binden und ihnen den richtigen Weg weisen könnt. Euer ganzes Tun und Lassen sollte vom Geiste der Versöhnung getragen sein. Auch ziemt es sich für euch, jeder guten Absicht und Tat der Menschen eurer Umgebung das schuldige Vertrauen zu schenken. Testimonies for the Church IV, 65 (1876). ------------------------Kapitel 66: Liebe und Pflicht Sch1 295 1 Die Pflicht ist die Zwillingsschwester der Liebe. Beide gehören zusammen. Kinder werden halsstarrig, eigenwillig, verstockt, egoistisch und ungehorsam, wenn man ihnen nur Liebe entgegenbringt und dabei die notwendigen Pflichten vernachlässigt. Und wenn die strenge Pflicht ohne die mildernde und gewinnende Liebe für sich allein stehen muß, gibt es ein ähnliches Bild. Um Kinder richtig erziehen zu können, müssen Pflicht und Liebe zusammenwirken. Sch1 295 2 Schon im Alten Testament wurden den Priestern Richtlinien gegeben: "Sie sollen mein Volk lehren, daß sie wissen Unterschied zu halten zwischen Heiligem und Unheiligem und zwischen Reinem und Unreinem. Und wo eine Sache vor sie kommt, sollen sie stehen und richten und nach meinen Rechten sprechen." Hesekiel 44,23.24. "Wenn ich nun zu dem Gottlosen sage: Du Gottloser mußt des Todes sterben! und du sagst ihm solches nicht, daß sich der Gottlose warnen lasse vor seinem Wesen, so wird wohl der Gottlose um seines gottlosen Wesens willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Warnest du aber den Gottlosen vor seinem Wesen, daß er sich davon bekehre, und er will sich nicht von seinem Wesen bekehren, so wird er um seiner Sünde willen sterben, und du hast deine Seele errettet." Hesekiel 3,8.9. Sch1 295 3 Hier ist die Pflicht der Diener Gottes deutlich herausgestellt. Sie können von der gewissenhaften Erfüllung ihrer Aufgabe, die Sünden und das Unrecht des Volkes Gottes zu rügen, nicht entbunden werden, obgleich dies ein unerfreulicher Auftrag ist, dessen Spruch der Schuldige nicht gerade mit Wohlgefallen empfangen wird. In den meisten Fällen beachtete jedoch der Zurechtgewiesene den Tadel und nähme die Warnung an, wenn nicht andere Menschen dazwischenträten. Diese ergreifen Partei für den Zurechtgewiesenen, bedauern ihn und meinen, sie müßten ihm beispringen. Sie erkennen nicht, daß der Herr dem Übeltäter zürnt, weil das Werk Gottes geschädigt und sein Name geschmäht wurde. Sch1 295 4 Durch den falschen Weg, den der Schuldige einschlägt, werden Menschen der Wahrheit entfremdet und erleiden Schiffbruch am Glauben. Der Diener Gottes aber, dessen Durchblick und Urteilsfähigkeit durch ungute Einflüsse getrübt sind, schlägt sich gern auf die Seite des Missetäters, der erheblichen Schaden angerichtet hat, statt auf die Seite der Menschen, die Unrecht und Sünde tadeln. Handelt er in dieser Weise, spricht er zu dem Sünder: "Beunruhige dich nicht, und sei nicht niedergeschlagen; im großen ganzen hast du doch recht!" Wer aber so spricht, sagt damit nichts anderes als: "Es ist gut um dich bestellt." Sch1 296 1 Gott erwartet von seinen Dienern, daß sie im Licht wandeln und ihre Augen nicht vor dem Wirken Satans verschließen. Sie sollten vorbereitet sein, die durch Satans Arglist Gefährdeten zu warnen und zu tadeln. Satan arbeitet mit allen Mitteln, um Vorteile zu gewinnen. Er ruht nicht und verfolgt zäh sein Ziel. In seinem Kampf gegen die Wahrheit und die Interessen des Reiches Gottes handelt er sehr aufmerksam und geschickt, um aus jeder Situation Nutzen zu ziehen und sie zu seinen Gunsten zu wenden. Sch1 296 2 Es ist eine betrübliche Tatsache, daß sich Gottes Diener der Tücken Satans nicht halb so bewußt sind, wie es notwendig wäre. Statt dem Teufel zu widerstehen und seinem Einfluß zu entfliehen, neigen viele Menschen dazu, mit den Mächten der Finsternis einen Kompromiß zu schließen. ------------------------Kapitel 67: Die Gemeinde Laodizea Sch1 296 3 Die Botschaft an die Gemeinde zu Laodizea enthält eine erschreckende Androhung, die auf das Volk Gottes in der gegenwärtigen Zeit anwendbar ist. Sch1 296 4 "Dem Engel der Gemeinde zu Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Kreatur Gottes: Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß." Offenbarung 3,14-17. Sch1 297 1 Der Herr zeigt uns hier, daß die Botschaft, die die von ihm berufenen Prediger an sein Volk herantragen werden, um es zu warnen, keine liebliche Botschaft ist, die uns in Sicherheit wiegt. Sie ist keine bloße Theorie, sondern gibt in jeder Einzelheit die Wirklichkeit wieder. Das Volk Gottes wird in der Botschaft an die Laodizeer im Zustand fleischlicher Sicherheit gezeigt. Es lebt selbstzufrieden dahin und glaubt, sich in einem Zustand höherer geistlicher Erkenntnis zu befinden. "Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß." Sch1 297 2 Welch größere Täuschung könnte über der Menschen Sinn kommen, als anzunehmen, sie stünden recht, wo doch alle Menschen Sünder sind! Die Botschaft des treuen Zeugen findet das Volk Gottes in einer argen Täuschung, die so vollkommen ist, daß sie der Gemeinde gar nicht bewußt wird. Sie wissen nicht, wie beklagenswert ihr Zustand in den Augen Gottes ist. Während die Angesprochenen sich selbst schmeicheln und glauben, ein geistliches Leben zu führen, zerschlägt die Botschaft des treuen Zeugen ihre Selbstsicherheit, indem sie ihren wahren Zustand, ihre geistliche Blindheit, ihre Armut und Jämmerlichkeit bloßlegt. Dieses harte und ernste Zeugnis entspricht den Tatsachen; denn es ist der treue Zeuge, der hier spricht, und sein Zeugnis bleibt wahr. Sch1 297 3 Für die Menschen, die mit sich selbst zufrieden sind und genügend geistliche Erfahrung zu haben meinen, ist es schwer, die Botschaft anzunehmen, die ihnen erklärt, daß sie sich irren und durchaus noch vieler Gnadenerweise bedürfen. Das ungeheiligte Herz ist "ein trotzig und verzagt Ding". Jeremia 17,9. Im Geist erlebte ich, daß viele sich selbst schmeicheln, gute Christen zu sein, aber nicht einen Schimmer göttlichen Lichtes besitzen. Sie kennen das gottselige Leben noch nicht aus der Erfahrung. Sie sollten sich in ihrem ganzen Wesen vor Gott demütigen, sonst können sie nicht die Notwendigkeit empfinden, daß sie sich ernstlich und beharrlich um die Gewährung köstlicher Gnadengaben bemühen müssen. Sch1 297 4 Gott führt sein Volk schrittweise voran. Das Leben eines Christen ist ständiger Kampf; es befindet sich immer in Bewegung. Ein Ausruhen gibt es nicht. Nur durch beständiges, unaufhörliches Bemühen überwinden wir die Versuchungen Satans. Durch die Reinheit und Kraft der Wahrheit werden wir als Volk siegreich bleiben. Wir werden in unserer Überzeugung durch eine überwältigende Anzahl klarer Schriftzeugnisse voll unterstützt. Wie sehr benötigen wir doch Demut, Geduld, Liebe, Selbstverleugnung, Wachsamkeit, Opferbereitschaft und Glauben! Wir bedürfen der Frömmigkeit, wie sie uns die Bibel vor Augen stellt. Auch unter Gottes Volk herrscht die Sünde vor. Die klare Gerichtsbotschaft an die Gemeinde zu Laodizea läßt uns unbewegt. Viele hängen an ihren Zweifeln und Lieblingssünden, täuschen sich aber zu gleicher Zeit über ihren Zustand, so daß sie glauben, nichts zu bedürfen. Sie meinen, das Zeugnis des Geistes Gottes sei ungerechtfertigt oder beträfe sie nicht. Die so denken, bedürfen in stärkstem Maße geistlicher Urteilskraft und göttlicher Gnade, damit die Unzulänglichkeit ihrer geistlichen Erkenntnis ihnen bewußt werde. Ihnen fehlt nahezu jede Befähigung, die zur Vollendung eines christlichen Charakters notwendig ist, und die praktische Erprobung der Bibelwahrheiten, die demütiges Leben und eine Übereinstimmung ihres Willens mit dem Willen Christi bewirkt. Sie gehorchen nicht allen Forderungen Gottes. Sch1 298 1 Das Lippenbekenntnis, an die Wahrheit zu glauben, genügt nicht. Alle Streiter des Kreuzes Christi verpflichten sich grundsätzlich, am Kreuzzug gegen den Widersacher der Seelen mitzuhelfen, Unrecht zu verurteilen und Gerechtigkeit zu unterstützen. Die Botschaft des treuen Zeugen enthüllt die Tatsache, daß unser Volk in einer furchtbaren Täuschung befangen ist. Dadurch wird erforderlich, es zu warnen, damit es seinen geistlichen Schlummer beende und entschlossen zu handeln beginne. Sch1 298 2 In meinem letzten Gesicht schaute ich, daß selbst mit dieser entschiedenen Botschaft des treuen Zeugen Gott seine Absicht nicht erreicht hat. Das Volk schläft in seinen Sünden ruhig weiter. Nach wie vor glaubt es, reiche Erkenntnis zu besitzen und nichts zu bedürfen. Viele Gläubige fragen Warum werden all diese Warnungen ausgesprochen? Weshalb bezichtigen uns die Zeugnisse ständig der Abtrünnigkeit und schwerer Sünden? Wir lieben die Wahrheit. Es geht uns gut, und wir brauchen diese Mahnungen und Verweise nicht. Doch diese murrenden Menschen sollen in ihr Herz blicken und ihr Leben mit den erprobten Lehren der Bibel vergleichen; sie sollen sich vor Gott demütigen, sie sollen ihre Finsternis durch die Gnade Gottes erleuchten lassen, dann werden Schuppen von ihren Augen fallen, und sie werden ihre wirkliche geistliche Armut und Erbärmlichkeit erkennen. Sie werden die Notwendigkeit fühlen Gold zu kaufen, das reinen Glauben und reine Liebe symbolisiert, weiße Kleider, die einen fleckenlosen Charakter bedeuten, der im Blut ihres teuren Heilandes geläutert ist, und Augensalbe, welche die Gnade Gottes darstellt und nicht nur ein klares Urteil über geistliche Dinge ermöglicht, sondern auch die Sünde aufdeckt. Diese Dinge sind köstlicher als das Gold von Ophir. Die Ursache geistlicher Blindheit Sch1 299 1 Die wichtigste Ursache für diesen Zustand geistlicher Blindheit, in dem sich Gottes Volk befindet, besteht -- wie mir gezeigt wurde -- darin, daß es keine Belehrung annimmt. Viele haben die ihnen gegebenen Warnungen und Ermahnungen verschmäht. Der treue Zeuge verurteilt das laue Verhalten des Volkes Gottes, das Satan große Macht über die Kinder Gottes in dieser Zeit des Wartens und Wachens gibt. Die Selbstsüchtigen, die Hochmütigen und die Freunde der Sünde werden ständig von Zweifeln gepackt. Satan besitzt die Fähigkeit, Zweifel hervorzurufen und Einwände gegen das entschiedene, von Gott gesandte Zeugnis zu ersinnen. Viele glauben, es wäre besonders vortrefflich, ja geradezu ein Zeichen ihrer Klugheit, ungläubig zu sein, zu bezweifeln und zu bemängeln. Wer zweifeln will, findet dazu genug Anlaß. Gott beabsichtigt nicht, jede Gelegenheit zum Unglauben aus dem Weg zu räumen. Gott schenkt Beweise, die sorgfältig, mit demütigem und gelehrigem Geist geprüft werden müssen. Jede Entscheidung sollte auf sicherer Grundlage ruhen. Sch1 299 2 Das ewige Leben besitzt unendlichen Wert und verlangt von uns den Einsatz des ganzen Menschen. Im Geist sah ich, daß wir den unvergänglichen Werten nicht die ihnen zukommende Bedeutung beimessen. Schon die vergänglichen Werte dieser Welt müssen durch Opfer und oftmals sehr mühsame Anstrengungen erworben werden. Sollen wir weniger bereitwillig Kampf und Mühsal ertragen und ernstliche Anstrengungen und große Opfer scheuen, wenn wir einen Schatz von Ewigkeitswert und das ewige Leben erlangen können, -- ein Leben, das den Maßstäben Gottes entspricht? Kann uns der Himmel je zu teuer werden? Sch1 300 1 Glaube und Liebe sind goldene Schätze, Heilsgüter, die dem Volke Gottes sehr abgehen. Ich sah, daß Mißtrauen gegenüber den warnenden, ermutigenden und tadelnden Zeugnissen das Licht von Gottes Volk hinwegnimmt. Unglaube verschließt seine Augen, so daß es seinen wahren Zustand nicht erkennt. Der treue Zeuge beschreibt die Blindheit des Volkes Gottes mit den Worten: "Und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß." Offenbarung 3,17. Sch1 300 2 Der Glaube an das baldige Kommen Christi schwindet. "Mein Herr kommt noch lange nicht" wird nicht nur im Herzen gesprochen, sondern mehr noch in Worten und am bestimmtesten in Werken zum Ausdruck gebracht. In dieser unruhigen Zeit verschließt Teilnahmslosigkeit die Sinne des Volkes vor den Zeichen der Zeit. Die herrschende furchtbare Ungerechtigkeit erfordert größten Fleiß und ein lebendiges Zeugnis, um die Sünde von der Gemeinde fernzuhalten. Der Glaube hat in erschreckendem Umfang abgenommen. Nur durch ein beharrliches Glaubensleben wird er wieder wachsen können. Sch1 300 3 Als die Stimme des dritten Engels zuerst erschallte, mußten alle, die sich mit dem Werk Gottes verbanden, damit rechnen, etwas wagen und opfern zu müssen. Sie waren arm, als sie dieses Werk begannen, erlitten Kränkungen und nahmen die größten Entbehrungen auf sich. Sie stießen auf entschlossenen Widerstand, der sie in ihrer Not zu Gott trieb und ihren Glauben lebendig erhielt. Unsere gegenwärtige Ordnung einer regelmäßigen Unterstützung1 bietet unserer Predigerschaft hinreichendes Auskommen. Die materielle Versorgung ist ausreichend und stellt den Glauben auf keine Probe. Die jetzt ins Predigtamt eintreten, gehen kein Wagnis ein. Sie brauchen sich keinerlei Gefahren auszusetzen und keine besonderen Opfer zu bringen. Das Lehrgebäude unserer Wahrheit gelangt fertig in ihre Hand, und Schriften stehen ihnen zur Verfügung, die die Wahrheit, die sie verkündigen, wohl begründen. Sch1 301 1 Manche jungen Männer beginnen ihren Dienst, ohne den erhabenen Charakter des Werkes wirklich zu verstehen. Sie kennen keine Entbehrungen, Schwierigkeiten oder ernsten Kämpfe, die den Glauben lebendig erhalten. Sie pflegen weder praktische Selbstverleugnung noch Opfersinn. Manche werden stolz und eingebildet und spüren keine echte Verantwortung für das anvertraute Werk. Der treue Zeuge spricht zu jedem einzelnen dieser Prediger: "So sei nun fleißig und tue Buße!" Einige von ihnen zeigen sich in ihrem Hochmut so überaus erhaben, daß sie für das teure Werk Gottes tatsächlich Fluch und Hindernis bedeuten. Sie üben auf andere keinen rettenden Einfluß aus. Diese Männer müssen sich völlig zu Gott bekehren und durch die Wahrheiten geheiligt werden, die sie anderen Menschen darbieten. Persönlich ausgerichtete Zeugnisse in der Gemeinde Sch1 301 2 Sehr viele sind ungeduldig und argwöhnisch, weil sie sich oft von Warnungen und Tadeln beunruhigt fühlen, die ihnen ihre Sünden vorhalten. Der treue Zeuge sagt: "Ich weiß deine Werke." Beweggründe und Absichten, Unglauben, Argwohn und Mißgunst kann man wohl vor Menschen, aber nicht vor Christus verbergen. Der treue Zeuge kommt als Ratgeber: "Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, daß du sehen mögest. Welche ich liebhabe, die strafe und züchtige ich. So sei nun fleißig und tue Buße! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir. Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Stuhl." Offenbarung 3,18-21. Sch1 301 3 Die vom Geist Gottes zurechtgewiesenen Menschen sollten sich nicht gegen das bescheidene Werkzeug Gottes erheben. Der Herr selbst, nicht ein irrender Sterblicher, hat zu ihnen gesprochen, um sie vor dem Verderben zu bewahren. Wer die Warnung verschmäht, wird in Blindheit zurückgelassen und verfällt der Selbsttäuschung. Wer sie aber beachtet und mit Eifer seine Sünden ablegt, um die nötigen Tugenden zu erlangen, wird seine Herzenstür auftun, damit der Heiland eingehen und bei ihm wohnen kann. Diese Menschen werdet ihr immer in vollkommener Übereinstimmung mit dem Zeugnis des Geistes Gottes antreffen. Sch1 302 1 Prediger, die die Wahrheit verkündigen, sind verpflichtet, die ernste Botschaft an die Gemeinde Laodizea nicht zu vernachlässigen. Die Botschaft des treuen Zeugen ist nicht sehr angenehm. Der Herr sagt nicht zu ihnen, daß sie die Wege des Glaubens wandeln; daß sie Züchtigung und Tadel ertragen haben, die sie nicht verdienten, daß sie durch Strenge unnötigerweise entmutigt wurden und sie der Fehler und Sünden, für die man sie zurechtwies, nicht schuldig sind. Sch1 302 2 Der treue Zeuge erklärt, daß wir gerade dann alles bedürften, wenn wir annähmen, wir lebten mitten im Wohlergehen. Es genügt nicht, wenn Prediger theoretische Themen vortragen. Sie sollten auch über praktische Dinge predigen. Sie müssen die praktischen Unterweisungen, die Christus seinen Jüngern gegeben hat, erlernen und diese für sich selbst und für die Gemeinde anwenden. Sollten wir annehmen, daß Christus seine Kinder nicht innig liebt, nur weil er sie so ernst ermahnt? O nein! Er starb, um die Menschen vom Tode zu erlösen. Er liebt mit göttlicher Liebe, und er weist die zurecht, die er liebt. "Welche ich liebhabe, die strafe und züchtige ich." Offenbarung 3,19. Aber viele Menschen werden die Botschaft nicht annehmen, die der Himmel ihnen aus Gnaden sendet. Sie können nicht vertragen, daß von ihrer Pflichtversäumnis und Selbstsucht, von ihren Fehlern, ihrem Hochmut und ihrer Weltliebe gesprochen wird. Sch1 302 3 Die Gefahren der letzten Tage -- Wir leben in einer äußerst ernsten und bedeutsamen Zeit der Weltgeschichte. Wir befinden uns inmitten der Gefahren der letzten Tage. Gewaltige und furchtbare Ereignisse stehen uns bevor. Wie notwendig ist es deshalb, daß sich alle Menschen, die Gott fürchten und seine Gebote lieben, vor ihm demütigen, daß sie bekümmert sind und trauern und die Sünden bekennen, die sie von Gott getrennt haben! Größte Besorgnis sollte die Tatsache auslösen, daß wir unsere augenblickliche Verfassung, unseren Tiefstand weder empfinden noch begreifen und daß wir lieber bleiben, wie wir sind. Unsere Zuflucht sei das Wort Gottes und das Gebet! Jeder persönlich suche ernsthaft den Herrn, damit er ihn finde! Das sollte unser erstes Anliegen sein. Testimonies for the Church III, 53 (1872). ------------------------Kapitel 68: Tadelt alles sündige Verhalten! Sch1 303 1 Mir wurde gezeigt, wie Gott die Sünde unter den Menschen ansieht, die angeblich seine Gebote halten. Alle Menschen, denen er die Gnade schenkte, Zeugen seiner außergewöhnlichen Macht zu sein, wie z.B. das alte Israel, und die dennoch wagen, seine ausdrücklichen Anweisungen zu mißachten, werden seinen Zorn spüren. Er will sein Volk lehren, daß Ungehorsam und Sünde für ihn besonders anstößig sind und nicht unterschätzt werden dürfen. Gott zeigt uns, daß sein Volk sofort entschlossen darangehen sollte, jegliche Sünde abzulegen, damit sein Zorn nicht auf ihnen allen ruhe. Sch1 303 2 Wenn aber die Sünden des Volkes von den verantwortlichen Männern übergangen werden, wird sie Gottes Zorn treffen und das Volk Gottes als Ganzes für diese Sünden zur Rechenschaft gezogen werden. Gottes Handlungsweise seinem Volk gegenüber zeigt die Notwendigkeit, die Gemeinde von allem Unrecht zu säubern. Schon ein einziger Sünder vermag soviel Finsternis zu verbreiten, daß die ganze Gemeinde von dem Licht Gottes ausgeschlossen ist. Wenn die Kinder Gottes spüren, daß Finsternis sie umhüllt und ihnen die Ursache nicht bekannt ist, sollten sie Gott ernsthaft, in tiefer Demut und Selbstanklage suchen, bis das Unrecht, das seinen Geist betrübt, erkannt und beseitigt ist. Sch1 303 3 Das Vorurteil, das sich gegen uns erhob, weil wir das vorhandene Unrecht tadelten, das Gott mir gezeigt hat, ist ebenso ungerecht wie alles Gerede von Härte und Strenge. Gott gebietet uns zu reden, und wir werden nicht schweigen. Wenn die Kinder Gottes häufig unrecht handeln und Gottes Diener gleichgültig daran vorübergehen, unterstützen und rechtfertigen sie im Grunde genommen den Sünder. Sie machen sich in gleicher Weise schuldig und werden ebenso sicher Gottes Mißfallen erfahren; denn sie werden für die Sünden der Schuldigen die Verantwortung übernehmen müssen. Im Gesicht wurde ich auf viele Beispiele verwiesen, bei denen sich Gottes Diener das Mißfallen des Herrn zugezogen haben, indem sie es versäumten, sich mit ihren Fehlern und Schwächen zu beschäftigen. Diejenigen, die diese Fehler entschuldigten, wurden vom Volk als sehr freundlich und liebenswürdig geachtet, nur weil diese sich scheuten, eine klare, schriftgemäße Aufgabe zu erfüllen. Diese Aufgabe widerstrebte ihren Gefühlen, deshalb wichen sie ihr aus. Sch1 304 1 Der Haß, den manche hegten, weil das Unrecht des Volkes Gottes gerügt wurde, hat ihre Seelen geblendet und furchtbar getäuscht. Dadurch wurde es ihnen unmöglich, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Einzig und allein ihr geistliches Erkennungsvermögen hielten sie für maßgebend. Sie mögen Zeugen des Unrechts sein, sie fühlen aber nicht so wie Josua und demütigen sich auch nicht, wenn sie Menschen in Gefahr wissen. Sch1 304 2 Das wahre Volk Gottes, dem das Werk des Herrn und die Errettung der Menschheit am Herzen liegt, wird die Sünde stets in ihrem wirklichen sündhaften Charakter sehen. Es wird immer für eine gewissenhafte und klare Stellungnahme gegenüber den Sünden eintreten, die das Volk Gottes leicht bedrängen. Besonders in dem abschließenden Werk für die Gemeinde, zur Zeit der Versiegelung der Hundertvierundvierzigtausend, der Menschen, die ohne Falsch vor Gottes Thron stehen sollen, werden sie zutiefst die Übeltaten des sogenannten Volkes Gottes empfinden. Dies wird sehr eindringlich durch den Propheten dargestellt, der das Abschlußwerk im Bilde von Männern sieht, von denen jeder eine Mordwaffe trägt. Einer unter ihnen war mit Leinen bekleidet und hatte ein Schreibzeug an seiner Seite. "Und der Herr sprach zu ihm: Gehe durch die Stadt Jerusalem und zeichne mit einem Zeichen an die Stirn die Leute, so da seufzen und jammern über alle Greuel, so darin geschehen." Hesekiel 9,4. Sch1 304 3 Wer handelt in dieser Zeit nach dem Rat Gottes? Sind es die Menschen, die im Grunde genommen das Unrecht unter dem Volk Gottes entschuldigen und in ihrem Herzen, wenn auch nicht offen, gegen die murren, die das Unrecht rügen? Sind es diejenigen, die sich gegen sie stellen und mit denen harmonieren, die Übles tun? Gewiß nicht! Nur wenn sie sich reumütig zeigen, das Werk Satans aufgeben, das darin besteht, die verantwortlichen Männer des Werkes zu bedrücken, und die Hände der Sünder in Zion zu stärken, können sie das Zeichen der göttlichen Versiegelung empfangen. Sie werden sonst in dem allgemeinen Verderben der Gottlosen umkommen, das unter dem Bild der fünf waffentragenden Männer dargestellt ist. Beachtet sorgfältig folgende Tatsache Wer das reine Erkennungszeichen der Wahrheit, von der er durch die Macht des Heiligen Geistes erfüllt ist, empfängt -- dargestellt durch ein Zeichen des mit Leinen bekleideten Mannes --, gehört zu denen, "so da seufzen und jammern über alle Greuel", die in der Gemeinde geschehen. Ihre Liebe zur Aufrichtigkeit und zum Ruhm und zur Verherrlichung Gottes ist so ausgeprägt, und sie besitzen einen so klaren Blick für die außerordentliche Verworfenheit der Sünde, daß sie gekennzeichnet werden als solche, die seufzen und weinen und Seelenangst erdulden. Lest das neunte Kapitel Hesekiels! Sch1 305 1 Aber das allgemeine Gericht an all denen, die den gewaltigen Unterschied zwischen Sünde und Gerechtigkeit nicht so deutlich sehen und empfinden wie die Menschen, die unter dem Rat Gottes stehen und das Zeichen bekommen, wird in dem Befehl an die fünf waffentragenden Männer beschrieben: "Gehet diesem nach durch die Stadt und schlaget drein; eure Augen sollen nicht schonen noch übersehen. Erwürget Alte, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Weiber, alles tot; aber die das Zeichen an sich haben, derer sollt ihr keinen anrühren. Fanget aber an an meinem Heiligtum!" Hesekiel 9,5.6. Das Beispiel Achans Sch1 305 2 Hinsichtlich Achans Sünde sprach Gott zu Josua: "Ich werde hinfort nicht mit euch sein, wo ihr nicht den Bann aus euch vertilget." Josua 7,12. Wie stimmt dieses Ansuchen mit der Handlungsweise der Menschen überein, die ihre Stimme nicht gegen Sünde und Unrecht erheben wollen, sondern stets mit denen sympathisieren, die das Lager Israels mit ihren Sünden verwirren? Gott sprach zu Josua: "Darum kannst du nicht stehen vor deinen Feinden, bis daß ihr den Bann von euch tut." Er kündigte die Strafe an, die der Übertretung seines Bundes folgen würde. Sch1 305 3 Josua begann alsbald mit einer sorgfältigen Untersuchung, um den Schuldigen zu finden. Ein Stamm nach dem anderen, ein Geschlecht nach dem anderen und ein Hauswirt nach dem anderen hatten sich zu verantworten, bis Achan als Schuldiger entlarvt wurde. Damit aber dieser Fall ganz Israel klar sein und niemand Gelegenheit haben sollte, zu murren und zu sagen, ein Unschuldiger müsse leiden, wandte Josua eine List an. Er wußte, daß Achan der Übertreter war, der seine Sünde zu verbergen trachtete und Gott gegen sein Volk herausforderte. Josua veranlaßte Achan, seine Sünde zu bekennen, damit Gottes Ehre und Gerechtigkeit vor dem Volk Israel erwiesen werde. "Und Josua sprach zu Achan: Mein Sohn, gib dem Herrn, dem Gott Israels, die Ehre und gib ihm das Lob und sage mir an: Was hast du getan? und leugne mir nichts. Sch1 306 1 Da antwortete Achan Josua und sprach: Wahrlich, ich habe mich versündigt an dem Herrn, dem Gott Israels. Also und also habe ich getan ich sah unter dem Raub einen köstlichen babylonischen Mantel und zweihundert Silberlinge und eine goldene Stange, fünfzig Lot am Gewicht; des gelüstete mich, und ich nahm es. Und siehe, es ist verscharrt in die Erde in meiner Hütte und das Silber darunter. Da sandte Josua Boten hin, die liefen zur Hütte; und siehe, es war verscharrt in seiner Hütte und das Silber darunter. Und sie nahmen's aus der Hütte und brachten's zu Josua und zu allen Kindern Israel und schütteten es vor den Herrn. Da nahm Josua und das ganze Israel mit ihm Achan, den Sohn Serahs, samt dem Silber, Mantel und der goldenen Stange, seine Söhne und Töchter, seine Ochsen und Esel und Schafe, seine Hütte und alles, was er hatte, und führten sie hinauf ins Tal Achor. Und Josua sprach: Weil du uns betrübt hast, so betrübe dich der Herr an diesem Tage. Und das ganze Israel steinigte ihn und verbrannte sie mit Feuer." Josua 7,19-25. Sch1 306 2 Der Herr sagte Josua, daß sich Achan nicht nur die Dinge angeeignet hatte, die zu nehmen ihm ausdrücklich verboten war, um nicht verworfen zu werden, sondern daß er gestohlen hatte und es verleugnete. Auf Befehl des Herrn sollte Jericho samt seiner ganzen Beute zerstört werden, ausgenommen das Gold und Silber für den Schatz des Herrn. Weder durch Kampf noch durch den Lärm des Volkes wurde Jericho erobert, sondern der Herr der Heerscharen selbst führte die himmlischen Streitkräfte an. Es war des Herrn Streit; er selbst rang um den Sieg. Die Kinder Israel führten nicht einen Schwertstreich. Sieg und Ehre gehörten deshalb ebenso dem Herrn wie die Beute. Er befahl, mit Ausnahme des Goldes und des Silbers, die er für seine Schatzkammer zurückbehielt, alles zu zerstören. Achan wußte sehr wohl von der bestehenden Einschränkung, die die goldenen und silbernen Schätze, die er verbarg, dem Herrn zuordnete. Er bestahl also Gottes Schatzkammer um seines Vorteils willen. ------------------------Kapitel 69: Christus bekennen oder verleugnen Sch1 307 1 In unserem gesellschaftlichen Umgang und in den Familien gibt es mancherlei Möglichkeiten, unseren Herrn zu bekennen oder zu verleugnen, ganz gleich, ob wir in beschränkte oder wohlhabende Lebensverhältnisse gestellt sind. Wir können ihn mit unseren Worten verleugnen, indem wir anderen Menschen Übles nachreden; wir können ihn verleugnen durch törichtes Geschwätz, durch Witzeleien und Scherze, durch unnütze oder unfreundliche Worte, durch Ausflüchte und Unwahrheiten. Durch unsere Worte bekennen wir, ob Christus in uns wohnt oder nicht. In unserem Wesen können wir Christus verleugnen, wenn wir allzu bequem sind, wenn wir uns vor den Pflichten und Lasten des Lebens drücken, so daß andere unsere Aufgaben mit übernehmen müssen, und uns sündhaften Vergnügungen hingeben. Auch durch Putzsucht, Anpassung an weltliche Sitten und durch unhöfliches Benehmen können wir Christus verleugnen. Auch das Durchsetzenwollen unserer Meinung, das Behaupten- und Rechtfertigenwollen unseres Ich entspricht nicht einem Bekenntnis zu Christus. Schließlich können wir ihn dadurch verleugnen, daß wir uns in krankhafter Gefühlsschwelgerei ergehen und über unserem vermeintlich zu harten Schicksal brüten. Sch1 307 2 Niemand kann Christus vor der Welt wahrhaft bekennen, es sei denn, der Geist Christi lebte in ihm. Es ist unmöglich, etwas mitzuteilen, was wir gar nicht besitzen. Unsere Gespräche und unser Verhalten sollten echter und sichtbarer Ausdruck der Gnade und der Wahrheit sein, von der wir erfüllt sind. Wenn das Herz geheiligt, gehorsam und demütig ist, wird unser umgestaltetes Leben auch nach außen erkennbar sein und für Jesus Christus außerordentlich zeugen. Meine Schwester, du mußt etwas mehr tun als nur Lippenbekenntnisse ablegen, denn diese genügen nicht. Du betrügst dich selbst. Deine Gesinnung, dein Charakter und deine Taten beweisen, daß du weder ein sanftmütiges Wesen besitzt noch Selbstverleugnung und Barmherzigkeit übst. Lippenbekenntnisse mögen viel Liebe und Demut zum Ausdruck bringen, aber wenn deine Lebensführung nicht täglich durch Gottes Gnade bestimmt wird, wirst du die himmlische Gabe nicht empfangen. Du hast nicht um Jesu willen alles verlassen. Du hast deinen Willen und deine Vergnügungssucht nicht überwunden, um Christi Nachfolger zu werden. Sch1 308 1 Du verleugnest deinen Erlöser und sündigst wider ihn, indem du dich mit verdrießlichen Dingen beschäftigst, dir selbst das Leben schwer machst und Schwierigkeiten siehst, wo keine sind. Die Sorgen des nächsten Tages häufst du schon auf den heutigen; dein Herz wird verbittert; du belastest und betrübst deine Umgebung, indem du unnötige Schwierigkeiten heraufbeschwörst. Die köstliche Prüfungszeit, die Gott dir geschenkt hat, um Gutes zu tun, verbringst du törichterweise mit unseligen Gedanken, ja du baust sogar immer wieder Luftschlösser. Deine Phantasie gibt sich mit Dingen ab, die dir weder Hilfe noch Glück bringen können. Deine Träumerei wird niemals zu einer gründlichen, gesunden Erfahrung in göttlichen Dingen führen; ebensowenig wird sie deine Tauglichkeit für das ewige Leben fördern. Sch1 308 2 Nur die göttliche Wahrheit, die in das Herz Eingang gefunden hat, kann dich zur Seligkeit führen. Wenn du ihr glaubst und gehorchst, wirst du für deine täglichen Pflichten und Prüfungen genügend Kraft empfangen. Für morgen benötigst du nichts. Du solltest dir bewußt sein, daß du nur für das Heute zu sorgen hast. Heute sollst du überwinden, dich selbst verleugnen, wachen, beten und in Gott siegreich bleiben! Unsere Zeitverhältnisse und die uns umgebenden Einflüsse, das täglich wechselnde Geschehen um uns herum und das geschriebene Wort Gottes, das alle Dinge richtet und prüft -- sie alle reichen aus, um uns unsere Aufgabe und das, was wir täglich erledigen sollten, vor Augen zu führen. Statt Gedanken nachzuhängen, die dir keinen Nutzen bringen, ist es besser, täglich die Schrift zu durchforschen und die Pflichten des täglichen Lebens zu erfüllen, die dir wohl lästig sein mögen, die aber schließlich getan werden müssen. Anschauungsunterricht aus der Natur Sch1 309 1 Die Schönheiten der Natur sprechen unaufhörlich zu uns. Das aufnahmebereite Herz wird von der Liebe und Herrlichkeit Gottes beeindruckt, die in seiner Schöpfung erkennbar sind. Das lauschende Ohr vermag die Mitteilungen Gottes durch die Werke der Natur zu vernehmen und zu verstehen. Neben den verschiedenen Dingen der Natur, die Gott uns zu unserer Erbauung geschenkt hat, kann uns selbst der Sonnenstrahl zur Lehre dienen. Die grünen Felder, die hohen Bäume, die Knospen und Blüten, die voraberziehende Wolke, die fallenden Regentropfen, der murmelnde Bach, die leuchtenden Gestirne -- alles ruft uns zu Besinnung und liebevoller Beobachtung. Die Natur mahnt uns, mit Gott vertraut zu werden, der der Schöpfer dieser Herrlichkeiten ist. Wir können von den verschiedenen Dingen der Schöpfung lernen, wie sie alle dem Willen ihres Schöpfers gehorsam sind, Gott niemals verleugnen und stets den geringsten Fingerzeig seines Willens beachten. Nur gefallene Wesen weigern sich, ihrem Schöpfer völligen Gehorsam zu zollen. Ihre Worte und ihr Handeln widersprechen den Anforderungen Gottes und stimmen nicht mit den Grundsätzen seiner Herrschaft überein ... Sch1 309 2 Jene angeblichen Christen, die ständig weinen und klagen und annehmen, Freude und ein heiteres Gesicht seien Sünde, kennen den wahren Glaubensgrund nicht. Wer die Schönheit der Natur wie ein totes Bild betrachtet, wer es vorzieht, leblose Blätter anzuschauen, statt die prachtvollen, lebendigen Blumen zu pflücken, wer sich durch alles, was ihm die Natur an Nachdenklichem zu sagen hat, traurig stimmen läßt, wer den zauberhaften Unterschied zwischen dem satten Grün der Täler und dem der Höhen nicht erkennt, wer sein Empfinden der reizvollen und wohllautenden Harmonie verschließt, die aus der Natur zu ihm spricht, weiß nichts von dem Wesen Jesu. Diese Menschen wandeln nicht im Licht, sondern begeben sich selbst in Finsternis und Schwermut; dabei könnten sie ebensogut die Heiterkeit und den Segen der Sonne der Gerechtigkeit besitzen, die in ihren Herzen aufgeht mit "Heil unter ihren Flügeln". Maleachi 3,20. ------------------------Kapitel 70: Verächter der Zurechtweisung Sch1 310 1 Der Apostel Paulus führt deutlich aus, daß die auf den Wanderungen der Israeliten gemachten Erfahrungen zum Nutzen der Menschen niedergeschrieben sind, die in dieser Weltzeit leben und auf die das Ende der Welt gekommen ist. Wir halten die uns umgebenden Gefahren für nicht geringer, sondern für größer als die der Hebräer. Wie es uns von den alten Israeliten berichtet wird, so werden wir auch heute zu Trotz und Mißgunst versucht; es wird sogar unverhohlene Empörung angezettelt werden. Es wird immer einen Geist geben, der sich gegen den Tadel von Sünde und Unrecht verwahrt. Sollte aber deshalb diese mahnende Stimme zum Schweigen gebracht werden? Wenn ja, wir befänden uns in keiner besseren Lage als die verschiedenartigsten Gemeinschaften unseres Landes, die sich fürchten die Irrtümer und vorherrschenden Sünden der Menschen anzutasten. Sch1 310 2 Wer von Gott zum Prediger der Gerechtigkeit berufen wurde, hat damit auch die ernste Verpflichtung übernommen, die Sünden des Volkes zu rügen. Paulus gebot Titus: "Solches rede und ermahne und strafe mit ganzem Ernst. Laß dich niemand verachten." Titus 2,15. Es wird jedoch stets Menschen geben, die den verachten, der es wagt, die Sünde zu tadeln. Nicht immer kommt man ohne Tadel aus. Paulus wies Titus an, eine bestimmte Gruppe nachdrücklichst zurechtzuweisen, damit ihr Glaube erstarke. Männer und Frauen, die mit ihren verschiedenen Anlagen und Fähigkeiten auf dem Boden der Gemeinde zusammentreffen, besitzen ihre Fehler und Eigenarten. Sobald sich diese entfalten, werden natürlich Zurechtweisungen erforderlich. Wenn Menschen, die bedeutende Stellungen bekleiden, niemals zurechtwiesen und züchtigten, träten bald unerquickliche Zustände ein, die der Ehre Gottes großen Abbruch zufügten. Doch wie soll die Mahnung ausgesprochen werden? Laßt den Apostel antworten: "Mit aller Geduld und Lehre." 2.Timotheus 4,2. Dem zu Tadelnden ist die Mahnung einwandfrei zu begründen, aber niemals sollte man die Fehler des Volkes Gottes gleichgültig übergehen. Sch1 310 3 Es wird Männer und Frauen geben, die alle Vorwürfe in den Wind schlagen, deren Gefühl sich stets gegen Vorhaltungen empört; denn es ist keinem angenehm, von anderen seine Fehler zu hören. In nahezu allen Fällen, in denen Ermahnungen nötig sind, gibt es einige, die gänzlich die Tatsache übersehen, daß der Geist des Herrn betrübt und sein Werk geschmäht wurde. Weil persönliche Gefühle verletzt worden sind, bemitleiden solche Menschen diejenigen, die Tadel verdient haben. Dieses ganz ungeheiligte Mitfühlen macht die mit den Sündern sympathisierenden Menschen zu deren Mitschuldigen. Hätte man den Getadelten der Empfindung seines Unrechts überlassen, er wäre in neun von zehn Fällen zur Einsicht gekommen und hätte sich gebessert. Gewissenlose Menschen, die sich unberufen in anderer Leute Angelegenheiten mischen, unterlegen den Beweggründen des Tadelnden und dem Wesen einer ausgesprochenen Ermahnung einen völlig falschen Sinn. Durch ihr Mitgefühl erwecken sie den Eindruck, als sei dem Getadelten Unrecht geschehen. Ihre Gefühle wenden sich empört gegen den, der nur seine Pflicht getan hat. Wer sich im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott gewissenhaft dieser unangenehmen Aufgabe entledigt, wird Gottes Segen empfangen. Gott erwartet von seinen Dienern, daß sie ernsthaft seinem Willen folgen. In dem Auftrag des Apostels an Timotheus ermahnte ihn Paulus: "Predige das Wort, halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit; strafe, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre." 2.Timotheus 4,2. Sch1 311 1 Die Israeliten waren nicht bereit, sich den Weisungen und Beschränkungen des Herrn zu fügen. Sie wünschten ganz einfach eigene Wege zu gehen, den Eingebungen ihres Verstandes zu folgen und von ihrer Urteilskraft geführt zu werden. Hätten sie hierzu die Freiheit gehabt, über Mose wären keine Klagen gekommen doch wegen der ihnen auferlegten Beschränkungen wurden sie aufrührerisch. Eins im Denken und Handeln Sch1 311 2 Gott wünscht, daß sein Volk diszipliniert lebt und harmonisch zusammenarbeitet, daß seine Kinder den rechten Blick füreinander haben und in ihrem Sinn und ihrem Urteil völlig übereinstimmen. Um dies zu erreichen, müssen wir allerdings noch sehr an uns arbeiten. Das fleischliche Herz muß bezwungen und umgewandelt werden. Gott will, daß in der Gemeinde stets ein lebendiges Zeugnis vorhanden sei. Dieses Zeugnis ist nötig, um fehlende Menschen zu tadeln und zu ermahnen, ja, manche müssen sogar hart bestraft werden, je nachdem der Fall es erfordert. Wir hören den Einwand: "Ach, ich bin so empfindlich; ich kann nicht den geringsten Tadel vertragen!" Wenn diese Menschen die Sachlage richtig darstellten, müßten sie sagen: "Ich bin so eigenwillig, so von mir eingenommen und so hochmütig, daß ich mir nichts vorschreiben lasse. Ich will nicht getadelt werden. Ich beanspruche für mich, eine persönliche Meinung zu haben. Ich habe ein Recht, zu glauben und zu reden, was mir beliebt." Der Herr erwartet von uns nicht, daß wir unsere persönlichen Eigenheiten aufgeben. Aber welcher Mensch ist der geeignete Richter, um uns sagen zu können, wo die Grenzen unserer Möglichkeiten liegen? Sch1 312 1 Petrus ermahnt seine Brüder: "Desgleichen, ihr Jüngeren, seid untertan den Ältesten. Allesamt seid untereinander untertan und haltet fest an der Demut. Denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade." 1.Petrus 5,5. Auch der Apostel Paulus ermahnt seine Brüder in Philippi zu Einigkeit und Demut: "Ist nun bei euch Ermahnung in Christo, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so erfüllet meine Freude, daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einhellig seid. Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre; sondern durch Demut achte einer den andern höher denn sich selbst, und ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was des andern ist. Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war." Philipper 2,1-5. Noch einmal spricht Paulus zu seinen Brüdern: "Die Liebe sei nicht falsch. Hasset das Arge, hanget dem Guten an. Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor." Römer 12,9.10. Und im Schreiben an die Epheser sagt er: "Seid untereinander untertan in der Furcht Gottes." Epheser 5,21. Sch1 312 2 Die Geschichte der Israeliten führt uns die große Gefahr der Täuschung vor Augen. Viele Menschen besitzen weder ein Gefühl für die Sündhaftigkeit ihres Wesens noch für die Gnade der Vergebung. Sie befinden sich im Elend des Fleisches und sind Versuchungen und großen Irrungen ausgesetzt. Sie sind von Gott weit entfernt, und obgleich Gott ihre Lebensführung verabscheut, betrachten sie ihr Leben dennoch mit großer Genugtuung. Diese Menschen werden immer der Führung durch den Geist Gottes, besonders der scheinbaren Bevormundung, Widerstand entgegensetzen. Sie wollen nicht beunruhigt werden. Wohl regen sich Befürchtungen und gute Absichten; manchmal werden sie von angsterfüllten Gedanken gepeinigt und haben Schuldgefühle. Aber es fehlt ihnen die Tiefe der Erfahrung, weil sie nicht mit dem ewigen Felsen verbunden sind. Diese Menschen erkennen nie die Notwendigkeit eines klaren Zeugnisses. Die Sünde erscheint ihnen nicht so überaus verwerflich, weil sie nicht im Licht wandeln, wie Christus im Licht ist. Sch1 313 1 Es gibt noch eine andere Gruppe von Menschen, die eine tiefe Erkenntnis und eine besondere Überzeugung, ja eine echte Erfahrung mit der Wirksamkeit des Geistes Gottes besitzt. Sie wird aber durch die mannigfachen Versuchungen Satans überwunden. Die zu dieser Gruppe gehören, schätzen weder die ihnen von Gott gegebene Erkenntnis noch beachten sie die Warnungen und Ermahnungen des Geistes Gottes. Sie stehen unter dem Verdammungsurteil. Diese Menschen werden sich immer gegen das rechte Zeugnis stellen, weil es sie verurteilt. Sch1 313 2 Gott will, daß sein Volk eins sei, den rechten Blick füreinander habe und in Sinn und Urteil völlig übereinstimme. Dies kann ohne ein klares, treffendes und lebendiges Zeugnis in der Gemeinde nicht erreicht werden. Das Gebet Christi brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, daß seine Jünger eins sein mögen, wie er mit dem Vater eins ist. "Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf daß sie vollkommen seien in eins und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie du mich liebst." Johannes 17,20-23. ------------------------Kapitel 71: Ruf an die Jugend Liebe Jugend! Sch1 314 1 Von Zeit zu Zeit gab der Herr mir Zeugnisse, um euch zu ermahnen. Gott wird euch ermutigen, wenn ihr die besten und heiligsten Empfindungen eures Herzens für ihn einsetzt. Während mir diese Warnungen wieder deutlich zum Bewußtsein kommen, fühle ich die Größe der euch umgebenden Gefahr, von der ich weiß, daß ihr sie nicht erkennt. Die Schule in Battle Creek1 vereinigt viele junge Menschen der verschiedensten Veranlagungen. Wenn sich diese Jugend nicht Gott weiht und seinem Willen gehorsam ist und nicht demütig auf dem Weg seiner Gebote wandelt, wird der Unterhalt einer Schule in Battle Creek für die Gemeinde Anlaß zu großer Entmutigung sein. Diese Schule kann zum Segen oder zum Fluch werden. Ich bitte euch, die ihr den Namen Christi genannt habt, alle Ungerechtigkeit aufzugeben und Charaktere zu entwickeln, die Gott gutheißen kann. Sch1 314 2 Ich frage euch: Glaubt ihr, daß die Mahnungen, die ihr empfangen habt, im Auftrag Gottes gegeben sind? Wenn ihr wirklich glaubt, daß es Gottes Stimme war, die euch auf Gefahren hinwies, beachtet ihr dann die euch gegebenen Ratschläge? Bewahrt ihr diese mahnenden Zeugnisse in euch lebendig, indem ihr sie oft betenden Herzens lest? Der Herr hat zu euch, meine Freunde, immer wieder gesprochen, aber ihr habt die erteilten Warnungen nachlässig behandelt. Wenn sich eure Herzen auch nicht gegen die Darstellung empören, die Gott von euren Charakteren und den euch umringenden Gefahren gegeben hat, und ihr euch auch dem euch bezeichneten Weg nicht entgegenstellt, so laßt ihr doch die Erwartungen unerfüllt, die man an euch geknüpft hat an geistlicher Kraft zuzunehmen und in der Schule, in der Gemeinde und im Umgang mit allen Menschen ein Segen zu sein. Sch1 314 3 Junge Freunde, ihr seid Gott verantwortlich für das Licht, das er euch gegeben hat. Dieses Licht und diese Warnungen werden euch im Gericht anklagen, wenn ihr sie nicht beachtet. Die Gefahren, in denen ihr euch befindet, sind deutlich herausgestellt worden; von allen Seiten wurdet ihr behütet, ermahnt und gewarnt. Im Hause Gottes habt ihr den ernsten und eindringlichen Wahrheiten gelauscht, die von den Dienern Gottes, getrieben vom Geiste, vorgetragen wurden. Welche Wirkung haben diese ernsten Aufforderungen auf euer Herz ausgeübt? Welchen Einfluß haben sie auf euren Charakter? Für jeden einzelnen dieser Aufrufe und für jede einzelne dieser Warnungen werdet ihr euch verantworten müssen. Im Gericht werden sie sich wider diejenigen erheben, die ein eitles, leichtfertiges und hochmütiges Leben geführt haben, um sie zu verurteilen. Sch1 315 1 Liebe junge Freunde, was ihr sät, werdet ihr auch ernten. Jetzt ist für euch die Zeit der Aussaat. Wie wird die Ernte ausfallen? Was sät ihr? Jedes Wort, das ihr sprecht, jede Tat, die ihr vollbringt, ist ein Samenkorn, das gute oder schlechte Frucht tragen und dem Sämann Freuden oder Sorgen bringen wird. Wie die Saat ausgestreut ist, so wird die Ernte sein. Gott hat euch große Erkenntnis und viele Gelegenheiten geschenkt. Nachdem ihr die Erkenntnis empfangen und die euch umlauernden Gefahren gesehen habt, ruht die Verantwortung auf euch. Sch1 315 2 Euer Umgang mit der von Gott gegebenen Erkenntnis bestimmt das Maß eures Glücks oder eures Leids. Euer Schicksal liegt in euren Händen! Sch1 315 3 Ihr alle könnt das Gemüt und den Charakter anderer Menschen zum Guten oder Bösen beeinflussen. Und gerade der Einfluß, den ihr wirklich ausübt, wird in den himmlischen Büchern vermerkt. Ein Engel begleitet euch und zeichnet eure Worte und Taten auf. Empfindet ihr eure Hilflosigkeit und euer Bedürfnis nach göttlicher Kraft, wenn ihr euch morgens erhebt? Offenbart ihr eure Nöte demütig und von ganzem Herzen eurem himmlischen Vater? Ist das der Fall, verzeichnen Engel eure Gebete. Steigen diese Gebete nicht von heuchlerischen Lippen auf, wird euch euer Schutzengel zur Seite stehen, wenn ihr in Gefahr seid, unbewußt Unrecht zu begehen und andere Menschen zum Unrecht zu veranlassen. Er wird euch einen besseren Weg führen, eure Worte für euch wählen und euer Handeln beeinflussen. Sch1 315 4 Wenn ihr euch außer Gefahr wähnt und glaubt, auf die Gebete um Hilfe und Kraft, die ihr braucht, um die Versuchungen zu bezwingen, verzichten zu können, werdet ihr sicher irregehen. Eure Pflichtvergessenheit wird im Buche Gottes im Himmel verzeichnet werden, und am Tag der Prüfung werdet ihr nicht bestehen können. Sch1 316 1 Etliche aus eurer Umgebung sind gläubig erzogen worden. Manche aber wurden außerordentlich verwöhnt, verzogen, umschmeichelt und gelobt, bis sie für das praktische Leben buchstäblich nicht mehr zu gebrauchen waren. Ich spreche von Menschen, die ich kenne. Ihre Charaktere wurden durch Nachsicht, Schmeichelei und Trägheit in so falsche Bahnen gelenkt, daß sie für dieses Leben unbrauchbar sind. Was können wir aber noch von jenem Leben erhoffen, in dem alles rein und heilig ist und alle einen harmonisch ausgebildeten Charakter besitzen, wenn wir für dieses Leben unnütz sind; ich habe für diese Menschen gebetet und mich persönlich an sie gewandt; denn ich erkannte den Einfluß, den sie auf andere Gemüter ausübten, indem sie diese zu Eitelkeit, Putzsucht und Sorglosigkeit hinsichtlich ihrer ewigen Ziele verleiteten. Die einzige Hoffnung für diese Menschen besteht darin, daß sie auf ihre Wege achthaben, ihre stolzen, eitlen Herzen vor Gott demütigen, ihre Sünden bekennen und sich bekehren. Putz- und Vergnügungssucht Sch1 316 2 Eitelkeit in der Kleidung und Vergnügungssucht sind eine große Versuchung für die Jugend. Gottes Anforderungen an uns alle sind besonderer Art. Er beansprucht das ganze Herz, das ganze Gemüt und unsere ungeteilte Hingabe. Die Antwort, die man mitunter darauf hören kann, lautet: "Ich behaupte ja nicht, ein Christ zu sein!" Und wenn nicht? Stellt Gott nicht an dich die gleichen Anforderungen wie an die Menschen, die sich seine Kinder nennen? Meinst du, daß er deine sündige Nachlässigkeit und Empörung übergehen wird, weil du dich erkühnst, seine heiligen Wahrheiten einfach zu mißachten? Jeder Tag, an dem du die Forderungen Gottes vernachlässigst, jede Gelegenheit, bei der du die dargebotene Gnade geringschätzt, wird dir zur Last gelegt und die Liste deiner Sünden vergrößern, die an jenem Tage wider dich zeugen werden, wenn der Bericht eines jeden Menschen zur Verhandlung stehen wird. Ich wende mich an euch, junge Freunde, ob ihr Christen sein wollt oder nicht Gott verlangt eure Zuneigung, euren freudigen Gehorsam und eure Hingabe. Ihr habt nun eine kurze Prüfungszeit und könnt diese Gelegenheit benutzen, um euch bedingungslos Gott anzuvertrauen. Sch1 317 1 Dem Anspruch Gottes gehorchen und sich ihm unterwerfen, das sind die uns vom Heiligen Geist durch den Apostel gegebenen Bedingungen, deren Beachtung uns in die Gotteskindschaft führt und uns in die königliche Familie einreiht. Jedes Kind und jeden jungen Menschen, jeden Mann und jede Frau hat Jesus durch sein Blut aus dem Abgrund des Verderbens errettet, in den sie Satan getrieben hatte. Sind Sünder deshalb von ihren Verpflichtungen entbunden, weil sie die ihnen frei angebotene Erlösung ablehnen? Ihre Wahl, weiterhin Unrecht zu tun und Gottes Gebote dreist zu übertreten, verringert ihre Schuld nicht. Jesus hat sie teuer erkauft, und sie gehören ihm. Sie sind sein Eigentum. Und wenn sie sich ihm, der sein Leben für sie gab, nicht im Gehorsam beugen wollen, sondern ihre Zeit, Kraft und Fähigkeiten dem Dienst Satans widmen, werden sie ihren verdienten Lohn empfangen den Tod. Sch1 317 2 Unvergängliche Herrlichkeit und ewiges Leben sind der Lohn, den unser Erlöser denen verheißt, die ihm gehorchen. Er gab ihnen die Möglichkeit, durch seinen Namen einen christlichen Charakter zu entfalten und um ihrer selbst willen zu überwinden, wie er um ihretwillen überwunden hat. Sein Leben gab ihnen ein Beispiel, wie man überwinden kann. "Denn der Tod ist der Sünde Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserm Herrn." Römer 6,23. Sch1 317 3 Die Ansprüche Gottes gelten gleicherweise für alle Menschen. Alle, die die große, ihnen freizügig angebotene Erlösung verschmähen, die bemüht sind, sich selbst zu dienen und Feinde Gottes zu bleiben, Feinde des Erlösers, der sich selbst geopfert hat, sie werden ihren Lohn empfangen; denn sie säen auf das Fleisch und werden vom Fleisch das Verderben ernten. Sch1 317 4 Wer sich durch die Taufe mit Christus verbunden und somit seine Trennung von der Welt sowie den Willen zu einem neuen Lebenswandel bekundet hat, sollte in seinem Herzen keine Götzen aufrichten. Wer sich einmal der Gewißheit der Sündenvergebung erfreute, wer einmal die Liebe des Heilandes empfand, aber schließlich in Eintracht mit Christi Feinden verharrt und die vollkommene Gerechtigkeit, die ihm Jesus anbietet, zurückweist und die Wege wählt, die er verdammt hat, wird schwerer bestraft werden als die Heiden, die nie die Erkenntnis besaßen und weder Gott noch sein Gesetz kannten. Alle, die sich sträuben, der von Gott gegebenen Erkenntnis zu folgen, und die Vergnügungen, Nichtigkeiten und die Torheiten der Welt erwählen und es ablehnen, ihre Lebensführung den gerechten und heiligen Forderungen des Gesetzes Gottes anzupassen, machen sich in Gottes Augen der schwersten Sünde schuldig. Ihre Schuld und ihr Lohn werden der Erkenntnis und den Gelegenheiten entsprechen, die sie besaßen. Sch1 318 1 Wir sehen die Welt in ihren Vergnügungen aufgehen. Die ersten und wichtigsten Gedanken bei der Mehrzahl der Menschen, besonders bei den Frauen, gehören äußerem Aufwand. Putz- und Vergnügungssucht richten das Glück Tausender zugrunde. Manche Menschen, die angeblich Gottes Gebote lieben und halten, ahmen das Verhalten jener Eitlen nach, so gut sie nur können, nennen sich aber weiterhin Christen. Etliche dieser jungen Menschen sehnen sich so sehr nach äußerem Glanz, daß sie sogar bereit sind, ihren christlichen Namen aufzugeben, wenn sie nur ihren eitlen Modetorheiten und ihrer Vergnügungssucht folgen können. Sch1 318 2 Selbstverleugnung in der Kleidung gehört zu unseren Christenpflichten. Es entspricht unserer geistlichen Haltung, uns einfach zu kleiden und allem Schmuck und Zierat zu entsagen. Bemerken wir nicht, wie töricht sich die Weltmenschen mit ihrer extravaganten Kleidung und ihrer Vergnügungssucht verhalten? Wenn wir das bemerken, dann sollten wir uns den Menschen anschließen, die alles vermeiden, was diesen Geist bestärken könnte, der den Verstand und das Herz derer beseelt, die nur für diese Welt leben und sich über die zukünftige weder Sorgen noch Gedanken machen. Sch1 318 3 Christliche Jugend, einige von euch neigen, wie ich festgestellt habe, zu Putzsucht und großem Aufwand. Diese Tatsache betrübt mich. Bei manchen Jugendlichen, die eine gute Erziehung genossen und von klein auf unter religiösem Einfluß gestanden haben, die sich durch die Taufe mit Christus verbunden und dadurch bekannt haben, der Welt abgestorben zu sein, sah ich eine eitle äußere Aufmachung und einen leichtfertigen Lebenswandel. Diese Haltung schmerzt unsern Herrn und Heiland immer wieder außerordentlich und bedeutet für das ganze Werk Gottes geradezu eine Schande. Mit großer Sorge bemerkte ich euren religiösen Verfall und eure Kleider- und Putzsucht. Außerdem gelangten etliche unglücklicherweise in den Besitz goldener Ketten und Nadeln oder gar in den Besitz beider. Daß sie diese Dinge trugen, beweist ihren schlechten Geschmack, ja, sie lenkten sogar noch die Aufmerksamkeit auf diese Schmuckstücke. Ich kann solche Geschöpfe nur mit einem eitlen Pfau vergleichen, der seine prächtigen Federn zeigt, um Bewunderung zu erregen. Seine Farbenpracht ist alles, was dieser armselige Vogel besitzt, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, denn seine Stimme und seine Gestalt sind alles andere als anziehend. Der Schmuck eines sanften und stillen Geistes Sch1 319 1 Junge Menschen sollten vor allem nach dem Schmuck eines sanften und stillen Geistes trachten, jenes Kleinods von unschätzbarem Wert, das mit himmlischer Anmut getragen werden muß. Dieser Schmuck wird viele Menschen in dieser Welt anziehen; die Engel des Himmels werden ihn schätzen, und er wird vor allem den Beifall unseres himmlischen Vaters finden. Er wird seine Träger zubereiten, um als Gäste in den himmlischen Vorhöfen willkommen zu sein. Sch1 319 2 Junge Menschen verfügen über Gaben, die sie bei entsprechender Ausbildung für fast jede Vertrauensstellung befähigten. Hätten sie es sich zum Ziel gesetzt, eine Ausbildung zu erhalten, die die ihnen von Gott geschenkten Fähigkeiten so zubereitet und entwickelt, daß sie nützlich und anderen Menschen ein Segen sein könnten, dann verkümmerte ihr Geist nicht auf einer derartig niedrigen Stufe. Sie zeigten Charakterfestigkeit und Gedankentiefe und hätten Einfluß und geböten Achtung. Sie könnten auf andere einen veredelnden Einfluß ausüben, der die Menschen dazu führte, die Kraft eines bewußt christlichen Lebens nicht nur zu erkennen, sondern vor allem anzuerkennen. Wer sich mehr darum bemüht, sich zu schmücken als den Verstand zu schulen und seine Fähigkeiten zum größtmöglichen Nutzen auszubilden, um damit Gott zu verherrlichen, ist sich seiner Verantwortung gegenüber Gott nicht bewußt. Er wird in allen Dingen, die er unternimmt, oberflächlich sein, seine Brauchbarkeit beeinträchtigen und seinen Verstand verkümmern lassen. Sch1 320 1 Ich bin von dem Verhalten der Väter und Mütter dieser Jugend und auch von den Kindern selbst schmerzlich betrübt. Bei diesen Kindern machen sich erzieherische Mängel bemerkbar, für die irgend jemand verantwortlich sein muß. Eltern, die ihre Kinder verhätschelt und verwöhnt haben, statt sie grundsätzlich und wohlüberlegt straff zu halten, können die von ihnen geformten Charaktere sehen. Wie die Erziehung erfolgte, so entwickelt sich auch der Charakter. Der gläubige Abraham Sch1 320 2 Meine Gedanken gehen zurück zu dem gläubigen Abraham, der, das göttliche Gebot befolgend, das ihm im nächtlichen Gesicht zu Beer-Seba gegeben wurde, mit Isaak seines Weges zieht. Vor sich sieht er den Berg, den ihm Gott als Opferstätte bezeichnet hatte. Er nimmt das Holz von der Schulter seines Knechtes und legt es auf Isaak, der als Opfer ausersehen ist. Er umgürtet seine Seele mit Festigkeit; entschlossener Ernst liegt auf seinen Zügen. Er ist bereit, seinen Sohn zu opfern, wie Gott es von ihm verlangt. Mit brechendem Herzen und kraftloser Hand nimmt er das Feuer, während Isaak fragt Vater, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Opfer? Doch Abraham kann es ihm jetzt nicht sagen! Sch1 320 3 Vater und Sohn bauen den Altar, und für Abraham kommt der schreckliche Augenblick, Isaak mitzuteilen, was seine Seele auf der langen Reise gequält hat: daß er, Isaak, sein Sohn, das Opfer sei. Isaak ist kein Knabe mehr; er ist ein erwachsener junger Mann. Er könnte sich, wenn es seine Absicht wäre, dem Vorhaben seines Vaters widersetzen. Aber er klagt seinen Vater weder des Wahnsinns an noch versucht er, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Er fügt sich. Er vertraut der Liebe seines Vaters und weiß, daß dieser das ungeheure Opfer seines einzigen Sohnes nicht bringen würde, wenn es ihm Gott nicht geboten hätte. Isaak wird von den zitternden, liebenden Händen seines mit ihm fühlenden Vaters gebunden, weil Gott es gesagt hat. Der Sohn unterwirft sich dem Opfer, weil er an die Lauterkeit seines Vaters glaubt. Als jedoch alles bereit ist und der Glaube des Vaters und der Gehorsam des Sohnes völlig geprüft sind, hält der Engel Gottes die erhobene Hand Abrahams, der im Begriff ist, seinen Sohn zu schlachten, und sagt ihm, daß es genug sei. "Nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen." 1.Mose 22,12. Sch1 321 1 Diese Glaubenstat Abrahams ist zu unserem Besten berichtet Sie lehrt uns, den Forderungen Gottes zu vertrauen, wie unverständlich und hart sie auch sein mögen. Sie lehrt die Kinder, sich völlig dem Willen ihrer Eltern und dem Willen Gottes zu fügen. Abrahams Gehorsam zeigt uns weiter, daß das Kostbarste gerade gut genug ist, um es Gott zu geben. Ein Ereignis von prophetischer Bedeutung Sch1 321 2 Isaak war ein Vorbild des Sohnes Gottes, der als Opfer für die Sünden der Welt dahingegeben wurde. Gott wollte Abraham einen Eindruck von der frohen Botschaft der Erlösung der Menschheit vermitteln. Um das zu erreichen und ihm die Wahrheit lebendig werden zu lassen sowie um seinen Glauben auf die Probe zu stellen, forderte er von ihm, seinen geliebten Sohn zu opfern. All das Leid und die Pein, die Abraham durch jene schreckliche Prüfung erlitt, sollten ihm helfen, den Erlösungsplan für die gefallene Menschheit verstehen zu lernen und ihn sich tief einzuprägen. Seine Erfahrung öffnete ihm das Verständnis für die unermeßliche Entsagung des Allmächtigen, der seinen Sohn dem Tode überantwortete, um die Menschheit vor dem sicheren Verderben zu bewahren. Was Abraham litt, indem er dem göttlichen Gebot, seinen Sohn zu opfern, entsprach, war ungleich mehr als irgendwelche seelischen Qualen. Sch1 321 3 Gott sandte seinen Sohn in ein Leben voller Demütigung, Entsagung, Armut, Mühsal, Schmach und schließlich in einen qualvollen Kreuzestod hinein. Da gab es jedoch keinen Engel, der die frohe Botschaft überbrachte: "Es ist genug du brauchst nicht zu sterben, mein vielgeliebter Sohn." Legionen Engel warteten schmerzerfüllt und hofften, daß Gott, gleich dem Fall Isaaks, seinen Sohn im letzten Augenblick vor dem schmachvollen Tod bewahrte. Aber den Engeln wurde nicht gestattet, dem geliebten Sohn Gottes eine derartige Botschaft zu überbringen. Ja, im Gerichtshaus und auf dem Weg nach Golgatha wurde er noch mehr gedemütigt. Man spottete, höhnte und spie Jesus an, und er ertrug den Hohn, den Spott und die Schmähungen derer, die ihn haßten, bis er am Kreuz sein Haupt neigte und verschied. Sch1 322 1 Hätte Gott uns irgendeinen größeren Beweis seiner Liebe geben können, als seinen Sohn auf dieser Stätte der Leiden dahinzugeben? Wie die Gabe Gottes für die Menschen aus seiner freien Gnade gegeben und wie seine Liebe unendlich war, so sind auch seine Erwartungen in unser Vertrauen, unseren Gehorsam, unser ungeteiltes Herz und unsere ungeteilte Zuneigung entsprechend unbegrenzt. Er verlangt alles, was der Mensch geben kann. Unsere Ergebung in den Willen Gottes muß seiner Gabe entsprechen; sie muß vollständig sein, und es darf ihr an nichts fehlen. Wir alle sind Gottes Schuldner. Er stellt Ansprüche an uns, die wir nicht erfüllen können, ohne uns selbst völlig und willig aufzuopfern. Er verlangt unverzüglichen und bereitwilligen Gehorsam und wird nichts Geringeres annehmen. Wir haben jetzt Gelegenheit, uns der Liebe und des Wohlgefallens Gottes zu versichern. Dieses Jahr ist vielleicht das letzte im Leben mancher Menschen, die diese Worte lesen. Gibt es junge Menschen, die diesen Aufruf lesen, aber dennoch weltliche Vergnügungen dem inneren Frieden vorziehen, den Christus dem ernsthaft Suchenden und dem fröhlichen Täter seines Willens schenkt? Prüfung des Charakters Sch1 322 2 Gott wägt unseren Charakter, unsere Lebensführung und unsere Beweggründe in den Waagschalen des Heiligtums. Es wird schrecklich sein, sollte unser Erlöser, der am Kreuz starb, um unser Herz zu sich zu ziehen, unsere Liebe und unseren Gehorsam für ungenügend erachten. Gott hat uns hervorragende und wertvolle Fähigkeiten geschenkt. Er hat uns das Licht und die Erkenntnis seines Willens gegeben, so daß wir weder zu irren noch in Finsternis zu wandeln brauchen. Am Tage der endgültigen Abrechnung und Vergeltung gewogen und zu leicht befunden zu werden, wird ein furchtbares Erlebnis sein, ein schrecklicher Irrtum, der nie wieder gutzumachen ist. Junge Freunde, soll man eure Namen im Buche Gottes vergeblich suchen? Sch1 322 3 Gott hat euch berufen, für ihn eine Aufgabe zu erfüllen, die euch zu seinen Mitarbeitern macht. Überall in eurer Umgebung gibt es Menschen zu retten. Da sind auch Menschen, die ihr durch euer ernstes Bemühen ermutigen und denen ihr zum Segen werden könnt. Ihr vermögt Sünder zu bewegen, sich zur Rechtschaffenheit hinzukehren. Wenn ihr nur einigen Sinn für eure Verantwortung gegenüber Gott besitzt, werdet ihr spüren, wie notwendig es gegenüber den Versuchungen Satans ist, gewissenhaft zu beten und zu wachen. Seid ihr wirklich Christen, trauert ihr eher über die sittliche Verderbtheit der Welt, als daß ihr euch leichtfertig und putzsüchtig zeigt. Dann wird man euch unter denen finden, die über die Greuel seufzen und jammern, die im Lande geschehen. Ihr werdet den Versuchungen Satans widerstehen und euch nicht der Eitelkeit, Putzsucht und dem äußeren Aufwand hingeben, zu denen er euch verführen will. Herz und Verstand, die an nichtigen Dingen Gefallen finden und dabei ihre großen Verpflichtungen vernachlässigen, verkümmern und nehmen an Kraft und Stärke ab. Sch1 323 1 Die Jugend unserer Tage könnte im Dienste Christi stehen, wenn sie nur wollte. Durch ihre Mitarbeit erstarkte ihr Glaube, und ihre Erkenntnis des göttlichen Willens nähme zu. Jede aufrichtige Absicht und jede rechtschaffene Tat wird im Buch des Lebens verzeichnet. Ich wünschte, die Jugend fühlte und erkennte, wie sündhaft es ist, eigenen Annehmlichkeiten zu leben und ihr Erkenntnisvermögen durch die eitlen, nichtigen Dinge dieses Lebens an der Entfaltung zu hindern. Wenn sie ihre Gedanken und Worte über die leeren Lockungen dieser Welt erhöbe und sich zum Ziel setzte, Gott zu verherrlichen, gehörte ihr sein Friede, der höher ist denn alle Vernunft. ------------------------Kapitel 72: Die Macht des Gebets in der Versuchung Sch1 323 2 Wie liebreich und gütig verfährt unser himmlischer Vater mit seinen Kindern! Er bewahrt sie vor tausend Gefahren, die sie selbst nicht sehen, und schützt sie vor den arglistigen Künsten Satans, damit sie nicht vernichtet werden. Weil unser Auge zu einfältig ist, die schützende Obhut Gottes, die er durch seine Engel ausübt, wahrzunehmen, versuchen wir erst gar nicht, die ständig rege Anteilnahme unseres liebreichen und gütigen Schöpfers an seiner Hände Werk zu überdenken und zu würdigen. Deshalb sind wir auch nicht dankbar für die Gnadenfülle, die er uns täglich gewährt. Sch1 324 1 Jugendliche sind sich der vielen Gefahren nicht bewußt, denen sie täglich ausgesetzt sind. Niemals werden sie diese gänzlich erkennen. Wären sie aber wachsam und beteten freudig, würde Gott ihr Gewissen schärfen und ihre Vorstellungswelt rein erhalten, so daß sie das Wirken Satans erkennen könnten und gegen seine Angriffe gefeit wären. Viele junge Menschen sind jedoch so lange ihren eigenen Neigungen gefolgt, daß der Begriff der Pflicht für sie völlig bedeutungslos geworden ist. Sie sind sich der hohen, erhabenen Aufgaben, die sie zum Wohle anderer Menschen und zur Ehre Gottes erfüllen sollten, nicht bewußt, ja, sie versäumen ganz und gar, diesen nachzukommen. Sch1 324 2 Wachten die jungen Menschen nur auf, um zutiefst ihre Abhängigkeit von der Kraft Gottes zu empfinden, die sie benötigen, um den Versuchungen Satans widerstehen zu können, sie feierten großartige Triumphe und erlangten wertvolle Erfahrungen im Glaubenskampf. Wie wenige junge Menschen denken an die Ermahnung, die der Apostel Petrus durch den Heiligen Geist gibt: "Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge. Dem widerstehet, fest im Glauben." 1.Petrus 5,8.9. In einem Gesicht sah Johannes, welche Macht Satan über die Menschen gewinnen kann, und er rief aus: "Weh denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat." Offenbarung 12,12. Sch1 324 3 Die einzige Sicherheit für junge Menschen besteht in nie erlahmender Wachsamkeit und demütigem Gebet. Es hat keinen Sinn, sich selbst zu täuschen. Ohne Gebet und Wachsamkeit können sie keine Christen sein. Satan verbirgt seine Versuchungen und Listen unter einem Mantel von Licht, so wie er es tat, als er sich in der Wüste Christus näherte. Er glich damals einem der himmlischen Engel. Der Feind unserer Seelen wird sich auch uns unter dem Deckmantel eines himmlischen Sendboten nahen. Deshalb empfiehlt uns der Apostel als einzige Sicherheit, nüchtern und wachsam zu sein. Junge Menschen, die sich sorglos und leichtfertig verhalten und ihre Christenpflichten vernachlässigen, scheitern ständig an den Versuchungen des Feindes, statt sie zu überwinden, wie Christus sie überwunden hat. Sch1 325 1 Der Dienst für Christus bedeutet keine Mühe für Menschen, die völlig ihm geweiht sind. Unser irdisches Glück und die wahren Freuden unseres Lebens werden nicht beeinträchtigt, indem wir unserem Heiland Gehorsam zollen, sondern unser Charakter wird im Gegenteil geadelt, geläutert und geheiligt. Das tägliche Studium der köstlichen Lebensworte, wie sie in der Bibel enthalten sind, stärkt den Verstand und vermittelt das Wissen um die großartigen und herrlichen Werke Gottes in der Natur. Durch das Bibelstudium erfahren wir genau, wie wir leben müssen, um uns soviel wie möglich echten Glücks zu erfreuen. Der Studierende kennt außerdem genügend Schriftbeweise, um den Zweifeln der Ungläubigen begegnen zu können und sie mit Hilfe der klaren Erkenntnis der Wahrheit zu zerstreuen. Wer die Heilige Schrift durchforscht hat, sollte gegen Satans Versuchungen immer gewappnet sein; er sollte zu allem guten Werk geschickt sein und bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in ihm ist ... Sch1 325 2 Liebe junge Freunde, während ihr betet, nicht in Versuchung geführt zu werden, denkt auch daran, daß eure Aufgabe mit dem Gebet noch nicht zu Ende ist. Ihr müßt sodann eurem Gebet soweit wie möglich entsprechen, indem ihr der Versuchung widersteht. Was ihr selbst nicht schaffen könnt, das laßt Jesus für euch tun. Ihr könnt in euren Worten und in eurem Betragen nicht achtsam genug sein, wenn ihr den Feind nicht anlocken wollt, euch zu versuchen. Viele unserer Jugendlichen öffnen durch ihre unbekümmerte Mißachtung der ihnen erteilten Warnungen und Ermahnungen weit die Tür und lassen Satan ein. Wenn wir Gottes Wort zu unserem Führer und Jesus zu unserem himmlischen Lehrer haben, brauchen wir weder über Gottes Forderungen noch über Satans Arglist im unklaren zu sein und uns durch seine Versuchungen überwinden zu lassen. Es wird keine unangenehme Aufgabe sein, dem Willen Gottes zu gehorchen, wenn wir uns völlig der Führung seines Geistes überlassen. ------------------------Kapitel 73: Zehnten und Gaben Sch1 326 1 Die Aufgabe der Gemeinde Christi besteht darin, dem Untergang Preisgegebene zu retten, ihnen die Liebe Gottes nahezubringen und sie schließlich durch die Kraft dieser Liebe für Christus zu gewinnen. Die gegenwärtige Wahrheit muß in die finstersten Winkel der Erde getragen werden; doch diese Aufgabe sollte im eigenen Heim beginnen. Es ziemt sich für Christi Nachfolger nicht, ein selbstsüchtiges Leben zu führen. Sie sollten vielmehr, vom Geiste Christi durchdrungen, in Übereinstimmung mit ihm wirken. Sch1 326 2 Die gegenwärtige Gleichgültigkeit und der Unglaube haben ihre Ursachen. Weltliche Interessen und die Sorgen des Lebens trennen die Seele von Gott. Das Lebenswasser muß sich in uns befinden, aus uns fließen und in das ewige Leben münden. Wir müssen ausführen, was Gott anordnet. Wenn sich der Christ des Lichtes des Lebens freute, müßte er doch seine Anstrengungen, andere Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen, steigern. Opfer- und Dienstwilligkeit müßte dann sein Leben kennzeichnen. Dann gäbe es auch keine Klagen über mangelnde Freude. Sch1 326 3 Engel sind ständig am Wirken, andere Geschöpfe glücklich zu machen; darin besteht ihre Freude. Dienst an den Unglücklichen, an den in jeder Weise -- an Rang und Würde -- Niedrigeren, das ist die Aufgabe der reinen, sündlosen Engel in den königlichen Vorhöfen des Himmels. Diesen Dienst betrachten selbstsüchtige Herzen jedoch als demütigend. Der Geist der selbstaufopfernden Liebe Christi erfüllt den Himmel und ist das eigentliche Wesen seiner Seligkeit. Sch1 326 4 Wer keine besondere Freude empfindet, anderen Menschen zu dienen und für sie auch Opfer zu bringen, um ihnen Gutes zu erweisen, der kann nicht den Geist Christi oder den des Himmels besitzen; denn er hat keine Verbindung zu dem Wirken himmlischer Engel und kann nicht an der Seligkeit teilhaben, die göttliche Freude bietet. Christus sprach: "Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, vor neunundneunzig Gerechten, die der Buße nicht bedürfen." Lukas 15,7. Wenn sich die Engel über jeden reumütigen Sünder freuen, sollten sich dann die durch Christi Blut erretteten Sünder nicht ebenso freuen, wenn andere Menschen ihre Fehler bereuen und sich durch ihre Mitwirkung Christus zuwenden? Das harmonische Zusammenwirken mit Christus und den heiligen Engeln erfreut unser Herz, wie wir das bei keiner anderen Gelegenheit erleben können. Sch1 327 1 Allen, die daran glauben, auferlegt die Lehre vom Kreuz bedeutende Verpflichtungen. Sie müssen sich selbst verleugnen, anderen Menschen die Gotteserkenntnis nahebringen und ihre Mittel für die Ausbreitung dieses Lichtes zur Verfügung stellen. Wenn sie mit dem Himmel verbunden sind, werden sie im Einklang mit den Engeln an dem Werk teilhaben. Sch1 327 2 Das Hauptstreben weltlich gesinnter Menschen geht dahin, alle erreichbaren vergänglichen Dinge dieses Lebens zu erlangen. Eigennutz ist der herrschende Grundsatz ihres Lebens. Reinste Freude findet sich jedoch weder in Reichtümern noch dort, wo ständig Habgier nagt, sondern wo Zufriedenheit herrscht und selbstaufopfernde Liebe Grundsatz ist. Tausende führen ein zügelloses Leben, und ihr Herz ist unzufrieden. In dem vergeblichen Bemühen, sich durch allerlei Genüsse zu befriedigen, werden sie zum Opfer ihrer Selbstsucht und Unzufriedenheit. Unglückseligkeit spricht aus ihrem Antlitz, und ihr Leben gleicht einer Einöde, weil es die echte Freude segensreicher Betätigung nicht kennt. Sch1 327 3 In dem Maße, wie die Liebe Christi unser Herz erfüllt und unser Leben leitet, werden Habgier, Selbstsucht und der Hang nach Bequemlichkeit überwunden werden. Es wird uns Freude bereiten, dem Willen Christi nachzukommen, dessen Diener wir sein wollen. Unsere Freude wird dann unserem uneigennützigen Handeln entsprechen, das der Liebe Christi entspringt. Sch1 327 4 Göttliche Weisheit hat im Erlösungsplan das Gesetz von Ursache und Wirkung festgelegt, nach dem Wohltaten aller Art doppelt gesegnet werden. Wer dem Notleidenden hilft, wird ihm zum Segen, aber selbst in noch höherem Maße gesegnet werden. Gott hätte sein Ziel, die Sünder zu erlösen, ohne menschliche Hilfe erreichen können; er wußte aber, daß der Mensch ohne Anteilnahme an dem großen Werk, in dem er Selbstverleugnung und Wohltätigkeit üben kann, nicht glücklich sein würde. Sch1 327 5 Unser Erlöser schuf den Plan, den Menschen als Mitarbeiter in seinen Dienst zu nehmen, damit dieser der segensreichen Auswirkungen der Mildtätigkeit nicht verlustig gehe. Durch eine Reihe von Umständen, die sein Mitgefühl wecken sollen, schenkt er dem Menschen die beste Gelegenheit, Wohltätigkeit zu üben. Er hält ihn zu regelmäßigem Geben an, um den Notleidenden zu helfen und sein Werk zu fördern. Er schickt seine Armen als seine Stellvertreter. Eine verderbte Welt entlockt uns durch ihre Bedürfnisse erhebliche Mittel. Sie nimmt uns auch den Einfluß, ihr die Wahrheit vor Augen zu führen, die sie so dringend benötigt. Sobald wir den Anforderungen genügen, indem wir unsere Nächstenliebe beweisen, werden wir in das Ebenbild Christi verwandelt, der um unsertwillen arm wurde. Auf diese Weise machen wir andere Menschen glücklich und sammeln damit wahrhaftige Reichtümer. Weltliche Interessen und himmlische Schätze Sch1 328 1 In der Gemeinde herrschte ein Mangel an christlicher Wohltätigkeit. Die am ehesten in der Lage waren, etwas für die Ausbreitung des Werkes Gottes zu tun, halfen nur wenig. In seiner Barmherzigkeit hat Gott Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit gebracht, damit sie deren unschätzbaren Wert im Vergleich zu den irdischen Schätzen würdigen lernen. Zu diesen Gläubigen sprach Jesus: "Folget mir." Er prüft sie, indem er sie zu dem Abendmahl einlädt, das er bereitet hat. Er achtet darauf, wie sie sich verhalten; vor allem, ob sie ihre eigennützigen Interessen höher einschätzen werden als ewige Werte. Viele dieser lieben Brüder versuchen nun, ihre Handlungsweise ebenso zu entschuldigen, wie es in dem folgenden Gleichnis einst geschehen war: Sch1 328 2 "Er sprach aber zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu. Und sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, zu sagen den Geladenen: Kommt, denn es ist alles bereit! Und sie fingen an, alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muß hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Und der andere sprach Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich. Und der dritte sprach: Ich habe ein Weib genommen, darum kann ich nicht kommen. Und der Knecht kam und sagte das seinem Herrn wieder. Da ward der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knechte: Gehe aus schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden herein." Lukas 14,16-21. Sch1 329 1 Dieses Gleichnis vergegenwärtigt treffend den Zustand vieler Menschen, die angeblich der gegenwärtigen Wahrheit glauben. Der Herr lädt sie ein, an dem Abendmahl teilzunehmen, das er für sie unter großen Kosten bereitet hat; aber sie scheinen weltlichen Interessen größere Bedeutung zuzumessen als dem himmlischen Schatz. Sie sind eingeladen, an ewig wertbeständigen Dingen teilzuhaben, doch ihre Ländereien, ihr Vieh und ihre häuslichen Interessen halten sie für wichtiger, als der himmlischen Einladung zu folgen. Das göttliche Ziehen und Werben bleibt auf sie wirkungslos. Die Aufforderung: "Kommt, denn es ist alles bereit" wurde unter Hinweis auf ihre irdischen Interessen abgelehnt. Diese Brüder folgen blindlings dem Beispiel jener Menschen, das uns in dem Gleichnis Jesu gezeigt wird. Sie blicken auf ihre weltlichen Besitztümer und sprechen: Nein, Herr, ich kann dir nicht folgen; ich bitte dich, mich zu entschuldigen! Sch1 329 2 Gerade die Segnungen, die Gott diesen Männern zuteil werden ließ, um sie zu prüfen und zu sehen, ob sie Gott geben, "was Gottes ist", -- diese Segnungen führen sie als Entschuldigung an, daß sie den Ansprüchen der Wahrheit nicht Folge leisten können. Sie sind nahezu mit ihrem irdischen Besitz verheiratet und sagen: "Ich muß mich um diese Dinge kümmern; ich darf die Angelegenheiten dieses Lebens nicht vernachlässigen, sie brauchen mich." Auf diese Weise werden die Herzen dieser Männer so unempfindlich wie eine ausgetretene Landstraße. Sie verschließen dem himmlischen Boten, der spricht: "Kommt, denn es ist alles bereit", ihre Herzenstür. Während Jesus vergeblich Einlaß begehrt, ist ihr Herz mit weltlichen Bürden und geschäftlichen Sorgen erfüllt. Das quälende Joch der Selbstsucht Sch1 329 3 Ihre Herzen sind von den Sorgen und Beschwerlichkeiten dieses Lebens so überwuchert, daß ewige Werte darin keinen Platz finden können. Jesus lädt die Mühseligen und Beladenen ein und verheißt ihnen Frieden, wenn sie zu ihm kommen. Er fordert sie auf, das quälende Joch der Selbstsucht und Habgier, das sie zu Sklaven des Mammons macht, gegen sein Joch einzutauschen, von dem er sagt, daß es sanft sei und seine Last leicht. Er spricht: "Lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen." Matthäus 11,29. Seine Absicht ist, daß sie die schwere Bürde der weltlichen Sorge und Unruhe ablegen und sein Joch auf sich nehmen, das darin besteht, für andere Menschen Opfer zu bringen und sich selbst zu verleugnen. Diese Last ist nicht schwer. Wer sich weigert, die von Christus angebotene Hilfe anzunehmen, wer das bittere Joch der Selbstsucht weiterhin mit sich schleppt und in jeder Weise versucht, finanzielle Mittel für eigennützige Zwecke aufzuhäufen, der hat die Ruhe und den Frieden nicht erfahren, die in uns einziehen, wenn wir das Joch Christi und die Belastung durch selbstaufopfernden Dienst und uneigennützige Wohltaten ebenso auf uns nehmen, wie sie Christus um unsertwillen auf sich genommen hat. Sch1 330 1 Wenn die Liebe zur Welt im Herzen Wurzel faßt und zur beherrschenden Leidenschaft wird, bleibt für die Anbetung Gottes kein Raum mehr. Unsere geistigen Kräfte unterwerfen sich dem Dienste des Mammons und wenden sich nicht mehr geistlichen Dingen zu. Gott verschwindet aus unserem Denken, das eingeengt wird und sich nur noch der Jagd nach Reichtum widmet. Sch1 330 2 Der Eigennutz und die weltlichen Interessen jener Männer haben sie die große Bedeutung des Werkes in diesen letzten Tagen vergessen lassen. Sie haben die Sache Gottes nicht zu ihrer eigenen gemacht und besitzen nun in dieser Hinsicht keinerlei Erfahrung. Ihre Gedankenwelt ist von ihren Besitztümern völlig in Anspruch genommen. Die Größe des Erlösungsplanes ist in den Schatten gerückt. Solange sie ihre weltlichen Pläne vervollkommnen und ausdehnen, sehen sie keine Notwendigkeit für die Erweiterung und Ausdehnung des Werkes Gottes. Sie legen ihre Mittel in vergänglichen und nicht in ewigen Werten an. Ihr Vermögen ständig zu vergrößern, darin sehen sie ihre Aufgabe. Gott hat sie zu Hütern seines Gesetzes gemacht, damit sie die Erkenntnis, die ihnen so gnädig zuteil geworden ist, auch anderen Menschen nahebringen können. Ihre Angelegenheiten nehmen sie so stark in Anspruch, daß sie anderen Menschen durch ihren Einfluß nicht zum Segen werden können. Sie haben keine Zeit, mit ihren Nachbarn zu verkehren, mit ihnen und für sie zu beten und danach zu trachten, sie zur Erkenntnis der Wahrheit zu führen. Sch1 331 1 Diese Männer sind für das Gute verantwortlich, das sie zu tun versäumen; sie versuchen, sich dieser Verpflichtung zu entledigen, indem sie sich mit ihren weltlichen Lasten und Sorgen entschuldigen, die ihre Gedanken erfüllen und ihre Neigungen ausschließlich beschäftigen. Menschen, für die Christus auch ans Kreuz gegangen war, könnten durch ihr persönliches Bemühen und ihr vorbildliches Handeln gerettet werden. Wertvolle Menschen gehen zugrunde, trotz der Erkenntnis, die Gott seinen Kindern geschenkt hat, damit sie den Pfad anderer erhelle. Doch dieses kostbare, helle Licht wird unter einem Scheffel verborgen und kann den Menschen, die sich im Hause befinden, nicht leuchten. Das Gleichnis von den anvertrauten Zentnern Sch1 331 2 Jeder Mensch ist ein Haushalter Gottes. Jedem hat der Herr von seinen Mitteln anvertraut; aber der Mensch beansprucht diese als sein Eigentum. Christus sagt: "Handelt, bis daß ich wiederkomme!" Lukas 19,13. Eine Zeit wird kommen, da Christus sein Eigentum mit Zinsen zurückverlangen wird. Er wird zu jedem seiner Haushalter sprechen: "Tu Rechnung von deinem Haushalten." Lukas 16,2. Wer das Geld seines Herrn in einer Grube verbirgt, statt es zu den Wechslern zu geben, wer es für nutzlose Dinge vergeudet, statt es in seinem Werk anzulegen, damit es Zinsen bringe, dessen Handlungsweise wird von dem Herrn nicht gebilligt, sondern verurteilt werden. Der unnütze Knecht im Gleichnis brachte Gott den einen Zentner zurück und sprach: "Ich wußte, daß du ein harter Mann bist: du schneidest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, da du nicht gestreut hast; und fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in die Erde. Siehe, da hast du das Deine. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du Schalk und fauler Knecht! wußtest du, daß ich schneide, da ich nicht gesät habe, und sammle, da ich nicht gestreut habe? so solltest du mein Geld zu den Wechslern getan haben, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine zu mir genommen mit Zinsen." Matthäus 25,24-27. Sch1 332 1 Dem unnützen Knecht waren Gottes Pläne nicht unbekannt, aber er hatte sich fest vorgenommen, Gottes Absicht entgegen zu handeln. Er beschuldigte Gott der Unbilligkeit, weil dieser von den ihm anvertrauten Zentnern Gewinn verlangte. Das gleiche Klagen und Murren hebt eine breite Schicht Begüterter an, die angeblich der Wahrheit glauben. Gleich dem unnützen Knecht befürchten sie, daß der Gewinnzuwachs des Zentners, den Gott ihnen anvertraute, zur Förderung der Wahrheit verwendet werden könnte. Deshalb legen sie ihre Mittel in irdischen Schätzen sicher an und verbergen sie in der Welt; dadurch sind diese Mittel nicht greifbar, so daß sie nichts, so gut wie nichts haben, um es im Werke Gottes anzulegen. Aus Furcht, Gott könnte einen Teil des Kapitals oder des Gewinns für sich fordern, haben sie ihre Mittel verborgen. Wenn sie auf Verlangen ihres Herrn die anvertraute Summe bringen, erscheinen sie mit undankbaren Entschuldigungen, da sie die ihnen von Gott verliehenen Mittel nicht den Wechslern gegeben haben, um sie in seinem Werk zu dessen Förderung anzulegen. Sch1 332 2 Wer des Herrn Eigentum veruntreut, büßt nicht nur die ihm von Gott verliehenen Mittel ein, sondern auch das ewige Leben. Von diesen Menschen heißt es: "Den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus." Matthäus 25,30. Der treue Knecht, der sein Geld dem Werk Gottes zur Rettung von Menschen zur Verfügung stellt, verwendet seine Mittel zur Ehre Gottes und wird das Lob des Herrn empfangen: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, ... gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,21. Worin wird die Freude unseres Herrn bestehen? Es wird die Freude sein, Menschen zu erblicken, die für das Reich der Herrlichkeit gerettet wurden. "Welcher, da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten auf den Stuhl Gottes." Hebräer 12,2. Sch1 332 3 Der Begriff von der Haushalterschaft sollte eine praktische Auswirkung auf das gesamte Volk Gottes haben. Das Gleichnis von den Zentnern schließt, richtig verstanden, Habsucht aus, die Gott Abgötterei nennt. Wirkliche Wohltätigkeit gäbe Tausenden geistliches Leben, die die Wahrheit nur dem Namen nach bekennen und jetzt über ihr Elend klagen. Sie wandelte egoistische, habsüchtige Anbeter des Mammons um in ernste, treue Mitarbeiter Christi bei der Rettung von Sündern. Selbstverleugnung und Opfer Sch1 333 1 Der Erlösungsplan beruht auf dem Opfer. Jesus gab die königlichen Rechte auf und wurde arm, damit wir durch seine Armut reich würden. Alle, die an der Erlösung teilhaben, die Gottes Sohn durch sein unendlich großes Opfer für uns erkauft hat, werden dem beispielhaften Leben Jesu folgen. Christus war der Eckstein, und wir müssen auf seinem Grund aufbauen. Jeder muß sich selbst verleugnen und selbst aufopfern können. Christi Leben auf Erden war selbstlos; Demütigung und Aufopferung gaben ihm seine kennzeichnenden Merkmale. Sollten sich Menschen als Teilhaber an der Erlösung, die Jesus, vom Himmel kommend, zu ihnen brachte, sträuben, ihrem Herrn zu folgen und an seiner Selbstverleugnung und seinem Opfer teilzuhaben? Christus sagt: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben." -- "Eine jegliche Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jegliche, die da Frucht bringt, wird er reinigen, daß sie mehr Frucht bringe." Johannes 15,5.2. Der für die Reben wichtigste Bestandteil, der Saft, der durch den Weinstock fließt, ernährt diese Reben, damit sie gedeihen und Frucht bringen. Ist der Knecht größer als sein Herr? Soll der Welt Heiland sich für uns selbst verleugnen und Opfer bringen, während die Glieder am Leibe Christi dem eigenen Vergnügen leben? Selbstverleugnung ist eine grundlegende Bedingung zur Jüngerschaft. Sch1 333 2 "Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir." Matthäus 16,24. Jesus führt euch den Pfad der Selbstverleugnung. Die ihr seine Nachfolger seid, er erwartet von euch nur das, was er selbst in seinem Leben ständig verwirklicht hat. Sch1 333 3 Der Heiland der Welt überwand Satan in der Wüste. Er überwand, um dem Menschen ein Beispiel zu geben. Er verkündigte in der Synagoge zu Nazareth: "Der Geist des Herrn ist bei mir, darum daß er mich gesalbt hat; er hat mich gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu heilen die zerstoßenen Herzen, zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen, und den Blinden das Gesicht und den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen, und zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn." Lukas 4,18.19. Sch1 334 1 Das von Jesus angekündigte große Werk, zu dem er gekommen war, wurde seinen Nachfolgern auf Erden anvertraut. Christus führt als unser Haupt das große Erlösungswerk aus und gebietet uns, seinem Beispiel zu folgen. Er hat uns eine weltweite Botschaft übergeben. Sie muß alle Nationen, Sprachen und Völker erreichen. Satans Macht wurde auf die Probe gestellt und Christus überwand ihn, wie ihn auch seine Nachfolger überwinden sollten. Ausgedehnte Kämpfe sind nötig gegen die Mächte der Finsternis. Um sie erfolgreich durchführen zu können, werden erhebliche Mittel gebraucht. Gott beabsichtigt nicht, diese notwendigen Beträge vom Himmel zu senden, sondern er füllt die Hände seiner Nachfolger reichlich mit den Mitteln, die ausschließlich für die Weiterführung des Kampfes gegen Satan verwendet werden sollen. Die Zehntenordnung Sch1 334 2 Er hat seinem Volk einen Plan zur Aufbringung ausreichender Summen gegeben, damit sich das Werk selbst unterhalten kann. Die göttliche Ordnung des Zehnten ist in ihrer Einfachheit und Fairneß sehr eindrucksvoll. Alle sollten sich gläubig und zuversichtlich daran halten; denn sie ist göttlichen Ursprungs. In ihr paart sich Einfachheit und Nützlichkeit, und sie erfordert zu ihrem Verständnis und zu ihrer Erfüllung kein tiefgründiges Studium. Alle sollten verspüren, daß auch sie sich an der Förderung des erhabenen Erlösungswerkes beteiligen können. Alle Männer, Frauen und Jugendlichen haben die Gelegenheit, des Herrn Verwalter zu werden und mitzuhelfen, die materiellen Verpflichtungen des Werkes zu tragen. Der Apostel spricht: "Lege bei sich selbst ein jeglicher unter euch und sammle, was ihn gut dünkt." 1.Korinther 16,2. Sch1 334 3 Große Aufgaben können durch dieses System durchgeführt werden. Jeder einzelne wäre ein aufmerksamer und treuer Haushalter Gottes, und es gäbe keinen Mangel an Mitteln, mit denen die große Aufgabe der Verkündigung der letzten Warnungsbotschaft an die Welt erfüllt werden könnte, wenn er diese Ordnung annähme. Machten sich alle diese Ordnung zu eigen, die Schatzkammer wäre immer gefüllt und die dazu Beitragenden würden dennoch nicht ärmer. Jede dargebrachte Gabe verbindet sie inniger mit dem Werk der gegenwärtigen Wahrheit. Sie werden "Schätze sammeln, sich selbst einen guten Grund aufs Zukünftige, daß sie ergreifen das wahre Leben". 1.Timotheus 6,19. Sch1 335 1 Wenn die beharrlich und planmäßig wirkenden Mitarbeiter Gottes sehen, daß der Sinn ihrer wohltätigen Bemühungen darin besteht, die Liebe zu Gott und zu ihren Mitmenschen zu pflegen, und sie dadurch ihre Brauchbarkeit erweitern, werden sie erkennen, daß es ein großer Segen ist, Christi Mitarbeiter zu sein. Die christliche Kirche erkennt im großen und ganzen leider die Ansprüche Gottes an sie nicht an, nämlich durch Gaben aus ihrem Besitz den Kampf gegen die sittliche Finsternis zu unterstützen, welche die ganze Welt einhüllt. Gottes Werk kann niemals vorankommen, wie es eigentlich sollte, es sei denn, Christi Nachfolger werden eifrige und rührige Mitarbeiter. Sch1 335 2 Jeder einzelne in der Gemeinde sollte sich der Wirklichkeit der von ihm bekannten Wahrheit bewußt sein. Allen gilt, selbstlos zu arbeiten. Manche Begüterte neigen zum Murren, weil das Werk Gottes sich ausbreitet und finanzieller Mittel bedarf. Sie meinen, die finanziellen Bedürfnisse nähmen kein Ende. Fortwährend löst eine Planung die andere ab und erheischt Hilfe. Solchen Menschen möchten wir unsere Erwartung kundtun, daß Gottes Werk sich so sehr ausbreiten möge, daß es größere Bedürfnisse und noch häufigere und dringendere Rufe an die Schatzmeistereien nach finanzieller Hilfe geben wird, um das Werk fortzuführen. Sch1 335 3 Wäre der Plan regelmäßiger finanzieller Opfer1 von jedem einzelnen angenommen und durchgeführt worden, stünden der Schatzmeisterei ständig Mittel zur Verfügung. Die Einnahmen würden wie ein Strom hereinfließen und von den überfließenden Quellen der Wohltätigkeit fortwährend ersetzt werden. Almosengeben ist ein Teil der frohen Botschaft. Wenn wir uns den unbezahlbaren Preis vor Augen halten, mit dem unsere Erlösung erkauft wurde, fühlen wir dann nicht die ernste Verpflichtung, all unsere körperlichen und geistigen Kräfte sowie unsere finanziellen Mittel in den Dienst des Meisters zu stellen? Sch1 335 4 Wir werden mit dem Meister bald eine Schuld zu regeln haben, wenn er sprechen wird: "Tu Rechnung von deinem Haushalten." Lukas 16,2. Wenn Menschen Gottes Ansprüche beiseite setzen und alles, was er ihnen schenkt, gierig erhaschen und selbstsüchtig für sich behalten, wird er zunächst ruhig zuschauen und sie weiterhin häufig durch zunehmende Wohltaten prüfen. Seine Segnungen werden vorerst weiterfließen. Diese Menschen mögen von anderen geachtet sein und auch in der Gemeinde einen guten Leumund besitzen; dennoch wird der Herr zu gegebener Zeit sagen: "Tu Rechnung von deinem Haushalten." Christus spricht: "Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan." Matthäus 5,45. "Und seid nicht euer selbst; denn ihr seid teuer erkauft" (1.Korinther 6,19.20) und steht unter der Verpflichtung, Gott mit euren Mitteln an eurem Leibe und in eurem Geiste zu preisen, welche sind Gottes. Ihr seid teuer erkauft, nicht mit vergänglichem Silber oder Gold, sondern mit dem teuren Blut Christi. Er erwartet, daß wir die Mittel zurückgeben, die er uns anvertraut hat, damit sie an der Rettung von Seelen mithelfen. Er gab sein Blut und verlangt unser Silber. Durch seine Armut wurden wir reich. Wollen wir uns sträuben, ihm das zurückzugeben, was ihm gehört? Mitarbeiter Gottes Sch1 336 1 Gott hängt für den Unterhalt seines Werkes keineswegs von Menschen ab. Er würde die Mittel zur Auffüllung seiner Schatzkammer unmittelbar vom Himmel gesandt haben, wenn seine Fürsorge das für den Menschen für gut erachtete. Er hätte Wege ersinnen können, um die Engel zur Verkündigung der Wahrheit an die Welt ohne Mithilfe der Menschen auszusenden. Er hätte die Wahrheit an die Himmel schreiben können, um auf diese Weise der Welt mit lebendigen Lettern seine Forderungen kundzutun. Gott ist von keines Menschen Gold oder Silber abhängig. Er spricht: "Denn alle Tiere im Walde sind mein und das Vieh auf den Bergen, da sie bei tausend gehen ... Wo mich hungerte, wollte ich dir nicht davon sagen; denn der Erdboden ist mein und alles, was darinnen ist." Psalm 50,10.12. Was immer für unseren Dienst am Fortschritt des Werkes Gottes erforderlich ist, hat er absichtlich zu unserem Besten eingerichtet. Gott ehrte uns, indem er uns zu seinen Mitarbeitern erwählte. Er hat die Unumgänglichkeit menschlicher Mitwirkung beschlossen, damit der Mensch seine Wohltätigkeit ständig beweise. Sch1 337 1 In weiser Voraussicht bringt Gott uns immer mit besitzlosen Menschen zusammen, damit wir uns von den verschiedenen Nöten und Leiden in der Welt überzeugen können und somit geprüft, versucht und in die Lage versetzt werden, christliche Charaktere zu entwickeln. Er hat uns unter arme Menschen gestellt, damit wir ihnen christliches Mitgefühl und christliche Liebe entgegenbringen. Sch1 337 2 Sünder, die im Begriff sind, wegen mangelnder Erkenntnis zugrunde zu gehen, werden in Unwissenheit und Finsternis bleiben, es sei denn, man bringt ihnen das Licht der Wahrheit. Gott wird keine Engel vom Himmel senden, um die Aufgabe zu erfüllen, die er den Menschen überlassen hat. Er hat allen mit voller Absicht eine Aufgabe übertragen, um sie zu prüfen und zur Enthüllung ihres wahren Charakters zu veranlassen. Christus stellt die Unbegüterten als seine Stellvertreter mitten unter uns. Er sagt: "Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt." Matthäus 25,42. Christus setzt sich gleich mit der leidenden Menschheit in Gestalt der leidenden Menschenkinder. Ihre Bedürfnisse sind auch seine Bedürfnisse. Ihren Kummer verbirgt er in seinem Herzen. Sch1 337 3 Die moralische Verderbtheit einer zugrunde gerichteten Welt ruft christliche Männer und Frauen auf, keine persönliche Anstrengung zu scheuen und ihre Mittel und ihren Einfluß einzusetzen, damit die Welt dem Bilde Christi gleich werde, der um unsertwillen arm wurde, obwohl er unermeßliche Reichtümer besaß. Gottes Geist kann nicht auf solchen Menschen ruhen, denen er zwar seine Botschaft gesandt hat, die aber ständig gedrängt werden müssen, ehe sie auch nur das geringste Gefühl haben für ihre Aufgabe, Mitarbeiter Christi zu sein. Aus höheren Motiven zu geben als nur aus menschlicher Anteilnahme, weil vielleicht unser Innerstes angerührt ist, diese Notwendigkeit bekräftigt nachdrücklich der Apostel. Er nötigt uns zur Beobachtung des Grundsatzes, uneigennützig zu wirken und die Aufmerksamkeit allein der Ehre Gottes zuzuwenden. Sch1 337 4 Die Heilige Schrift erwartet von den Christen, daß sie wirksame Wohltätigkeit planvoll betreiben, damit sie ständig um die Erlösung ihrer Mitmenschen bemüht bleiben. Das Sittengesetz gebot die Feier des Sabbats. Diesen empfand man nicht als Bürde, außer das Gesetz wurde übertreten. Das Volk sah sich durch die Strafen gehemmt, die eine Übertretung des Gesetzes nach sich gezogen hätte. Die Ordnung des Zehnten bedeutete für diejenigen keine Last, die von diesem Plan nicht abwichen. Und diese Ordnung, die in den Anweisungen für die Hebräer klar festgelegt wurde, wurde auch von ihrem Begründer weder aufgehoben noch gelockert. Vielmehr muß sie noch intensiver durchgeführt und noch mehr ausgedehnt werden, da die Erlösung allein durch Christus im christlichen Zeitalter noch umfassender ans Licht kommen sollte. Sch1 338 1 Jesus zeigte dem Schriftgelehrten, daß das ewige Leben von der Erfüllung der besonderen Gesetzesforderungen in seinem irdischen Leben abhängig war Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen seinen Kräften und seinen Nächsten wie sich selbst. Als der Opferdienst des Alten Bundes mit dem Tode Christi aufhörte, blieb das in steinerne Tafeln geschriebene Gesetz unverändert bestehen und hielt seine Forderungen an die Menschen aller Zeiten aufrecht. In der nachchristlichen Zeit sind unsere Aufgaben keineswegs geschmälert worden, sondern sie wurden bestimmter und klarer zum Ausdruck gebracht. Sch1 338 2 Das sich ausbreitende Evangelium erforderte größere Vorkehrungen, um den Kampf auch nach dem Tode Christi fortführen zu können. Aus diesem Grunde wurde die finanzielle Unterstützung der Evangeliumsverkündigung zu einem dringenderen Bedürfnis als zur Zeit der Israeliten. Jetzt fordert Gott nicht geringere, sondern größere Gaben, größer als zu irgendeiner anderen Zeit. Der von Christus aufgestellte Grundsatz heißt: Die Gaben und Opfer sollen der empfangenen Erkenntnis und den genossenen Segnungen entsprechen. Er sprach: "Welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen." Lukas 12,48. Sch1 338 3 Die Antwort der ersten Jünger auf die Segnungen des christlichen Zeitalters bestand in Werken der Güte und Barmherzigkeit. Nachdem Christus gen Himmel gefahren war und seine Jünger verlassen hatte, brachte sie die Ausgießung des Heiligen Geistes dahin, sich zum Heile anderer Menschen selbst zu verleugnen und aufzuopfern. Als die Frommen zu Jerusalem in Not waren, schrieb der Apostel Paulus an die Heidenchristen über die Werke der Mildtätigkeit: "Gleichwie ihr in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allerlei Fleiß in eurer Liebe zu uns, also schaffet, daß ihr auch in dieser Wohltat reich seid." 2.Korinther 8,7. Dem Glauben, der Liebe und dem christlichen Fleiß wird hier das Wohltun an die Seite gestellt. Wer da meint, ein guter Christ zu sein, aber sein Ohr und sein Herz dem Ruf Gottes nach Freigebigkeit verschließt, befindet sich in einem argen Irrtum. Es gibt Menschen, die wortreich bekennen, große Liebe zur Wahrheit zu haben, die auch das Werk gefördert sehen möchten, solange man von ihnen nicht mehr als ein Lippenbekenntnis fordert; doch sie wollen nichts dafür tun. Ihr Glaube ist tot und nicht durch die Werke vollkommen geworden. Der Herr hat niemals einen Menschen bekehrt und ihn dabei unter dem Einfluß des Geizes belassen. Seit Adam ... Sch1 339 1 Das Zehntensystem geht auf die Zeit vor Mose zurück. Noch ehe Mose die bestimmte Ordnung gegeben wurde, forderte Gott von den Menschen, bis in die Tage Adams zurück, Gaben für religiöse Zwecke. Indem sie den Erwartungen Gottes entsprachen, bewiesen sie ihre Dankbarkeit gegenüber seinen Gnadenerweisen und Segnungen, die sie erfahren hatten. Dieser Brauch wurde von Generation zu Generation fortgesetzt. Abraham handhabte es so. Er gab den Zehnten Melchisedek, dem Priester Gottes, des Allerhöchsten. Nach dem gleichen Grundsatz handelte man in den Tagen Hiobs. Zu Beth-EI legte sich einst Jakob als armer, verbannter Wanderer nachts einsam und traurig schlafen, einen Stein unter seinem Haupte, und gelobte dort dem Herrn: "Von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben." 1.Mose 28,22. Gott zwingt die Menschen nicht, Opfer zu bringen. Alles, was sie Gott darbringen, müssen sie freiwillig geben; denn das Schatzhaus Gottes soll nicht mit unwillig entrichteten Gaben angefüllt werden. Sch1 339 2 Gott will den Menschen in ein enges Verhältnis zu sich selbst bringen und ihm Mitgefühl und Liebe für seine Mitmenschen einflößen, d.h., er überträgt ihm die Verantwortung für bestimmte Aufgaben, die selbstsüchtiges Handeln verhindern und seine Liebe zu Gott und den Menschen stärken. Gott hat seinen Plan, regelmäßige Opfer zu bringen, zum Wohle des Menschen bestimmt, der leider von sich aus zur Eigennützigkeit neigt und sein Herz freigebigem Handeln verschließt. Der Herr erwartet Gaben zu bestimmten Zeiten, die so festgelegt sind, daß das Bringen von Opfern zur Gewohnheit und Mildtätigkeit als Christenpflicht empfunden wird. Das Herz, das einmal gespendet hat, soll keine Zeit haben, in Selbstsucht zu erkalten und sich zu verschließen, bevor die nächste Spende gebracht wird. Der Strom soll beständig fließen, damit der Kanal durch Taten der Nächstenliebe offen gehalten wird. Ein Zehntel des Einkommens Sch1 340 1 Was die geforderte Summe betrifft, so hat sie Gott mit einem Zehntel des Einkommens angegeben. Sie ist dem Gewissen und der Mildtätigkeit der Menschen überlassen, deren Urteil in dieser Zehntenordnung freien Spielraum haben sollte. Während das Gewissen frei zu entscheiden hat, wurde ein Plan festgelegt, der für alle Menschen eindeutig ist. Niemand soll gezwungen werden. Sch1 340 2 In der mosaischen Ordnung begehrte Gott von den Menschen den Zehnten ihrer gesamten Erträge. Er vertraute ihnen die Dinge dieses Lebens an. Er übergab ihnen Pfunde, die sie mehren und ihm dann zurückgeben sollten. Gott fordert ein Zehntel, und das ist das wenigste, was er von den Menschen zurückerwartet. Er spricht: Indem ich ein Zehntel fordere, das mir gebührt, überlasse ich dir neun Zehntel. -- Wenn Menschen dieses eine Zehntel zurückhalten, berauben sie Gott. Außer dem Zehnten vom Ertrag wurden noch Sündopfer, Dankopfer und Lobopfer gefordert. Sch1 340 3 Was viele Leute Gott vom zehnten Teil ihres Einkommens vorenthalten, wird in den Büchern des Himmels als Raub verzeichnet. Die so handeln, betrügen ihren Schöpfer. Und wenn ihnen diese Vernachlässigung vorgehalten wird, genügt es nicht, ihre Haltung zu ändern und von Stund an nach den rechten Grundsätzen zu verfahren. Dadurch können sie die in den Büchern des Himmels vermerkten Zahlen nicht berichtigen, die das ihnen anvertraute, Gott gehörige, jedoch von ihnen veruntreute Gut festhalten. Sie müssen ihre gewissenlose Handlungsweise und ihre verachtungswürdige Undankbarkeit gegenüber Gott aufrichtig bereuen. Sch1 341 1 "Ist's recht, daß ein Mensch Gott täuscht, wie ihr mich täuschet? So sprecht ihr: ‚Womit täuschen wir dich?' Am Zehnten und Hebopfer. Darum seid ihr auch verflucht, daß euch alles unter den Händen zerrinnt; denn ihr täuscht mich allesamt. Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf daß in meinem Hause Speise sei, und prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle." Maleachi 3,8-10. Hier ist die Verheißung gegeben, daß die Gehorsamen, die den Zehnten ganz in sein Kornhaus bringen, den Segen Gottes empfangen werden. Sch1 341 2 "Und ich will für euch den Fresser schelten, daß er euch die Frucht auf dem Felde nicht verderben soll und der Weinstock im Acker euch nicht unfruchtbar sei, spricht der Herr Zebaoth; daß euch alle Heiden sollen selig preisen, denn ihr sollt ein wertes Land sein, spricht der Herr Zebaoth." Maleachi 3,11.12. Wenn alle, die die Wahrheit bekennen, die Ansprüche Gottes erfüllten und den Zehnten gäben, der nach seinem Wort ihm gehört, sein Schatzhaus wäre reichlich mit Mitteln ausgestattet, um das gewaltige Werk der Errettung von Menschen voranzutragen. Sch1 341 3 Gott gibt dem Menschen neun Zehntel, während er ein Zehntel für seine heiligen Ziele beansprucht. In gleicher Weise gab er dem Menschen sechs Tage für seine Arbeit und behielt sich selbst den siebenten Tag vor und sonderte ihn ab. Ebenso wie der Sabbat ist auch der zehnte Teil des Einkommens heilig. Gott nahm diesen Teil für sich selbst in Anspruch. Gott will sein Werk auf Erden mit den Mitteln vorantreiben, die er den Menschen anvertraut hat. Sch1 341 4 Gott hatte von seinem Volke vor alters verlangt, daß es sich dreimal im Jahr versammeln sollte. "Dreimal des Jahrs soll alles, was männlich ist unter dir, vor dem Herrn, deinem Gott, erscheinen, an der Stätte, die der Herr erwählen wird aufs Fest der ungesäuerten Brote, aufs Fest der Wochen und aufs Fest der Laubhütten; sie sollen aber nicht leer vor dem Herrn erscheinen, ein jeglicher nach der Gabe seiner Hand, nach dem Segen, den dir der Herr, dein Gott gegeben hat." 5.Mose 16,16.17. Nicht weniger als ein Drittel ihres Einkommens war heiligen, religiösen Zwecken geweiht. Sch1 342 1 Wenn das Volk Gottes zu irgendeiner Zeit freudig und willig Gaben und Opfer für das Werk Gottes gebracht hatte, erfuhr es auch die Erfüllung der Verheißungen Gottes. Wohlstand begleitete es in dem Maße, wie es Gottes Forderungen nachkam. Ihre Scheuern waren gefüllt, sobald sie Gottes Ansprüche anerkannten und seine Forderungen erfüllten. Beraubten sie aber Gott an Zehnten und Hebopfern, wurde ihnen zum Bewußtsein gebracht, daß sie damit nicht nur den Herrn, sondern sich selbst beraubten, denn Gott beschränkte seine Wohltaten ihnen gegenüber im selben Maße, wie sie ihre Gaben für Gott beschränkten. Keine lästige Bürde Sch1 342 2 Manche halten dieses Gesetz für eines der strengsten, das den Israeliten auferlegt wurde. Doch ein williges, Gott liebendes Herz empfand es keineswegs als Last und Härte. Dies war nur der Fall, wenn ihr selbstsüchtiges Wesen durch das Zurückhalten der Gaben so erstarkte, daß die Menschen den Blick für die ewigen Belange verloren und ihre irdischen Schätze höher veranschlagten als den Wert von Menschenseelen. Bereits das alte Israel hatte große Verpflichtungen zu erfüllen. In diesen Tagen jedoch werden noch dringendere Bedürfnisse das Israel Gottes beanspruchen. Eine große und bedeutende Aufgabe muß in einer sehr kurzen Zeit vollendet werden. Niemals war es Gottes Absicht, der Zehntenordnung unter seinem Volk nur geringes Ansehen zukommen zu lassen. Er bestimmte im Gegenteil, daß sich der Opfergeist für die Beendigung des Werkes weiten und vertiefen sollte. Sch1 342 3 Aus regelmäßigem Geben darf keine Zwangsmethode erwachsen. Es sind die freiwillig dargebrachten Opfer, die Gott annimmt. Echte christliche Mildtätigkeit entspringt dem Quell dankbarer Liebe. Es kann keine Liebe zu Christus geben ohne entsprechende Liebe auch zu den Menschen, die zu erlösen er in die Welt gekommen war. Liebe zu Christus muß der beherrschende Leitsatz unseres Wesens sein, sie muß alle Regungen im Zaum halten und allen Kräften ihre Richtung weisen. Rettersinn sollte alle gütige Zuneigung und selbstaufopfernde Hingabe wachrufen, die überhaupt in einem Menschenherzen gefunden werden können. Dann werden keine aufrüttelnden Aufrufe erforderlich sein, die ihre Selbstsucht niederringen und sie aus ihrer Trägheit wecken sollen, um für das große Werk der Wahrheit Opfer zu bringen. Sch1 343 1 Jesus hat uns durch ein unermeßliches Opfer erkauft. Unsere gesamten Fähigkeiten und unser Einfluß gehören in Wirklichkeit unserem Heiland; sie sollten seinem Dienst geweiht sein. Wenn wir so handeln, zeigen wir uns dankbar, daß uns Christus durch sein Blut von der Knechtschaft der Sünde losgekauft hat. Unser Heiland wirkt ununterbrochen für uns. Er ist zum Himmel aufgefahren und bittet für diejenigen, die durch sein Blut erkauft sind. Er bringt die Todesqualen der Kreuzigung vor seinen Vater. Er erhebt seine verwundeten Hände und legt für seine Gemeinde Fürsprache ein, damit sie nicht in der Versuchung falle. Sch1 343 2 Könnten wir das herrliche Werk unseres Heilandes zu unserer Erlösung ermessen, wären unsere Herzen von einer tiefen, inbrünstigen Liebe beseelt. Unsere Teilnahmslosigkeit und gefühllose Gleichgültigkeit würden uns dann selbst beunruhigen. Völlige Hingabe und Wohltätigkeit, durch dankbare Liebe angeregt, werden die geringste Gabe, das freiwillige Opfer, mit einem göttlichen Wohlgeruch umgeben und dieser Gabe unschätzbaren Wert verleihen. Wenn wir unsere Dankesschuld Gott gegenüber erkennen, so wie sie wirklich ist, wird uns alles, was wir ihm auch geopfert haben mögen, unzulänglich und dürftig erscheinen, selbst dann, wenn wir das, was wir zu geben hatten, bereitwilligst unserem Heiland ausgeliefert haben, und sei es für uns auch noch so wertvoll gewesen. Doch Engel nehmen die uns gering erscheinenden Gaben und bringen sie als ein angenehmes Opfer vor den Thron des Herrn, der sie annimmt. Sch1 343 3 Wir werden uns als Nachfolger Christi unserer wahren Lage nicht bewußt. Wir erkennen nicht unsere Verantwortung als angeworbene Diener Christi. Durch sein leiderfülltes Leben und das von ihm vergossene Blut hat er uns den Lohn im voraus gegeben, um uns in willigem Dienst an sich zu binden. Alle guten Gaben, die wir besitzen, sind Leihgaben unseres Erlösers. Er hat uns zu Haushaltern erkoren. Unsere geringsten Opfer und bescheidensten Dienste, gläubig und liebevoll dargebracht, können geheiligte Gaben zur Seelengewinnung im Dienste des Meisters und zur Förderung seines Ruhmes sein. Die Anteilnahme am Gedeihen des Königreiches Christi sollte jede andere Überlegung überragen. Wer nur sein Vergnügen und seinen Vorteil zum Mittelpunkt seines Lebens erhebt, ist kein gewissenhafter Haushalter. Sch1 344 1 Wer aber sich selbst verleugnet, um anderen Menschen Gutes zu tun, und wer sich selbst und seine Habe in den Dienst Christi stellt, wird ein Glück erfahren, nach dem der selbstsüchtige Mensch vergeblich sucht. Unser Heiland sprach: "Also auch ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein." Lukas 14,33. Liebe "suchet nicht das Ihre". Dies ist die Frucht jener uneigennützigen Liebe und Wohltätigkeit, die das Leben Christi kennzeichneten. Gottes Gesetz in unseren Herzen wird unsere Interessen den höheren und ewigen Belangen unterordnen. Schätze auf Erden Sch1 344 2 Christus hat uns eingeschärft, zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit zu trachten. Dies sei unsere erste und vornehmste Pflicht. Unser Meister warnt seine Diener ausdrücklich, keine Schätze hier auf Erden zu sammeln, weil ihre Herzen dadurch mehr auf irdische als auf himmlische Dinge eingestellt wären. An dieser Forderung Christi haben viele bedauernswerte Menschen mit ihrem Glauben Schiffbruch erlitten. Sie haben sich geradezu gegen die ausdrückliche Vorschrift unseres Herrn gewandt und ihre verhängnisvolle Neigung zum Geld zur beherrschenden Leidenschaft ihres Lebens werden lassen. Sie sind maßlos in ihren Bemühungen, finanzielle Mittel zu erlangen, ja, sie zeigen sich von ihrem krankhaften Verlangen nach Reichtümern genauso berauscht wie der Trunkenbold vom Alkohol. Sch1 344 3 Christen vergessen, daß sie Diener des Meisters sind. Ihm gehört alles sie selbst, ihre Zeit und ihr gesamter Besitz. Durch die betrügerischen Anregungen Satans, ihr Geld dort anzulegen, wo es den größten Gewinn abwirft, werden viele Menschen versucht, und die meisten von ihnen unterliegen. Es gibt nur wenige, die den Anspruch Gottes als bindend anerkennen, die Bedürfnisse seines Werkes zuerst zu berücksichtigen und die eigenen Wünsche zuletzt zu befriedigen. Nicht größer ist die Zahl derer, die entsprechend ihrem Vermögen ihre finanziellen Mittel im Werke Gottes anlegen. Viele haben ihr Geld in Werte gesteckt, die sie erst veräußern müßten, ehe sie ihre Mittel dem Werke Gottes zu nutzbringender Verwendung zur Verfügung stellen könnten. Damit entschuldigen sie ihre geringe Mitwirkung an der Aufgabe ihres Erlösers. Sie haben ihr Geld so tief in der Erde vergraben wie der Mann im Gleichnis. Sie betrügen Gott um den Zehnten, der ihm gehört. Durch diese Handlungsweise berauben sie sich selbst ihres himmlischen Schatzes. Zum Wohle des Menschen Sch1 345 1 Kein Mensch wird von einer regelmäßigen Opfergabe zu sehr belastet. "Was aber die Steuer anlangt, die den Heiligen geschieht wie ich in den Gemeinden in Galatien geordnet habe, also tut auch ihr. An jeglichem ersten Tag der Woche lege bei sich selbst ein jeglicher unter euch und sammle, was ihn gut dünkt, auf daß nicht, wenn ich komme, dann allererst die Steuer zu sammeln sei." 1.Korinther 16,1.2. Auch die Armen sind nicht von der Gnade des Gabenbringens ausgeschlossen. Sie sollten sich so gut wie die Vermögenden an diesem Werk beteiligen. Die Lehre, die uns Christus hinsichtlich der zwei Scherflein der Witwe geben will, zeigt, daß die geringsten, freiwillig dargebrachten Gaben der Bedürftigen, wenn sie aus liebendem Herzen kommen, genauso angenommen werden wie die größten Spenden der Begüterten. Sch1 345 2 In den Waagschalen des Heiligtums werden die aus Liebe zu Christus gegebenen Opfer der Armen nicht nach ihrer Höhe eingeschätzt, sondern nach der Liebe, mit der sie gegeben werden. Der freigebige Arme, der nur wenig zu geben hat, es aber gern gibt, wird die Verheißungen Jesu ebenso empfangen wie der Begüterte, der von seinem Überfluß gibt. Das Scherflein ist dem Armen ein wirklich fühlbares Opfer. Er verzichtet tatsächlich auf manche Dinge, die er für sein Wohlbefinden benötigte, während der Wohlhabende von seinem Überfluß gibt. Weder mangelt es diesem an etwas noch versagt er sich Dinge, die er wirklich braucht. Sch1 345 3 Aus diesem Grunde liegt in dem Opfer des Armen eine besondere Weihe, die in der Gabe des Reichen nicht zu finden ist, weil dieser aus dem vollen schöpft. Gottes Vorsehung hat die gesamte Ordnung einer regelmäßigen Unterstützung zum Besten des Menschen ins Leben gerufen. Unablässig ist seine vorsorgende Kraft am Wirken. Wenn Gottes Diener seiner göttlichen Fügung folgen, werden sie alle zu tätigen Mitarbeitern. Sch1 346 1 Wer dem Schatzhaus Gottes seine Mittel vorenthält und sie für seine Kinder hortet, gefährdet ihr geistliches Wohl. Sie versperren mit ihrem Besitz, der für sie selbst ein Stein des Anstoßes ist, ihren Kindern den Weg, so daß diese darüber in ihr Verderben taumeln. Viele Menschen begehen bei der Regelung ihrer Angelegenheiten große Fehler. Sie sparen und versagen sich selbst und anderen das Gute, das sie empfangen könnten, wenn sie die ihnen von Gott verliehenen Mittel nutzbringend anwendeten. Dadurch werden sie geizig und selbstsüchtig. Sie vernachlässigen ihr geistliches Wohl, und ihr religiöses Wachstum wird gehemmt; und das alles nur, um Geld und Gut aufzuspeichern, das sie ohnehin nicht nutzen können. Ihre Kinder erben ihren Besitz, und in neun von zehn Fällen wird der Besitz für die Erben zu einem noch größeren Fluch, als er für sie selbst schon gewesen ist. Kinder, die sich auf den Reichtum ihrer Eltern stützen, verfehlen oft, das irdische Leben erfolgreich zu gestalten, geschweige denn, das künftige zu ergreifen. Sch1 346 2 Das beste Vermächtnis, das Eltern ihren Kindern hinterlassen können, ist die Kenntnis nutzbringender Arbeit und das Beispiel eines von selbstloser Wohltätigkeit gekennzeichneten Lebens. Durch ein solches Leben zeigen sie den wahren Wert des Geldes, der nur nach dem Guten eingeschätzt werden darf, das es zur Linderung der eigenen Nöte, zur Befriedigung der Bedürfnisse anderer Menschen und zum Fortschritt des Werkes Gottes bewirkt hat. Die Verantwortung der Unbemittelten Sch1 346 3 Manche geben bereitwillig entsprechend ihrem Einkommen und glauben, daß Gott keine weiteren Forderungen an sie stellt, weil sie nicht über größere Mittel verfügen. Ihr Einkommen erlaubt nicht, über die Bedürfnisse ihrer Familie hinaus noch etwas zu erübrigen. Es gibt jedoch viele unter diesen, die sich vielleicht selbst fragen, ob sie entsprechend dem Einkommen geben, das sie haben könnten. Gottes Wille ist es, daß sie ihre Körper- und Geisteskräfte einsetzen sollen. Manche haben die ihnen von Gott verliehenen Fähigkeiten nicht zum größtmöglichen Nutzen vervollkommnet. Arbeit ist dem Menschen zugewiesen. Sie wurde mit dem Fluch verbunden, den die Sünde mit sich brachte. Das körperliche, geistige und seelische Wohlergehen des Menschen erfordert notwendigerweise ein Leben nutzbringender Arbeit. Der Geist mahnt uns durch den Mund des Apostels Paulus: "Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt." Sch1 347 1 Kein Mensch, ob reich oder arm, kann Gott durch ein träge geführtes Leben verherrlichen. Das einzige Kapital vieler bedürftiger Menschen besteht aus Zeit und Körperkraft. Und diese werden häufig durch Bequemlichkeit und sorglose Trägheit vergeudet, so daß sie schließlich ihrem Herrn nichts an Zehnten und Gaben bringen können. Wenn Christen der Weisheit ermangeln, um mit bestem Erfolg zu arbeiten und ihre körperlichen und geistigen Kräfte vernünftig einzusetzen, sollten sie demütig und bescheiden den Rat und die Weisung ihrer Brüder annehmen, damit deren besseres Urteil ihren Schwächen abhelfe. Viele arme Menschen, die nun aber zufrieden sind, selbst wenn sie nichts zum Wohl ihrer Mitmenschen und zum Fortschritt des Werkes Gottes beitragen, könnten viel helfen, wenn sie nur wollten. Sie müssen Gott über ihre körperlichen Kräfte ebenso Rechenschaft ablegen wie der Wohlhabende über seinen Reichtum. Sch1 347 2 Manche, die helfen sollten, Gottes Schatzkammer zu füllen, empfangen statt dessen aus ihr. Wer jetzt arm ist, könnte seine Lage durch vernünftige Verwendung seiner Zeit verbessern. Er sollte Patentangelegenheiten meiden und ebenso seine Neigung, zu spekulieren, um so auf eine leichtere Art und Weise als durch geduldige, ausdauernde Arbeit zu Wohlstand zu kommen. Wer sein Leben nicht erfolgreich zu gestalten vermochte, könnte sich, wenn er bereit wäre, Lehre anzunehmen, zu Selbstverleugnung und äußerster Sparsamkeit erziehen, so daß diese Eigenschaften zur Gewohnheit würden. Es wäre ihm dann eine Genugtuung, selbst Wohltaten zu erweisen, statt solche zu empfangen. Es gibt viele faule Knechte. Handelten sie aber nach ihren Kräften, würde ihnen die Hilfe, die sie anderen zuteil werden lassen, selbst zum Segen werden, und es käme ihnen tatsächlich zum Bewußtsein: "Geben ist seliger denn Nehmen." Sch1 347 3 Richtig gelenkte Wohltätigkeit adelt die geistigen und sittlichen Kräfte der Menschen und regt sie an zur Förderung des Werkes Gottes und zu heilbringender, segensreicher Tätigkeit für die Notleidenden. Wer über finanzielle Mittel verfügt, sollte sich vor Augen halten, daß er Gott für jede Mark die er ausgibt, verantwortlich ist. Dann wären seine als notwendig vorausgesetzten Wünsche längst nicht so zahlreich. Ein waches Gewissen protestierte gegen unnötige Aufwendungen zur Befriedigung der Eßlust, des Stolzes, der Eitelkeit und Vergnügungssucht. Es bedauerte die Verschwendung der Gelder des Herrn, die seinem Werk zugedacht waren. Wer seines Herrn Güter vergeudet, wird später einmal über seine Handlungsweise gegenüber dem Meister Rechenschaft zu geben haben. Eine Warnung an die Begüterten Sch1 348 1 Wenn sogenannte Christen ihren Reichtum weniger für übertriebene Körperpflege und für die Verschönerung ihrer Häuser sowie für übermäßige gesundheitsschädliche Leckereien auf ihren Tischen ausgäben, könnten sie größere Beträge in Gottes Schatzkammer bringen. Sie folgten dann dem Beispiel ihres Erlösers, der den Himmel, seine Reichtümer und seine Herrlichkeit verließ und um unsertwillen arm wurde, auf daß wir unvergänglichen Reichtum empfangen sollten. Wenn wir uns zu arm glauben, um Gott gewissenhaft Zehnten und Gaben zurückzugeben, die er beansprucht, dann sind wir erst recht zu arm, um uns kostspielig kleiden und üppig ernähren zu können. Auf diese Weise vergeuden wir durch verderbliche Schwächen die Gott gehörenden Mittel, um uns selbst zu vergnügen und zu verherrlichen. Wir sollten uns selbst sorgfältig fragen Welchen Schatz haben wir im Reiche Gottes erworben? Sind wir reich in Gott? Sch1 348 2 Jesus gab seinen Jüngern ein Gleichnis vom Geiz. "Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach Es war ein reicher Mensch, des Feld hatte wohl getragen. Und er gedachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nicht, da ich meine Früchte hin sammle. Und sprach: Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will drein sammeln alles, was mir gewachsen ist, und meine Güter; und ich will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wes wird's sein, das du bereitet hast? Also geht es, wer sich Schätze sammelt und ist nicht reich in Gott." Lukas 12,16-21. Sch1 349 1 Lebensdauer und Lebensglück beruhen nicht auf der Größe irdischen Besitzes. Der törichte Reiche hatte in seiner übersteigerten Selbstsucht für sich selbst Schätze aufgehäuft, die er überhaupt nicht verwenden konnte. Er lebte nur für sich. Er hatte beim Handeln andere übervorteilt und billig eingekauft, doch Gott zu danken und zu lieben war ihm fremd. Witwen und Waisen hatte er betrogen und seine Mitmenschen getäuscht, um seinem zunehmenden weltlichen Besitz noch mehr hinzuzufügen. Er hätte sich seinen Schatz im Himmel in Beuteln anlegen können, die nicht veralten; aber durch seinen Geiz verlor er beide Welten. Wer die Mittel, die ihm Gott anvertraut hat, demütig zu Gottes Ehre verwendet, wird seinen Schatz bald aus der Hand des Meisters mit dem Segensspruch empfangen: "Ei, du frommer und getreuer Knecht ... gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,23. Sch1 349 2 Wenn wir das für die Erlösung der Menschen dargebrachte unermeßliche Opfer betrachten, überkommt uns ein Staunen. Gewinnt die Selbstsucht in den Herzen der Menschen die Oberhand, und werden die Menschen versucht, ihren schuldigen Anteil an mancherlei guten Werken zurückzuhalten, so sollten sie ihre Grundsätze im Gedenken an Christus stärken, der alles aufgab und arm wurde, obwohl er alle die unermeßlichen himmlischen Schätze sein eigen nannte. Er hatte nicht, da er sein Haupt hinlegte. Dieses gewaltige Opfer wurde für uns dargebracht, damit wir unvergängliche Reichtümer haben sollten. Sch1 349 3 Christus setzte seine Füße auf den Pfad der Selbstverleugnung und des Opfers, den alle seine Nachfolger gehen müssen, wenn sie am Ende mit ihm erhöht werden wollen. Die Schmerzen, die der Mensch erleiden muß, nahm er sich zu Herzen. Oftmals neigen Weltmenschen zu grobsinnlichem Tun. Sie vermögen nur Irdisches zu sehen, das die Herrlichkeit und den Wert des Ewigen in den Schatten drängt. Menschen werden Land und Meer um des Gewinns willen durchziehen. Sie ertragen Entbehrungen und Leiden, um ihr Ziel zu erreichen, wenden sich jedoch von den anziehenden Werten des Himmels ab und verschmähen die ewigen Reichtümer. Ziemlich arme Menschen haben gewöhnlich das meiste für die Unterhaltung des Werkes Gottes übrig. Sie sind freigebig mit ihren begrenzten Mitteln. Immerwährende Wohltätigkeit stärkte auch ihre Freigebigkeit. Da ihre Ausgaben das Einkommen nahezu aufzehren, bleibt für ihre Neigung zu irdischen Gütern kein Raum. Ihr ist überhaupt die Möglichkeit genommen, sich einzunisten. Sch1 350 1 Wenn sie mit dem Sammeln irdischer Reichtümer beginnen, rechnen viele Menschen nach, wie lange es dauern wird, bis sie eine bestimmte Summe besitzen. In ihrem eifrigen Verlangen, für sich selbst Reichtümer aufzuhäufen, versäumen sie, nach den himmlischen Schätzen zu streben. Ihre Mildtätigkeit hält mit der Vermehrung ihres Besitzes nicht Schritt. Im gleichen Maße, wie ihr Begehren nach Reichtum zunimmt, werden auch ihre Neigungen an ihre Schätze gefesselt. Die Zunahme ihres Besitzes bestärkt das begierige Verlangen nach immer größerem Reichtum, bis einige den Zehnten für den Herrn als schwere und unbillige Belastung ansehen. Durch göttliche Eingebung wird gesagt: "Fällt euch Reichtum zu, so hänget das Herz nicht daran." Psalm 62,11. Viele sprechen: "Wenn ich so reich wäre wie jener, würde ich meine Gaben für die Schatzkammer Gottes vervielfachen. Ich verwendete mein Vermögen ausschließlich zur Förderung des Werkes Gottes." Gott hat etliche von diesen Menschen geprüft, indem er ihnen Wohlstand angedeihen ließ. Doch mit den Reichtümern kamen noch heftigere Anfechtungen, und ihre Wohltätigkeit war viel geringer als in den Tagen ihrer Armut. Das habgierige Verlangen nach noch größerem Reichtum nahm ihre Vernunft und ihr Herz gefangen, und sie verfielen der Abgötterei. Ungeteilte Treue Sch1 350 2 Gott, der den Menschen unerschöpfliche Reichtümer und glückseliges, ewiges Leben in seinem Königreich als Lohn für gläubigen Gehorsam anbietet, wird nur ein ungeteiltes Herz annehmen. Wir leben inmitten der Gefahren der letzten Tage. Alles Geschehen ist dazu angetan, unseren Verstand abzulenken und unsere Gefühle von Gott abzuziehen. Unsere Pflicht kann nur dann erkannt und geschätzt werden, wenn wir sie in dem Licht sehen, welches das Leben Christi ausstrahlt. Wie die Sonne im Osten aufgeht und nach Westen zieht und dabei die Welt mit ihrem Licht erfüllt, so wird auch der wahre Nachfolger Christi ein Licht für diese Welt sein, in die er hinausgehen muß, damit die in Finsternis lebenden Menschen durch die von ihm ausgehenden Lichtstrahlen erleuchtet und erwärmt werden. Christus sagt von seinen Nachfolgern: "Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein." Matthäus 5,14. Sch1 351 1 Christus gab ein Beispiel der Selbstlosigkeit. Soll sich die Lebenshaltung seiner sogenannten Nachfolger von der seinen so sehr unterscheiden? Alles gab der Heiland für eine verlorengehende Welt dahin und schreckte selbst vor dem eigenen Opfer nicht zurück. Die Gemeinde Gottes schläft. Ihre Untätigkeit hat sie geschwächt. Aus allen Teilen der Welt dringen Rufe zu uns "Komm herüber ... und hilf uns." Von einer Beantwortung solcher Rufe ist jedoch nichts zu spüren. Nur ab und zu hört man von einem unbedeutenden Anlauf. Einige wenige bemühen sich, Mitarbeiter ihres Meisters zu sein; häufig läßt man sie aber bei ihrer schweren Aufgabe fast ganz allein. Nur einen einzigen Missionar1 hat die Adventbewegung im ganzen Ausland. Sch1 351 2 Die Wahrheit ist mächtig; aber sie wird nicht praktisch angewendet. Es genügt nicht, nur Geld auf den Altar zu legen. Gott ruft nach Männern, Freiwilligen, um die Wahrheit anderen Ländern, Sprachen und Völkern zu bringen. Weder die Größe unserer Mitgliederzahl noch unser Vermögen geben uns den völligen Sieg, sondern unsere Hingabe an das Werk Gottes, unsere moralische Festigkeit, unsere inbrünstige Nächstenliebe und ein unermüdlicher, nie erlahmender Eifer. Segen der Mildtätigkeit Sch1 351 3 Viele haben die Juden als ein Volk betrachtet, das man bemitleiden müsse, weil es für die Aufrechterhaltung seiner religiösen Ordnung unaufhörlich mit Abgaben belastet wurde; aber Gott, der den Menschen schuf und ihm die Segnungen zuteil werden ließ, die ihn erfreuten, wußte, was zu seinem Besten diente. Sein Segen verlieh ihren neun Zehnteln mehr Wert als der Gesamtbetrag ohne seinen Segen gezählt hätte. Wenn jemand aus Eigennutz Gott getäuscht oder ihm ein fehlerhaftes Opfer dargebracht hatte, waren Unheil und Schaden die sichere Folge. Gott kennt die Beweggründe des Herzens. Ihm sind die Absichten der Menschen vertraut, und er teilt ihnen zur rechten Zeit das zu, was sie verdient haben. Sch1 352 1 Die besondere Ordnung des Zehntengebens wurde auf einem Fundament aufgebaut, das ebenso beständig ist wie das Gesetz Gottes. Dieses Zehntensystem war für die Juden sehr segensreich, sonst hätte Gott es ihnen nicht gegeben. Es wird auch für die Menschen zum Segen sein, die dieses System bis ans Ende der Tage durchführen. Unser himmlischer Vater legte den Plan dieser regelmäßigen Unterstützung nicht, um sich selbst zu bereichern; dieser Plan sollte dem Menschen zum großen Segen gereichen. Er erkannte, daß dieses System der Wohltätigkeit den Bedürfnissen der Menschen voll entsprach. Sch1 352 2 Gemeinden, die am planmäßigsten und großzügigsten an der Aufrechterhaltung des Werkes Gottes mithelfen, haben das blühendste geistliche Leben. Echte Freigebigkeit eines Nachfolgers Christi zeigt, daß er die Belange des Meisters zu seinen eigenen macht. Gott verlangte nicht nur von den Juden eine dem Einkommen entsprechende regelmäßige Wohltätigkeit, sondern er erwartet dies auch von seinem Volk bis in die Endzeit hinein. Der Erlösungsplan gründete sich auf das unendlich große Opfer des Sohnes Gottes. Das Licht der frohen Botschaft, das vom Kreuz Christi leuchtet, tadelt die Selbstsucht und spornt zu Freigebigkeit und Wohltaten an. Es besteht kein Grund zur Wehklage, weil die Aufforderungen zum Geben zunehmen. In seiner Vorsehung ruft Gott seine Kinder aus ihrem begrenzten Wirkungsbereich, damit sie bedeutendere Unternehmungen beginnen können. Sittliche Finsternis bedeckt in dieser Zeit die Welt, deshalb wird uneingeschränkter Einsatz verlangt. Weltlichkeit und Habsucht zehren am Lebensmark des Volkes Gottes. Es sollte begreifen, daß es Gottes Barmherzigkeit ist, die die Forderung nach seinen Mitteln vervielfacht. Der Engel Gottes stellt die Wohltaten dicht neben das Gebet. Er sprach zu Kornelius: "Deine Gebete und deine Almosen sind hinaufgekommen ins Gedächtnis vor Gott." Sch1 353 1 Christus sprach in seinen Lehren: "So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige vertrauen?" Lukas 16,11. Das geistliche Wohl und Gedeihen der Gemeinde ist in hohem Maße von ihrer geregelten Gebefreudigkeit abhängig, die dem Herzblut gleicht, das das ganze Wesen durchpulst und jedes Glied des Leibes belebt. Sie vertieft die Liebe zu unseren Mitmenschen; denn durch Selbstverleugnung und Selbstaufopferung kommen wir in engere Verbindung zu Christus, der um unsertwillen arm wurde. Je mehr Mittel wir im Werke Gottes anlegen, um bei der Rettung von Menschen mitzuhelfen, desto näher werden diese Menschen unserem Herzen gebracht. Wäre unsere Mitgliederzahl nur halb so groß -- aber jeder einzelne ein geheiligter Mitarbeiter Christi --, dann besäßen wir eine Macht, die die Welt erzittern ließe. Christus richtete an seine tatkräftigen Mitarbeiter folgende Worte: "Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,20. In alle Welt ... Sch1 353 2 Wir werden Widerstände zu überwinden haben, die sich aus eigennützigen Beweggründen, aus Scheinheiligkeit und Vorurteilen zusammensetzen. Dennoch sollten wir mit ungebrochenem Mut und lebendigem Glauben an allen Wassern säen. Satans Hilfsmittel sind furchterregend. Wir werden ihnen begegnen und müssen sie bekämpfen. Laßt unsere Arbeit nicht an unseren Landesprenzen haltmachen. Unser Arbeitsfeld ist die Welt. Die Ernte ist reif. Der Befehl, den Christus seinen Jüngern unmittelbar vor seiner Himmelfahrt gab, lautete: "Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur." Markus 16,15. Sch1 353 3 Wir sind außerordentlich beunruhigt zu sehen, wie manche unserer Prediger die Zeit in den Gemeinden vertrödeln, offensichtlich nur mit geringem Einsatz arbeiten und so gut wie keinen Erfolg aus ihrer Arbeit aufzuweisen haben. Das Arbeitsfeld ist die Welt. Laßt sie in die ungläubige Welt hinausgehen und wirken, damit Menschen zur Wahrheit geführt werden. Wir verweisen unsere Brüder und Schwestern auf das Beispiel Abrahams, der auf den Berg Morija stieg, um auf das Geheiß Gottes seinen Sohn zu opfern. Hierin finden wir Gehorsam und Glauben. Mose lebte am königlichen Hof und hatte höchste Ehren zu erwarten. Er verzichtete jedoch auf diese verlockenden Aussichten und wollte "nicht mehr ein Sohn heißen der Tochter Pharaos, und erwählte viel lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, denn die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben, und achtete die Schmach Christi für größern Reichtum denn die Schätze Ägyptens." Hebräer 11,24-26. Sch1 354 1 Die Apostel hielten ihr Leben selbst nicht für so teuer. Sie waren fröhlich, daß man sie für würdig erachtet hatte, um Christi willen Schmach zu leiden. Paulus und Silas verloren ihre gesamte Habe. Man geißelte sie und warf sie wenig freundlich unter erheblichen Schmerzen auf den kalten Boden des Gefängnisses; ihre Füße hob man hoch und legte sie in den Stock. Kamen nun Murren und Klagen an das Ohr des Kerkermeisters? O nein! Die Stille der Mitternacht wurde von Gesängen der Freude und des Lobes Gottes unterbrochen, die aus dem innersten Gefängnis drangen. Durch die tiefe und ernste Liebe zur Sache ihres Erlösers, für die sie litten, waren diese Jünger voll Muts. Sch1 354 2 Sobald Gottes Wahrheit unser Herz erfüllt, unsere Neigungen völlig in Anspruch nimmt und unser Leben beherrscht, werden auch wir es für eine Freude ansehen, um der Wahrheit willen zu leiden. Dann können uns weder Gefängnismauern noch Scheiterhaufen an der Evangeliumsverkündigung hindern. Seele, geh nach Golgatha ... Sch1 354 3 Denkt an das demütige Leben des Sohnes Gottes! "Er war ... voller Schmerzen und Krankheit." Jesaja 53,3. Schaut auf seine Schmach und auf seinen Todeskampf in Gethsemane und lernt, was es heißt, sich selbst zu verleugnen! Leiden wir Mangel so wie Christus, des Himmels Majestät? Doch er war um unsertwillen arm geworden. Zählen wir zu den Reichen, so wie er? Doch er hatte eingewilligt, um unsertwillen arm zu werden, damit wir durch seine Armut reich würden. Christus gab uns ein Beispiel der Selbstverleugnung. Er verließ die himmlischen Vorhöfe, er wurde als gemeiner Verbrecher von gottlosen Menschen verhört, für schuldig befunden und ausgeliefert, um als Übeltäter zu sterben. Aber nicht nur darin bestand sein großes Opfer, sondern indem er der Welt Sünde trug. Das Leben Christi ist für unsere Gleichgültigkeit und Trägheit ein ständiger Vorwurf. Wir nähern uns dem Ende der Zeit. Heute gilt: "Der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat." Offenbarung 12,12. Er wirkt mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden. Unser Erlöser überließ uns die Durchführung dieses Kampfes, damit wir ihn mit Nachdruck fortsetzen. Wir tun nicht den zwanzigsten Teil von dem, was wir tun könnten, wenn wir uns der Sachlage bewußt wären. Das Werk wird durch unsere Neigung zur Bequemlichkeit und durch mangelnde Selbstlosigkeit verzögert. Und gerade in der Selbstlosigkeit hat uns unser Heiland ein Beispiel gegeben. Sch1 355 1 Mitarbeiter für Christus werden gebraucht, Männer, die die Notwendigkeit unablässiger Bemühungen erkennen. Die Leistung unserer Druckereien sollte nicht herabgesetzt, sondern verdoppelt werden. Es wäre notwendig, an verschiedenen Orten Schulen zu gründen, damit unsere Jugend vorbereitend für ihre Arbeit zur Ausbreitung des Evangeliums erzogen werden kann. Sch1 355 2 Bereits ein großer Teil der Zeit wurde vergeudet und Engel berichten im Himmel von unseren Versäumnissen. Durch unsere träge und ungeheiligte Verfassung verpaßten wir wertvolle Gelegenheiten, die Gott uns in solchen Personen gesandt hatte, die geeignet gewesen wären, uns in unserer gegenwärtigen Not zu helfen. Oh, wie nötig brauchten wir unsere Hanna More, uns in dieser Stunde zu helfen, auch anderen Nationen die Botschaft zu bringen! Ihre umfangreiche Kenntnis der Missionsgebiete könnte uns den Zugang zu anderssprachigen Menschen verschaffen, die wir jetzt nicht erreichen können. Gott führte uns diese Schwester zu, um dem gegenwärtig dringenden Bedürfnis zu begegnen; aber wir würdigten ihre Fähigkeiten nicht und der Herr nahm sie von uns. Sie ruht nun aus von ihrem Wirken, aber ihre selbstaufopfernden Werke folgen ihr nach. Es wäre beklagenswert, wenn sich unser Missionswerk nicht ausbreiten könnte, nur weil uns unbekannt ist, wie der Zutritt zu den verschiedenen Gebieten und Nationen zu gewinnen ist. Sch1 356 1 Wir sind betrübt, daß uns manche Gaben verlorengegangen sind, die wir jetzt unter uns haben könnten, wenn wir uns nur der Situation bewußt gewesen wären. So sind Mitarbeiter Christi vom reifenden Erntefeld zurückgehalten worden. Den Kindern Gottes geziemt es, ihre Herzen vor dem Herrn zu demütigen und ihn in tiefster Bescheidenheit zu bitten, ihre Gleichgültigkeit und ihre eigennützigen Neigungen zu vergeben und den schimpflichen Bericht über ihre versäumten Pflichten und ungenützten Gelegenheiten zu tilgen. Im Aufblick zum Kreuz auf Golgatha wird der wahre Christ den Gedanken aufgeben, seine Opfergaben soweit einzuschränken, bis er keine Opfer mehr bringt. Wie mit Trompetentönen wird er vernehmen: Geht hin in den Weinberg, das sei euer Ziel! Sch1 356 2 Der Knechte sind wenig, der Arbeit ist viel. Sch1 356 3 Kurz bevor Jesus gen Himmel fuhr, wies er auf die Erntefeld und sprach zu seinen Nachfolgern: "Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium." Markus 16,15. "Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch." Matthäus 10,8. Sollten wir nicht unserem Ich absagen, um die reiche Ernte einzuholen? Sch1 356 4 Gott fordert unsere Pfunde: unseren Einfluß und unsere Geldmittel. Sollen wir ihm ungehorsam sein? Unser himmlischer Vater verleiht Gaben, verlangt aber ein Teil zurück, um uns zu prüfen, ob wir der Gabe des ewigen Lebens würdig sind. Sch1 356 5 Die Opfergaben kleiner Kinder können Gott willkommen und wohlgefällig sein. Der Wert der Gabe wird der Gesinnung entsprechen, mit der sie gegeben wird. Die Armen, die der Vorschrift des Apostels folgen und jede Woche einen geringen Betrag zurücklegen, tragen zur Stärkung der Schatzkammer bei. Gott sind diese Gaben so sehr willkommen, gerade weil die Armen so große, ja sogar größere Opfer bringen als ihre vermögenderen Brüder. Der Plan einer regelmäßigen Unterstützung wird jede Familie vor den Versuchungen schützen, Geldmittel für unnötige Dinge auszugeben. Besonders die Begüterten werden den Segen dieses Plans verspüren, der sie bewahrt, der Verschwendungssucht zu frönen. Testimonies for the Church III, 412 (1875). ------------------------Kapitel 74: Die Vollmacht der Gemeinde Sch1 357 1 Der Heiland der Welt hat seine Gemeinde mit großer Macht ausgestattet. Er nennt die Regeln, die bei der Ausübung der Gemeindezucht anzuwenden sind. Nachdem er bestimmte Richtlinien für das einzuschlagende Verfahren gegeben hat, sagt er: "Wahrlich ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr [in Gemeindezucht] auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein." Matthäus 18,18. Somit bestätigt sogar die himmlische Autorität die Anwendung der Gemeindezucht gegen die Gemeindeglieder, wenn nach der biblischen Regel verfahren worden ist. Sch1 357 2 Das Wort Gottes erlaubt keinem Einzelmenschen, sein Urteil dem Urteil der Gemeinde entgegenzustellen. Ihm wird auch nicht gestattet, seine Auffassungen der Gemeinde aufzunötigen. Gäbe es weder eine Gemeindezucht noch eine Gemeindeleitung, würde die Gemeinde auseinanderfallen; sie könnte nicht als ein Leib zusammenhalten. Es hat immer eigenwillige Geister gegeben, die behauptet haben, daß sie im Recht sind; Gott habe sie in besonderer Weise belehrt, in seinen Dienst genommen und geführt. Jeder hat seine ihm eigentümlichen Ansichten, und jeder behauptet, daß sein Standpunkt mit dem Wort Gottes übereinstimme. Sie alle besitzen voneinander abweichende Anschauungen und einen ebensolchen Glauben, und dennoch erheben sie den Anspruch einer besonderen Gotteserkenntnis. Diese Menschen wenden sich von der Gemeinde ab; jeder einzelne von ihnen bildet eine gesonderte Gemeinde für sich. Alle können nicht recht haben; dennoch beanspruchen sie, vom Herrn geführt zu sein. Das Wort göttlicher Eingebung heißt nicht Ja und Nein, sondern Ja und Amen in Christus Jesus. Sch1 357 3 Unser Heiland begleitet seine Unterweisungen mit einer Verheißung: Wenn zwei oder drei unter euch eins werden, etwas von Gott zu bitten, so wird es ihnen widerfahren. Christus zeigt hier, daß wir untereinander eins sein müssen, selbst in unserem Verlangen nach einem bestimmten Gegenstand. Dem vereinten Gebet und dem gemeinsamen Vorsatz wird große Bedeutung beigemessen. Gott hört die Gebete des einzelnen. Bei dieser Gelegenheit gab Jesus besondere wichtige Anweisungen, die für seine auf Erden neugegründete Gemeinde von außerordentlicher Tragweite sein sollten. Es muß Einstimmigkeit darüber herrschen, wonach sie Verlangen haben und wofür sie beten wollen. Es geht dabei nicht nur um die Gedanken eines einzelnen, die dem Irrtum unterworfen sind, sondern mehrere Glaubensgeschwister sollen in ernstem Verlangen dieselbe Angelegenheit zum Gegenstand ihrer Zwiesprache mit Gott machen. Sch1 358 1 In der wunderbaren Bekehrung des Paulus erkennen wir die außergewöhnliche Macht Gottes. Eine Helligkeit umstrahlte ihn, leuchtender als die Mittagssonne. Jesus, dessen Namen Paulus vor allen anderen am meisten haßte und verachtete, offenbarte sich ihm, um seinen rasenden, aber ehrlichen Lauf aufzuhalten. Christus wollte aus diesem nahezu völlig hoffnungslosen Christenfeind ein auserwähltes Rüstzeug machen, das Evangelium unter die Heiden zu tragen. Ganz bewußt hatte Paulus viele Dinge gegen den Namen Jesus von Nazareth getan. In seinem Eifer war er ein beharrlicher, ernstzunehmender Verfolger der Gemeinde Christi. Die Überzeugung, es sei seine Aufgabe, diese verwirrende Lehre auszurotten, war tief und stark in ihm verwurzelt; denn die Lehre, Jesus Christus sei der Lebensfürst, gewann allenthalben die Oberhand. Sch1 358 2 Paulus hatte tatsächlich geglaubt, daß der Glaube an Jesus das Gesetz Gottes ebenso ausgeschaltet habe wie den Opferdienst und die Beschneidung, die in den vergangenen Zeiten unter der vollen Billigung Gottes vollzogen worden waren. Aber die übernatürliche Offenbarung Christi brachte Licht in die finsteren Kammern seiner Seele. Dieser Jesus von Nazareth, gegen den er sich erhoben hatte, war wirklich der Erlöser der Welt. Die Gemeinde als Quelle der Erleuchtung Sch1 358 3 Paulus erkannte seinen verfehlten Eifer und rief aus: "Herr, was willst du, daß ich tun soll?" Apostelgeschichte 9,6. Jesus sagte ihm weder in diesem Augenblick noch an jenem Ort von dem Werk, für das er ihn bestimmt hatte, obwohl er es selbstverständlich hätte tun können. Paulus sollte im christlichen Glauben unterwiesen werden und verständnisvoll seine Arbeit aufnehmen. Christus schickte ihn deshalb gerade zu den Jüngern, die er bisher so grausam verfolgt hatte, damit er von ihnen lernte. Sein Augenlicht war ihm durch den himmlischen Glanz genommen worden, und Jesus, der große Arzt der Blinden, gab es ihm nicht zurück. Jesus beantwortete die Frage des Paulus mit folgenden Worten: "Stehe auf und gehe in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst." Wohl hätte Jesus den Geschlagenen nicht nur von seiner Erblindung heilen können; er hätte ihm auch seine Sünden vergeben und ihm seine zukünftigen Aufgaben mitteilen können. Von Christus sollte alle Gewalt und Barmherzigkeit ausgehen; aber unabhängig von seiner eben erst auf Erden gegründeten Gemeinde vermittelte er Paulus bei seiner Bekehrung zur Wahrheit keine Erfahrung. Sch1 359 1 Die Erkenntnis, die Paulus bei dieser Gelegenheit gegeben wurde, bestürzte und verwirrte, ja überwältigte ihn völlig. Diesen Teil des Werkes konnte kein Mensch für Paulus vollbringen. Aber es gab noch eine Aufgabe zu erfüllen, die Sache der Diener Christi war. Jesus verwies ihn an seine Gehilfen in der Gemeinde, damit er dort weiteren Aufschluß über seinen Dienst bekäme. Auf diese Weise bestätigte er die Vollmacht seiner Gemeinde. Christus hatte sich Paulus offenbart und ihn überwunden. Nun zeigte Paulus die Bereitschaft, von denen zu lernen, die Gott berufen hatte, die Wahrheit zu lehren. Christus verwies Paulus an seine erwählten Diener und brachte ihn dadurch mit seiner Gemeinde in Verbindung. Sch1 359 2 Gerade die Männer, die Paulus umzubringen gedachte, sollten ihn in dem Glauben unterrichten, den er verachtet und verfolgt hatte. Drei Tage verbrachte er ohne Nahrung und ohne sehen zu können und machte sich auf den Weg zu den Männern, die er kurz vorher noch in seinem blinden Eifer töten wollte. An dieser Stelle seines Erlebens wurde Paulus zu Jesu Vertreter hier auf Erden geführt. Der Herr zeigte Ananias im Gesicht, er solle ein bestimmtes Haus in Damaskus aufsuchen und dort nach Saul von Tarsus fragen, "denn siehe, er betet". Sch1 359 3 Nachdem Saulus gesagt worden war, er solle nach Damaskus gehen, wurde er von den Männern seiner Begleitung geführt, von denselben Männern, die ihm erst helfen sollten, die Anhänger Christi gebunden nach Jerusalem zu bringen, wo man sie verhört und zum Tode verurteilt hätte. Saulus verweilte bei Judas in Damaskus und widmete seine Zeit mit Fasten und Beten. Gott prüfte hier seinen Glauben. Drei Tage befand er sich darüber in Unkenntnis, was ihn in Zukunft erwartete, und drei Tage war er blind. Ihm war gesagt worden, er solle nach Damaskus gehen, denn dort würde man ihm mitteilen, was seine Aufgabe wäre. Paulus lebte in Ungewißheit und schrie ernsthaft zu Gott. Sch1 360 1 Ein Engel lenkte des Ananias Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Haus, in dem Saulus darum betete, daß ihm seine Zukunft enthüllt werde. Sein Stolz war dahin. Noch kurz zuvor war er voller Selbstvertrauen gewesen und hatte geglaubt, ein gutes Werk zu verrichten, für das er belohnt würde. Dies alles war nun hinfällig. Vor Reue und Scham hatte er sich in den Staub niedergebeugt und erniedrigt. Seine demütigen Gebete flehten inbrünstig um Vergebung. Der Herr sprach durch seinen Engel zu Ananias: "Denn siehe, er betet." Der Engel unterrichtete den Diener Gottes davon, daß er Saulus im Gesicht einen Mann namens Ananias gezeigt habe, der käme und seine Hand auf ihn legte, damit er wieder sehend würde. Ananias war kaum imstande, den Worten des Engels Glauben zu schenken und wiederholte, was er über Saulus grausame Verfolgung der Heiligen zu Jerusalem gehört hatte. Doch der Befehl an Ananias war gebieterisch: "Gehe hin; denn dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug, daß er meinen Namen trage vor den Heiden und vor den Königen und vor den Kindern von Israel." Apostelgeschichte 9,15. Sch1 360 2 Ananias gehorchte der Anweisung des Engels. Er legte seine Hände auf den Mann, der noch vor kurzem von tiefstem Haß erfüllt war und alle jene Menschen bedroht hatte, die an den Namen Christi glaubten. Ananias sprach zu Saul: "Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt (der dir erschienen ist auf dem Wege, da du her kamst), daß du wieder sehend und mit dem heiligen Geist erfüllt werdest. Und alsobald fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er ward wieder sehend und stand auf, ließ sich taufen und nahm Speise zu sich und stärkte sich." Apostelgeschichte 9,17-19. Sch1 360 3 Jesus hätte diese ganze Arbeit an Paulus selbst tun können; dies entsprach jedoch nicht seinem Plan. Paulus sollte ein Bekenntnis vor den Männern ablegen, deren Ausrottung er ersonnen hatte. Zum andern hatte Gott ein verantwortungsvolles Werk für die Männer bereit, die von ihm eingesetzt waren, als seine Vertreter zu handeln. Paulus mußte die zu seiner Bekehrung notwendigen Stufen erklimmen. Von ihm wurde verlangt, sich gerade mit den Menschen zu verbinden, die er um ihres Glaubens willen verfolgt hatte. Hierin gab Christus seinem ganzen Volk ein Beispiel seiner Arbeitsweise für die Erlösung der Menschen. Der Sohn Gottes erklärte sich eins mit dem Amt und der Vollmacht seiner berufenen Gemeinde. Seine Segnungen sollten durch die Mittel hereinströmen, die er bestimmt hat. Dadurch verband er den Menschen mit dem Kanal, durch den seine Segnungen fließen. Die Tatsache, daß sich Paulus seines Verfolgungswerkes an den Heiligen genauestens bewußt war, reinigte ihn nicht von seiner Schuld, auch wenn ihm der Geist Gottes die Erkenntnis seines grausamen Handelns eingeprägt hatte. Er sollte ein Schüler seiner Jünger werden. Sch1 361 1 Paulus lernte, daß Jesus, den er in seiner Verblendung für einen Betrüger gehalten hatte, tatsächlich der Urheber und Glaubensgrund der wahren Gotteserkenntnis seit Adams Zeiten ist. Mit seinem erleuchteten Verstand erkannte er jetzt Jesus nicht nur als Vollender des Glaubens, sondern auch als Verteidiger der Wahrheit und Erfüller aller Prophezeiungen. Von Christus hatte man angenommen, daß er Gottes Gesetz ausschalten wollte; aber als das geistliche Auge des Paulus von Gottes Finger berührt wurde, lernte er von den Jüngern, daß Christus der Urheber und die Grundlage der gesamten jüdischen Opferordnung war und sich in Christi Tod Schatten und Wesen begegneten. Er lernte, daß Christus mit der bestimmten Absicht in die Welt gekommen war, dem Gesetz seines Vaters Achtung zu verschaffen. Ungebundenheit nicht gebilligt Sch1 361 2 Im Licht des Gesetzes erkannte sich Paulus als Sünder. Er stellte fest, daß gerade er das Gesetz übertreten hatte, von dem er meinte, es so eifrig gehalten zu haben. Er bereute und starb der Sünde. Er gehorchte den Forderungen des Gesetzes Gottes und glaubte an Christus als seinen Heiland. Er wurde getauft und verkündigte Christus ebenso voller Ernst und Eifer, wie er ihn einst verworfen hatte. In Verbindung mit der Bekehrung des Paulus wurden uns wichtige Gedanken mitgeteilt, die wir stets beachten sollten. Wo der Heiland der Welt eine Gemeinde hat, billigt er in Glaubensdingen keine Erfahrungen und kein Handeln unabhängig von seiner berufenen und anerkannten Gemeinde. Sch1 362 1 Viele vertreten die Auffassung, daß sie Christus für ihre Erkenntnis und ihre Erfahrung allein verantwortlich sind, ohne Bindung an seine anerkannten Nachfolger in der Welt. Dies wird aber von Christus in seinen Lehren und in den Beispielen und Tatsachen, die er zu unserer Unterweisung gegeben hat, verurteilt. Da ist Paulus, den Christus für eine höchst bedeutsame Aufgabe ausrüsten wollte, der ihm ein auserwähltes Rüstzeug war, in die unmittelbare Gegenwart Christi gebracht worden, dennoch lehrte dieser ihn nicht die Glaubenswahrheiten. Er gebot seinem Lauf Einhalt und überführte ihn; doch als Saulus fragte: "Was willst du, daß ich tun soll?", antwortete ihm der Heiland nicht selbst, sondern brachte ihn mit seiner Gemeinde in Verbindung. Dort sollte ihm gesagt werden, was seine Aufgabe wäre. Jesus ist der Freund der Sünder. Sein Herz ist immer offen und von menschlichem Leid angerührt; ihm ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden; aber er achtet die Mittel und Wege, die er zur Aufklärung und Erlösung der Menschheit bestimmt hat. Er führte Saulus in die Gemeinde und anerkannte damit die Gewalt, die er der Gemeinde als Trägerin des Lichtes für die Welt übertragen hatte. Die Gemeinde ist der sichtbare Ausdruck des Leibes Christi auf Erden. Christi Verfügungen gegenüber wird Ehrerbietung gefordert. Ananias vertrat für Paulus gleichsam die Stelle Christi. Er stellte auch die Diener Christi auf Erden dar, die berufen sind, an Christi Statt zu handeln. Sch1 362 2 Christus verleiht der Stimme der Gemeinde Macht. "Wahrlich ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein." Matthäus 8,18. Es wird nicht gestattet, daß jemand auf eigene Verantwortung sich hervortut und Lieblingsansichten ohne Rücksicht auf das Urteil der Gemeinde vertritt. Gott hat seiner Gemeinde die höchste Gewalt unter dem Himmel verliehen. Es ist die Stimme Gottes in seinem vereinten Volk, die es in der Eigenschaft der Gemeinde in jeder Weise zu achten gilt. Sch1 362 3 Gott hat in seiner Gemeinde Männer bestellt, die Erfahrungen besitzen, die gefastet, geweint und sogar die ganze Nacht hindurch gebetet haben, damit der Herr ihren Herzen die Schrift öffne. In Demut haben jene Männer der Welt ihre reiche Erfahrung mitgeteilt. Sind diese Erkenntnisse himmlischen oder menschlichen Ursprungs? Besitzen sie irgendeinen Wert oder sind sie wertlos? Testimonies for the Church III, 450.451 (1875). ------------------------Kapitel 75: Der Zustand der Welt Sch1 363 1 Mir wurde der Zustand der Welt gezeigt. Sie füllt schnell ihren Becher der Bosheit. Gewalttaten und Verbrechen jeder Art herrschen in unserer Welt, und Satan nützt jede Möglichkeit, um Verbrechen und verderbliche Laster im Volk zu verbreiten. Die durch die Straßen gehenden jungen Menschen sind von Plakaten und Anzeigen umgeben, die auf Verbrechen und Sünden hinweisen, mit denen sich irgendein Roman beschäftigt oder die in irgendeinem Theater dargestellt sind. Ihre Herzen werden zur Vertrautheit mit der Sünde erzogen. Das Leben der Schmutzigen und Gemeinen wird ihnen in den Tageszeitungen geradezu aufgetischt. Alles, was ihre Neugier zu erregen und ihre tierischen Triebe zu entfachen vermag, wird ihnen in sensationslüsternen und aufregenden Erzählungen nahegebracht. Sch1 363 2 Die Bücher, die von sittlich verderbten Geistern geschrieben sind, vergiften die Gemüter von Tausenden in der ganzen Welt. Die Sünde erscheint nicht übermäßig sündhaft. Sie hören und lesen so viel von entwürdigenden Verbrechen und Gemeinheiten, daß das einstmals zarte Gewissen, das sich mit Abscheu abgewandt hätte, so abgestumpft wird, daß es mit lüsternem Interesse bei den niedrigen und gemeinen Redensarten und Taten der Menschen zu verweilen vermag. Sch1 363 3 "Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird's auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes." Lukas 17,26. Gott will ein Volk sein eigen nennen, das fleißig ist zu guten Werken und inmitten der Unheiligkeit dieses Zeitalters feststeht. Es wird ein Volk sein, das sich so fest an die göttliche Kraft klammert, daß es gegen jede Versuchung gewappnet ist. Üble Anzeigen auf schreienden Plakaten mögen versuchen, die Sinne der Kinder Gottes anzusprechen und ihr Herz zu verderben; dennoch werden sie so fest mit Gott und den Engeln verbunden sein, als sähen und hörten sie jene laute Reklame nicht. Sie haben eine Aufgabe zu erfüllen, die ihnen niemand abnehmen kann den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen und das ewige Leben zu ergreifen. Sie werden sich nicht auf sich selbst verlassen und dünkelhaft sein, weil sie um ihre Schwachheit wissen. Sie werden ihre Unwissenheit mit der Weisheit Christi verbinden und ihre Schwachheit mit seiner Stärke. Ein Vorbild der Reinheit Sch1 364 1 Junge Menschen müßten feste Grundsätze haben, daß die eindringlichsten Versuchungen Satans nicht imstande wären, sie von ihrer Treue abzubringen. Samuel war in seiner Kindheit von den verderblichsten Einflüssen umgeben. Er sah und hörte Dinge, die ihn sehr betrübten. Die Söhne Elis, die ein heiliges Amt versahen, wurden von Satan beherrscht. Sie verunreinigten ihren ganzen Einflußbereich. Männer und Frauen wurden täglich von Sünde und Unrecht gefesselt, doch Samuel blieb rein. Sein Charakter war untadelig. An den Sünden, die ganz Israel mit schrecklichen Gerüchten erfüllten, hatte er weder Anteil noch das geringste Wohlbehagen. Samuel liebte Gott. Seine Seele stand in so enger Verbindung mit dem Himmel, daß ein Engel ausgesandt wurde, um mit ihm über die Sünden der Söhne Elis zu sprechen, die Israel verderbten. Sch1 364 2 Begierden und Leidenschaften überwältigen Tausende von Christi angeblichen Nachfolgern. Ihre Sinne sind infolge des intimen Umgangs mit der Sünde so abgestumpft, daß sie diese nicht verabscheuen, sondern sich davon angezogen fühlen. Das Ende aller Dinge steht bevor. Gott wird mit den Verbrechen und den verderblichen Lastern der Menschenkinder nicht mehr länger Nachsicht üben. Ihr Frevel reicht buchstäblich bis an den Himmel. Aber bald werden die fürchterlichen Plagen Gottes über die Erde ihr frevelhaftes Tun beantworten. Sie werden "von dem Wein des Zorns Gottes trinken, der lauter eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch". Offenbarung 14,10. Sch1 364 3 Ich habe gesehen, daß selbst für die Kinder Gottes Gefahr besteht, verführt zu werden. Zügellosigkeiten nehmen Männer und Frauen gefangen. Sie scheinen hinsichtlich der Begierden und Leidenschaften betört und damit machtlos zu sein, um widerstehen und überwinden zu können. In Gott ist Kraft, in ihm ist Stärke. Wenn sie darauf bauen, wird die lebenspendende Kraft Jesu jeden anspornen, der sich zu seinem Namen bekennt. Wir sind von Gefahren und Drohungen umgeben und nur dann sicher, wenn wir uns unserer Schwachheit bewußt sind und uns durch den Glauben an unseren mächtigen Erlöser klammern. Wir leben in einer schrecklichen Zeit. Nicht einen Augenblick dürfen wir aufhören zu wachen und zu beten. Unsere hilflosen Herzen müssen auf Jesus bauen, unseren barmherzigen Heiland. Notwendige Wachsamkeit Sch1 365 1 Ich sah die Größe und Bedeutung der vor uns liegenden Aufgabe. Doch nur wenige erkennen die wahre Sachlage. Alle, die geistlich schlafen und die Notwendigkeit zu Vorsicht und Wachsamkeit nicht wahrhaben wollen, werden überwunden werden. Junge Männer treten hervor, um sich mit Gottes Werk zu verbinden. Etliche von ihnen haben kaum einen Begriff von der Heiligkeit und Verantwortung dieses Werkes. Sie haben nur wenig Erfahrung im tätigen Glauben und in dem ernsten Verlangen der Seele nach dem Geist Gottes. Ein solches Verlangen bringt immer Gewinn. Manche sehr befähigten Männer, die bedeutende Stellungen ausfüllen könnten, wissen nicht, wes Geistes Kind sie sind. Ihr Benehmen ist so plätschernd und ungebunden wie das talwärts sprudelnde Wasser. Sie reden Unsinn und scherzen mit jungen Mädchen, während sie fast täglich den ernsten, herzergreifenden Wahrheiten lauschen. Die Glaubensüberzeugung dieser Männer ist rein verstandesmäßig; ihre Herzen aber bleiben von den Wahrheiten, die sie hören, unberührt. Solche Menschen können niemals andere zum Brunnen lebendigen Wassers führen, ehe sie nicht selbst davon getrunken haben. Sch1 365 2 Jetzt ist keine Zeit für Leichtsinn, Eitelkeit und Tändelei. Die Geschichte dieser Erde nähert sich dem Ende. Gemüter, die bisher lockeren Gedanken überlassen waren, müssen sich ändern. Der Apostel Petrus spricht: Darum so begürtet die Lenden eures Gemütes, seid nüchtern und setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi als gehorsame Kinder, und stellet euch nicht gleichwie vormals, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet; sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel. Denn es steht geschrieben: "Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig." 1.Petrus 1,13-16. Sch1 366 1 Lockere Gedanken müssen gezügelt und auf Gott gerichtet werden. Sie sollten dem Willen Gottes gehorchen. Lobreden sollten weder erteilt noch erwartet werden; denn sie nähren eher allzu großes Selbstvertrauen, als daß sie Demut fördern, sie verderben mehr, als sie läutern. Wirklich befähigte Männer, die empfinden, daß sie in Verbindung mit dem Werk Gottes etwas auszurichten haben, werden unter dem Gefühl der Heiligkeit dieses Werkes genauso beschwert sein wie ein Wagen unter der Last der Garben. Jetzt ist es an der Zeit, sich in ernstester Weise zu bemühen, die natürlichen Gefühle des fleischlichen Herzens zu überwinden. ------------------------Kapitel 76: Der Zustand der Gemeinde Sch1 366 2 Eine Reformation unter dem Volk Gottes ist hoch an der Zeit. Der gegenwärtige Zustand der Gemeinde führt zu folgenden Fragen: Spiegelt dieser Zustand das Bild Jesu wider, der sein Leben für uns gab? Sind wir Christi Nachfolger und die Brüder derer, die ihr Leben nicht selbst für teuer hielten? -- Es gibt nur sehr wenige Menschen, die dem biblischen Maß entsprechen, das in der Heiligen Schrift für die Nachfolger Christi aufgezeichnet ist. Sie verließen Gott, die lebendige Quelle, und machten "sich hie und da ausgehauene Brunnen, die doch löcherig sind und kein Wasser geben". Jeremia 2,13. Der Engel spricht: "Mangelnde Liebe und mangelnder Glaube sind die schweren Sünden, deren sich das Volk Gottes jetzt schuldig macht." Lässigkeit, Ichsucht und Liebe zur Welt sind Folgeerscheinungen mangelnden Glaubens. Wer sich von Gott trennt und in Versuchung gerät, ergibt sich groben Untugenden; denn das fleischliche Herz führt in große Bosheit. Und diesen Zustand findet man unter den Kindern Gottes. Während sie angeblich Gott dienen, zerstören sie ihre Beziehungen zu ihm in jeder Hinsicht. Viele frönen Begierden und Leidenschaften, obgleich das klare Zeugnis der Wahrheit deren Gefahren aufzeigt. Sie erhebt ihre warnende Stimme: Hütet euch, haltet euch zurück und verleugnet euch selbst! "Denn der Tod ist der Sünde Sold." Römer 6,23. Wie ein Warnfeuer sind die Beispiele der Menschen, die am Glauben Schiffbruch erlitten haben, zur Mahnung anderer aufgerichtet, damit sie nicht den gleichen Kurs steuern. Dennoch stürzen viele wie toll drauflos. Satan beherrscht ihre Willenskraft und scheint sich ihrer Leiber bemächtigt zu haben. Sch1 367 1 Oh, wie viele schmeicheln sich ihrer Güte und Rechtschaffenheit, während das wahre Licht Gottes offenbart, daß sie ihr ganzes Leben hindurch nur ihrer Selbstgefälligkeit gelebt haben! Ihre ganze Lebensführung ist dem Herrn durchaus ein Greuel. Wie viele leben ohne Gesetz! In ihrer Finsternis betrachten sie sich selbst mit Wohlgefallen. Wenn aber das Gesetz Gottes ihrem Gewissen ebenso offenbart würde wie einst Paulus, dann erkennten sie, daß sie unter die Sünde verkauft sind und ihrem fleischlichen Sinn absterben müssen. Das Ich muß getötet werden! Sch1 367 2 Wie arg und besorgniserregend sind die von vielen Menschen begangenen Fehler! Sie bauen auf Sand; schmeicheln sich jedoch selbst, daß sie fest in dem ewigen Felsen verwurzelt wären! Viele, die sich zur Gottseligkeit bekennen, bewegen sich so unbekümmert und sind der Gefahr gegenüber, in der sie sich befinden, so unempfindlich, als gäbe es kein künftiges Gericht. Ihrer wartet eine schreckliche Vergeltung. Dennoch lassen sie sich von Trieben und groben Leidenschaften leiten. Sie füllen einen unerfreulichen Lebensbericht, der am Tage des Gerichts gegen sie zeugt. Ich erhebe meine warnende Stimme für alle, die den Namen Christi nennen, daß sie von der Ungerechtigkeit ablassen. Reinigt eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit! "Lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes." 2.Korinther 7,1. Ihr, die dies angeht, wißt, was ich meine. Sogar euch, die ihr eure Beziehungen zum Herrn zerstört habt, die ihr an der überhandnehmenden Ungerechtigkeit teilhattet und euer Herz mit Sünde verfinstertet, lädt Jesus noch ein, euch von eurem Wandel abzuwenden, seine Stärke zu ergreifen und in ihm Frieden, Kraft und Gnade zu finden, um in seinem Namen mit Sicherheit zu siegen. Sch1 367 3 Die Sittenverderbnis dieses entarteten Zeitalters hat viele Menschen in Mitleidenschaft gezogen, die erklärterweise Gott gedient haben. Aber nicht einmal jetzt ist es zu spät, um Unrecht wiedergutzumachen und durch das Blut des gekreuzigten und auferstandenen Erlösers versöhnt zu werden, wenn ihr bereut und aufrichtig nach Vergebung verlangt. Wir müssen jetzt wachen und beten wie nie zuvor, damit wir nicht der Macht der Versuchung anheimfallen und ein Beispiel geben, das einem elenden Wrack gleicht. Wir dürfen als Volk nicht sorglos werden und gleichgültig auf die Sünde schauen. Das Lager muß gereinigt werden. Alle, die Christus bekennen, müssen wachen, beten und den Zugang zu ihrem Herzen bewahren; denn Satan wird uns verderben und zugrunde richten, wenn wir ihm die geringste Gelegenheit dazu geben. Wandelt im Licht! Sch1 368 1 Meine Geschwister, Gott ruft euch als Christi Nachfolger auf, im Licht zu wandeln. Ihr müßt für die euch umlauernden Gefahren gewappnet sein. Sündige Taten geschehen mitten unter uns und werden nicht als ungemein sündhaft erkannt. Durch Befriedigung ihrer Begierden und durch vertrauten Umgang mit der Sünde sind die Sinne vieler Menschen betäubt. Wir müssen dem Himmel näher kommen. Wir können wachsen in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit. Im Licht zu wandeln und auf dem Weg der Gebote zu gehen bedeutet nicht, daß wir verharren können und nichts zu tun brauchen. Wir müssen zunehmen in der Kraft Gottes. Sch1 368 2 Egoismus, Selbsterhöhung und Stolz sind erhebliche menschliche Schwächen, aber die Demut ist Stärke. Unser wirklicher innerer Wert erweist sich nicht, wenn wir von uns selbst die beste Meinung haben, sondern wenn Gott all unser Denken ausfüllt und unsere Herzen in Liebe zu unserem Heiland und zu unseren Mitmenschen erglühen. Ein schlichter Charakter und ein demütiges Herz vermitteln Glückseligkeit, während Eigendünkel zu Unzufriedenheit, Mißvergnügen und beständigem Verdruß führt. Wir müssen lernen, weniger an uns selbst zu denken und mehr daran, andere Menschen glücklich zu machen. Das wird uns göttliche Kraft verleihen. Sch1 368 3 In unserem Getrenntsein von Gott, in unserem Stolz und in unserer Unwissenheit versuchen wir ständig, uns selbst zu erhöhen, und vergessen, daß die Herzensdemut eine gewaltige Macht darstellt. Der Einfluß Jesu Christi beruhte nicht auf einer Auswahl scharfsinniger Kernsprüche, die den Menschen mitten ins Herz gedrungen wären, sondern es war seine vornehme Gesinnung und sein schlichtes, anspruchsloses Wesen, das ihm die Herzen gewann. Hochmut und Eigendünkel sind in der Tat Schwächen, erst recht, wenn man sie mit Demut und Sanftmut vergleicht. Wir sollten von Christus lernen, der sanftmütig und von Herzen demütig war; dann werden wir jene Ruhe und jenen Frieden erfahren, die wir so sehr ersehnen. ------------------------Kapitel 77: Die Liebe zur Welt Sch1 369 1 Die Versuchung, der unser Erlöser auf dem "sehr hohen Berg" ausgesetzt war, ist eine der größten Versuchungen, der die Menschheit zu begegnen hat. Christus wurden die Reiche der Welt in ihrer Herrlichkeit von Satan als Gabe angeboten, wenn Christus ihm als einem Höheren die schuldige Ehre gäbe. Unser Heiland spürte die Macht dieser Versuchung, aber um unsertwillen trat er ihr entgegen und überwand sie. Christus wäre auf diesem Gebiet nicht versucht worden, wenn nicht auch der Mensch der gleichen Versuchung begegnen müßte. Sein Widerstehen gibt uns ein Beispiel, dem wir nacheifern sollten, wenn Satan sich uns persönlich nähert, um uns von unserer rechtschaffenen Lebensführung abzubringen. Sch1 369 2 Niemand kann ein Nachfolger Christi sein und gleichzeitig den Dingen dieser Welt anhängen. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: "Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt liebhat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters." 1.Johannes 2,15. Unser Erlöser, der dieser Versuchung Satans in ihrer vollsten Gewalt begegnete, ist mit der Gefahr vertraut, in der sich der Mensch befindet der Versuchung zu erliegen, die Welt zu lieben. Sch1 369 3 Christus stellte sich der ganzen Menschheit gleich, indem er die Prüfung auf sich nahm und für den Menschen den Sieg errang. Er hat die in Frage kommenden Punkte, bei denen es Satan am ehesten gelänge, den Menschen zu verführen, mit Warnungstafeln versehen. Er wußte, daß Satan den Sieg über die Menschen erringen würde, es sei denn, die Menschen wären hinsichtlich des Begehrens und der Liebe zu weltlichen Gütern und Ehren besonders auf der Hut. Christus spricht: "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz ... Niemand kann zwei Herren dienen entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Matthäus 6,19-21.24. Sch1 370 1 Hier führt uns Christus zwei Herren vor: Gott und die Welt. Er hat ganz eindeutig gezeigt, daß es für uns einfach unmöglich ist, beiden zu dienen. Wenn sich unsere Liebe und unser Interesse mehr dieser Welt zuneigen, werden wir die Dinge nicht schätzen, die vor allen anderen unsere Aufmerksamkeit verdienen. Die Liebe zur Welt wird die Liebe zu Gott ausschließen und unser höchstes Anliegen weltlichen Erwägungen unterordnen. Dadurch nimmt Gott in unserer Zuneigung und Verehrung längst nicht einen so bevorzugten Platz ein wie die Dinge dieser Welt. Sch1 370 2 Unsere Werke zeigen das genaue Ausmaß, bis zu dem wir irdischen Schätzen anhängen. Weltlichen Interessen läßt man größte Sorgfalt, Beflissenheit und Mühe angedeihen, während die ewigen Belange erst an zweiter Stelle kommen. Satan empfängt von den Menschen jene Huldigung, die er von Christus vergeblich forderte. Die selbstsüchtige Liebe zur Welt verdirbt den Glauben der sogenannten Nachfolger Christi und schwächt ihre sittlichen Kräfte. Je mehr sie ihre irdischen Güter lieben, desto weiter entfernen sie sich von Gott, desto weniger haben sie teil an seinem göttlichen Wesen, das ihnen die verderblichen Einflüsse dieser Welt und die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, zum Bewußtsein brächte. Sch1 370 3 Satan verfolgt mit seinen Versuchungen die Absicht, die Welt sehr anziehend und immer verlockender zu gestalten. Das Streben nach Reichtümern und weltlicher Ehre benutzt er, um seine verzaubernde Macht auszuüben, die sogar die Zuneigung der sogenannten christlichen Welt zu gewinnen trachtet. Eine große Anzahl Christen bringt jedes Opfer, um Reichtum zu erwerben. Je größer der Erfolg ihres Vorhabens ist, desto weniger lieben sie die köstliche Wahrheit und das Interesse an deren Wachstum. Sie verlieren ihre Liebe zu Gott und benehmen sich wie unverständige Menschen. Je mehr es ihnen glückt, Besitztümer zu erlangen, desto unglücklicher fühlen sie sich, weil sie nicht noch mehr bekommen. Sie werden dementsprechend weniger im Werke Gottes anlegen. Sch1 371 1 Die Werke dieser Menschen, die in wahnwitziger Weise nach Reichtum verlangen, zeigen, daß es ihnen unmöglich ist, zwei Herren zu dienen, Gott und dem Mammon. Ihr Gott ist das Geld. Sie huldigen seiner Macht und dienen ganz und gar der Welt. Sie opfern ihre Ehre, die von Geburt angestammt ist, irdischem Gewinn. Diese beherrschende Macht regiert ihren Geist, und sie sind bereit, das Gesetz Gottes zu übertreten, um ausschließlich persönlichen Interessen zu dienen und ihren irdischen Schatz zu vermehren. Knechte des Mammons Sch1 371 2 Viele mögen sich zum christlichen Glauben bekennen, die die Grundsätze der Lehren Christi weder lieben noch beachten. Ihre besten Kräfte widmen sie weltlichen Beschäftigungen. Sie verbeugen sich vor dem Mammon. Es ist beunruhigend, daß so viele Menschen von Satan hinters Licht geführt werden und daß ihre Gedankenwelt durch die glänzenden Aussichten, die irdischer Gewinn bietet, erregt ist. Der Ausblick auf vollkommenes Glück verblendet sie, wenn sie ihr Ziel, Ehre und Wohlstand zu erlangen, erreichen können. Satan versucht sie durch das verlockende Angebot: "Das alles will ich dir geben", all diese Macht und all diesen Wohlstand, mit dem du viel Gutes tun könntest. Haben sie aber das Ziel erreicht, wofür sie sich abmühten, so haben sie doch nicht jene Verbindung mit dem selbstlosen Erlöser, die sie zu Teilhabern des göttlichen Wesens erhöbe. Sie halten an ihren irdischen Schätzen fest und verachten Entsagung und Selbstaufopferung, die für Christus gefordert werden. Sie haben kein Verlangen, sich von ihren irdischen Reichtümern zu trennen, die ihr Herz gefangenhalten. Sie verwechseln ihren wirklichen Herrn. An die Stelle Christi setzen sie den Mammon, der ihr Gott ist und dem sie dienen. Sch1 372 1 Durch ihre Liebe zum Reichtum hat sich Satan der Anbetung dieser betrogenen Seelen versichert. Nicht nur, daß diese Veränderung nahezu unmerklich vor sich ging, sondern Satans Macht ist auch so listig und täuschend, daß sich jene Menschen der Welt anpaßten, ohne ihr Getrenntsein von Christus zu bemerken. Sie sind nicht mehr seine Diener, außer dem Namen nach. Sch1 372 2 Satan geht mit den Menschen vorsichtiger um als einst mit Christus in der Wüste; denn er wird daran erinnert, daß er dort unterlegen war. Er ist ein besiegter Feind. Er kommt nicht auf geradem Wege zu den Menschen, um sich in sichtbarer Anbetung huldigen zu lassen. Satan verlangt einfach von ihnen, ihre Neigungen den vorteilhaften Dingen dieser Welt zuzuwenden. Gelingt es ihm, Geist und Gemüt zu fesseln, treten die himmlischen Kräfte zurück. Seine Forderungen an den Menschen sind: sich der betrügerischen Macht seiner Versuchungen zu ergeben, Welt, Würden, Stellung und Geld zu lieben und sich irdischen Schätzen zuzuwenden. Kann er seinen Einfluß in dieser Weise zur Geltung bringen, wird er alles erreichen, was er einst von Christus forderte. Befreiung durch Christus Sch1 372 3 Das Beispiel Christi zeigt uns, daß unsere einzige Hoffnung auf den Sieg darin besteht, unaufhörlich den Angriffen Satans zu widerstehen. Christus siegte über den großen Gegner im Kampf mit den Versuchungen. Er kannte die Macht Satans über das Menschengeschlecht und hat sie für uns überwunden. Als Überwinder läßt er uns die Überlegenheit seines Sieges zuteil werden, damit wir in unseren Anstrengungen, den Versuchungen Satans zu widerstehen, unsere Schwachheit mit seiner Stärke und unsere Unwürdigkeit mit seinen Verdiensten verbinden können. Wir vermögen in seinem allmächtigen Namen, unterstützt von seiner ausdauernden Kraft, den schweren Anfechtungen und Bedrängnissen zu widerstehen und sie zu überwinden, wie er überwunden hat. Sch1 373 1 Durch unsagbares Leiden hat uns Christus die Möglichkeit unserer Erlösung gegeben. Er war in dieser Welt weder bekannt noch geachtet, damit durch seine Herablassung und Erniedrigung die Menschen zum Empfang himmlischer Ehren und unvergänglicher Freuden in seinem Königreich erhoben werden konnten. Sollte der sündige Mensch murren, weil das Himmelreich nur durch Kampf, Selbsterniedrigung und beschwerliche Mühen erlangt werden kann? Sch1 373 2 Manches stolze Herz fragt sich: Weshalb muß ich erst demütig und zerknirscht einhergehen, ehe ich die Gewißheit meiner Annahme bei Gott besitzen und das unvergängliche Erbe gewinnen kann? Warum ist der Weg zum Himmel nicht leichter, angenehmer und anziehender? All diese Zweifler und Klagenden verweisen wir auf unser großes Vorbild, auf sein Leiden unter der Last menschlicher Schuld und auf seine Geduld im Ertragen heftigster Hungerqualen. Er war ohne Sünde, mehr noch, er war der Fürst des Himmels, der um des Menschen willen zur Sünde gemacht wurde. "Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünden willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ... aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn." Jesaja 53,5.6. Sch1 373 3 Christus opferte für den Menschen alles, um es ihm zu ermöglichen, das ewige Erbe zu gewinnen. Jetzt muß der gefallene Mensch zeigen, was er seinerseits für Christus zu opfern bereit ist, um die unvergängliche Herrlichkeit zu erlangen. Wer überhaupt das rechte Gefühl für die Größe der Erlösung und ihres Preises besitzt, wird niemals darüber klagen, daß er mit Tränen säen muß und daß Kampf und Selbstverleugnung des Christen Teil in diesem Leben sind. Die Heilsbedingungen für den Menschen sind von Gott bestimmt. Sein Kreuz auf sich zu nehmen und sich selbst zu erniedrigen, das sind die Voraussetzungen, durch deren Erfüllung der reumütige Sünder Trost und Frieden finden soll. Der Gedanke, daß Christus Erniedrigungen und Opfer auf sich genommen hatte, die niemals von den Menschen gefordert werden, sollte jedes Murren zum Schweigen bringen. Reinste Freude wird den Menschen zuteil, die die Übertretung seines Gesetzes vor Gott aufrichtig bereuen und an Christus glauben als den Erlöser und Fürsprecher der Sünder. Sch1 374 1 Unter großem Aufwand mühen sich Menschen um irdischen Gewinn. Sie leiden Mühsal und ertragen Schwierigkeiten und Entbehrungen, um einige weltliche Schätze zu erwerben. Warum sollte der Sünder weniger bereitwillig ausharren, leiden und opfern, um sich eines unvergänglichen Schatzes zu versichern, eines Lebens, das mit dem göttlichen Leben übereinstimmt, einer Krone unsterblichen Ruhmes, der nicht schwindet? Der unendliche Schatz des Himmels, das unermeßliche große Erbe, dessen Wert im ewigen Wirksamsein der Herrlichkeit besteht, muß von uns mit ganzem Einsatz errungen werden. Klagt nicht über die Selbstverleugnung, denn der Herr des Lebens und der Herrlichkeit ertrug sie vor uns. Leiden und Entbehrungen sollten wir nicht ausweichen, denn auch der Herr des Himmels litt und entbehrte um der Sünder willen. Wenn wir Ruhe und Bequemlichkeit aufgeben, sollen wir keine unwilligen Gedanken aufkommen lassen, denn auch der Heiland der Welt nahm all dies um unsertwillen auf sich. Wenn wir einmal ausführlich die Gelegenheiten aufzählten, bei denen wir uns selbst verleugneten, bei denen wir entbehrten und Opfer brachten, stellten wir fest, daß sie uns in jeder Hinsicht weitaus weniger kosteten als den Fürsten des Lebens. Irgendein Opfer, das wir bringen mögen, sinkt zur Bedeutungslosigkeit herab, wenn es mit dem Opfer verglichen wird, das Christus für uns brachte. ------------------------Kapitel 78: Vermessenheit Sch1 374 2 Es gibt Menschen, die die Unbekümmertheit ihres Geistes als Mut und Unerschrockenheit bezeichnen. Sie begeben sich unnötig auf den Schauplatz von Wagnis und Gefahr und setzen sich dadurch Versuchungen aus, die ein Wunder Gottes erforderlich machten, um sie rein und unversehrt wieder daraus zu befreien. Als Satan den Heiland der Welt aufforderte, sich von der Zinne des Tempels herabzulassen, trat Christus dieser Versuchung bestimmt entgegen und widerstand. Satan führte eine göttliche Verheißung als Bürgschaft an, damit sich Christus, gestützt auf die Verheißung, herabließe. Doch Christus begegnete der Versuchung mit dem Schriftwort: "Wiederum steht auch geschrieben: ‚Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.'" Matthäus 4,7. Der einzig sichere Weg besteht für Christen darin, den Gegner mit dem Worte Gottes zurückzuschlagen. Satan drängt Menschen nicht nur an Stätten, wohin Gott sie nicht gerufen hat, sondern er führt auch Schriftstellen an, um seine Einflüsterungen zu rechtfertigen. Sch1 375 1 Die kostbaren göttlichen Verheißungen sind nicht gegeben, um den Menschen in seiner vermessenen Lebenshaltung zu bestärken. Er soll sich auch nicht auf diese Verheißungen berufen, wenn er sich unnötig in Gefahr begibt. Der Herr erwartet, daß wir uns in unserem Handeln von seiner Fügung abhängig wissen. "Des Menschen Tun steht nicht in seiner Gewalt." Jeremia 10,23. Unser Wohlergehen und unser Leben ruhen in Gott. Ohne seinen Willen und ohne seinen Segen kann nichts Gedeihliches geschehen. Er kann seine Hand erheben, um zu fördern und zu segnen. Er kann sie aber auch von uns abziehen. "Befiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn; er wird's wohl machen." Psalm 37,5. Wir sollen als Kinder Gottes eine entsprechend christliche Haltung pflegen. Wir sollten Klugheit, Vorsicht und Demut walten lassen und zu denen behutsam sein, die nicht zu uns gehören; aber niemals sollten wir unsere Grundsätze aufgeben. Sch1 375 2 Wir sind nur dann sicher, wenn wir Satan keinen Raum überlassen; denn durch seine Einflüsterungen und Absichten will er uns nicht nur schaden, sondern auch hindern, Gott zu vertrauen. Er verstellt sich zum Engel des Lichts, um -- unter dem Deckmantel des Guten und Gefälligen -- seine Anschläge in einer Weise durchzuführen, die uns seine Tücken verschleiern soll. Je mehr wir uns ausliefern, desto kräftiger wird er uns betrügen. Es ist gefährlich, sich mit ihm in Kraftproben oder Unterhandlungen einzulassen. Jeden Vorteil, den wir dem Feind einräumen, wird er vergrößern wollen. Unsere einzige Sicherheit besteht darin, die ersten Anzeichen von Vermessenheit scharf zurückzuweisen. Durch das Verdienst Christi gibt uns Gott genügend Kraft, um Satan zu widerstehen und weitaus zu überwinden. Widerstand bedeutet Erfolg. "Widerstehet dem Teufel, so fliehet er von euch." Jakobus 4,7. Fest und unentwegt müssen wir ihm trotzen. Wir verlieren alles, was wir gewonnen haben, wenn wir heute widerstehen, um morgen nachzugeben. Die Bedeutung des Werkes der Frau Sch1 376 1 Die Sünde unserer Zeit besteht in der Mißachtung der ausdrücklichen Gebote Gottes. Der Einfluß nach einer falschen Richtung ist erheblich. Eva besaß alles, wonach sie verlangte. Es fehlte an nichts, um sie glücklich zu machen; aber ihr ungezügeltes Verlangen erstrebte die Frucht des einzigen Baumes, den Gott ihnen versagt hatte. Sie war durchaus nicht auf die Früchte des Baumes der Erkenntnis angewiesen, doch sie ließ ihr Verlangen und ihre Neugier über ihre Vernunft herrschen. An der Seite Adams war sie in Eden vollkommen glücklich, aber wie die ruhelose moderne Eva fühlte sie sich geschmeichelt, daß es noch eine höhere Sphäre gab, als Gott ihr zuerkannt hatte. Als sie versuchte, höher zu klimmen, fiel sie tief hinunter, tiefer als es ihrer ursprünglichen Stellung entsprach. Und das gleiche Ergebnis werden ganz gewiß die Bemühungen der heutigen Evastöchter nach sich ziehen, wenn sie versäumen, ihre täglichen Lebensaufgaben in Übereinstimmung mit dem Plan Gottes freudig anzupacken. Sch1 376 2 Die Frau hat eine Aufgabe zu erfüllen, die noch wichtiger und bedeutender ist als der Pflichtenkreis eines Königs. Frauen sind in der Lage, das Gemüt ihrer Kinder zu beeinflussen und ihren Charakter zu formen, so daß sie in dieser Welt brauchbare Menschen werden und Söhne und Töchter Gottes heißen können. Ihre Zeit sollte ihnen zu wertvoll sein, um sie bei unnötiger Arbeit oder auf dem Tanzboden leichthin zu vergeuden. In dieser Welt der Not und des Leidens gilt es, wichtige und notwendige Aufgaben zu verrichten, statt kostbare Zeit für Putz und Pomp zu verschwenden. Die Töchter des himmlischen Königs, Mitglieder der königlichen Familie, werden die Verantwortung fühlen, die sie zu einem höheren Leben beruft, um sich mit dem Himmel eng zu verbinden und im Einklang mit dem Heiland der Welt zu wirken. Wer sich mit dieser Aufgabe beschäftigt, wird von der Lebensart und von den Torheiten nicht befriedigt sein, die in diesen letzten Tagen Herz und Verstand der Frauen in Anspruch nehmen. Wenn sie wirklich Töchter Gottes sind, werden sie von seinem göttlichen Wesen durchdrungen sein. Angesichts der verderblichen Einflüsse der menschlichen Gesellschaft wird sich in ihnen, wie bei ihrem göttlichen Erlöser, tiefstes Mitleid regen. Sie werden die gleiche Empfindung mit Christus gemeinsam haben. Entsprechend ihren Fähigkeiten und Gelegenheiten werden sie ebenso in ihrem Wirkungskreis arbeiten, um verlorengehende Seelen zu retten, wie Christus in seinem höheren Wirkungskreis zum Besten der Menschheit gewirkt hat. Mann und Frau gleichgestellt Sch1 377 1 Da die Frau es vielfach versäumt, ihre schöpfungsmäßige Bestimmung zu verwirklichen, und nach wichtigen Stellungen strebt, für die Gott sie gar nicht befähigt hat, bleibt der Platz leer, den sie zur Zufriedenheit ausfüllen könnte. Wenn Frauen ihren Wirkungskreis verlassen, verlieren sie ihre weibliche Würde und Größe. Als Gott Eva schuf, bestimmte er, daß sie dem Manne weder untergeordnet noch übergeordnet, sondern ihm in allen Dingen gleich sein sollte. Keiner sollte den eigenen, voneinander unabhängigen Interessen nachgehen, obwohl natürlich jeder von ihnen im Denken und Handeln eine Eigenpersönlichkeit war. Doch nachdem Eva gesündigt und als erste das Gebot Gottes übertreten hatte, sprach Gott zu ihr, daß nun Adam ihr Herr wäre. Sie sollte ihrem Mann untertan sein; dies war ein Teil des über sie verhängten Fluches. In vielen Fällen wurde dadurch das Los der Frau sehr erschwert und ihr Leben belastet. Die Überlegenheit, die Gott dem Manne gab, hat dieser in vielerlei Hinsicht mißbraucht, indem er seine Macht willkürlich ausübte. Gottes unendliche Weisheit ersann den Erlösungsplan, der die Menschheit in eine zweite Erprobung stellt, in der sie andere Erfahrungen zu bestehen hat. Eine Warnung an Prediger Sch1 377 2 Satan nimmt sich Menschen zu Gehilfen, um denen, die Gott lieben, das Gift der Vermessenheit einzuimpfen. Das ist besonders bei denen der Fall, die im Banne des Spiritualismus stehen. Spiritualisten erkennen im allgemeinen die Gottessohnschaft Christi nicht an. Durch ihren Unglauben führen sie viele Seelen in vermessene Sünden. Sie beanspruchen ebenso die Herrschaft über Christus, wie einst Satan im Kampf mit dem Lebensfürsten. Spiritualisten, deren Innerstes mit den abstoßendsten Sünden gefärbt und deren Gewissen verhärtet ist, wagen es, den Namen des makellosen Sohnes Gottes auf ihre unreinen Lippen zu nehmen und ihn mit ihrer gotteslästerlichen Niederträchtigkeit zu verbinden, die ihr verderbtes Wesen kennzeichnet. Sch1 378 1 Menschen, die solche verdammenswerten Ketzereien aufbringen, fordern die Lehrer des Wortes Gottes zum Widerstreit heraus. Manche Verkündiger der Wahrheit besitzen nicht die Beherztheit, sich einer Herausforderung dieser Menschen zu widersetzen, die im Wort Gottes gebrandmarkt sind. Einige unserer Prediger hatten nicht den moralischen Mut, diesen Männern zu sagen: Gott hat uns in seinem Wort vor euch gewarnt. Er hat uns eine wahrheitsgetreue Beschreibung eures Charakters und eurer Ketzereien gegeben, die ihr vertretet. Manche Prediger sind ihnen in offener Aussprache begegnet, um diesen Menschen ja nicht die Möglichkeit zu geben, zu triumphieren oder sie der Feigheit zu bezichtigen. Aber in der Auseinandersetzung mit Spiritualisten begegnen sie nicht bloß Menschen, sondern Satan und seinen Engeln. Sie setzen sich damit selbst mit den Mächten der Finsternis in Verbindung und lenken das Interesse böser Engel auf sich. Sch1 378 2 Die Spiritualisten wünschen, ihre falschen Lehren unter dem Volk zu verbreiten. Prediger, die die biblische Wahrheit verkündigen, helfen ihnen dabei, wenn sie sich in Erörterungen mit ihnen einlassen. Sie vermehren damit die Gelegenheiten, deren falsche Lehren dem Volk nahezubringen, und in jeder Auseinandersetzung mit ihnen werden etliche verführt. Sie zu meiden, ist der allerbeste Weg für uns. Sch1 378 3 Vermessenheit ist eine alltägliche Versuchung. Wenn Satan die Menschen damit bestürmt, bleibt er in neun von zehn Fällen siegreich. Diejenigen, die sich als Nachfolger Christi bekennen und durch ihren Glauben den Anspruch erheben, den Kampf gegen alles Böse ihres Wesens aufgenommen zu haben, stürzen sich häufig gedankenlos in Versuchungen; ein Wunder wäre erforderlich, um sie aus diesen Anfechtungen unbefleckt zu befreien. Gebet und tiefes Nachdenken hätte sie geschützt und dazu geführt, die kritische und gefährliche Lage zu meiden, in die sie sich selbst gebracht haben, als sie sich Satan ergaben. Wir können die Verheißungen Gottes nicht vorschnell beanspruchen, während wir uns unbekümmert in Gefahr begeben, die Naturgesetze übertreten und Klugheit und Urteilsvermögen, die Gott uns verliehen hat, außer acht lassen. Das wäre offenkundigste Vermessenheit. Testimonies for the Church IV, 44.45 (1876). ------------------------Kapitel 79: Die Macht der Eßlust Sch1 379 1 Eine der stärksten Versuchungen, der der Mensch zu begegnen hat, betrifft die Eßlust. Zwischen Körper und Geist besteht eine geheimnisvolle und wunderbare Beziehung. Sie sind voneinander abhängig. Den Körper in einer gesunden Verfassung zu erhalten und seine Kräfte zu entfalten, damit der Organismus harmonisch arbeiten kann, sollte das Hauptanliegen unseres Lebens sein. Vernachlässigung des Körpers bedeutet auch Vernachlässigung des Geistes. Es dient nicht der Ehre Gottes, wenn seine Kinder einen schwächlichen Körper und verkümmerten Geist haben. Dem Geschmackssinn auf Kosten der Gesundheit zu frönen, ist lasterhafter Mißbrauch der Sinne. Wer sich in irgendwelche Unmäßigkeiten einläßt, sei es im Essen oder im Trinken, vergeudet seine körperlichen Kräfte und schwächt seine moralische Stärke. Er wird den Lohn verspüren, der der Übertretung der Naturgesetze folgt. Sch1 379 2 Der Heiland der Welt wußte, daß die Befriedigung der Eßlust körperliche Entkräftung nach sich zieht und die Empfindungsorgane derart abstumpft, daß heilige und ewige Dinge nicht erkannt werden können. Christus wußte die Welt hat sich der Völlerei ergeben und diese Schwäche verdirbt ihre sittlichen Kräfte. Wenn die Befriedigung der Eßlust so stark auf der Menschheit lastete, daß, um deren Macht zu brechen, von dem Sohn Gottes um des Menschen willen nahezu sechs Wochen zu fasten verlangt wurde, welch eine Aufgabe erwartet dann den Christen, um so zu überwinden, wie Christus überwand! Die Stärke der Versuchung, die unnatürliche Eßlust zu befriedigen, kann nur an der unaussprechlichen Qual Christi während jenes langen Fastens in der Wüste ermessen werden. Sch1 380 1 Christus wußte, daß er, um den Erlösungsplan erfolgreich voranzubringen, mit dem Rettungswerk für die Menschen gerade dort einsetzen mußte, wo deren Fall begann. Adam fiel durch die Befriedigung der Eßlust. Um dem Menschen seine Verpflichtung einzuprägen, Gottes Gesetz zu gehorchen, begann Christus sein Erlösungswerk mit der Umgestaltung der natürlichen menschlichen Lebensgewohnheiten. Die Befriedigung unnatürlicher Eßlust ist hauptsächlich für den Verfall der Reinheit und für die Entartung des Menschengeschlechts verantwortlich zu machen. Sch1 380 2 Alle, vor allem aber die Prediger der Wahrheit, tragen die ernste Verpflichtung, maßlose Eßgier zu überwinden. Ihre Brauchbarkeit wäre erheblich größer, wenn sie ihre Gelüste und Leidenschaften beherrschten. Auch ihre geistigen und sittlichen Kräfte wären weitaus stärker, wenn sie die körperliche mit geistiger Arbeit verbänden. Streng durchgeführte Mäßigkeit, verbunden mit geistiger und körperlicher Arbeit, erhöhte ihre Arbeitsfähigkeit und bewahrte ihre geistige Klarheit. Gingen sie diesen Weg, ihre Gedanken und Worte flössen freier dahin, ihre Gottesdienste wirkten lebendiger, und ihre Hörer zeigten sich nachhaltiger beeindruckt. Unmäßigkeit im Essen Sch1 380 3 Unmäßigkeit im Essen, selbst wenn es sich dabei um Nahrungsmittel handelt, die in ihrer Qualität unseren Vorstellungen entsprechen, wird einen zerstörenden Einfluß auf den Organismus ausüben und die feineren und reineren Gemütsbewegungen abstumpfen. Unbedingtes Maßhalten beim Essen und Trinken ist von äußerster Wichtigkeit für die Erhaltung der Gesundheit und für den ungestörten Ablauf aller körperlichen Funktionen. Maßvolle Lebensgewohnheiten in Verbindung mit geistiger und körperlicher Arbeit werden Körper und Geist frisch erhalten und den im Verwaltungsdienst und Predigtamt Beschäftigten, den Schriftleitern und allen anderen, die eine sitzende Tätigkeit haben, Kraft zur Ausdauer verleihen. Wir essen zuviel, obgleich wir uns als Volk zur Lebensreform bekennen. Befriedigung der Eßgelüste ist die Hauptursache für geistige und körperliche Schwächen. Die Energielosigkeit, die überall in Erscheinung tritt, hat hier ihren Ursprung. Sch1 381 1 Die Unmäßigkeit beginnt bereits mit dem Verzehren unzuträglicher Speisen. Die Verdauungsorgane werden durch fortgesetzten Genuß nach einiger Zeit geschwächt, und die aufgenommene Nahrung stillt nicht mehr den Hunger. Krankhafte Zustände treten auf, und wir verlangen immer heftiger nach anreizenderer Kost. Tee, Kaffee und Fleischspeisen wirken augenblicklich. Unter dem Einfluß der Giftstoffe dieser Nahrungsmittel ist das Nervensystem angeregt, und in manchen Fällen scheinen der Verstand gekräftigt und die Vorstellungskraft lebendiger zu sein. Weil diese Reizmittel für einen Augenblick ein angenehmes Gefühl hervorrufen, folgern manche, daß sie diese Mittel tatsächlich benötigen; und sie verwenden sie weiterhin. Die Rückwirkung bleibt jedoch niemals aus. Das übermäßig erregte Nervensystem hat sich aus den Kraftreserven der Zukunft genügend Stärke für den augenblicklichen Bedarf entlehnt. Doch dieser ganzen vorübergehenden Belebung des Organismus folgt körperliche Ermattung. In dem gleichen Maße wie diese Reizmittel den Organismus vorübergehend beleben, läßt die Kraft der erregten Organe mit der abklingenden Wirkung des Reizmittels nach. Das Verlangen nach einem etwas stärkeren Reizmittel, das hilft, uns aufrechtzuerhalten und das dabei empfundene angenehme Gefühl zu steigern, wird so lange genährt, bis wir gewöhnt sind, es zu befriedigen. Schließlich wird unser Verlangen nach Tabak und alkoholischen Getränken immer maßloser. Je mehr man dem Begehren nachgibt, desto öfter tritt es auf und desto schwieriger wird es, sein Verlangen zu beherrschen. Je anfälliger der Organismus wird und je weniger er ohne künstlichen Anreiz auskommen kann, desto stärker wird das Verlangen nach diesen Dingen, bis der Wille überwältigt ist und es scheinbar keine Möglichkeit mehr gibt, dem unnatürlichen Verlangen nach diesen Genüssen zu entsagen. Das einzig richtige Verhalten Sch1 381 2 Das einzig richtige Verhalten besteht darin, Kaffee, Tee, Wein, Tabak, Rauschgifte und alkoholische Getränke weder anzurühren noch zu kosten noch sich sonst irgendwie damit zu beschäftigen. Die Menschen unserer Zeit bedürfen doppelt so notwendig wie die Menschen vor etlichen Jahrzehnten der durch Gottes Gnade gestärkten Willenskraft, um sich den Versuchungen Satans zu widersetzen und der geringsten Befriedigung einer unnatürlichen Eßlust zu widerstehen. Aber das heutige Geschlecht hat weniger Kraft zur Selbstbeherrschung als die Geschlechter zuvor. Wer sein Verlangen nach diesen Reizmitteln befriedigt hat, überträgt seine entarteten Eßgelüste und Begierden auf seine Kinder. Um sich der Unmäßigkeit in allen ihren Erscheinungsformen zu widersetzen, sind dann noch größere moralische Kräfte erforderlich. Der einzig und allein zuverlässige Weg ist sich unbedingter Mäßigkeit zu befleißigen und sich nicht auf den Pfad der Gefahr zu wagen. Sch1 382 1 Christus ertrug jenes lange Fasten in der Wüste in der Absicht, uns zu lehren, wie notwendig Selbstverleugnung und Mäßigkeit sind. Diese Aufgabe sollten wir an unseren Tischen beginnen und sie peinlichst auf alle Lebensbereiche ausdehnen. Der Heiland der Welt kam vom Himmel, um dem Menschen in seiner Schwachheit zu helfen, damit dieser in der Kraft, die Jesus ihm brachte, stark werde, um Eßlust und Begierden zu überwinden und in jeder Hinsicht als Sieger dazustehen. Sch1 382 2 Viele Eltern beeinflussen die Neigungen ihrer Kinder und formen deren Verlangen. Sie erlauben ihnen, Fleischspeisen zu essen und Tee und Kaffee zu trinken. Stark gewürzte Fleischspeisen, Tee und Kaffee, zu deren Genuß manche Mütter ihre Kinder ermuntern, führen diese dazu, noch stärkere Reizmittel zu verlangen, wie z.B. Tabak. Der Genuß von Tabak wiederum regt das Verlangen nach alkoholischen Getränken an, und der Genuß beider Reizmittel verringert stetig die Nervenkraft. Sch1 382 3 Wenn das sittliche Feingefühl der Christen sie in allen Dingen zur Mäßigkeit anhielte könnten sie durch ihr Beispiel bei Tisch den Menschen helfen die sich nicht beherrschen können und fast zu ohnmächtig sind, ihrer heftigen Eßlust zu widerstehen. Wenn wir uns vorstellten, daß die Gewohnheiten, die wir in diesem Leben annehmen, unsere ewigen Belange beeinflussen, ja daß unser ewiges Geschick von einem streng durchgeführten maßvollen Lebenswandel abhängig ist, achteten wir auf unbedingte Mäßigkeit im Essen und Trinken. Durch unser Beispiel und durch persönliches Bemühen können wir zur Rettung vieler Seelen von der Verderbnis der Unmäßigkeit, des Verbrechens und endlich des Todes beitragen. Unsere Schwestern können wesentlich an dem großen Heilswerk für andere Menschen teilhaben, indem sie nur gesunde, nahrhafte Kost auf den Tisch bringen. Sie sollten ihre kostbare Zeit dazu benutzen, den Geschmack und den Appetit ihrer Kinder zu formen. Ihre Aufgabe ist es, sie an Mäßigkeit in allen Dingen zu gewöhnen und Selbstverleugnung und Wohltun zum Besten anderer zu unterstützen. Sch1 383 1 Ungeachtet des Beispiels, das Christus in der Wüste der Versuchung gab, indem er der Eßlust entsagte und ihre Macht überwand, bereiten viele christliche Mütter durch ihr Beispiel und die Erziehung, die sie ihren Kindern geben, den Weg, daß ihre Kinder Fresser und Weinsäufer werden. Oft erlauben Eltern ihren Kindern zu essen, was und wann sie wollen, ohne dabei zu überlegen, ob das der Gesundheit zuträglich ist. Es gibt viele Kinder, die von klein auf zu regelrechten Schlemmern erzogen werden. Durch die Befriedigung der Eßlust bekommen sie in frühem Alter Verdauungsstörungen. Mit dem Wachstum und mit zunehmender Kraft der Kinder wachsen und erstarken auch Genußsucht und Unmäßigkeit im Essen. Geistige und körperliche Frische werden durch die Nachsicht der Eltern aufs Spiel gesetzt. Eine Vorliebe für gewisse Speisen bildet sich heraus, von denen sie keinen Nutzen, sondern nur Schaden haben. Im gleichen Verhältnis, wie der Organismus belastet wird, wird die körperliche Verfassung geschwächt. Der Nutzen körperlicher Betätigung Sch1 383 2 Prediger, Lehrer und Schüler sollten vernünftiger werden hinsichtlich der Notwendigkeit körperlicher Betätigung im Freien. Sie vernachlässigen diese Aufgabe, die für die Erhaltung der Gesundheit von höchster Bedeutung ist. Sie studieren in ihren Büchern und essen, was einem arbeitenden Menschen zusteht. Durch solche Lebensgewohnheiten werden manche sehr beleibt, weil der Organismus überladen ist. Andere wieder magern ab, werden schwächlich und kränklich, weil sich ihre Lebenskräfte beim Verwerten jener übermäßigen Nahrungsmengen erschöpfen. Die Leber wird überlastet und damit unfähig, die Unreinheiten im Blute auszuscheiden. Krankheit ist die Folge. Durch die Verbindung körperlicher und geistiger Arbeit wird der Blutkreislauf beschleunigt, die Herztätigkeit intensiviert und die Ausscheidung unreiner Stoffe bewirkt. In jedem Teil des Körpers regt sich neues Leben und neue Kraft. Sch1 384 1 Da die Prediger, Lehrer und Schüler sich ständig geistig sehr rege verhalten, aber körperlich untätig sind, werden ihre Verstandeskräfte überbeansprucht, während die Muskulatur bewegungslos bleibt. Die ganze Arbeitslast ruht auf den Verstandesorganen, die dadurch übermäßig angestrengt und geschwächt werden, während andererseits die Muskeln ihre Spannkraft einbüßen, weil sie untätig bleiben. Man will seine Muskeln nicht beschäftigen, weil dies zu ermüden scheint. Prediger sollen Vorbilder sein Sch1 384 2 Christi Prediger, die seine Stellvertreter sein wollen, sollten seinem Beispiel folgen und mehr als andere unbedingte Mäßigkeit an den Tag legen. Ihre Aufgabe ist es, durch ihr Leben der Entsagung, Selbstaufopferung und tätigen Nächstenliebe dem Volk das beispielhafte Leben Christi vor Augen zu führen. Christus überwand die Eßlust um des Menschen willen. An Christi Statt sollen nun die Prediger anderen Vorbild sein, das der Nachahmung wert ist. Wer nicht empfindet, wie notwendig es ist, für die Überwindung der Eßgier zu kämpfen, der wird verfehlen, köstliche Siege zu erringen, die er hätte erringen können; doch er wird ein Knecht der Eßlust und Begierde, die den Kelch der Bosheit derer füllen, die auf Erden wohnen. Sch1 384 3 Männer, die mit der Verkündigung der letzten Warnungsbotschaft an die Welt beauftragt sind, einer Botschaft, die dazu angetan ist, Menschenschicksale zu entscheiden, diese Beauftragten sollten in ihrem eigenen Leben die Wahrheiten, die sie anderen Menschen predigen, in ihrer praktischen Auswirkung erkennen lassen. Im Essen und Trinken, im Verhalten und in Gesprächen sollten sie beispielhaft sein. Schwelgerei, Befriedigung niederer Triebe und abscheuliche Sünden werden von vielen vorgeblichen Stellvertretern Christi in der ganzen Welt unter dem Deckmantel der Heiligkeit verborgen. Darunter befinden sich Männer von ausgezeichneter natürlicher Begabung, die nicht die Hälfte von dem leisten, was sie leisten könnten, wenn sie in allen Dingen maßvoll wären. Die Befriedigung ihrer Eßgier und ihrer Triebe trübt den Verstand, vermindert ihre Körperkraft und schwächt ihre moralische Stärke. Ihre Gedanken werden unklar. Ihre Worte wirken kraftlos, sie sind nicht vom Geist Gottes belebt und erreichen deshalb nicht die Herzen der Hörer. Sch1 385 1 Weil unsere Ureltern Eden durch die Befriedigung ihrer Eßlust verloren haben, besteht unsere einzige Hoffnung, Eden zurückzugewinnen, in einer entschiedenen Absage an alle Eßlust und Begierden. Mäßigkeit in der Ernährung und Beherrschung aller Leidenschaften erhalten den Verstand, verleihen geistige und sittliche Spannkraft und befähigen die Menschen, all ihre natürlichen Neigungen der Leitung höherer Mächte anzuvertrauen und zwischen Recht und Unrecht und zwischen geistlich und weltlich zu unterscheiden. Alle, die das von Christus dargebrachte Opfer recht begreifen, werden freudig dem Ich entsagen und mit Christus an dessen Leiden teilhaben wollen. Christus verließ seine himmlische Heimat und kam in diese Welt, um dem Menschen durch sein Leben zu zeigen, wie man der Versuchung widersteht. Geleitet von einem erleuchteten Gewissen Sch1 385 2 Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Wer so überwindet, wie Christus überwand, muß ständig gegen die Versuchungen Satans auf der Hut sein. Eßlust und Leidenschaften sollten eingedämmt und von einem erleuchteten Gewissen beherrscht werden, damit ein klares Denkvermögen und eine ungeschwächte Aufnahmefähigkeit erhalten bleiben, so daß Satans Wirken und seine Schlingen nicht als Gottes Fügung gedeutet werden können. Viele ersehnen den endgültigen Lohn und Sieg, die den Überwindern zuteil werden sollen. Doch sie sind nicht bereit, wie ihr Erlöser zu entbehren, sich zu mühen und selbst zu verleugnen. Nur durch Gehorsam und unaufhörliche Anstrengungen können wir so überwinden, wie Christus überwand. Sch1 385 3 Die beherrschende Macht der Eßlust wird den Untergang Tausender herbeiführen. Wären sie jedoch auf diesem Gebiet erfolgreich geblieben, hätten sie die sittliche Kraft erhalten, um den Sieg über jede andere Versuchung Satans davonzutragen. Wer jedoch Sklave seiner Eßgier ist, wird keinen christlichen Charakter entfalten können. Die fortwährende, fast sechstausend Jahre währende Übertretung der Gesetze Gottes brachte Krankheit, Schmerz und Tod mit sich. Je mehr wir uns dem Abschluß der Zeit nähern, desto mächtiger werden Satans Versuchungen werden, uns zur Eßlust zu verführen. Dementsprechend wird es auch immer schwieriger, sie zu überwinden. Sch1 386 1 Beginnt zu Hause! -- Das Werk der Mäßigkeit muß in unseren Familien bei Tisch beginnen. Mütter haben eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, um durch richtige Zucht und Erziehung einmal Menschen in die Welt hinauszuschicken, die in der Lage sind, fast jede Stellung zu bekleiden und die auch die Pflichten des häuslichen Lebens zu ehren wissen und sich ihrer erfreuen. Sch1 386 2 Die Aufgabe der Mutter ist sehr bedeutend und eine heilige Verpflichtung. Sie sollte ihre Kinder von klein auf anhalten, sich an Selbstverleugnung und Selbstbeherrschung zu gewöhnen. Widmen die Kinder ihre Zeit meistens den Torheiten unserer entarteten Epoche und nehmen Kleiderfragen und Gesellschaften ihre kostbare Zeit in Anspruch, dann fehlt den Kindern jene Erziehung, die unentbehrlich ist, um echte Charaktere zu entfalten. Die Sorge der christlichen Mutter richte sich nicht nur auf das Äußere, sondern sie beachte auch die Gesundheit und die guten Sitten ihrer Kinder. Sch1 386 3 Viele Mütter, die die überall auftretende Unmäßigkeit beklagen, blicken nicht tief genug, um deren Ursache zu erkennen. Täglich bringen sie die verschiedensten Gerichte und scharf gewürzten Speisen auf den Tisch, die den Appetit anregen und zu übermäßigem Essen einladen. Die Mahlzeiten des amerikanischen Volkes sind im allgemeinen so zubereitet, daß sie regelrechte Trunkenbolde erziehen. Bei sehr vielen Menschen steht das Essen an erster Stelle. Wer immer seiner Eßgier frönt, indem er zu oft ißt und ihm unzuträgliche Speisen zu sich nimmt, schwächt seine Widerstandskraft gegenüber der Eßlust und anderen Leidenschaften im gleichen Maße, wie er die Neigung zu seinen falschen Speisegewohnheiten gestärkt hat. Den Müttern muß ihre Verpflichtung gegenüber Gott und der Welt eingeprägt werden, nur charakterlich gut entwickelte Kinder in die menschliche Gesellschaft zu entlassen. Männer und Frauen, die mit festen Grundsätzen in das Leben hinaustreten, werden in der Lage sein, inmitten der sittlichen Verwahrlosung dieses verderbten Zeitalters ihre Reinheit zu bewahren. Testimonies for the Church III, 562 (1875). Sch1 387 1 Sorgfältigst sollte man darauf achten, weder Reizmittel noch Rauschgifte zu verwenden, da ein gesunder Geisteszustand von der vorbildlichen Verfassung der Lebenskräfte abhängig ist. Sch1 387 2 Tabak ist ein langsam wirkendes, heimtückisches Gift. Der Organismus ist schwerer von den Wirkungen des Tabaks zu befreien als von denen des Alkohols. Wieviel Kraft kann der Tabakliebhaber einsetzen, um die fortschreitende Unmäßigkeit aufzuhalten? In unserer Welt muß sich, was den Tabakgenuß betrifft, eine völlig andersgeartete, umwälzende Auffassung durchsetzen, bevor die Axt schließlich dem Baum an die Wurzel gelegt wird. Wir rücken der Sache noch etwas näher. Kaffee und Tee fördern die Eßlust, die sich auch auf stärkere Reizmittel, wie Tabak und alkoholische Getränke, ausdehnt. Wir kommen nun unserem Hause, unseren täglichen Mahlzeiten, den gedeckten Tischen in christlichen Häusern noch näher. Sind wir in allen Dingen maßvoll? Werden die reformerischen Grundsätze durchgeführt, die für Glück und Gesundheit so bedeutsam sind? Sch1 387 3 Jeder wahre Christ wird seine Eßlust und seine Leidenschaften beherrschen. Nur wenn er von der Eßlust frei und ungebunden ist, kann er ein wahrer, gehorsamer Diener Christi sein. Die Befriedigung der Eßlust und der animalischen Triebe beraubt die Wahrheit ihrer Wirkung auf das Herz. Es ist für den Heiligen Geist und für die Kraft der Wahrheit unmöglich, einen Menschen an Leib, Seele und Geist zu heiligen, wenn dieser der Eßlust und anderen niederen Leidenschaften frönt. Testimonies for the Church III, 569.570 (1875). Sch1 387 4 Jeder sollte seine Sinne behüten, damit Satan sie nicht überwinden kann; denn sie sind die Zugänge zur Seele. Testimonies for the Church III, 507 (1875). Sch1 387 5 Als Volk geben wir vor, Lebensreformer zu sein, Lichtträger in der Welt und treue Wächter für Gott, die jeden Zugang bewachen, den Satan benutzen könnte, um mit seinen zahlreichen Versuchungen einzudringen und die Eßlust irrezuleiten. Unser Beispiel und unser Einfluß müssen Hauptstütze der Reformbestrebungen sein. Wir müssen uns jeglicher Gewohnheiten enthalten, die dazu führen, das Gewissen abzustumpfen oder die Versuchung zu fördern. Wir dürfen keine Tür öffnen, die Satan Zutritt zum Inneren des zum Bilde Gottes geschaffenen menschlichen Wesens gewährt. Wenn jeder aufmerksam und gewissenhaft die kleinen ersten Zugeständnisse, den sogenannten harmlosen Wein und gegorenen Apfelsaft mäßig zu trinken, bekämpfte, wäre der Weg zur Trunkenheit versperrt. Was jedes Gemeinwesen braucht, ist die feste Absicht und der Wille, diese Getränke nicht anzurühren, nicht zu kosten und sich mit ihnen nicht zu beschäftigen. Dann werden auch die Mäßigkeitsbestrebungen kraftvoll, bleibend und durchgreifend sein. Testimonies for the Church V, 360 (1885). ------------------------Kapitel 80: Die Schule der Prüfungen Sch1 388 1 "Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen; er wird die Kinder Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Speisopfer bringen in Gerechtigkeit, und wird dem Herrn wohl gefallen das Speisopfer Juda's und Jerusalems wie vormals und vor langen Jahren." Maleachi 3,3.4. Dies ist der Reinigungs- und Läuterungsprozeß, den der Herr Zebaoth vornimmt. Dieser Prozeß stellt die Seele auf eine äußerst schwere Probe, aber nur durch dieses Verfahren können die erbärmlichen und besudelnden Unreinheiten entfernt werden. Unsere Prüfungen sind notwendig. Sie bringen uns unserem himmlischen Vater näher und lassen uns seinem Willen gehorchen, damit wir dem Herrn Speisopfer in Gerechtigkeit bringen mögen. Sch1 388 2 Jeder, dessen Name hier erwähnt ist1, hat von Gott Fähigkeiten und Gaben erhalten, die er nutzbringend anwenden soll. Jeder von euch braucht neue und lebendige Erfahrungen im geistlichen Leben, um den Willen Gottes zu tun. Alle früheren Erfahrungen reichen für die Gegenwart nicht aus; sie stärken uns auch nicht, um die Schwierigkeiten auf unserem Wege zu überwinden. Um zu siegen, müssen wir täglich neue Gnade und frische Kraft empfangen. Sch1 389 1 Wir geraten in jeder Hinsicht selten zweimal in die gleiche Situation. Abraham, Mose, Elia, Daniel und viele andere wurden schwer geprüft, aber nicht in der gleichen Art und Weise. Jeder einzelne hat seine persönlichen Prüfungen und Anfechtungen im Spiel des Lebens. Doch die gleichen Prüfungen kommen selten zweimal vor. Um eine bestimmte Arbeit auszuführen, hat jeder eigene Erfahrungen, die in ihrem Wesen und ihrer Sachlage nach nur ihm eigentümlich sind. Gott verfolgt in dem Leben eines jeden von uns ein Ziel, eine bestimmte Absicht. Jede Handlung, mag sie auch unbedeutend sein, hat ihren Platz in unserer Lebenserfahrung. Wir bedürfen des unaufhörlichen Lichtes und der beständigen Erfahrung, die von Gott herkommen. Wir alle brauchen das. Und Gott ist mehr als bereit, sie uns zu geben, wenn wir sie nur annehmen. Er hat die Fenster des Himmels für unsere Gebete geöffnet; doch euch genügt es, ohne die göttliche Hilfe, deren ihr so dringend bedürft, weiterzumachen. Sch1 389 2 Wie wenig wißt ihr von der Auswirkung eurer täglichen Handlungen auf das Lebensschicksal anderer Menschen. Ihr denkt vielleicht, eure Worte und Taten seien nicht so wichtig. Dabei entspringen euren Worten und Taten die bedeutsamsten Folgen zum Guten und Bösen. Die Worte und Taten, die als gering und unbedeutend angesehen werden, sind Glieder in der langen Kette menschlichen Geschehens. Ihr habt nicht gespürt, wie nötig es ist, daß sich der Wille Gottes in allen Handlungen unseres täglichen Lebens bekunde. Das Verlangen unserer Ureltern nach einer einzigen Erfüllung ihrer Eßlust öffnete die Schleusen des Unglücks und der Sünde über die Welt. Meine lieben Schwestern, wenn ihr doch fühltet, daß jeder Schritt, den ihr tut, einen bleibenden und beherrschenden Einfluß nicht nur auf euer Leben, sondern auch auf den Charakter anderer haben mag. Ach, wie sehr bedürfen wir dann der Gemeinschaft mit Gott! Wie sehr benötigen wir die göttliche Gnade, die jeden Schritt lenkt und uns kundtut, wie christliche Charaktere entwickelt werden! Eine zunehmende Erfahrung Sch1 390 1 Christen müssen neue Erlebnisse und neue Prüfungen durchlaufen, in denen die Erfahrungen der Vergangenheit nicht mehr ausreichen. Größer als zu irgendeiner anderen Zeit unseres Lebens ist jetzt das Bedürfnis, von unserem göttlichen Lehrer zu lernen. Je mehr Erfahrung wir gewinnen, desto näher rücken wir dem reinen Licht des Himmels und um so mehr werden wir an uns selbst das erkennen, was der Umgestaltung bedarf. Wir alle könnten ein gutes Werk zum Segen anderer Menschen vollbringen, wenn wir Gottes Rat suchten und ihn gehorsam und aufrichtig befolgten. Der Pfad des Gerechten führt allmählich, von Stufe zu Stufe, aufwärts von Kraft zu Kraft, von Gnade zu Gnade, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Die göttliche Erleuchtung wird immer mehr zunehmen. Sie wird uns entsprechend unserem geistlichen Aufstieg befähigen, den vor uns liegenden Verpflichtungen und Anforderungen zu begegnen. Sch1 390 2 Solange euch Schwierigkeiten bedrängen, solange Verzweiflung und finsterer Unglaube eure Gedanken beherrschen und Selbstsucht euer Handeln bestimmt, fühlt ihr nicht euer Verlangen nach Gott und nach einer tiefen und gründlichen Erkenntnis seines Willens. Ihr kennt nicht den Willen Gottes. Ihr könnt ihn auch nicht kennen, solange ihr eigennützig dahinlebt. Ihr verlaßt euch auf eure guten Einfälle und Beschlüsse, doch die Hauptsumme des Lebens setzt sich aus gefaßten aber nicht durchgeführten Entschlüssen zusammen. Eurem Ich abzusterben, euch nicht daran festzurklammern und euch Gott auszuliefern, das sei eure vornehmste Aufgabe. Sch1 390 3 Ich würde euch gern erfreuen, wenn ich könnte. Ich würde gern eure guten Eigenschaften, Absichten und Taten loben, aber Gott zeigte mir diese nicht. Er zeigte mir die Hindernisse, die euch im Weg stehen, um den vortrefflichen, erhabenen Charakter echter Frömmigkeit zu erreichen. Diesen Charakter braucht ihr, um den himmlischen Frieden und die unvergängliche Herrlichkeit nicht einzubüßen, die Gott euch zugedacht hat. Schaut von euch selbst weg auf Jesus. Er "wirket alles in allen". Durch das Blut des gekreuzigten und auferstandenen Erlösers werden wir von der geringsten bis zu der mächtigsten Sünde gereinigt. Überlaßt Gott als einem getreuen Schöpfer in zuversichtlichem Glauben die Obhut eurer Seele. Fürchtet euch nicht immerzu, und denkt nicht, Gott wolle euch aufgeben. Er wird euch niemals verlassen, es sei denn, ihr trennt euch von ihm. Christus wird einkehren und in euch wohnen, wenn ihr ihm die Tür eures Herzens öffnet. Zwischen euch, dem Vater und dem Sohn wird vollkommene Harmonie herrschen, sobald ihr dem Ich absterbt und dem Willen Gottes lebt. Sch1 391 1 Wie wenige sind sich bewußt, daß sie Lieblingsgötzen und Lieblingssünden dienen! Gott sieht diese Sünden, von denen ihr vielleicht betört seid; er nimmt sein Messer, um tief hineinzuschlagen und diese Lieblingssünden von euch abzutrennen. Ihr wollt euch alle das Läuterungsverfahren selbst aussuchen. Wie schwer fällt es euch, eurem Ich zu entsagen? Doch wenn wir völlig Gott vertrauen, der unsere Schwäche und Sündhaftigkeit kennt, wählt er den allerbesten Weg, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Sch1 391 2 Henoch führte ein göttliches Leben. Er war standhaft im Streit und besaß einen einfältigen Glauben. Ihr alle könnt ebenso handeln. Ihr könnt von Grund auf bekehrt und verändert sein, wirkliche Kinder Gottes, die sich nicht nur der Erkenntnis seines Willens erfreuen, sondern die auch durch ihr Beispiel andere Menschen auf den gleichen Pfad demütiger Folgsamkeit und Hingabe führen. Echte Frömmigkeit breitet sich aus und ist mitteilsam. Der Psalmist sagt: "Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen; von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich; ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeinde." Psalm 40,11. Wo immer die Liebe Gottes vorhanden ist, drängt es uns auch, sie zum Ausdruck zu bringen. Sch1 391 3 Gott helfe euch allen, ernsthaft nach dem ewigen Leben zu trachten und andere Menschen den Weg der Heiligung zu führen. ------------------------Kapitel 81: "Ich kann nicht hinabkommen ..." Sch1 391 4 Nehemia sprach: "Ich habe ein großes Geschäft auszurichten, ich kann nicht hinabkommen; es möchte das Werk nachbleiben, wo ich die Hand abtäte und zu euch hinabzöge." Nehemia 6,3. Sch1 391 5 Am 3. Januar 18751 wurde mir im Gesicht gezeigt, daß Gottes Volk nicht einen Augenblick nachlassen sollte, vorsichtig und wachsam zu sein. Satan ist auf unserer Spur. Er ist entschlossen das Volk, das Gottes Gebote hält, mit seinen Versuchungen zu überwinden. Wenn wir ihm keinen Raum geben, sondern standhaft im Glauben seinen Anschlägen widerstehen, werden wir die Kraft besitzen, von aller Ungerechtigkeit abzutreten. Diejenigen, die Gottes Gebote halten, werden im Lande eine Macht sein, wenn sie entsprechend ihrer Erkenntnis und der ihnen entgegengebrachten Gnade leben. Sie können beispielhaft sein für eine echte Frömmigkeit, heilig im Herzen und im Wandel. Wir dürfen nicht bequem werden, weil sonst die Gefahr besteht, daß wir weder beten noch wachen. Je mehr wir der Zeit der Offenbarung Christi in den Wolken des Himmels näher rücken, um so mächtiger brechen Satans Versuchungen über die Menschen herein, die Gottes Gebote halten; denn er weiß, daß er wenig Zeit hat. Sch1 392 1 Das Werk Satans wird durch Mittelspersonen vorangetragen. Prediger, die das Gesetz Gottes verabscheuen, werden jedes Mittel anwenden, um Menschen von ihrer Treue zu Gott abzubringen. Unsere erbittertsten Feinde werden sich unter den Ersten-Tags-Adventisten finden. Ihre Herzen sind völlig entschlossen, gegen die zu streiten, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus. Diese Gruppe glaubt, es sei eine Tugend, gegen uns in erbittertstem Haß zu reden, zu schreiben und zu handeln. Wir brauchen nicht zu erwarten, daß sie aufrichtig und gerecht handeln werden. In vielen von ihnen ist von Satan eine geradezu krankhafte Wut erregt gegen diejenigen, die die Gebote Gottes halten. Man wird uns verleumden und unseren Glauben falsch darstellen, man wird unsere Beweggründe und Handlungen falsch beurteilen und unseren Charakter angreifen. Auf diese Weise wird der Zorn des Drachens offenbar werden. Ich sah aber, daß wir nicht die geringste Ursache haben, entmutigt zu sein. Unsere Stärke liegt in Jesus, unserem Fürsprecher. Wenn wir demütig Gott vertrauen und seine Verheißungen festhalten, wird er uns Gnade und himmlische Weisheit schenken, damit wir allen Tücken Satans widerstehen und aus ihnen als Sieger hervorgehen können. Sch1 393 1 Kürzlich sah ich in einem Gesicht, daß es weder unseren Einfluß mehrt noch uns Gottes Wohlgefallen einträgt, wenn wir Gleiches mit Gleichem vergelten oder von der Höhe unseres großen Werkes auf das Niveau unserer Gegner herabsteigen, um ihren Beschimpfungen zu begegnen. Es gibt da Menschen, die sich der verschiedensten Täuschungsmanöver bedienen und zu groben Unwahrheiten ihre Zuflucht nehmen, um ihr Ziel zu erreichen und Seelen zu verführen. Sie beschimpfen das Gesetz Gottes und diejenigen, die dem Gesetz gern gehorchen. Sie sagen immer und immer wieder die ungereimtesten und niederträchtigsten Unwahrheiten, bis sie selbst glauben, daß sie wahr seien. Das ist die geschickteste Methode, die sie gegen das Sabbatgebot anwenden. Wir sollten uns weder von unseren Gefühlen beherrschen noch von der Verkündigung der Warnungsbotschaft an die Welt ablenken lassen. Das Beispiel Nehemias Sch1 393 2 Nehemias Lage wurde mir vor Augen geführt. Er war mit dem Aufbau der Mauern Jerusalems beschäftigt. Die Feinde Gottes aber waren entschlossen, daß die Mauern nicht gebaut werden sollten. "Da aber Saneballat und Tobia und die Araber und Ammoniter und Asdoditer hörten, daß die Mauern zu Jerusalem zugemacht wurden und daß sie die Lücken angefangen hatten zu verschließen, wurden sie sehr zornig und machten allesamt einen Bund zuhaufen, daß sie kämen und stritten wider Jerusalem und richteten darin Verwirrung an." Nehemia 4,1.2. Sch1 394 1 In diesem Fall einte der Geist des Hasses und des Widerstandes gegen die Hebräer die verschiedenen Völker und schuf ein wechselseitiges Einverständnis unter ihnen, die sich sonst vielleicht untereinander bekämpft hätten. Diese Tatsache veranschaulicht deutlich, was wir heutzutage in der bestehenden Vereinigung von Menschen verschiedener Gemeinschaften erleben, die sich der gegenwärtigen Wahrheit widersetzen. Es sind Menschen, deren einzige Gemeinschaft darin zu bestehen scheint, daß sie satanischen Wesens sind und die Übrigen, die Gottes Gebote halten, mit Bitterkeit und Haß verfolgen. Das kann besonders bei den Adventisten beobachtet werden, die den ersten Tag, keinen Tag oder alle Tage gleich halten; sie scheinen dafür berüchtigt zu sein, einander zu hassen und zu verleumden und, sobald ihnen diese Bemühungen Zeit lassen, die Lehren der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten falsch darzustellen, ihre Gläubigen zu verunglimpfen und in jeder Hinsicht zu schmähen. Sch1 394 2 "Wir aber beteten zu unserm Gott und stellten Hut gegen sie Tag und Nacht vor ihnen." Nehemia 4,3. Wir befinden uns in ständiger Gefahr, selbstzufrieden zu werden, uns auf die eigene Weisheit zu verlassen und nicht auf Gottes Stärke zu bauen. Nichts verwirrt Satan so sehr, als unser Wissen um seine Anschläge. Wenn uns unsere gefährliche Lage zum Bewußtsein kommt, sollten wir wie Nehemia fühlen, wie notwendig es ist, zu beten. Dann werden wir, gleich ihm, jenen zuverlässigen Schutz erhalten, der uns in Gefahren Sicherheit geben wird. Wenn wir aber sorglos und gleichgültig sind, werden wir bestimmt von Satans Anschlägen überwunden werden. Wir müssen wachsam sein. Auch wenn wir wie Nehemia unsere Zuflucht zum Gebet nehmen und unsere Schwierigkeiten und Sorgen vor Gott ausbreiten, sollten wir nicht annehmen, daß wir damit bereits alles getan hätten. Wir sollen wachen und beten! Es gilt, die Arbeit unserer Gegner aufmerksam zu verfolgen, damit diese keine Menschen verführen können. In der Weisheit Christi sollten wir uns bemühen, ihre Absichten zu vereiteln, und gleichzeitig darauf achten, daß sie uns nicht von der uns übertragenen großen Aufgabe abhalten. Die Wahrheit ist stärker als der Irrtum. Die Gerechtigkeit wird in jedem Falle über das Unrecht triumphieren. Widerstand ist zu erwarten Sch1 395 1 Gottes Volk bemüht sich, die Lücke zu verzäunen, die in Gottes Gesetz gerissen wurde. "Und soll durch dich gebaut werden, was lange wüst gelegen ist; und wirst Grund legen, der für und für bleibe; und sollst heißen: Der die Lücken verzäunt und die Wege bessert, daß man da wohnen möge. So du deinen Fuß von dem Sabbat kehrst, daß du nicht tust, was dir gefällt an meinem heiligen Tage, und den Sabbat eine Lust heißest und den Tag, der dem Herrn heilig ist, ehrest, so du ihn also ehrest, daß du nicht tust deine Wege, noch darin erfunden werde, was dir gefällt, oder leeres Geschwätz; alsdann wirst du Lust haben am Herrn, und ich will dich über die Höhen auf Erden schweben lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des Herrn Mund sagt's." Jesaja 58,12-14. Sch1 395 2 Dies stört die Feinde unseres Glaubens, die jedes Mittel anwenden, um uns in unserer Arbeit zu behindern. Und dennoch geht es mit der niedergebrochenen Mauer beständig aufwärts. Die Welt wird gewarnt, und viele Menschen hören auf, den Sabbat des Herrn mit Füßen zu treten. Gottes Segen ist mit diesem Werk, und kein Mensch kann es aufhalten. Engel Gottes wirken gemeinsam mit den treuen Dienern Gottes, und das Werk geht stetig voran. Ebenso wie die Erbauer der Mauern Jerusalems werden auch wir auf die verschiedenartigste Gegnerschaft stoßen. Aber wenn wir wachen, beten und arbeiten wie sie, wird Gott für uns kämpfen und uns herrliche Siege schenken. Sch1 395 3 Nehemia hing, wie dem Hiskia nachgerühmt wird, "dem Herrn an und wich nicht von ihm ab und hielt seine Gebote, die der Herr dem Mose geboten hatte. Und der Herr war mit ihm". 2.Könige 18,6.7. Wiederholt suchten Boten um eine Zusammenkunft mit Nehemia nach. Er lehnte es jedoch ab, mit ihnen zusammenzutreffen. Dreiste Drohungen verrieten deren frevelhafte Absichten. Boten wurden gesandt, um mit dem Volk zu sprechen, das beim Bauen beschäftigt war. Sie machten ihnen schmeichelhafte Hoffnungen und versprachen den Bauenden Aufhebung der Beschränkungen und vorteilhafte Sonderrechte, wenn sie sich mit ihren Interessen ihnen anschlössen und mit Bauen aufhörten. Sch1 395 4 Aber den Juden wurde befohlen, sich in keinen Streit mit ihren Feinden einzulassen und ihnen kein Wort zu antworten, damit diese keinen Vorteil aus ihren Worten ziehen könnten. So nahmen diese ihre Zuflucht zu Spott und Drohungen. Sie sprachen: "Laß sie nur bauen; wenn Füchse hinaufzögen, die zerrissen wohl ihre steinerne Mauer." Nehemia 3,35. Saneballat ward "zornig und sehr entrüstet und spottete der Juden". Nehemia 3,33. Nehemia aber betete: "Höre, unser Gott, wie verachtet sind wir! Kehre ihren Hohn auf ihren Kopf." Nehemia 3,36. Sch1 396 1 "Ich aber sandte Boten zu ihnen und ließ ihnen sagen: Ich habe ein großes Geschäft auszurichten, ich kann nicht hinabkommen; es möchte das Werk nachbleiben, wo ich die Hand abtäte und zu euch hinabzöge. Sie sandten aber viermal zu mir auf die Weise, und ich antwortete ihnen auf diese Weise. Da sandte Saneballat zum fünftenmal zu mir seinen Diener mit einem offenen Brief in seiner Hand." Nehemia 6,3-5. Sch1 396 2 Uns wird die heftigste Gegnerschaft von den Adventisten her begegnen, die sich gegen Gottes Gesetz stellen. Aber wie die Erbauer Jerusalems sollten auch wir uns von unserer Arbeit nicht ablenken und abhalten lassen; weder durch Gerüchte oder Boten, die Auseinandersetzungen oder Streit suchen, noch durch Einschüchterungen und Veröffentlichung von Unwahrheiten oder irgendwelchen von Satan angestifteten Anschlägen. Unsere Antwort sollte lauten: Wir haben eine große Aufgabe zu erfüllen; wir können nicht hinabkommen. Die Frage, wie wir uns verhalten sollen, um die Ehre des Werkes Gottes zu bewahren und seine Wahrheit zu verteidigen, wird uns allerdings manchmal beunruhigen. Gottvertrauen Sch1 396 3 Das Verhalten Nehemias gegenüber solchen Widersachern sollte uns stark beeindrucken. Es wird uns helfen, alle diese Angelegenheiten im Gebet dem Herrn vorzutragen wie Nehemia, der demütige Bitten zu Gott emporsandte, bis er selbst demütig war. Er klammerte sich in unerschütterlichem Glauben an Gott. Dieser Weg wird auch uns zum Ziel führen. Die Zeit ist zu kostbar, um von den Dienern Gottes der Rechtfertigung ihres guten Namens gewidmet zu werden, der von denen verleumdet wird, die den Sabbat des Herrn verabscheuen. Unsere Aufgabe ist es, in festem Vertrauen voranzugehen und zu glauben, daß Gott seiner Wahrheit große und erhabene Siege schenken wird. Stützen wir uns auf Jesus, und tragen wir doch in Demut, Sanftmut und Reinheit des Lebens die überzeugende Kraft in uns, daß wir die Wahrheit besitzen! Sch1 397 1 Wir begreifen längst nicht in dem Maße, wie es sein könnte, wieviel Glauben und Vertrauen wir Gott entgegenbringen können, noch verstehen wir die großen Segnungen, die wir im Glauben empfangen. Eine bedeutende Aufgabe liegt vor uns. Wir sollten streben, die sittliche Tauglichkeit für das Reich Gottes zu erwerben. Unsere Worte und unser Beispiel sollen der Welt Zeugnis geben. Engel Gottes sind unablässig dabei, den Kindern Gottes zu dienen. Kostbare Verheißungen sind aufgezeichnet, die wir empfangen werden, wenn wir Gottes Forderungen gehorsam sind. Der Himmel ist voll reichster Segnungen, die darauf warten, uns mitgeteilt zu werden. Wenn wir erkennen, was uns not tut, und aufrichtig und ernsten Glaubens zu Gott kommen, werden wir uns dem Himmel eng verbunden fühlen und für die Welt Lichtträger sein. Sch1 397 2 "Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge." 1.Petrus 5,8. Diese Warnung muß immer verkündet werden. ------------------------Kapitel 82: Biblische Lebensbeschreibungen Sch1 397 3 Die Lebensbeschreibungen der Bibel sind glaubwürdige Berichte von Personen, die wirklich gelebt haben. Von Adam an bis zu den Zeiten der Apostel besitzen wir durch alle Generationen hindurch nicht nur offenen, ungeschminkten Aufschluß von dem, was sich tatsächlich ereignet hat, sondern auch die echte Erfahrung wirklicher Persönlichkeiten. Viele wundern sich darüber, daß in den vom Geist Gottes eingegebenen Berichten Tatsachen aus dem Leben achtbarer Menschen erzählt werden, die ihren sittlichen Charakter trüben. Ungläubige greifen mit großer Befriedigung nach diesen Sünden und spotten über jene, die fielen. Die vom Geist Gottes geleiteten Schreiber bezeugten keine Unwahrheiten, nur um die Seiten der biblischen Geschichte davor zu bewahren, von den Berichten menschlicher Schwächen und Fehler verdunkelt zu werden. Die heiligen Menschen Gottes schrieben, getrieben von dem Heiligen Geist; auf den Inhalt selbst hatten sie keinen Einfluß. Sie schrieben die buchstäbliche Wahrheit nieder. Greuliche und anstößige Taten sind aus Gründen offenbart worden, die unser beschränkter Verstand nicht völlig zu erfassen vermag. Sch1 398 1 Es ist einer der stärksten Beweise für die Glaubwürdigkeit der heiligen Schriften, daß weder die Wahrheit bemäntelt noch die Sünden der Hauptgestalten verschwiegen werden. Viele werden einwenden, daß es nicht schwer ist zu berichten, was sich in einem gewöhnlichen Leben zugetragen hat. Aber es gilt als erwiesen, daß es einfach nicht menschenmöglich ist, eine allen Seiten gerecht werdende Darstellung eines Zeitgenossen zu geben. Und es ist nahezu ebenso schwierig, ohne von der Wahrheit abzuweichen, den Lebenslauf irgendeines einzelnen oder eines Volkes zu erzählen, deren Entwicklung uns bekannt ist. Der menschliche Geist ist so anfällig für Vorurteile, daß es ihm fast unmöglich ist, die Angelegenheit unvoreingenommen zu behandeln. Entweder werden die Mängel eines Menschen in der Lebensbeschreibung aufs schärfste herausgestellt, oder seine Tugenden erstrahlen in hellstem Glanz, je nachdem der Schreiber für oder gegen ihn eingenommen ist. Wie sehr der Historiker auch vorhaben mag, gerecht zu urteilen, so werden doch alle Kritiker darin übereinstimmen, daß es sehr schwer ist, wirklich gerecht zu sein. Sch1 398 2 Aber von Gott gesalbte, über die Schwächen der Menschheit erhobene Schreiber berichten die reine, nackte Wahrheit. Wie viele Lebensbeschreibungen sind über fehlerfreie Christen geschrieben worden, die sich in ihrem Alltags- und Gemeindeleben als Beispiele echter Frömmigkeit hervortaten! Kein Makel entstellt den Schmuck ihrer Heiligkeit, kein Fehler wird uns berichtet, um uns nicht daran zu erinnern, daß sie Sünder waren und damit den alltäglichen Versuchungen der Menschheit ausgesetzt. Wie andersartig erschienen sie aber, wenn die Feder göttlicher Eingebung ihre Lebensgeschichte geschrieben hätte. Menschliche Schwächen wären offenbar geworden; der Kampf gegen Selbstsucht, Scheinheiligkeit und Hochmut, vielleicht gegen heimliche Sünden; und der ständige Widerstreit zwischen Geist und Fleisch. Sch1 399 1 Selbst der Öffentlichkeit nicht zugängliche Tagebücher offenbaren auf ihren Seiten nicht die sündhaften Taten des Schreibers. Manchmal wird von Kämpfen mit dem Bösen erzählt, aber gewöhnlich nur, wenn das Gute den Sieg davongetragen hat. Sie mögen aber durchaus ein ehrlicher Bericht lobenswerter Taten und edlen Strebens sein, besonders, wenn der Schreiber ehrlich bemüht war, ein gewissenhaftes Tagebuch seines Lebens zu führen. Der Mensch bringt es aber kaum fertig, seine Fehler einer möglichen Kenntnisnahme durch seine Freunde preiszugeben. Sch1 399 2 Wenn Menschen ohne göttliche Eingebung unsere herrliche Bibel geschrieben hätten, zeigte sie ein völlig anderes Bild. Das Bibelstudium wäre dann geradezu entmutigend für irrende Sterbliche, die mit natürlichen Schwächen und den Versuchungen des schlauen Feindes zu kämpfen haben. Aber so, wie die Bibel ist, gibt sie uns einen genauen Bericht der religiösen Erfahrungen hervorragender Gestalten der biblischen Geschichte. Männer, die Gottes Wohlgefallen besaßen und denen Gott große Verantwortung übertragen hatte, wurden mitunter von den Verlockungen Satans überwunden und versündigten sich ebenso, wie wir heute streben, schwanken und häufig in Sünde fallen. Doch für unsere verzagten Herzen ist es ermutigend zu wissen, daß sie durch Gottes Gnade frischen Mut schöpfen konnten, sich aufs neue über ihr böses Wesen zu erheben. Wenn wir uns dies vergegenwärtigen, werden auch wir bereit sein, unsererseits den Kampf erneut aufzunehmen. Israels Erfahrung -- eine Warnung Sch1 399 3 Sowohl das Murren der Israeliten vor alters und ihre rebellische Unzufriedenheit als auch die mächtigen Wundertaten, die um ihretwillen geschahen, sowie die Bestrafung ihres Götzendienstes und ihres Undanks sind zu unserem Nutzen berichtet. Das Beispiel des alten Israel ist dem Volk Gottes zur Warnung gegeben, damit es Unglauben meide und dem Zorn Gottes entfliehe. Hätte man die Missetaten der Hebräer nicht in die heiligen Berichte aufgenommen, sondern nur ihre Tugenden erzählt, diente uns ihre Geschichte nicht zur Lehre, wie es aber tatsächlich der Fall ist. Sch1 399 4 Ungläubige und solche, die mit der Sünde liebäugeln, entschuldigen ihre Freveltaten, indem sie die Verfehlungen der Menschen anführen, denen Gott in alter Zeit Ansehen und Einfluß gegeben hatte. Sie folgern, daß es durchaus nicht verwunderlich wäre, dieser Untaten schuldig zu sein, wenn selbst die heiligen Männer Gottes den Versuchungen erlegen wären und Unrecht begangen hätten. Da sie ja solche erlauchten Vorbilder der Missetat vor sich haben, geben sie zu verstehen, daß sie schließlich gar nicht so schlecht seien, wie es den Anschein habe. Sch1 400 1 Die Grundsätze der Gerechtigkeit erforderten eine gewissenhafte Wiedergabe der Tatsachen zum Nutzen aller, die jemals die Heilige Schrift lesen würden. Hierin liegt ein klarer Beweis göttlicher Weisheit. Von uns wird erwartet, daß wir dem Gesetz Gottes gehorchen. Wir werden nicht nur über die Strafe unterrichtet, die Ungehorsam nach sich zieht, sondern die Geschichte Adams und Evas im Paradies und die traurigen Folgen ihres Ungehorsams gegenüber Gottes Befehlen wurden uns zur Lehre und zur Warnung berichtet. Dieser Bericht ist klar und vollständig. Sch1 400 2 In Verbindung mit dem Gesetz, das dem Menschen in Eden gegeben wurde, wird auch auf die Strafe aufmerksam gemacht, die den Menschen im Falle der Gesetzesübertretung treffen sollte. Dann folgt der Bericht von der Versuchung, vom Fall und von der Strafe, die unseren irrenden Eltern auferlegt wurde. Ihr Beispiel ist uns zur Warnung gegen den Ungehorsam gegeben, damit wir gewiß sind, daß der Tod der Sünde Sold ist und daß Gottes vergeltende Gerechtigkeit niemals fehlgeht. Gott fordert von seinen Geschöpfen strenge Beachtung seiner Gebote. Wie genau bestimmt war die dem Gesetz beigefügte Strafandrohung, wie sicher folgte die Strafe der Übertretung des Gesetzes, nachdem das Gesetz auf Sinai verkündet worden war! Wie klar zeugen die berichteten Beispiele für diese Tatstache! Sch1 400 3 Aus der Feder göttlicher Eingebung erfahren wir, getreu ihrer Aufgabe, von den Sünden, die Noah, Lot, Mose, Abraham, David und Salomo überkamen, ja daß selbst Elias starke innere Haltung unter der Anfechtung zusammenbrach, die er während seiner furchtbaren Prüfungen erlebte. Jonas Ungehorsam und Israels Götzendienst werden getreulich berichtet. Die Verleugnung Christi durch Petrus, die scharfe Auseinandersetzung zwischen Paulus und Barnabas, die Fehler und menschlichen Schwächen der Propheten und Apostel, alles legte der Heilige Geist bloß, der den Schleier vom menschlichen Herzen hinwegnimmt. Da liegt das Leben der Gläubigen vor uns mit allen ihren Fehlern und Torheiten, die allen folgenden Geschlechtern zur Lehre bestimmt sind. Hätten sie keine Schwächen gehabt, sie wären eine Art Übermenschen gewesen. Wir müßten verzagen vor der Frage, ob unser sündhaftes Wesen jemals eine derartige Höhe erreichen könnte. Wenn wir aber sehen, wie sie kämpften und fielen, sich wiederum ein Herz faßten und schließlich durch Gottes Gnade siegten, dann schöpfen wir neuen Mut. Wir werden dazu geführt, uns der Hindernisse zu entledigen, die uns eine entartete Welt in den Weg legt. Sch1 401 1 Gott strafte immer gewissenhaft alle Übeltaten. Er sandte seine Propheten, um die Schuldigen zu warnen, deren Sünden zu rügen und das Urteil über sie zu fällen. Alle, die danach fragen, warum die Heilige Schrift die Sünden des Volkes Gottes in so deutlicher Form ans Licht bringt, daß Spötter darüber lachen und Fromme darüber weinen, sollten überlegen, daß alles zu ihrer Lehre geschrieben ist, um die erwähnten Übel zu meiden und nur die Rechtschaffenheit der Menschen nachzuahmen, die dem Herrn dienten. Sch1 401 2 Gerade solche Lehren brauchen wir, wie sie die Bibel uns gibt, denn mit der Enthüllung der Sünde wird auch die ihr folgende Vergeltung berichtet. Die Reue und Buße des Schuldigen sowie die Wehklagen der sündenkranken Seele dringen aus der Vergangenheit herüber und sagen uns, daß der Mensch damals wie heute der vergebenden Barmherzigkeit Gottes bedarf. Die Bibel lehrt uns, daß Gott die Frevler bestraft, des reumütigen Sünders sich jedoch erbarmt und ihm vergibt. Sch1 401 3 In seiner Vorsehung hielt es der Herr für angebracht, sein Volk auf verschiedene Weise zu lehren und zu warnen. Durch unmittelbaren Befehl, heilige Schriften und durch den Geist der Weissagung hat er ihm seinen Willen kundgetan. Meine Aufgabe besteht darin, die Fehler und Sünden des Volkes Gottes beim Namen zu nennen. Das Ans-Licht-Bringen der Sünden gewisser Personen bedeutet nicht, daß sie in den Augen Gottes schlechter angesehen sind als viele andere, deren Fehler unerwähnt bleiben. Aber mir wurde gezeigt, daß ich mir meine Aufgabe nicht auswählen kann, sondern demütig dem Willen Gottes zu gehorchen habe. Die Fehler und Übeltaten vieler Christen sind zur Belehrung der Menschen aufgezeichnet, die den gleichen Versuchungen erliegen könnten. Die Erfahrung einzelner dient anderen gefährdeten Menschen zur Warnung. Sch1 402 1 Auf diese Weise werden die Fallstricke und Anschläge Satans ebenso enthüllt wie die Bedeutung der Vervollkommnung eines christlichen Charakters und die Mittel, durch die man diesen christlichen Charakter entwickeln kann. Hiermit zeigt uns Gott, was nötig ist, um seinen Segen zu erlangen. Viele neigen dazu, sich rebellischen Gefühlen hinzugeben, sobald ihre Sünden gerügt werden. "Prediget uns aber sanft." Jesaja 30,10. Dies ist der Geist der heutigen Generation. Aber der Geist der Weissagung spricht einzig allein die Wahrheit. Die Ungerechtigkeit nimmt überhand und die Liebe vieler erkaltet, die angeblich Nachfolger Christi sind. Sie verschließen ihre Augen vor der Bosheit ihres Herzens und empfinden nicht ihren schwachen und hilflosen Zustand. In seiner Barmherzigkeit lüftet Gott den Schleier und zeigt ihnen, daß hinter allem Sichtbaren ein Auge wacht, das nicht nur ihre verborgene Schuld erkennt, sondern auch die Beweggründe ihrer Taten. Sch1 402 2 Die Sünden der großen Volkskirchen werden übertüncht. Viele ihrer Gläubigen frönen den gröbsten Lastern und sind in Ruchlosigkeit versunken. Babylon ist gefallen und ein Behältnis aller unreinen und verhaßten Vögel geworden! Die entsetzlichsten Sünden unserer Zeit finden ein Obdach unter dem Deckmantel des Christentums. Viele verkünden, daß das Gesetz Gottes aufgehoben sei. Gewiß entspricht ihr Leben auch ihrem Glauben. Wo es kein Gesetz gibt, da gibt es keine Übertretung und deshalb auch keine Sünde; denn die Sünde ist des Gesetzes Übertretung Sch1 402 3 "Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott" und bedeutet, seinem Willen zu widerstreben. Wenn diese Gesinnung einmal das Joch des Gehorsams abwirft, gleitet sie nichtsahnend in die Gesetzlosigkeit der Sünde. Die Ungerechtigkeit nimmt unter denen überhand, die von echter und vollkommener religiöser Freiheit so großartig zu reden wissen. Ihre Lebensführung läuft dem Willen des Herrn zuwider. Sie sind Mitarbeiter des Seelenverderbers. Das Licht offenbarter Wahrheit ist ihren Blicken entzogen, und die Schönheiten echter Frömmigkeit erscheinen ihnen wie Trugbilder. Sch1 402 4 Es ist erstaunlich zu sehen, auf welch lockeren Grund sehr viele Menschen ihre Hoffnungen auf das Himmelreich bauen! Sie spotten über das Gesetz des Allmächtigen, als wollten sie ihn herausfordern und sein Wort entwerten. Selbst Satan, der das göttliche Gesetz genauestens kennt, würde es nicht wagen, die Reden zu führen, die manche Prediger, die das Gesetz verabscheuen, vom Rednerpult aus halten. Dennoch frohlockt er über ihre Gotteslästerung. Sch1 403 1 Ich sah, wie es um den Menschen steht, der vom Willen Gottes nichts weiß. Freveltaten und Ungerechtigkeiten bestimmen seinen Lebensinhalt. Doch welche Veränderung geht in seinem Herzen vor sich, wenn ihm der Geist Gottes den vollen Sinn des Gesetzes offenbart! Gleichwie Belsazer liest auch er die Handschrift des Allmächtigen, und Schuldbewußtsein ergreift seine Seele. Die Donnerschläge des Wortes Gottes schrecken ihn aus seiner Trägheit, und im Namen Jesu ruft er um Gnade. Auf dieses demütige Ansuchen hört Gott stets mit willigem Ohr. Er weist einen reuigen Sünder niemals ungetröstet von sich. Sch1 403 2 Der Herr hat es für gut angesehen, mir in einem Gesicht die Bedürfnisse und Irrtümer seines Volkes zu offenbaren. So schmerzlich es für mich auch war, so habe ich doch den Missetätern ihre Fehler und die Möglichkeiten, sie abzulegen, gewissenhaft vor Augen geführt, wie sie mir der Geist Gottes eingab. In vielen Fällen trafen mich Verleumdungen. Gerade diejenigen waren gegen mich aufgebracht, für die ich gewirkt und gelitten hatte. Ich habe mich jedoch nicht von meinem Weg abbringen lassen. Sch1 403 3 Gott hat mir meinen Auftrag gegeben. Mit seinem Beistand konnte ich die mühevollen Pflichten erfüllen, die er mir aufgetragen hatte. So hat der Geist Gottes Warnungen und Urteile ausgesprochen, ohne aber seine barmherzigen Gnadenverheißungen zurückzuhalten. Sch1 403 4 Wenn die Kinder Gottes die Lehren ihres Herrn annehmen und seine Handlungsweise erkennen würden, fänden sie für ihre Füße einen geraden Weg und ein Licht, das sie durch Dunkelheit und entmutigende Schwierigkeiten leitet. David lernte aus Gottes Handeln ihm gegenüber Weisheit, und er beugte sich demütig der Züchtigung des Allerhöchsten. Die genaue Schilderung seines Zustandes durch den Propheten Nathan machte David mit seinen Sünden vertraut und half ihm, sie abzutun. Er nahm den Rat demütig an und beugte sich vor Gott. "Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele", so sprach er. Psalm 19,8. Keine Veranlassung zur Verzweiflung Sch1 404 1 Reumütige Sünder haben keine Ursache zu verzagen, weil sie an ihre Übertretungen erinnert und auf Gefahren aufmerksam gemacht werden. Gerade diese Bemühungen um ihretwillen zeigen, wie sehr Gott sie liebt und wie sehnlichst er sie retten will. Sie brauchen nur seinem Rat zu folgen und seinen Willen zu tun, um das ewige Leben zu ererben. Gott hält seinem irrenden Volk alle Sünden vor Augen, damit es diese in ihrer ganzen Abscheulichkeit im Licht göttlicher Wahrheit erkenne. Dann ist es aber auch die Pflicht der Kinder Gottes, sich für immer von diesen Sünden loszusagen. Sch1 404 2 Gott ist heute noch genauso mächtig, von Sünden zu erretten, wie zu den Zeiten der Patriarchen, Davids, der Propheten und Apostel. Die große Zahl der in der biblischen Geschichte aufgezeichneten Fälle, in denen Gott seine Kinder von ihren Sünden befreit hat, sollte die Christen unserer Tage begierig machen, göttliche Unterweisungen zu empfangen. Sie sollten sich darum mühen, einen Charakter zu entfalten, der der scharfen Gerichtsuntersuchung standzuhalten vermag. Sch1 404 3 Die biblische Geschichte stützt das verzagte Herz mit der Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit. Wir brauchen nicht zu verzagen, wenn wir sehen, wie sich andere durch Schwierigkeiten gekämpft haben, die den unsrigen gleichen; wie sie in Versuchung gefallen sind wie wir, jedoch wieder Boden gewonnen haben und von Gott gesegnet worden sind. Die Worte göttlicher Eingebung trösten und erfreuen die irrende Seele. Obgleich die Patriarchen und Apostel für menschliche Schwächen anfällig waren, standen sie doch durch den Glauben in einem guten Ruf, fochten ihre Kämpfe aus in der Kraft des Herrn und blieben siegreich. So mögen wir der Wirksamkeit des Sühnopfers vertrauen und im Namen Jesu zu Überwindern werden. Die Menschheit ist von Adams Zeiten bis auf unser gegenwärtiges Geschlecht die gleiche geblieben, und die Liebe Gottes ist durch alle Zeiten hindurch ohne Beispiel. ------------------------Kapitel 83: Die Verantwortung des Gemeindegliedes Sch1 405 1 Liebe Geschwister, ebenso wie die verschiedenen Glieder des menschlichen Organismus gemeinsam den ganzen Leib bilden und jedes Glied seine Funktion dem über dem Ganzen stehenden Denken unterordnet, so sollen die Glieder der Gemeinde Christi harmonisch zu einem Leib verbunden und dem über allem stehenden heiligen Haupt untertan sein. Sch1 405 2 Das Wachstum der Gemeinde wird durch das falsche Verhalten ihrer Gläubigen verzögert. Der Anschluß an die Gemeinde ist ein wichtiger und notwendiger Schritt. Dadurch wird jedoch noch niemand zum Christen, und er verbürgt auch nicht die Erlösung. Wir können durch die Aufnahme unseres Namens ins Gemeindebuch keinen Anspruch auf das himmlische Erbe erheben, während unser Herz Christus entfremdet ist. Wir sollen auf Erden seine getreuen Vertreter sein und in Übereinstimmung mit ihm wirken. "Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder." 1.Johannes 3,2. Es ziemt uns, daß wir uns diese heilige Verwandtschaft vergegenwärtigen und nichts unternehmen, was dem Werk unseres Vaters Schande bereitet. Sch1 405 3 Wir besitzen ein erhabenes Bekenntnis. Als sabbathaltende Adventisten bekennen wir, allen Geboten Gottes zu gehorchen und der Wiederkunft unseres Erlösers entgegenzusehen. Den wenigen Getreuen Gottes wurde eine sehr ernste Warnungsbotschaft anvertraut. Durch unsere Worte und Werke gilt es zu zeigen, daß wir die uns auferlegte große Verantwortung anerkennen. Unser Licht sollte so hell scheinen, daß andere sehen können wir verherrlichen in unserem täglichen Leben den himmlischen Vater; wir fühlen uns nicht nur mit dem Himmel verbunden, sondern als Miterben Christi und glauben, daß wir ihm gleich sein werden, wenn er in Kraft und großer Herrlichkeit erscheinen wird. Sch1 405 4 Als Glieder der sichtbaren Gemeinde und als Arbeiter im Weinberg des Herrn müssen wir alle unsere persönliche Verantwortung erkennen. Keineswegs ist es richtig, auf unsere Brüder zu warten, die genauso schwach sind wie wir, damit sie uns voranhelfen; nein, unser herrlicher Erlöser hat uns eingeladen, uns mit ihm zu verbinden und unsere Schwachheit mit seiner Stärke, unsere Unwissenheit mit seiner Weisheit und unsere Unwürdigkeit mit seiner Vortrefflichkeit zu vereinigen. Niemand von uns kann sich gleichgültig verhalten. Unser Einfluß wird dafür oder dagegen sprechen. Wir sind Mitarbeiter Christi oder Helfer des Feindes. Entweder wir sammeln mit Jesus, oder wir zerstreuen. Eine wirkliche Bekehrung bringt eine völlige Umgestaltung mit sich. Die eigentlichen Neigungen von Herz und Sinn sollen gewandelt werden. Es gilt, das Leben in Christus zu erneuern. Gott sammelt ein Volk Sch1 406 1 Gott sammelt ein Volk, das in vollendeter Einheit auf dem Boden ewiger Wahrheit steht. Christus gab sich selbst der Welt "und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken". Titus 2,14. Dieser Läuterungsprozeß ist dazu bestimmt, die Gemeinde von aller Ungerechtigkeit und von dem Geist der Zwietracht und des Zankes zu reinigen. Die Gläubigen sollen aufbauen und nicht niederreißen; sie sollen ihre Kräfte auf die große Aufgabe konzentrieren, die vor ihnen liegt. Gott will, daß sein ganzes Volk zur Einheit des Glaubens komme. Unmittelbar vor seiner Kreuzigung betete Christus für seine Jünger, "auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt". Johannes 17,21. Dies ergreifendste und wunderbarste Gebet gilt für alle Zeiten bis auf den heutigen Tag. "Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden." Johannes 17,20. Sch1 406 2 Ernsthaft sollten sich die sogenannten Nachfolger Christi bemühen, dieses Gebet in ihrem Leben zu verwirklichen. Viele erkennen nicht die Heiligkeit der Zugehörigkeit zur Gemeinde und sind nicht bereit, sich Beschränkungen und Zucht zu unterwerfen. Ihre Handlungsweise zeigt, daß sie die eigene Meinung über das Urteil der Gesamtgemeinde stellen und nicht sorgfältig darauf bedacht sind, jeglichen Widerspruch von der Gemeinde fernzuhalten. Wer in der Gemeinde eine verantwortungsvolle Stellung einnimmt, mag manche Fehler mit anderen Menschen gemeinsam haben und in seinen Entscheidungen irren. Dennoch hat ihm die Gemeinde Christi auf Erden eine Vollmacht gegeben, die nicht unterschätzt werden darf. Christus verlieh seiner Gemeinde nach seiner Auferstehung große Macht, wenn er sagte: "Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten." Johannes 20,23. Sch1 407 1 Die Verbindung zur Gemeinde sollte nicht leichtfertig aufgehoben werden. Doch wenn die Absicht mancher sogenannter Nachfolger Christi durchkreuzt wird oder ihre Stimme nicht den beherrschenden Einfluß gewinnt, den sie nach ihrer Meinung verdient, dann drohen sie, aus der Gemeinde auszutreten. Allerdings, durch das Verlassen der Gemeinde hätten sie am meisten zu leiden; denn indem sie sich dem Einflußbereich der Gemeinde entziehen, setzen sie sich selbst sämtlichen Versuchungen dieser Welt aus. Von ganzem Herzen Träger des Werkes Sch1 407 2 Jeder Gläubige sollte seiner Gemeinde von ganzem Herzen verbunden sein. Ihr Gedeihen muß ihm in erster Linie am Herzen liegen. Wenn er nicht die heilige Verpflichtung fühlt, seine Verbindung zur Gemeinde zu ihrem Wohle zu gestalten, kann sie viel besser ohne ihn fertig werden. Es steht in jedes einzelnen Macht, eine Aufgabe für das Werk Gottes zu erfüllen. Es gibt Menschen, die beträchtliche Summen für unnötige Luxusgegenstände verschwenden; sie befriedigen ihre Eßlust, empfinden es aber als große Belastung, Mittel zur Förderung der Gemeinde beizusteuern. Sie empfangen gern die Wohltaten aus ihrer Zugehörigkeit zur Gemeinde, ziehen es aber vor, anderen das Bezahlen der Rechnungen zu überlassen. Sch1 407 3 Wem wirklich das Wachstum des Werkes am Herzen liegt, wird nicht zögern, das Werk in finanzieller Hinsicht zu unterstützen, ganz gleich, wann und wo diese Mittel benötigt werden. Wir haben die ernste Verpflichtung, die Lehren Christi in unserem Wesen zu veranschaulichen, miteinander in Frieden auszukommen und uns in vollkommener Harmonie als eine Gemeinde zu bewegen. Wir sollten unsere persönliche Meinung der Auffassung der Gemeinde unterordnen. Manche gehen ihren eigenen Weg. Sie schauen außerordentlich wohlgefällig auf ihr Leben und schmeicheln sich selbst, unsträflich zu sein, während sie in Wirklichkeit nichts für Gott tun und in direktem Widerspruch zu seinem ausdrücklichen Wort leben. Die Beachtung äußerer Formen kann niemals dem Bedürfnis der menschlichen Seele nachkommen. Ein Lippenbekenntnis zu Christus genügt nicht, damit ein Mensch am Tage des Gerichts die Prüfung bestehen kann. Vollkommener Glaube an Gott, kindliches Vertrauen auf seine Verheißungen und gänzliche Hingabe an seinen Willen müssen uns leiten. Sch1 408 1 Gott hat sein Volk immer im "Ofen des Elends" geprüft, damit es sich treu und fest erweise und sich von aller Untagend reinige. Nachdem Abraham und sein Sohn die schwerste Prüfung überstanden hatten, die ihnen auferlegt werden konnte, sprach Gott durch seinen Engel zu Abraham: "Nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen." 1.Mose 22,12. Diese außergewöhnliche Glaubenstat läßt Abrahams Charakter mit ganz besonderem Glanz hervorleuchten. Sie veranschaulicht überzeugend, wie restlos er dem Herrn vertraute, dem er nichts vorenthielt, nicht einmal seinen Sohn der Verheißung. Sch1 408 2 Es gibt nichts, das zu wertvoll wäre, um es Jesus geben zu können. Wenn wir ihm die Pfunde wiedergeben, die er uns zu verwalten anvertraut hat, wird er mehr in unsere Hände legen. Jede Mühe, die wir für Christus auf uns nehmen, wird er entgelten. Jede Aufgabe, die wir in seinem Namen erfüllen, dient unserer Glückseligkeit. Gott setzte seinen eingeborenen Sohn den Kreuzesqualen aus, auf daß alle, die an ihn glauben, im Namen Jesu eins würden. Wenn Christus ein so großes Opfer brachte, um Menschen zu erlösen und sie in Gemeinschaft miteinander zu bringen, gleichwie er mit dem Vater eins ist, gibt es dann ein Opfer, das für seine Nachfolger zu groß wäre, um diese Gemeinschaft zu erhalten? Das Zeugnis einer einigen Gemeinde Sch1 408 3 Wenn die Welt erkennt, daß in der Gemeinde Gottes vollendete Harmonie besteht, wird das für sie ein machtvoller Beweis zugunsten des christlichen Glaubens sein. Uneinigkeit, unglückselige Streitigkeiten und kleinlicher Richtgeist in der Gemeinde verunehren unseren Erlöser. All diese Meinungsverschiedenheiten können vermieden werden, wenn wir unser Ich dem Herrn übergeben und als Nachfolger Christi der Stimme der Gemeinde gehorchen. Unglaube redet uns ein, daß persönliche Unabhängigkeit uns größere Geltung verschaffte und daß es eine Schwäche sei, unsre eigenen Gedanken von dem, was recht und angebracht ist, dem Urteil der Gemeinde zu unterstellen. Sich derartigen Empfindungen und Anschauungen hinzugeben, ist gefährlich. Sie verwirren und verderben uns. Christus erkannte, daß Zusammenhalten und christliche Eintracht für Gottes Werk notwendig sind. Deshalb schärfte er diese Forderung seinen Jüngern ein. Die Geschichte des Christentums bis auf den heutigen Tag beweist überzeugend, daß Stärke nur in völliger Einigkeit zu finden ist. Unterstellt eure persönliche Auffassung dem bestimmenden Einfluß der Gemeinde! Sch1 409 1 Die Apostel empfanden die Notwendigkeit unbedingter Einheit und arbeiteten ernsthaft auf dieses Ziel hin. Paulus ermahnte seine Brüder mit folgenden Worten: "Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch den Namen unsers Herrn Jesu Christi, daß ihr allzumal einerlei Rede führet und lasset nicht Spaltungen unter euch sein, sondern haltet fest aneinander in einem Sinne und in einerlei Meinung." 1.Korinther 1,10. Sch1 409 2 Er schrieb auch an seine Brüder zu Philippi: "Ist nun bei euch Ermahnung in Christo, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so erfüllet meine Freude, daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einhellig seid. Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre; sondern durch Demut achte einer den andern höher denn sich selbst, und ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was des andern ist. Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war." Philipper 2,1-5. Sch1 409 3 Im Brief an die Römer heißt es diesbezüglich: "Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einerlei gesinnt seid untereinander nach Jesu Christo, auf daß ihr einmütig mit einem Munde lobet Gott und den Vater unsers Herrn Jesu Christi. Darum nehmet euch untereinander auf, gleichwie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe." Römer 15,5-7. "Habt einerlei Sinn untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen. Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Fleißiget euch der Ehrbarkeit gegen jedermann." Römer 12,16.17. Sch1 410 1 Petrus schrieb den verstreuten Gemeinden: "Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet, und wisset, daß ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen erbet." 1.Petrus 3,8.9. Sch1 410 2 Und Paulus schrieb in seinem Brief an die Korinther: "Zuletzt, liebe Brüder, freuet euch, seid vollkommen, tröstet euch, habt einerlei Sinn, seid friedsam! so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein." 2.Korinther 13,11. Sch1 410 3 Ihr solltet soweit wie möglich mit euren Brüdern und Schwestern übereinstimmen. Es ist an der Zeit, euch Gott zu übergeben und eure Härte ebenso aufzugeben wie eure Neigung, zu kritisieren. Gebt euren eigenen Sinn auf, und setzt an seine Stelle die Gesinnung des teuren Heilandes! Blickt empor und ergreift seine Hand, damit die Berührung euch entflamme und mit den lieblichen Eigenschaften seines unvergleichlichen Wesens erfülle! Öffnet eure Herzen seiner Liebe, und laßt euch durch seine Kraft umgestalten! Laßt seine Gnade eure Stärke sein! Dann werdet ihr kraftvoll zum Guten beeinflussen können. Eure sittliche Stärke wird der umfassendsten Charakterprobe standhalten. Eure Rechtschaffenheit wird geläutert und geheiligt sein. Alsdann wird euer Licht hervorbrechen wie die Morgenröte. Testimonies for the Church IV, 63 (1876). Sch1 410 4 Der christliche Glaube verlangt von uns nicht die Aufgabe unserer charakterlichen Eigenart. Wir sollen uns nur einigermaßen dem Empfinden und der Denkweise anderer Menschen anpassen. Viele Menschen mögen in einer religiösen Gemeinschaft zusammengeführt werden ihre Auffassungen, Gewohnheiten und ihr Geschmack in weltlichen Dingen weichen voneinander ab. Aber wenn die Liebe Christi in ihrem Innern glüht und sie nach dem gleichen Himmel als ihrer ewigen Heimat Ausschau halten, können sie in angenehmer, verständnisvollster Gemeinschaft und wundervollster Eintracht miteinander leben. Es gibt kaum zwei Menschen, deren Erfahrungen in jeder Einzelheit übereinstimmen. Die Anfechtungen des einen sind nicht die Anfechtungen eines anderen, und unser Herz sollte in hilfsbereitem Mitempfinden immer offen sein. Alle Menschen sollten die gleiche Liebe im Herzen tragen, die Jesus allen seinen Brüdern entgegenbrachte. Testimonies for the Church IV, 65.66 (1876). ------------------------Kapitel 84: Geht voran! Sch1 411 1 Die Geschichte der Kinder Israel ist zur Belehrung und Ermahnung aller Christen geschrieben. Als die Israeliten von Gefahren und Schwierigkeiten überrascht wurden und ihr Weg versperrt schien, ließen sie ihren Glauben fahren und murrten gegen den Führer, den Gott für sie bestimmt hatte. Sie warfen ihm vor, sie in Gefahr gebracht zu haben. Dabei war er nur der Stimme Gottes gehorsam gewesen. Sch1 411 2 Der göttliche Befehl lautete: "Geht voran!" Sie sollten nicht warten, bis der Weg frei wäre und sie den Plan ihrer Befreiung in allen Einzelheiten verstehen konnten. Gottes Werk schreitet voran, und Gott bahnt seinem Volk einen Weg. Zögern und Murren bedeuten Mißtrauen gegenüber dem Heiligen Israels. In seiner Vorsehung führte Gott die Hebräer in die Sicherheit der Berge -- vor ihnen das Rote Meer --, um sie zu befreien und sie für immer von ihren Feinden zu erretten. Er hätte sie auf irgendeine andere Art befreien können, aber er hatte diesen Weg gewählt, um ihren Glauben auf die Probe zu stellen und ihr Vertrauen in ihn zu stärken. Sch1 411 3 Wir können Mose nicht vorwerfen, daß er sich geirrt habe, nur weil das Volk gegen seine Maßnahmen gemurrt hat. Es war das empörerische, unbezwungene Herz der Kinder Israel, das sie den Mann verurteilen hieß, den Gott mit der Führung seines Volkes beauftragt hatte. Während Mose in der Furcht des Herrn wandelte und dessen Anweisungen befolgte -- er glaubte bedingungslos den Verheißungen Gottes --, wurden diejenigen, die ihn hätten stützen sollen, mutlos und sahen vor sich nichts weiter als Unheil, Vernichtung und Tod. Sch1 411 4 Der Herr beschäftigt sich jetzt mit seinem Volk, das sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennt. Er will bedeutungsvolle Erfolge erzielen. Während er in seiner Vorsehung auf dieses Ziel hinwirkt, spricht er zu seinem Volk: "Geht voran!" Gewiß, der Weg ist noch nicht frei, aber wenn sein Volk in der Kraft des Glaubens beherzt vorangeht, wird Gott den Weg vor den Augen seiner Kinder ebnen. Es wird immer Menschen geben, die sich -- wie die alten Israeliten -- beklagen werden und die Verantwortung für die Schwierigkeiten ihrer Lage denen aufbürden wollen, die Gott besonders dafür erweckt hat, sein Werk voranzubringen. Sie versäumen zu erkennen, daß Gott sie prüft, indem er sie in Schwierigkeiten bringt, aus denen es keine Rettung gibt, es sei denn durch seine Hand. Sch1 412 1 Es gibt Zeiten, in denen das christliche Leben von Gefahren umgeben scheint und die Pflichten möglicherweise schwer zu erfüllen sind. Die Einbildung sieht vor sich drohenden Untergang, und Tod und Gefangenschaft hinter sich. Gleichwohl ertönt die Stimme Gottes deutlich vernehmbar über allen Schwierigkeiten: "Geht voran!" Wir sollten dieser Aufforderung gehorchen, ganz gleich, wie das Ergebnis aussehen mag. Selbst dann sollten wir ihr nachkommen, wenn unsere Augen die Finsternis nicht durchdringen können und unsere Füße die kalten Wellen um sich spüren. Im Glauben vorwärts Sch1 412 2 Die Hebräer waren erschöpft und erschreckt; doch wären sie zurückgeblieben und hätten sie sich geweigert, in Richtung des Roten Meeres zu ziehen, als ihnen Mose dieses geboten hatte, Gott hätte ihnen niemals den Weg geebnet. Indem sie geradewegs zum Wasser hinabmarschierten, zeigten sie, daß sie dem durch Mose verkündeten Wort Gottes Glauben schenkten. Sie taten alles, was in ihrer Macht stand, und dann erfüllte der Gewaltige in Israel sein Teil er trennte die Wasser, um ihnen einen Pfad zu schaffen. Sch1 412 3 Wolken, die sich über unserem Wege türmen, werden niemals vor einem zögernden, zweifelnden Geist verschwinden. Der Unglaube spricht: "Wir können diese Hindernisse niemals überwinden. Laßt uns warten, bis sie beseitigt sind und wir unseren Weg klar erkennen können." Der Glaube hingegen drängt unerschrocken und zielbewußt vorwärts, alles hoffend, alles glaubend. Gehorsam zu Gott bringt unfehlbar den Sieg. Nur durch den Glauben allein können wir am Ende der Tage das Himmelreich erlangen. Sch1 413 1 Zwischen der Entwicklung der Adventbewegung und der Geschichte der Kinder Israel besteht große Ähnlichkeit. Gott führte sein Volk aus Ägypten in die Wüste. Dort konnten sie sein Gesetz halten und seiner Stimme gehorchen. Die Ägypter, die keine Ehrfurcht vor dem Herrn besaßen, hatten ihr Lager ganz in ihrer Nähe aufgeschlagen. Doch was den Israeliten als eine ungeheure Lichtfülle erschien, die das gesamte Lager erleuchtete und den vor ihnen befindlichen Weg erhellte, war für die Heere Pharaos eine Wolkenwand, die die Dunkelheit der Nacht noch verstärkte. Sch1 413 2 Ebenso gibt es in unserer Zeit ein Volk, das Gott zu Bewahrern seines Gesetzes bestellt hat. Die Gebote Gottes sind für die Menschen, die ihnen Gehorsam leisten, wie eine Feuersäule, die den Weg zum ewigen Heil erleuchtet und ihn bahnt. Für den aber, der die göttlichen Gebote mißachtet, sind sie wie nächtliches Gewölk. "Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang." Psalm 111,10. Besser als alles andere Wissen ist: das Wort Gottes verstehen. Im Halten der Gebote Gottes liegt eine große Belohnung. Kein irdischer Anlaß sollte dazu führen, daß der Christ auch nur für einen Augenblick in seiner Treue schwankt. Reichtum, Ehre und weltliches Gepränge gleichen der Schlacke, die vor dem Feuer des Zornes Gottes vergehen wird. Sch1 413 3 Die Stimme des Herrn, die seinen Getreuen gebietet "Geht voran", prüft ihren Glauben des öfteren bis zum äußersten. Wenn sie aber so lange zögerten, gehorsam zu sein, bis jeder Schatten von Ungewißheit für ihr Verständnis weggeräumt wäre und das Wagnis des Mißlingens oder der Niederlage nicht mehr bestände, sie gingen niemals voran. Wer der Auffassung ist, daß es für ihn unmöglich sei, sich dem Willen Gottes anzuvertrauen und seinen Verheißungen Glauben zu schenken, bevor nicht alles, was vor ihm liegt, klargelegt und geebnet wurde, wird sich nie Gott ausliefern. Glaube ist nicht die Gewißheit des Wissens; der Glaube ist "eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht". Hebräer 11,1. Der einzige Weg, Gottes Wohlgefallen zu erlangen, führt über das Befolgen seiner Gebote. "Geht voran" sollte das Losungswort der Christen sein. ------------------------Kapitel 85: Mitarbeiter Christi Sch1 414 1 Es war eine bedeutungsvolle Zeit für ... während und nach der Zeltversammlung im Jahre 1874. Hätte sich dort eine angenehme und brauchbare Stätte der Anbetung befunden, würden mehr als die doppelte Anzahl der tatsächlich Gewonnenen die Wahrheit bekannt haben. Gott wirkt mit Hilfe unserer Bemühungen. Durch Gleichgültigkeit und Selbstsucht können wir Sündern den Weg versperren. Man hätte größere Sorgfalt walten lassen müssen, um die Menschen zu retten, die wohl an der Wahrheit interessiert sind, jedoch noch Irrtümern anhängen. Im Dienst Christi ist die geschickte Führung genauso nötig wie die Feldherrnkunst bei der Führung einer Armee, die das Leben und die Freiheit des Volkes schützt. Es ist nicht jedermanns Sache, verständnisvoll für die Rettung von Seelen zu arbeiten. Viele Überlegungen müssen dabei angestellt werden. Wir dürfen nicht aufs Geratewohl in das Werk des Herrn eintreten und dann Erfolg erwarten. Der Herr braucht Menschen von großer Willenskraft und scharfsinnigem Verstand. Jesus verlangt nach Mitarbeitern, nicht nach Stümpern! Es fehlt Gott an rechtlich denkenden und erfahrenen Menschen, die das bedeutende Werk vollenden, das zur Rettung von Seelen notwendig ist. Sch1 414 2 Handwerker, Rechtsanwälte, Kaufleute, Männer jeglichen Gewerbes und Standes bilden sich weiter, um Meister ihres Faches zu werden. Sollten Christi Nachfolger weniger einsichtsvoll sein? Sollten sie, während sie doch offenbar in seinem Dienst stehen, die anzuwendenden Mittel und Wege nicht kennen? Unser Vorhaben, das ewige Leben zu erlangen, steht über jeder irdischen Erwägung. Um Menschen zu Jesus führen zu können, muß man die menschliche Natur kennen und das Trachten des menschlichen Herzens erforschen. Wir müssen sorgfältig nachdenken und inbrünstig beten, um zu erfahren, wie man sich Männern und Frauen mit der Botschaft Gottes nähern soll. Sch1 414 3 Manche unbesonnenen, lebhaften aber dennoch aufrichtigen Menschen gehen, nachdem sie sehr eindringlich gesprochen haben, zu einem kurz angebundenen Ton über, der den Außenstehenden die Wahrheit, die sie annehmen sollen, abstoßend erscheinen läßt. "Die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlecht." Lukas 16,8. Geschäftsleute und Politiker befleißigen sich der Höflichkeit. Es ist ihr Grundsatz, sich so liebenswürdig wie nur möglich zu verhalten. Sie bemühen sich, recht geschickt anzuknüpfen, und erlernen Umgangsformen, die dazu dienen sollen, ihnen den größtmöglichsten Einfluß auf die Herzen ihrer Umgebung zu verschaffen. Sie wenden ihr Wissen und ihre Fähigkeiten so geschickt wie nur irgend möglich an, um dieses Ziel zu erreichen. Sch1 415 1 Viele Christusgläubige bringen eine Unmenge überflüssiger Dinge vor, die den Zugang zum Kreuz versperren. Dennoch gibt es manche, die so tief überzeugt sind, daß sie jede Schwierigkeit und jedes Hindernis überwinden werden, um die Wahrheit zu erlangen. Hätten die Gläubigen ihren Sinn durch unbedingten Gehorsam geläutert und die Bedeutung des Wissens und einer feineren Lebensart im Werke Christi erfaßt, wären ganz gewiß zwanzig Seelen gerettet worden, wo nur eine gerettet worden ist. Ermutigt die Neuhinzugekommenen! Sch1 415 2 Dann wieder ist es gut für die Seelen, die sich der Wahrheit zugewandt haben, daß man sich um sie kümmert. Der Eifer vieler Prediger scheint nachzulassen, sobald ihre Anstrengungen von gewissen Erfolgen begleitet werden. Sie erkennen nicht, daß diese Neubekehrten aufmerksamer Beachtung, der Fürsorge, Hilfe und Ermutigung bedürfen. Diese sollten sich nicht selbst überlassen bleiben, eine Beute für Satans außerordentlich gewaltige Versuchungen. Sie müssen auf ihre besonderen Aufgaben vorbereitet werden, brauchen freundliche Behandlung und Führung. Mitgläubige müssen sie aufsuchen und mit ihnen beten. Diese Seelen brauchen die Nahrung, die für jeden Menschen zur rechten Zeit angemessen ist. Sch1 415 3 Kein Wunder, daß einige entmutigt sind, unschlüssig am Wege stehen und den Wölfen zum Opfer fallen. Satan ist allen auf der Spur. Er schickt seine Helfershelfer hinaus, um die Menschen, die er verloren hat, in seine Reihen zurückzuholen. Es müßte mehr Väter und Mütter geben, die diesen "jungen Kindern in Christo" ihr Herz öffnen, sie ermutigen und für sie beten, damit ihr Glaube nicht verwirrt werde. Sch1 416 1 Predigen ist ein geringer Teil der Arbeit, die zur Rettung von Seelen getan werden muß. Der Geist Gottes überzeugt sündige Menschen von der Wahrheit und legt sie in die Arme der Gemeinde. Die Prediger mögen ihr Teil vollbringen, aber niemals können sie die Arbeit verrichten, die die Gemeinde zu leisten hat. Gott erwartet von den Gemeindegliedern, daß sie sich der an Glauben und Erfahrung "jungen Kinder in Christo" annehmen, sie aufsuchen, nicht um mit ihnen zu klatschen, sondern um zu beten und zu ihnen Worte zu sprechen, die "wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen" sind. Sch1 416 2 Wir alle müssen uns mit den menschlichen Charakteren und Umgangsformen beschäftigen, damit wir lernen, wie man mit verschieden veranlagten Menschen richtig umgeht. Es gilt, sich eifrig darum zu bemühen, ihnen zu einem fehlerfreien Verständnis des Wortes Gottes und zu einem wahren Christenleben zu verhelfen. Lesen wir die Bibel mit ihnen, und wenden wir ihre Sinne von zeitlichen Dingen auf ihr ewiges Heil! Es ist die Pflicht der Kinder Gottes, für den himmlischen Vater missionarisch zu wirken und mit den Hilfsbedürftigen bekannt zu werden. Wenn jemand unter den Anfechtungen Satans ins Schwanken gerät, nehme man sich seiner sorgfältig an und behandle ihn mit allem Verständnis; denn sein ewiges Erbe steht auf dem Spiel, und die Worte und Taten derer, die für ihn arbeiten, können ein Geruch des Lebens zum Leben oder aber ein Geruch des Todes zum Tode sein. Sch1 416 3 Die richtige Behandlung mancher Menschen erfordert ganz ernstliches Gebet. Dem Betreffenden muß sein wahrer Charakter gezeigt werden. Er muß die Eigentümlichkeiten seiner Veranlagung und seines Temperamentes verstehen lernen und seine Unzulänglichkeiten erkennen. Ihn verständnisvoll zu behandeln, ist hier erste Forderung. Wenn wir Zugang zu ihm finden können und sein Herz von unseren erfahrenen und geduldigen Bemühungen berührt wird, kann er Christus mit festen Banden verbunden werden, ja er wird lernen, Gott zu vertrauen. Ist es uns gelungen, das zu erreichen, blickt die ganze himmlische Familie auf uns herab und freut sich, weil eine kostbare Seele Satans Schlinge entrissen und vom Tode errettet worden ist! Ob es sich nicht lohnt, verständnisvoll für die Rettung von Seelen zu wirken? Christus bezahlte den Preis seines Lebens für sie. Sollen seine Nachfolger fragen: "Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Sollen wir nicht im Einklang mit dem Meister wirken? Wissen wir nicht den Wert von Menschen zu würdigen, für die unser Heiland auf Golgatha gestorben ist? Wirken für die Kinder Sch1 417 1 Um Kinder für das Werk Gottes zu interessieren, sind mancherlei Anstrengungen gemacht worden, die jedoch nicht genügen. Ein Weg wäre, unsere Sabbatschulen anziehender zu gestalten. Die öffentlichen Schulen haben ihre Unterrichtsmethoden in den letzten Jahren wesentlich verbessert. Anschauungsmaterial, Bilder und Wandtafeln werden benutzt, um dem jugendlichen Verstand schwierige Texte zu verdeutlichen. In gleicher Weise kann auch die gegenwärtige Wahrheit für die geistig aufgeschlossenen Kinder vereinfacht und überaus lebendig dargestellt werden. Sch1 417 2 Eltern, denen man auf keine andere Weise nahekommen kann, werden häufig durch ihre Kinder erreicht. Sabbatschulhelfer unterweisen die Kinder in der Wahrheit, die nun ihrerseits die Botschaft Gottes in den Familienkreis tragen. Doch nur wenige Lehrer scheinen die Bedeutung dieser Abteilung des Adventwerkes zu verstehen. Die mit so großem Erfolg in den öffentlichen Schulen angewandte Unterrichtsmethodik könnte mit ähnlichen Ergebnissen in den Sabbatschulen angewandt werden und dazu dienen, die Kinder zu Jesus zu führen und sie in der biblischen Wahrheit zu erziehen. Dies wird bei weitem mehr nützen als der fromme "Rausch" einer rührseligen Geschichte, der ebenso schnell vergeht, wie er gekommen ist. Sch1 417 3 Die Liebe Christi sollte untereinander gepflegt werden. In dem Werk, von dem wir glauben, daß es vor dem Kommen Christi getan werden muß, ist stärkerer Glaube vonnöten. Es gilt, uneigennütziger, selbstaufopfernder und aufrichtiger zu arbeiten. Man sollte aufmerksam und unter Gebet überlegen, wie am erfolgversprechendsten gearbeitet werden kann. Bringt sorgfältige Pläne zur Reife! Es gibt Köpfe unter uns, die erfinderisch sind und diese Pläne ausführen könnten, wenn man ihnen nur die Möglichkeit gäbe. Gut geleitete Bemühungen, die auf Erfahrung beruhen, würden bedeutende Ergebnisse zeitigen. Anregende Gebetsversammlungen Sch1 418 1 Gebetsversammlungen sollten die fesselndsten Zusammenkünfte sein, die wir abhalten. Häufig werden sie jedoch kümmerlich durchgeführt. Viele hören wohl die Predigt, doch die Gebetsversammlung vernachlässigen sie. Auch hier müssen wir darüber nachdenken. Wir sollten Gott um Weisheit bitten und den Ablauf der Veranstaltungen so ausarbeiten, daß die Zusammenkünfte wirklich abwechslungsreich und anregend sein können. Gottes Kinder hungern nach dem Brot des Lebens. Wenn sie es in der Gebetsversammlung finden, werden sie auch hingehen, um es zu empfangen. Sch1 418 2 Lange, weitschweifige Reden und Gebete sind nirgends angebracht, besonders nicht in der Gebetsversammlung. Den vorlauten und immer zum Reden bereiten Gläubigen wird gestattet, das Zeugnis der Schüchternen und Zurückhaltenden beiseite zu schieben. Die Oberflächlichsten unter ihnen reden dabei im allgemeinen am meisten. Sie beten weitschweifig und ohne Überlegung und ermüden Engel und Menschen, die ihnen zuhören müssen. Unsere Gebete seien kurz und treffend! Wenn jemand lange, ermüdende Bitten darzubringen hat, soll er sie zu Hause im stillen Kämmerlein vorbringen. Öffnet dem Geist Gottes eure Herzen, und er wird alle trockene Förmlichkeit auslöschen. Die Macht guter Musik Sch1 418 3 Musik kann einen mächtigen Einfluß zum Guten ausüben; doch machen wir nicht genügend Gebrauch von dieser Art des Gottesdienstes. Im allgemeinen wird aus einer plötzlichen Eingebung heraus gesungen oder um besonderen Anlässen zu genügen. Andererseits sind die Darbietungen so fehlerhaft, daß sie bei den Hörern keinen guten und nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Musik sollte schön und gewaltig sein und unser Inneres anrühren. Laßt die Stimmen sich in Lob- und Weiheliedern erheben. Wo angängig, nehmt Instrumentalmusik zu Hilfe, und laßt reine Harmonien als angenehmes Opfer zu Gott emporsteigen. Sch1 418 4 Aber es ist manchmal schwieriger, die Sänger an Zucht und Ordnung zu gewöhnen, als die Gewohnheiten beim Bitten und Beten zu vervollkommnen. Viele wollen alles nach ihrer eigenen Lebensart ausführen. Sie stellen sich gegen Beratungen und können nicht ertragen, geführt zu werden. Wohlausgereifte Pläne müssen dem Gottesdienst sein Gepräge geben. Es ist etwas Treffliches um den gesunden Menschenverstand bei der Anbetung des Herrn. Die Verstandeskräfte sollten Christus geweiht werden. Eine schöne Aufgabe liegt darin, Mittel und Wege zu ersinnen, wie ihm am besten gedient werden kann. Die Gemeinde Gottes, die sich um eine nützliche Anwendung ihres Daseins bemüht, indem sie die Wahrheit auslebt und Menschen zu retten versucht, kann in der Welt eine Macht darstellen, wenn sie vom Geist des Herrn geleitet wird. Sie darf nicht annehmen, daß sie ohne Überlegung für die Ewigkeit wirken kann. Mitgefühl und Geselligkeit Sch1 419 1 Durch mangelndes Mitgefühl und mangelnde Geselligkeit untereinander verlieren wir als Volk sehr viel. Wer von Unabhängigkeit spricht und sich selbst abschließt, füllt die ihm von Gott zugewiesene Aufgabe nicht aus. Wir sind Kinder Gottes und in Glück und Freude voneinander abhängig. Die Forderungen Gottes und der Menschheit richten sich auf uns. Wir alle müssen in diesem Leben unseren Platz ausfüllen. Die besondere Pflege unserer naturgegebenen Fähigkeit, zwischenmenschliche Beziehungen anzuknüpfen, macht uns unseren Brüdern angenehm und bereitet uns Freude in unserem Bemühen, andere Menschen glücklich zu machen. Die himmlische Glückseligkeit wird in der reinen Gemeinschaft mit heiligen Wesen bestehen, im harmonischen Umgang mit seligen Engeln und den Erlösten, die ihre Kleider gewaschen und im Blut des Lammes hell gemacht haben. Wir können nicht glücklich sein, während wir völlig in eigenen Interessen aufgehen. Wir sollten in dieser Welt leben, um Menschen für den Heiland zu gewinnen. Wenn wir anderen Unrecht zufügen, schädigen wir uns selbst; wenn wir andere glücklich machen, bereiten wir uns selbst Freude, denn der Einfluß einer jeden guten Tat strahlt in das eigene Herz zurück. Sch1 419 2 Wir sind verpflichtet, einander zu helfen. Nicht immer kommen wir mit umgänglichen, liebenswürdigen und freundlichen Christen in Berührung. Viele haben keine richtige Erziehung erhalten. Ihre charakterliche Entwicklung ist in falsche Bahnen gelenkt worden; sie sind verhärtet und rauh und scheinen in jeder Hinsicht verkehrt zu sein. Während wir diesen Menschen helfen, ihre Mängel zu erkennen und zu berichtigen, müssen wir darauf achten, durch die Fehler unserer Mitmenschen nicht unwillig und reizbar zu werden. Es gibt unangenehme Menschen, die Christus bekennen; aber die Herrlichkeit der christlichen Gnade wird sie umgestalten, wenn sie sich fleißig darum bemühen, so demütig und gütig zu werden wie Christus, dem sie nachfolgen, und wenn sie sich vor Augen halten, daß "unser keiner lebt sich selber". Welch eine auserwählte Stellung, Mitarbeiter Christi zu sein! Sch1 420 1 Wo sind die selbstaufopfernden Zeugen Jesu in unseren großen Städten zu finden? Der Herr braucht Arbeiter in seinem Weinberg. Gott nicht der Zeit zu berauben, die er von uns beansprucht, darum sollten wir besorgt sein. Keinesfalls sollten wir sie untätig oder mit Schönheitspflege dahingehen lassen, indem wir die kostbaren Stunden für eitle Torheiten verwenden. Gottes Wille ist es, daß wir diese Stunden dem Gebet widmen und sie dazu dienen lassen, mit unseren Bibeln vertraut zu werden und zum Wohl unserer Mitmenschen zu wirken. Auf diese Weise werden wir und sie für die große Aufgabe zubereitet, die uns übertragen ist. Sch1 420 2 Mütter wenden unnötige Mühe an Kleidungsstücke, mit denen sie ihre Kinder und sich selbst zieren wollen. Eine unserer Aufgaben besteht darin, uns selbst schlicht zu kleiden und unsere Kinder ordentlich anzuziehen, ohne unnützen Zierat, ohne Stickereien oder irgendwelchen Aufwand. Wir müssen darauf achten, daß wir in ihnen keinen Hang zur Putzsucht großziehen, die sich zu ihrem Verderben auswirken wird; bemühen wir uns lieber, die christlichen Tugenden zu pflegen. Niemand von uns kann von seiner Verantwortung entbunden werden. Wir können keinesfalls mit reinem Gewissen vor Gottes Thron stehen, es sei denn, wir erfüllen die Aufgabe, die uns der Meister übertragen hat. Sch1 420 3 Gott braucht Sendboten, gewissenhafte Männer und Frauen, die keiner Verantwortung ausweichen. Besonnenes Wirken wird gute Ergebnisse zeitigen. Es muß tatsächlich etwas geschehen. Die Wahrheit sollte in bedachtsamer Weise dem Volk von solchen gepredigt werden, die Demut mit Weisheit verbinden. Wir dürfen uns von unseren Mitmenschen nicht fernhalten, sondern müssen mit ihnen vertraut werden; denn ihre Seelen sind genauso wertvoll wie die unsrigen. Wir können das Licht in ihr Heim bringen, können mit ihnen in besänftigender und ergebener Weise reden, damit sie sich der ihnen dargebotenen Gnadengabe nähern. Wir können, wenn es angebracht erscheint, mit ihnen beten, wir können ihnen zeigen, daß es für sie erstrebenswertere Ziele zu erreichen gibt, und dann werden wir behutsam von den heiligen Wahrheiten für diese letzten Tage zu ihnen sprechen. Sch1 421 1 Wir kommen als Volk mehr zum Singen als zum Beten zusammen. Aber selbst diese Singstunden können in so ehrfurchtsvoller und doch munterer Weise durchgeführt werden, daß von ihnen ein guter Einfluß ausgeht. Gleichwohl, es wird zuviel gescherzt, zuviel geschwätzt und geklatscht, um diese Stunden segensreich gestalten zu können. Unsere Gedanken werden nicht geläutert und unser Benehmen wird nicht verfeinert. ------------------------Kapitel 86: Aufsehenerregende Erweckungsversammlungen Sch1 421 2 In ... war das Interesse viel zu sehr geteilt. Wenn sich eine neue religiöse Strömung zeigt, gibt es manche, die ihren Einfluß auf der falschen Seite geltend machen. Jeder Mann und jede Frau sollte auf der Hut sein, da es weit und breit Täuschungen gibt, die darauf abzielen, von der Wahrheit wegzuführen. Es gibt Menschen, die immer bereit sind, neue und ungewöhnliche Dinge mitanzusehen und mitanzuhören. Der Feind der Seelen besitzt in diesen großen Städten genügend Mittel, um die Neugier zu erwecken und den Geist von den bedeutenden, heiligenden Wahrheiten für diese letzten Tage abzuwenden. Sch1 421 3 Wenn jede auf- und abwallende religiöse Erweckungsbewegung einige dahin bringt, der kleinen Schar derer, die sich zu einer wenig beliebten Wahrheit bekennen, ihre Anwesenheit und ihren Einfluß, und damit ihre volle Unterstützung zu entziehen, wird es in der Gemeinde viel Schwäche geben, wo Stärke zutage treten sollte. Satan benutzt verschiedene Mittel und Wege, um seine Absichten auszuführen. Und wenn er unter dem Deckmantel des allgemeinen Glaubens Wankelmütige und Arglose vom Pfad der Wahrheit wegführen kann, hat er mit der Teilung der Kraft des Volkes Gottes viel erreicht. Diese unbeständige Erweckungsbegeisterung, die wie die Gezeiten kommt und geht, trägt ein trügerisches Äußere zur Schau, das viele redliche Menschen verführt zu glauben, sie hätten es mit dem wahren Geist Gottes zu tun. Auf diese Weise wächst die Zahl der Bekehrten. Erregbare Naturen, Schwache und Nachgiebige strömen zu ihrer Fahne, doch wenn die Woge zurückgeht, findet man sie am Ufer gestrandet! Laßt euch weder von falschen Lehrern täuschen noch von trügerischen Worten leiten! Der Feind der Seelen ist sich gewiß, genügend befriedigende Gerichte zur Verfügung zu haben, um allen Geschmacksrichtungen dienen zu können. Sch1 422 1 Es wird immer plötzlich aufleuchtende Meteore geben, die sichtbar werden; aber der Lichtschweif, den sie hinterlassen, erlischt sofort in der Dunkelheit, die dann noch undurchdringlicher scheint als zuvor. Diese aufsehenerregenden religiösen Erweckungen, die durch Geschichten-Erzählen und durch die Darstellung von Überspanntheiten und Wunderlichkeiten sichtbar werden, sind nichts anderes als nur ein oberflächliches Strohfeuer. Wer unseres Glaubens ist und sich durch dieses Blendwerk fesseln und betören läßt, wird niemals Gottes Werk aufbauen. Er ist fähig, seinen Einfluß beim geringsten Anlaß zurückzuziehen und andere zu verleiten, jenen Versammlungen beizuwohnen, in denen sie das hören, was die Seele schwächt und den Geist verwirrt. Gerade dieses Zurückziehen vom Werk läßt die Sache Gottes ins Stocken geraten. Wir müssen im Glauben standhaft und beharrlich sein. Unsere Aufgabe liegt vor uns. Sie besteht darin, daß andere Gemüter durch das im Gesetz Gottes offenbarte Licht der Wahrheit von innen und außen erleuchtet und aus der Finsternis geführt werden. Diese Aufgabe verlangt entschiedene, beharrliche Willenskraft und den bestimmten Vorsatz, zum Erfolg zu kommen. Standhaftigkeit ist vonnöten Sch1 422 2 Es gibt etliche in der Gemeinde, die es nötig haben, sich an die Säulen unseres Glaubens zu klammern, zur Ruhe zu kommen und einen festen Grund zu finden, statt in oberflächlichen Erregungen dahinzutreiben und aus plötzlichen Einfällen heraus zu handeln. Es gibt in der Gemeinde Menschen, die geistlich krank sind. Sie haben ihre Kränklichkeit selbst verschuldet. Ihre geistliche Schwäche ist das Ergebnis ihrer wankelmütigen Haltung. Sie werden von den wechselnden Winden der Lehre hin und her geworfen, sind oft verwirrt und in Zweifel versetzt, weil sie gänzlich gefühlsmäßig handeln. Sie sind sogenannte Sensations-Christen; sie verlangen immer nach etwas Neuem und ganz Besonderem. Befremdliche Lehren verwirren ihren Glauben. Sie erweisen der Sache der Wahrheit einen schlechten Dienst. Sch1 423 1 Gott ruft nach standhaften Männern und Frauen, die genau wissen, was sie wollen, auf die man sich in Zeiten der Gefahr und Anfechtung verlassen kann, die in der Wahrheit so fest gewurzelt und gegründet sind wie die ewigen Hügel; Männer und Frauen, die weder nach rechts noch nach links schwanken, sondern sich unbeirrbar vorwärts bewegen und stets den rechten Weg beibehalten. Es gibt manche, die in Zeiten der Glaubensnot fast immer in den Reihen des Feindes gesucht werden können. Wenn sie überhaupt irgendwelchen Einfluß ausüben, dann bestimmt in der falschen Richtung. Sie fühlen sich nicht moralisch verpflichtet, ihre ganze Kraft für die Wahrheit einzusetzen, zu der sie sich bekennen. Der Lohn solcher Menschen wird einst ihren Werken entsprechen. Sch1 423 2 Wer nur wenig tut, um Seelen für den Heiland für die Ewigkeit zu gewinnen und vor Gott recht zu stehen, der wird auch selbst nur geringe geistliche Stärke gewinnen. Wir müssen die Kraft, die wir besitzen, unaufhörlich anwenden, damit sie zunehmen und sich entfalten kann. Wie Krankheit die Folge der Verletzung der Naturgesetze ist, so ist geistlicher Niedergang das Ergebnis andauernder Übertretung des Gesetzes Gottes, wenn auch gerade diese Missetäter behaupten mögen, alle Gebote Gottes zu halten. Sch1 423 3 Wir müssen näher zu Gott kommen, uns selbst in ein engeres Verhältnis zum Himmel bringen und die Grundsätze des göttlichen Gesetzes auch in den unbedeutendsten Handlungen unseres täglichen Lebens anwenden, um geistlich gesund zu sein. Gott hat seinen Dienern Fähigkeiten und Gaben verliehen, daß sie seiner Verherrlichung dienen sollen und nicht brachliegen oder vergeudet werden. Er hat ihnen Licht und die Erkenntnis seines Willens gegeben, damit sie anderen mitgeteilt werde. Handeln wir in dieser Weise, werden wir zu lebendigen Lichtträgern. Wenn wir unsere geistliche Kraft nicht anwenden, werden wir ebenso schwach, wie die Glieder des Körpers kraftlos werden, sobald der Kranke dazu verurteilt ist, längere Zeit untätig zu verharren. Nur die Betätigung verleiht Stärke. Dienst am Nächsten Sch1 424 1 Nichts gibt uns größere geistliche Kraft und läßt unseren Eifer und unsere Gefühlstiefe mehr zunehmen, als Kranke und Verzagte zu besuchen, ihnen zu dienen und behilflich zu sein, das Licht zu schauen und ihren Glauben auf Jesus zu setzen. Darunter gibt es auch unangenehme Pflichten, die jemand erfüllen muß, wenn Menschen nicht dem Verderben anheimfallen sollen. In der Erfüllung dieser Aufgaben werden wir den Segen Gottes spüren, ganz gleich wie unerfreulich die zu bewältigenden Aufgaben auch sein mögen. Christus nahm die unangenehme Aufgabe auf sich, die Stätte der Reinheit und unübertroffenen Herrlichkeit zu verlassen, um als Mensch unter Menschen in einer von Frevel, Gewalttat und Bosheit gebrandmarkten und verfinsterten Welt zu wohnen. All das nahm er auf sich, um Seelen zu retten. Sollen die Menschen, denen diese erstaunliche Liebe und beispiellose Huld gilt, ihr Leben selbstsüchtiger Bequemlichkeit entschuldigen? Sollen sie ihr Vergnügen vorziehen, ihren Neigungen folgen und Menschen dem Untergang in der Finsternis überlassen, nur weil sie bei ihrer seelengewinnenden Arbeit mit Fehlschlägen und Widerständen werden zu rechnen haben? Christus zahlte einen unermeßlich hohen Preis für die Erlösung der Menschheit. Soll er sprechen: "Mein Vater, ich will nicht in deinem Weinberg arbeiten; ich bitte dich, entschuldige mich?" Sch1 424 2 Gott ruft nach denen in Zion, die gemächlich dahinleben, daß sie sich aufmachen und arbeiten. Werden sie des Meisters Stimme hören? Gott braucht dem Gebet ergebene, gewissenhafte Mitarbeiter, die an allen Wassern säen. Wer so wirkt, wird überraschenderweise feststellen, daß Schwierigkeiten, die im Namen und in der Kraft Jesu entschlossen ertragen werden, den Glauben festigen und den Mut erneuern. Der Weg demütigen Gehorsams bedeutet Sicherheit und Stärke, Trost und Hoffnung. Wer jedoch nichts für Jesus tut, wird schließlich den Lohn verlieren. Kraftlose Hände sind nicht fähig, sich an den Allmächtigen zu klammern. Matte Knie werden an dem Tag der Trübsal des Beistandes ermangeln. Die aber die Bibel studiert haben und auch die christlichen Missionsarbeiter werden den herrlichen Lohn empfangen und die Worte hören: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, ... gehe ein zu deines Herrn Freude!" Matthäus 25,21. ------------------------Kapitel 87: Mangel an Opfergeist Sch1 425 1 Der Segen Gottes wird auf denen in ... ruhen, die die Sache Christi tief im Herzen tragen. Die im Glauben und aus Liebe für unseren gekreuzigten Erlöser dargebrachten freiwilligen Opfer unserer Brüder und Schwestern werden in Form von Segnungen auf sie zurückkommen; denn Gott verzeichnet und bewahrt jede großherzige Tat seiner Heiligen. Zum Bau eines Gotteshauses gehören große Glaubensübung und Vertrauen zu Gott. Wer in geschäftlichen Angelegenheiten nichts wagt, wird nur geringe Fortschritte machen. Weshalb sollten wir nicht auch einem Unternehmen für Gott Glauben entgegenbringen und in seinem Werk Mittel anlegen? Sch1 425 2 Manche sind freigebig mit dem Wenigen, was sie besitzen, solange sie in Armut leben; sobald sie jedoch zu Wohlstand kommen, werden sie geizig. Ihr Glaube ist deshalb so klein, weil ihre Wohltaten mit ihrem Wohlstand nicht Schritt halten und sie dem Werk Gottes nichts geben, was für sie ein wirkliches Opfer bedeutet. Sch1 425 3 Nach dem israelitischen System wurde verlangt, daß zuerst dem Herrn Wohltaten erwiesen werden sollten. Bei der Ernte und Weinlese waren die Erstlinge der Früchte des Feldes -- Getreide, Wein und Öl -- dem Herrn als Opfer zu weihen. Die Nachlese und die Enden der Felder sollten den Armen überlassen werden. Unser liebreicher himmlischer Vater übersah die Bedürfnisse der Armen nicht. Die erste Wolle nach dem Scheren der Schafe und die ersten Körner nach dem Dreschen des Weizens waren dem Herrn darzubringen. Den Juden war ausdrücklich geboten, die Armen, Witwen, Waisen und Fremdlinge zu ihren Festen einzuladen. Am Ende jedes Jahres mußten alle unter feierlichem Eid aussagen, ob sie nach Gottes Geheiß gehandelt hatten oder nicht. Sch1 426 1 Diese Anordnung wurde von Gott getroffen, um dem Volk einzuprägen, daß er in allen Dingen die erste Stelle einnehmen muß. Durch diese Art der Wohltätigkeit sollte ihrem Gedächtnis eingeschärft werden, ihr gnädiger Meister sei nicht nur der eigentliche Eigentümer ihrer Felder und ihrer Schaf- und Rinderherden, sondern der Gott des Himmels sei es auch, der ihnen Sonnenschein und Regen für die Zeit der Saat und der Ernte schickt. Alles, was sie besaßen, war von ihm geschaffen. Alles gehörte dem Herrn, und er hatte sie zu Haushaltern seiner Güter eingesetzt. Sch1 426 2 Die Freigebigkeit der Israeliten beim Bau der Stiftshütte und der Errichtung des Tempels wirft ein helles Licht auf ihren mildtätigen Geist, der bei den Christen irgendeines späteren Zeitpunktes seinesgleichen suchte. Sie waren eben von ihrer langen Knechtschaft in Ägypten befreit worden und wanderten in der Wüste umher; kaum hatten sie die Heere der Ägypter, die ihnen auf ihrer eiligen Reise nachgesetzt waren, hinter sich gelassen, als das Wort des Herrn zu Mose kam: "Sage den Kindern Israel, daß sie mir ein Hebopfer geben und nehmt dasselbe von jedermann, der es willig gibt." 2.Mose 25,2. Sch1 426 3 Sein Volk hatte wenig Besitztümer und keine schmeichelhaften Aussichten, sie zu vermehren. Sie hatten aber ein Ziel vor sich Gott ein Heiligtum zu errichten. Der Herr hatte gesprochen, und sie mußten seiner Stimme gehorchen. Nichts behielten sie zurück! Alle gaben mit willigen Händen nicht etwa eine bestimmte Summe ihres Einkommens, sondern einen großen Teil ihres gesamten Besitzes. Freudig und von ganzem Herzen opferten sie diesen Teil dem Herrn und gewannen dadurch sein Wohlgefallen. War nicht alles sein Eigentum? Hatte nicht er ihnen alles gegeben, was sie besaßen? War es nicht ihre Pflicht, dem Geber sein Eigentum zurückzugeben, wenn er danach verlangte? Sch1 426 4 Kein Drängen war nötig. Das Volk brachte sogar mehr, als man verlangt hatte. Ihm wurde gesagt, seiner Gebefreudigkeit Einhalt zu gebieten, denn es war bereits mehr vorhanden, als überhaupt verwendet werden konnte. Beim Bau des Tempels begegnete der Aufruf nach Hilfsmitteln abermals aufrichtiger Erwiderung. Das Volk opferte nicht unwillig. Sie freuten sich auf das Gebäude, das zur Anbetung Gottes errichtet werden sollte, und stifteten für diesen Zweck mehr als genug. David lobte den Herrn vor der ganzen Gemeinde und sprach: "Denn was bin ich? Was ist mein Volk, daß wir sollten vermögen, freiwillig so viel zu geben? Denn von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir's gegeben." 1.Chronik 29,14. Noch einmal dankte David in seinem Gebet mit diesen Worten: "Herr, unser Gott, aller dieser Haufe, den wir zugerichtet haben, dir ein Haus zu bauen, deinem heiligen Namen, ist von deiner Hand gekommen, und ist alles dein." 1.Chronik 29,16. Sch1 427 1 David erkannte sehr wohl, von wem all diese Gaben herrührten. Wenn doch die heute lebenden Menschen, die sich der Liebe des Heilandes erfreuen, erkennen würden, daß ihr Silber und Gold dem Herrn gehört und zur Vermehrung seiner Herrlichkeit verwendet und nicht widerwillig zurückgehalten werden sollte, um sich selbst zu bereichern und zu beschenken. Gott hat ein unbestreitbares Recht auf alles, was er seinen Geschöpfen verliehen hat. Alles, was sie besitzen, gehört ihm. Sch1 427 2 Es gibt große und heilige Ziele, die erhebliche Mittel erfordern. Geld, das auf diese Weise angelegt ist, wird dem Spender größere und bleibendere Freude bereiten, als wenn er es für sein persönliches Vergnügen ausgäbe oder aus Gewinnsucht zusammenscharrte. Verlangt Gott von uns einen Schatz, ganz gleich in welcher Höhe, so macht die bereitwillige Erfüllung des göttlichen Verlangens diese Gabe zu einem geheiligten Opfer für ihn. Dadurch sammelt sich für den Geber ein Schatz im Himmel an, den weder die Motten fressen noch das Feuer verzehren noch Diebe nachgraben und stehlen können. Diese Kapitalanlage ist sicher. Das Geld kommt in Beutel, die keine Löcher haben; es ist sicher verwahrt. Sch1 427 3 Können Christen, die sich einer umfassenderen Erkenntnis rühmen, als sie die Hebräer besaßen, weniger geben als diese? Können Christen, die nahe dem Ende der Zeit leben, mit ihren Gaben zufrieden sein, wenn diese nicht halb so großzügig sind wie die der Israeliten, deren Freigebigkeit das Wohl der eigenen Nation im Auge hatte. Das Werk Gottes erstreckt sich in diesen letzten Tagen über die ganze Welt. Die Botschaft der Wahrheit soll alle Nationen, Sprachen und Völker erreichen; die in den verschiedensten Sprachen herausgegebenen Veröffentlichungen sollen wie die Herbstblätter weit umher ausgestreut werden. Das Kreuz offenbart das Wesen des Opferns Sch1 428 1 Es steht geschrieben: "Weil nun Christus im Fleisch für uns gelitten hat, so wappnet euch auch mit demselben Sinn." 1.Petrus 4,1. Und wiederum steht geschrieben: "Wer da sagt, daß er in ihm bleibt, der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt hat." 1.Johannes 2,6. Laßt uns einmal fragen, was unser Heiland getan hätte, wenn er in unseren Verhältnissen gewesen wäre. Welche Mühen hätte er zur Rettung von Seelen auf sich genommen? Diese Frage wird durch das Beispiel Christi beantwortet. Er gab seine Königswürde auf, legte seine himmlische Herrlichkeit ab, opferte seine Reichtümer und bekleidete seine Göttlichkeit mit menschlicher Natur, um die Menschen dort zu erreichen, wo sie lebten. Sein Beispiel zeigt, daß er sein Leben für die Sünder dahingab. Sch1 428 2 Satan sagte Eva, daß durch die Befriedigung unerlaubter Eßlust ein außerordentlich glückseliger Zustand erreicht werden könnte. Doch die dem Menschen gegebene Verheißung Gottes erfüllt sich durch die Selbstverleugnung. Als Christus am schmachvollen Kreuz für die Erlösung der Menschheit Todesqualen litt, wurde die menschliche Natur erhöht. Nur durch das Kreuz kann das Menschengeschlecht erhöht werden, um sich mit dem Himmel zu verbinden. Selbstverleugnung und Leiden begegnen uns auf unserer Reise gen Himmel auf Schritt und Tritt. Sch1 428 3 Ein freigebiger Geist entspricht der Gesinnung himmlischer Wesen. Ein selbstsüchtiger Geist ist satanischen Ursprungs. Die selbstaufopfernde Liebe Christi ist am Kreuz sichtbar geworden. Er gab alles, was er besaß, und dann gab er sich selbst, damit der Mensch erlöst werden konnte. Das Kreuz Christi wendet sich an das mildtätige Herz eines jeden Nachfolgers des gelobten Heilandes. Der dort veranschaulichte Grundsatz lautet: Geben, geben und nochmals geben! Das ist die wahre Frucht eines Christenlebens, die sich in wirklicher Wohltätigkeit und in guten Werken äußert. Der Grundsatz weltlich gesinnter Menschen heißt: Nehmen und abermal nehmen! Auf diese Weise glauben sie sich der Glückseligkeit versichern zu können; doch führen sie diesen Gedanken in seiner ganzen Tragweite durch, so werden Not und Tod die Früchte sein. Sch1 429 1 Allen Bewohnern dieser Erde die Botschaft Gottes zu bringen und sie aus ihrer Schuld und Gleichgültigkeit zu lösen, das ist die Aufgabe der Nachfolger Christi. Menschen müssen die Wahrheit empfangen, um durch sie geheiligt zu werden. Wir sind die Träger des göttlichen Lichtes. Unsere Fähigkeiten, Mittel und Erkenntnisse sind uns nicht nur zu unserem eigenen Vorteil gegeben; sie müssen für die Seelengewinnung eingesetzt werden; sie müssen dazu dienen, den Menschen aus seinem Sündenleben emporzuheben und ihn durch Christus zu Gott zu führen. Sch1 429 2 Wir sollten in diesem Werk mit besonderem Eifer wirken und uns bemühen, reumütige und gläubige Sünder dem göttlichen Erlöser zuzuführen, und ihnen ein tieferes Verständnis für Gottes Liebe zu uns Menschen vermitteln. "Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Johannes 3,16. Welch eine unvergleichliche Liebe! Unsere tiefsten Gedanken sollten wir dieser Liebe widmen, der bewunderungswürdigen Liebe Gottes für eine Welt, die ihn nicht liebte! Diese Tatsache übt eine geradezu überwältigende Macht auf die menschliche Seele aus. Sie beugt die Vernunft unter den Willen Gottes. Menschen, die gierig danach trachten, Wohlstand zu erlangen, und die in ihrem weltlichen Streben enttäuscht wurden und nun unglücklich sind, brauchen die Erkenntnis dieser Wahrheit, um den ruhelosen Hunger und Durst ihrer Seele zu stillen. Der Fluch der Selbstsucht Sch1 429 3 In eurer großen Stadt fehlt es an Sendboten, um denen das Licht Gottes zu bringen, die im Schatten des Todes leben. Erfahrene Hände in Verbindung mit der Weisheit und der Kraft des Glaubens sind nötig, um müde Seelen an das Herz des barmherzigen Erlösers zu heben. Oh, welch ein Fluch ist die Selbstsucht! Sie hindert uns nicht nur, in den Dienst Gottes zu treten, sondern auch daran, die Ansprüche der Pflicht wahrzunehmen, die unser Herz mit inbrünstigem Eifer in Begeisterung versetzen sollten. Es gilt, unsere ganzen Kräfte dem Gehorsam Christi zuzuwenden. Am gleichen Strang mit den Rädelsführern des Irrtums zu ziehen, bedeutet, der falschen Seite zu helfen und unseren Feinden das Übergewicht zu verschaffen. Die Wahrheit Gottes kennt kein Zugeständnis an die Sünde, keine Verbindung mit der Arglist und keine Gemeinschaft mit der Übertretung. Es fehlt an Streitern, die beim Namensaufruf stets antworten und zu sofortigem Einsatz bereit sind, und nicht an solchen, die im Bedarfsfall auf der Seite des Feindes zu finden sind. Sch1 430 1 Uns ist eine große Aufgabe zugewiesen. Dennoch gibt es viele, die vorgeben, diesen heiligen Wahrheiten zu glauben, aber durch Satans Trügereien gelähmt sind. Sie tun nichts für das Werk Gottes, sondern hemmen es eher. Wann werden sie so handeln wie die Gläubigen, die auf den Herrn warten? Wann werden sie einen solchen Eifer zeigen, daß er mit ihrem Glauben übereinstimmt? Viele Menschen halten ihre Mittel eigennützig zurück und beschwichtigen ihr Gewissen mit dem Vorhaben, für Gottes Werk nach ihrem Tode etwas Großes zu tun. Sie machen ein Testament, in dem sie der Gemeinde und ihren verschiedensten Belangen einen erheblichen Betrag vermachen. Dann setzen sie sich mit dem Gefühl zur Ruhe, alles getan zu haben, was von ihnen erwartet werden konnte. Worin besteht bei diesem Schritt ihre Selbstverleugnung; Sie haben sich im Gegenteil wahrhaft selbstsüchtig gezeigt. Wenn sie ihr Geld nicht mehr länger in irgendeiner Weise anlegen können, dann erst wollen sie es Gott zur Verfügung stellen. Sie halten es aber zurück, solange es ihnen nur möglich ist, bis sie durch einen Boten, den sie nicht abweisen können, genötigt werden, darauf zu verzichten. Sch1 430 2 Solch ein Vermächtnis ist oftmals das Zeugnis unverfälschten Geizes. Gott hat uns alle zu seinen Haushaltern gemacht. In keinem Fall hat er uns ermächtigt, unsere Pflicht zu vernachlässigen oder sie anderen zu überlassen. Niemals werden wir dringender nach Mitteln zur Förderung der Wahrheit Gottes verlangen als jetzt. Unser Geld wird niemals mehr Gutes verrichten als in der gegenwärtigen Zeit. Seine richtige Verwendung auch nur einen Tag aufzuschieben, heißt die Zeit zu beschränken, in der es in der Seelengewinnung Gutes zu verrichten vermag. Wenn wir anderen Menschen überlassen, was Gott uns aufgetragen hat, schädigen wir nicht nur uns selbst, sondern auch den, der uns das alles gab, was wir besitzen. Wie können andere unser Werk der Wohltätigkeit besser ausführen als wir selbst? Gottes Willen entspricht es, daß jeder Mensch während seiner Lebenszeit auf diesem Gebiet seinen eigenen Willen vollstrecken soll. Mißgeschicke, Unglück oder Verwicklungen können auf immer geplante Liebestaten zum Scheitern bringen, wenn der Besitzer des angehäuften Vermögens nicht mehr da ist, um es zu schützen. Es ist traurig, daß so viele Menschen die gegenwärtige treffliche Gelegenheit vernachlässigen, Gutes zu tun, und lieber darauf warten, aus ihrer Haushalterschaft verstoßen zu werden, als dem Herrn die Mittel zurückzugeben, die er ihnen verliehen hat, damit sie seiner Verherrlichung dienen. Hütet euch vor Geiz! Sch1 431 1 Ein auffallendes Merkmal in den Lehren Christi ist die Häufigkeit und der Ernst, mit denen er den Geiz tadelte und auf die Gefahr weltlicher Erwerbungen und maßloser Gewinnsucht hinwies. In den Wohnungen der Reichen, im Tempel und auf den Straßen warnte er alle, die nach Erlösung verlangten: "Sehet zu und hütet euch vor dem Geiz." Lukas 12,15. "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Matthäus 6,24; Lukas 16,13. Sch1 431 2 Die zunehmende Hingabe an Gelderwerb und Selbstsucht, die ja das Verlangen nach Gewinn erst hervorbringt, ist die Ursache, daß sich das Wohlwollen Gottes von der Gemeinde abwendet und daß deren geistliches Wesen abstumpft. Wer sich mit seinen Geistes- und Körperkräften ständig müht, Reichtümer anzusammeln, wird die Forderungen Gottes und der Menschlichkeit vergessen. Wenn Gott uns mit Wohlergehen gesegnet hat, so ist das keine Aufforderung, unsere Zeit und Aufmerksamkeit von ihm abzuwenden, um sie auf die uns verliehenen Gaben hinzulenken. Der Geber ist größer als die Gabe. Wir sind nicht unser selbst wir sind teuer erkauft. Haben wir jenen unermeßlichen Preis vergessen, der für unsere Erlösung bezahlt worden ist? Ist die Dankbarkeit im Herzen erstorben? Beschämt nicht das Kreuz Christi ein eigennützig behagliches und genußsüchtiges Leben? Sch1 431 3 Was wäre geschehen, wenn Christus, der Undankbarkeit und Schmähungen überdrüssig, die ihm von allen Seiten begegneten, sein Werk aufgegeben hätte? Was wäre geschehen, wenn er niemals den Augenblick erreicht hätte, an dem er sagen konnte: "Es ist vollbracht"? Was wäre geschehen, wenn er, entmutigt von dem ihm zuteil gewordenen Empfang, wieder gen Himmel aufgefahren wäre? Was endlich wäre geschehen, wenn er niemals im Garten Gethsemane durch jene seelischen Todesqualen, die aus seinen Poren den Schweiß trieben, gleichwie große Blutstropfen, hätte hindurchzugehen brauchen. Sch1 432 1 Christus wurde in seinem Dienst für die Erlösung der Menschheit von einer beispiellosen Liebe getrieben und einer ebensolchen Hingabe an den Willen des Vaters. Er mühte sich zum Besten der Menschen bis in die Stunde seiner Erniedrigung hinein. Er verbrachte sein Leben in Armut und Selbstverleugnung für den verworfenen Sünder. In einer Welt, deren Herr und Schöpfer er war, hatte er keinen Platz, um sein müdes Haupt hinzulegen. Wir ernten nun die Früchte dieser unsagbaren Selbstaufopferung; und doch, wenn es zu arbeiten gilt und unser Geld benötigt wird, um das Werk des Erlösers in der Seelengewinnung zu fördern, entziehen wir uns unserer Verpflichtung und bitten um Entschuldigung. Unwürdige Trägheit, sorglose Gleichgültigkeit und gottlose Selbstsucht verschließen unsere Sinne den Ansprüchen Gottes. Sch1 432 2 Mußte Christus, die Majestät des Himmels, der König der Herrlichkeit, das schwere Kreuz und die Dornenkrone tragen und den bitteren Kelch trinken, während wir uns gemächlich zurücklehnen, uns selbst verherrlichen und der Seelen vergessen, für die er gestorben ist, um sie mit seinem kostbaren Blut zu erkaufen? O nein! Laßt uns geben, solange wir über etwas verfügen! Laßt uns so handeln, solange wir dazu imstande sind! Laßt uns wirken, solange es Tag ist! Laßt uns unsere Zeit und unsere Mittel dem Dienst Gottes weihen, damit wir seine Billigung und seinen Lohn empfangen können. ------------------------Kapitel 88: Im Schmelztiegel der Läuterung Sch1 433 1 Wir werden vor dem himmlischen Gericht geprüft. Wir müssen dort Tag für Tag über unseren Wandel Rechenschaft ablegen. Jedermann wird entsprechend seinen Werken entlohnt. Gott hatte in alter Zeit keine Lust an Opfern und Brandopfern, es sei denn, die Gabe wurde in aufrichtiger Gesinnung dargebracht. Samuel sagte: "Meinst du, daß der Herr Lust habe am Opfer und Brandopfer gleich wie am Gehorsam gegen die Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken besser denn das Fett von Widdern." 1.Samuel 15,22. Durch alles Geld auf Erden können wir uns weder den Segen Gottes erkaufen noch uns eines einzigen Sieges versichern. Sch1 433 2 Viele würden alles und jedes Opfer bringen, doch gerade das Opfer, das sie bringen sollten, fordert: sich selbst ergeben und ihren Willen dem Willen Gottes unterwerfen. Christus sprach zu seinen Jüngern: "Es sei denn, daß ihr euch umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." Matthäus 18,3. Demütig sein -- dieses Beispiel zeigt uns dazu den Weg! Wir alle müssen so demütig bescheiden werden wie kleine Kinder, um das Himmelreich zu ererben. Sch1 433 3 Unser himmlischer Vater sieht die Herzen der Menschen und kennt ihren Charakter besser als sie selbst. Er weiß von manchen, daß sie aufnahmefähig und begabt sind und daß diese Anlagen, in die richtige Bahn gelenkt, zu seiner Ehre und zum Wachstum seines Werkes dienen könnten. Er stellt diese Menschen auf die Probe und versetzt sie nach seiner weisen Vorsehung in die verschiedenartigsten Umstände und Situationen. Er prüft sie, damit sie entdecken möchten, was in ihrem Herzen ist. Ihre charakterlichen Schwächen, die sie selbst nicht erkannt haben, sollen ihnen angezeigt werden. Er gibt ihnen Gelegenheiten, diese Mängel zu berichtigen, die scharfen Kanten ihres Wesens zu glätten und sich für seinen Dienst vorzubereiten, damit sie fertig seien, wenn er sie zur Tat ruft. Dann können die Engel des Himmels ihr Wirken mit menschlichem Bemühen in dem Werk vereinen, das auf Erden ausgeführt werden muß. Sch1 433 4 In seiner Barmherzigkeit enthüllt Gott die verborgenen Fehler der Menschen, die er in verantwortungsvolle Stellungen berufen hat. Sie sollen nach innen schauen und die verwickelten Gefühlsregungen und Bewegungen des eigenen Herzens genau prüfen, das Verkehrte ausfindig machen und auf diese Weise ihre herrschenden Neigungen ändern und ihre Gewohnheiten verfeinern. In seiner Vorsehung führt der Herr die Menschen in Situationen, in denen er ihre sittliche Stärke prüfen und die Ursachen ihres Handelns aufdecken kann. Dann können sie ihre wertvollen Eigenschaften vervollkommnen und das Unrechte abtun. Gott will, daß seine Diener mit der sittlichen Stärke ihres Herzens vertraut werden. Um dieses Ziel zu erreichen, läßt er des öfteren das Feuer der Trübsal über sie kommen, damit sie dadurch gereinigt würden. Sch1 434 1 "Wer wird aber den Tag seiner Zukunft erleiden können, und wer wird bestehen, wenn er wird erscheinen? Denn er ist wie das Feuer eines Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher. Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen; er wird die Kinder Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Speisopfer bringen in Gerechtigkeit." Maleachi 3,2.3. Sch1 434 2 Die Läuterung des Volkes Gottes kann ohne Leiden nicht vollendet werden. Gott erlaubt dem Feuer der Trübsal, die Schlacke zu verzehren und das Wertlose vom Wertvollen zu trennen, damit das reine Metall hervorleuchte. Er läßt uns von einem Feuer ins andere geraten, um unseren wahren Wert zu prüfen. Wenn wir schon diese Prüfungen nicht ertragen können, was werden wir dann erst in der Zeit der Trübsal tun? Wenn schon Glück oder Unglück die Falschheit, den Hochmut oder Egoismus in unserem Herzen aufdecken, was soll dann geschehen, wenn Gott jedes Menschen Werk im Feuer prüft und die Geheimnisse aller Herzen enthüllt? Sch1 434 3 Wahre Größe ist bereit, sich prüfen zu lassen. Wenn wir abgeneigt sind, unsere Herzen von Gott erforschen zu lassen, ist unser Zustand in der Tat ernst. Gott reinigt und läutert die menschliche Seele. In der Hitze des Schmelzofens wird die Schlacke für immer von dem echten Silber und Gold des christlichen Charakters getrennt. Jesus überwacht diesen Läuterungsprozeß. Er weiß, was notwendig ist, um das edle Metall so zu läutern, daß es den Glanz seiner gnadenreichen göttlichen Liebe widerstrahlt. Jesus ging voran Sch1 435 1 Gott zieht seine Kinder zu sich heran, indem er sie durch strenge, läuternde Anfechtungen hindurchführt, ihnen zeigt, wie schwach und unfähig sie sind, und sie lehrt, sich auf ihn als ihren alleinigen Helfer und Beschützer zu verlassen. Dann ist sein Ziel erreicht. Seine Kinder sind vorbereitet, in jedem Notfall sich nützlich zu machen, wichtige Vertrauensstellungen zu bekleiden und die großartigen Vorhaben auszuführen, für die ihnen ihre Kräfte verliehen wurden. Gott führt die Menschen in Schwierigkeiten; er prüft sie in jeder Weise, und so werden sie erzogen, belehrt und zubereitet. Jesus, unser Erlöser, das Urbild und Haupt des Menschen, ertrug diesen Läuterungsvorgang. Er litt mehr, als uns zu leiden jemals auferlegt werden kann. Er nahm unsere menschliche Schwachheit auf sich und wurde in allen Dingen versucht gleichwie wir. Nicht um seinetwillen, sondern um unserer Sünden willen litt er all dieses. Wir aber können nun, gestützt auf die Erlösungstat unseres Heilandes, in seinem Namen überwinden. Sch1 435 2 Das Reinigungs- und Läuterungswerk Gottes muß so lange fortgesetzt werden, bis seine Diener so demütig und uneigennützig handeln, daß sie nur die Ehre Gottes im Auge haben, wenn sie zu tätigem Dienst berufen werden. Ihre Bemühungen werden dann auch die göttliche Zustimmung finden. Sie werden nicht übereilt, aus unvermitteltem Antrieb heraus, handeln und drauflos arbeiten und das Werk Gottes gefährden, indem sie den Verlockungen und Leidenschaften unterliegen und willenlos ihrem eigenen, von Satan entflammten, fleischlichen Sinne folgen. Ach, wie schrecklich wird Gottes Werk durch menschlichen Eigensinn und zügelloses Temperament entstellt! Wieviel Leid bringt der Mensch über sich selbst, indem er seinen halsstarrigen Neigungen folgt! Gott nimmt sich die Menschen immer wieder vor. Er verstärkt ihre Belastung, bis vollkommene Demut und die Umwandlung ihres Charakters sie in Einklang mit Christus und dem Geist des Himmels bringen und sie sich selbst überwinden. Sch1 435 3 Gott hat Menschen aus verschiedenen Ständen berufen. Er hat sie versucht und geprüft, um ihre charakterliche Eignung zu erkennen und zu wissen, ob er ihnen die Obhut des Werkes in ... anvertrauen kann. Gleichfalls wollte sich Gott überzeugen, ob sie den Mängeln der bereits dort wirkenden Menschen abhelfen könnten oder nicht. Weiterhin war es Gott um die Gewißheit zu tun, ob sie angesichts der Fehlschläge, die jene Menschen erlitten haben, deren Beispiel meiden würden, das für die Tätigkeit in dem allerheiligsten Werk Gottes ungeeignet ist. Ständig warnte er die Menschen in ..., rügte sie und riet ihnen. Gott hat über die dort wirkenden Diener seines Werkes großes Licht ausgeschüttet, damit der vor ihnen liegende Weg klar sei. Aber wenn diese es vorziehen, ihrer eigenen Weisheit zu folgen und, wie Saul, das Licht zu verachten, werden sie sicherlich vom Ziel abirren und das Werk Gottes in Schwierigkeiten verwickeln. Licht und Finsternis sind ihnen vorgelegt worden, doch sie haben sich zu oft für die Finsternis entschieden. Die Botschaft an Laodizea Sch1 436 1 Die Botschaft an Laodizea wendet sich an das Volk Gottes, das die gegenwärtige Wahrheit zu glauben vorgibt. Zum größeren Teil sind es laue Gläubige; sie haben wohl einen Namen, aber zeigen keinen Eifer. Gott gab zu verstehen, daß er in den Führungsstellen seines Werkes Menschen wünscht, die die dort herrschenden Zustände verbessern und wie treue Wächter auf dem Posten ihrer Pflicht stehen. Er gab ihnen in jeder Hinsicht Erkenntnis, um sie der Sachlage entsprechend zu belehren, zu ermutigen und zu stärken. Aber ungeachtet des verheißenen göttlichen Beistandes helfen diese Menschen dem Feinde, die zum Aufbau des Werkes berufenen Gläubigen zu schwächen und zu entmutigen. Dabei sollten gerade sie gewissenhaft und treu sein, einen inbrünstigen christlichen Eifer zeigen, ein freundliches Wesen an den Tag legen und ernsthaft in der Liebe und Erkenntnis Jesu Christi wandeln. Die Bezeichnung "lau" trifft auf diese Menschen zu. Sie geben vor, die Wahrheit zu lieben, ermangeln aber christlicher Inbrunst und Hingabe. Sie wagen zwar nicht, ihren Glauben aufzugeben und sich der Gefahr des Ungläubigen auszusetzen. Dennoch sind sie nicht bereit, dem Ich abzusterben und die Grundsätze ihres Glaubens durchzusetzen. Sch1 436 2 Die einzige Hoffnung für die zu Laodizea besteht darin, ihren Zustand vor Gott klar zu erkennen und das Brüchige ihrer Haltung einzusehen. Sie sind weder kalt noch warm, verhalten sich sehr unbestimmt und schmeicheln sich zu gleicher Zeit, daß sie nichts bedürfen. Der treue Zeuge haßt diese Lauheit. Er verabscheut die Gleichgültigkeit dieser Menschen: "Ach, daß du kalt oder warm wärest!" Offenbarung 3,15. Sie sind seinem Geschmack so widrig wie lauwarmes Wasser. Sie sind weder ganz gleichgültig noch ganz entschieden selbstsüchtig. Sie nehmen nicht sorgfältig genug und von Herzen Anteil am Werke Gottes, indem sie dessen Belange zu ihren eigenen machen. Sie halten sich abseits und sind bereit, ihre Posten zu verlassen, wenn es ihre weltlichen persönlichen Interessen erfordern. Ihrem Herzen fehlt die innere Wirkung der Gnade. Von diesen Menschen heißt es: "Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß." Gottes Heilmittel Sch1 437 1 Glaube und Liebe sind die wahren Reichtümer, das reine Gold, das der treue Zeuge den Lauen zu kaufen empfiehlt. Wie reich wir auch an irdischen Schätzen sein mögen, unser gesamtes Geld und Gut wird nicht ausreichen, die köstlichen Heilmittel zu kaufen, damit die Krankheit der Seele, die Lauheit, geheilt werde. Verstand und irdischer Reichtum waren machtlos, um die Mängel der Gemeinde zu Laodizea zu beheben oder ihrer kläglichen Lage zu steuern. Sie waren blind, glaubten jedoch, sehend zu sein. Weder ließen sie ihren Verstand vom Geist Gottes erleuchten noch empfanden sie ihre Sündhaftigkeit. Aus diesem Grunde wurden sie sich auch nicht bewußt, wie notwendig Hilfe war. Sch1 437 2 Es ist wirklich traurig, ohne die Hilfe Gottes leben zu müssen. Aber ein schrecklicherer Zustand wäre es, von Christus und einer geistlichen Gesinnung entblößt zu sein und dennoch zu versuchen, sich zu rechtfertigen, indem wir denen mitteilen, die um unsertwillen beunruhigt sind, daß wir ihre Besorgnis und Barmherzigkeit nicht nötig haben. Geradezu verheerend ist die Macht des Selbstbetrugs auf den menschlichen Geist. Welch eine Blindheit ist es, Licht an die Stelle der Finsternis und Finsternis an die Stelle des Lichts zu setzen! Der treue Zeuge rät uns, mit Feuer durchläutertes Gold, weiße Kleider und Augensalbe von ihm zu kaufen. Sch1 438 1 Das hier empfohlene, mit Feuer durchläuterte Gold bedeutet Glaube und Liebe. Es macht das Herz reich; denn es wurde so lange geläutert, bis es rein war. Je mehr es geprüft wird, desto glänzender wird sein Schein. Das weiße Kleid bedeutet Reinheit des Charakters, die Gerechtigkeit Christi, die dem Sünder zuteil wird. Dies ist in der Tat ein himmlisches Gewand, das nur durch ein Leben willigen Gehorsams von Christus erworben werden kann. Die Augensalbe ist jene Weisheit und Gnade, die uns befähigt, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und die Sünde hinter jeder Maske zu erkennen. Gott hat seiner Gemeinde Augen gegeben, die mit Weisheit gesalbt werden sollen, damit sie klar sehen mögen. Doch rissen viele, sofern sie es könnten, die Augen aus der Gemeinde heraus; denn sie wollen nicht, daß ihre Werke ans Licht kommen und gerügt werden. Die göttliche Augensalbe wird den Verständigen Klarheit geben. Unser Heiland Jesus Christus ist der Wahrer aller Gnadengaben. Er spricht: "Kaufet von mir!" Einige werden gesichtet Sch1 438 2 Manche werden sagen, daß wir unsere Verdienste hervorheben, wenn wir wegen unserer guten Werke Gottes besondere Gnade erwarten. In der Tat mit unseren guten Werken können wir keinen Sieg erkaufen. Andererseits können wir ohne sie niemals siegreich sein. Der Kauf, den Christus uns empfiehlt, entspricht nur den Bedingungen, die er uns gegeben hat. Echte Tugend kann nur durch Glauben und demütigen, inständigen Gehorsam erlangt werden. Sie ist von unschätzbarem Wert und versetzt uns in die Lage, die Prüfungen mit ihren Anfechtungen und Widerwärtigkeiten zu ertragen. Tugenden, die Trübsal und Verfolgung ertragen und sich als gesund und echt erweisen, sind das im Feuer geläuterte und echt erfundene Gold. Christus bietet diesen kostbaren Schatz dem Menschen zum Kauf an: " ... daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist." Offenbarung 3,18. Kalte, herzlose Pflichterfüllung macht uns nicht zu Christen. Wir müssen aus diesem lauen Zustand herausfinden und uns wirklich bekehren, oder wir werden das Himmelreich verfehlen. Sch1 438 3 Im Geist machte mich Gott auf seine Vorsehung unter seinem Volk aufmerksam und zeigte mir, daß aus jeder Prüfung, die durch einen Reinigungs- und Läuterungsprozeß über die sogenannten Christen ergeht, manche als Schlacke hervorgehen werden. Das Feingold wird nicht immer sichtbar. In jeder Glaubenskrise erliegen etliche der Versuchung. Die Heimsuchungen Gottes fegen eine große Anzahl wie trockene Blätter hinweg. Wohlergehen vergrößert die Menge der Gläubigen. Trübsal scheidet sie aus der Gemeinde aus. Sie sind Menschen, deren Herz nicht unerschütterlich mit Gott verbunden ist. Sie gehen von uns, weil sie nicht unseres Geistes sind; denn wenn sich um des Wortes willen Heimsuchung und Verfolgung erheben, sind viele darüber erzürnt. Sch1 439 1 Laßt diese Menschen einige Monate zurück auf die Zeit schauen, als sie über manche andere zu Gericht saßen, die sich damals in einer ähnlichen Situation befanden wie sie jetzt. Sie sollten sich sorgfältig ins Gedächtnis zurückrufen, was sie seinerzeit über diese in Versuchung Geratenen dachten. Hätte ihnen irgend jemand erzählt, daß sie sich trotz ihres Eifers und ihrer Missionsarbeit an anderen Menschen bald in einer ähnlich verblendeten Lage befinden würden, sie hätten gesprochen wie einst Hasael zum Propheten: "Was ist dein Knecht, der Hund, daß er solch großes Ding tun sollte?" 2.Könige 8,13. Sch1 439 2 Sie täuschen sich selbst. Was für eine Beständigkeit legen sie an den Tag, wenn Stille herrscht! Was für mutige Seeleute geben sie ab! Wenn aber die heftigen Stürme der Prüfungen und Versuchungen aufkommen, siehe, dann erleiden ihre Seelen Schiffbruch! Die Menschen mögen ausgezeichnete Gaben, besondere Fähigkeiten und glänzende Eigenschaften besitzen. Aber ein einziges Gebrechen, eine einzige nachsichtig behandelte geheime Sünde bedeutet für den Charakter das gleiche wie die wurmstichige Planke für das Schiff -- Unglück und vollständiges Verderben! Das Bedürfnis ständigen Wachstums Sch1 439 3 Menschen, die verantwortungsvolle Stellungen bekleiden, sollten sich ständig vervollkommnen. Sie sollten nicht an veralteten Erfahrungen hängen und glauben, daß es unnötig sei, systematisch zu arbeiten. Obgleich der Mensch, wenn er zur Welt kommt, das hilfloseste der Geschöpfe Gottes ist und, seiner Natur nach, auch das böseste, so ist er nichtsdestoweniger imstande, sich fortwährend weiterzuentwickeln. Er kann durch Wissen erleuchtet durch Tugend geadelt werden und an geistiger und sittlicher Würde zunehmen, bis er den ihm zugänglichen höchsten Grad von Intelligenz und einen lauteren Charakter erreicht hat, die nur wenig geringer sind als die Vollkommenheit und Reinheit der Engel. Mit dem Licht der Wahrheit, das dem Menschengeist leuchtet, und der Liebe Gottes, die in die Menschenherzen ausgeschüttet ist, können wir weder ermessen, was aus ihnen werden kann, noch welch große Aufgaben sie zu meistern imstande sein mögen. Sch1 440 1 Ich weiß, daß sich das menschliche Herz seinem wahren Zustand gegenüber blind verhält, aber ich kann meine Bemühungen, euch zu helfen, nicht aufgeben. Wir lieben euch und möchten gern sehen, wie ihr danach strebt, zu überwinden. Jesus liebt euch. Er starb für euch und will, daß ihr gerettet werdet. Wir haben keine Weisung, daß ihr in ... bleiben sollt, aber wir verlangen von euch, daß ihr eine gediegene Arbeit leistet und mit ungeteiltem Herzen dabei seid. Bringt alles geschehene Unrecht in Ordnung und scheut keine Mühe, euch selbst zu meistern, damit ihr nicht den Himmel verfehlt! Aus eigenen Kräften könnt ihr das nicht erreichen. Widersteht dem Teufel um Christi willen, so wird er von euch fliehen. Sch1 440 2 Die Arbeit des Beschneidens und Reinigens, um uns für den Himmel zuzubereiten, ist eine schwere Aufgabe. Sie wird uns manches Leid und manche Sorge kosten, weil unser Wille nicht dem Willen Christi unterworfen ist. Wir müssen so lange durch den Ofen der Läuterung gehen, bis die Hitze die Schlacke verzehrt hat und wir gereinigt sind und das göttliche Bild widerstrahlen. Wer seinen Neigungen folgt und sich von äußerem Schein leiten läßt, kann kein zuverlässiges Urteil über Gottes Wirken fällen. Diese Menschen sind voller Unzufriedenheit. Sie sehen Fehlschläge, wo in Wirklichkeit Siege sind, sie glauben gewaltige Verluste zu erkennen, wo Gewinne erzielt wurden. Wie einst Jakob, sind auch sie bereit auszurufen: "Es geht alles über mich." 1.Mose 42,36. Dabei wirken gerade all die Dinge, über die sie Klage führen, zu ihrem Besten. Sch1 441 1 Ohne Kreuz keine Krone. Wie kann jemand ohne Prüfungen stark sein im Herrn? Um uns zu stärken, müssen wir ständig in Übung bleiben. Um einen starken Glauben zu erlangen, müssen wir in Verhältnisse gestellt werden, wo sich unser Glaube betätigen kann. Unmittelbar vor seinem Märtyrertum ermahnte der Apostel Paulus seinen Gehilfen Timotheus: "Leide mit für das Evangelium wie ich, nach der Kraft Gottes." 2.Timotheus 1,8. Wir werden viel Trübsal zu erleiden haben, ehe wir in das Reich Gottes eingehen können. Unser Heiland wurde auf jede nur denkbare Weise versucht und siegte doch immerwährend in der Kraft Gottes. Es ist Gnade, in der Kraft Gottes unter allen Umständen stark zu sein und das Kreuz Christi zu rühmen. Testimonies for the Church III, 67 (1872). ------------------------Kapitel 89: Die Wirksamkeit des Blutes Christi Sch1 441 2 Den Kindern Israel war ehedem geboten worden, ein Opfer für das ganze Volk zu bringen, um es von kultischer Verunreinigung zu reinigen. Dieses Opfer bestand in einer rötlichen Kuh und stellte das vollkommene Opfer dar, das die Verunreinigung der Sünde hinwegnehmen sollte. Es war ein gelegentliches Opfer zur Reinigung all derer, die notwendigerweise oder zufällig einen Toten berührt hatten. Alle, die in irgendeiner Weise mit dem Tod in Berührung gekommen waren, wurden, dem Gesetz zufolge, als unrein betrachtet. Dies sollte den Israeliten wirksam die Tatsache einprägen, daß der Tod als Folge der Sünde auftritt und deshalb die eigentliche Ausprägung der Sünde überhaupt ist. Die eine Kuh, die eine Lade, die eine eherne Schlange weisen eindrucksvoll auf das eine große Opfer, das Opfer Christi hin. Sch1 441 3 Diese Kuh sollte rötlich sein; denn diese Farbe versinnbildete das Blut. Sie mußte ohne Gebrechen und ohne Fehl sein, eine Kuh, auf die noch nie ein Joch gekommen war. Dies deutete wiederum auf Christus hin. Der Sohn Gottes kam freiwillig, um das Werk der Versöhnung auszuführen. Auf ihm ruhte kein bindendes Joch, denn er war frei und stand über allem Gesetz. Die Engel befanden sich als Gottes Boten unter der Verpflichtung, dienen zu müssen. Kein persönliches Opfer ihrerseits konnte die Schuld des gefallenen Menschen sühnen. Nur Christus war frei von den Ansprüchen des Gesetzes, um die Erlösung der sündigen Menschheit durchführen zu können. Er besaß die Macht, sein Leben hinzugeben und es wieder zu nehmen. "Welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er's nicht für einen Raub, Gott gleich sein." Philipper 2,6. Sch1 442 1 Dennoch liebte dieses herrliche Wesen den elenden Sünder und nahm Knechtsgestalt an, um für die Menschheit zu leiden und zu sterben. Jesus hätte zur Rechten seines Vaters bleiben und seine Königskrone und seine königlichen Gewänder weiter tragen können. Doch er tauschte alle Reichtümer, alle Ehre und Herrlichkeit des Himmels gegen die Armseligkeit des Menschengeschlechts. Er zog die Schrecken Gethsemanes, die Erniedrigung und den Todeskampf auf Golgatha seiner gewaltigen Macht vor. Er nahm Schmerzen und Krankheit auf sich, um durch seine Leidens- und Blutstaufe eine schuldbeladene Welt zu reinigen und zu erlösen. Seine freudige Zustimmung lautete: "Siehe, ich komme; ... Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern." Psalm 40,8.9. Sch1 442 2 Die zum Opfer bestimmte Kuh wurde vor das Lager geführt und in höchst feierlicher Weise geschlachtet. So litt Christus vor den Toren Jerusalems, denn Golgatha liegt außerhalb der Stadtmauern. Das sollte zeigen, daß Christus nicht nur für die Israeliten, sondern für alle Menschen starb. Er verkündigte der gefallenen Welt, daß er als ihr Heiland gekommen sei und bat sie nachdrücklich, die Erlösung anzunehmen, die er ihnen anbot. Nachdem die Kuh in einer feierlichen Handlung geschlachtet worden war, nahm der Priester, der reine, weiße Kleider trug, das aus dem Körper des Opfers strömende Blut in seine Hände und sprengte es siebenmal gegen die Hütte des Stifts. "Und haben einen Hohenpriester über das Haus Gottes so lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen in völligem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leibe mit reinem Wasser." Hebräer 10,21.22. Sch1 442 3 Die Kuh selbst wurde zu Asche verbrannt, was ein völliges und umfassendes Opfer bedeutete. Ein Israelit, der sich nicht durch Berührung eines Toten verunreinigt hatte, füllte dann die Asche in ein Gefäß, das Wasser aus einem fließenden Gewässer enthielt. Danach nahm dieser saubere, reine Israelit ein Zedernholz, scharlachrote Wolle und ein Büschel Ysop und sprengte den Inhalt des Gefäßes auf die Hütte und auf das versammelte Volk. Diese Zeremonie wurde mehrmals wiederholt, um besonders gründlich vorzugehen. Sie diente der Reinigung von der Sünde. Sch1 443 1 So geht Christus, nachdem er sein kostbares Blut vergossen hat, in seiner makellosen Gerechtigkeit in das Heilige ein, um das Heiligtum zu reinigen. Und dort tritt der rote Strom in den Dienst der Versöhnung Gottes mit den Menschen. Manche mögen das Schlachten der Kuh als sinnlosen Ritus betrachten, aber es geschah auf Gottes Geheiß und besitzt eine tiefe Bedeutung, die bis heute nicht geringer geworden ist. Sch1 443 2 Der Priester benutzte Zedernholz und Ysop, tauchte diese in das reinigende Wasser und besprengte die Unreinen. Diese Handlung deutete auf das Blut Christi hin, das vergossen werden sollte, um uns von unserer sittlichen Befleckung zu reinigen. Das wiederholte Besprengen veranschaulicht die Gründlichkeit des Werkes, das für den reumütigen Sünder geschehen mußte. Alles, was ihm gehörte, mußte geheiligt werden. Nicht nur sein Herz sollte ganz rein gewaschen sein, sondern er sollte sich auch bemühen, seine Familie, seine Hausangestellten und sein ganzes Besitztum Gott zu weihen. Sch1 443 3 Nachdem das Zelt mit Ysopwasser besprengt worden war, schrieb man über die Tür der Gereinigten: Ich bin nicht mein eigen; Herr, ich bin dein! So sollte es bei denen geschehen, die vorgeben, durch das Blut Christi gereinigt zu sein. Gott nimmt es heute nicht weniger genau als in früheren Zeiten. Der Psalmist bezieht sich in seinem Gebet auf diese sinnbildliche Zeremonie, wenn er spricht: "Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde; wasche mich, daß ich schneeweiß werde ... Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist ... Tröste mich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem freudigen Geist rüste mich aus." Psalm 51,9.12.14. Sch1 443 4 Das Blut Christi ist allgenügend, aber es muß immer wieder beansprucht werden. Gott verlangt von seinen Dienern nicht nur, daß sie die Mittel, die er ihnen anvertraut hat, zu seiner Ehre anwenden, sondern daß sie sich selbst seinem Werke weihen. Wenn ihr, meine Brüder, selbstsüchtig geworden seid und dem Herrn das versagt, was ihr freudig zu seinem Dienst beitragen solltet, dann braucht ihr diese gründliche Besprengung mit seinem Blut, um euch und all euren Besitz Gott zu weihen. ------------------------Kapitel 90: Williger Gehorsam Sch1 444 1 Abraham war ein alter Mann, als er von Gott den erschreckenden Befehl empfing, seinen Sohn Isaak zum Brandopfer darzubringen. Selbst von seinen Zeitgenossen wurde er als ein alter Mann angesehen. Das Feuer seiner Jugend war geschwunden, und für ihn war es nicht mehr so einfach, Schwierigkeiten zu ertragen und Gefahren zu begegnen. In jugendlicher Tatkraft mag der Mensch im stolzen Bewußtsein seiner Kraft dem Sturm die Stirn bieten und sich über entmutigende Schwierigkeiten erheben. In vorgerücktem Alter jedoch, wenn seine Schritte dem Grabe zutaumeln, lassen diese Schwierigkeiten sein Herz matt werden. Sch1 444 2 In seiner Vorsehung aber stellte Gott seine letzte, schwierigste Prüfung für Abraham zurück, bis die Bürde der Jahre schwer auf ihm lastete und ihn nach Ruhe von Sorgen und Mühen verlangte. Der Herr sprach zu ihm: "Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast ... und opfere ihn ... zum Brandopfer." 1.Mose 22,2. Das Herz des alten Mannes stand vor Entsetzen still. Der Verlust eines solchen Sohnes durch Krankheit wäre für den liebenden Vater schon herzzerreißend gewesen und hätte sein ergrautes Haupt schmerzvoll gebeugt. Und nun wurde ihm gar geboten, das kostbare Blut jenes Sohnes mit eigener Hand zu vergießen. Das schien ihm eine Ungeheuerlichkeit zu sein! Sch1 444 3 Gleichwohl, Gott hatte gesprochen, und sein Wort mußte befolgt werden. Abraham war wohl hochbetagt, allein diese Tatsache entband ihn nicht des Gehorsams. Er ergriff den Stab des Glaubens und nahm in stummem Schmerz sein Kind -- prächtig anzuschauen in der blühenden Gesundheit seiner Jugend -- bei der Hand und zog aus, um dem Wort Gottes zu gehorchen. Der ehrwürdige alte Patriarch war ein Mensch; seine Erregungen und Neigungen glichen den unsrigen; er liebte seinen Sohn, der der Trost seines hohen Alters war und dem die Verheißung des Herrn galt. Sch1 445 1 Abraham hielt nicht inne, um zu fragen, wie Gottes Verheißungen denn erfüllt werden können, wenn Isaak geschlachtet würde. Er blieb nicht stehen, um mit seinem schmerzenden Herzen zu rechten, sondern er führte den göttlichen Befehl buchstäblich aus, bis der Engel Gottes rief, gerade als sich das Messer in den zuckenden Leib des Kindes senken wollte: "Lege deine Hand nicht an den Knaben ... denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen." 1.Mose 22,12. Sch1 445 2 Diese gewaltige Glaubenstat ist in der biblischen Geschichte verzeichnet, um der Welt bis ans Ende der Zeit als anschauliches Beispiel zu leuchten. Abraham gab nicht sein hohes Alter als Entschuldigungsgrund an, um dem Gehorsam zu entgehen. Er sprach nicht: "Meine Haare sind ergraut, meine Manneskraft ist geschwunden. Wer wird mein dahinwelkendes Leben behaglich gestalten, wenn Isaak nicht mehr ist? Wie kann ein betagter Vater das Blut seines einzigen Sohnes vergießen?" Nein, Gott hatte gesprochen, und der Mensch mußte gehorchen, ohne zu fragen, ohne zu murren und ohne dabei schwach zu werden. Sch1 445 3 Wir brauchen den Glauben Abrahams in unseren heutigen Gemeinden, damit die sich um sie her sammelnde Finsternis, die das freundliche Sonnenlicht göttlicher Liebe ausschließt und geistliches Wachstum hindert, erhellt werde. Alter kann uns niemals vom Gehorsam gegenüber Gott entbinden. Unser Glaube sollte viele gute Werke hervorbringen, denn ein Glaube ohne Werke ist tot. Jede Aufgabe, die wir erfüllen, jedes Opfer, das wir im Namen Jesu bringen, trägt in sich einen großen Lohn. Gott spricht, während wir gehorsam seinen Weisungen folgen, und gibt seinen Segen. Er erwartet aber von uns, daß wir ihm all unsere Kräfte vollständig zur Verfügung stellen. Herz und Verstand, den ganzen Menschen müssen wir ihm darbringen, oder wir erreichen nicht das Ziel, echte Christen zu werden. Sch1 445 4 Gott hat dem Menschen nichts vorenthalten, was ihm die ewigen Reichtümer sicherstellen könnte. Er hat die Erde mit Schönheit bekleidet und für die menschliche Nutznießung während seines vergänglichen Lebens ausgestattet. Er hat seinen Sohn für die Erlösung einer Welt in den Tod gegeben, die durch Sünde und Torheit gefallen war. Solch unvergleichliche Liebe und unermeßliches Opfer fordern unseren strengsten Gehorsam, unsere heiligste Liebe und unseren uneingeschränkten Glauben. Dennoch stehen alle diese Tugenden, selbst wenn wir völlig mit ihnen verschmelzen, in keinem Verhältnis zu dem großen Opfer, das Christus für uns dargebracht hat. Gehorcht bedingungslos! Sch1 446 1 Gott erwartet unverzügliche und bedingungslose Befolgung seines Gesetzes. Die Menschen sind jedoch durch die Täuschungsmanöver Satans eingeschläfert und gelähmt. Er veranlaßt sie zu Entschuldigungen und Ausflüchten und überwindet ihre Bedenken, indem er ebenso zu ihnen spricht wie zu Eva im Garten Eden: "Ihr werdet mitnichten des Todes sterben." 1.Mose 3,4. Ungehorsam verhärtet nicht nur das Herz und das Gewissen des Schuldigen, sondern er zielt dahin, den Glauben anderer Menschen zu verderben. Was ihnen anfänglich völlig falsch erschien, verliert dieses Vorzeichen nach und nach, wenn es ihnen ständig vor Augen steht, bis sie schließlich fragen, ob es wirklich Sünde sei. So fallen sie unbewußt in den gleichen Irrtum. Sch1 446 2 Gott befahl Saul durch seinen Propheten Samuel, hinzuziehen und die Amalekiter zu schlagen und sie mit all ihrem Besitz zu vernichten. Aber Saul gehorchte dem Befehl nur teilweise. Er tötete, was an Vieh schnöde und untüchtig war, und verschonte das beste. Auch den gottlosen König Agag ließ er am Leben. Am nächsten Tag begegnete er dem Propheten Samuel mit schmeichlerischen Worten, sich selbst beglückwünschend: "Gesegnet seist du dem Herrn! Ich habe des Herrn Wort erfüllt." Aber der Prophet antwortete sofort: "Was ist denn das für ein Blöken der Schafe in meinen Ohren und ein Brüllen der Rinder, die ich höre?" 1.Samuel 15,13.14. Sch1 446 3 Saul war verwirrt und versuchte, sich mit folgenden Worten der Verantwortung zu entziehen: "Von den Amalekitern haben sie sie gebracht; denn das Volk verschonte die besten Schafe und Rinder um des Opfers willen des Herrn, deines Gottes; das andere haben wir verbannt." 1.Samuel 15,15. Samuel tadelte daraufhin den König und erinnerte ihn an den ausdrücklichen Befehl Gottes, der ihn anwies, alle Besitztümer der Amalekiter zu vernichten. Er wies ihn auf seine Übertretung hin und erklärte, daß er dem Herrn nicht gehorcht hätte. Saul aber wollte nicht anerkennen, daß er unrecht gehandelt hatte, und entschuldigte seine Sünde, indem er erneut anführte, daß er das beste Vieh zurückbehalten habe, um es dem Herrn zu opfern. Sch1 447 1 Samuel war von Herzen betrübt über die Hartnäckigkeit, mit der der König sich weigerte, seine Sünde einzusehen und zu bekennen. Bekümmert fragte er: "Meinst du, daß der Herr Lust habe am Opfer und Brandopfer gleich wie am Gehorsam gegen die Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist besser denn Opfer, und Aufmerken besser denn das Fett von Widdern; denn Ungehorsam ist eine Zaubereisünde, und Widerstreben ist Abgötterei und Götzendienst. Weil du nun des Herrn Wort verworfen hast, hat er dich auch verworfen, daß du nicht König seist." 1.Samuel 15,22.23. Im Aufschub liegt Gefahr Sch1 447 2 Wir sollten der Pflicht nicht ins Angesicht schauen und dann zögern, ihren Forderungen nachzukommen. Solch Zögern läßt Zeit für Zweifel; Unglaube schleicht sich ein, die Urteilskraft wird beeinträchtigt, der Verstand verfinstert. Zuletzt erreichen die Verweise des Geistes Gottes das Herz des irregeleiteten Menschen nicht mehr; er ist geblendet worden und denkt, daß diese Verweise doch unmöglich ihn oder seinen Fall betreffen können. Sch1 447 3 Die wertvolle Zeit der Prüfung geht vorüber, und nur wenige erkennen, daß sie ihnen gegeben ist, um sich für die Ewigkeit vorzubereiten. Die kostbaren Stunden werden in weltlichem Streben, in Vergnügen und unumschränkter Sünde verbracht. Gottes Gesetz wird geringschätzig behandelt und vergessen; nichtsdestoweniger ist jedes Gebot verbindlich. Jeder Übertretung folgt die entsprechende Strafe. Liebe zu irdischem Gewinn führt zur Entheiligung des Sabbats. Die Ansprüche dieses heiligen Tages sind jedoch weder aufgehoben noch gemildert. Gottes Gebot in dieser Hinsicht ist klar und unmißverständlich. Gott hat uns nachdrücklichst untersagt, am siebenten Tag zu arbeiten. Er hat ihn als einen ihm selbst geheiligten Tag abgesondert. Sch1 447 4 Viele bilden Hindernisse auf dem Weg der Menschen, die sonst im Gehorsam der Gebote Gottes wandeln würden. Es gibt starke und schwache Einflüsse, die sie an den Lauf der Welt binden, aber die Macht des Herrn kann diese Fesseln zerbrechen. Wenn sie ernstlich seine Hilfe erflehen, wird er seinen Getreuen jedes Hindernis aus dem Weg räumen oder ihnen zum Überwinden jeder Schwierigkeit Kraft und Mut verleihen. Vor dem ernsthaften Verlangen und beharrlichen Bemühen, Gottes Willen zu tun, sei es unter persönlichem Nachteil, ja selbst unter Hingabe des eigenen Lebens, werden alle Hindernisse schwinden. Himmlisches Licht wird die Finsternis der Gläubigen erhellen, die in Anfechtung und Unruhe vorwärtsschreiten und dabei auf Jesus blicken, den Anfänger und Vollender ihres Glaubens. Sch1 448 1 In alter Zeit sprach Gott zu den Menschen durch den Mund der Propheten und Apostel. In diesen Tagen spricht er zu ihnen durch die Zeugnisse seines Geistes. Nie hat es eine Zeit gegeben, in der Gott seine Kinder hinsichtlich seines Willens und der von ihnen zu befolgenden Lebensführung ernsthafter unterwiesen hätte als jetzt. Werden sie jedoch aus seinen Lehren Nutzen ziehen? Werden sie seine Ermahnungen annehmen und seine in Gnaden erteilten Warnungen beachten? Gott wird nur ungeteilten Gehorsam annehmen und dem Ich keine Zugeständnisse machen. ------------------------Kapitel 91: Kritik an den leitenden Brüdern Sch1 448 2 Die Gemeinde braucht selbstlose christliche Mitarbeiter. Wenn alle jene von ... fernblieben, die in der Regel unfähig sind, einer Versuchung zu widerstehen, und zu schwach, um sich allein zu behaupten, gäbe es dort eine viel reinere geistliche Atmosphäre. Wer von den Fehlern und Unzulänglichkeiten anderer lebt und die giftigen Krankheitsstoffe der Versäumnisse und des Zukurzkommens seiner Nachbarn auf sich zieht und sich zum Kehrichtfeger der Gemeinde macht, ist für die Gemeinschaft, zu der er gehört, ohne Nutzen. Er bildet eine Belastung für die Gemeinschaft, der er beschwerlich fällt. Sch1 448 3 Die Gemeinde braucht keine Beschwernisse und keine Kritiker, sondern ernsthafte Mitarbeiter und Baumeister in Zion. Im Herzen des Werkes werden wirklich Sendboten Jesu benötigt, Menschen, die die Festung halten und hart wie Stahl sind, wenn es darum geht, die Ehre der Männer zu schützen, die Gott an die Spitze seines Werkes gestellt hat und die ihr Äußerstes tun, um das Werk in allen seinen Abteilungen zu stützen, selbst unter Darangabe ihrer eigenen Interessen und, wenn nötig, ihres Lebens. Ich sah aber, daß es nur wenige gibt, deren Herzen mit der Wahrheit verwachsen sind und die Gottes eingehende Prüfung vertragen können. Es gibt viele, die wohl die Wahrheit ergriffen haben, jedoch hat die Wahrheit nicht sie ergriffen, um ihre Herzen umzuwandeln und sie von aller Selbstsucht zu reinigen. Da sind sowohl die Personen, die nach ... kommen, um dem Werk zu helfen, als auch viele der alten Gemeindeglieder, die Gott gegenüber für die Behinderung, die sie dem Werk durch ihre Eigenliebe und ihr ungeheiligtes Leben gewesen sind, eine schreckliche Rechnung zu begleichen haben. Sch1 449 1 Der Glaube besitzt keine rettende Kraft, wenn die charakterliche Entfaltung der Gläubigen mit ihrem Bekenntnis nicht übereinstimmt. Gott hat in seiner Güte seinem Volk in ... große Erkenntnis zuteil werden lassen, aber Satan will sein Werk ausführen, und er wendet seine Macht am stärksten in den leitenden Stellen des Werkes an. Er bemächtigte sich selbsüchtiger, ungeheiligter Männer und Frauen und bestellt sie zu Aufpassern über die treuen Knechte Gottes, um ihre Worte, Werke und Motive anzuzweifeln, Fehler zu finden und über ihre Verweise und Warnungen zu murren. Durch diese Menschen ruft Satan Argwohn und Mißtrauen hervor, sucht die Tatkraft der Gläubigen zu schwächen, den Ungeheiligten zu gefallen und die Anstrengungen der Diener Gottes zunichte zu machen. Die Folgen der Kritik Sch1 449 2 Satan gewinnt über die Eltern durch ihre unerzogenen Kinder großen Einfluß. Die Vernachlässigung elterlicher Pflichten ist für viele sabbatgläubige Eltern bezeichnend. Klatsch und Verleumdungen sind Satans besondere Mittel, um Zank und Zwietracht zu säen, Freunde zu trennen und den Glauben vieler Menschen in die Wahrhaftigkeit unserer Lehren zu untergraben. Brüder und Schwestern sind zu leicht bereit, von Fehlern und Irrtümern zu sprechen, die sie bei anderen vermuten, vor allem bei denen, die die Mahn- und Warnbotschaften unerschrocken weitergegeben haben, die ihnen Gott aufgetragen hat. Sch1 450 1 Die Kinder dieser Nörgler lauschen mit offenen Ohren und nehmen das Gift der Unzufriedenheit in sich auf. Auf diese Weise verschließen Eltern blindlings die Wege, auf denen das Herz der Kinder zu erreichen wäre. Wie viele Familien würzen ihre täglichen Mahlzeiten mit Zweifeln und Beschuldigungen! Sie zerlegen den Charakter ihrer Freunde und servieren das Ergebnis als leckeren Nachtisch. Ein köstlicher Happen Klatsch wird um die Tafel gereicht und nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von Kindern besprochen. Durch diese Methoden entwürdigen wir Gott. Jesus sagte: "Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan." Matthäus 25,40. Wer den Dienern Christi Übles nachredet, beschimpft und schmäht deshalb auch Jesus Christus selbst. Sch1 450 2 Die Namen der von Gott erwählten Diener werden von gewissen Personen geringschätzig behandelt und in manchen Fällen völlig verachtet; dabei wäre es ihre Pflicht, diese Namen hochzuhalten. Die Kinder haben die verächtlichen Bemerkungen ihrer Eltern gegenüber den ernsten Rügen und Warnungen der Diener Gottes hören müssen. Sie haben die ironischen Scherze und herabsetzenden Reden verstanden, die von Zeit zu Zeit ihr Ohr trafen. Dies hatte zur Folge, daß im Gemüt der Kinder die heiligen und ewigen Dinge mit den Alltäglichkeiten dieser Welt auf eine Stufe gestellt wurden. Was für ein Werk verrichten diese Eltern, die aus ihren Kindern bereits in ihrer Kindheit Ungläubige machen! Auf diese Weise werden die Kinder angehalten, unehrerbietig zu sein und sich gegen den Himmel aufzulehnen, wenn er die Sünde tadelt. Sch1 450 3 Wo es solche Übel gibt, kann nur geistlicher Verfall herrschen. Gerade diese vom Feind irregeleiteten Väter und Mütter wundern sich, warum ihre Kinder dazu neigen, die biblische Wahrheit anzuzweifeln und ihr nicht zu glauben. Sie sind überrascht, daß es so schwierig ist, ihnen durch sittliche und religiöse Einflüsse beizukommen. Wenn diese Eltern geistliches Erkenntnisvermögen besäßen, würden sie sehr bald entdecken, daß dieser beklagenswerte Zustand die Folge ihres eigenen häuslichen Einflusses ist, das Ergebnis ihres Neides und ihres Mißtrauens. Dadurch werden im Familienkreis angeblich echter Christen viele Ungläubige großgezogen. Sch1 451 1 Es gibt viele, die mit besonderem Genuß dabei verweilen, die wirklichen oder auch scheinbaren Fehler der Männer zu erörtern, die die schwere Verantwortung für die einzelnen Abteilungen des Werkes Gottes tragen. Sie übersehen nicht nur das Gute, das erreicht worden ist, sondern auch den Nutzen, der durch mühsame Arbeit und unerschrockene Hingabe an die Sache Gottes erzielt werden konnte. Sie heften ihre Aufmerksamkeit auf irgendeinen vermeintlichen Fehler oder ein besonderes Ereignis und bilden sich ein, nachdem sie geschehen und die Folgen eingetreten sind, daß man auf bessere Weise mit günstigeren Ergebnissen hätte handeln können. Die Wahrheit sieht allerdings so aus: Wäre ihnen diese Aufgabe übertragen worden, hätten sie sich unter den gegebenen Schwierigkeiten entweder geweigert, irgendwelche Schritte zu unternehmen, oder sie hätten diese Angelegenheit unüberlegter gehandhabt als die Männer, die sie regelten, indem sie dem Licht göttlicher Vorsehung folgten. Sch1 451 2 Aber diese aufrührerischen Schwätzer klammern sich mehr an die unerfreulichen Seiten des Werkes, als selbst die Flechte an die unebene Oberfläche des Felsens. Diese Personen sind geistlich verkümmert, weil sie sich immerwährend mit den Schwächen und Fehlern anderer Menschen befassen. Sie sind geistig unfähig, gute und großmütige Taten, uneigennützige Bemühungen, wahren Heldenmut und echte Selbstaufopferung zu beurteilen. Sie werden in ihrem Leben und in ihren Hoffnungen nicht edler und reiner; ihre Gedanken und Pläne werden nicht kühner und großzügiger. Sie pflegen nicht jene Barmherzigkeit, die das Leben des Christen kennzeichnen sollte. Ihre Entartung nimmt täglich zu. Ihre Vorurteile und Auffassungen werden immer engstirniger. Kleinlichkeit wird ihr Lebenselement. Die Atmosphäre, die sie um sich verbreiten, ist pures Gift für Glück und Frieden. Sch1 451 3 Christen sollten ihre Worte sorgfältig wählen. Natürlich sollten sie niemals ungünstige Gerüchte von einem ihrer Freunde zum anderen tragen, vor allem dann nicht, wenn sie wissen, daß zwischen ihren Freunden keine völlige Harmonie herrscht. Es ist gefühllos, Anspielungen und Andeutungen zu machen, als wüßte man eine ganze Menge über diesen Freund und kennte persönliche Zusammenhänge, die jedoch anderen verborgen sind. Solche Andeutungen ziehen weitere Kreise und wirken weitaus ungünstiger, als wenn man die Tatsachen sachlich und freimütig berichtet. Welch einen Schaden hat die Gemeinde Christi durch diese Dinge erlitten! Der mit dem Wort Gottes unvereinbare, sorglose Wandel ihrer Gläubigen hat die Gemeinde so haltlos werden lassen wie Wasser. Vertrauliche Mitteilungen sind von Gliedern der gleichen Gemeinde preisgegeben worden, und doch hatten die Schuldigen nicht die Absicht, Unheil anzurichten. Bei der Auswahl der Gesprächsthemen hat fehlende Klugheit viel Schaden gestiftet. Sch1 452 1 Die Unterhaltung sollte sich auf göttliche, geistliche Dinge erstrecken. Es ist aber nicht immer so gewesen. Wenn die gesellschaftliche Verbindung mit christlichen Freunden hauptsächlich der Ausbildung des Verstandes und der Veredlung des Herzens gewidmet ist, gibt es später kein Bedauern. Mit froher Genugtuung können sie dann auf diese Zusammenkünfte zurückschauen. Würden aber die Stunden leichtsinnig und mit leerem Geschwätz verbracht und die kostbare Zeit dazu verwendet, Leben und Charakter anderer Menschen zu zergliedern, wird sich der freundschaftliche Umgang als Quelle des Bösen erweisen und euer Einfluß wird "ein Geruch des Todes zum Tode" sein. Testimonies for the Church II, 186.187 (1885). Sch1 452 2 Wir dürfen unsere Nöte und Unannehmlichkeiten nicht in unsere Herzen eindringen und uns verdrießlich und unwillig machen lassen. Es gilt, Zank, böse Gedanken und üble Reden zu verbannen, damit wir Gott nicht erzürnen. Mein Bruder, wenn du dein Herz Verleumdungen und bösem Argwohn öffnest, kann der Heilige Geist nicht in dir wohnen. Trachte nach der Fülle, die in Christus ist! Arbeite nach seiner Weise! Laß durch jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat Christus offenbar werden! Du brauchst jene tägliche Liebestaufe, die in den Tagen der Apostel alle zu einem Herzen und einer Seele zusammenschloß. Diese Liebe wird Leib, Seele und Geist gesunden lassen. Umgib deine Seele mit einer Atmosphäre, die das geistliche Leben stärkt. Pflege Glauben, Hoffnung, Tatkraft und Liebe. Laß den Frieden Gottes in deinem Herzen regieren! Testimonies for the Church VIII, 191 (1904). Sch1 453 1 Der Herr lebt und regiert. Bald wird er sich in seiner Herrlichkeit erheben, um die Erde gewaltig aufzurütteln. Eine besondere Botschaft muß jetzt verkündet werden, eine Botschaft, die die geistliche Finsternis durchdringen wird und Menschen überzeugt und bekehrt. "Eile, rette deine Seele"; dieser Aufruf muß an alle ergehen, die in sündigen Gewohnheiten leben. Wir müssen nun in allem ganzen Ernst machen und dürfen keinen Augenblick mit tadelnden Bemerkungen und Anklagen vergeuden. Wer dies in der Vergangenheit getan hat, soll auf seine Knie sinken und beten und sich hüten, die Worte und Pläne Gottes durch seine eigenen ersetzen zu wollen. Testimonies for the Church VIII, 36 (1904). ------------------------Kapitel 92: Heilig sind Gottes Gebote Sch1 453 2 Sehr geehrter Br. K., im Januar 1875 sah ich, daß das geistliche Gedeihen der Gemeinde behindert wird. Der Geist Gottes ist betrübt, weil viele im Herzen und in ihrem Lebenswandel nicht rechtschaffen sind. Der Glaube, den sie bekennen, stimmt nicht mit ihren Werken überein. Der heilige Ruhetag des Herrn wird nicht beachtet, wie er beachtet werden sollte. Jede Woche wird Gott durch mancherlei Übertretung seiner heiligen Zeit beraubt, und in den Stunden, die dem Gebet und der Andacht gehören sollten, werden weltliche Geschäfte abgeschlossen. Sch1 453 3 Gott hat uns seine Gebote nicht nur gegeben, daß wir an sie glauben, sondern daß wir ihnen gehorchen. Als der Herr den Grund der Erde gelegt hatte, bekleidete er die ganze Welt mit dem Gewand der Schönheit und stattete sie für den Menschen mit nützlichen Dingen aus. Nachdem er all die Wunder des Landes und des Wassers geschaffen hatte, setzte er den Sabbat ein und heiligte ihn. Gott segnete und heiligte den siebenten Tag, weil er an diesem Tag von all seinen wunderbaren Schöpfungswerken geruht hatte. Der Sabbat wurde um des Menschen willen gemacht, und Gott wünschte, daß der Mensch seine Arbeit am siebenten Tag ebenso beiseite legt wie er selbst nach sechs Tagen seines Schöpfungswerkes geruht hatte. Sch1 454 1 Wer die Gebote des Herrn achtet, wird, nachdem ihm das vierte Gebot des Dekalogs nahegebracht wurde, diesem Gebot gehorchen, ohne erst zu fragen, ob dieser Gehorsam möglich oder gar angemessen wäre. Gott schuf den Menschen sich zum Bilde und gab dann ein Beispiel in der Befolgung des siebenten Tages, den er segnete und heiligte. Er bestimmte, daß der Mensch ihn an diesem Tage anbeten sollte und daß alle weltlichen Beschäftigungen zu unterbleiben hätten. Keiner von denen, die das vierte Gebot mißachten, wird im Angesichte Gottes rein und schuldlos dastehen, wenn ihm die Forderungen des Sabbats bekannt gewesen sind. Sch1 454 2 Br. K., du anerkennst die Forderung Gottes, den Sabbat zu halten, aber deine Werke stimmen nicht mit deinem Glaubensbekenntnis überein. Dein Einfluß bestärkt die Ungläubigen, sobald du das Gesetz Gottes übertrittst. Wenn deine weltlichen Angelegenheiten deine Aufmerksamkeit zu erheischen scheinen, verletzt du ohne Gewissensbisse das vierte Gebot. Du machst das Halten des Gesetzes Gottes zu einer zu bequemen Sache. Du gehorchst oder gehorchst nicht, je nachdem wie es dein Geschäft oder deine Stimmung erfordert. Das ist nicht die Verehrung, die du unbedingt dem Sabbat als einer heiligen Einrichtung schuldest. Indem du diesen gleichgültigen Lebenswandel führst, betrübst du den Geist Gottes und entehrst deinen Erlöser. Ein Teilgehorsam ist unannehmbar Sch1 454 3 Eine teilweise Befolgung des Sabbatgebotes wird vom Herrn nicht angenommen und übt auf Ungläubige in deiner Umgebung eine schlimmere Wirkung aus, als wenn du dich überhaupt nicht als Sabbathalter bekannt hättest. Sie merken, daß deine Lebensführung deinem religiösen Bekenntnis zuwiderläuft und verlieren den Glauben an das Christentum. Was der Herr sagt, meint er mit allem Ernst, und der Mensch kann seine Gebote nicht ungestraft beiseite setzen. Das Beispiel Adams und Evas im Garten Eden sollte uns eine ausreichende Warnung vor jedwedem Ungehorsam gegen das göttliche Gesetz sein. Die Sünde der ersten Menschen brachte Schuld und Leid über die Welt. Weil sie den bestechenden Versuchungen des Feindes gelauscht hatten, herrschte fortan die Übertretung und veranlaßte den Sohn Gottes, die königlichen Höfe des Himmels zu verlassen und einen bescheidenen Platz auf Erden einzunehmen. Ausgerechnet von den Menschen, die er selig machen wollte, wurde er verspottet, abgewiesen und gekreuzigt. Wie unendlich groß sind die Folgen des Ungehorsams im Garten Eden! Die himmlische Majestät wurde geopfert, um den Menschen von diesen Folgen seiner Schuld zu retten. Sch1 455 1 Gott wird heute irgendeine Übertretung seines Gesetzes nicht leichter übergehen als an dem Tage, da er Adam den Urteilsspruch verkündete. Der Heiland der Welt wendet sich gegen alle, die die göttlichen Gebote nachlässig und gleichgültig behandeln. Er spricht: "Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich." Matthäus 5,19. Das Beispiel unseres Lebens zeugt entweder gänzlich für oder gänzlich gegen die Wahrheit. Wenn deine Werke die Übertretungen andrer gutzuheißen scheinen, wenn dein Einfluß dazu führt, daß das Übertreten der Gebote Gottes leichtgenommen wird, bist du nicht nur selbst schuldig, sondern bis zu einem gewissen Grade auch für die Fehler anderer verantwortlich. Sch1 455 2 Gleich zu Beginn des vierten Gebotes sagte Gott: "Gedenke", weil er wußte, daß der Mensch bei seinen vielfältigen Sorgen und Schwierigkeiten versuchen würde, sich zu entschuldigen, da er den vollen Erwartungen des Gesetzes nicht entsprechen könne und unter dem Druck weltlicher Geschäfte dessen heilige Bedeutung vergäße. "Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken" (2.Mose 20,9), die üblichen Alltäglichkeiten des Lebens zu irdischem Nutzen und eigener Freude. Diese Worte sind sehr deutlich, da kann es kein Mißverständnis geben. Sch1 455 3 Br. K., wie kannst du wagen, ein so ernstes und bedeutsames Gebot zu übertreten? Hat der Herr etwa eine Ausnahme gemacht und dich von den Verpflichtungen des Gesetzes entbunden, das er der Welt gegeben hat? Ob deine Übertretungen in den himmlischen Büchern ausgelassen sind? Wird Gott deinen Ungehorsam entschuldigen, wenn die Völker vor ihm erscheinen werden, um ihren Urteilsspruch zu empfangen? Nicht einen Augenblick darfst du dich selbst täuschen und denken, daß deine Sünde nicht ihre verdiente Strafe nach sich ziehen wird. Deine Übertretungen werden von der Zuchtrute heimgesucht werden, weil du die Erkenntnis hattest, ihr aber völlig zuwiderhandeltest. "Der Knecht aber, der seines Herrn Willen weiß, und hat sich nicht bereitet, auch nicht nach seinem Willen getan, der wird viel Streiche leiden müssen." Lukas 12,47. Sch1 456 1 Gott hat dem Menschen sechs Tage gegeben, an denen er seiner Arbeit nachgehen und die üblichen Angelegenheiten erledigen soll. Einen Tag aber hat Gott für sich beansprucht; er sonderte ihn ab und heiligte ihn. Dieser Tag ist um des Menschen willen gemacht. An diesem Tag soll er von seiner Arbeit ausruhen und sich der Anbetung widmen sowie seinem eigenen geistlichen Wachstum. Was ist das für ein abscheulicher Frevel der Menschen, den einen geheiligten Tag des Herrn zu stehlen und ihn ihren selbstischen Zielen dienstbar zu machen! Sch1 456 2 Es ist für einen sterblichen Menschen außerordentlich vermessen, sich auf einen Kompromiß mit dem Allmächtigen einlassen zu wollen, um seine eigenen unbedeutenden, vergänglichen Interessen sicherzustellen. Am Sabbat gelegentlich weltliche Geschäfte abzuschließen, ist eine ebenso ruchlose Verletzung des Gesetzes wie seine völlige Verwerfung; denn damit machen wir aus den Geboten Gottes eine Angelegenheit persönlichen Ermessens. "Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott", so donnerte es vom Sinai. Dieser Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die ihn hassen, und tut Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die ihn liebhaben und seine Gebote halten, dieser Gott nimmt nur ungeteilten Gehorsam und ungeteilte Hingabe an. Es ist keine geringe Sache, einen Nachbarn zu berauben. Wer eine solche Tat begeht, wird großen Schimpf ernten. Und doch beraubt derjenige, der es verschmäht, seinen Mitmenschen zu betrügen, ohne sich zu schämen, seinen himmlischen Vater der Zeit, die dieser gesegnet und für einen besonderen Zweck abgesondert hat. Sch1 456 3 Mein lieber Bruder, dein Handeln steht im Widerspruch zu deinem Glaubensbekenntnis, und deine einzige Entschuldigung ist die armselige Ausrede von persönlichen Annehmlichkeiten. Die Diener Gottes in vergangenen Zeiten wurden aufgerufen, ihr Leben für die Aufrechterhaltung ihres Glaubens hinzugeben. Deine Lebensführung stimmt wenig mit der christlicher Märtyrer überein, die eher Hunger und Durst, Folter und Tod ertrugen, als daß sie ihren Glauben verleugneten oder die Grundsätze der Wahrheit aufgaben. Glaube und Gehorsam Sch1 457 1 Es steht geschrieben: "Was hilft's, liebe Brüder, so jemand sagt, er habe den Glauben, und hat doch die Werke nicht? Kann auch der Glaube ihn selig machen?" Jakobus 2,14. Jedesmal, wenn du sabbats arbeitest, verleugnest du im Grunde genommen deinen Glauben. Die Heilige Schrift lehrt uns, daß der Glaube ohne Werke tot ist an sich selber und daß das Leben eines Menschen vor der Welt davon zeugt, ob er dem Glauben, zu dem er sich bekennt, treu ist oder nicht. Dein Verhalten setzt das Gesetz Gottes in der Achtung deiner weltlichen Freunde herab. Es spricht zu ihnen: "Ihr mögt den Geboten gehorchen oder nicht. Ich glaube, daß das Gesetz Gottes in gewisser Weise verbindlich ist. Aber schließlich nimmt es der Herr mit einer strengen Befolgung seiner Vorschriften nicht so genau und eine gelegentliche Übertretung wird er gewiß nicht so streng ahnden." Sch1 457 2 Viele entschuldigen ihre Verletzung des Sabbats, indem sie sich auf dein Beispiel berufen. Sie folgern: Wenn ein so tüchtiger Mann, der den siebenten Tag als Sabbat bekennt, an diesem Tag weltlichen Geschäften nachgehen kann, da es anscheinend die Umstände erforderlich erscheinen lassen, dann können wir sicherlich das gleiche tun, ohne verdammt zu werden. -- Viele Seelen werden dir im Gericht gegenüberstehen und deinen Einfluß als Entschuldigung für ihren Ungehorsam gegen Gottes Gesetz geltend machen. Obwohl dies ihre Sünde nicht rechtfertigen kann, wird es doch schrecklich gegen dich sprechen. Sch1 457 3 Gott hat gesprochen, und er will, daß der Mensch gehorchen soll. Er fragt nicht danach, ob es dem Menschen angenehm ist, so zu handeln. Der Herr des Lebens und der Herrlichkeit hatte nicht seine Annehmlichkeit und seine Lust im Auge, als er seine hohe Herrscherstellung verließ. Die Menschen von den Folgen ihres Ungehorsams zu erlösen, darum wurde er Mensch; er lernte Schmerzen und Leid kennen und nahm Schmach und Tod auf sich. Jesus starb; nicht, um den Menschen in seinen Sünden, sondern von seinen Sünden zu erretten. Der Mensch soll seinen an Irrtümern reichen Weg aufgeben, dem Beispiel Christi nacheifern, sein Kreuz auf sich nehmen und ihm nachfolgen, sich selbst verleugnen und Gott unter allen Umständen gehorsam sein. Sch1 458 1 Jesus sagte: "Niemand kann zwei Herren dienen entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Matthäus 6,24. Wenn wir wahre Diener Gottes sein wollen, dann dürfen wir in unserem Herzen nicht fragen, ob es besser sei, seinen Geboten zu gehorchen oder unsere eigenen vergänglichen Interessen wahrzunehmen. Wenn den Bekennern der Wahrheit ihr Glaube in diesen relativ friedlichen Zeiten keine Stütze ist, was wird sie dann aufrechterhalten, wenn die große Prüfung kommt und der Erlaß gegen alle ergeht, die weder das Tier und sein Bild anbeten noch sein Malzeichen an ihre Stirn oder ihre Hand nehmen wollen? Diese ernste Zeit ist nicht mehr fern. Statt sich schwach und unschlüssig zu verhalten, sollte das Volk Gottes für die Zeit der Bedrängnis Kraft und Mut sammeln. Sch1 458 2 Jesus, unser großes Vorbild, lehrte uns durch das Beispiel seines Lebens und seines Todes unbedingten Gehorsam. Er starb, der Gerechte für den Ungerechten, der Unschuldige für den Schuldigen, damit der Ehrfurcht heischende Wille Gottes bewahrt würde und der Mensch dennoch nicht völlig verdürbe. Sünde ist Übertretung des Gesetzes Gottes. Die Sünde Adams brachte solch unaussprechliches Elend hervor, daß es nur durch das Opfer des Sohnes Gottes getilgt werden konnte. Wie schwer werden die Menschen bestraft werden, die die Erkenntnis der Wahrheit besitzen, aber das vierte Gebot des Herrn mißachten? Besondere Umstände sind kein Entschuldigungsgrund Sch1 458 3 Besondere Umstände werden niemanden rechtfertigen, wenn er am Sabbat arbeitet, um finanzielle Vorteile zu erlangen. Wenn Gott einen Menschen entschuldigt, kann er alle entschuldigen. Warum darf Br. L., der sehr arm ist, nicht am Sabbat arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wenn er dadurch seine Familie besser unterhalten kann? Warum dürfen nicht andere Brüder oder wir alle den Sabbat nur halten, wenn es uns angebracht erscheint? Die Stimme vom Sinai gibt die Antwort: "Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes." 2.Mose 20,9.10. Sch1 459 1 Unrecht, das von den Bekennern der Wahrheit begangen wird, schwächt die Gemeinde. Sie werden zum Stein des Anstoßes auf dem Weg der Sünder und vereiteln, daß sie zur Erkenntnis kommen. Bruder, Gott ruft dich auf, dich ganz und ungeteilt auf seine Seite zu stellen. Zeig durch dein Handeln, daß du seine Verordnungen achtest und den Sabbat nicht entweihst. Er bittet dich, deine Aufgabe zu erkennen und gewissenhaft zu den Verantwortungen zu stehen, die dir übertragen wurden. Folgende ernste Worte sind an dich gerichtet: "So du deinen Fuß von dem Sabbat kehrst, daß du nicht tust, was dir gefällt an meinem heiligen Tage, und den Sabbat eine Lust heißest und den Tag, der dem Herrn heilig ist, ehrest, so du ihn also ehrest, daß du nicht tust deine Wege, noch darin erfunden werde, was dir gefällt, oder leeres Geschwätz alsdann wirst du Lust haben am Herrn, und ich will dich über die Höhen auf Erden schweben lassen und will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob; denn des Herrn Mund sagt's." Jesaja 58,13.14. Sch1 459 2 Wie viele unserer Brüder wirst auch du von den Übertretern des göttlichen Willens umgarnt, du betrachtest die Dinge von ihrem Gesichtspunkt aus und begehst die gleichen Irrtümer wie sie. Gott wird mit seinen Gerichten die Menschen heimsuchen, die angeblich ihm, in Wirklichkeit aber dem Mammon dienen. Wer Gottes ausdrückliche Vorschrift für unsere persönliche Wohlfahrt mißachtet, häuft künftiges Weh auf sich. Die Gemeinde in ... sollte genau nachforschen, ob sie nicht wie die Juden den Tempel Gottes zum Kaufhaus gemacht hat. Christus sprach: "Es steht geschrieben: ‚Mein Haus soll ein Bethaus heißen'; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht." Matthäus 21,13. Sch1 459 3 Verfallen nicht viele unseres Volkes der Sünde, ihren Glauben irdischem Gewinn zu opfern? Sie bewahren eine heuchlerische Frömmigkeit, ihr Herz aber schenken sie vergänglichem Streben. Gottes Gesetz muß zu allererst beachtet und nach Geist und Buchstaben befolgt werden. Wenn das Wort Gottes, das er in majestätischem Ernst vom heiligen Berge herab gesprochen hat, geringschätzig angesehen wird, wie werden wohl dann die Zeugnisse seines Geistes aufgenommen werden? Wessen Verstand so verfinstert ist, daß er die Autorität der dem Menschen unmittelbar gegebenen Gebote Gottes nicht anerkennt, wird wenig Nutzen von einem schwachen Werkzeug empfangen können, das Gott erwählt hat, um sein Volk in allen Lebenslagen zu unterweisen. Auch das Alter entschuldigt nicht Sch1 460 1 Dein Alter entbindet dich nicht der Verpflichtung, den göttlichen Geboten zu gehorchen. Abraham wurde auf seine alten Tage hart geprüft. Des Herrn Worte schienen dem schwer getroffenen alten Mann schrecklich und ungerechtfertigt zu sein. Dennoch zweifelte er niemals an ihrer Gerechtigkeit oder zögerte in seinem Gehorsam. Er hätte einwenden können, daß er alt und schwach sei und den Sohn, seines Lebens Freude, nicht opfern könne. Er hätte den Herrn daran erinnern können, daß dieser Befehl mit den Verheißungen im Widerspruch stand, die er selbst hinsichtlich dieses Sohnes gegeben hatte. Doch Abraham gehorchte ohne Murren oder Vorwurf. Sein Vertrauen zu Gott war grenzenlos. Sch1 460 2 Der Glaube Abrahams sollte für uns beispielhaft sein. Wie wenige ertragen jedoch geduldig eine einfache Prüfung durch einen Tadel für ihre Sünden, die ihr ewiges Heil gefährden. Wie wenige nehmen einen Verweis demütig an und ziehen Nutzen daraus. Dem Anspruch Gottes auf unseren Glauben, unseren Gehorsam und unsere Liebe sollten wir freudig nachkommen. Wir schulden unserem Herrn unendlich viel und sollten uns ohne zu zögern seinen geringsten Forderungen fügen. Um ein Gesetzesbrecher zu sein, ist es nicht erforderlich, das gesamte Sittengesetz mit Füßen zu treten. Schon wenn ein Gebot mißachtet wird, übertreten wir das heilige Gesetz. Wenn wir aber das Gesetz in Wahrheit beachten wollen, müssen wir jede Forderung gewissenhaft erfüllen, die Gott uns auferlegt. Gottes beständige Fürsorge Sch1 461 1 Gott ließ zu, daß sein eigener Sohn getötet wurde, damit er die Strafe für die Gesetzesübertretung auf sich nehme. Wie wird er dann mit denen verfahren, die angesichts all dieser Tatsachen den Mut haben, sich auf den Weg des Ungehorsams zu wagen, nachdem sie das Licht der Wahrheit empfangen haben. Hier hat der Mensch kein Recht, auf seiner Bequemlichkeit oder seinen Bedürfnissen zu bestehen. Gott wird Vorsorge treffen; er tränkte Elia mit dem Wasser des Baches und machte einen Raben zu seinem Botschafter. Derselbe Gott wird nicht zulassen, daß es einem seiner Getreuen an Nahrung mangelt. Sch1 461 2 Der Heiland fragte seine mit irdischen Gütern nicht gerade gesegneten Jünger, warum sie sich um Essen und Kleidung sorgten und bekümmerten. Er sprach: "Sehet die Vögel unter dem Himmel an sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?" Matthäus 6,26. Er wies auf die von göttlicher Hand geformten farbenprächtigen, lieblichen Blumen und sagte: "Und warum sorget ihr für die Kleidung; Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen?" Matthäus 6,28-30. Sch1 461 3 Wo ist der Glaube des Volkes Gottes? Warum ist es Gott gegenüber, der für seine Bedürfnisse sorgt und es durch seine Kraft erhält, so ungläubig und voller Mißtrauen? Der Herr wird den Glauben seiner Kinder prüfen; er wird Züchtigungen schicken, gefolgt von Trübsalen, wenn diese Warnungen nicht beachtet werden. Er wird keine Mühe scheuen, das tödliche Abgestumpftsein gegen die Sünde bei jenen zu brechen, die ihm untreu wurden. Er wird ihr Pflichtgefühl erwecken. Sch1 461 4 Mein Bruder, dein Innerstes muß wieder aufleben. Dein Glaube muß tiefer werden. Du hast selbst so lange deinen Ungehorsam mit diesem und jenem Vorwand entschuldigt, daß dein Gewissen eingeschläfert wurde und aufhörte, dich an deine Fehler zu erinnern. In der Befolgung des Sabbats bist du so lange deiner Bequemlichkeit gefolgt, daß du dein ungehorsames Verhalten selbst nicht mehr empfindest. Nichtsdestoweniger bist du aber dafür verantwortlich; denn du hast dich selbst in diese Lage gebracht. Fang sofort an, den göttlichen Geboten zu gehorchen und vertraue auf Gott! Fordere seinen Zorn nicht heraus, damit er dich nicht mit schrecklicher Strafe heimsuche! Kehre dich zu ihm, bevor es zu spät ist, und suche Vergebung für deine Vergehen. Seine Barmherzigkeit ist groß und reich; er wird dir Wohlgefallen und seinen Frieden schenken, wenn du dich ihm in demütigem Glauben nahst. ------------------------Kapitel 93: Vorbereitung auf Christi Wiederkunft Sch1 462 1 Letztens sah ich während unserer allgemeinen Lagerversammlung in Battle Creek, daß wir als Volk in der Gefahr stehen, eher der Welt als dem Bilde Christi ähnlich zu werden. Wir stehen jetzt unmittelbar an den Grenzen der Ewigkeit. Die Absicht Satans besteht aber darin, uns so zu führen, daß wir das Ende der Zeit in weite Ferne gerückt wähnen. Der Feind der Seelen wird auf jede nur denkbare Art alle angreifen, die sich zu dem Volk bekennen, das Gottes Gebote hält und das zweite Kommen unseres Heilandes "in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit" erwartet. Er wird so viele wie möglich dazu verleiten, den unheilvollen Tag hinwegzudenken, in der geistigen Haltung der Welt ähnlich zu werden und ihre Gewohnheiten nachzuahmen. Ich war bestürzt, als ich erkannte, daß weltliche Gesinnung die Herzen und Sinne vieler Menschen beherrscht, die sich in besonderer Weise zur Wahrheit bekennen. Sie fördern Eigennutz und Nachsicht mit sich selbst, aber aufrichtige Frömmigkeit und echte Lauterkeit werden vernachlässigt. Sch1 462 2 Der Engel Gottes wies auf die Gläubigen der Wahrheit und wiederholte mit ernster Stimme diese Worte: "Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch; denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn." Lukas 21,34-36. Sch1 463 1 Angesichts der Kürze der Zeit sollten wir als ein Volk wachen und beten und in keinem Fall von der ernsten Verpflichtung abweichen, uns auf das vor uns liegende große Ereignis vorzubereiten. Weil die Frist offenbar verlängert worden ist, wurden viele in ihren Worten und Taten sorglos und gleichgültig. Sie sind sich der Gefahr nicht bewußt, in der sie sich befinden. Sie sehen und erkennen in der Verlängerung ihrer Prüfungszeit nicht die Gnade Gottes, der ihnen Zeit gibt, gute Charaktere für das künftige, unsterbliche Leben zu formen. Jeder Augenblick ist von höchstem Wert. Zeit wird ihnen nicht gewährt, damit sie nach ihrem eigenen Wohlbehagen trachten und auf Erden seßhaft werden können, sondern damit sie sich bemühen, jeden Charakterfehler zu überwinden. Während dieser Zeit sollten sie anderen durch ihr Beispiel und ihr persönliches Bemühen helfen, die Schönheit der Heiligkeit zu schauen. Gott hat auf dieser Erde ein Volk, das die Schriften der sich schnell erfüllenden Prophetie gläubig und in heiliger Hoffnung durchforscht und danach trachtet, seine Seele im Gehorsam der Wahrheit zu läutern, damit man es nicht ohne hochzeitlich Kleid antreffe, wenn Christus erscheinen wird. Verhängnisvolle Berechnungen des Zeitpunktes der Wiederkunft Jesu Sch1 463 2 Viele, die sich selbst Adventisten nannten, haben eine bestimmte Zeit festgesetzt. Immer wieder ist der Zeitpunkt für das Kommen Christi vorhergesagt worden. Die Folge davon waren wiederholte Fehlschläge. Uns wird erklärt, daß die genaue Zeit der Wiederkunft unseres Herrn außerhalb des menschlichen Erkenntnisvermögens liegt. Selbst die Engel, die dienstbaren Geister der zukünftigen Erben des Heils, wissen weder Tag noch Stunde. "Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, sondern allein mein Vater." Matthäus 24,36. Weil die wiederholt festgesetzten Zeitpunkte ereignislos vorübergingen, hat die Welt viel entschiedener als zuvor den Glauben an das nahe Kommen Christi verloren. Verächtlich blicken die Menschen auf die Fehlschläge jener Wiederkunftsmathematiker. Sie wenden sich von der im Worte Gottes bekräftigten Wahrheit ab, daß das Ende aller Dinge nahe sei, weil sie so getäuscht worden sind. Sch1 464 1 Alle, die vermessen einen bestimmten Zeitpunkt predigen, erfreuen dadurch den Feind der Seelen, denn sie fördern eher den Unglauben als das Christentum. Sie führen Schrifttexte an und lehren mit Hilfe falscher Auslegungen eine Beweiskette, die ihre Auffassungen scheinbar bestätigt. Das Fehlschlagen ihrer Prophezeiungen zeigt jedoch, daß sie falsche Propheten sind und die Worte göttlicher Eingebung nicht richtig gedeutet haben. Gottes Wort ist wahr und wirklich, aber Menschen haben seinen Sinn verfälscht. Diese Irrtümer haben die für diese letzten Tage gegebene Wahrheit Gottes in Mißkredit gebracht. Adventisten werden von Predigern aller Gemeinschaften verhöhnt. Dennoch dürfen Gottes Diener nicht schweigen. Die im prophetischen Wort vorausgesagten Zeichen erfüllen sich schnell ringsumher. Diese Tatsache sollte jeden wahren Nachfolger Christi zu eifriger Mitarbeit anspornen. Sch1 464 2 Wer da glaubt, er müsse einen bestimmten Zeitpunkt verkündigen, um auf die Menschen Eindruck zu machen, der geht von einem völlig falschen Standpunkt aus.1 Es mag sein, daß bei manchen Menschen Gefühle erregt und Ängste hervorgerufen werden. Sie handeln aber nicht aus grundsätzlichen Erwägungen. Eine Erregung macht sich bemerkbar. Wenn die Zeit aber vorübergeht, wie es wiederholt geschehen ist, werden die durch diese Zeitangabe erregten Menschen gleichgültig und fallen in Finsternis und Sünde zurück, und es ist fast unmöglich, ihr Gewissen ohne irgendeinen großen Antrieb wieder zu wecken. Sch1 465 1 In den Tagen Noahs verlachten die Bewohner der Alten Welt die, wie sie es nannten, übertriebenen Befürchtungen und Weissagungen des Predigers der Gerechtigkeit. Er wurde angeklagt, ein Phantast, Fanatiker und Unruhestifter zu sein. "Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird's auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes." Lukas 17,26. Die Menschen werden die ernste Warnungsbotschaft in unseren Tagen ebenso zurückweisen, wie sie diese Botschaft zur Zeit Noahs zurückwiesen. Sie werden auf jene falschen Lehrer verweisen, die das Ereignis vorhergesagt und die genaue Zeit festgesetzt haben, und sagen, daß sie unserer Warnung nicht mehr Glauben schenken können als deren Auffassungen. So verhält sich die Welt heute. Der Unglaube ist weit verbreitet, und die Verkündigung des Kommens Christi wird verlacht und verspottet. Um so nötiger ist es, daß alle, die sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen, ihren Glauben durch ihre Werke kundtun. Sie sollten durch die Wahrheit, die sie zu glauben bekennen, geheiligt werden, denn sie sind für andere ein Geruch des Lebens zum Leben oder des Todes zum Tode. Sch1 465 2 Noah predigte den Menschen seiner Zeit, Gott würde ihnen hundertzwanzig Jahre geben, in denen sie ihre Sünden bereuen und in der Arche Zuflucht finden könnten. Sie aber verwarfen die gnädige Einladung. Ihnen wurde reichlich Zeit gegeben, sich von ihren Sünden abzukehren, ihre Unsitten zu überwinden und rechtschaffene Charaktere zu entfalten. Aber die Neigung zu sündigen, wenngleich bei vielen anfänglich schwach entwickelt, erstarkte durch wiederholte Nachsicht und trieb jene Menschen in nicht wiedergutzumachendes Verderben. Mit Hohngelächter, Gespött und Verachtung wiesen sie die gnädige Warnung Gottes zurück. So wurden sie der Finsternis überlassen, und sie folgten dem Weg, den ihr sündhaftes Herz gewählt hatte. Aber ihr Unglaube hielt die vorhergesagte Katastrophe nicht auf. Sie trat ein, und gewaltig war der Zorn Gottes, den man an dem allgemeinen Untergang erkennen konnte. Sch1 465 3 Die folgenden Worte Christi sollten in die Herzen aller Menschen dringen, die sich zur gegenwärtigen Wahrheit bekennen: "Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch." Lukas 21,34. Die Gefahr, in der wir schweben, wird uns von Christus selbst vor Augen geführt, denn er kannte die Gefahren, denen wir in diesen letzten Tagen werden begegnen müssen, und möchte uns auf sie vorbereiten. "Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird's auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes." Lukas 17,26. Sie aßen und tranken, pflanzten und bauten, freiten und ließen sich freien und achteten's nicht, bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging und die Flut kam und sie alle dahinnahm. Sch1 466 1 Der Tag Gottes wird die Menschen in einem ähnlichen Zustand vorfinden, ganz in Anspruch genommen von weltlichen Geschäften und Vergnügungen, Festgelagen und Völlerei. Sie geben sich ganz der verderbten Gewohnheit hin, alkoholischen Getränken und narkotischem Tabak zu frönen. Darin spiegelt sich bereits der Zustand unserer Welt. Diese Schwächen finden sich sogar unter den sogenannten Kindern Gottes, von denen einige die Gewohnheiten der Welt nachahmen und an deren Sünden teilnehmen. Rechtsanwälte, Handwerker, Landwirte, Kaufleute und selbst Prediger brechen in jene verhängnisvollen Worte aus: "Es ist Friede, es hat keine Gefahr"; dabei wird sie das Verderben schnell überfallen. Glaube und Fleiß Sch1 466 2 Der Glaube an das baldige Kommen des Menschensohnes in den Wolken des Himmels wird den wahren Christen nicht veranlassen, seine alltäglichen Lebensaufgaben nachlässig und unbekümmert zu erfüllen. Wer Christus erwartet und nach seinem baldigen Erscheinen ausschaut, wird nicht untätig sein, sondern seinen geschäftlichen Angelegenheiten fleißig nachgehen. Er wird seine Arbeit nicht unachtsam und unredlich, sondern gewissenhaft, schnell und gründlich ausführen. Wer sich selbst schmeichelt, daß die unbekümmerte Nichtachtung weltlicher Dinge ein Beweis seiner geistlichen Einstellung und seiner Loslösung von der Welt sei, täuscht sich gewaltig. Seine Wahrhaftigkeit, Treue und Rechtschaffenheit werden an weltlich-vergänglichen Dingen geprüft und erprobt. Wer im Geringsten treu ist, wird auch im Großen treu sein. Sch1 467 1 Ich sah im Geist, daß darin viele die Prüfung nicht bestehen werden. In der Behandlung ihrer weltlichen Interessen enthüllen sie ihren wahren Charakter. Im Umgang mit ihren Mitmenschen verhalten sie sich treulos, unehrlich und ränkevoll. Sie bedenken weder, daß zukünftiges, ewiges Heil davon abhängt, wie sie ihre Lebensinteressen wahrnehmen, noch daß peinlichste Lauterkeit für die Entfaltung eines rechtschaffenen Charakters unerläßlich ist. Überall in unseren Reihen kommt Unredlichkeit vor. Dies ist die Ursache des lauen Verhaltens bei vielen, die angeblich dem Worte Gottes glauben. Sie sind nicht mit Christus verbunden und betrügen sich selbst. Mich betrübt die Feststellung, daß selbst unter Sabbathaltern eine beunruhigende Unaufrichtigkeit herrscht. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen Sch1 467 2 Ich wurde auf Christi Bergpredigt hingewiesen. Die Anweisung des großen Lehrers lautet: "Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." Matthäus 7,12. Dieses Gebot Christi ist außerordentlich wichtig und sollte genauestens befolgt werden. Es gleicht goldenen Äpfeln auf silbernen Schalen. Wie viele führen in ihrem Leben die hier von Christus eingeschärften Grundsätze aus und behandeln andere Menschen so, wie sie selbst unter ähnlichen Umständen behandelt werden möchten? Bitte, Freunde, gebt Antwort! Sch1 467 3 Wer unbeugsame Lauterkeit an den Tag legt, ist, gemessen an dem Maßstab Christi, ein rechtschaffener Mensch. Falsches Gewicht und fehlerhafte Waagen, mit denen viele ihren weltlichen Gewinn zu verbessern suchen, sind in Gottes Augen ein Greuel. Dennoch gehen viele von denen, die angeblich die Gebote Gottes halten, mit falschen Gewichten und Waagen um. Wenn ein Mensch wirklich mit Gott verbunden ist und gewissenhaft sein Gesetz hält, wird sein Leben diese Tatsache offenbaren; denn all sein Handeln wird mit den Lehren Christi übereinstimmen. Er wird seine Ehre nicht um des Gewinns willen verkaufen. Seine Grundsätze stehen auf einem festen Fundament, und sein Verhalten in weltlichen Dingen ist das getreue Abbild dieser Grundsätze. Unerschütterliche Rechtschaffenheit leuchtet inmitten des Abfalls und Unrats der Welt wie Gold hervor. Falschheit und Untreue können bemäntelt und vor den Augen der Menschen verborgen werden, aber nicht vor den Augen Gottes. Die Engel Gottes, die die Charakterentwicklung aufmerksam beobachten und die sittlichen Werte abwägen, vermerken diese geringfügigen, den Charakter enthüllenden Verrichtungen in den Büchern des Himmels. Ist ein Arbeiter in seinen täglichen Lebensaufgaben unzuverlässig und in seiner Arbeit oberflächlich, so urteilt die Welt nicht ungerecht, wenn sie seine Glaubenshaltung dementsprechend einschätzt. Sch1 468 1 "Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht." Lukas 16,10. Nicht durch ihre Größe wird eine Sache recht oder unrecht. Wie ein Mensch mit seinen Mitmenschen verfährt, so verfährt er auch mit Gott. Wer mit dem ungerechten Mammon nicht zuverlässig ist, wird niemals die wahren Schätze verwalten dürfen. Die Kinder Gottes sollten stets daran denken, daß sie in all ihren geschäftlichen Verhandlungen geprüft und auf den Waagen des Heiligtums gewogen werden. Sch1 468 2 Christus sprach: "Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen ... Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Matthäus 7,18.20. Die Taten im Leben eines Menschen sind die Früchte, die er trägt. Wenn der Mensch in weltlichen Dingen unzuverlässig und unehrlich ist, bringt er Dornen und Disteln hervor; er ist im Glaubensleben untreu und täuscht Gott an Zehnten und Gaben. Sch1 468 3 Die Bibel verurteilt alle Lügenhaftigkeit, betrügerische Handlungsweise und Unehrlichkeit in schärfsten Ausdrücken. Recht und Unrecht sind deutlich bezeichnet. Ich habe jedoch gesehen, daß sich Gottes Kinder auf das Gebiet des Feindes begeben haben. Sie haben sich seinen Versuchungen ergeben und folgen seinen Listen, bis ihr Empfindungsvermögen schrecklich abgestumpft ist. Eine geringe Abweichung von der Wahrheit und von den Forderungen Gottes wird schließlich als nicht mehr so sündhaft empfunden, wenn finanzielle Gewinne oder Verluste damit verbunden sind. Sünde bleibt jedoch Sünde, ganz gleich, ob sie von einem Millionär oder von dem Bettler auf der Straße begangen wird. Wer durch falsche Vorspiegelungen Besitztum erwirbt, spricht sich selbst das Verdammungsurteil. Alles, was durch List und Betrug hinzukommt, wird für den Empfänger zum Fluch werden. Sch1 469 1 Adam und Eva erfuhren die schrecklichen Folgen ihres Ungehorsams gegenüber dem ausdrücklichen Geheiß Gottes. Sie mögen überlegt haben dies ist nur ein sehr geringfügiges Vergehen, das niemals angerechnet werden wird. Aber Gott behandelte diesen Fall als ein furchtbares Übel, und das Unheil ihrer Übertretung wird alle Zeiten hindurch fühlbar sein. In der gegenwärtigen Zeit werden von den sogenannten Kindern Gottes oftmals weitaus größere Sünden begangen. Sie lügen und betrügen in Geschäftsangelegenheiten, so daß sie das Werk Gottes schmähen und sich den Zorn des Allmächtigen zuziehen. Die geringste Abkehr von Wahrheit und Redlichkeit ist eine Übertretung des Gesetzes Gottes. Ständige Nachsicht gegenüber der Sünde läßt dem Menschen die Missetat zur Gewohnheit werden, mildert aber nicht den verschlimmerten Charakter der Sünde. Gott hat unwandelbare Grundsätze aufgestellt, die er, ohne sein ganzes Wesen abzuwandeln, nicht ändern kann. Wenn alle, die angeblich der Wahrheit glauben, Gottes Wort gewissenhaft durchforschten, wären sie in geistlichen Dingen nicht so verkümmert. Wer Gottes Forderungen in diesem Leben mißachtet, wird seine Autorität auch im Himmel nicht anerkennen. Die Heilige Schrift als unfehlbarer Wegweiser Sch1 469 2 Im Wort Gottes wird uns jede Art von Unsittlichkeit deutlich geschildert; ihre Folgen werden vor uns ausgebreitet. Die Befriedigung niederer Leidenschaften wird uns in ihrem abstoßendsten Charakter gezeigt. Niemand braucht fehlzugehen, wie verfinstert seine Einsicht auch immer sein mag. Ich habe aber gesehen, daß viele Menschen, die angeblich allen Geboten Gottes folgen, diese Sünde nähren und pflegen. Gott wird jeden Menschen durch sein Wort richten. Sch1 469 3 Christus sagte: "Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist's, die von mir zeuget." Johannes 5,39. Die Bibel ist ein unfehlbarer Führer. Sie verlangt vollkommene Reinheit in Worten, Gedanken und Taten. Nur tugendhaften und makellosen Charakteren wird es gestattet sein, in die Gegenwart des reinen und heiligen Gottes zu treten. Würde das Wort Gottes durchforscht und befolgt, es führte die Menschenkinder, so wie die Israeliten des Nachts von einer Feuersäule und am Tage von einer Wolkensäule geführt wurden. Die Heilige Schrift enthält den Willen Gottes für die Menschen. Sie ist die einzig vollkommene Richtschnur für den Charakter und gibt die Aufgaben des Menschen in allen Lebenslagen an. Wir haben in diesem Leben viele verantwortungsvolle Aufgaben zu erfüllen. Vernachlässigen wir sie, werden wir nicht nur über uns selbst Leid bringen, sondern dadurch auch über andere. Sch1 470 1 Männer und Frauen, die angeblich die Heilige Schrift verehren und ihren Lehren folgen, verfehlen in mancherlei Hinsicht, deren Anspruch zu erfüllen. Ihre Kinder erziehen sie lieber nach ihrer eigenen verderbten Art als nach dem offenbarten Willen Gottes. Diese Pflichtversäumnis verschuldet den Verlust tausender Seelen. Die Bibel enthält Regeln für die richtige Erziehung der Kinder. Wenn alle Eltern diese Forderungen Gottes beachtet hätten, sähen wir heute einen ganz andersgearteten Typus von Jugendlichen auf den Schauplatz des Lebens treten. Doch Eltern, die behaupten, die Heilige Schrift zu lesen und zu befolgen, widersprechen geradezu in ihrem Verhalten deren Lehren. Wir vernehmen den sorgen- und kummervollen Aufschrei der Väter und Mütter, die das Betragen ihrer Kinder beklagen, sich aber kaum bewußt werden, daß sie für diese Sorge und Qual selbst verantwortlich sind. Sie richten ihre Kinder durch ihre falsch angewandte Liebe zugrunde. Sie vergegenwärtigen sich nicht ihre ihnen von Gott aufgetragene Verantwortung, ihre Kinder von klein auf in rechten Gewohnheiten zu erziehen. Sch1 470 2 Liebe Eltern, ihr seid in hohem Maße für die Seelen eurer Kinder verantwortlich! Viele versäumen in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder diese Aufgabe. Sie meinen, wenn sie älter werden, dann wollten sie schon sehr sorgfältig allen falschen Einflüssen Einhalt gebieten und ihre Kinder recht erziehen. Doch die Eltern haben mit dieser Aufgabe schon dann zu beginnen, wenn die Kinder noch als Säuglinge in ihren Armen liegen. Außerdem schickt es sich nicht für Eltern, ihre Kinder zu verhätscheln und sich nach ihnen zu richten. Ebensowenig ist es angebracht, die Kinder zu mißhandeln. Eine feste, entschlossene geradlinige Handlungsweise wird die besten Ergebnisse zeitigen. ------------------------Kapitel 94: Mit Christus vereint Sch1 471 1 Christus lehrte seine Jünger und sprach: "Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Eine jegliche Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jegliche, die da Frucht bringt, wird er reinigen [beschneiden], daß sie mehr Frucht bringe." Johannes 15,1.2. Wer mit Christus verbunden ist und an dem Saft und der Nahrung des Weinstocks teilhat, wird die Werke Christi wirken. Die Liebe Christi muß in ihm wohnen, sonst kann er nicht mit dem Weinstock verbunden sein. Gott über alles zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst, das ist die wahre Glaubensgrundlage. Sch1 471 2 Christus fragt jeden, der seinen Namen bekennt: "Liebst du mich?" Wenn ihr Jesus liebt, werdet ihr auch die Seelen lieben, für die er gestorben ist. Ein Mensch mag nicht das angenehmste Äußere besitzen; er mag in vieler Hinsicht unzulänglich sein; aber er gewinnt das Vertrauen anderer, wenn er den Ruf aufrichtiger Rechtschaffenheit genießt. Die Liebe zur Wahrheit, Zuverlässigkeit und das Vertrauen, das die Menschen in ihn setzen, werden seine fehlerhaften Charakterzüge beseitigen oder zurückdrängen. Zuverlässigkeit in Stellung und Beruf sowie die Bereitschaft, sich selbst zu verleugnen, um andere Menschen zu beglücken, werden ihm innere Ruhe und Gottes Wohlgefallen verschaffen. Sch1 471 3 Wer genau in den Fußspuren seines sich selbst opfernden und sich selbst verleugnenden Erlösers wandelt, wird die Gesinnung Christi in seinem Herzen widerspiegeln. Lauterkeit und Christi Liebe werden aus seinem täglichen Leben und aus seinem Charakter hervorleuchten, während ihn Demut und Wahrheit des Weges führen. Jede fruchttragende Rebe wird beschnitten, damit sie mehr Frucht hervorbringe. Selbst fruchttragende Reben aber können zuviel Laubwerk haben und als etwas erscheinen, was sie in Wirklichkeit gar nicht sind. Die Nachfolger Christi mögen für den Meister manche Arbeit leisten und doch nicht die Hälfte von dem erreichen, was sie erreichen könnten. Dann beschneidet er sie, weil sie nicht nur weltlich gesinnt sind, sondern auch stolz und nachsichtig gegen sich selbst. Weingärtner schneiden die überzähligen Ranken aus, die sich an den Erdboden klammern, damit die Reben auf diese Weise fruchtbarer werden. Diese hemmenden Ursachen müssen beseitigt und schädliche Auswüchse weggeschnitten werden, um den milden Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit Zugang zu verschaffen. Sch1 472 1 Gott beabsichtigte durch Christus, dem gefallenen Menschen eine weitere Bewährungsprobe aufzuerlegen. Viele mißverstehen den Sinn ihrer Erschaffung, der darin besteht, die menschliche Gemeinschaft glücklich zu machen und Gott zu verherrlichen und nicht sich selbst. Gott beschneidet ständig sein Volk. Er entfernt überreiche, auseinanderspreizende Zweige, damit es zu seiner Ehre Frucht trage und nicht nur Blätter hervorbringe. Gott beschneidet uns mit Trübsal, Enttäuschungen und Widerwärtigkeiten, um die Auswüchse starker, eigensinniger Charakterzüge zu unterbinden und den besseren Eigenschaften eine Möglichkeit zur Entfaltung zu geben. Götzendienerische Neigungen müssen wir aufgeben. Unser Gewissen muß empfindsamer werden, und das Sinnen des Herzens sollte auf geistliche Dinge gerichtet sein, ja der ganze Charakter sollte ein ausgeglichenes Wesen an den Tag legen. Wer wirklich Gott verherrlichen will, wird für die Aufdeckung jedes Götzen und jeder Sünde dankbar sein. Wir sollen diese Übel erkennen und sie abtun. Das geteilte Herz behandelt diese Übel eher zu nachsichtig, als daß es ihnen gänzlich absagte. Sch1 472 2 Jede offensichtlich trockene Rebe wird ein Teil des lebendigen Weinstocks, wenn man sie mit ihm verbindet. Faser auf Faser und Ader auf Ader heftet sie sich an den Weinstock, bis sie Leben und Nahrung vom Mutterstamm erhält. Das eingepfropfte Reis sproßt, blüht und bringt Frucht. Das Herz, durch Übertretungen und Sünden abgestorben, muß einen ähnlichen Prozeß durchmachen, um mit Gott versöhnt zu sein und des Lebens und Heils in Christus teilhaftig zu werden. Wie das Reis Leben empfängt, sobald es mit dem Weinstock vereint ist, so wird der Sünder der göttlichen Natur teilhaftig, sobald er mit Christus verbunden ist. Der vergängliche Mensch ist mit dem ewigen Gott vereint. Nachdem wir so vereint sind, bleiben die Worte Christi in uns, und wir werden nicht von sprunghaften Gefühlen angetrieben, sondern von lebendigen, unwandelbaren Grundsätzen. Wir müssen über Christi Worte nachdenken, sie hegen und ins Herz schließen. Sie sollten aber nicht verständnislos wiederholt werden; denn sie bleiben dann doch nicht im Gedächtnis haften und gewinnen keinen Einfluß auf Herz und Leben. Sch1 473 1 So wie die Rebe am Weinstock bleiben muß, um den lebensnotwendigen Saft zu bekommen, der sie zur Blüte treibt, so müssen alle, die Gott lieben und alle seine Worte halten, in seiner Liebe bleiben. Ohne Christus können wir nicht eine einzige Sünde bezwingen oder die geringste Verlockung überwinden. Viele brauchen den Geist Christi und seine Kraft zur Erleuchtung ihres Verstandes ebenso nötig, wie der blinde Bartimäus sein natürliches Augenlicht brauchte. "Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihr selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir." Johannes 15,4. Alle Menschen, die wirklich in der Liebe Christi leben, werden den Segen dieser Verbindung verspüren. Der Vater nimmt sie um des geliebten Sohnes willen an. Er umhegt und umsorgt sie mit seiner zärtlichen, liebevollen Fürsorge. Diese Verbindung mit Christus läutert das Herz und führt zu einem wachsamen Leben und einwandfreien Charakter. Die Frucht, die der Baum des Christen trägt, ist "Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit". Galater 5,22. ------------------------Kapitel 95: Eine Unterweisung in der Demut Sch1 473 2 Jesus, unser teurer Heiland, hat allen Menschen deutlich vorgelebt, wie man Demut übt. Besonders gelten diese Lehren den Evangeliumsarbeitern. In seiner Erniedrigung, als seine irdische Aufgabe nahezu vollendet war und er im Begriff stand, zu dem Thron seines Vaters zurückzukehren, von dem er mit all der Macht in seinen Händen und all dem Glanz auf seinem Haupt gekommen war, galt eine der letzten Lehren an seine Jünger der Bedeutung der Demut. Während sich seine Jünger stritten, wer der Größte im verheißenen Gottesreich sein würde, umgürtete er sich und wusch denen die Füße, die ihn Herr und Meister nannten. Sch1 473 3 Sein Dienst war fast vollendet; er hatte nur noch einige wenige Verhaltensweisen mitzuteilen. Damit seine Jünger niemals die demütige Haltung des reinen und fleckenlosen Gotteslammes vergessen sollten, erniedrigte sich Jesus, der als großes, wirksames Opferlamm für den Menschen bestimmt war, so weit, ihnen die Füße zu waschen. Es wird für euch und überhaupt für unsere Prediger gut sein, die letzten Begebenheiten im Leben unseres Erlösers des öfteren zu überschauen. So bedrängt Jesus auch von Anfechtungen war, hier können wir alle Lehren von ihm annehmen, die für uns von äußerster Wichtigkeit sind. Sch1 474 1 Wir täten gut daran, jeden Tag für eine besinnliche Stunde das Leben Christi von der Krippe an bis zum Kreuz auf Golgatha im Geist an uns vorüberziehen zu lassen. Dabei sollten wir schrittweise vorgehen und jedes Geschehnis, vor allem die Schlußereignisse seines Erdenlebens, lebendig in uns aufnehmen. Durch solch eine Betrachtungsweise seiner Lehren, Leiden und seines unermeßlichen Opfers, das er für die Erlösung der Menschheit dargebracht hat, können wir unseren Glauben stärken, unsere Liebe beleben und tiefer von dem Geist durchdrungen werden, der unseren Heiland aufrecht erhielt. Sch1 474 2 Um dereinst selig zu werden, müssen wir schließlich alle zu Füßen des Kreuzes Buße und Glaubenstreue lernen. Christus erlitt Demütigungen, um uns von ewiger Schmach zu erretten. Er nahm Spott, Hohn und Schmähungen auf sich, um uns zu schirmen. Unsere Übertretung war schuld daran, daß sich der Schleier der Finsternis um seine göttliche Seele legte und er aufschrie, wie ein von Gott Geschlagener und Verlassener. Er trug unsere Schmerzen; um unserer Sünden willen wurde er von Gram gequält. Er gab sein Leben zum Schuldopfer, damit wir durch ihn vor Gott gerechtfertigt würden. Alles Edle und Erhabene im Menschen wird sich regen, wenn wir das Bild Christi am Kreuz an unserem inneren Auge vorüberziehen lassen. Sch1 474 3 Mich verlangt danach, unsere Prediger mehr unter dem Kreuz Christi verweilen zu sehen, damit ihre Herzen währenddessen durch die unermeßliche Liebe des Heilandes, die dieses grenzenlose Opfer veranlaßte, gelöst und überwältigt würden. Wenn unsere Prediger in Verbindung mit den Grundsätzen der Wahrheit mehr praktisches Christentum an den Tag legten und aus einem mit dem Geist der Wahrheit erfüllten Herzen sprächen, scharten sich viel mehr Seelen um das Banner der Wahrheit. Ihre Herzen würden von dem Kreuz Christi, von seiner unendlichen Hochherzigkeit und seinem Erbarmen in dem Leiden für den Menschen berührt werden. Diese wesentlichen Anliegen würden unter den Menschen in Verbindung mit unseren Glaubenspunkten viel Gutes wirken. Das Herz des Lehrers muß jedoch von dem Erlebnis der Liebe Christi erfüllt sein. Sch1 475 1 Das gewaltige Beweismittel des Kreuzes wird uns von den Sünden überzeugen. Die göttliche Liebe für die Sünder, die in der Dahingabe seines Sohnes, der Schmach und Tod erlitt, zum Ausdruck gekommen ist, damit sie geadelt werden und das ewige Leben empfangen können, umfaßt ein ganzes Lebensstudium. Ich fordere euch auf, erneut das Kreuz Christi zu erforschen. Wenn alle Stolzen und Ruhmredigen, deren Herz nach menschlichem Beifall lechzt und nach Bevorzugung vor ihren Kameraden, den Wert höchsten irdischen Glanzes im Verhältnis zu der Bedeutung des Sohnes Gottes, der von denen, die er erretten wollte, verworfen, verachtet und angespien wurde, richtig einschätzen würden, wie unbedeutend erschiene ihnen dann alle Ehre, die der sterbliche Mensch zu verleihen hat. Sch1 475 2 In Gottes Wort sind Pflichten niedergelegt, deren Erfüllung sein Volk demütig macht, es von der Welt scheidet und vor Abtrünnigkeit, wie sie die nominellen Kirchen zeigen, bewahrt. Fußwaschung und Abendmahl sollten häufiger geübt werden. Jesus gab uns das Beispiel und gebot uns, zu handeln wie er. Ich erkannte, daß wir seinem Beispiel so genau wie möglich folgen sollten. Dennoch haben Brüder und Schwestern bei der Fußwaschung nicht immer so verständig gehandelt, wie es notwendig gewesen wäre, und dadurch Verwirrung hervorgerufen. An neuen Orten, besonders dort, wo die Menschen mit dem Beispiel und den Lehren Jesu in dieser Beziehung nicht genau bekannt oder mit Vorurteilen erfüllt sind, sollte die Fußwaschung behutsam und geschickt eingeführt werden. Viele aufrichtige Seelen sind durch den Einfluß früherer Lehrer, denen sie Vertrauen schenkten, mit erheblichen Vorurteilen gegen diese klare Vorschrift erfüllt. Sie sollte ihnen zu geeigneter Zeit und in der rechten Art und Weise nahegebracht werden.1 Erfahrungen und Gesichte 109.110 (1854). ------------------------Kapitel 96: Das Gericht Sch1 476 1 Am Morgen des 23. Oktobers 1879, ungefähr um zwei Uhr, ruhte der Geist des Herrn auf mir, und ich sah Szenen des künftigen Gerichts. Um die Dinge, die an mir vorüberzogen, die Wirkung, die sie auf mein Gemüt ausübten, angemessen zu beschreiben, fehlen mir die Worte. Sch1 476 2 Der große Tag des Gerichtes schien gekommen zu sein. Zehntausendmal zehntausend waren vor einem großen Thron versammelt, auf dem eine majestätische Erscheinung saß. Vor ihr lagen verschiedene Bücher. Auf dem Deckel eines jeden Buches stand in Goldbuchstaben, die flammendem Feuer glichen "Hauptbuch des Himmels". Dann wurde eins dieser Bücher geöffnet, das die Namen derer enthielt, die den Anspruch erhoben, die Wahrheit zu bekennen. Ganz unvermittelt verlor ich die zahllosen Millionen um den Thron aus den Augen. Nun richtete ich meine Aufmerksamkeit allein auf die sogenannten Kinder des Lichts und der Wahrheit. Als diese Menschen, einer nach dem anderen, aufgerufen und ihre guten Taten erwähnt wurden, erstrahlte ihr Angesicht in heiliger Freude, die sich nach allen Seiten widerspiegelte. Aber diese Tatsache schien mich nicht besonders nachhaltig zu beeindrucken. Sch1 476 3 Ein anderes Buch wurde geöffnet, in dem die Sünden der angeblich Gläubigen eingetragen waren. Selbstsucht lautete die Gesamtüberschrift. Darunter folgten alle anderen Sünden. Auch jede einzelne Spalte trug eine Überschrift und darunter, jedem Namen gegenüber, waren in ihren entsprechenden Spalten die geringeren Sünden verzeichnet. Sch1 476 4 Unter Habsucht waren Unehrlichkeit, Diebstahl, Raub, Betrug und Geiz angeführt; unter Ehrgeiz waren Hochmut und Überheblichkeit zu lesen; Eifersucht stand an der Spitze von Bosheit, Neid und Haß. Unmäßigkeit führte eine lange Liste schrecklicher Vergehen an, z.B. Lüsternheit, Ehebruch, Befriedigung niederer Leidenschaften u.a.m. Als ich so schaute, wurde ich mit unsagbarer Angst erfüllt und rief aus: "Wer kann da errettet werden? Wer wird vor Gott gerechtfertigt sein? Wessen Kleider sind ohne Makel? Wer ist in den Augen eines reinen und heiligen Gottes ohne Fehler?" Sch1 477 1 Als der Heilige auf dem Thron die Blätter des Hauptbuches langsam umwendete und seine Augen für einen Augenblick auf einzelnen hafteten, schien sein Blick tief in ihre Seelen zu leuchten. Im gleichen Augenblick zog jedes Wort und jede Tat ihres Lebens vor ihrem Gedächtnis so deutlich vorüber, als wären sie ihrem inneren Auge mit feurigen Buchstaben vorgezeichnet. Zittern erfaßte sie, und ihre Angesichter erbleichten. Als sie sich um den Thron gesammelt hatten, schienen sie unbekümmerten Gleichmut auszustrahlen. Aber wie veränderte sich jetzt ihr Aussehen! Das Gefühl der Sicherheit war dahin. An seine Stelle trat namenloser Schrecken. Grauen lastete auf jeder Seele aus Furcht, unter denen zu sein, die zu leicht befunden werden. Aller Augen richteten sich auf das Angesicht des Einen auf dem Thron. Als sein ernstes, forschendes Auge über diese Gruppe schweifte, bebte das Herz; denn diese hatten sich selbst verurteilt, ohne daß ein Wort gesprochen worden war. In panischer Seelenangst bekannte jeder seine Schuld und sah mit furchtbarer Deutlichkeit, daß er die kostbare Gabe des ewigen Lebens durch sein sündiges Verhalten von sich geworfen hatte. Die das Land hindern Sch1 477 2 Zu einer Gruppe gehörten solche Menschen, die für das Land eine Last bedeuteten. Als das Auge des Richters mit durchdringendem Blick auf diesen Menschen ruhte, traten ihre Versäumnissünden klar zutage. Mit bleichen, bebenden Lippen bekannten sie, Verräter ihres heiligen Glaubens gewesen zu sein. Sie waren gewarnt worden und hatten Gnadengaben empfangen. Doch schließlich hatten sie alle Warnungen und Gnadengaben weder beachtet noch verwertet. Nun konnten sie erkennen, daß sie sich zuviel auf Gottes Barmherzigkeit verlassen hatten. Gewiß, ihre Bekenntnisse enthielten nicht soviel Verworfenes, wie die der gemeinen und niederträchtigen Verderbten; sie wurden aber gleich dem Feigenbaum im Gleichnis verflucht, weil sie keine Frucht getragen und mit den ihnen anvertrauten Zentnern nicht gewuchert hatten. Sch1 478 1 Die zu dieser Gruppe gehörten, hatten das Ich an die oberste Stelle gerückt und nur für ihre eigenen Interessen gearbeitet. Sie waren nicht reich in Gott und sind auf seine Forderungen, die er ihnen stellte, nicht eingegangen. Obgleich sie vorgaben, Christi Diener zu sein, brachten sie ihm keine Seelen. Hätte das Werk Gottes von ihren Bemühungen bestehen müssen, es wäre ins Stocken geraten; denn sie hielten nicht nur die Mittel zurück, die Gott ihnen verliehen hatte, sondern sie versagten sich selbst dem Dienst Gottes. Diese konnten jetzt erkennen und fühlen, daß sie sich selbst auf die linke Seite begeben hatten, indem sie sich zu Gottes Werk unverantwortlich verhalten haben. Gelegenheiten hatte es für sie genug gegeben. Aber sie wollten die Aufgabe nicht erfüllen, die sie erfüllt haben könnten und sollten. Sch1 478 2 Die Namen aller wurden genannt, die die Wahrheit bekannt hatten. Etliche wurden wegen ihres Unglaubens getadelt, andere, weil sie träge Knechte gewesen waren. Sie hatten andere die Arbeit im Weinberg des Meisters tun und die schwersten Verantwortungen tragen lassen, während sie selbstsüchtig ihren eigenen vergänglichen Interessen gedient hatten. Hätten sie die Fähigkeiten gefördert, die ihnen von Gott verliehen worden waren, wären sie zuverlässige Verantwortungsträger gewesen und würden zum Nutzen des Meisters gearbeitet haben. Der Richter sagte: "Alle werden durch ihren Glauben gerechtfertigt und durch ihre Werke gerichtet." Wie grell trat dann ihr Versäumnis zutage, und wie weise erwies sich die Einrichtung Gottes, jedermann eine Aufgabe zu übertragen, um Gottes Sache zu fördern und seine Mitmenschen zu retten. Von jedem war erwartet worden, daß er in seiner Familie und Nachbarschaft einen lebendigen Glauben offenbare, den Armen freundlich begegne, den Betrübten Mitgefühl zeige, sich an der Missionsarbeit beteilige und mit seinen Mitteln Gottes Werk unterstütze. Aber wie auf Meros ruhte der Fluch Gottes auf ihnen für das, was sie zu leisten unterlassen hatten. Sie waren der Arbeit nachgegangen, die ihnen in diesem Leben den größten Gewinn abgeworfen hatte. In dem himmlischen Verzeichnis der guten Werke aber befand sich neben ihrem Namen eine beklagenswerte Leere. Zu leicht befunden Sch1 479 1 Die zu dieser Gruppe gesprochenen Worte waren sehr ernst: "Ihr seid auf der Waage gewogen und zu leicht befunden. Wegen eurer geschäftigen Tätigkeit in weltlichen Dingen habt ihr die geistliche Verantwortung vernachlässigt, während es gerade eure Vertrauensstellung bedingt hätte, über menschliche Weisheit und irdische Urteilskraft hinauszuragen. Diese brauchtet ihr schon, um eure Routinearbeit auszuführen. Als ihr jedoch Gott und Gottes Ehre bei euren Angelegenheiten außer acht ließet, da habt ihr euch auch von seinem Segen abgekehrt." Sch1 479 2 Dann wurde die Frage gestellt: "Warum habt ihr das Kleid eures Charakters nicht gewaschen und hell gemacht in dem Blut des Lammes? Der Vater hat den Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde. Meine Liebe zu euch war noch selbstverleugnender als die Liebe einer Mutter. Ich liebte euch, um die verhängnisvolle Eintragung eurer Missetaten zu löschen und den Kelch der Erlösung an eure Lippen zu setzen. Ich liebte euch, deshalb erlitt ich den Kreuzestod und nahm die Last und den Fluch eurer Schuld auf mich. Ich ertrug die Qualen des Todes und die Schrecken des Grabes, um die Macht des Todes zu besiegen, das Gefängnis zu entriegeln und die Tore des Lebens für euch zu öffnen. Ich überließ mich Schmach und Todesqual, weil ich euch unsagbar liebte und meine eigensinnigen, verirrten Schafe zum Paradies Gottes und zum Baum des Lebens zurückbringen wollte. Dieses Leben der Seligkeit, das ich für euch zu solch einem Preis erkaufte, habt ihr mißachtet. Der Schmach, Schmähung und Schande, die ich für euch ertrug, seid ihr ausgewichen. Die Freiheit, für die ich starb, damit ihr euch ihrer erfreuen solltet, habt ihr nicht geschätzt. Ihr wolltet an meinen Leiden nicht teilhaben und seid jetzt von meiner Herrlichkeit ausgeschlossen." Dann wurden folgende ernste Worte geäußert: "Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig." Offenbarung 22,11. Sch1 479 3 Das Buch endete und der Schleier fiel von dem Wesen auf dem Thron und enthüllte die Furcht einflößende Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Sch1 480 1 Die Szene veränderte sich, und ich fand mich noch auf der Erde und war unaussprechlich dankbar, daß der Tag Gottes noch nicht gekommen war und noch eine wertvolle Prüfungszeit gewährt wird, damit wir uns auf die Ewigkeit vorbereiten können. Sch1 480 2 Jede Stunde unseres Lebens zieht an Gott vorüber und verzeichnet unsere Treue oder Untreue. Dem Bericht der vergeudeten Augenblicke und ungenutzten Gelegenheiten müssen wir gegenübertreten, wenn das Gericht gehalten wird und die Bücher aufgetan werden und jeder nach den in den Büchern berichteten Dingen gerichtet werden wird. Selbstsucht, Neid, Hochmut, Eifersucht, Trägheit oder irgendeine andere Sünde, die im Herzen genährt worden war, schließt uns von dem ewigen Heil aus. "Welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr." Römer 6,16. Testimonies for the Church IV, 453 (1880). ------------------------Kapitel 97: Botschafter Jesu Christi Sch1 480 3 Christi Botschafter haben eine ernste und bedeutende Aufgabe, die manche allzusehr von der leichten Seite nehmen. Christus ist unser Diener im himmlischen Heiligtum. Zugleich ist er auch durch seine Bevollmächtigten der Diener seiner Gemeinde auf Erden. Er spricht zum Volk durch auserwählte Menschen und treibt sein Werk durch sie voran, als ob er selbst, wie in den Tagen seiner Erniedrigung, sichtbar auf Erden lebte. Wenn auch Jahrhunderte dahingegangen sind, die Zeit hat seine Abschiedsverheißung an seine Jünger nicht verändert: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,20. Von Christi Himmelfahrt bis auf den heutigen Tag sind von Gott berufene und von ihm ermächtigte Menschen zu Glaubenslehrern geworden. Christus, der wahre Hirte, nimmt sein Werk durch diese ihm untergeordneten Hirten wahr. Dadurch gewinnt die Stellung der Verkünder des Wortes Gottes sehr an Bedeutung. An Christi Statt bitten sie das Volk: Laßt euch mit Gott versöhnen! Sch1 481 1 Die Kinder Gottes sollten ihre Prediger nicht nur als öffentliche Redner und Wortführer ansehen, sondern als Christi Botschafter, die ihre Kraft und Weisheit von dem Haupt der Gemeinde empfangen. Das von Christi Boten verkündete Wort geringzuschätzen und zu mißachten, ist nicht nur unehrerbietig gegenüber diesen Menschen, sondern auch gegenüber dem Meister, der sie gesandt hat. Der Prediger steht an Christi Statt, und die Stimme des Heilandes sollte aus dem Munde seines Stellvertreters gehört werden. Predigt Christus! Sch1 481 2 Viele unserer Prediger haben einen großen Fehler begangen, indem sie ihre Vorträge ganz auf eine logische Beweisführung aufbauten. Es gibt Menschen, die das Lehrgebäude der Wahrheit vernehmen und von den angeführten Tatsachen beeindruckt sind. Wird ihnen dann in einem Teil des Vortrages Christus als Heiland der Welt dargestellt, kann der ausgestreute Same aufgehen und Frucht tragen zur Ehre Gottes. Aber wie oft wird versäumt, die Menschen auf das Kreuz Christi hinzuweisen. Manche lauschen vielleicht zum letzten Male einer Predigt, und etliche werden vielleicht niemals wieder Gelegenheit haben die Wahrheit Zug um Zug so planmäßig entfaltet und so klar auf das praktische Leben angewandt zu hören. Diese verpaßte goldene Gelegenheit ist für immer dahin. Wäre Christus und seine erlösende Liebe in Verbindung mit den Lehren der Wahrheit verkündigt worden, hätten diese Menschen auf seine Seite gebracht werden können. Sch1 481 3 Es gibt mehr Menschen, als wir annehmen, die Verlangen haben, den Weg zu Christus zu finden. Viele hören volkstümliche Predigten, die von der Kanzel herab gehalten werden, und wissen daraufhin nicht besser als zuvor, Jesus, seinen Frieden und seine Ruhe zu finden, nach denen sich ihr Herz sehnt. Alle Prediger, die der Welt die letzte Gnadenbotschaft verkündigen, sollten daran denken, daß Christus als einzige Zuflucht des Sünders gepriesen werden muß. Viele Prediger halten es für unnötig, aus einem durch die Liebe Gottes völlig überwältigten Herzen Buße und Glauben zu predigen. Für sie ist es selbstverständlich, daß ihre Zuhörer mit dem Evangelium vertraut sind. Nach ihrer Meinung muß man ihnen die Dinge in der verschiedenartigsten Weise vortragen, um ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Zeigen sich ihre Zuhörer interessiert, halten sie das für einen Beweis ihres Erfolges. Die Menschen sind hinsichtlich des Erlösungsplanes unwissender und müssen über diese äußerst wichtige Frage mehr belehrt werden als über irgendein anderes Thema. Sch1 482 1 Alle, die sich versammeln, um der Wahrheit zu lauschen, sollten es wie Kornelius und seine Freunde in der Erwartung tun, Nutzen daraus zu ziehen: "Nun sind wir alle hier gegenwärtig vor Gott, zu hören alles, was dir von Gott befohlen ist." Sch1 482 2 Belehrende Vorträge sind wesentlich, damit jeder die Lehre kennenlerne und den Aufbau der Wahrheit Glied für Glied, zu einem vollkommenen Ganzen vereint, erkenne. Doch sollte niemals ein Vortrag gehalten werden, ohne Christus und seinen Kreuzestod als Grundlage des Evangeliums darzustellen. Gleichfalls heißt es, die gepredigten Wahrheiten praktisch anzuwenden, um den Menschen den Eindruck zu vermitteln, daß die Lehre Christi nicht Ja und Nein ist, sondern Ja und Amen in Jesus Christus. Sch1 482 3 Nachdem der lehrhafte Teil der Wahrheit dargestellt worden ist, folgt die schwierigere Aufgabe. Die Menschen müssen in den praktischen Wahrheiten unterwiesen werden, die sich auf ihr alltägliches Leben beziehen. Sie müssen erkennen und empfinden, daß sie Sünder sind und es nötig haben, sich zu Gott zu bekehren. Was Christus sagte, was er tat und lehrte, muß ihnen in nachdrücklichster Weise nahegebracht werden. Sch1 482 4 Doch die Arbeit des Predigers beginnt erst dann, wenn sich das Verständnis der Menschen der Wahrheit geöffnet hat. Christus ist unser Mittler und Hoherpriester, der in der Gegenwart des Vaters seinen Dienst versieht. Er wurde Johannes als Lamm gezeigt, das erwürgt worden ist, gleichsam gerade, als es sein Blut für die Sünder vergoß. Wenn Gottes Gesetz dem sündigen Menschen vor Augen gestellt wird und ihm die Verworfenheit seiner Sünden zeigt, sollte er auf Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt, hingewiesen werden. Zu den vornehmsten Aufgaben gehört es, die Buße vor Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus zu lehren. Damit stimmt die Arbeit des Vertreters Christi mit dem Wirken des Erlösers im himmlischen Heiligtum überein. Lehrt praktische Frömmigkeit! Sch1 483 1 Die Prediger würden viel mehr Herzen erreichen, wenn sie auf die praktische Frömmigkeit stärkeren Nachdruck legten. Wenn sie sich bemühen, die Wahrheit in neue Gebiete einzuführen, enthalten ihre Vorträge häufig zuviel Theorie. Die Menschen sind unentschlossen. Sie erkennen die zwingende Kraft der Wahrheit und sind eifrig darauf bedacht, eine sichere Grundlage zu erlangen. Wenn sich zeigt, daß sie dafür empfänglich sind, ist es vor allem anderen an der Zeit, ihrem Gewissen den Glauben Christi nahezubringen. Aber allzuoft wurde eine Vortragsreihe beendet, ohne daß jene für die Menschen so notwendige Aufgabe erfüllt worden war. Diese Bemühungen glichen zu sehr dem Opfer Kains. Kain fehlte das zum Opfer gehörige Blut, um es vor Gott angenehm zu machen. Es war recht, daß Kain ein Opfer brachte, aber alles, was seinem Opfer einen Wert verliehen hätte, ließ er weg -- das Blut der Versöhnung. Sch1 483 2 Es ist eine traurige Tatsache, daß viele Menschen deshalb mehr Nachdruck auf theoretische als auf praktische Frömmigkeit legen, weil Christus nicht in ihren Herzen wohnt. Sie stehen nicht in lebendiger Verbindung mit Gott. Viele Seelen entscheiden sich für die Wahrheit angesichts der überzeugenden Kraft der Beweise, ohne jedoch bekehrt zu sein. Außer belehrenden Vorträgen gab es keine, die eine praktische Frömmigkeit verkündeten. Denn solche Vorträge sollen dazu dienen, in den Hörern durch die Darstellung des großartigen Aufbaus der Wahrheit Liebe zum Urheber der Wahrheit und das Verlangen zu wecken, durch Gehorsam geheiligt zu werden. Die Arbeit des Predigers ist nicht vollendet, bis er seinen Hörern nachdrücklich die Notwendigkeit einer charakterlichen Umwandlung im Sinn und Geiste der lauteren Grundsätze der Wahrheit nahegelegt hat, die sie empfangen haben. Sch1 483 3 Ein formaler Scheinglaube ist zu verabscheuen, weil Jesus Christus nicht im Mittelpunkt steht. Christus hielt schlichte, bündige, eindringliche und praktische Reden. Seine Botschafter haben in jeder ihrer Reden seinem Beispiel zu folgen. Christus und sein Vater waren eins; Christus fügte sich mit Freuden allen Forderungen seines Vaters. Er war gesinnt wie Gott. Der Erlöser war das vollkommene Vorbild. In ihm offenbarte sich das Wesen des Herrn. Der Himmel wurde in menschliche Natur eingeschlossen, und diese wiederum in den Schoß unendlicher Liebe. Sch1 484 1 Wenn Prediger bereit sind, demütig zu Jesu Füßen zu sitzen, werden sie bald das Wesen Gottes richtig erkennen. Dann werden sie auch fähig sein, andere Menschen im gleichen Geist zu lehren. Manche treten ohne tiefe Liebe zu Gott oder ihren Mitmenschen ins Predigtamt ein. Egoismus und Nachsicht gegen sich selbst beherrschen das Leben solcher Prediger. Während diese ungeheiligten, treulosen Wächter sich selbst dienen, statt die Herde zu speisen und ihren seelsorgerlichen Aufgaben nachzukommen, geht das Volk wegen mangelnder geeigneter Unterweisung zugrunde. Rüttelt die Menschen auf! Sch1 484 2 In jedem Vortrag sollten die Hörer nachdrücklich aufgefordert werden, ihren Sünden zu entsagen und sich Christus zuzuwenden. Die allgemeinhin üblichen Sünden und Schwächen unserer Zeit müssen wir verurteilen und statt ihrer praktische Frömmigkeit einschärfen. Für den Prediger gilt, mit tiefem Ernst bei der Sache zu sein und die Worte, die er verkündet, von Herzen mitzuempfinden. Unmöglich der Gedanke, daß er sein Mitgefühl für die Männer und Frauen unterdrückte, für die Christus gestorben ist. Der Meister sagte: "Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen." Psalm 69,10. Der gleiche Eifer sollte seine Stellvertreter beseelen. Sch1 484 3 Ein unermeßlich großes Opfer wurde für die Menschheit dargebracht. Für jede Seele, die die Erlösung nicht annimmt, wurde es jedoch vergeblich dargebracht. Wie wichtig ist es dann, daß derjenige, der die Wahrheit verkündigt, sie in der vollen Erkenntnis der auf ihm ruhenden Verantwortung verkündigt. Besorgt, mitfühlend und zuvorkommend sollte sein Verhalten gegenüber anderen Menschen sein, denn der Heiland der Welt hat zu erkennen gegeben, daß er ihnen solch hohen Wert beimißt. Die von Christus gestellte Frage lautete: "Welcher ist aber nun ein treuer und kluger Knecht, den der Herr gesetzt hat über sein Gesinde?" Matthäus 24,45. Jesus fragt: "Welcher ist es?" Für jeden Diener des Evangeliums ist es notwendig, diese Frage seinem eigenen Herzen vorzulegen. Wenn er die ernsten Wahrheiten betrachtet und sein Geist das von dem treuen und klugen Knecht entworfene Bild schaut, sollte seine Seele bis in ihre letzten Tiefen aufgerüttelt werden. Täter des Worts Sch1 485 1 Jedem Menschen ist eine bestimmte Aufgabe anvertraut; nicht ein einziger wird davon entbunden. Entsprechend seinen Fähigkeiten hat jeder sein Teil auszuführen. Wer die Wahrheit verkündigt, ist verpflichtet, sorgfältig und unter Gebet die Aufnahmefähigkeit aller Menschen kennenzulernen, die die Wahrheit annehmen. Dann erst soll er diese unterweisen und ihnen Schritt für Schritt vorangehen. Er soll darauf hinwirken, daß sich diese der auf ihnen ruhenden Verantwortung bewußt werden, um die Aufgabe auszuführen, die Gott für sie bereit hat. Es gilt, mit allem Nachdruck ihnen immer und immer wieder einzuprägen, daß kein Mensch imstande ist, Versuchungen zu widerstehen, den Absichten Gottes zu entsprechen und das Leben eines Christen zu führen, es sei denn, er nimmt seine Arbeit auf, ganz gleich, ob sie groß oder klein ist, und führt sie treu und gewissenhaft durch. Außer dem Besuch der Gemeinde und dem Hören des Wortes Gottes haben alle eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Sie müssen die Wahrheit, die sie aufgenommen haben, in die Tat umsetzen und ihre Grundsätze auf das tägliche Leben übertragen. Sie müssen ohne Unterlaß für Christus wirken, nicht aus eigennützigen Motiven, sondern einzig und allein im Hinblick auf Christi Ehre, der jedes Opfer brachte, um sie vom Verderben zu erretten. Sch1 485 2 Prediger sollten den Menschen, die die Wahrheit angenommen haben, einschärfen, daß Christus in ihren Heimen wohnen muß und daß sie seine Gnade und Weisheit brauchen, um ihre Kinder anleiten und beaufsichtigen zu können. Das ist ein Teil der Aufgabe, die zu erfüllen Gott ihnen überlassen hat diese Kinder zu erziehen, sie zur Ordnung anzuhalten und ihnen strikten Gehorsam beizubringen. Das freundliche und höfliche Wesen des Predigers sollte an seiner Behandlung der Kinder erkennbar sein. Er darf niemals vergessen, daß sie Männer und Frauen im kleinen sind, jüngere Glieder von des Herrn Gesinde. Sie können dem Meister sehr nahestehen und lieb sein. Wenn sie in geeigneter Weise erzogen und herangebildet werden, vermögen sie ihm sogar in ihrer Jugend zu dienen. Christus ist über jedes barsche, harte und unüberlegte Wort zu Kindern betrübt, und nicht immer werden ihre Rechte berücksichtigt. Häufig werden sie so behandelt, als seien sie keine Persönlichkeiten, die einer geeigneten Entfaltung bedürfen, um in keine falsche Richtung zu geraten und Gottes Vorhaben nicht mißlingen zu lassen. Sch1 486 1 Timotheus kannte von Kindheit an die Heilige Schrift, und diese Kenntnis bot ihm Schutz gegen die ihn umgebenden bösen Einflüsse und gegen die Versuchung, Vergnügen und Erfüllung eigennütziger Wünsche der Pflicht vorzuziehen. Solch einen Schutz brauchen alle unsere Kinder, und ein Teil der Aufgabe der Eltern und der Botschafter Christi sollte darin bestehen, dafür zu sorgen, daß die Kinder in Gottes Wort unterrichtet werden. Vollkommenheit in Christus Sch1 486 2 Wenn der Prediger die Billigung seines Herrn finden will, muß er gewissenhaft seine Aufgabe erfüllen und "darstellen einen jeglichen Menschen vollkommen in Christo Jesu". Er sollte in seiner Arbeitsweise nicht den Eindruck erwecken, als sei es von geringer Bedeutung, ob Menschen die Wahrheit annehmen und wahre Frömmigkeit üben oder nicht. Vielmehr soll die Gewissenhaftigkeit und Selbstaufopferung, die in seinem Leben zutage tritt, so beschaffen sein, daß der Sünder zu der Überzeugung gelangt, daß ewige Interessen auf dem Spiel stehen und seine Seele in Gefahr schwebt, wenn er nicht der um seinetwillen geschehenen Arbeit entspricht. Wer aus Irrtum und Finsternis zur Wahrheit und ans Licht gebracht worden ist, muß sich gewaltig wandeln. Wenn dem Gewissen nicht eingeschärft wird, wie notwendig eine sorgfältige Umgestaltung ist, gleicht er dem Mann, der in den Spiegel des Gesetzes Gottes schaute, seine charakterlichen Mängel entdeckte, davonging und vergaß, wie er gestaltet war. Die Seele muß der Verantwortung aufgeschlossen bleiben, oder sie wird noch gleichgültiger werden, als es vor ihrer Erweckung der Fall war. Sch1 486 3 Die Arbeit der Botschafter Christi ist weitaus umfassender und verantwortungsvoller, als viele ahnen. Sie sollten mit ihrem Erfolg unter keinen Umständen zufrieden sein, bis sie Gott durch ihre ernsthaften Anstrengungen und durch seinen Segen brauchbare Christen zuführen können, die einen echten Sinn für ihre Verantwortung besitzen und bereit sind, die ihnen zugewiesene Aufgabe zu erfüllen. Bemühungen und Belehrungen haben zur Folge, daß solche Männer und Frauen zur Mitarbeit herangezogen werden, die charakterfest sind und eine so tiefe Überzeugung besitzen, daß sie sich durch keine eigennützige Eigenschaft an ihrer Aufgabe hindern, ihren Glauben schmälern oder sich von ihrer Pflicht abhalten lassen. Sch1 487 1 Wenn der Prediger die seiner Fürsorge anvertrauten Menschen recht unterwiesen hat und sich nun zu anderen Arbeitsfeldern begibt, wird sich das zurückgelassene Werk nicht auflösen, sondern es wird so gefestigt sein, daß es sicher bestehen bleibt. Nur wenn die Menschen, die die Wahrheit empfangen haben, gründlich bekehrt sind und sich ihr Leben und Charakter vollständig gewandelt haben, kann sich die Seele an den ewigen Felsen klammern; sonst vergeht die Wirkung bald, das Neue verblaßt, nachdem die Bemühungen des Predigers aufgehört haben. Die Wahrheit verliert ihre Wunderkraft. Diese Menschen befleißigen sich keines heiligenden Einflusses mehr und sind trotz ihres Glaubensbekenntnisses nicht besser als die andern. Sch1 487 2 Es wundert mich, daß wir trotz zahlreicher leuchtender Vorbilder für das, was der Mensch sein und vollbringen kann, nicht mehr angespornt werden, den guten Werken der Gerechten nachzueifern. Nicht alle können eine hervorragende Stellung bekleiden; dennoch mögen alle brauchbar sein und die Fähigkeiten besitzen, Vertrauensstellungen auszufüllen. Sie können sich durch beharrliche Treue weit nützlicher machen, als sie im entferntesten annehmen. Wer die Wahrheit annimmt, sollte nach einem klaren Verständnis der Schrift und nach einer Erfahrung mit dem lebendigen Erlöser trachten. Der Verstand sollte gebildet und das Gedächtnis geübt werden. Jegliche geistige Trägheit ist Sünde, und geistlicher Schlaf bedeutet Tod. Lenkt die Gemüter auf Jesus! Sch1 487 3 Ach, verfügte ich doch über eine ausreichende Sprachgewalt, um meine Mitarbeiter am Evangelium so zu beeindrucken, wie ich es wünschte! Meine Brüder, ihr handhabt die Worte des Lebens; ihr verkehrt mit Seelen, die höchster Entfaltung fähig sind, wenn sie in die richtige Bahn gelenkt werden. In den durchgeführten Vorträgen wurde aber zuviel das eigene Ich in den Vordergrund gestellt. Der gekreuzigte Christus, der gen Himmel gefahrene Christus und der wiederkommende Christus sollte das Gemüt des Predigers erfüllen, es so erweichen und fröhlich machen, daß er den Menschen diese Wahrheiten in Liebe und mit tiefem Ernst darzustellen wünscht. Der Prediger tritt dann völlig zurück, und Jesus wird verherrlicht. Die Menschen werden von diesen Themen, die alle Aufmerksamkeit beanspruchen, so beeindruckt sein, daß sie darüber sprechen und sie rühmen, statt den Prediger zu loben, der nur Werkzeug ist. Wenn sie aber, während sie den Prediger loben, dem verkündigten Wort wenig Interesse entgegenbringen, kann er erkennen, daß sein eigenes Herz von der Wahrheit nicht geheiligt ist. Er spricht zu seinen Hörern nicht in solch einer Weise, daß Jesus geehrt und seine Liebe gepriesen würde. Sch1 488 1 Christus sprach: "Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." Matthäus 5,16. Laßt euer Licht so leuchten, daß der Ruhm nicht auf euch, sondern auf Gott zurückfällt. Wenn euch aber der Ruhm zuteil wird, wohlan, so möget ihr zittern und euch schämen, denn das erhabene Ziel ist zunichte gemacht; nicht Gott, sondern der Knecht wurde gepriesen. Laßt euer Licht also leuchten! Diener Christi, gib acht, wie dein Licht leuchtet! Strahlt es himmelwärts und offenbart es die Hoheit Christi, dann leuchtet es richtig. Richtet sich jedoch das Licht auf euch, stellt ihr euch selbst in den Vordergrund und zieht ihr die Menschen an, daß sie euch bewundern sollen, so wäre es besser für euch, gänzlich zu schweigen; denn euer Licht leuchtet in eine falsche Richtung. Lebendige Stellvertreter Christi Sch1 488 2 Diener Christi, ihr könnt mit Gott verbunden sein, wenn ihr wacht und betet. Eure Worte seien mit Salz gewürzt, und christliche Sinnesart und wahre Würde durchdringe euer Verhalten. Wenn Gottes Friede in euch herrscht, wird seine Kraft eure Herzen nicht nur stärken, sondern sie erweichen, so daß ihr wirkliche Stellvertreter Christi werdet. Das Volk, das die Wahrheit bekennt, wird Gott abtrünnig. Jesus wird bald kommen, und sie sind nicht bereit. Der Prediger selbst muß einen höheren Glaubensstand erreichen, eine festere Glaubensüberzeugung, eine lebendige und nachdrückliche Erfahrung, die nicht stumpf und abgedroschen ist wie die der angeblichen Bekenner. Sch1 489 1 Gottes Wort stellt euch eine hohe Aufgabe. Möchtet ihr durch Fasten und unter Gebet stehenden Mühen dahin gelangen, einen vollendeten und beständigen christlichen Charakter zu entwickeln. "Tut gewisse Tritte mit euren Füßen, daß nicht jemand strauchle wie ein Lahmer." Hebräer 12,13. Eine enge Verbindung mit Gott wird eurer Arbeit jene Lebenskraft verleihen, die das Gewissen aufrüttelt, den Sünder von seinen Sünden überführt und ihn zu dem Ausruf veranlaßt: "Was soll ich tun, daß ich selig werde?" Sch1 489 2 Der Auftrag, den Christus seinen Jüngern unmittelbar vor seiner Himmelfahrt gab, lautete: "Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,19.20. "Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden." Johannes 17,20. Der Auftrag erreicht diejenigen, die seinem Wort glauben werden, das durch seine Jünger verkündigt wird. Alle, die von Gott berufen sind, Botschafter für ihn zu sein, sollten die Beispiele über praktisches Christentum, die ihnen Christus in seinem Wort gegeben hat, aufgreifen und sie die Menschen lehren. Sch1 489 3 Christus öffnete seinen Jüngern die Schrift, begann bei Mose und den Propheten, unterwies sie in allen Dingen, die sich auf ihn bezogen, und erläuterte ihnen die Prophezeiungen. Die Apostel gingen in ihrer Predigt zurück bis in die Tage Adams, führten ihre Hörer durch die prophetische Geschichte, endeten bei Christus und seiner Kreuzigung und riefen die Sünder auf, zu bereuen und sich von ihren Sünden abzukehren und sich zu Gott hinzuwenden. Die heutigen Stellvertreter Christi sollten ihrem Beispiel folgen und in jeder Predigt Christus als den Erhabenen preisen, der alles und in allen ist. Eine bekehrte Predigerschaft Sch1 490 1 Äußerer Schein ergreift nicht nur das Namenschristentum, sondern nimmt auch in beunruhigendem Ausmaß unter den Menschen zu, die die Gebote Gottes zu halten bekennen und nach dem baldigen Erscheinen Christi in den Wolken des Himmels Ausschau halten. Engherzige Ansichten sind unangebracht für uns. Wir sollten unsere Möglichkeiten, Gutes zu tun, nicht beschränken. Doch wir haben darauf zu achten, daß wir, während wir unseren Einfluß ausweiten und unsere Pläne ausdehnen, so wie die Vorsehung die Wege öffnet, ernsthafter die Abgötterei der Welt meiden. Während wir uns stärker darum bemühen, unsere Brauchbarkeit zu steigern, müssen wir auch entsprechend danach trachten, göttliche Weisheit zu erhalten, um alle Zweige des Werkes nach Gottes Anordnung und nicht nach weltlichen Gesichtspunkten weiterzuführen. Wir sollten keine weltlichen Gewohnheiten nachahmen, sondern das Äußerste aus den Möglichkeiten herausschöpfen, die Gott in unsere Macht gegeben hat, um die Wahrheit unter den Menschen zu verbreiten. Sch1 490 2 Wir sind ein Volk. Wenn unsere Werke mit unserem Glaubensbekenntnis übereinstimmen, werden wir viel mehr erreichen als jetzt. Hätten wir noch Männer so voller Hingabe und gleicher Glaubenskraft wie Elia, wir erlebten, daß sich Gott uns offenbarte, wie er sich einst den heiligen Männern offenbart hat. Wir würden die gleichen Ergebnisse erzielen, wenn wir Männer wie Jakob hätten, die mit Gott in ernsthaftem Glauben ringen und ihre eigene Unzulänglichkeit erkannt haben. Als Antwort auf das Gebet des Glaubens wird der Mensch mit göttlicher Kraft erfüllt. Sch1 490 3 In der Welt gibt es nur wenig Glauben. Es sind nicht viele, die unter Gottes Augen leben. Wie können wir erwarten, daß sich Gott den Menschen offenbaren wird, wenn man sein Wort geringschätzig behandelt und unsere Herzen durch die Wahrheit nicht geheiligt werden? Wie können wir dann mehr Kraft erwarten? Menschen, die kaum halb bekehrt sind, die sich auf sich selbst verlassen und von sich eingenommen sind, predigen anderen die Wahrheit. Aber Gott wirkt nicht mit ihnen, weil sie im Herzen und im Leben nicht geheiligt sind. Sie wandeln nicht demütig vor Gott. Wir brauchen Prediger, die gründlich bekehrt sind, dann werden wir erleben, wie alle unsere Bemühungen von Gottes Licht und Kraft unterstützt werden. Sch1 491 1 Die Wächter, die vor alters auf den Mauern Jerusalems und anderer Städte postiert waren, bekleideten eine sehr verantwortungsvolle Stellung. Von ihrer Pflichttreue hing die Sicherheit aller Menschen in diesen Städten ab. Wenn Gefahr vermutet wurde, durften sie weder am Tage noch des Nachts schweigen. Ihre Aufgabe war es, sich gegenseitig in kurzen Zeitabständen anzurufen, um festzustellen, ob noch alle wach und unverletzt seien. Auf einigen Erhöhungen wurden Posten aufgestellt; von dort aus konnten sie die wichtigen zu bewachenden Stellen überblicken. Entsprechend der Lage ließen sie Warnungs- oder Freudenrufe ertönen. Diese wurden von einem zum andern weitergegeben. Jeder wiederholte die Worte, bis der Ruf die ganze Runde um die Stadt gemacht hatte. Sch1 491 2 Diese Wächter stellen das Predigtamt dar, von dessen Pflichttreue die Rettung von Seelen abhängt. Die Haushalter über Gottes Geheimnisse sollten wie Wächter auf den Mauern Zions stehen, und wenn sie die drohende Gefahr anrücken sehen, ist es ihre Aufgabe, das Warnsignal ertönen zu lassen. Sollten sie jedoch schläfrige Wachen mit so erstarrten geistlichen Sinnen sein, daß sie die Gefahr weder sehen noch erkennen und Gottes Kinder darin umkommen, dann wird Gott deren Blut von den Händen der Wächter fordern. Die heilige Verantwortung der Wächter Sch1 491 3 "Und nun, du Menschenkind, ich habe dich zu einem Wächter gesetzt über das Haus Israel, wenn du etwas aus meinem Munde hörst, daß du sie von meinetwegen warnen sollst." Hesekiel 3,7. Die Wächter müssen in der unmittelbaren Gegenwart Gottes leben, um sein Wort zu hören und von seinem Geist ganz erfüllt zu werden, damit das Volk nicht vergeblich auf sie zu schauen braucht. "Wenn ich nun zu dem Gottlosen sage: Du Gottloser mußt des Todes sterben! und du sagst ihm solches nicht, daß sich der Gottlose warnen lasse vor seinem Wesen, so wird wohl der Gottlose um seines gottlosen Wesens willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Warnest du aber den Gottlosen vor seinem Wesen, daß er sich davon bekehre, und er will sich nicht von seinem Wesen bekehren, so wird er um seiner Sünde willen sterben, und du hast deine Seele errettet." Hesekiel 3,8.9. Die Botschafter Christi sollten sich hüten, durch ihre Pflichtvergessenheit ihre eigenen Seelen und die Seelen der Menschen zu verlieren, die sie hören. Sch1 492 1 Mir wurden die Gemeinden, die angeblich die Gebote Gottes halten und nach dem zweiten Kommen Christi ausschauen, in verschiedener Verfassung gezeigt. Es herrscht unter ihnen beunruhigend viel Gleichgültigkeit, Hochmut, Weltliebe und kaltes Formenwesen. Und was ihre mangelnde Frömmigkeit betrifft, so sind sie das Volk, das fast schon dem alten Israel ähnelt. Viele Menschen erheben den hohen Anspruch, fromm zu sein, sie sind jedoch -- bar jeder Selbstbeherrschung. Begierden und Leidenschaften haben das Übergewicht das Ich ist in den Vordergrund getreten. Viele sind eigenwillig und gebieterisch, sie verhalten sich anmaßend, hochmütig und prahlerisch und sind ganz und gar ungeheiligt. Gleichwohl sind einige dieser Personen Prediger, die mit heiligen Wahrheiten umgehen. Wenn sie nicht Buße tun, wird ihr Leuchter von seiner Stätte weggestoßen werden. Offenbarung 2,5. Der über den unfruchtbaren Feigenbaum ausgesprochene Fluch des Heilandes ist eine Predigt für alle Formenmenschen und prahlerischen Scheinheiligen, die mit Hoffnung erweckenden Blättern vor die Welt treten, aber der Frucht ermangeln. Welch ein Tadel für die Menschen, die den Schein eines gottseligen Wesens haben, aber dessen Kraft in ihrem unchristlichen Leben verleugnen! Er, der den vornehmsten der Sünder behutsam behandelte und wahre Demut und Buße niemals zurückstieß, trat jenen mit schneidender Schärfe entgegen, die überheblich auf ihre Frömmigkeit pochten, aber ihren Glauben durch ihre Werke verleugneten. ------------------------Kapitel 98: Pflichten gegenüber der Missionsschule Sch1 493 1 Unsere Brüder und Schwestern weit und breit sollten es als ihre Pflicht ansehen, diese von Gott ins Leben gerufene Anstalt zu unterstützen. Manche der Schüler kehren murrend und klagend nach Hause zurück, und Eltern und Gemeindeglieder leihen ihren übertriebenen, einseitigen Berichten ein aufmerksames Ohr. Sie täten gut daran zu berücksichtigen, daß die Angelegenheit zwei Seiten hat. Statt dessen gestatten sie, daß diese entstellten Berichte zwischen ihnen und der Schule eine Schranke aufrichten. Sie beginnen dann, Befürchtungen, Zweifel und Verdächtigungen gegenüber der Art und Weise, wie die Schule geleitet wird, zum Ausdruck zu bringen. Solch ein Einfluß verursacht gewaltigen Schaden. Diese unzufriedenen Äußerungen breiten sich wie eine ansteckende Krankheit aus, und der bei vielen Menschen entstandene Eindruck ist schwer auszulöschen. Das Gerede greift mit jeder Wiederholung um sich, bis es riesige Ausmaße annimmt. Dabei würde eine Untersuchung die Tatsache zutage fördern, daß weder Lehrer noch Erzieher Schuld hatten. Sie taten nur ihre Pflicht, indem sie die in der Schule geltenden Regeln durchsetzten. Die Schulordnung muß durchgeführt werden, sonst wird die Zucht untergraben. Sch1 493 2 Eltern handeln nicht immer klug. Viele sind sehr aufdringlich und wollen andere zu ihren Meinungen bekehren. Gelingt ihnen das nicht, werden sie unwillig und anmaßend. Wenn aber von ihren eigenen Kindern verlangt wird, daß sie den Regeln und Anordnungen in der Schule gehorchen sollen, diese Kinder sich jedoch über den notwendigen Zwang ärgern, nehmen die Eltern, die angeblich Gott lieben und fürchten, zu oft die Partei ihrer Kinder, statt sie zu rügen und ihre Fehler zu berichtigen. Eine solche Handlungsweise erweist sich oftmals als Wendepunkt in der charakterlichen Entwicklung ihrer Kinder. Regeln und Ordnung werden niedergerissen, und die Disziplin wird mit Füßen getreten. Die Kinder verabscheuen Beschränkungen. Man läßt sie verächtlich über die Anstalten in Battle Creek sprechen. Dächten die Eltern nur etwas darüber nach, würden sie die üblen Folgen erkennen, die der von ihnen eingeschlagene Weg nach sich zieht. Es wäre wirklich höchst erfreulich, wenn in einer Schule mit vierhundert Schülern, die von Männern und Frauen geleitet wird, die natürlicherweise menschlichen Schwächen unterworfen sind, jede Maßnahme über alle Kritik erhaben wäre. Sch1 494 1 Versetzten sich die Eltern selbst einmal in die Lage der Lehrer und sähen sie, wie schwierig es notwendigerweise sein muß, in einer Schule mit Hunderten von Schülern der verschiedensten Veranlagungen Zucht und Ordnung zu halten, betrachteten sie bei einiger Überlegung die Dinge ganz anders. Sie sollten bedenken, daß manche Kinder im Elternhaus nie eine Erziehung erhalten haben. Sie wurden stets verwöhnt und niemals zu Gehorsam angehalten. Für diese wäre es sehr vorteilhaft, wenn man sie dem Einfluß ihrer unverständigen Eltern entzöge und unter so strenge Vorschriften stellte, wie es beim Militär der Fall ist. Wenn für diese Kinder nichts getan wird, die in so trauriger Weise von ihren pflichtvergessenen Eltern vernachlässigt worden sind, werden sie niemals von Jesus angenommen werden. Sie werden in diesem Leben unnütz sein und am zukünftigen keinen Anteil haben, wenn auf sie nicht eine beherrschende Kraft einwirken kann. Sch1 494 2 Im Himmel herrscht vollendete Ordnung, vollkommener Gehorsam, völliger Friede und Einklang. Wer im irdischen Leben keine Rücksicht auf Ordnung und Disziplin genommen hat, wird die im Himmel herrschende Ordnung nicht achten können. Er wird niemals Einlaß in den Himmel erhalten, denn alle des Eintritts Würdigen lieben und schätzen Zucht und Ordnung. Unser Charakter, den wir in diesem Leben entwickelt haben, entscheidet über unser zukünftiges Schicksal. Wenn Christus kommt, wird er nicht den Charakter irgendeiner Persönlichkeit ändern. Uns ist kostbare Prüfungszeit gegeben. Sie soll genutzt werden, die Kleider unseres Charakters zu waschen und sie hell zu machen im Blut des Lammes. Um die Flecken der Sünde zu beseitigen, benötigen wir ein ganzes Leben. Jeden Tag müssen wir uns erneut bemühen, das Ich zu beherrschen und ihm zu entsagen. Jeden Tag sind neue Schlachten zu schlagen und Siege zu erringen. Jeden Tag sollte die Seele aufgerufen werden, mit Gott ernsthaft für die Siege des Kreuzes einzutreten. Die Eltern dürfen keine ihrer elterlichen Aufgaben vernachlässigen, um ihren Kindern zu nützen. Ihre Aufgabe ist es, die Kinder so zu erziehen, daß sie der menschlichen Gesellschaft zum Segen werden und danach den Lohn des ewigen Lebens ernten können. ------------------------Kapitel 99: Unsere Schüler Sch1 495 1 Schüler, die angeblich Gott lieben und der Wahrheit gehorchen, sollten in Glaubensgrundsätzen jenen Grad von Selbstbeherrschung und Stärke besitzen, der sie befähigt, inmitten von Versuchungen fest zu bleiben und in der Schule und wo sie sich auch immer befinden mögen, für Jesus einzutreten. Frömmigkeit soll nicht nur wie ein Kleid im Hause Gottes angelegt werden, sondern das ganze Leben muß von unserer Glaubensüberzeugung getragen sein. Wer vom Lebensquell trinkt, wird nicht wie der Weltmensch sehnsüchtig nach Abwechslung und Vergnügen verlangen. In seinem Verhalten und Charakter werden die Ruhe, der Friede und das Glück zu erkennen sein, die er in Jesus gefunden hat, indem er ihm seine Schwierigkeiten und Sorgen täglich zu seinen Füßen legte. Er wird beweisen, daß man auf dem Pfad des Gehorsams und der Pflicht Zufriedenheit und sogar Freude finden kann. Wer in dieser Weise handelt, wird seine Mitschüler so beeinflussen, daß sich das auf die ganze Schule auswirkt. Wer zu dieser getreuen Schar gehört, belebt und stärkt Lehrer und Erzieher in ihren Bemühungen, wenn sie jegliche Art von Pflichtvergessenheit, Zwietracht und Nachlässigkeit, sich den schulischen Regeln und Anordnungen zu fügen, unmöglich machen. Sein Einfluß wird heilsam sein, und seine Werke werden an Gottes großem Tag nicht vergehen, sondern ihm in die zukünftige Welt nachfolgen. Von Ewigkeit zu Ewigkeit wird der Einfluß seines irdischen Lebens spürbar sein. Ein einziger ernster, gewissenhafter, gläubiger junger Mann auf der Schule ist ein unschätzbarer Gewinn. Engel des Himmels schauen liebevoll auf ihn herab. Sein teurer Heiland liebt ihn, und im Hauptbuch des Himmels wird jedes Werk der Gerechtigkeit, jede abgewehrte Versuchung und jede überwundene Sünde verzeichnet. Auf diese Weise legt er sich selbst einen guten Grund für die kommende Zeit, damit er das zukünftige Leben ergreife ... Sch1 495 2 Von der christlichen Jugend hängt in hohem Maße die Erhaltung und das Bestehen der Einrichtungen ab, die Gott zur Förderung seines Werkes bestimmt hat. Diese schwere Verantwortung ruht auf der heutigen Jugend, die nun an der Reihe ist, den Schauplatz des Handelns zu betreten. Nie hat es eine Zeit gegeben, in der einer Generation so bedeutsame Entscheidungen auferlegt waren. Wie wichtig ist es deshalb, daß junge Menschen die Fähigkeiten für das große Werk erwerben, damit Gott sie als seine Werkzeuge benutzen kann. Ihr Schöpfer hat Ansprüche an sie, die allen anderen vorgehen. Sch1 496 1 Gott hat ihnen das Leben gegeben und alle leiblichen und geistigen Gaben verliehen, die sie besitzen. Er hat sie mit Fähigkeiten begabt, die vernünftig ausgebildet werden sollen, damit ihnen eine Aufgabe anvertraut werden kann, die so beständig sein wird wie die Ewigkeit. Als Gegenleistung für seine großen Gaben erwartet Gott, daß sie ihre geistigen und sittlichen Kräfte gebührend pflegen und betätigen; denn er hat ihnen diese Fähigkeiten nicht nur zu ihrem Vergnügen geschenkt. Auch nicht dafür, daß sie diese Kräfte mißbrauchen, indem sie Gottes Willen und Vorsehung entgegenarbeiten. Sie sollen sie anwenden, um in der Welt die Erkenntnis von Wahrheit und Heiligkeit zu fördern. Gott fordert, daß sie ihm für seine unendliche Güte und Gnade dankbar seien, ihn fürchten und lieben. Mit Recht verlangt er Gehorsam gegenüber seinen Gesetzen und allen weisen Vorschriften, deren Ziel es ist, die Jugend im Zaum zu halten, vor Satans Anschlägen zu bewahren und sie auf Wegen des Friedens zu führen. Wenn die Jugend zu der Einsicht kommen könnte, daß sie, indem sie sich den Verhaltungsmaßregeln und Vorschriften unserer Anstalten fügt, nur das tut, was ihr Ansehen in der Gesellschaft erhöht, ihr Wesen und ihren Geist adelt und ihre Freude steigert, sie würde sich weder gegen die gerechten Regeln und heilsamen Forderungen empören noch sich damit abgeben, Argwohn und Vorurteil gegen diese Anstalten hervorzurufen. Unsere Jugend sollte von Willenskraft und Pflichttreue beseelt sein, um den Anforderungen genügen zu können, die an sie gestellt werden; dann wäre der Erfolg gewährleistet. Das ungestüme, rücksichtslose Wesen vieler Jugendlicher unserer Zeit betrübt das Herz. Viel Schuld haben die Eltern auf sich geladen. Ohne Gottesfurcht kann niemand wahrhaft glücklich sein. ------------------------Kapitel 100: Unverletzlichkeit der Gelübde Sch1 497 1 Der kurze, aber schreckliche Bericht von Ananias und Saphira ist von dem vom Geist Gottes geleiteten Schreiber zum Nutzen aller aufgezeichnet, die sich Christi Nachfolger nennen. Diese wichtige Lehre hat beim Volk Gottes noch nicht genügend Bedeutung erlangt. Es wird für alle gewinnbringend sein, die Eigenart dieses bösen Ärgernisses, um dessentwillen diese Schuldigen zum abschreckenden Beispiel wurden, sorgfältig zu bedenken. Dieser eine bemerkenswerte Beweis von Gottes vergeltender Gerechtigkeit ist furchtbar und sollte alle Menschen dazu führen, sich vor einer Wiederholung von Sünden, die eine solche Bestrafung mit sich brachten, zu scheuen und zu fürchten. Selbstsucht hieß die große Sünde, welche die charakterliche Entwicklung dieses Paares in eine falsche Richtung drängte. Sch1 497 2 Ananias und sein Weib Saphira erlebten mit anderen Menschen die Freude, das von den Aposteln verkündigte Evangelium zu hören. Gottes Kraft begleitete das gesprochene Wort, und tiefes Schuldbewußtsein bemächtigte sich aller Anwesenden. Der sanft wirkende Einfluß der Gnade Gottes bewegte ihre Herzen so sehr, daß sie veranlaßt wurden, das selbstische Beharren an ihren irdischen Besitztümern aufzugeben. Während sie sich unter dem unmittelbaren Wirken des Geistes Gottes befanden, verpflichteten sie sich, dem Herrn bestimmte Grundstücke zu geben. Als sie aber nicht mehr unter diesem himmlischen Einfluß standen, war die Wirkung weniger stark. Sie befragten sich selbst darüber und traten von der Erfüllung des gegebenen Versprechens zurück. Sie meinten, übereilt gehandelt zu haben und wollten die Angelegenheit noch einmal überdenken. Auf diese Weise öffnete sich für Satan eine Tür. Er trat sofort ein und bemächtigte sich ihrer Gedanken. Sch1 497 3 Dieser Fall sollte eine Warnung sein, sich der ersten Annäherung Satans zu erwehren. Zunächst hegten sie Habsucht im Herzen; aus Scham, daß ihre Brüder merken könnten, wie ihre selbstsüchtigen Herzen sich sträubten, Gott das zu geben, was man ihm gewidmet und versprochen hatte, griff man danach zum Betrug. Sie besprachen diese Angelegenheit und entschieden wohlüberlegt, einen Teil des Erlöses zurückzubehalten. Als sie des Betruges überführt waren, wurden sie mit sofortigem Tod bestraft. Sie wußten, daß der Herr, den sie betrogen, ihr Herz ergründet hatte, denn Petrus sprach: "Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du dem heiligen Geist lögest und entwendetest etwas vom Gelde des Ackers? Hättest du ihn doch wohl mögen behalten, da du ihn hattest; und da er verkauft war, war es auch in deiner Gewalt. Warum hast du denn solches in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott gelogen." Sch1 498 1 Um die junge Gemeinde vor Verderbnis zu bewahren, war ein besonderes Beispiel notwendig; denn ihre Gliederzahl wuchs sehr schnell an. So wurde allen, die sich in jener Zeit zu Christus bekannten und allen, die späterhin seinen Namen bekennen sollten, eine Warnung zuteil, daß Gott eine gewissenhafte Erfüllung von Gelübden fordert. Aber trotz dieser Außergewöhnlichen Bestrafung des Betruges und der Lüge sind diese Sünden in der christlichen Kirche oft wiederholt worden, auch in unseren Tagen sind sie weit verbreitet. Im Geist wurde mir gezeigt, daß Gott dieses Beispiel als Warnung für alle gesetzt hat, die versucht werden könnten, in ähnlicher Weise zu handeln. Selbstsucht und Betrug werden tagtäglich in der Gemeinde geübt; Gott wird das vorenthalten, was er beansprucht. Auf diese Weise beraubt man ihn und begibt sich in Widerspruch zu seinen Anordnungen, das Licht und die Erkenntnis der Wahrheit im ganzen Land auszubreiten. Vom Unterhalt des Werkes Gottes Sch1 498 2 In seinen vorausschauenden Plänen hat Gott das Wachstum seines Werkes von den persönlichen Bemühungen seines Volkes und von dessen freiwilligen Gaben abhängig gemacht. Gott hat den Menschen eine außerordentliche Ehre zuteil werden lassen, indem er ihnen die Mitwirkung am Erlösungsplan gestattet. Der Prediger kann das Wort Gottes nicht verkündigen, ohne dazu berufen zu sein. Die Aufgabe, Licht zu spenden, ruht nicht allein auf dem Prediger. In dem Augenblick, da der einzelne in die Gemeinde aufgenommen wird, verpflichtet er sich, durch das Ausleben der Wahrheit, die er bekennt, ein Stellvertreter Christi zu sein. Für die Nachfolger Christi gilt es, das Werk fortzuführen, das Christus ihnen bei seiner Himmelfahrt übertragen hat. Sch1 499 1 Besondere Anstalten, die Gott dazu dienen, sein Werk auf Erden weiterzuführen, müssen unterhalten werden. Es sind Kapellen zu errichten, Schulen zu gründen und die Verlagshäuser mit den Möglichkeiten auszustatten, die ihnen erlauben, die bedeutsame Aufgabe der Veröffentlichung der Wahrheit zu erfüllen, damit die Botschaft Gottes für diese letzte Zeit in alle Teile der Welt geschickt werden kann. Diese Einrichtungen sind von Gott verordnet und sollten durch Zehnten und freiwillige Gaben unterhalten werden. Mit dem Anwachsen des Werkes werden erhebliche Mittel benötigt, um es in allen seinen Zweigen voranzuführen. Wer zur Wahrheit bekehrt worden ist und Gottes Gnade erfahren hat, sollte durch freiwillige Opfer und Gaben Mitarbeiter Christi werden. Sobald die Gemeindeglieder in ihrem Herzen wünschen, daß nicht mehr zum Opfern aufgerufen werden soll, bringen sie dadurch im Grunde genommen ihre Zufriedenheit zum Ausdruck, daß das Werk Gottes nicht zunehmen soll. Die Erfahrung Jakobs Sch1 499 2 "Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: So Gott wird mit mir sein und mich behüten auf dem Wege, den ich reise, und mir Brot zu essen geben und Kleider anzuziehen und mich mit Frieden wieder heim zu meinem Vater bringen, so soll der Herr mein Gott sein; und dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Mal, soll ein Gotteshaus werden; und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben." 1.Mose 28,20-22. Die Umstände, unter denen Jakob dem Herrn ein Gelübde ablegte, ähnelten denen, die in unserer Zeit Männer und Frauen bewegen, dem Herrn etwas zu geloben. Durch eine sündhafte Handlung erlangte er den Segen, obwohl er wußte, daß ihm dieser Segen durch Gottes zuverlässiges Wort verheißen worden war. Diese Tat offenbarte seinen mangelnden Glauben an die Macht Gottes, der seine Absichten ausführt, so entmutigend der augenblickliche Anschein für den einzelnen auch sein mag. Statt die Stellung einzunehmen, die er begehrt hatte, war er gezwungen, vor dem Zorn Esaus zu fliehen, um sein Leben zu retten. Nur mit seinem Stab in der Hand mußte er Hunderte von Kilometern durch ödes Land ziehen. Sein Mut war dahin; Gewissensbisse und Verzagtheit erfüllten ihn. Er vermied es, mit Menschen zusammenzukommen, um nicht von seinem erzürnten Bruder aufgespürt zu werden. Ihm fehlte der Friede Gottes, der ihn hätte trösten können; denn er wurde unablässig von dem Gedanken beunruhigt, den göttlichen Schutz verwirkt zu haben. Sch1 500 1 Der zweite Tag seiner Reise nähert sich seinem Ende. Er ist müde, hungrig, heimatlos und fühlt sich von Gott verlassen. Er weiß, daß er diese Lage durch sein eigenes falsches Verhalten verschuldet hat. Dunkle Wolken der Verzweiflung umgeben ihn, und er fühlt, daß er ausgestoßen ist. Sein Herz ist von namenlosem Schrecken erfüllt; er wagt kaum zu beten. Jakob ist so völlig einsam, daß er wie nie zuvor göttlichen Schutz ersehnt. Er weint und bekennt Gott seine Sünde. Er erfleht irgendeinen Beweis, daß Gott ihn nicht gänzlich im Stich gelassen habe. Aber sein bedrücktes Herz sieht keine Hilfe. Er hat sein Selbstvertrauen verloren und befürchtet, von dem Gott seiner Väter verworfen zu sein. Doch der Herr, der gnädige Gott, erbarmt sich des einsamen, leidgeprüften Mannes, der sich Steine zu seinem Kissen sammelt und nur das Himmelszelt zur Decke hat. Sch1 500 2 In einem Gesicht des Nachts sieht er eine geheimnisvolle Leiter, die auf dem Erdboden steht und mit ihrer Spitze über das Sternenheer hinaus die höchsten Himmel berührt. Engelboten steigen diese prächtig leuchtende Leiter auf und nieder und zeigen ihm den Verbindungsweg zwischen Erde und Himmel. Er vernimmt eine Stimme, die die Verheißung von Gnade, Schutz und der künftigen Segnungen wiederholt. Als Jakob aus seinem Traum erwacht, spricht er: "Gewiß ist der Herr an diesem Ort, und ich wußte es nicht." 1.Mose 28,16. Er schaut um sich in der Erwartung, die himmlischen Boten zu sehen. Sein ernster, verwunderter Blick trifft aber nur die matten Umrisse seiner irdischen Umgebung und den im Schmuck des Lichts funkelnden Himmel. Die Leiter und die lichten Boten sind verschwunden. Die herrliche Majestät hoch droben kann er nur in seiner Vorstellung erschauen. Sch1 500 3 Jakob war von der tiefen Stille der Nacht und dem lebendigen Eindruck, in unmittelbarer Gegenwart Gottes zu sein, überwältigt. Sein Herz war voll Dankbarkeit, daß er nicht vernichtet worden war. In jener Nacht gab es für ihn keinen Schlaf mehr. Tiefe, inbrünstige Dankbarkeit, vermischt mit heiliger Freude, erfüllte seine Seele. "Und Jakob stand des Morgens früh auf und nahm den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, und richtete ihn auf zu einem Mal und goß Öl obendarauf." 1.Mose 28,18. Hier an dieser Stelle gab er Gott sein feierliches Versprechen. Das Halten des Gelübdes Sch1 501 1 Erfrischt vom Tau der Gnade und gestärkt von der Gegenwart und Zusage Gottes, legte Jakob sein Gelübde ab. Nachdem die göttliche Herrlichkeit vorübergegangen war, hatte auch er Versuchungen zu bestehen, genau wie die Menschen in unserer Zeit. Er aber stand treu zu seinem Gelübde und ließ keine Gedanken darüber aufkommen, wie er sich des von ihm abgelegten Versprechens entledigen könne. Er hätte ebenso, wie die Menschen es heute tun, überlegen können, daß diese Offenbarung nur ein Traum war, daß er ungewöhnlich erregt gewesen sei, als er das Gelübde ablegte, und daß er es aus diesem Grunde nicht zu erfüllen brauche. Jakob handelte jedoch nicht in dieser Weise. Sch1 501 2 Jahre vergingen, ehe Jakob in seine Heimat zurückzukehren wagte. Als es soweit war, beglich er gewissenhaft seine Schuld dem Schöpfer. Er war ein vermögender Mann geworden, und ein großer Teil seiner Güter ging in die Schatzkammer des Herrn über. Sch1 501 3 Viele Menschen unserer Tage versagen, wo Jakob Erfolg hatte. Denen Gott das meiste gegeben hat, diese neigen am stärksten dazu, ihr Hab und Gut zurückzuhalten, weil sie einen ihrem Besitztum entsprechenden Betrag geben müssen. Jakob gab den Zehnten von allem, was er hatte. Dann berechnete er, wieviel er während seines Aufenthaltes in einem heidnischen Land, wo er sein Gelübde nicht erfüllen konnte, an Zehnten für sich verbraucht hatte. Diese Summe gab er dem Herrn dazu. Es war ein erheblicher Betrag, aber Jakob zögerte nicht. Was er dem Herrn versprochen hatte, betrachtete er nicht als sein, sondern als des Herrn Eigentum. Gebt entsprechend eurem Einkommen! Sch1 501 4 Der geforderte Betrag entspricht den verliehenen Mitteln. Je größer das anvertraute Kapital ist, um so wertvoller ist die Gabe, die Gott von uns zurückfordert. Wenn ein Christ fünfzig- oder hunderttausend Mark besitzt, verlangt Gott gebieterisch von ihm, nicht nur seinen Zehnten zu geben, sondern ihm auch seine Sünd- und Dankopfer zu überbringen. Die levitische Ordnung zeichnete sich in bemerkenswerter Weise durch die Heiligung des Besitzes aus. Sch1 502 1 Wenn wir vom Zehnten als dem Regelfall der jüdischen Beiträge für religiöse Zwecke sprechen, sind wir nicht deutlich genug. Der Herr verlieh seinen Ansprüchen überragende Bedeutung, und in nahezu jedem Fall, wo die Juden etwas empfangen hatten, wurden sie an den Geber erinnert und dadurch aufgefordert, ihm seinen Anteil zurückzuerstatten. Von ihnen wurde für ihren erstgeborenen Sohn, für die Erstlinge ihrer Herden und für die ersten Ernteerträge ein Lösegeld gefordert. Sie sollten die Enden ihrer Erntefelder den Armen überlassen. Was immer bei der Ernte ihren Händen entfiel, war für die Armen bestimmt. Alle sieben Jahre bestellten sie ihre Acker nicht. Was wild wuchs, gehörte den Notleidenden. Dann gab es die Opfergaben, Schuldopfer, Sündopfer und den Erlaß aller Schulden in jedem siebenten Jahr. Zahllos waren ihre Aufwendungen für Gastfreundschaft. Die Armen empfingen Almosen von ihnen; ihr Besitz wurde besteuert. Sch1 502 2 Zu festgesetzten Zeiten wurde, um die Unversehrtheit des Gesetzes zu bewahren, das Volk befragt, ob es seine Gelübde redlich erfüllt habe oder nicht. Einige wenige Gewissenhafte gaben Gott ungefähr ein Drittel ihrer gesamten Einkünfte für die Armen und zum Nutzen religiöser Belange. Diese Abgaben kamen nicht von einer besonderen Klasse des Volkes, sondern aus allen Schichten die Forderung entsprach der Größe des Besitzes. Neben all diesen regelmäßigen Abgaben gab es besondere Vorhaben, die freiwillige Gaben erforderten, wie beispielsweise die in der Wüste gebaute Stiftshütte und der in Jerusalem errichtete Tempel. Diese Sonderabgaben auferlegte Gott seinen Kindern zu deren eigenem Besten wie auch zur Erhaltung seines Gottesdienstes. Vernachlässigt nicht eure Verpflichtung! Sch1 502 3 Auf diesem Gebiet muß unser Volk aufgerüttelt werden. Es gibt nur wenige Menschen, die von Gewissensbissen geplagt werden, sobald sie ihre Plicht vernachlässigen, Gutes zu tun. Nur wenige machen sich ein Gewissen daraus, wenn sie Gott täglich berauben. Zahlt ein Christ seinem Nachbarn absichtlich oder zufällig zu wenig oder weigert er sich, eine zu Recht bestehende Schuld zu begleichen, wird ihn sein Gewissen beunruhigen, sofern es nicht verhärtet ist. Er kann keine Ruhe finden, wenn auch niemand außer ihm davon etwas weiß. Es gibt viele versäumte Versprechen und uneingelöste Gelübde, -- doch wie wenige machen sich darüber Gedanken! Wie wenige empfinden diese Pflichtverletzung als Schuld! Auf diesem Gebiet müssen wir zu einer neuen und tieferen Überzeugung gelangen. Das Gewissen muß aufgerüttelt werden. Diese Angelegenheit ist gespannter Aufmerksamkeit wert, weil wir Gott am Jüngsten Tag Rechenschaft abzulegen haben und bis dahin seine Forderungen erfüllen müssen. Sch1 503 1 Die Verpflichtungen des christlichen Geschäftsmannes, wie groß oder klein sein Kapital auch sein mag, stehen im genauen Verhältnis zu den von Gott empfangenen Gaben. Das Trügerische des Reichtums hat Tausende und Zehntausende ruiniert. Diese Begüterten vergessen, daß sie Haushalter sind und daß sich der Tag schnell nähert, an dem ihnen gesagt wird: "Tu Rechnung von deinem Haushalten." Lukas 16,2. Im Gleichnis von den anvertrauten Zentnern wird gezeigt, daß jeder Mensch für die vernünftige Verwendung der verliehenen Gaben verantwortlich ist. Der erbärmliche Knecht im Gleichnis fühlte sich am wenigsten verpflichtet und zog keinen Nutzen aus dem ihm anvertrauten Zentner, weil man ihm den geringsten Betrag gegeben hatte. Deshalb wurde er in die Finsternis hinausgeworfen. Sch1 503 2 Christus sprach: "Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!" Markus 10,23. Seine Jünger entsetzten sich über seine Rede. Wenn ein Prediger, der in der Seelenarbeit für Jesus Christus erfolgreich gewirkt hat, seine heilige Verpflichtung aufgibt, um vergänglichen Gewinn zu erwerben, so nennt man ihn einen Abtrünnigen. Gott wird ihn für die unrechte Anwendung seiner Fähigkeiten zur Rechenschaft ziehen. Wenn Geschäftsleute, Landwirte, Handwerker, Kaufleute, Rechtsanwälte u.a. der Gemeinde beitreten, werden sie Diener Christi. Obgleich ihre Fähigkeiten völlig verschieden sein mögen, ist ihre Verantwortung, das Werk Gottes durch persönlichen Einsatz und durch ihr Vermögen zu fördern, nicht geringer als die der Prediger. Das Wehe, das für den Prediger gilt, wenn er das Evangelium nicht verkündigt, wird ebenso gewiß über den Geschäftsmann hereinbrechen, der mit seinen verschiedenen Fähigkeiten nicht mit Christus für das gleiche Ziel zusammenarbeitet. Wenn das gegen den einzelnen geltend gemacht wird, sagen manche, daß das eine harte Rede sei. Dennoch besteht sie zu Recht, wenngleich ihr fortgesetzt durch das Verhalten der Menschen widersprochen wird, die angeblich Christi Nachfolger sein wollen. Gleichheit für alle im Geben Sch1 504 1 Durch ein Gnadenwunder verschaffte Gott in der Wüste Speise für sein Volk, und er hätte auch für alles Notwendige für den Gottesdienst sorgen können. Er tat es aber nicht, weil er in seiner unendlichen Weisheit erkannte, daß die Sittenhaftigkeit seines Volkes von der Zusammenarbeit mit ihm abhängig war, indem jeder einzelne etwas beisteuerte. Solange die Ausbreitung der Wahrheit fortschreitet, stützen sich Gottes Forderungen auf Menschen. Gerade für diesen Zweck sollen sie von dem geben, was Gott ihnen anvertraut hat. Gott, der Schöpfer des Menschen, hat durch die Einführung regelmäßiger Abgaben beabsichtigt, das Werk auf alle Menschen, ihren verschiedenen Möglichkeiten entsprechend, gleichmäßig zu verteilen. Sch1 504 2 Jeder ist gewissermaßen sein eigener Steuerprüfer. Es bleibt ihm überlassen zu geben, was er sich in seinem Herzen vornimmt. Aber es gibt auch Menschen, die sich der gleichen Sünde wie Ananias und Saphira schuldig machen. Sie meinen, daß die Brüder es nie erfahren werden, wenn sie einen Teil des Zehnten, den Gott beansprucht, zurückbehalten. So dachte auch das schuldiggewordene Paar, dessen Beispiel uns zur Warnung gegeben ist. In diesem Fall erweist sich, daß Gott das Herz erforscht. Die Beweggründe und Absichten des Menschen können ihm nicht verborgen bleiben. Er hat den Christen aller Zeiten die unüberhörbare Warnung hinterlassen, sich vor den Fallstricken der Sünde zu hüten, zu der das Herz des Menschen sich immer wieder hingezogen fühlt. Sch1 504 3 Wenn auch der Wiederholung der Sünde des Ananias und der Saphira jetzt keine sichtbaren Zeichen göttlichen Mißfallens folgen, so ist diese Sünde in den Augen Gottes noch genauso abscheulich wie damals und wird den Übertreter am Tage des Gerichtes ebenso gewiß heimsuchen. Viele werden den Fluch Gottes bereits in diesem Leben zu spüren bekommen. Wer dem Werk etwas verspricht, verspricht es Gott, und dieses Gelübde sollte heiliggehalten werden. In Gottes Augen ist es nichts anderes als Frevel, wenn wir uns etwas für unseren eigenen Bedarf aneignen, von dem wir früher einmal versprochen hatten, es zur Förderung seines heiligen Werkes zu geben. Die Heiligkeit von Gelübden Sch1 505 1 Wenn in Gegenwart unserer Brüder das mündliche oder schriftliche Versprechen gegeben worden ist, einen bestimmten Betrag zu spenden, dann sind sie die sichtbaren Zeugen einer zwischen uns und Gott getroffenen Vereinbarung. Das Versprechen haben wir nicht Menschen, sondern Gott gegeben. Es gleicht einem Schuldschein, den wir dem Nachbarn ausgestellt haben. Keine Schuldverschreibung ist für den Christen verbindlicher als ein Gott gegebenes Versprechen. Sch1 505 2 Menschen, die auf solche Weise Verbindlichkeiten gegenüber ihren Mitmenschen übernehmen, bitten im allgemeinen nicht darum, sie von ihren Versprechungen wieder zu entbinden. Gott ist der Geber aller guten Gaben. Ein ihm gegebenes Versprechen ist jedoch viel wichtiger. Warum sollten wir dann versuchen, von unseren Gelübden entbunden zu werden, die wir Gott gegeben haben? Will der Mensch sein Versprechen nicht so bindend ansehen, weil es Gott gegeben wurde? Ist es deshalb weniger rechtsgültig, weil es von Gerichten nicht auf seine Rechtmäßigkeit geprüft wird? Kann ein Mensch, der glaubt, durch das Blut des unermeßlichen Opfers Christi gerettet zu sein, die Absicht haben, Gott zu betrügen? Werden nicht seine Gelübde und Taten gewogen auf den Waagen der Gerechtigkeit in den himmlischen Gerichtshöfen? Sch1 505 3 Jeder von uns stellt einen beim himmlischen Gerichtshof anhängigen Fall dar. Soll unsere Lebensführung gegen uns zeugen? Der Fall Ananias und Saphira war außerordentlich schwerwiegend. Sie belogen den Heiligen Geist, indem sie einen Teil des Verkaufserlöses zurückbehielten. Jeder, der ähnlich handelt, macht sich in gleicher Weise schuldig. Sch1 506 1 Wenn das menschliche Herz durch die Gegenwart des Geistes Gottes ergriffen ist, ist der Mensch empfänglicher für das Wirken des Heiligen Geistes und zeigt sich bereit, sich selbst zu verleugnen und für die Sache Gottes Opfer zu bringen. Sobald göttliches Licht unsere geheimsten Gedanken mit ungewöhnlicher Kraft und Klarheit durchleuchtet, können wir die Empfindungen des natürlichen Menschen überwinden. Die Selbstsucht verliert ihren Einfluß auf unser Herz, und wir verlangen danach, ebenso Wohltaten zu erweisen und uns selbst zu verleugnen wie unser Vorbild Jesus Christus. Die Gesinnung des von Natur aus selbstsüchtigen Menschen wird dann gegenüber verirrten Sündern freundlich und barmherzig sein. Wie Abraham und Jakob legt er ein feierliches Gelübde ab. Bei solchen Anlässen sind Engel des Himmels anwesend. Die Liebe zu Gott und zu den Menschen besiegt alle Selbstsucht und Weltliebe. Besonders ist das der Fall, wenn der Sprecher im Geist und in der Kraft Gottes den Erlösungsplan darstellt, der mit dem Golgathaopfer wirksam wurde. Sch1 506 2 Durch folgende Schriftstellen mögen wir erkennen, wie Gott über Gelübde denkt: "Und Mose redete mit den Fürsten der Stämme der Kinder Israel und sprach: Das ist's, was der Herr geboten hat: Wenn jemand dem Herrn ein Gelübde tut oder einen Eid schwört, daß er seine Seele verbindet, der soll sein Wort nicht aufheben, sondern alles tun, wie es zu seinem Munde ist ausgegangen." 4.Mose 30,2.3. "Laß deinem Mund nicht zu, daß er dein Fleisch verführe; und sprich vor dem Engel nicht: Es war ein Versehen. Gott möchte erzürnen über deine Stimme und verderben alle Werke deiner Hände." Prediger 5,5. "Darum will ich mit Brandopfern gehen in dein Haus und dir meine Gelübde bezahlen, wie ich meine Lippen habe aufgetan und mein Mund geredet hat in meiner Not." Psalm 66,13.14. "Es ist dem Menschen ein Strick, sich mit Heiligem übereilen und erst nach dem Geloben überlegen." Sprüche 20,25. "Wenn du dem Herrn, deinem Gott, ein Gelübde tust, so sollst du es nicht verziehen zu halten; denn der Herr, dein Gott, wird's von dir fordern, und es wird dir Sünde sein. Wenn du das Geloben unterwegs läßt, so ist dir's keine Sünde. Aber was zu deinen Lippen ausgegangen ist, sollst du halten und darnach tun, wie du dem Herrn, deinem Gott, freiwillig gelobt hast, was du mit deinem Mund geredet hast." 5.Mose 23,22-24. Sch1 507 1 "Gelobet und haltet dem Herrn, eurem Gott; alle, die ihr um ihn her seid, bringet Geschenke dem Schrecklichen." Psalm 76,12. "Ihr aber entheiligt ihn damit, daß ihr sagt ‚Des Herrn Tisch ist unheilig, und sein Opfer ist verachtet samt seiner Speise.' Und ihr sprecht: ‚Siehe, es ist nur Mühe!' und schlaget's in den Wind, spricht der Herr Zebaoth. Und ihr bringt her, was geraubt, lahm und krank ist, und opfert dann Speisopfer. Sollte mir solches gefallen von eurer Hand? spricht der Herr. Verflucht sei der Betrüger, der in seiner Herde ein Männlein hat, und wenn er ein Gelübde tut, opfert er dem Herrn ein untüchtiges. Denn ich bin ein großer König, spricht der Herr Zebaoth, und mein Name ist schrecklich unter den Heiden." Maleachi 1,12-14. Sch1 507 2 "Wenn du Gott ein Gelübde tust, so verzieh nicht, es zu halten; denn er hat kein Gefallen an den Narren. Was du gelobst, das halte. Es ist besser, du gelobest nichts, denn daß du nicht hältst, was du gelobest. Laß deinem Mund nicht zu, daß er dein Fleisch verführe; und sprich vor dem Engel nicht: Es war ein Versehen. Gott möchte erzürnen über deine Stimme und verderben alle Werke deiner Hände." Prediger 5,3-5. Sch1 507 3 Gott hat dem Menschen seinen Anteil bei der Errettung seiner Mitmenschen zugewiesen. Der Mensch vermag in Verbindung mit Christus zu wirken, barmherzig zu sein und wohlzutun. Er kann jedoch seine Mitmenschen nicht erlösen, weil er nicht imstande ist, den Forderungen der verletzten Gerechtigkeit zu genügen. Dies liegt ganz allein in den Händen des Sohnes Gottes, der seine Ehre und Herrlichkeit beiseite legte, seine göttliche Natur mit menschlichem Wesen umhüllte und zur Erde herabkam, sich selbst erniedrigte und sein Blut für die Menschheit vergoß. Sch1 507 4 Durch seinen Missionsauftrag an seine Jünger: "Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur", übertrug er Menschen die Aufgabe, das Evangelium auszubreiten. Während aber einige hinausgehen, um zu predigen, ruft er andere auf, seiner Forderung nach Zehnten und Gaben zu entsprechen, damit das Predigtamt unterhalten und die gedruckte Wahrheit im ganzen Land verbreitet werden kann. Das sind Gottes Mittel, um den Menschen zu läutern. Gerade diese Aufgabe braucht der Mensch; denn sie rührt an die tiefsten Empfindungen seines Herzens und läßt seine höchsten geistigen Fähigkeiten wirksam werden. Der Mensch als Werkzeug Gottes Sch1 508 1 Als Ausdruck der Liebe Gottes zum Menschen erhielt alles Gute auf Erden durch Gottes gütige Hand seinen Platz. Er nimmt sich der Bedürftigen an und kümmert sich um die Sache des Glaubens. Den Händen der Menschen hat er Mittel anvertraut, damit seine göttlichen Gaben durch menschliche Kanäle fließen und uns ermöglichen, das uns aufgetragene Werk zur Rettung unserer Mitmenschen auszuführen. Jeder einzelne hat auf diesem weiten Gebiet seine bestimmte Aufgabe, und niemand sollte auf den Gedanken kommen, daß Gott von den Menschen abhängig ist. Er könnte ein Wort sprechen, und jedes Kind der Armut würde reich werden. Er könnte in einem Augenblick die Menschheit von allen ihren Krankheiten heilen. Er könnte die Prediger ganz und gar entbehren und Engel als Botschafter seiner Wahrheit einsetzen. Er hätte die Wahrheit an den Himmel schreiben oder sie auf die Blätter der Bäume und auf die Blumen des Feldes prägen können; er hätte sie mit unüberhörbarer Stimme vom Himmel herab verkündigen können. Aber der allweise Gott wählte nicht eine dieser Möglichkeiten. Er wußte, daß der Mensch der Arbeit bedarf, wenn ihm das Leben zum Segen werden soll. Gold und Silber sind des Herrn, und wenn er wollte, könnte er es vom Himmel regnen lassen. Statt dessen ernannte er den Menschen zu seinem Haushalter und vertraute ihm Mittel an, die nicht aufgehäuft, sondern zum Nutzen anderer Menschen verwendet werden sollten. Auf diese Weise benutzt Gott den Menschen als Mittler, um seine Segnungen auf Erden auszuteilen. Gott legte den Plan für jene Wohltätigkeit, damit der Mensch, seinem Schöpfer gleich, in seinem charakterlichen Verhalten gütig und selbstlos werde und am Ende bei ihm an dem ewigen, köstlichen Lohn teilhaben möge. Sch1 508 2 Gott wirkt durch Menschen. Wer auch immer das Gewissen der Menschen wachrüttelt, um sie zu guten Werken und aufrichtiger Anteilnahme am Wachstum der Wahrheit anzuspornen, tut dies nicht von sich aus, sondern geleitet von dem Geist Gottes, der in ihm wirkt. Heilig sind die unter diesen Umständen abgegebenen Gelöbnisse. Sie sind die Frucht des Geistes Gottes. Wenn diese Gelöbnisse erfüllt werden, nimmt der Himmel sie als Gaben an. Den freigebigen Mitarbeitern wird in gleicher Höhe gutgeschrieben, was sie in die himmlische Schatzkammer eingebracht haben. Solche Menschen legen einen guten Grund für die kommende Zeit, auf daß sie das ewige Leben ergreifen. Sch1 509 1 Wenn die unmittelbare Gegenwart des Geistes Gottes jedoch nicht so lebendig spürbar ist und sie von den vergänglichen Angelegenheiten des Lebens in Anspruch genommen werden, sind sie versucht, ihre freiwillig eingegangenen bindenden Verpflichtungen in Frage zu stellen. Nachdem sie Satans Eingebungen gefolgt sind, reden sie sich ein, unter ungebührlichem Druck gestanden und in erregter Augenblicksstimmung gehandelt zu haben. Sie möchten gern von ihren Versprechungen entbunden werden, weil die Forderung nach Mitteln für die Verwendung im Werke Gottes zu stark betont worden sei und man sie unter falschen Voraussetzungen zu Versprechungen verleitet hätte, ohne daß das, worum es ging, von ihnen völlig verstanden worden wäre. Haben Prediger die Macht, ihre Entschuldigungen anzunehmen und zu sagen: "Du brauchst nicht zu deinem Wort zu stehen, du bist von deinem Gelübde frei"? Wenn sie das wagten, machten sie sich der Sünde dessen mitschuldig, der die Mittel zurückhält ... Sch1 509 2 Eine Gemeinde ist für die Gelübde ihrer einzelnen Glieder verantwortlich. Wenn die Mitgeschwister bemerken, daß in ihren Reihen ein Bruder ist, der es versäumt, seinen Versprechungen nachzukommen, sollten sie mit ihm freundlich, aber deutlich reden. Wenn er sich in besonderen Umständen befindet, die es ihm unmöglich machen, sein Gelübde zu bezahlen, sollte ihm die Gemeinde aus Mitempfinden helfen, sofern er ein würdiges Glied ist und ein williges Herz besitzt. Auf diese Weise können sie die Schwierigkeit überbrücken und selbst gesegnet werden. Sch1 509 3 Gott möchte, daß die Glieder seiner Gemeinde ihre Verpflichtungen ihm gegenüber als genauso verbindlich ansehen wie ihre Schuld beim Kaufmann oder beim Händler. Jeder einzelne soll sein vergangenes Leben noch einmal an sich vorüberziehen lassen und nachsehen, ob irgendein unbezahltes, ungetilgtes Versprechen in Vergessenheit geraten ist. Dann sollte er sich in besonderer Weise bemühen, "auch den letzten Heller" zu bezahlen. Wir alle erwarten das endgültige Gerichtsurteil, vor dem nichts anderes standhält als Rechtschaffenheit und Wahrhaftigkeit. ------------------------Kapitel 101: Vermächtnisse Sch1 510 1 "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen." Matthäus 6,19.20. Selbstsucht ist eine seelenverderbende Sünde. Zu den gleichen Untugenden gehört auch der Geiz, der nichts anderes ist als Abgötterei. Alle Dinge sind Gottes Eigentum. Alles Gedeihen, dessen wir uns erfreuen, ist die Folge göttlichen Segens. Gott ist der große und reiche Geber. Wenn er von uns einen Teil von dem fordert, was er uns so reichlich gegeben hat, geschieht das nicht, um sich durch unsere Gaben zu bereichern; denn er bedarf nichts von unserer Hand, sondern wir sollten eine Gelegenheit finden, um Selbstverleugnung zu üben und unseren Mitmenschen gegenüber Liebe und Mitgefühl zu erweisen und auf diese Weise erhoben zu werden. Sch1 510 2 Gott hat zu allen Zeiten, von den Tagen Adams bis zur Gegenwart, den Besitz der Menschen beansprucht, indem er sprach: Ich bin der rechtmäßige Eigentümer des Weltalls; deshalb weiht mir eure Erstlingsfrüchte, bringt mir ein Zeichen eurer Treue, übergebt mir mein Eigentum und erkennt dadurch meine Herrschaft an; dann sollt ihr die Freiheit haben, meine Gaben zu behalten und euch ihrer zu erfreuen, dann sollt ihr unter meinem Segen stehen. "Ehre den Herrn von deinem Gut und von den Erstlingen all deines Einkommens." Sprüche 3,9. Sch1 510 3 Zuerst kommen die Forderungen Gottes. Wir folgen nicht seinem göttlichen Willen, wenn wir ihm das weihen, was von unserem Einkommen übrigbleibt, nachdem wir all unsere scheinbaren Bedürfnisse befriedigt haben. Ehe wir irgendeinen Teil unseres Verdienstes verwenden, sollten wir den von Gott beanspruchten Teil abziehen und ihm darbringen. Im Alten Bund brannte ständig ein Dankopfer auf dem Altar und zeigte auf diese Weise die unendliche Dankesschuld des Menschen gegen Gott. Haben wir in unseren weltlichen Geschäften Erfolg, ist er auf Gottes Segen zurückzuführen. Ein Teil dieses Einkommens soll den Bedürftigen geopfert und ein großer Teil für das Werk Gottes verwandt werden. Wenn wir Gottes Anspruch erfüllt haben, wird der Rest unseres Einkommens zu unserer eigenen Verwendung geheiligt und gesegnet werden. Aber wenn ein Mensch Gott beraubt, indem er dessen Anteil zurückhält, so ruht Gottes Fluch auf dem Ganzen. Sch1 511 1 Gott benutzt die Menschen gleichsam als Kanäle, um durch sie seine Gaben zum Unterhalt seines Werkes fließen zu lassen, das in der ganzen Welt vorangetrieben werden soll. Er hat ihnen Güter geschenkt, die sie weise anwenden sollen. Ihnen ziemt es nicht, diese Besitztümer selbstsüchtig aufzuhäufen oder in Luxus und eigenem Genuß verschwenden, weder für Kleidung noch für die Verschönerung ihrer Heime. Er hat ihnen Mittel anvertraut, mit denen sie seine Diener in ihrer Arbeit als Prediger und Missionare unterhalten und die Anstalten unterstützen sollen, die er unter uns gegründet hat. Sch1 511 2 Wer sich des herrlichen Lichtes der Wahrheit erfreut, sollte das brennende Verlangen haben, daß es überallhin gesandt werde. Wir haben einige wenige gewissenhafte Bannerträger, die nie einer Aufgabe ausweichen oder sich der Verantwortung entziehen. Ihre Herzen und Taschen sind stets für jede Bitte offen, das Werk Gottes zu unterstützen; ja, manche scheinen über ihre Pflicht noch hinauszugehen, als fürchteten sie, eine Gelegenheit zu verpassen, sich Schätze im Himmel zu sammeln. Sch1 511 3 Da sind andere, die so wenig wie möglich tun wollen. Sie häufen ihre Schätze auf oder verschwenden ihre Mittel für sich selbst und geben nur widerstrebend gerade ein bißchen für das Werk Gottes. Haben sie Gott ein Versprechen oder ein Gelübde abgelegt, bereuen sie es späterhin und verzögern die Bezahlung, solange sie können, wenn sie überhaupt bezahlen. Sie berechnen ihren Zehnten so gering wie möglich, als befürchteten sie, daß das verloren sei, was sie Gott zurückgeben. Unsere verschiedenen Anstalten mögen sich in Geldverlegenheit befinden; aber diese Menschen verhalten sich so, als sei es ihnen gleichgültig, ob unsere Institute gedeihen oder nicht. Und doch sind sie Gottes Werkzeuge, durch deren Mithilfe die Welt erleuchtet werden soll. Haushalterschaft der Alten Sch1 511 4 Unsere Anstalten sind keine Stiftungen, wie andere derartige Gründungen. Dennoch hat Gott sie sehr gefördert und gesegnet und durch sie viel Gutes gewirkt. Wir haben Alte unter uns deren Bewährungszeit nahezu abgeschlossen ist. Weil uns aber weitsichtige Männer fehlen, die die im Besitz der Alten befindlichen Mittel für Gottes Werk zu sichern vermögen, gehen sie in die Hände der Diener Satans über. Diese Mittel waren ihnen nur von Gott geliehen und sollten ihm zurückgegeben werden. Wenn diese Geschwister von der Bühne des Lebens abtreten, verfügen sie in neun von zehn Fällen über Gottes Eigentum in einer Weise, die ihm nicht zur Ehre gereicht; denn nichts wird von ihrem Eigentum jemals in des Herrn Schatzkammer fließen. In manchen Fällen hatten diese zweifellos guten Geschwister ungeheiligte Ratgeber, die von ihrem eigenen Standpunkt aus berieten und nicht im Sinne Gottes. Oftmals dient der Kindern und Enkelkindern hinterlassene Besitz nur zu deren Schaden. Diese lieben weder Gott noch seine Wahrheit, und so gehen diese Hinterlassenschaften, die alle Gottes Eigentum sind, in die Gewalt Satans über. Sch1 512 1 Wenn es darum geht, Mittel zu erwerben, so ist Satan sehr viel wachsamer, scharfsichtiger und geschickter als unsere Geschwister, die des Herrn Eigentum für sein Werk sichern sollen. Manche Testamente waren so nachlässig aufgesetzt worden, daß sie den gesetzlichen Anforderungen nicht genügten. Dadurch sind dem Werk erhebliche Mittel verlorengegangen. Unsere Brüder sollten erkennen, daß sie als treue Diener im Werke Gottes dafür verantwortlich sind, in diesen Angelegenheiten klug zu handeln und dem Herrn sein Eigentum zu sichern. Sch1 512 2 Viele sind in dieser Hinsicht unnötig zartfühlend. Sie glauben, auf verbotenen Wegen zu gehen, wenn sie mit Alten und Gebrechlichen Eigentumsangelegenheiten besprechen, um zu erfahren, welche Verfügung jene zu treffen gedenken. Aber diese Pflicht ist gewiß genauso heilig wie die Aufgabe, das Evangelium zu verkündigen und Seelen zu retten. Hier ist ein Mensch, der Gottes Geld oder Eigentum in seinen Händen hält und der im Begriff ist, seine Haushalterschaft niederzulegen. Soll er die Mittel, die Gott ihm anvertraut hat, damit sie seinem Werk dienen, in die Hände gottloser Menschen legen, nur weil sie seine Verwandten sind? Christenmenschen sollten nicht nur um das künftige Wohl dieses Menschen, sondern auch um das Werk Gottes besorgt sein, damit er über seines Herrn Geld recht verfüge, über die Mittel, die er ihm zu weislicher Nutzung geliehen hat. Wollen die Geschwister dabeistehen und zusehen, wie sein Odem entflieht und er zur gleichen Zeit Gottes Schatzkammer beraubt? Das bedeutete für ihn selbst und für das Werk einen schrecklichen Verlust; denn wenn er sein Vermögen Menschen hinterläßt, die keinen Sinn für Gottes Wahrheit haben, so hieße das, sein Vermögen in ein Tuch zu wickeln und in der Erde zu verbergen. Sch1 513 1 Der Herr wünscht, daß seine Nachfolger ihre Mittel verteilen, solange sie selbst dazu imstande sind. Manche mögen fragen: "Müssen wir wirklich alles aufgeben, was wir besitzen?" Das mag jetzt noch nicht von uns gefordert werden, aber um Christi willen müssen wir dazu bereit sein. Wir müssen anerkennen, daß all unsere Besitztümer ausnahmslos ihm gehören, indem wir sie großzügig benutzen, wenn Mittel zur Förderung seines Werkes nötig sind. Sch1 513 2 Manche verschließen ihre Ohren der Bitte, Mittel zur Verfügung zu stellen, damit Missionare in ferne Länder gesandt und Bibelwahrheiten gedruckt und gleich den Blättern im Herbst in alle Welt verbreitet werden können. Einige entschuldigen ihren Geiz, indem sie sagen, daß sie Verfügungen getroffen hätten, sich bei ihrem Tode wohltätig zu zeigen. Sie haben Gottes Werk in ihrem Testament berücksichtigt. Deshalb sind sie geizig, berauben Gott an Zehnten und Gaben und geben ihm in ihren Testamenten nur einen geringen Teil von dem zurück, was er ihnen übergeben hat, während der größte Teil an Verwandte fällt, die kein Interesse an der Wahrheit haben. Dies ist die schlimmste Art von Diebstahl. Sie betrügen Gott um seinen rechtmäßigen Anteil nicht nur das ganze Leben hindurch, sondern selbst noch im Sterben. Aufschub ist töricht Sch1 513 3 Es ist äußerst töricht, sich erst nahezu in der letzten Stunde des irdischen Daseins auf das künftige Leben vorzubereiten. Es ist ein ebenso großer Fehler, die Erfüllung der Forderungen Gottes, sein Werk großzügig zu unterstützen, so lange hinauszuschieben, bis der Zeitpunkt naht, an dem ihr eure Haushalterschaft anderen überlassen müßt. Jene Menschen, denen ihr euer Vermögen anvertrauen wollt, mögen damit nicht so gut umgehen wie ihr. Wie können reiche Menschen wagen, sich so großen Gefahren auszusetzen! Wer bis zum Tode wartet, bis er über sein Eigentum verfügt, übergibt es eher dem Tod als Gott. Auf diese Weise handeln viele unmittelbar gegen den Plan Gottes, der ganz eindeutig in seinem Wort niedergelegt ist. Wer Gutes tun will, muß die gegenwärtigen goldenen Möglichkeiten ergreifen und alle ihm zur Verfügung stehende Kraft so einsetzen, als müßte er befürchten, die günstige Gelegenheit für immer zu verpassen. Sch1 514 1 Wer eine ihm bekannte Pflicht vernachlässigt und Gottes Forderungen, die in diesem Leben an ihn gestellt werden, nicht nachkommt und sein Gewissen dadurch beschwichtigt, im Sterbefall sein Vermächtnis aufzusetzen, wird vom Meister weder anerkennende Worte noch irgendeinen Lohn empfangen. Sie üben keinerlei Selbstverleugnung, sondern halten ihre Mittel, solange sie können, selbstsüchtig zurück. Erst wenn der Tod sie fordert, liefern sie ihre Mittel aus. Wären sie echte Christen, täten sie das, was sie fast bis zu ihrer Sterbestunde aufschieben, während sie noch mitten im Leben stehen. Sie würden sich selbst und ihren Besitz Gott weihen und hätten, indem sie als seine Haushalter handeln, die Genugtuung, stets ihre Pflicht getan zu haben. Sie könnten als ihre eigenen Testamentsvollstrecker den Ansprüchen Gottes selbst nachkommen, statt anderen die Verantwortung zuzuschieben. Sch1 514 2 Wir sollten uns selbst als Haushalter des Eigentums Gottes ansehen und Gott als Haupteigentümer anerkennen, dem wir seine Güter zurückgeben müssen, sobald er es verlangen sollte. Wenn der Herr kommen wird, um das Seine mit Zinsen zu nehmen, werden die Habgierigen erkennen, daß sie, statt die ihnen anvertrauten Zentner zu vermehren, das Verhängnis über sich gebracht haben, das einst auch dem unnützen Knecht verkündet worden war. Sch1 514 3 Der Herr will, daß der Tod seiner Diener als Verlust angesehen wird wegen des guten Einflusses, den sie ausgeübt haben, und wegen der vielen freiwilligen Opfer, die sie gebracht haben, um die Schatzkammer Gottes aufzufüllen. Die Vermächtnisse eines Sterbenden sind ein erbärmlicher Ersatz für die Wohltätigkeit des Lebenden. Die Diener Gottes sollten jeden Tag ihr Testament abfassen -- in guten Werken und reichlichen Gaben für Gott. Es wäre nicht recht, gäben sie Gott nur einen unverhältnismäßig geringen Betrag im Vergleich zu dem, was sie für ihren eigenen Bedarf verwenden. Wenn sie ihre Verfügungen täglich treffen, werden sie sich jener Dinge und jener Freunde erinnern, die ihrem Herzen am nächsten stehen. Ihr bester Freund ist Jesus. Er gab sein eigenes Leben für sie und wurde um ihretwillen arm auf daß sie durch seine Armut reich würden. Er hat Anspruch auf ihr ungeteiltes Herz, ihren Besitz und alles, was sie sind und haben. Sch1 515 1 Aber viele sogenannte Christen schieben bei Lebzeiten Jesu Ansprüche beiseite und kränken ihn, indem sie ihm in ihrer Sterbestunde nur eine kleine Gabe übereignen. Mögen alle jene Christen daran denken, daß dieses Berauben Gottes nicht impulsiv geschieht, sondern nach einem wohlüberlegten Plan, der mit den Worten beginnt: "Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte ..." Nachdem sie Gottes Werk ihr ganzes Leben hindurch betrogen haben, verewigen sie ihren Betrug selbst über ihren Tod hinaus. Und dies geschieht mit voller Zustimmung all ihrer Geisteskräfte. Viele halten solch ein Testament für ein gutes Sterbekissen. Ihr Testament gehört zu ihren Vorbereitungen für ihre Sterbestunde und ist so gestaltet, daß ihre Besitztümer diese Stunden nicht stören sollen. Können diese Menschen mit Freude an die sie ergehende Aufforderung denken, über ihre Haushalterschaft Rechenschaft abzulegen? Sch1 515 2 Wir müssen in diesem Leben sehr viel Gutes tun, wenn wir in das zukünftige ewige Leben eingehen wollen. Wenn das Gericht gehalten wird und die Bücher aufgetan sind, wird jeder Mensch nach seinen Werken Lohn empfangen. Im Gemeindebuch stehen die Namen vieler, die in den himmlischen Büchern als Betrüger gekennzeichnet sind. Wenn diese Menschen ihre Vergehen nicht bereuen und uneigennützig für den Meister arbeiten, werden sie bestimmt das Schicksal des ungetreuen Knechtes teilen. Sch1 515 3 Es geschieht häufig, daß ein rühriger Geschäftsmann ganz plötzlich aus dem Leben gerissen wird. Bei einer Prüfung seiner Bücher ergibt sich, daß seine Geschäftsberichte sehr unübersichtlich sind. Bei den Bemühungen, seine Vermögensverhältnisse zu ordnen, verschlingen die Anwaltskosten einen großen Teil des Besitzes, wenn nicht alles, während seine Frau, seine Kinder und das Werk Christi beraubt sind. Wer das Eigentum des Herrn gewissenhaft verwaltet, wird genau wissen, wie seine geschäftliche Lage ist. Er wird als kluger, vorausblickender Mensch auf jeden Notfall vorbereitet sein. Sollte seine Prüfungszeit plötzlich enden, würde er denen nicht so große Schwierigkeiten hinterlassen, die berufen werden, seine Vermögensverhältnisse zu ordnen. Sch1 516 1 Viele werden nicht auf den Gedanken angesprochen, ihr Testament zu machen, solange sie offensichtlich gesund sind. Doch unsere Brüder sollten weislich diese Vorsorge treffen. Sie müssen um ihre finanzielle Lage wissen und dürfen nicht zulassen, daß ihre Geschäfte in Schwierigkeiten verwickelt werden. Am besten wäre es, sie verwalteten ihr Eigentum so, daß sie es zu irgendeiner Zeit aufgeben könnten. Sch1 516 2 Testamente sollten so abgefaßt werden, daß sie den gesetzlichen Bedingungen entsprechen. Nachdem sie aufgesetzt sind, mögen sie jahrelang liegenbleiben, und sie richten keinen Schaden an, wenn von Zeit zu Zeit, wie das Werk es erfordert, Gaben dargebracht werden. Brüder, der Tod wird nicht einen Tag früher kommen, weil ihr etwa euer Testament gemacht habt. Wenn ihr darin über euer Eigentum zugunsten eurer Verwandten verfügt, so seht zu, Gottes Werk nicht zu vergessen. Ihr seid seine Diener, die sein Eigentum verwalten. Deshalb sollt ihr in erster Linie seine Forderungen berücksichtigen. Natürlich sollen eure Frauen und Kinder nicht hilflos zurückgelassen werden. Wenn sie es nötig haben, sind für sie Vorkehrungen zu treffen. Aber bedenkt nicht in eurem Testament, nur weil es so üblich ist, eine lange Reihe von Verwandten, die gar nicht hilfsbedürftig sind. Sch1 516 3 Denkt stets daran, daß die augenblickliche selbstische Art, über sein Eigentum zu verfügen, nicht Gottes Plan entspricht, sondern menschlichen Absichten. Christen sollten Reformer sein und mit der gegenwärtig geltenden Art und Weise brechen, indem sie die Abfassung von Testamenten völlig umgestalten. Haltet euch ständig vor Augen, daß ihr mit des Herrn Eigentum umgeht. In dieser Hinsicht ist Gottes Wille Gesetz. Hätte euch ein Mensch zu seinem Testamentsvollstrecker ernannt, erforschtet ihr dann nicht genauestens den Willen des Erblassers, um nicht den geringsten Betrag falsch zu verwenden? Nun hat euch euer himmlischer Freund Besitz anvertraut und euch seinen Willen kundgetan, wie ihr ihn verwenden sollt. Wird dieser Wille mit selbstlosem Herzen geprüft, kann Gottes Eigentum nicht falsch verwendet werden. Des Herrn Werk ist schmählich vernachlässigt worden. Dabei hat Gott die Menschen mit genügend Mitteln ausgestattet, um jedem Notfall begegnen zu können, wenn sie nur ein dankbares und gehorsames Herz besäßen. Teilt eure Schätze weiterhin weislich aus! Sch1 517 1 Wer sein Testament gemacht hat, darf nicht annehmen, daß es für ihn keinerlei weitere Verpflichtung gäbe, sondern er sollte ohne Unterlaß arbeiten, die ihm anvertrauten Mittel zum Aufbau des Werkes Gottes zu benutzen. Gott hat Pläne vorgesehen, nach denen alle ihre Mittel verständig austeilen können. Er hat nicht die Absicht, sein Werk durch Wunder zu unterstützen. Es gibt einige gewissenhafte Haushalter, die sparsam sind und ihre Mittel zur Förderung seines Werkes verwenden. Selbstverleugnung und Wohltätigkeit sollten die Regel bilden, statt eine Ausnahme zu sein. Die wachsenden Bedürfnisse des Werkes Gottes erfordern größere Mittel. Ständig bitten Menschen in unserem eigenen Land und in fremden Ländern um Boten, die ihnen Wahrheit und Erkenntnis bringen sollen. Dies erfordert wiederum mehr Mitarbeiter und erheblichere Mittel, um diese Mitarbeiter mit ihren entsprechenden Bedürfnissen zu unterhalten. Sch1 517 2 Nur geringe Mittel fließen in die Schatzkammer des Herrn, um zur Rettung von Seelen verwendet zu werden; und selbst dies wenige wird erst nach harter Arbeit erlangt. Könnten aller Augen geöffnet werden, um zu erkennen, wie der herrschende Geiz den Fortgang des Werkes Gottes gehemmt hat, änderten sich viele ganz entscheidend; denn sie würden es nicht mehr wagen, die Förderung des Werkes Gottes zu behindern, wie sie es bisher getan haben. Wieviel mehr hätte getan werden können, wären alle dem göttlichen Zehnten- und Gabenplan nachgekommen! Die Gemeinde ist in Schlaf versunken und sieht nicht die Aufgabe, die sie erfüllen könnte, wenn sie alles für Christus darangäbe. Ein Geist wahrer Selbstaufopferung wäre der Welt ein Beweis für die Wirklichkeit und Macht des Evangeliums, der weder mißverstanden noch geleugnet werden könnte. Damit würde sich reicher Segen über die Gemeinde ergießen. Sch1 518 1 Ich fordere unsere Geschwister auf, Gott nicht mehr zu betrügen. Manche sind so gestellt, daß sie ihren letzten Willen machen müssen. Hierbei haben sie aber darauf zu achten, daß sie ihren Söhnen und Töchtern nicht zukommen lassen, was in die Schatzkammer Gottes fließen sollte. Diese Testamente geben oft Anlaß zu Streitigkeiten und Mißverständnissen. Zur Ehre der alten Israeliten wird berichtet, daß Gott sich nicht schämte, ihr Gott zu heißen. Statt selbstsüchtig und habgierig nach irdischem Besitz zu trachten oder ihr Glück in weltlichen Vergnügen zu suchen, legten die Israeliten sich selbst und alles, was sie besaßen, in Gottes Hand. Sie lebten allein seiner Ehre und bekundeten deutlich, ein besseres, himmlisches Land zu suchen. Eines solchen Volkes schämte sich Gott nicht, denn sie haben ihn in den Augen der Welt nicht entehrt. Ja, die Majestät des Himmels schämte sich nicht, solche Menschen sogar Brüder zu heißen. Gebt reichlich! Sch1 518 2 Es gibt viele, die nachdrücklich bemerken, nicht mehr für Gottes Werk leisten zu können, als sie augenblicklich leisten; aber sie geben nicht entsprechend ihrem Vermögen. Manchmal öffnet der Herr die durch Selbstsucht getrübten Augen, indem er einfach das Einkommen dieser Menschen bis auf den Betrag verringert, den sie zu geben bereit sind. Man findet Pferde tot auf dem Feld oder im Stall, Häuser oder Scheunen werden vom Feuer zerstört, oder Mißernten treten ein. In vielen Fällen prüft Gott den Menschen, indem er ihn segnet. Zeigt dieser sich in Zehnten und Gaben nicht gewissenhaft, zieht Gott seinen Segen wieder zurück. "Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten." 2.Korinther 9,6. Um Christi Barmherzigkeit und des Reichtums seiner Güte willen, um der Wahrheit und des Glaubens willen bitten wir euch flehentlich, die ihr Christi Nachfolger seid, euch selbst und euren Besitz von neuem Gott zu weihen. Angesichts der Liebe und des Erbarmens Christi, Eigenschaften, die ihn aus den königlichen Höfen herausführten, um Selbstverleugnung, Demütigung und Tod zu erdulden, möge sich jeder selbst die Frage vorlegen: "Wieviel schulde ich meinem Herrn?" Und dann laßt eure Dankopfer mit der Wertschätzung übereinstimmen, die ihr Gottes geliebtem Sohn, der großen Himmelsgabe, entgegenbringt. Sch1 519 1 Geht bei der Bestimmung des Anteils, der dem Werke Gottes gegeben werden soll, lieber über die Forderungen der Pflicht hinaus, als daß ihr darin etwas versäumt! Überlegt euch, wem die Gabe zugedacht ist! Wenn ihr daran denkt, wird euch die Habsucht fliehen. Betrachtet nur die große Liebe, mit der Christus uns geliebt hat, und eure reichsten Gaben werden euch seiner Annahme unwürdig erscheinen. Wenn Christus der Mittelpunkt eurer Hingabe ist, wird sich niemand, der seine vergebende Liebe erfahren hat, damit aufhalten, den Wert eines Gefäßes mit köstlicher Salbe zu errechnen. Der habsüchtige Judas vermochte es zu tun; aber wer das Geschenk der Erlösung empfangen hat, kann nur bedauern, daß sein Opfer nicht noch einen herrlicheren Wohlgeruch und höheren Wert besitzt. Christen dürfen sich selbst nur als Mittler ansehen, durch die die Gnadengaben und Segnungen von der Quelle aller Güte zu ihren Mitmenschen fließen. Durch deren Bekehrung können sie Lob und Dank gen Himmel senden von denen, die auf diese Weise mit ihnen der himmlischen Gabe teilhaftig geworden sind. ------------------------Kapitel 102: Das Verhältnis der Gläubigen zueinander Sch1 519 2 Jeder Mensch, der danach strebt, zu überwinden, wird mit seinen eigenen Schwachheiten zu kämpfen haben. Es ist für Menschen um vieles leichter, die Fehler ihrer Mitgeschwister zu sehen als ihre eigenen, so daß sie viel aufmerksamer und kritischer mit sich selbst als mit anderen Menschen ins Gericht gehen sollten. Sch1 519 3 Alle Gemeindeglieder müssen sich, wenn sie Gottes Kinder sind, einem Erziehungsprozeß unterwerfen, ehe sie der Welt ein Licht sein können. Gott wird Männer und Frauen nicht zu Lichtträgern machen, solange sie in Finsternis leben, zufrieden darin verharren und sich nicht wesentlich bemühen, mit der Quelle des Lichts in Verbindung zu kommen. Wer seine Bedürftigkeit fühlt und sich zu tiefstem Nachdenken, zu ernstesten, beharrlichem Gebet und ebensolcher Tätigkeit aufschwingt, wird göttliche Hilfe empfangen. Jeder hat im Hinblick auf sich selbst viel zu verlernen. Alte Gewohnheiten und Sitten müssen abgelegt werden. Nur durch ernstes Ringen können diese Schwächen überwunden werden. Um den Sieg zu erringen, müssen wir die Wahrheit völlig annehmen und durch Gottes Gnade ihre Grundsätze durchführen. Sch1 520 1 Ich wünschte, ich könnte die Worte finden, die uns allen einprägen, daß unsere einzige Hoffnung als Menschen in der Verbindung mit Gott besteht. Wir müssen geläutert und unsere Herzen noch mehr erforscht werden. Viel Widerspenstigkeit und Selbstsucht sind zu überwinden, und dazu ist ernstes Beten nötig. Gemütsruhe und Selbstbeherrschung Sch1 520 2 Männer, die hart und streng sind, entschuldigen sich oft oder versuchen ihren Mangel an christlicher Zuvorkommenheit damit zu rechtfertigen, daß auch einige der Reformatoren in einem solchen Geist gewirkt hätten. Sie behaupten, daß das Werk Gottes für diese Zeit den gleichen Geist erfordere; doch das ist nicht der Fall. Ein ruhiger und völlig beherrschter Geist ist in jeder Lage nützlicher, selbst in der rauhesten Gesellschaft. Ungestümer Eifer nützt keinem. Gott erwählte die Reformatoren nicht, weil sie herrische, leidenschaftliche Männer waren, sondern er berief sie trotz dieser Charakterzüge, so wie sie waren. Er würde ihnen jedoch eine zehnmal größere Verantwortung auferlegt haben, wenn sie demütig gewesen wären und ihren Geist der Herrschaft der Vernunft unterworfen hätten. Während Christi Diener Sünde und Gottlosigkeit, Unsittlichkeit und Falschheit anklagen müssen und manchmal dazu berufen sind, ungerechtes Handeln unter Hohen und Niedrigen zu tadeln, indem sie ihnen zeigen, daß Gottes Zorn über die Gesetzesübertreter kommen wird, dürfen sie doch nicht anmaßend und herrschsüchtig sein. Für sie gilt, freundlich und liebevoll zu sein und einen Geist zu offenbaren, der lieber errettet als vernichtet. Sch1 520 3 Des Herrn Langmut lehrt Prediger und Gemeindeglieder, die danach trachten, Mitarbeiter Christi zu sein, unmißverständlich Geduld und Liebe. Christus zog Judas und den ungestümen Petrus an sich, nicht weil Judas habgierig und Petrus leidenschaftlich war, sondern damit sie von ihm, ihrem großen Lehrer, lernen sollten, gleichwie er selbstlos, demütig und von Herzen sanftmütig zu werden. In beiden Männern sah er bildsames Material. Judas besaß ohne Zweifel kaufmännische Fähigkeiten, und er hätte der Gemeinde nützen können, wäre er den Lehren nachgegangen, die Christus gab, da er alle Selbstsucht, allen Betrug und Geiz tadelte, selbst in den kleinen Dingen des Lebens. Dies waren oft wiederholte Lehren: "Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht." Lukas 16,10. Strikte Rechtschaffenheit Sch1 521 1 Unser Heiland suchte seinen Hörern einzuprägen, daß ein Mensch, der seinen Nachbarn in geringfügigen Dingen übervorteilt, dies auch in größeren Angelegenheiten täte. Das geringste Abweichen von strengster Redlichkeit reißt die Schranken nieder und veranlaßt das Herz, größere Ungerechtigkeiten zu begehen. Durch Unterweisungen und durch sein beispielhaftes Verhalten lehrte Christus, daß strikteste Lauterkeit für den Umgang mit unseren Mitmenschen kennzeichnend sein muß. "Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch." Matthäus 7,12. Christus schilderte ständig das unvollkommene Leben der Pharisäer und tadelte sie. Angeblich erfüllten sie Gottes Gesetz, doch in ihrem täglichen Handeln verhielten sie sich ungerecht. Viele Witwen und Waisen wurden ihrer geringen Habe beraubt, alles nur, um ihre Habgier zu befriedigen. Sch1 521 2 Judas hätte aus all diesen Lehren Nutzen ziehen können, wenn er von dem Verlangen beseelt gewesen wäre, rechtschaffenen Herzens zu sein. Seine Habgier überwältigte ihn jedoch, und die Liebe zum Geld wurde zur herrschenden Macht. Er trug den Beutel, der die Mittel zur Förderung des Werkes Christi enthielt. Ab und zu entnahm er kleine Beträge für seinen eigenen Bedarf. Sein selbstsüchtiges Herz grollte über Marias Gabe, als sie das Gefäß mit köstlicher Salbe brachte. Er schalt sie wegen ihrer Unklugheit. Statt Schüler zu sein, erhob er sich auf diese Weise zum Lehrer und wollte unseren Herrn über die Schicklichkeit von Marias Handlungsweise belehren. Sch1 522 1 Diese beiden Männer hatten in gleicher Weise die Gelegenheit und den Vorzug, die ständigen Unterweisungen Christi zu hören und sein beispielhaftes Leben vor Augen zu haben, um ihre sündhaften Charakterzüge zu bessern. Während sie seine scharfen Tadel und öffentlichen Anklagen gegen Heuchelei und Verderbtheit hörten, erkannten sie, daß gerade denen, die in so furchtbarer Weise angeklagt waren, sein besorgtes und unermüdliches Wirken zu ihrer Besserung galt. Der Heiland weinte über ihre Unwissenheit und Irrtümer. Er klagte in grenzenloser Liebe und in unendlichem Erbarmen über sie und rief aus, Jerusalem zugewandt: "Wie oft habe ich wollen deine Kinder versammeln, ... und ihr habt nicht gewollt!" Lukas 13,34. Die Langmut Jesu Sch1 522 2 Petrus war behende und eifrig in seinem Tun, unerschrocken und unnachgiebig. Christus sah in ihm Eigenschaften von großem Wert für die Gemeinde. Aus diesem Grunde nahm er Petrus zu sich, damit alles, was gut und wertvoll war, bewahrt werde. Christus wollte durch seine Lehren und sein Beispiel alles Harte im Wesen des Petrus dämpfen und alles Schroffe in seinem Verhalten mildern. Wenn das Herz wirklich durch göttliche Gnade umgestaltet wird, muß man das an echter Freundlichkeit, Teilnahme und Höflichkeit auch nach außen hin feststellen können. Jesus war niemals kalt und unnahbar. Die Betrübten unterbrachen oft seine Einsamkeit, wenn er der Erholung und Ruhe bedurfte; aber er fand für alle einen freundlichen Blick und ein ermutigendes Wort. Er war ein Vorbild wirklicher Zuvorkommenheit. Petrus verleugnete seinen Herrn, bereute es später und wurde wegen seiner schweren Sünde zutiefst gedemütigt. Christus aber vergab seinem irrenden Jünger, indem er nach seiner Auferstehung seinen Namen besonders erwähnte. Sch1 522 3 Judas ergab sich den Versuchungen Satans und verriet seinen besten Freund. Petrus lernte und zog Nutzen aus den Lehren Christi und führte das Werk der Erneuerung weiter, das Christus bei seiner Himmelfahrt seinen Jüngern hinterlassen hatte. Diese beiden Männer stellen die zwei Klassen dar, die Christus mit sich verbindet, denen er den Nutzen seiner Lehren und das Beispiel seines selbstlosen Lebens gewährt, damit sie von ihm lernen. Sch1 523 1 Je mehr ein Mensch auf seinen Heiland blickt und mit ihm vertraut wird, desto mehr wird er seinem Bilde ähnlich werden und die Werke Christi wirken. Die Zeit, in der wir leben, erfordert umgestaltende Taten. Das Licht der Wahrheit, das uns leuchtet, erfordert Männer von entschiedener Tatkraft und echter sittlicher Würde, Männer, die fleißig und beharrlich an der Rettung aller Menschen arbeiten, die die Einladung des Geistes Gottes vernehmen werden. Sch1 523 2 Die Liebe, die in der Gemeinde herrschen sollte, weicht häufig der Kritik und Tadelsucht. Diese machen sich sogar in Gemeindestunden bemerkbar und treten in lieblosen Bemerkungen und ernsten persönlichen Angriffen zutage. Solche Auswüchse sollten weder von Predigern und Ältesten noch von Gemeindegliedern begünstigt werden. Bei allen Zusammenkünften haben wir das Augenmerk allein auf die Ehre Gottes zu richten. Kommen Menschen mit ihren verschiedenartigen Charakterzügen in der Gemeinde zusammen, so wird der Gemeinde geschadet und ihr Friede und ihre Harmonie der Nachsicht gegenüber diesen selbstsüchtigen, ungeheiligten Charakterzügen geopfert, wenn nicht die göttliche Wahrheit die scharfen Kanten des Charakters glättet und dämpft. Viele versäumen über ihrem gespannten Lauern, Fehler ihrer Mitgeschwister zu entdecken, ihr eigenes Herz zu erforschen und ihr eigenes Leben zu läutern. Diese Handlungsweise erregt Gottes Mißfallen. Die einzelnen Geschwister sollten sich selbst eifersüchtig beobachten und ihre eigenen Handlungen kritisch beleuchten, damit sie nicht aus selbstsüchtigen Gründen handeln und so für ihre schwachen Geschwister zum Stein des Anstoßes werden. Sch1 523 3 Gott nimmt die Menschen wie sie sind, in ihrer ganzen menschlichen Eigenart, und dann schult er sie für seinen Dienst, wenn sie bereit sind, sich formen zu lassen und von ihm zu lernen. Das Gefühl der Bitterkeit, des Neides und Mißtrauens, des Argwohns und selbst des Hasses, das in den Herzen einiger Gläubiger wurzelt, ist ein Werk Satans. Solche Elemente beeinflussen die Gemeinde in verderblicher Weise. "Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig versäuert?" 1.Korinther 5,6. Religiöser Eifer, der sich in Angriffen auf seine Mitgeschwister Luft macht, ist ein Eifern mit Unverstand. Mit einem solchen Zeugnis hat Christus nichts zu tun. ------------------------Kapitel 103: Was den Geist schwächt Sch1 524 1 Meine Liebe zu dir veranlaßt mich, jetzt zu schreiben. Ich bin von der Last der Verantwortung überwältigt, die ich dadurch auf mich nehme, indem ich dir diese Dinge mitteile. Durch deine Lebensführung verschließt du dir selbst und deinen Kindern die Tore des Himmels; denn euer gegenwärtiger unvollkommener Charakter verbietet, daß du mit deinen Kindern jemals dort eingehen wirst. Meine Schwester, du spielst eine traurige Rolle und wirst im Leben scheitern. Heilige Engel schauen voll Trauer auf dich herab, und böse Geister blicken siegesgewiß vorwärts; sie sehen, wie du die Tugenden eines christlichen Charakters verlierst, schnell verlierst, während Satan an ihrer Stelle seine eigenen, bösen Wesenszüge einpflanzt. Sch1 524 2 Du liest Romane und Erzählungen, bis du schließlich selbst völlig in einer Scheinwelt lebst. Der Einfluß solchen Lesestoffes ist für Geist und Körper gleichermaßen schädlich. Der Verstand wird geschwächt. Die körperlichen Kräfte zeigen sich in erschreckender Weise überfordert. Zeitweise ist dein Gemüt kaum noch als gesund anzusprechen, weil deine Einbildungskraft durch diese erfundenen Erzählungen übermäßig erregt und angesteckt ist. Der Geist sollte so erzogen werden, daß sich seine gesamten Kräfte gleichmäßig entwickeln. Ein bestimmter Bildungsgang mag einzelne Fähigkeiten stärken. Aber zur gleichen Zeit bleiben andere Fähigkeiten unentwickelt, so daß sie nicht mehr eingesetzt werden können, sie sind gelähmt. Schlechtgewählter Lesestoff beeinträchtigt ganz erheblich das Gedächtnis. Als Folgen ergeben sich die Verstandeskräfte werden aus dem Gleichgewicht geworfen, wir werden nervös und fühlen uns abgespannt, ja unser gesamter Organismus ist völlig entkräftet. Wenn die Einbildungskraft ständig durch romanhaften Lesestoff überreizt und angeregt wird, erhebt sie sich bald zum Tyrannen, der alle anderen Geisteskräfte beherrscht, was dazu führt, daß die Betreffenden launisch und ihre Triebe verderbt werden. Sch1 524 3 Du bist geistig überfüttert. Dein Verstand wurde mit Wissenswertem aller Art vollgestopft, Politik, Geschichte, Theologie und auch Anekdoten, aber nur ein Teil kann von deinem mißhandelten Gedächtnis aufgenommen werden. Viel weniger Kenntnisse, von einem gutgeschulten Geist aufgenommen, wären weitaus wertvoller. Du hast versäumt, deinen Geist kräftig zu betätigen. Deshalb leidest du unter der beherrschenden Kraft deines Willens und deiner Stimmungen. Sie regieren dich, statt dir zu dienen. Die Folge ist, daß du deine körperlichen und geistigen Kräfte einbüßt. Sch1 525 1 Jahre hindurch glich dein Geist einem murmelnden Bach, der fast ganz mit Felsgestein und Unkraut angefüllt ist. Sein Wasser rann vergebens. Setztest du deine Kräfte für hohe Ziele ein, wärest du nicht so krank wie jetzt. Du glaubst, man müßte deinem launischen Geschmack und deinem übermäßigen Lesetrieb alle Freiheit lassen. Ich sah in deinem Zimmer um Mitternacht noch Licht brennen, während du in eine fesselnde Geschichte vertieft warst und damit dein schon übermäßig beanspruchtes Gehirn noch mehr reiztest. Diese Lebensweise hat deine Lebenskraft vermindert und dich körperlich, geistig und moralisch geschwächt. Deine unregelmäßige Lebensführung brachte Unordnung über dein Haus. Wenn dieser Zustand anhält, wird dein Geist in Schwachheit versinken. Du hast nicht nur die Gnadenzeit mißbraucht, die dir von Gott gewährt wurde, sondern auch deine Lebenszeit vergeudet. Ungeeigneter Lesestoff und seine Folgen Sch1 525 2 Gott gibt uns Fähigkeiten, damit wir sie nutzbringend anwenden und nicht Mißbrauch mit ihnen treiben. Erziehung dient nur der Schulung der körperlichen, geistigen und sittlichen Kräfte, um allen Lebensnotwendigkeiten so gut wie möglich nachkommen zu können. Ungeeigneter Lesestoff lenkt die Erziehung in falsche Bahnen. Die Kraft zur Ausdauer und die Stärke und Lebendigkeit des Verstandes können abnehmen oder wachsen, je nachdem, wie sie eingesetzt werden. Vor dir liegt noch die Aufgabe, dich von deiner oberflächlichen Lektüre zu trennen. Schaff sie aus dem Haus! Wehre der Versuchung, daß sie nicht deine Phantasie vergifte, deine Nerven aus dem Gleichgewicht bringe und deine Kinder zugrunde richte! Durch vieles Lesen machst du es dir selbst unmöglich, deine Pflichten als Frau und Mutter zu erfüllen. Darüber hinaus wirst du dann tatsächlich nicht in der Lage sein, irgendwo Gutes zu tun. Sch1 526 1 Die Bibel wird nicht so durchforscht, wie es sein sollte; deshalb bist du auch nicht in der Schrift bewandert und zu allem guten Werk geschickt. Seichter Lesestoff fesselt das Gemüt und läßt das Lesen des Wortes Gottes wenig anziehend erscheinen. Du bemühst dich, andere glauben zu machen, daß du mit der Schrift vertraut seist. Du kannst jedoch gar nicht mit ihr vertraut sein, denn dein Verstand ist mit allerlei unnützem Zeug angefüllt. Der Umgang mit der Bibel erfordert nicht nur, daß wir denken und urteilen können, sondern verlangt auch, daß wir sie unter Gebet durchforschen. Es genügt nicht, oberflächlich darüber hinwegzugleiten. Während einige Abschnitte zu deutlich sind, um mißverstanden zu werden, sind andere schwieriger und erfordern sorgfältiges und geduldiges Studium. Gleich dem kostbaren Metall, das in den Hügeln und Bergen verborgen liegt, müssen die Edelsteine der Wahrheit, die die Heilige Schrift enthält, herausgesucht und in eines jeden Herz für den künftigen Bedarf bewahrt werden. Wenn doch alle ebenso beständig nach dem himmlischen Gold suchen wollten, wie nach dem vergänglichen! Sch1 526 2 Wenn du die Schrift mit dem ernsten Verlangen durchforschst, die Wahrheit kennenzulernen, wird Gott seinen Geist in dein Herz senken und deinen Sinn mit dem Licht seines Wortes erfüllen. Die Bibel legt sich selbst für uns Menschen hinreichend aus; eine Schriftstelle erklärt die andere. Wenn du die Schriftstellen vergleichst, die sich auf dieselben Dinge beziehen, wirst du eine Schönheit und Harmonie erkennen, von denen du dir niemals eine Vorstellung gemacht hast. Kein anderes Buch als dieses Buch der Bücher vermag den Geist so zu stärken und zu weiten, zu erheben und zu adeln. Das Studium der Heiligen Schrift verleiht dem Geist frische Kraft, der auf diese Weise mit Problemen in Berührung kommt, die ernsthaftes Denken erfordern. Wir werden veranlaßt, Gott zu bitten, uns das Verständnis für die offenbarten Wahrheiten zu schenken. Wenn es dem Geist überlassen bleibt, sich mit Allerweltsdingen zu befassen, statt tiefen und inhaltsreichen Gedanken nachzugehen, wird unser gesamtes Denken auf die Stufe des Gelesenen herabsinken und alle Spannkraft verlieren. Sch1 527 1 Menschen, die zu sorglos und gleichgültig sind, um sich zu tüchtigen, gutunterrichteten Mitarbeitern heranzuentwickeln, können nicht auf Gottes Wohlwollen bauen. Ein Christ sollte klüger sein und ein schärferes Urteil besitzen als ein sogenannter Weltmensch. Das Studium des Wortes Gottes weitet unausgesetzt das geistige Blickfeld und stärkt die Urteilskraft. Es gibt nichts, was den Charakter so läutert und erhebt und jede geistige Fähigkeit neu belebt, wie die ständige Tätigkeit des Verstandes, die gewichtigen und bedeutsamen Wahrheiten zu erfassen. Sch1 527 2 Der menschliche Geist verkümmert und wird geschwächt, wenn er nur im Alltagsleben aufgeht und sich niemals über die Stufe vergänglicher und gefühlsmäßiger Dinge erhebt, um in die Geheimnisse des Unsichtbaren einzudringen. Der Verstand wird allmählich das Niveau der Probleme erreichen, mit denen er sich ständig auseinandersetzt. Die Verstandeskräfte schrumpfen jedoch zusammen und büßen ihre Fähigkeiten ein, wenn sie brachliegen und sich nicht bemühen, an Erkenntnis zuzunehmen und die Offenbarungen göttlicher Macht in der Natur und in der Heiligen Schrift zu begreifen. Testimonies for the Church IV, 545.546 (1881). ------------------------Kapitel 104: Schriftwidrige Heiraten Sch1 527 3 Wir leben in den letzten Tagen, in denen krankhafte Ehevorstellungen eines der Zeichen des nahen Kommens Christi darstellen. Gott wird in diesen Dingen nicht um Rat gefragt. Glaube, Pflicht und Grundsätze werden geopfert, um den Eingebungen eines ungeheiligten Herzens nachzukommen. Die Verbindung zweier Menschen sollte ohne viel Aufwand und ohne ausschweifende Vergnügungen vollzogen werden; denn unter hundert Ehen ist nicht eine, die glücklich verläuft, die die Billigung Gottes findet und beide Partner in die Lage versetzt, Gott nachhaltiger verherrlichen zu können. Zahllos sind die üblen Folgen unglücklicher Ehen, die in der Regel ohne Überlegung geschlossen wurden. Man überdenkt kaum diesen entscheidenden Schritt und hält es für rückständig, sich mit erfahrenen Menschen darüber zu beraten. Sch1 528 1 Triebhaftigkeit und ungeheiligte Leidenschaften haben die reine Liebe verdrängt. Viele gefährden ihre Seele und laden Gottes Fluch auf sich, indem sie eine eheliche Verbindung eingehen, nur um ihre Lüste zu befriedigen. Im Geist sind mir die Fälle einiger gezeigt worden, die angeblich der Wahrheit glauben. Sie haben den Fehler begangen, sich mit einem ungläubigen Partner zu verheiraten. Anfangs hegten sie wohl die Hoffnung, daß ihr Partner die Wahrheit annehmen werde. Nachdem dieser aber sein Ziel erreicht hat, verheiratet zu sein, steht er der Wahrheit ferner als je zuvor. Und dann beginnen die geschickten Angriffe und unablässigen Bemühungen des Feindes, den gläubigen Partner vom Glauben abzuziehen. Der Einfluß einer weltlichen Verbindung Sch1 528 2 Viele verlieren heute ihre Liebe und ihr Vertrauen zur Wahrheit, weil sie sich zu eng mit dem Unglauben verbunden haben. Sie nehmen den Geist des Zweifels, des Mißtrauens und des Unglaubens in sich auf. Sie sehen und hören nichts als Unglauben, bis sie schließlich völlig darin aufgehen. Einige mögen so beherzt sein und diesen Einflüssen widerstehen; in vielen Fällen jedoch wird ihr Glaube unmerklich untergraben und endlich zerstört, was nichts anderes bedeutet, als daß Satan seine Pläne erfolgreich zu Ende gebracht hat. Er wirkte durch seine Helfer so unauffällig, daß die Schranken des Glaubens und der Wahrheit weggerissen wurden, ehe den Gläubigen überhaupt zum Bewußtsein kam, wohin sie trieben. Sch1 528 3 Es ist gefährlich, weltliche Ehebündnisse einzugehen. Satan weiß nur zu gut, daß der Augenblick, in dem viele junge Männer und Mädchen den Bund fürs Leben schließen, gleichzeitig ihre religiöse Erfahrung und Brauchbarkeit beendet. Diese jungen Menschen sind für Christus verloren. Eine Zeitlang mögen sie sich bemühen, ein christliches Leben zu führen, aber all ihrem Streben wird stetig entgegengewirkt. Einst war es ihnen eine Freude und ein Vorzug, von ihrem Glauben und ihrer Hoffnung zu sprechen; nun aber verlieren sie die Lust, davon zu sprechen, weil sie wissen, daß ihr Ehegemahl, mit dem sie ihr Geschick verbunden haben, keinen Anteil daran nimmt. Als Folge davon schwindet der Glaube an die köstliche Wahrheit aus ihren Herzen, und Satan webt um sie in heimtückischer Weise ein Netz des Zweifels. Sch1 529 1 Das an sich Erlaubte wird durch diese Ausschreitung zur schweren Sünde. Wer sich zur Wahrheit bekennt, tritt den Willen Gottes mit Füßen, wenn er sich einem ungläubigen Partner vermählt. Er verliert Gottes Wohlwollen und wird sich schwer tun, zu bereuen. Die Ungläubigen mögen einen ausgezeichneten, sittlich hochstehenden Charakter besitzen, aber die Tatsache, daß sie den Forderungen Gottes nicht entsprochen und die alles überwiegende Erlösung hintangesetzt haben, reicht aus, um zu begründen, warum eine solche Verbindung nicht vollzogen werden sollte. Der Charakter des Ungläubigen mag dem jenes Jünglings ähnlich sein, dem Jesus erklären mußte: "Eines fehlt dir", und das war das eine, das not ist. Sch1 529 2 Mitunter wird geltend gemacht, daß der Ungläubige der Religion gewogen sei und alles mitbringe, was man von einem Lebensgefährten verlangen könne, außer -- daß er kein Christ sei. Obwohl das gesündere Urteil eines gläubigen Menschen auf das Unangebrachte einer Verbindung mit einem ungläubigen Partner hinweist, behält doch in neun von zehn Fällen das Gefühl die Oberhand über die Vernunft. Der geistliche Verfall beginnt in dem Augenblick, da das Gelübde vor dem Altar abgelegt wird. Der religiöse Eifer wird von da an gedämpft und ein Bollwerk nach dem anderen niedergerissen, bis beide Seite an Seite unter dem finsteren Banner Satans stehen. Schon bei den Hochzeitsfeierlichkeiten triumphiert weltlicher Geist über Gewissen, Glauben und Wahrheit. Im neuen Heim findet die Stunde des Gebets keine Beachtung. Braut und Bräutigam haben einander erwählt, aber Jesus verstoßen. Sch1 529 3 Anfangs mag der ungläubige Partner in dem jungen Eheverhältnis keinerlei Widerstreben zeigen; sobald aber biblische Wahrheiten zur Sprache kommen, die Aufmerksamkeit und Überlegung erfordern, wird sofort entgegengehalten: "Du hast mich geheiratet und gewußt, wie ich bin. Ich möchte meine Ruhe haben. Sei dir von jetzt an darüber im klaren, daß ich mir jede Unterhaltung über deine sonderbaren Ansichten verbitte." Wollte der Gläubige dann noch besonderen Ernst für die Wahrheit bekunden, könnte es als Unfreundlichkeit ausgelegt werden gegenüber demjenigen, der keinen Sinn für christliche Erfahrung hat. Sch1 530 1 Der Gläubige sagt sich, daß er in seiner jungen Ehe dem Lebensgefährten, den er sich erkoren hat, einige Zugeständnisse machen müsse. So werden gesellige, weltliche Vergnügungen besucht. Anfänglich sträubt sich das innere Empfinden erheblich dagegen, doch bald wird die Liebe zur Wahrheit immer geringer, und an die Stelle des Glaubens treten Zweifel und Unglaube. Niemand hätte vermutet, daß der einst so standhafte, gewissenhafte Gläubige und demütige Nachfolger Christi jemals ein so zweifelnder, wankelmütiger Mensch werden könnte, wie er jetzt ist. Oh, welche Veränderung bewirkte diese unvernünftige Eheschließung! Die Angelegenheit klar ins Auge fassen Sch1 530 2 Was sollte jeder Christ tun, wenn er sich in die schwierige Lage versetzt sieht, seine religiöse Grundsatztreue beweisen zu müssen? Mit nachahmenswerter Entschlossenheit sollte er freimütig erklären: "Ich bin ein gewissenhafter Christ. Ich glaube, daß der siebente Tag der Woche der Sabbat der Bibel ist. Unser Glaube und unsere Grundsätze sind grundverschieden und führen uns auseinander. Wir können nicht miteinander glücklich sein, denn wenn ich mich weiterhin um eine tiefere Erkenntnis des Willens Gottes bemühe, werde ich der Welt immer unähnlicher, dem Ebenbild Christi aber immer ähnlicher werden. Wenn du nun beharrlich dabei bleibst, in Christus nichts Liebenswertes zu sehen und die Wahrheit nicht anziehend zu finden, wirst du die Welt lieben, die ich nicht lieben kann. Ich dagegen werde das lieben, was Gottes ist, während du daran keinen Gefallen finden kannst. Geistliche Dinge werden geistlich beurteilt. Ohne geistliches Urteilsvermögen wirst du nicht in der Lage sein, Gottes Forderungen an mich zu erkennen oder meine Verpflichtungen gegenüber dem Meister, dem ich diene, zu begreifen. Du würdest deshalb glauben, ich vernachlässige dich wegen religiöser Pflichten. Du würdest nicht glücklich sein. Auf meine herzliche Liebe zu Gott würdest du eifersüchtig sein, und ich stände mit meinem Glauben allein. Solltest du aber deine Ansichten ändern, von Herzen den Ansprüchen Gottes nachkommen und lernen, meinen Heiland zu lieben, dann können wir unsere Beziehungen wieder aufnehmen." Sch1 531 1 Der Gläubige bringt auf diese Weise ein Opfer für Christus, das sein Gewissen für richtig hält und das beweist, daß ihm das ewige Leben zu wertvoll ist, um es leichtsinnig einzubüßen. Er ist sich bewußt, daß es besser wäre, unverheiratet zu bleiben, als seine Lebensziele mit denen eines anderen zu verknüpfen, der lieber die Welt als Jesus erwählt und ihn vom Kreuz Christi wegführen würde. Aber die Gefahr, die darin liegt, wenn man seine Zuneigung Ungläubigen schenkt, wird nicht erkannt. Das jugendliche Gemüt umgibt die Ehe mit überschwenglicher Romantik, und es ist schwer, sich von der Vorstellung freizumachen, die die Einbildungskraft dem Gemüt eingeflößt hat. Ebenso schwer ist es, dem Verstand die bedeutende Verantwortung einzuprägen, die ein Eheversprechen mit sich bringt. Dieses Gelübde verknüpft die Geschicke zweier Menschen durch Bande, die nur durch den Tod getrennt werden sollten. Sie können nicht miteinander wandeln Sch1 531 2 Darf jemand, der nach himmlischer Herrlichkeit und Ehre, nach Unsterblichkeit und ewigem Leben trachtet, sich mit einem Menschen verbinden, der sich weigert, in die Reihen der Streiter Christi einzutreten? Willst du, der du angeblich Christus zu deinem Herrn erwählt hast und ihm in allen Dingen gehorsam sein wolltest, deine Interessen mit einem Menschen verknüpfen, der von dem Fürsten finsterer Mächte beherrscht wird? "Mögen auch zwei miteinander wandeln, sie seien denn eins untereinander?" Amos 3,3. "Wo zwei unter euch eins werden auf Erden, warum es ist, daß sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel." Matthäus 18,19. Welch sonderbaren Anblick bietet es, wenn einer der Ehegatten Andacht hält, während der andere gleichgültig und teilnahmslos dabeisitzt. Während der eine nach dem Weg zum ewigen Leben strebt, wandelt der andere auf dem breiten Weg zur Verdammnis. Sch1 531 3 Hunderte haben infolge ihrer Verheiratung mit unbekehrten Menschen Christus und den Himmel geopfert. Kann es sein, daß ihnen die Liebe und Gemeinschaft Christi so wenig bedeutet, daß sie die Gesellschaft armseliger Sterblicher vorziehen? Schätzen sie den Himmel so gering, daß sie bereitwillig seine Freuden für einen Menschen aufs Spiel setzen, der den Heiland nicht liebt? Sch1 532 1 Ein glückliches und gedeihliches Eheleben hängt von der Harmonie der Ehegatten ab. Wie kann aber jemand, der fleischlich gesinnt ist, mit einem Menschen harmonieren, der gesinnt ist, wie Jesus Christus auch gesinnt war? Einer sät auf das Fleisch und denkt und handelt in Übereinstimmung mit den Regungen seines eigenen Herzens; der andere dagegen sät auf den Geist, sucht die Selbstsucht zu unterdrücken, seine Neigung zu überwinden und seinem Meister gehorsam zu sein, als dessen Diener er sich bekennt. Ständig gehen sie in ihrem Geschmack, ihren Neigungen und Absichten auseinander. Gelingt es dem Gläubigen nicht, durch sein standhaftes Festhalten an den Grundsätzen der Wahrheit den Unbußfertigen zu gewinnen, so wird er, was bei weitem häufiger ist, entmutigt werden und seine religiösen Grundsätze der armseligen Gesellschaft eines Menschen opfern, der mit dem Himmel nicht verbunden ist. Sch1 532 2 Gott verbot seinen Kindern vor alters aufs strengste, sich mit Angehörigen anderer Nationen zu verheiraten. Heute wird dagegen geltend gemacht, Gott habe diese Vorkehrung getroffen, um die Hebräer daran zu hindern, Ehen mit Götzendienern einzugehen und verwandtschaftliche Beziehungen zu heidnischen Familien anzuknüpfen. Aber die Heiden damals befanden sich in einer günstigeren Lage als die Unbußfertigen unserer Tage, die wohl das Licht der Wahrheit haben und sich dennoch beharrlich weigern, es anzunehmen. Der Sünder von heute ist weitaus schuldiger als der Heide, weil das Licht des Evangeliums ihn ringsumher mit hellem Schein umgibt. Er vergewaltigt sein Gewissen und tritt Gott vorsätzlich als Feind entgegen. "Denn sie werden eure Söhne mir abfällig machen" (5.Mose 7,4), diese Ursache bestimmte Gott, jene Heiraten zu verbieten. Wer es bei den alten Israeliten wagte, das Verbot Gottes zu mißachten, tat es auf Kosten religiöser Grundsätze. Man braucht nur Salomos Erfahrung als Beispiel zu nehmen seine Frauen machten sein Herz von Gott abspenstig. ------------------------Kapitel 105: Treue Mitarbeiter Sch1 533 1 Der Friede Christi ist mit Geld nicht zu erkaufen; glänzende geistige Fähigkeiten können nicht darüber verfügen und auch durch den Verstand kann er nicht erworben werden. Er ist eine Gabe Gottes. Wie soll ich allen verständlich machen, welche großen Nachteile sie erleiden, wenn sie versäumen, die heiligen Grundsätze des Glaubens Christi in ihr tägliches Leben zu übertragen? Die Demut und Niedrigkeit Jesu sind der Christen Stärke. Diese ist wirklich wertvoller als alles, was ein außergewöhnlich begabter Mensch schaffen oder durch Reichtum erwerben kann. Von allen Dingen, die erstrebt, die gehegt und gepflegt werden, ist in Gottes Augen nichts so wertvoll, wie ein reines Herz und ein dankerfüllter und friedvoller Charakter. Sch1 533 2 Wenn die göttliche Harmonie von Wahrheit und Liebe im Herzen wohnt, wird sie in Worten und Taten hervorleuchten. Die sorgsamste Pflege äußerlicher Form und Höflichkeit im Leben besitzt keine ausreichende Kraft, um alle Reizbarkeit, harte Kritik und unangebrachten Reden auszuschalten. Echte Güte muß das ganze Wesen beherrschen. Die Liebe verleiht dem Liebenden Anmut, Schicklichkeit und gutes Benehmen. Sie verklärt das Antlitz und macht die Stimme wohllautend; sie erhebt und adelt den ganzen Menschen. Die Liebe führt zur Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, weil sie eine Eigenschaft des Himmels ist. Sch1 533 3 Viele hängen der gefährlichen Auffassung an, es sei zu entschuldigen, wenn sie bei ihrer mühevollen Arbeit als Schriftsteller oder Arzt oder bei der Erfüllung der verschiedensten Aufgaben das Beten aufgeben, den Sabbat hintansetzen und den Gottesdienst versäumen. Auf diese Weise werden heilige Dinge dazu erniedrigt, Lust und Laune zu entsprechen, währenddessen Gehorsam, Selbstverleugnung und Leiden gemieden werden. Weder Ärzte noch ihre Helfer sollten ohne zu beten ihrer Arbeit nachgehen. Gott hülfe allen Menschen, die bekennen, ihn zu lieben, wenn sie sich ihm im Glauben nahten und im Gefühl ihrer Schwachheit seine Kraft erflehten. Trennen sie sich jedoch von Gott, wird sich ihre Weisheit bald als Torheit erweisen. Erscheinen sie sich selbst unbedeutend und stützen sie sich ganz auf ihren Gott, dann wird er sie stärken und ihre Bemühungen zum Erfolg führen. Vertreiben sie aber Gott aus ihrem Herzen, tritt Satan ein, beherrscht das Denken und verwirrt das Urteilsvermögen. Sch1 534 1 Niemand befindet sich in größerer Gefahr als derjenige, der da glaubt, daß sein Berg fest stünde. Aber gerade dann wird sein Fuß ausgleiten. Versuchungen werden auftauchen, eine nach der anderen; sie werden Leben und Charakter so unmerklich beeinflussen und den Charakter durch weltlichen Geist so verderben, daß wir den Absichten Gottes nicht mehr entsprechen, wenn uns die göttliche Kraft nicht hält. Alles, was der Mensch besitzt, hat Gott ihm gegeben. Wer seine Fähigkeiten zu Gottes Ehre anwendet, wird dem Guten dienen. Doch sowenig wir ohne Aufnahme leiblicher Speise körperliche Kraft erlangen können, sowenig können wir ein Glaubensleben führen, ohne ständig zu beten und unsere religiösen Pflichten zu erfüllen. Wir müssen uns täglich an Gottes Tisch setzen. Wenn wir bestehen wollen, müssen wir von dem lebendigen Weinstock Kraft empfangen. Sch1 534 2 Der Weg, den manche eingeschlagen haben, um auf weltliche Art und Weise ihr Ziel zu erreichen, entspricht nicht dem Willen Gottes. Sie sehen wohl Übles, das getadelt werden muß, aber sie wünschen selbst keine Vorwürfe zu hören und bürden die Last der Verantwortung einem anderen auf, statt diesen Dingen mutig entgegenzutreten. Sie überlassen es ihm, den Schwierigkeiten zu begegnen, denen sie ausgewichen sind, und in allzu vielen Fällen wird derjenige, der ein offenes Wort spricht, zum Übeltäter gestempelt. Sch1 534 3 Geschwister, ich flehe euch an, in eurem Handeln allein auf Gottes Ehre zu achten. Seine Kraft sei eure Zuversicht, und seine Gnade eure Stärke. Bemüht euch durch Schriftstudium und ernstes Gebet, eure Pflicht eindeutig zu erfassen und dann gewissenhaft zu erfüllen. Es ist wesentlich, im Kleinen treu zu sein. Kommen wir dieser Selbstverständlichkeit nach, wird uns auch bei verantwortungsvolleren Aufgaben rechtschaffenes Handeln zur Gewohnheit werden. Oftmals nehmen wir von den kleinen Ereignissen des Tageslaufs gar keine Notiz, aber gerade sie formen den Charakter. Jede Begebenheit im Leben beeinflußt zum Guten oder zum Bösen. Das Herz muß durch tägliche Prüfungen geübt werden damit es stark werde, um jede schwierige Situation zu meistern In gefahrvoller, trübseliger Zeit werdet ihr diese Festigkeit brauchen, damit ihr unabhängig von allen entgegenwirkenden Einflüssen entschlossen für das Recht eintreten könnt. Sch1 535 1 Gott ist bereit, viel für euch zu tun, aber ihr müßt euch bewußt werden, daß ihr ohne ihn nichts vollbringen könnt. Jesus liebt euch. Trachtet stets danach, im Lichte göttlicher Weisheit zu wandeln! Ruht niemals, bis ihr gewiß seid, daß euer Wille dem Willen eures Schöpfers entspricht! Durch den Glauben an ihn könnt ihr Kraft erhalten, um jeder Versuchung Satans zu widerstehen. Mit jeder Prüfung, die Gott euch auferlegt, könnt ihr eure sittliche Kraft steigern. Sch1 535 2 Ihr könnt verantwortungsbewußte und einflußreiche Persönlichkeiten werden, wenn ihr ernsthaft ans Werk geht, vorausgesetzt, daß ihr eure Willenskraft mit göttlicher Stärke vereinigt. Wendet eure geistigen Kräfte an und vernachlässigt in keinem Fall die körperlichen! Laßt euch euren Weg zu größerer Erkenntnis nicht durch geistige Trägheit versperren. Lernt denken und forschen, damit sich eure Urteilskraft erweitere, stärke und entwickle! Glaubt niemals, daß ihr genug gelernt habt und nun in euren Anstrengungen nachlassen könnt. Ein gepflegter Geist zeigt die Größe eines Menschen. Euer ganzes Leben hindurch sollte eure Erziehung währen. Jeden Tag gibt es Neues zu lernen und die gewonnene Erkenntnis in die Praxis umzusetzen. ------------------------Kapitel 106: Im Irrgarten des Zweifels Sch1 535 3 Für Zweifler oder Skeptiker gibt es keine Entschuldigung. Gott hat genügend Vorkehrungen getroffen, um den Glauben aller Menschen zu gründen, wenn sie sich unter der Wucht des Beweismaterials entscheiden wollen. Warten sie aber, bevor sie glauben, darauf, bis jeder scheinbare Einwand gegenstandslos geworden ist, werden sie niemals fest und entschieden mit der Wahrheit verwurzeln können. Gott wird auch niemals alle scheinbaren Schwierigkeiten aus unserem Weg räumen. Wer zweifeln will, wird dazu immer Gelegenheit finden, und wer glauben will, wird eine Fülle von Beweisen finden, auf die er seinen Glauben gründen kann. Sch1 536 1 Das Verhalten mancher Menschen ist unerklärlich, sogar ihnen selbst. Sie treiben ohne einen Anker im Nebel der Ungewißheit umher. Satan bemächtigt sich bald des Ruders und bringt ihr leicht zerbrechliches Boot, wohin er will. Sie werden seinem Willen untertan. Diese Menschen wären durch Satans Spitzfindigkeiten weder hinters Licht geführt noch verwirrt worden oder vom rechten Weg abgekommen, wenn sie nicht auf ihn gehört, sondern sich auf die Seite Gottes gestellt hätten. Sch1 536 2 Gott und die Engel beobachten mit starker Anteilnahme die Entfaltung des Charakters und wägen seinen inneren Wert. Wer Satans Anschlägen widersteht, wird daraus hervorgehen wie das im Feuer geläuterte Gold. Wem durch die Wogen der Versuchung der Boden unter den Füßen weggezogen wird, der bildet sich ein, wie einst auch Eva, daß er erstaunlich klug wird und seiner Unwissenheit und seinem engen Gesichtskreis entwächst; aber er wird sich wie Eva arg betrogen fühlen. Er ist Trugbildern gefolgt und hat die himmlische Weisheit gegen einen schwachen menschlichen Verstand eingetauscht. Durch ein begrenztes Wissen sind diese Menschen sehr eingebildet geworden. Eine tiefere und sorgfältigere Selbst- und Gotteserkenntnis ließe sie wieder zu vernünftigen und empfänglichen Menschen werden und führte sie auf die Seite Gottes, der Wahrheit und der Engel zurück. Sch1 536 3 Das Wort Gottes wird jeden von uns am letzten großen Tag richten. Junge Menschen reden über wissenschaftliche Dinge und dünken sich klüger als das geschriebene Wort; sie versuchen, die Wege und das Wirken Gottes so zu erklären, daß sie ihrem begrenzten Denken begreiflich sind. Aber all diese Bemühungen sind zu jämmerlichem Scheitern verurteilt. Echte Wissenschaft und göttliche Eingebung stimmen vollkommen überein. Scheinwissenschaft aber ist von Gott unabhängig und von geradezu überheblicher Einfältigkeit. Diese betrügerische Macht hat viele Menschen an sich gefesselt und versklavt, die lieber die Finsternis als das Licht gewählt haben. Sie haben sich auf die Seite des Unglaubens geschlagen, als wäre Unglaube eine Tugend und Zweifel das Zeichen eines großen Geistes. Dabei ist Zweifel kennzeichnend für einen Verstand, der zu schwach und zu beschränkt ist, um Gott in seinen Schöpfungswerken wahrzunehmen. Sie können das Geheimnis seiner göttlichen Vorsehung nicht ergründen, selbst wenn sie dafür ein ganzes Lebensalter mit all seiner Kraft einsetzten. Weil der begrenzte menschliche Verstand die Werke Gottes nicht erfassen kann, wendet Satan seine Spitzfindigkeiten bei ihnen an und verstrickt sie in die Maschen des Unglaubens. Kämen diese Zweifler in enge Verbindung mit Gott, würde dieser seine Absichten ihrem Verständnis klarlegen. Sch1 537 1 Geistliche Dinge werden geistlich unterschieden. Der fleischliche Sinn kann diese Geheimnisse nicht begreifen. Wenn die Grübler und Zweifler beharrlich dem Erzbetrüger folgen, werden die Einflüsse und Zurechtweisungen des Geistes Gottes immer seltener, die Einflüsterungen Satans dagegen immer häufiger, bis der Wille völlig seiner Herrschaft unterworfen ist. Dann wird es so sein, daß diesen irregeführten Sinnen die Kraft Gottes als Torheit erscheint, während sie umgekehrt als Stütze der Weisheit ansehen, was Gott Torheit nennt. Sch1 537 2 Eins der großen Übel, das das Suchen nach Erkenntnis, die Forschungen der Wissenschaft begleitet, besteht darin, daß die Wissenschaftler, die sich mit diesen Forschungen beschäftigen, zu oft den Blick für den göttlichen Charakter eines reinen und unverfälschten Glaubens verlieren. Die Gelehrten haben versucht, auf wissenschaftlicher Grundlage den Einfluß des Geistes Gottes auf das Herz zu erklären. Das geringste Fortschreiten in dieser Richtung wird die Seele in den Irrgarten des Zweifels führen. Der biblische Glaube enthält das Geheimnis der Gottseligkeit. Kein menschlicher Verstand kann dieses völlig verstehen, und für das nicht wiedergeborene Herz ist es gänzlich unbegreiflich. Sch1 537 3 Der Sohn Gottes verglich das Wirken des Heiligen Geistes mit dem Wind, der "bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt". Johannes 3,8. An anderer Stelle der Heiligen Schrift lesen wir, daß der Heiland im Geiste erfreut war und sprach: "Ich preise dich, Vater und Herr des Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart." Matthäus 11,25. Sch1 537 4 Der Heiland freute sich, daß der Erlösungsplan so angelegt ist, daß alle, die sich für weise halten, die von den Lehren eitler Philosophien aufgeblasen sind, die Schönheit und die Macht und das verborgene Geheimnis des Evangeliums nicht erkennen können. Aber allen, die sich demütigen Herzens belehren lassen und das aufrichtige, kindliche Verlangen haben, den Willen ihres himmlischen Vaters zu erkennen und auszuführen, offenbart sich sein Wort als die Kraft Gottes zu ihrer Erlösung. ------------------------Kapitel 107: Der Einfluß von Gefährten Sch1 538 1 In unseren Anstalten, in denen viele Menschen zusammenarbeiten, ist der Einfluß des gesellschaftlichen Lebens ganz erheblich. Es ist nur zu natürlich, Gesellschaft zu suchen. Jeder wird Gefährten finden oder welche für sich gewinnen. Stets werden sich Freunde untereinander zum Guten oder zum Bösen beeinflussen, je nach der Stärke ihrer Freundschaft. Alle werden Freunde haben und sie beeinflussen und von ihnen beeinflußt werden. Sch1 538 2 Geheimnisvoll ist das Bindeglied, das menschliche Herzen so zusammenfügt, daß die Empfindungen, Neigungen und Wesensmerkmale zweier Einzelpersönlichkeiten miteinander verschmelzen. Einer wird vom Geist des anderen angesteckt und ahmt dessen Handlungsweise nach. Wie das Wachs die Form des Siegels behält, so bewahrt das Gemüt den Eindruck, der durch gesellschaftlichen Umgang entstanden ist. Dieser Einfluß mag unbewußt, aber dennoch nicht weniger nachdrücklich auf sie einwirken. Sch1 538 3 Wenn die Jugend dazu kommen könnte, mit aufrichtigen, liebenswürdigen und nachdenklichen Menschen Umgang zu pflegen, wirkte sich das außerordentlich heilsam aus. Wer sich Gefährten wählt, die den Herrn fürchten, wird von deren Einfluß zu Wahrheit, Gehorsam und Frömmigkeit geführt. Ein wahrhaft christliches Leben stellt eine Macht zum Guten dar. Andererseits aber werden die Menschen, die sich mit Männern und Frauen fragwürdiger Moral, übler Grundsätze und Gewohnheiten abgeben, bald den gleichen Weg beschreiten. Das menschliche Herz trachtet nach irdischen Dingen. Wer mit Zweiflern verkehrt, verfällt selbst bald dem Zweifel; wer sich mit Gemeinen einläßt, wird bestimmt ebenso gemein werden. Im Rat der Gottlosen zu wandeln, bedeutet auf den Weg der Sünder zu treten und zu sitzen, da die Spötter sitzen. Sch1 539 1 Alle, die nach einem aufrechten Charakter streben, sollten sich Gefährten wählen, die gottesfürchtig und von ernster, bedachtsamer Sinnesart sind. Wer die Kosten überschlagen hat und für die Ewigkeit bauen will, muß gutes Material für seinen Bau verwenden. Wenn er sich mit verdorbenem oder fehlerhaftem Baumaterial begnügt, ist der Bau zum Untergang verurteilt. Alle sollten darauf achten, wie gebaut werden muß. Der Sturm der Anfechtung wird über das Gebäude dahinfegen, und nur wenn es standfest und gewissenhaft erbaut ist, wird es die Probe bestehen. Sch1 539 2 Ein guter Ruf ist wertvoller als Gold. Die Jugend neigt dazu, mit den Menschen zu verkehren, die eine niedrige moralische Gesinnung besitzen. Welche wirkliche Freude kann ein Jugendlicher aus einer freiwilligen Verbindung mit Menschen erwarten, die nur gemeinen Gedanken und Gefühlen nachhängen und ebenso handeln? Manche haben verderbte Neigungen und lasterhafte Gewohnheiten, und alle, die sich derartige Freunde suchen, werden ihrem Beispiel folgen. Wir leben in gefahrvollen Zeiten, die uns veranlassen sollten, Gott zu fürchten. Wir sehen viele Menschen den Irrgarten des Zweifels durchwandern. Unwissenheit, Hochmut und charakterliche Schwächen sind dafür verantwortlich. Demut zu lernen, ist für den gefallenen Menschen eine schwere Aufgabe. Es ist etwas im menschlichen Herzen vorhanden, das sich gegen die offenbarte Wahrheit zur Wehr setzt. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es sich um Dinge handelt, die mit dem Verhältnis zwischen Gott und Sünder, mit der Übertretung des Gesetzes und der Vergebung durch Christus zusammenhängen. Hütet euren Sinn! Sch1 539 3 Meine alten und jungen Brüder und Schwestern, schlagt eure Bibel auf, wenn ihr eine Mußestunde habt, und nehmt ihre köstlichen Wahrheiten auf! Hütet euren Sinn bei der Arbeit; laßt ihn bei Gott verweilen! Redet weniger und überlegt mehr! Denkt an die Worte: "Die Menschen müssen Rechenschaft geben am Jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben." Matthäus 12,36. Überlegt euch jedes Wort, und der Feind der Seelen wird die Tür verschlossen finden. Beginnt euer Tagewerk mit Gebet und arbeitet, als sähe euch Gott zu. Seine Engel befinden sich stets an eurer Seite. Sie verzeichnen eure Worte, euer Benehmen und die Art und Weise, in der ihr euch eurer Aufgabe entledigt. Wenn ihr gute Ratschläge zurückweist und es vorzieht, mit Menschen umzugehen, von denen ihr alle Veranlassung habt anzunehmen, daß sie sich nicht zu Gott hingezogen fühlen, obwohl sie sich auch Christen nennen, so werdet ihr ihnen bald gleichwerden. Ihr begebt euch selbst auf Satans Schlachtfeld, wenn ihr nicht ständig auf der Hut seid. Es gibt Menschen, die sich eine bestimmte Zeit lang zum Glauben bekannt haben, aber doch ganz und gar von Gott gelöst sind. Ihr Gewissen ist abgestumpft, sie sind eitel und läppisch und führen sehr seichte Unterhaltungen. Ihr Sinn beschäftigt sich so sehr mit Liebe und Heirat, daß hohe und edle Gedanken keinen Platz mehr darin finden. Unser Umgang bestimmt unser Geschick Sch1 540 1 Der Umgang, den sich Prediger wählen, bestimmt ihr Geschick für diese und die zukünftige Welt. Manche, die früher einmal gewissenhaft und gläubig waren, erscheinen heute arg verändert. Sie haben sich von Gott getrennt, und Satan hat sie auf seine Seite gelockt. Jetzt sind sie ungläubig und unehrerbietig und beeinflussen andere Menschen, die leicht zugänglich sind. Schlechte Gesellschaft verdirbt den Charakter; alle guten Vorsätze werden untergraben. "Wer mit den Weisen umgeht, der wird weise; wer aber der Narren Geselle ist, der wird Unglück haben." Sprüche 13,20. Sch1 540 2 Junge Menschen befinden sich in Gefahr, doch sie sind zu blind, um die Richtung und den Ausgang des von ihnen eingeschlagenen Weges erkennen zu können. Viele von ihnen geben sich mit Liebeleien ab. Sie scheinen betört zu sein. An diesen Zuneigungen ist nichts Edles, Würdiges oder Heiliges. Da sie von Satan angetrieben werden, wollen sie ihm selbstverständlich gefallen. Wenn diese Personen gewarnt werden, bleiben diese Warnungen unberücksichtigt. Sie sind halsstarrig, eigenwillig, herausfordernd und meinen, die Warnungen, Ratschläge oder Verweise gälten nicht ihnen. Ihr Lebenswandel bereitet ihnen keine Sorge. Ständig halten sie sich von der Erkenntnis und der Liebe Gottes fern. Sie verlieren jegliche Fähigkeit, heilige und ewige Dinge wahrzunehmen. Sie mögen eine starre Form christlicher Pflichterfüllung aufrechterhalten, sind aber bei all diesen Bemühungen nicht mit dem Herzen dabei. Viel zu spät werden diese betrogenen Seelen das Wort erkennen: "Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden." Matthäus 7,14. Sch1 541 1 Alle Worte und Taten werden ebenso aufgezeichnet wie Beweggründe, aber wie wenig vergegenwärtigen sich diese leichtfertigen, oberflächlichen und hartherzigen Menschen, daß ein Engel Gottes bereitsteht, um niederzuschreiben, wie sie ihre kostbare Zeit vergeuden. Gott wird jedes Wort und jede Tat ans Licht bringen. Er ist überall. Seine Boten besuchen -- ungesehen Werkstatt und Schlafgemach. Was im Finstern verborgen ist, wird enthüllt werden. Die Gedanken, Pläne und Absichten des Herzens werden offenbar sein. Es ist alles bloß vor seinen Augen. Wirkt zum Guten! Sch1 541 2 Die Schaffenden sollten in jeden Zweig ihrer Arbeit Jesus mit sich nehmen. Ganz gleich, was getan wird es hat so sorgfältig und gründlich zu geschehen, daß es einer Prüfung standhält Es gilt, unsere Aufgabe von ganzem Herzen auszuführen. Alle Alltagspflichten ebenso gewissenhaft zu erfüllen wie die Aufgaben, die größere Verantwortung in sich schließen, sollte selbstverständlich sein. Einige mögen auf den Gedanken kommen, daß ihre Arbeit eigentlich wenig erhebend sei. Dies richtet sich aber ganz danach, wie sie ihre Aufgaben zu gestalten wissen. Allein in ihrer Hand liegt es, ihre Tätigkeit herabzuwürdigen oder zu adeln. Wir verlangen, daß jeder Müßiggänger angehalten werde, sich sein tägliches Brot zu verdienen; denn Arbeit ist ein Segen und kein Fluch. Emsige Arbeit wird uns von manchen Schlingen Satans fernhalten, der immer noch müßige Hände findet, um irgendein Unheil anzurichten. Sch1 541 3 Keiner von uns sollte sich einer Arbeit schämen, wie gering und niedrig sie auch immer erscheinen möge; denn Arbeit adelt. Alle Geistes- oder Handarbeiter beiderlei Geschlechts sind vollgültige Arbeitsleute, die beim Wäschewaschen oder Geschirrspülen ebenso ihre Pflicht erfüllen und ihren Glauben ehren wie beim Besuch des Gottesdienstes. Während die Hände mit der gewöhnlichsten Arbeit betraut sind, kann der Geist durch reine und heilige Gedanken erhoben und geadelt werden. Sobald irgendeiner der Mitarbeiter religiösen Dingen mangelnde Ehrerbietung entgegenbringt, ist es notwendig, ihn von seiner Aufgabe zu entbinden. Hege keiner das Gefühl, das Werk sei auf ihn angewiesen! Sch1 542 1 Alle, die geraume Zeit in unserem Werk beschäftigt sind, sollen jetzt zu den verantwortungsbewußten Mitarbeitern gehören. Ihre vornehmste Aufgabe bestehe darin, an jedem Platz so zuverlässig zu sein wie die Kompaßnadel, die zum Pol weist. Hätten sie ihre Möglichkeiten richtig genützt, besäßen sie jetzt einen ausgeglichenen Charakter und eine tiefe, lebendige Erfahrung in Glaubensdingen. Aber einige dieser Mitarbeiter haben sich von Gott getrennt und ihre Glaubensüberzeugung beiseite geschoben. Diese ist für sie kein ihnen innewohnender Grundsatz, der sie sorgfältig behütet und sich als Anker der Seele erweist, wohin auch immer sie gehen und in was für eine Gesellschaft sie auch geraten mögen. Ich bitte alle Mitarbeiter, genauestens zu überlegen, daß Erfolg in diesem Leben und Erfolg im Gewinnen des zukünftigen Lebens weitgehend von der Gewissenhaftigkeit in den kleinen Dingen abhängig ist. Wer nach verantwortungsvolleren Aufgaben strebt, hat die Verpflichtung, gerade die Aufgaben gewissenhaft zu erfüllen, die ihm von Gott übertragen wurden. Sch1 542 2 In dem winzigsten Insekt ist ebenso wie in dem König der Vögel die Vollkommenheit der Werke Gottes klar zu erkennen. Das Kind, das an Christus glaubt, ist in seinen Augen genauso wertvoll wie die Engel, die seinen Thron umgeben. "Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist." Matthäus 5,48. Gleichwie Gott in seinem Bereich vollkommen ist, so sollte auch der Mensch in seinem Wirkungskreis vollkommen sein. Was ihm an Arbeit auch immer in die Hände kommt, erledige er sorgfältig und schnell. Treue und Redlichkeit im Geringsten, die Erfüllung kleiner Pflichten und kleine Liebesdienste erfreuen und erhellen den Lebensweg. Und wenn unser Werk auf Erden beendet ist, wird jede einzelne gewissenhaft erfüllte kleine Aufgabe vor Gott als ein kostbarer Edelstein aufbewahrt werden. ------------------------Kapitel 108: Die Gemeinde zum Sieg bestimmt Sch1 543 1 Ehe Christus in den Wolken des Himmels mit Kraft und großer Herrlichkeit erscheinen wird, werden die Menschen geistlich verstockt werden, die Wahrheit verlassen und sich den Fabeln zuwenden. Die Gläubigen gehen gefahrvollen Zeiten entgegen. Sie werden weissagen, angetan mit Säcken. Offenbarung 11,3. Und wenn sie auch Ketzereien und Verfolgungen begegnen müssen und mit Ungläubigen und Abtrünnigen zu streiten haben, zertreten sie dennoch mit Gottes Hilfe den Kopf Satans. Der Herr wird ein Volk sein eigen nennen, das so widerstandsfähig ist wie Stahl. Dieses Volk wird einen Glauben besitzen, so fest wie Granit. In der Welt sollen die Angehörigen dieses Volkes nicht nur seine Zeugen sein, sondern auch seine Werkzeuge, die in der Zeit der Zurüstung eine besondere, großartige Aufgabe zu erfüllen haben. Sch1 543 2 Die frohe Botschaft gewinnt weder eine einzige Seele für Christus noch findet sie ihren Weg in ein einziges Herz, ohne Satan eine Wunde zuzufügen. Sooft ein Gefangener seiner Gewalt entrissen und aus seiner Bedrängnis befreit wird, bedeutet dies eine Niederlage des Tyrannen. Verlagshäuser und Druckpressen sind Werkzeuge in Gottes Hand, um das Licht der Wahrheit allen Sprachen und Völkern zu bringen. Dieses Licht erreicht sogar heidnische Länder und schlägt unablässig Breschen in den Aberglauben und in jeglichen denkbaren Irrtum. Sch1 543 3 Prediger, die die Wahrheit mit ganzem Eifer und Ernst verkündigt haben, mögen abtrünnig werden und in die Reihen unserer Feinde treten, aber verkehrt diese Tatsache die Wahrheit Gottes in Lüge? Nimmermehr! Der Apostel spricht: "Der feste Grund Gottes besteht." 2.Timotheus 2,19. Der Glaube und die Gefühle der Menschen können sich ändern, niemals jedoch Gottes Wahrheit. Die dritte Engelsbotschaft erschallt; sie ist untrüglich. Sch1 543 4 Niemand kann Gott dienen, ohne boshafte Menschen und gefallene Engel gegen sich zu vereinigen. Böse Geister werden jeden Menschen anfechten, der Christus nachfolgen will; denn Satan versucht das wiederzuerringen, was ihm entrissen wurde. Böse Menschen werden gläubig große Irrtümer annehmen, auf daß sie gerichtet werden. Sie umkleiden sich dann mit Aufrichtigkeit und verführten, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten. Die Gewißheit der Wahrheit Gottes Sch1 544 1 So gewiß Gott lebt, so gewiß besitzen wir die Wahrheit. Satan kann mit all seinen Künsten und seiner teuflischen Gewalt Gottes Wahrheit nicht in Lüge verwandeln. Während der mächtige Feind alle seine Kräfte einsetzen wird, um den Worten Gottes die Wirkung zu nehmen, muß die Wahrheit siegreich vorangetragen werden wie eine brennende Fackel. Sch1 544 2 Der Herr hat uns auserwählt und uns zu Schuldnern seiner wunderbaren Barmherzigkeit gemacht. Sollen wir uns von dem Geschwätz der Abtrünnigen bestricken lassen? Sollen wir uns auf die Seite Satans und seiner Engel schlagen? Sollen wir uns mit denen verbinden, die das Gesetz Gottes übertreten? Laßt uns lieber beten: "Herr, setze Feindschaft zwischen mir und der Schlange." Wenn wir ihre Werke der Finsternis nicht bekämpfen, werden uns ihre gewaltigen Fangarme umschließen. Der Stachel Satans ist jeden Augenblick bereit, in unser Herz gestoßen zu werden. Wir sollten Satan als tödlichen Feind ansehen und ihm im Namen Christi entgegentreten. Unser Werk ist noch nicht vollendet. Wir müssen um jeden Fußbreit Boden kämpfen. Mögen alle, die den Namen Christi nennen, die Waffen der Gerechtigkeit anlegen! ------------------------Kapitel 109: Schlichte Kleidung Sch1 544 3 In seiner Bergpredigt ermahnte Christus seine Nachfolger, ihre Herzen nicht an irdische Dinge zu verlieren. Er sagte sehr deutlich: "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch; Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn die Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung? ... Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins." Matthäus 6,24.25.28.29. Sch1 545 1 Diese Worte haben einen tiefen Sinn. Sie waren vollgültig in den Tagen Christi, und sie sind es in gleichem Maße auch heute. Jesus stellt hier der künstlich verzierten Kleidung den natürlichen Schmuck der Blumen des Feldes gegenüber. Er erklärt, daß die Herrlichkeit Salomos keinen Vergleich mit einer der Blumen in ihrer natürlichen Pracht aushalten konnte. In diesen Worten liegt eine Lehre für alle, die den Willen Gottes erkennen und ausführen wollen. Jesus bemerkte unseren Eifer und unsere Sorge um die Kleidung und warnte, ja gebot uns, ihr nicht zuviel Beachtung zu schenken. Es ist wichtig, daß wir seine Worte aufmerksam beachten. Salomo war so von seinen prunkvollen Plänen in Anspruch genommen, daß er versäumte, seinen Geist durch eine ständige Verbindung mit dem Gott der Weisheit zu adeln und zu erheben. Die Vollkommenheit und Schönheit der Seele wurden bei seinem Versuch, zu äußerem Glanz zu gelangen, völlig in den Hintergrund gedrängt. Salomo verkaufte seine Ehre und die Redlichkeit des Charakters, indem er vor der Welt zu prunken suchte. Schließlich unterdrückte er sogar sein Volk, um durch eine Fronsteuer seine ungeheure Verschwendung weiterzuführen. Zuerst verderbte sein Herz, dann wandte er sich von Gott ab und wurde endlich ein Götzenanbeter. Sch1 545 2 Der Anblick unserer Schwestern, die ihre schlichte Kleidung gegen weltliche Modetorheiten eintauschen, betrübt uns. Wenn sie auf diesem Weg weitergehen, scheiden sie sich selbst von Gott und vernachlässigen den inwendigen Schmuck. Sie sollten die ihnen von Gott gegebene Zeit nicht mit überflüssigem Verzieren ihrer Kleidung vergeuden. Wieviel nutzbringender könnte die Zeit mit Schriftstudium ausgefüllt werden, um auf diese Weise die Prophezeiungen und praktischen Lehren Christi gründlich kennenzulernen ... Sch1 545 3 Gott würde Gefallen daran finden, sähe er unsere Schwestern in netten, schlichten Kleidern ernsthaft in seinem Werk arbeiten. Es fehlt ihnen dazu nicht an Fähigkeiten, und wenn sie die Gaben, die sie bereits besitzen, richtig anwendeten, nähme ihr Leistungsvermögen noch mehr zu. Benutzten sie die Zeit, die sie jetzt für nutzlose Dinge vergeuden, um im Worte Gottes zu forschen und es anderen zu erläutern, zierten sie sich selbst mit den Kostbarkeiten der Wahrheit. Ihr Bemühen, die letzten Gründe unseres Glaubens zu verstehen, würde sie stärken und erheben. Betrachteten unsere Schwestern gewissenhaft die Schrift und nähmen sie jede Gelegenheit wahr, andere Menschen aufzuklären, dann erlebten wir, wie allein durch ihre selbstaufopfernden Anstrengungen zahlreiche Seelen die Wahrheit ergriffen. Liebe Schwestern, werdet ihr des Tages, da von allen Menschen Rechenschaft gefordert wird, freudig auf euer Leben zurückblicken, oder werdet ihr erkennen, daß es euch auf die Schönheit des äußeren Menschen ankam, während der innere Mensch kaum beachtet wurde? Sch1 546 1 Haben unsere Schwestern nicht genügend Eifer und moralische Stärke, um sich ohne Ausflüchte zum biblischen Standpunkt zu bekennen? Der Apostel hat auf diesem Gebiet eindeutige Weisungen erteilt: "So will ich nun, ... daß die Weiber in zierlichem Kleide mit Scham und Zucht sich schmücken, nicht mit Zöpfen oder Gold oder Perlen oder köstlichem Gewand, sondern, wie sich's ziemt den Weibern, die da Gottseligkeit beweisen wollen, durch gute Werke." 1.Timotheus 2,8-10. Hier spricht der Herr durch seinen Apostel ausdrücklich gegen das Tragen von Gold. Der an Erfahrung Reichere sollte sorgfältig darauf achten, daß er andere durch sein Beispiel auf diesem Gebiet nicht vom rechten Weg abführt. Jener Ring, der deinen Finger umschließt, mag sehr schlicht sein; aber er ist unnütz, und wer ihn trägt, übt auf andere einen schlechten Einfluß aus. Sch1 546 2 Besonders die Frauen unserer Prediger sollten darauf bedacht sein, in der Kleidung nicht von den klaren Lehren der Bibel abzuweichen. Viele betrachten diese Weisungen als viel zu altmodisch, als daß sie der Beachtung wert wären; aber Christus, der sie seinen Jüngern gab, begriff die Gefahren, die die Modetorheiten unserer Zeit mit sich bringen und ließ uns diese Warnung zuteil werden. Werden wir die Warnung beachten und verständig sein? Ein Überaufwand an Kleidung breitet sich immer weiter aus, und das Ende ist noch nicht abzusehen. Ständig wechselt die Mode, und unsere Schwestern folgen ihr ohne Rücksicht auf Zeit und Kosten. Große Summen, die sie Gott, dem Geber, zurückerstatten sollten, werden unbedenklich für Kleidung ausgegeben. Sch1 547 1 Sabbathalter, die sich weltlichen Einflüssen ergeben haben, müssen geläutert werden. Uns überschatten die Gefahren der letzten Tage. Den Kindern Gottes stehen Prüfungen bevor, auf die viele nicht gefaßt sind. Dann wird sich die Echtheit ihres Glaubens erweisen. Viele haben sich hochmütig, eitel und vergnügungssüchtig mit weltlich gesinnten Menschen verbunden und schmeicheln sich, so handeln zu können und dennoch Christen zu sein. Aber gerade diese Schwächen trennen sie von Gott und machen sie zu Kindern der Welt. Christus hat uns ein anderes Beispiel gegeben. Nur wer sich selbst verleugnet und ein mäßiges, demütiges und gottgeweihtes Leben führt, ist ein wahrer Nachfolger Jesu. Ein solcher Mensch findet an der Gesellschaft weltlich gesinnter Menschen kein Gefallen. Sch1 547 2 Viele kleiden sich wie die Kinder dieser Welt, um dadurch auch Ungläubige beeinflussen zu können; aber darin begehen sie einen argen Fehler. Wenn sie einen echten und heilsamen Einfluß ausüben wollen, sollten sie nach ihrem Bekenntnis leben, ihren Glauben durch rechtschaffene Werke kundtun und den Unterschied zwischen einem Christen und einem sogenannten Weltmenschen deutlich werden lassen. Worte, Kleider und Taten müssen Gott zur Ehre gereichen. Dann wird sich ein heiliger Einfluß über ihre Umgebung ausbreiten; sogar Ungläubige werden an ihnen erkennen, daß sie mit Jesus gewesen sind. Wenn irgend jemand seinen Einfluß zugunsten der Wahrheit wirken lassen will, soll er sein Bekenntnis ausleben und auf diese Weise dem demütiggehorsamen Beispiel Jesu folgen. Sch1 547 3 Hochmut, Unwissenheit und Torheit sind unlöslich miteinander verbunden. Dem Herrn mißfällt die hochmütige Haltung seines Volkes. Indem sich seine Kinder der gesundheitsschädigenden, unanständigen und kostspieligen Mode dieser entarteten Zeit anpassen, schmähen sie den Herrn. Sch1 547 4 Königin Mode regiert die Welt, und sie ist eine tyrannische Gebieterin, die oftmals die ihr Ergebenen zwingt, sich größter Unbequemlichkeit zu unterwerfen. Sie fordert unbarmherzig und ohne Vernunft. Sie ist von berückender Gewalt und stets bereit, die Armen zu bekritteln und lächerlich zu machen, wenn diese nicht unter allen Umständen, selbst unter Hingabe des Lebens, in ihrem Fahrwasser segeln. Satan triumphiert, daß seine Anschläge so gut gelingen, und der Tod lacht über die Torheit und den blinden Eifer der Anbeter des Altars der Mode ... Unsere Schwestern sollen sich schämen, ihren tugendhaften Charakter und ihre Pflicht vor Gott so zu vergessen, daß sie die Lebensart der Welt nachahmen. Außer der Verderbtheit unseres Herzens gibt es für uns keine Entschuldigung. Durch eine derartige Lebensführung erweitern wir nicht unseren Einfluß. Er ist so unvereinbar mit unserem Glaubensbekenntnis, daß er uns in den Augen weltlich gesinnter Menschen geradezu lächerlich macht. Sch1 548 1 Manche Seele, die von der Wahrheit überzeugt war, wurde durch die hochmütige und weltliche Gesinnung, die unsere Schwestern zur Schau trugen, dazu geführt, sich gegen die Wahrheit zu entscheiden. Die verkündigte Lehre schien klar und ohne Widersprüche zu sein, und die Hörer glaubten, ein schweres Kreuz zu schultern, als sie die Wahrheit erfaßten. Nachdem diese Menschen aber die Kleiderpracht gesehen hatten, die unsere Schwestern entfalteten, sagten sie. "Dieses Volk kleidet sich ganz wie wir. Sie können doch nicht wirklich glauben, was sie bekennen. Sie müssen irregeleitet sein, wenn man das alles in Betracht zieht. Wenn sie wirklich der Überzeugung wären, daß Christus bald kommt und für jeden Menschen die Entscheidung zum ewigen Leben oder zum ewigen Tod fällt, dürften sie nicht Zeit und Kosten aufwenden, um sich immer modegerecht zu kleiden." Wie wenig wußten jene angeblich gläubigen Schwestern, was ihre Kleidung verkündete! Sch1 548 2 Unsere Worte, unsere Taten und unsere Kleidung sind täglich lebendige Verkündiger, die mit Christus sammeln oder zerstreuen. Dies ist keine unbedeutende Angelegenheit, die man spöttisch abtun könnte. Die Bekleidungsfrage verlangt ernsthafte Überlegung und viel Gebet. Viele Ungläubige empfanden, daß es unrecht sei, zu Sklaven der Mode zu werden. Doch wenn sie manche beobachten, die angeblich sehr fromm sein wollen, daß diese sich wie weltlich gesinnte Menschen kleiden und an leichtsinniger Gesellschaft Freude haben, kommen sie zu dem Schluß, daß ein derartiges Verhalten nicht falsch sein kann. Sch1 548 3 Vom Heiligen Geist bewegt, sprach der Apostel: "Wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen." 1.Korinther 4,9. Der ganze Himmel achtet auf den täglichen Einfluß, den die sogenannten Nachfolger Christi auf die Welt ausüben. Meine Schwestern, eure Kleidung spricht entweder für Christus und die heilige Wahrheit oder zugunsten der Welt. Wie steht es bei euch? Denkt daran, daß wir alle für den Einfluß, den wir ausüben, Gott Rede und Antwort stehen müssen. Sch1 549 1 Wir wollen keineswegs einer nachlässigen Kleidung das Wort reden. Euer Anzug sei bequem und kleidsam. Wenn es sich auch nur um billigen Kattun handelt, sollte er doch sauber und geschmackvoll gehalten werden. Sind keine Krausen oder besondere Verzierungen daran, kann die Trägerin nicht nur etwas sparen, indem sie das Kleid selbst anfertigt, sondern auch, indem sie es selbst wäscht und selbst plättet, kann sie eine ganz ansehnliche Summe zurücklegen. Familien nehmen schwere finanzielle Belastungen auf sich, um ihre Kinder der letzten Mode entsprechend zu kleiden. Was für eine Zeitvergeudung! Die Kleinen würden in einem Kleid ohne Krausen oder Verzierungen, das aber nett und sauber gehalten ist, sehr anziehend aussehen. Es ist eine Kleinigkeit, ein Kleid dieser Art zu waschen und zu plätten, so daß diese Arbeit durchaus keine Belastung darstellt. Sch1 549 2 Warum wollen unsere Schwestern Gott des ihm schuldigen Dienstes und seine Schatzkammer des Geldes, das sie seinem Werk geben sollten, berauben, um der gegenwärtigen Mode zu dienen? Die ersten und besten Gedanken gelten der Kleidung; Zeit wird vergeudet und Geld verschwendet. Verstandes- und Herzensbildung werden vernachlässigt. Der charakterlichen Entwicklung wird geringere Bedeutung beigemessen als der Kleidung. Die Zierde eines sanftmütigen und stillen Geistes ist unendlich wertvoll. Es ist außerordentlich leichtfertig, wenn wir unsere Gelegenheiten, uns dieses köstlichen Schmuckes der Seele zu versichern, durch nutzlose Beschäftigungen vertun. Sch1 549 3 Liebe Schwestern, wir können für Gott eine großartige Aufgabe erfüllen, wenn wir nur wollen. Die Frauen wissen nicht um ihre Macht. Gott beabsichtigt nicht, daß eure Fähigkeiten ganz von alltäglichen Fragen in Anspruch genommen werden, wie was soll ich essen? was soll ich trinken? und womit soll ich mich kleiden? Auf die Frau wartet ein höheres Ziel und eine wichtigere Bestimmung. Zu ihrer vornehmsten Aufgabe gehöre es, ihre Kräfte zu entfalten und zu pflegen, denn Gott kann diese für das große Werk benutzen, Seelen aus dem ewigen Verderben zu retten ... Sch1 550 1 Das größte Übel ist jedoch der Einfluß auf Kinder und jugendliche. Fast mit dem Augenblick ihrer Geburt werden sie den Forderungen der Mode unterworfen. Kleine Kinder hören mehr von Kleidung als von ihrer Erlösung. Sie sehen ihre Mütter Modezeitschriften eifriger zu Rate ziehen als die Bibel. Textil- und Modegeschäfte werden häufiger besucht als die Gemeinde. Der äußeren Pracht der Kleidung wird größere Bedeutung beigelegt als einem aufrechten Charakter. Wenn Kinder ihre außergewöhnlich gute Kleidung beschmutzen, werden sie hart getadelt, während das Gemüt unter dem ständigen Zwang mürrisch und reizbar wird. Sch1 550 2 Ein verunstalteter Charakter stört die Mutter nicht so sehr wie ein beschmutztes Kleid. Das Kind vernimmt mehr von Putz als von Tugend, weil die Mutter mit der Mode vertrauter ist als mit ihrem Heiland. Ihr Beispiel umgibt die Kinder zu oft mit einer vergiftenden Atmosphäre. Im Gewand der Mode verborgen mischen sich Laster unter die Kinder. Sch1 550 3 Eine einfache Kleidung wird jede fein empfindende Frau vorteilhaft erscheinen lassen. Wir beurteilen den Charakter eines Menschen nach seiner Kleidung. Ein aufgeputztes Äußeres verrät Eitelkeit und Schwäche. Eine bescheidene, gottesfürchtige Frau wird sich schlicht kleiden. Guter Geschmack und ein durchgebildeter Geist zeigen sich in einfacher, angemessener Kleidung. Sch1 550 4 Es gibt einen Schmuck, der niemals vergehen wird, der das Glück aller fördert, die in diesem Leben um uns sind, und mit ungetrübtem Glanz in die ewige Zukunft leuchtet. Dies ist der Schmuck eines sanftmütigen und demütigen Geistes. Gott hat uns geboten, der Seele das prächtigste Kleid anzulegen. Die Verehrer der Mode sollten bei jedem Blick in den Spiegel an ihre vernachlässigte Seele erinnert werden. Jede vor dem Spiegel vergeudete Stunde sollte sie dafür tadeln, daß sie ihren Verstand verkümmern ließen. Dann könnte eine Umgestaltung beginnen, die alle Lebensziele und -absichten erhöhte und adelte. Statt Goldschmuck für das Äußere zu erstreben, trachte man ernsthaft nach der Weisheit, die wertvoller ist als feines Gold und köstlicher als Perlen. Sch1 550 5 Die Frauen, die vor dem Altar der Mode anbeten, besitzen nur geringe Charakterstärke und wenig Willenskraft. Sie leben nicht für eine besondere Aufgabe, und ihr Leben endet nicht sehr würdig. Überall begegnen wir Frauen, deren Sinn und Verstand völlig in ihrer Vorliebe für Kleidung und Schmuck aufgeht. Ihre Weiblichkeit ist verkümmert und ihre Gedanken stellen ihr armseliges, nichtswürdiges Ich in den Mittelpunkt. Als eine modisch gekleidete junge Dame auf der Straße an einigen Herren vorüberging, erkundigte sich einer von ihnen nach ihr. Er erhielt diese Antwort: "Sie ist eine prächtige Zierde im Hause ihres Vaters, im übrigen aber zu nichts zu gebrauchen." Es ist beklagenswert, daß es die angeblichen Nachfolger Christi als zum guten Ton gehörig ansehen, Kleidung und Benehmen solcher unnützen Zierpuppen nachzuahmen. Sch1 551 1 Petrus gibt hinsichtlich der Kleidung christlicher Frauen wertvolle Anweisungen: "Ihr Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldumhängen oder Kleideranlegen, sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt mit sanftem und stillem Geiste; das ist köstlich vor Gott. Denn also haben sich auch vorzeiten die heiligen Weiber geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten." 1.Petrus 3,3-5. Was wir nachdrücklich fordern, ist, die Gebote des Wortes Gottes zu erfüllen. Lesen wir in der Heiligen Schrift, und befolgen wir ihre Lehren? Wollen wir Gott gehorchen oder uns weltlichen Gewohnheiten anpassen? Wollen wir Gott dienen oder dem Mammon? Können wir erwarten, uns des Friedens der Seele und der Zustimmung Gottes zu erfreuen, wenn wir den Lehren seines Wortes unmittelbar zuwiderhandeln? Sch1 551 2 Der Apostel Paulus ermahnt die Christen, sich nicht dieser Welt anzupassen, sondern ihren Sinn umzugestalten, "auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille". Römer 12,2. Viele, die angeblich Kinder Gottes sein wollen, gleichen sich bedenkenlos weltlichen Gewohnheiten an, indem sie Gold, Perlen und teure Kleidung tragen. Wer zu gewissenhaft ist, um solche Dinge zu tragen, wird als engstirnig, abergläubisch und sogar fanatisch verschrien. Es ist jedoch Gott, der sich herabläßt, uns diese Belehrungen zu geben; sie sind Ausdruck seiner unendlichen Weisheit. Wer sie mißachtet, tut es zu seinem eigenen Schaden und Verderben. Wer sich an Schmuck hängt, was im Worte Gottes untersagt wird, nährt Hochmut und Eitelkeit in seinem Herzen. Er will damit die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Seine Kleidung bringt zum Ausdruck Seht mich an! Bewundert mich! Dadurch steigert sich in zunehmendem Maße die dem menschlichen Wesen angeborene Eitelkeit. Wenn der Sinn allein darauf gerichtet ist, Gott zu gefallen, verschwinden all die unnötigen Schmuckgegenstände des Menschen. Sch1 552 1 Der Apostel stellt den äußeren Schmuck in scharfen Gegensatz zu einem sanften und stillen Geist und betont dann vergleichsweise den Wert des letzteren: "Das ist köstlich vor Gott." Es besteht ein entschiedener Widerspruch zwischen der Liebe zu äußerlichem Schmuck und der Tugend der Sanftmut, des stillen Geistes. Nur wenn wir in allen Dingen danach trachten, mit dem Wort Gottes übereinzustimmen, werden Friede und Freude das Herz regieren. Sch1 552 2 Putzsucht gefährdet die Sitten und verkehrt den Charakter einer christlichen Frau, der durch ein bescheidenes und mäßiges, besonnenes Wesen gekennzeichnet sein sollte, ins Gegenteil ... Sch1 552 3 Christus schämt sich seiner sogenannten Nachfolger. Worin sehen wir ihm ähnlich? Worin stimmt unsere Kleidung mit den biblischen Anweisungen überein? Ich möchte die Sünden des Volkes nicht auf mich laden; deshalb will ich den Warnruf deutlich erschallen lassen. Jahre hindurch habe ich auf diesem Gebiet schriftlich und mündlich ein klares und entschiedenes Zeugnis abgelegt. Ich habe mich nicht gescheut, all die Ratschläge Gottes zu verkündigen. Ich muß rein sein von dem Blut aller. (Vgl. Hesekiel 3,17ff.) Die Tatsache, daß weltlicher Sinn und Hochmut eine nahezu allumfassende Herrschaft ausüben, ist für keinen einzigen Christen eine Entschuldigung, sich dem Verhalten anderer anzugleichen. Gott sagte: "Du sollst nicht folgen der Menge zum Bösen." 2.Mose 23,2. Sch1 552 4 Meine Schwestern, spielt nicht länger mit eurer Seele und mit Gott. Ich sah, daß eure Putzsucht die Hauptursache eurer Abtrünnigkeit ist. Dies führt dazu, daß ihr wichtige Verpflichtungen vernachlässigt; schließlich gewahrt ihr kaum noch einen Funken göttlicher Liebe in eurem Herzen. Entsagt ohne Zögern der Ursache eurer Abtrünnigkeit, denn ihr versündigt euch dadurch nicht nur an euch selbst, sondern ihr sündigt auch gegen Gott. Laßt euch nicht durch den Betrug der Sünde verstocken. Die Mode verdirbt die Urteilskraft und verzehrt die geistliche Gesinnung unseres Volkes. Modehörigkeit erfüllt unsere Gemeinden und trägt mehr dazu bei, unser Volk von Gott zu trennen, als irgendeine andere Macht. Ich erkannte, daß Gemeindeordnung sehr unzureichend ist. Jeglicher übertriebene Bekleidungsaufwand, der im Wort Gottes untersagt ist, sollte ein ausreichender Grund zur Anwendung der Gemeindezucht sein. Wer ungeachtet der Warnungen, Aufrufe und flehentlichen Bitten weiterhin seinem entarteten Willen folgt, erbringt den Nachweis, daß sein Innerstes keineswegs Christus ähnlich geworden ist. Das Ich, und nur das Ich, wird angebetet. Ein einziger dieser angeblichen Christen wird viele Menschen von Gott wegführen können. Sch1 553 1 Eine schreckliche Sünde belastet uns als Volk, indem wir unseren Geschwistern gestattet haben, sich in einer ihrem Glauben zuwiderlaufenden Art und Weise zu kleiden. Wir müssen uns sofort aufmachen und den Verlockungen der Mode die Tür verwehren. Wenn wir das nicht tun, wird Zucht und Ordnung in unseren Gemeinden leiden. ------------------------Kapitel 110: Der Trauring Sch1 553 2 Einige machten sich Gedanken über das Tragen eines Trauringes. Sie meinten, daß sich unsere Predigerfrauen dieser Sitte anpassen sollten. All dies ist unnötig. Unseren Predigerfrauen ziemt es, das goldene Band anzulegen, das ihre Herzen mit Christus verbindet, einen lauteren und heiligen Charakter, wahre Liebe, Sanftmut und Frömmigkeit als Frucht des christlichen Bekenntnisses hervorbringt, -- dann wird ihr Einfluß allenthalben gesichert sein. Die Tatsache, daß die Nichtbeachtung der üblichen Gewohnheiten Anlaß zu Bemerkungen gibt, ist kein wirklicher Grund, sie zu billigen. Amerikaner können ihre Haltung eindeutig verständlich machen, indem sie erklären, daß diese Sitte in ihrem Land nicht als bindend angesehen wird. Wir brauchen dieses Zeichen nicht zu tragen, weil wir unserem Ehegelöbnis nicht untreu sind. Andererseits ist das Tragen des Ringes kein Beweis für unsere Treue. Ich leide zutiefst unter diesem Ansteckungsvorgang, der sich in der Anpassung an Sitte und Mode unter uns auszubreiten scheint. Kein Pfennig sollte für einen Goldreif ausgegeben werden, um anzuzeigen, daß wir verheiratet sind. In Ländern, wo es die Sitte gebietet, haben wir keine Veranlassung, die Menschen zu verurteilen, die ihren Trauring tragen. Wenn sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren können, mögen sie es tun. Unsere Missionare dürfen aber nicht annehmen, daß durch das Tragen des Ringes ihr Einfluß im geringsten zunehmen wird. Wenn sie Christen sind, wird das offenbar an der Christusähnlichkeit ihres Wesens, an ihren Worten und Taten, im Heim und im Umgang mit anderen Menschen; ihre Geduld, Langmut und Freundlichkeit werden es beweisen. Sie werden den Geist ihres Meisters kundtun und seinen edlen Charakter, sein liebenswürdiges Gemüt und sein mitfühlendes Herz besitzen. ------------------------Kapitel 111: Charakterbildung Sch1 554 1 Charakterstärke besteht aus zweierlei: aus Willenskraft und Selbstbeherrschung. Viele junge Menschen halten unbeherrschte Leidenschaft irrigerweise für Charakterstärke; in Wirklichkeit verhält es sich jedoch so, daß der von seinen Leidenschaften beherrschte Mensch einen haltlosen Charakter besitzt. Echte Größe und Würde des Menschen werden an der Stärke der Gefühle gemessen, die er bezwingt, und nicht an der Stärke der Gefühle, die ihn überwältigen. Nur der Mann ist der charakterstärkste, der, bis zur Weißglut gereizt, dennoch seine Erregung zurückhält und seinen Feinden vergibt. Solche Männer sind wirklich verehrungswürdig. Sch1 554 2 Viele haben dermaßen dürftige Anschauungen von dem, was sie darstellen könnten, daß sie immer verkrüppelt und beschränkt bleiben werden. Wendeten sie die ihnen von Gott verliehenen Kräfte an, könnten sie einen edlen Charakter entfalten und einen Einfluß ausüben, der Menschen zu Christus führt. Wissen ist Macht; aber geistige Fähigkeiten ohne Herzensgüte sind eine Macht zum Bösen. Sch1 554 3 Gott hat uns mit geistigen und sittlichen Kräften ausgestattet. Aber in erheblichem Maße ist jeder Mensch selbst der Baumeister seines Charakters. Der Bau wächst mit jedem Tag. Gottes Wort ermahnt auf unsere Bauweise zu achten und dafür Sorge zu tragen, daß unser Bau auf den ewigen Felsen gegründet ist. Die Zeit kommt, in der unser Werk, geradeso wie es ist, enthüllt dastehen wird. Jetzt ist es für alle an der Zeit, die ihnen von Gott gegebenen Kräfte auszubilden, um Charaktere zu formen, die hier und für ein höheres Leben danach nützlich sind. Sch1 555 1 Jeder noch so unbedeutende Schritt im Leben beeinflußt die Charakterbildung. Ein guter Charakter ist wertvoller als weltlicher Besitz. Diesen Charakter zu formen, ist die edelste Aufgabe, mit der sich Menschen befassen können. Sch1 555 2 Charaktere, deren Entwicklung dem Zufall überlassen war, sind unbeständig und widerspruchsvoll -- ein Gemisch aus Gegensätzen. Wer eine derartige charakterliche Haltung aufweist, hat seinem Leben weder ein bestimmtes Ziel gegeben, noch hat er im Leben Erfolg. Sie beeinflussen andere Menschen nicht in veredelnder Weise, sondern wirken kraft- und ziellos. Sch1 555 3 Die kurze Lebensspanne, die uns hier auf Erden zugebilligt ist, sollte vernünftig genutzt werden. Gott wünscht sich eine lebendige, treuergebene und arbeitsame Gemeinde. Aber unser Volk ist als Ganzes gesehen jetzt noch weit von diesem Zustand entfernt. Gott ruft nach starken, unerschrockenen Herzen, rührigen, lebendigen Christen, die dem wahren Vorbild nachfolgen und die Sache Gottes nachdrücklich beeinflussen können. Der Herr hat uns als ein heiliges Vermächtnis außerordentlich bedeutsame und ernste Wahrheiten anvertraut, und wir sollten deren Einfluß auf unser Leben und unseren Charakter erkennen lassen. Sch1 555 4 Bei den Olympischen Spielen, auf die der Apostel Paulus unsere Aufmerksamkeit lenkt, wurden von den Wettkämpfern sehr sorgfältige Vorbereitungen verlangt. Monatelang trieben verschiedene Meister mit ihnen gymnastische Übungen, die darauf abgestellt waren, dem Körper Kraft und Ausdauer zu verleihen. Ihre Nahrung wurde auf die ihrer körperlichen Verfassung zuträglichste beschränkt. Ihre Kleidung war so beschaffen, daß jedes Organ und jeder Muskel seine Bewegungsfreiheit behielt. Sch1 555 5 Wenn sich nun die Wettkämpfer, die sich hier um irdische Ehren bewarben, einer so strengen Ordnung unterwarfen, um Sieger zu werden, wieviel mehr ist es dann für die Menschen nötig, die im Werk des Herrn beschäftigt sind, sorgfältig geschult und vorbereitet zu sein, wenn sie Erfolg haben wollen! Ihre Vorbereitungen sollten zum Unterschied von denen der Anwärter auf weltliche Ehren um so viel gründlicher, ihr Ernst und ihre selbstverleugnenden Anstrengungen um so viel größer sein, als himmlische Dinge wertvoller sind als irdische. Es gilt, den Verstand ebenso wie die Muskeln für die fleißigsten und ausdauerndsten Anstrengungen zu schulen. Der Weg zum Erfolg ist nicht eben, so daß wir ihn im Salonwagen zurücklegen könnten, sondern er ist ein mit Hindernissen angefüllter, holpriger Pfad, den wir nur durch beharrliche Bemühungen zu überwinden vermögen. Testimonies for the Church V, 552 (1889). Sch1 556 1 Wie wenig wissen wir von der Tragweite unserer Handlungen auf unser künftiges Lebensschicksal und auch auf das Geschick anderer Menschen. Viele glauben, daß ihren Taten nur geringe Bedeutung beizumessen ist; daß sie keinen Schaden nehmen werden, wenn sie hier einem Konzert beiwohnen und sich dort in einem Vergnügen mit der Welt verbinden wollen. Satan lenkt und beherrscht auf diese Weise ihr Verlangen, und sie bedenken nicht, daß die Folgen höchst bedeutungsvoll sein können. Es kann das Glied in der Kette der Ereignisse sein, das eine Seele an Satans Schlingen fesselt und ihren ewigen Untergang besiegelt. Sch1 556 2 Jede noch so geringe Handlung spielt ihre Rolle in dem großen Drama des Lebens. Bedenkt, daß das Verlangen, die Eßlust ein einziges Mal zu befriedigen, die Sünde mit ihren furchtbaren Folgen über die Welt brachte. Ungeheiligte Ehen der Kinder Gottes mit den Töchtern der Menschen führten zum Abfall, der schließlich im Untergang der Welt durch die Sintflut endete. Die unbedeutendste Tat, die aus Schwäche gegen sich selbst geschah, führte zu gewaltigen Umwälzungen. Dies ist auch jetzt der Fall. Nur sehr wenige sind wachsam. Wie die Kinder Israel wollen die meisten Menschen die mahnenden Worte nicht beachten, sondern ihrem eigenen Ermessen folgen. Durch die Teilnahme an Zusammenkünften, in denen sie die Aufmerksamkeit auf sich lenken, verbinden sie sich mit einem weltlichen Element, weisen damit den Weg, und andere folgen. Was einmal getan wurde, wird von ihnen selbst und von vielen anderen immer wieder getan werden. Jeder Schritt dieser Menschen hinterläßt nicht nur in ihrem Gewissen und ihren Gewohnheiten einen bleibenden Eindruck, sondern auch bei anderen. Diese Überlegung gibt unserem Leben eine gewaltige Bedeutung. Testimonies for the Church V, 92.93 (1882). Sch1 557 1 Was unsere Gewohnheiten aus uns machen, werden wir persönlich für Zeit und Ewigkeit darstellen. Wer gute Gewohnheiten annimmt und gewissenhaft alle Pflichten erfüllt, dessen Leben wird einem glänzenden Licht gleichen, das den Pfad anderer Menschen erhellt. Wer jedoch gegenüber der Unzuverlässigkeit nachsichtig ist und lockere, träge und nachlässige Gewohnheiten stärkt, wird erleben, daß eine Wolke, finsterer als die Mitternacht, die Aussichten des irdischen Lebens zunichte macht und ihn für immer von dem zukünftigen Leben ausschließt. Testimonies for the Church IV, 452 (1880). Sch1 557 2 Die ganze Bibel ist eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in Christus. Angenommen, geglaubt und befolgt, bewirkt sie in hervorragendem Maße die Umwandlung des Charakters. Außerdem ist sie das einzig sichere Mittel zur Bildung der Verstandeskräfte. Testimonies for the Church VIII, 319 (1904). Sch1 557 3 Die Lehre Jesu Christi würdigt den Gläubigen niemals herab; sie macht ihn nie grob oder ungestüm. Unhöflich oder dünkelhaft, leidenschaftlich oder hartherzig. Im Gegenteil sie veredelt die Neigungen, heiligt das Urteil und reinigt und erhöht die Gedanken, die sie rückhaltlos Christus unterwirft. Was Gott mit seinen Kindern vorhat, ist höher, als daß es der höchste menschliche Gedanke erfassen könnte. In seinem heiligen Gesetz hat er ein Abbild seines Wesens gegeben. Testimonies for the Church VIII, 63 (1904). Sch1 557 4 Das Leitbild eines christlichen Charakters ist Christusähnlichkeit. Vor uns liegt ein Weg ständigen Wachstums. Wir haben ein Ziel zu erlangen und eine Stufe zu erreichen, die alles Gute, Reine Edle und Erhabene in sich schließt. Das erfordert, unaufhörlich zu streben und ständig voranzugehen, vorwärts und aufwärts zur Vollendung des Charakters. Testimonies for the Church VIII, 64 (1904).