Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 2

Kapitel 4

Mitarbeiter Gottes

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Mitarbeiter im großen Erntefeld, wir haben nur noch wenig Zeit zur Arbeit. Jetzt ist die günstigste Gelegenheit, die wir je haben werden. Wie sorgfältig sollten wir jeden Augenblick ausnutzen! Unser Erlöser hatte sich dem Werk der Seelenrettung in solchem Maße geweiht, daß er sogar nach seiner eigenen Bluttaufe verlangte. Die Apostel wurden vom Eifer ihres Meisters angesteckt und gingen im Kampfe mit den Fürsten und Mächten und den bösen Geistern unter dem Himmel der Vollendung ihres großen Werkes standhaft, sicher und eifrig entgegen.

Wir leben in einer Zeit, in der noch größerer Ernst nötig ist als in den Tagen der Apostel. Aber bei vielen Dienern Christi herrscht eine Unruhe, ein Verlangen, den romantischen Stil moderner Erweckungsredner nachzuahmen, der Wunsch, etwas Großes zu vollbringen, eine Sensation zu erzeugen, zu den fähigen Rednern gerechnet zu werden und Ehre und Auszeichnung für sich zu gewinnen.

Wenn sie Gefahren entgegentreten und die Ehre einheimsen könnten, die man Helden erweist, dann würden sie mit unverminderter Energie im Werke tätig sein. Aber unbekannt leben und arbeiten, sich in der Verborgenheit für Jesus abmühen und aufopfern ohne besondere menschliche Anerkennung, das erfordert solch gesunde Grundsätze und eine derartige Festigkeit des Vorhabens, wie sie nur wenigen eigen sind. Man könnte weit mehr erreichen, wenn man sich stärker um einen demütigen Wandel mit Gott bemühte, mehr von Menschen absähe und allein um Christi willen arbeitete.

Meine Brüder im Predigtamt, suchet Jesus in aller Demut und Sanftmut. Versucht nicht, die Aufmerksamkeit der Leute auf euch selbst zu lenken. Laßt sie das Werkzeug ganz aus den Augen verlieren, wenn ihr Jesus erhöht. Redet von Jesus, gebt euch selbst auf in ihm. Wir haben zuviel Geschäftigkeit und Betriebsamkeit in unserem religiösen Leben, und darüber werden Golgatha und das Kreuz vergessen.

Wir sind in der größten Gefahr, wenn wir uns untereinander Anerkennung spenden und sozusagen ein Bündnis zu gegenseitiger Verherrlichung eingehen. Sich das Lob der Menschen zu sichern, war das große Anliegen der Pharisäer, und Christus sagte ihnen, daß sie ihren Lohn schon erhalten hätten. Laßt uns das uns verordnete Werk angreifen und es für Christus tun. Wenn wir Mangel leiden, dann laßt es um seinetwillen geschehen. Unser göttlicher Herr wurde durch Leiden vollkommen. Wann werden wir die Menschen so arbeiten sehen, wie er arbeitete?

Das Wort Gottes ist unsere Richtschnur. Jede Liebestat, jedes freundliche Wort, jedes Gebet für die Leidenden und Bedrückten wird vor den Thron des Ewigen gebracht und auf des Himmels unvergänglichen Bericht gesetzt. Das göttliche Wort ergießt Licht in den dunkelsten Verstand, und es läßt die Gebildetsten ihre Unzulänglichkeit und Sündigkeit empfinden.

Der Feind ist heutzutage dabei, Seelen sehr billig zu kaufen. "Ihr seid umsonst verkauft" (Jesaja 52,3), sagt die Schrift. Einer verkauft seine Seele für den Beifall der Welt, der andere für Geld, einer zur Befriedigung niedriger Leidenschaften, der andere um weltlicher Vergnügungen willen. Solche Geschäfte werden täglich abgeschlossen. Satan tritt als Käufer auf für die durch Christi Blut Erlösten, und er erwirbt sie billig trotz des unendlichen Preises, der für ihre Erlösung gezahlt wurde.

Uns wurden große Segnungen und Gnadenerweisungen zuteil. Wir können uns die wertvollsten himmlischen Schätze sichern. Laßt Prediger und Gemeindeglieder immer daran denken, daß die Wahrheit des Evangeliums, wenn sie nicht rettet, ins Verderben führt. Menschen, die sich Tag für Tag weigern, auf die gnadenvollen Einladungen zu hören, werden bald die dringendsten Aufforderungen ohne die geringste Gemütsbewegung anhören.

Als Mitarbeiter Gottes brauchen wir inbrünstigere Frömmigkeit und weniger Selbsterhöhung. Je mehr das eigene Ich erhoben wird, desto geringer wird der Glaube an die Zeugnisse des Geistes werden. Wer sehr eng mit Gott verbunden ist, kennt auch Gottes Stimme, wenn er zu ihm spricht. Wer geistlich ist, vermag auch geistliche Dinge zu erkennen. Er wird es dankbar empfinden, daß der Herr ihn auf seine Irrtümer aufmerksam macht. Die anderen dagegen, die ganz auf sich selbst vertrauen, werden Gott in den Zeugnissen seines Geistes immer weniger erkennen.

Unsere Arbeit muß in tiefer Demut unter Fasten und Beten geschehen. Wir dürfen nicht nur Friede und Freude erwarten. Es wird auch an Traurigkeit nicht fehlen, aber die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Dunkelheit und Kleinmut können zeitweilig im Herzen der sich selbst verleugnenden Gläubigen aufkommen, aber das wird ihnen nicht schaden. Es mag Gottes Absicht sein, sie zu veranlassen, ihn ernstlicher zu suchen.

Wir brauchen Männer wie Kaleb

Was wir brauchen, sind Männer wie Kaleb, die treu und wahrhaftig sind. Gegenwärtig ist das Leben zu vieler durch Trägheit gekennzeichnet. Sie wenden ihre Schultern gerade dann vom Rade ab, wenn sie durchhalten und all ihre Kraft einsetzen sollten. Diener Christi, "wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten". Epheser 5,14. Eure Arbeit ist so voller Eigenliebe, daß Christus darüber vergessen wird. Einige von euch sind allzu verwöhnt, weil man ihnen zuviel schmeichelt. Wie in Noahs Tagen ist der Sinn zu sehr auf Essen und Trinken, Pflanzen und Bauen gerichtet. Die Welt hat den Dienern Christi alle Kraft geraubt. Brüder, wenn ihr wollt, daß euer Glaube von Ungläubigen geehrt wird, dann ehrt ihn zuerst selbst durch entsprechende Taten. Trotz Schwierigkeiten und weltlicher Drangsal könnt ihr durch enge Verbindung mit Gott, sofern ihr euch genau an die biblischen Wahrheiten haltet, den Geist der Wahrheit auch den Herzen eurer Kinder einflößen. Dann werden sie euch als Werkzeuge in Gottes Hand in allem Guten kräftig unterstützen.

Viele sind durch übermäßiges Essen und die Befriedigung niedriger Leidenschaften gleichermaßen für körperliche und geistige Arbeit unfähig geworden. Die tierischen Neigungen werden gestärkt, die sittliche und geistliche Natur wird dagegen geschwächt. Was wird der himmlische Bericht über den einzelnen aussagen, wenn wir den großen weißen Thron umstehen? Dann wird ihnen klar werden, was sie hätten tun können, wenn sie ihre von Gott verliehenen Kräfte nicht entwürdigt hätten. Dann werden sie begreifen, welcher geistigen Höhe sie teilhaftig geworden wären, wenn sie alle von Gott verliehenen körperlichen und geistigen Kräfte ihm geweiht hätten. In der Pein ihrer Gewissensbisse werden sie sich danach sehnen, ihr Leben noch einmal leben zu können.

Ich rufe denen, die bekennen, Lichtträger und Vorbilder der Herde zu sein, zu, von aller Ungerechtigkeit abzutreten. Nutzt den kleinen Rest der Zeit, der euch noch bleibt, gut aus. Ist euer Halt an Gott, die Hingabe an seinen Dienst, stark genug, daß euer Glaube in der schrecklichsten Verfolgung nicht versagt? Allein die starke Liebe zu Gott wird uns in den Versuchungen, die uns bevorstehen, aufrechterhalten.

Selbstverleugnung und Kreuz sind unser Teil. Sind wir bereit, sie anzunehmen? Niemand darf erwarten, daß sich der Geist der Selbstverleugnung und der Hingabe an die himmlische Heimat in den letzten großen Versuchungen plötzlich entwickeln wird, weil wir ihn dann gerade brauchen. Nein, dieser Geist muß mit unserer täglichen Erfahrung verschmolzen sein und dem Herzen und Sinn unsrer Kinder durch Lehre und Beispiel eingeflößt werden. Mütter in Israel mögen selbst keine Kämpfer sein, aber sie können Kämpfer erziehen, die die volle Rüstung anlegen und des Herrn Schlachten mannhaft schlagen.

Vorbereitung auf den Tag der Prüfung

Prediger und Gemeindeglieder bedürfen der bekehrenden Macht der Gnade, ehe sie fähig sind, am Tage des Herrn zu bestehen. In ihrer Ungerechtigkeit und menschlichen Verderbtheit nähert sich die Welt schnell jenem Zustand, an dem Gottes Eingreifen notwendig wird. Dann sollten sich seine bekenntlichen Nachfolger mehr durch ihre Treue zu seinem heiligen Gesetz auszeichnen. Ihr Gebet wird wie das Davids sein: "Zeit ist's für den Herrn, zu handeln: sie haben ja dein Gesetz gebrochen." Psalm 119,126 (Menge). Und mit ihrem Wandel werden sie sagen: "Darum liebe ich deine Gebote mehr als Gold und als Feingold." Vers 127. Die offene Verachtung, die man dem Gesetze Gottes bezeigt, ist für sein Volk, das die Gebote hält, Grund genug, hervorzutreten und seine Achtung und Verehrung für Gottes zu Boden getretenes Gesetz zu bezeigen.

"Und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten." Matthäus 24,12. Sogar der Luftraum ist durch die Sünde entweiht. Bald wird Gottes Volk die Feuerprobe bestehen müssen, und ein großer Teil derer, die jetzt den Schein der Echtheit und Wahrheit haben, werden sich als unedles Metall erweisen. Anstatt durch Widerstand, Bedrohung und Beschimpfung stärker und standhafter zu werden, treten sie feige auf die Seite der Gegner. Die Verheißung lautet: "Wer mich ehret, den will ich auch ehren." 1.Samuel 2,30. Sollen wir uns weniger an Gottes Gesetz halten, weil die Welt im allgemeinen versucht hat, es zunichte zu machen?

Schon sind Gottes Gerichte weithin im Lande zu sehen in Stürmen, Fluten, Gewittern, Erdbeben, in Gefahren zu Lande und zur See. Der große, ewige Gott spricht zu denen, die seinem Gesetz jeden Sinn aberkennen. Wer wird standhalten können, wenn Gottes Zorn auf die Erde ausgegossen wird? Jetzt ist es Zeit für Gottes Volk, seine Grundsatztreue zu beweisen. Wenn der Glaube an Christus und sein Gesetz völlig verachtet wird, dann sollte unser Eifer um so wärmer und unser Mut und unsre Festigkeit unbeugsam sein. Unsere Prüfung besteht darin, daß wir Wahrheit und Gerechtigkeit verteidigen, wenn uns die Mehrheit verläßt, daß wir die Schlachten des Herrn schlagen, wenn der Kämpfer wenige sind. Dann müssen wir der Kälte der anderen Wärme, ihrer Feigheit Mut und ihrem Verrat Treue entgegenstellen. Die Masse wird auf der Seite des großen Rebellenführers stehen.

Die Prüfung wird gewißlich kommen. Vor sechsunddreißig Jahren1 wurde mir gezeigt, daß stattfinden würde, was sich jetzt anbahnt, daß nämlich die Beobachtung einer päpstlichen Einrichtung dem Volke durch ein Sonntagsgesetz aufgezwungen und der geheiligte Ruhetag Gottes mit Füßen getreten würde.

Der Anfänger unserer Erlösung wird sein Volk für den Kampf stärken, in den es eintreten muß. Wie oft, wenn Satan alle seine Macht gegen die Nachfolger Christi einsetzt und ihnen der Tod ins Angesicht starrt, haben ernste, im Glauben emporgesandte Gebete den Anführer der Heerscharen des Herrn auf den Plan gerufen, den auf und ab wogenden Kampf gewendet und die Bedrängten gerettet!

Jetzt ist es Zeit, sich innig mit Gott zu verbinden, damit wir bewahrt werden mögen, wenn sein großer Zorn mit Ungestüm auf die Menschenkinder ausgegossen wird. Wir haben uns von den alten Marksteinen entfernt. Laßt uns umkehren. Wenn der Herr Gott ist, so dienet ihm; ist es Baal, dann dienet ihm. Auf welcher Seite wollt ihr stehen: