Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 2

Kapitel 9

Auf Jesus sehen

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Viele begehen in ihrem religiösen Leben den schweren Fehler, daß sie nur ihre Gefühle aufmerksam beobachten und danach ihren Fortschritt oder Rückgang beurteilen. Gefühle sind kein sicherer Maßstab. Zum Beweise unserer Annahme bei Gott dürfen wir nicht in unser Inneres blicken. Wir werden dort nur Entmutigendes finden. Unsere einzige Hoffnung besteht im Aufsehen auf Jesum "den Anfänger und Vollender des Glaubens". Hebräer 12,2. Bei ihm ist alles, was uns mit Hoffnung, Glauben und Mut erfüllen kann. Er ist unsere Gerechtigkeit, unser Trost und unsere Freude.

Wer in das eigne Innere blickt, um Trost zu finden, wird müde und enttäuscht. Ein Gefühl für unsere Schwäche und Unwürdigkeit sollte uns demütig machen, damit wir uns auf das Versöhnungsopfer Christi berufen. Wenn wir uns auf sein Verdienst verlassen, werden wir Ruhe, Frieden und Freude finden. Er errettet nach bestem Vermögen alle, die durch ihn zu Gott kommen.

Wir müssen täglich, ja stündlich auf Jesus vertrauen. Er hat verheißen, daß, wie unsere Tage sind, unsere Kraft sein soll. Durch seine Gnade können wir alle Lasten der Gegenwart tragen und ihre Pflichten erfüllen. Viele aber werden zu Boden gedrückt, weil sie künftige Schwierigkeiten vorwegnehmen. Ständig versuchen sie, die Sorgen von morgen ins Heute zu übertragen. Ein großer Teil all ihrer Prüfungen beruht daher auf Einbildung. Dafür aber hat Jesus keine Vorsorge getroffen. Er verheißt Hilfe nur für den Tag. Wir sollen uns nicht mit den Sorgen und Nöten von morgen belasten; denn "es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe". Matthäus 6,34.

Die Gewohnheit, über vorweggenommenem Übel zu brüten, ist unklug und unchristlich. Wenn wir das tun, versäumen wir es, die Segnungen der Gegenwart zu genießen und ihre günstigen Gelegenheiten wahrzunehmen. Der Herr verlangt von uns, die Pflichten des jeweiligen Tages zu erfüllen und seine Prüfungen zu ertragen. Täglich müssen wir uns davor hüten, nicht in Wort oder Tat zu fehlen. Heute sollen wir Gott loben und ehren. Heute sollen wir durch die Anwendung des lebendigen Glaubens den Feind besiegen. Heute müssen wir Gott suchen und entschlossen sein, uns nicht ohne seine Anwesenheit zufriedenzugeben. Wir sollten wachen, arbeiten und beten, als wäre heut der letzte Tag, der uns gewährt wird. Wie überaus ernst würde dann unser Leben sein! Wie gewissenhaft würden wir Jesus in allen unseren Worten und Taten folgen!

Mach Jesus zu deinem Freund

Nur wenige schätzen die köstliche Gnadengabe des Gebetes richtig ein. Wir sollten zu Jesus gehen und ihm alle unsere Nöte sagen. Wir können ihm unsere kleinen Sorgen und Verlegenheiten genau so bringen wie unsere größeren Schwierigkeiten. Was uns auch beunruhigt oder Not macht, sollten wir im Gebet dem Herrn vorlegen. Wenn wir fühlen, daß wir die Gegenwart Christi bei jedem Schritt brauchen, dann wird Satan nur wenig Gelegenheit haben, uns mit seinen Versuchungen zu belästigen. Es ist sein ausgeklügeltes Bemühen, uns von unserem besten und verständnisvollsten Freund fernzuhalten. Wir sollten niemanden außer Jesus zu unserem Vertrauten machen. Mit ihm können wir uns ohne Gefahr über alles unterhalten, was unsere Herzen bewegt.

Geschwister, wenn ihr euch zum gemeinsamen Gottesdienst versammelt, dann glaubt, daß Jesus unter euch ist. Glaubt, daß er euch segnen will. Blickt von euch weg und seht auf Jesus, sprecht von seiner unvergleichlichen Liebe. Wenn ihr auf ihn seht, werdet ihr in sein Bild verwandelt werden. Betet kurz und kommt gleich zur Sache. Haltet dem Herrn nicht in langen Gebeten eine Predigt. Bittet um das Brot des Lebens, wie ein hungriges Kind von seinem irdischen Vater Brot erbittet. Gott wird uns jeden benötigten Segen schenken, wenn wir ihn in Einfalt und Vertrauen darum bitten.

Die Gebete der Prediger vor ihren Predigten sind häufig lang und unpassend. Sie umfassen eine ganze Menge von Gegenständen, die keine Beziehung zu den Bedürfnissen des Augenblicks oder der Gemeinde haben. Solche Gebete gehören in das Kämmerlein, aber nicht in die Öffentlichkeit. Die Hörer werden müde und sehnen sich danach, daß der Prediger zum Schluß kommen möge. Brüder, tragt die Gemeinde auf betendem Herzen. Geht vertrauensvoll zu eurem Heiland und sagt ihm, was ihr für dieses Bedürfnis braucht. Laßt uns Gott mit starkem Verlangen um den Segen bitten, den wir für diese Zeit benötigen.

Das Gebet ist die heiligste Betätigung der Seele. Es sollte aufrichtig, demütig und ernst sein und die Wünsche eines erneuerten Herzens in der Gegenwart des heiligen Gottes darbringen. Wenn der Beter spürt, daß Gott ihm nahe ist, wird er sein Ich vergessen. Er wird kein Verlangen haben, menschliche Gaben zu entfalten. Er wird nicht danach trachten, den Ohren der Menschen zu gefallen, sondern den Segen zu erlangen, nach dem sich die Seele sehnt.

Nähmen wir den Herrn bei seinem Wort, wie reich gesegnet könnten wir werden! Gäbe es doch inbrünstigere und wirksamere Gebete! Christus will allen helfen, die ihn im Glauben suchen.