Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 2

Kapitel 7

Fleiß bei der Arbeit

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"Siehst du einen Mann behend in seinem Geschäft, der wird vor den Königen stehen und wird nicht stehen vor den Unedlen." Sprüche 22,29. "Lässige Hand macht arm aber der Fleißigen Hand macht reich." Sprüche 10,4. "In der Bruderliebe zueinander seid voll Herzlichkeit; in der Ehrerbietung komme einer dem andern zuvor! Seid unverdrossen, wo es Eifer gilt; seid feurig im Geist, dem Herrn zu dienen bereit!" Römer 12,10.11 (Menge).

Die vielen Ermahnungen zum Fleiß im Alten und Neuen Testament zeigen die enge Beziehung, die zwischen unseren Lebensgewohnheiten und unseren religiösen Gefühlen und Gewohnheiten besteht, recht deutlich. Der menschliche Geist und Körper sind so beschaffen, daß viele Übungen nötig sind, um eine gesunde Entwicklung aller Fähigkeiten zu gewährleisten.

Während viele in weltlicher Beschäftigung aufgehen, neigen andere zum geraden Gegenteil und arbeiten nicht genügend, um für sich oder die von ihnen Abhängigen den Lebensunterhalt zu verdienen. Bruder X. gehört zu diesen Leuten. Wenn er auch in seiner Familie die Stellung des Familienoberhauptes einnimmt, so füllt er diesen Platz in Wirklichkeit nicht aus. Die schwerste Verantwortung und die größten Lasten läßt er seine Frau tragen, während er in sorgloser Trägheit dahinlebt oder sich mit derartigen Geringfügigkeiten beschäftigt, die für den Unterhalt seiner Familie nur wenig ins Gewicht fallen. Stundenlang kann er dasitzen und mit seinen Söhnen oder Nachbarn über unbedeutende Alltäglichkeiten plaudern. Er nimmt das Leben leicht und genießt es, während die Frau und Mutter die anfallende Arbeit verrichtet, um die Mahlzeiten zuzubereiten und die Kleidung instand zu halten.

Dieser Bruder ist ein armer Mann und wird für die Gesellschaft immer eine Last sein, es sei denn, er besinnt sich seiner gottgegebenen Bestimmung und wird ein Mann. Jeder kann Arbeit finden, wenn ihm wirklich daran liegt. Wenn er aber sorglos und unachtsam ist, werden die Stellungen, die er sich hätte sichern können, von jenen besetzt sein, die eine größere Rührigkeit und mehr Berufsethos entfalteten.

Lieber Bruder, es lag nie in Gottes Plan, daß du so arm sein sollst, wie du es jetzt bist. Weshalb verlieh er dir denn deinen Körper? Du bist für deine Körperkräfte ebenso verantwortlich wie deine Brüder für ihr Vermögen. Einige von ihnen wären heut sehr im Vorteil, wenn sie ihr Besitztum gegen deine Körperkraft eintauschen könnten. Aber an deiner Stelle würden sie durch fleißigen Gebrauch ihrer geistigen und körperlichen Kräfte bald jeden Mangel überwunden haben und niemand mehr etwas schulden. Es ist nicht so, daß Gott dir grollt, wenn die Umstände scheinbar gegen dich sind, sondern weil du die Kraft nicht anwendest, die er dir gegeben hat. Er wollte nicht, daß deine Fähigkeiten durch Untätigkeit verkümmerten, sondern daß sie durch Übung erstarkten.

Pflicht zur Arbeit

Dein Glaube macht es dir ebenso zur Pflicht, an den sechs Arbeitstagen deine Zeit auszunutzen wie am Sabbat den Gottesdienst zu besuchen. Du arbeitest nicht fleißig. Du läßt Stunden, Tage und sogar Wochen vergehen, ohne etwas fertigzubringen. Die beste Predigt, die du der Welt halten könntest, wäre eine entschiedene Neugestaltung deines Lebens, in dem du für den Unterhalt deiner eigenen Familie aufkommst. Der Apostel sagt: "So aber jemand die Seinen, sonderlich seine Hausgenossen, nicht versorgt, der hat den Glauben verleugnet und ist ärger denn ein Heide." 1.Timotheus 5,8.

Du bringst Schande auf das Werk, weil du an einem Ort wohnst, wo du eine Zeitlang der Trägheit frönst und dann zum Unterhalt deiner Familie Schulden machen mußt. Dir ist durchaus nicht immer darum zu tun, diese deine eindeutigen Schulden zu begleichen. Statt dessen ziehst du an einen anderen Ort. Das aber ist Betrug an deinen Nachbarn. Die Welt hat ein Recht darauf, von den bekenntlichen Bibelchristen unbedingte Lauterkeit zu erwarten. Durch die Gleichgültigkeit eines einzigen bei der Bezahlung seiner Schulden geraten alle unsere Gemeindeglieder in den Verdacht der Unzuverlässigkeit.

"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch." Matthäus 7,12. Das bezieht sich ebenso auf solche, die mit ihren Händen arbeiten müssen, wie auf solche, die etwas zu verschenken haben. Gott hat dir Kraft und Geschicklichkeit gegeben, aber du hast sie nicht benutzt, obwohl deine Stärke bei weitem ausreicht, deine Familie zu ernähren. Steh früh am Morgen auf; falls es sein muß, wenn die Sterne noch am Himmel stehen. Mach dir Pläne für deine Arbeit und führe sie wirklich durch. Erfülle jedes Versprechen, es sei denn, Krankheit wirft dich nieder. Es ist besser, du verzichtest auf Nahrung und Schlaf, als daß du anderen das vorenthältst, was ihnen von Rechts wegen zukommt.

Der Aufstieg zum Erfolg wird nicht ohne Anstrengung errungen. Niemand darf erwarten, ohne Mühe zum Erfolge zu kommen, sei es in geistlichen oder irdischen Dingen. Die Schnellen gewinnen nicht immer das Wettrennen noch die Starken die Schlacht, doch der Träge wird gewiß arm. Prediger 9,11; Sprüche 10,4. Die Beharrlichen und Fleißigen sind nicht nur selbst glücklich, sondern sie tragen weitgehend zum Glück anderer bei. Wohlhabenheit und Bequemlichkeit werden nur durch ernsten Fleiß erlangt. Pharao zeigte, wie hoch er diese Eigenschaft schätzte, als er zu Joseph sagte: "So du weißt, daß Leute unter ihnen (Josephs Brüdern) sind, die tüchtig sind, so setze sie über mein Vieh." 1.Mose 47,6.

Es gibt keine Entschuldigung für Bruder X., es sei denn, unwiderstehlicher Hang zur Bequemlichkeit und Unfähigkeit, zu planen und sich an die Arbeit zu machen, wären eine Entschuldigung. Es wäre das beste für ihn, er gäbe seine Selbständigkeit auf und nähme Arbeit bei einem anderen, der für ihn plante. Er ist so lange ein sorgloser, schlaffer Herr seiner selbst gewesen, daß er nur wenig fertigbringt, und außerdem gibt er seinen Kindern ein schlechtes Beispiel. Sie zeigen seine Wesensart. Sie lassen ihre Mutter die Lasten tragen. Fordert man sie zu einer Arbeit auf, dann sind sie wohl dazu bereit. Aber sie denken nicht daran, sich um notwendige Dinge zu kümmern und sie von selbst zu tun, wie man das von allen Kindern erwarten kann.

Überlastete Frauen und Mütter

Eine Frau tut sich und ihrer Familie schweres Unrecht an, wenn sie zu ihrer Arbeit auch noch die ihrer Angehörigen verrichtet, wenn sie Holz und Wasser holt und sogar noch das Beil nimmt, um das Holz zu spalten, während ihr Mann und ihre Söhne es sich am Feuer gemütlich machen. Gott hat niemals bestimmt, daß Frauen und Mütter die Sklaven ihrer Familien sein sollen. Manch eine Mutter ist mit Sorgen überbürdet, weil ihre Kinder nicht dazu erzogen sind, an den häuslichen Pflichten teilzunehmen. Die Folge davon ist, daß sie altert und vorzeitig stirbt und ihre Kinder gerade dann verläßt, wenn sie als Mutter zur Führung ihrer unerfahrenen Kinder am dringendsten gebraucht würde. Wer verdient in diesem Falle Tadel?

Die Männer sollten alles tun, ihren Frauen Sorge zu ersparen und sie frisch und munter zu erhalten. Niemals sollten sie bei den Kindern Trägheit erlauben und begünstigen, denn gar bald wird sie zur Gewohnheit. Wenn Kinder nichts Nützliches tun, lassen ihre Fähigkeiten nach oder werden gar zu Bösem genutzt.

Was du brauchst, mein Bruder, ist Betätigung. Jeder Gesichtszug, jede deiner Geistesgaben weisen darauf hin. Du magst keine schwere Arbeit tun und schätzt es nicht, dein Brot im Schweiße deines Angesichts zu verdienen. Aber dies ist im Haushalt des Lebens der von Gott verordnete Plan.

Du führst nicht durch, was du begonnen hast, du hast dich nicht an Ordnung gewöhnt. Planung ist alles. Tu immer nur eines zu gleicher Zeit, aber das richtig, und führe es auch durch, ehe du etwas anderes anfängst. Du solltest bestimmte Zeiten für Aufstehen, Gebet und Mahlzeiten festsetzen. Viele vertrödeln kostbare Stunden im Bett, weil es ihrer natürlichen Neigung entspricht und das Gegenteil Anstrengung erforderte. Eine am Morgen versäumte Stunde ist für immer verloren und niemals einzuholen. Salomo sagt in Sprüche 24,30-34: "Ich ging am Acker des Faulen vorüber und am Weinberg des Narren; und siehe, da waren eitel Nesseln darauf, und er stand voll Disteln, und die Mauer war eingefallen. Da ich das sah, nahm ich's zu Herzen und schaute und lernte daran. Du willst ein wenig schlafen und ein wenig schlummern und ein wenig die Hände zusammentun, daß du ruhest; aber es wird dir deine Armut kommen wie ein Wanderer und dein Mangel wie ein gewappneter Mann."

Wer fromm sein will, sollte seinem Glaubensbekenntnis dadurch Ehre antun, daß er keinen Anlaß gibt, die Wahrheit wegen seiner leichtfertigen Handlungsweise zu schmähen. "Seid niemand nichts schuldig" (Römer 13,8), sagt der Apostel. Lieber Bruder, du solltest dich jetzt ernstlich bemühen, gegen deine gewohnheitsmäßige Trägheit anzugehen und die Zeit auszukaufen. Laß die Welt sehen, daß die Wahrheit eine Erneuerung in deinem Leben bewirkt hat.