Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 2

Kapitel 16

Hütet euch vor Irrlehren

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Als Satan im Himmel unzufrieden wurde, brachte er seine Klage nicht vor Gott oder Christus, sondern ging zu den Engeln, die ihn für vollkommen hielten, und machte ihnen klar, daß Gott ihm mit der Bevorzugung Christi Unrecht getan habe. Das Ergebnis dieser falschen Darstellung war, daß ein Drittel der Engel durch ihr Mitgefühl mit Satan ihre Sündlosigkeit, ihre hohe Stellung und ihr glückliches Heim verloren. Nun stiftet Satan Menschen an, das Werk der Eifersucht und des Argwohns, das im Himmel begann, auf Erden fortzusetzen ...

Gott ist nicht an seinem Volke vorübergegangen und hat nur hier und da einzelne Menschen erwählt, um ihnen allein seine Wahrheit anzuvertrauen. Er gibt einem einzelnen Menschen auch keine Erkenntnis, die im Widerspruch zu dem feststehenden Glauben der Gemeinde steht. Bei jeder Reformation sind Menschen mit solchen Ansprüchen aufgetreten. Paulus warnte die Gemeinde seiner Zeit: "Aus euch selbst werden aufstehen Männer, die da verkehrte Lehren reden, die Jünger an sich zu ziehen." Apostelgeschichte 20,30. Der größte Schaden erwächst dem Volke Gottes von denen, die aus seiner Mitte aufstehen und verkehrte Dinge reden. Durch sie gerät die Wahrheit in schlechten Ruf.

Niemand sei so selbstsicher, als habe Gott ihm besondere Erkenntnis, die über jene seiner Brüder hinausgeht, zuteil werden lassen. Christus wohnt unter seinem Volke. Von den Gläubigen wird gesagt, sie seien "erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn, auf welchem auch ihr mit erbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist". Epheser 2,20-22. "So ermahne nun euch ich Gefangener in dem Herrn", sagt Paulus, "daß ihr wandelt, wie sich's gebührt eurer Berufung, mit der ihr berufen seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, und vertraget einer den andern in der Liebe und seid fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater unser aller, der da ist über euch allen und durch euch alle und in euch allen." Epheser 4,1-6.

Was Bruder D. neue Erkenntnis nennt, ist scheinbar harmlos. Es macht auch nicht den Eindruck, als könne jemandem daraus Schaden erwachsen. Aber, Geschwister, es ist Satans List, sein Stoßkeil. Er hat das immer wieder versucht. Jemand greift einen neuen, anregenden Gedanken auf, der der Wahrheit nicht zu widersprechen scheint. Er redet darüber und verweilt dabei, bis er ihm wertvoll und wichtig erscheint, denn Satans Einfluß ist so groß, diesen Anschein zu erwecken. Schließlich wird es der alles andere beherrschende Gedanke, um den alles kreist, und die Wahrheit ist im Herzen entwurzelt.

Kaum sind die seltsamen Gedanken in seinem Geist entstanden, beginnt Bruder D. auch schon, am Glauben zu zweifeln und das Werk des Geistes in Frage zu stellen, das sich so viele Jahre in unserer Mitte bekundet hat. Er ist nicht der Mann, der seine Gedanken für besonderes Licht hält, um sie dann nicht andern mitzuteilen. Deshalb ist es nicht gefahrlos, ihm Einfluß einzuräumen, durch den er auch andere wankend machen könnte. Es wäre eine Tür, durch die Satan zahlreiche Irrtümer einschmuggeln könnte, um von der Wahrheit abzulenken. Geschwister, als Botin Christi warne ich euch, hütet euch vor diesen nebensächlichen Fragen, deren Zweck es ist, von der Wahrheit abzulenken. Irrtum ist niemals harmlos. Er führt keinesfalls zur Heiligung, sondern bringt stets Verwirrung und Spaltung. Er ist stets gefährlich. Der Feind hat große Gewalt über Menschen, die durch die biblische Wahrheit und das Gebet nicht gründlich gefestigt sind.

Es gibt tausend getarnte Versuchungen für diejenigen, die das Licht der Wahrheit haben. Daher besteht der einzige Schatz für uns alle darin, keine neue Lehre und keine Auslegung der Schrift anzunehmen, ohne sie vorher erfahrenen Brüdern vorgelegt zu haben. Unterbreitet sie ihnen in demütigem, gelehrigem Geist und mit ernstem Gebet. Und wenn sie keine neue Erkenntnis darin sehen, dann fügt euch ihrem Urteil, denn "wo aber viel Ratgeber sind, da geht es wohl zu". Sprüche 11,14.

Satans heimtückisches Wirken

Satan ist unaufhörlich an der Arbeit, aber nur wenige haben eine Vorstellung von seiner Emsigkeit und Tücke. Das Volk Gottes muß gewappnet sein, dem schlauen Feinde zu begegnen, denn diesen Widerstand fürchtet Satan. Besser als wir kennt er die Grenzen seiner Macht, und er weiß, wie leicht er überwunden werden kann, wenn wir ihm entgegentreten und Trotz bieten. Der schwächste Gläubige ist durch die Kraft Gottes für Satan und dessen Engelheer mehr als nur ein ebenbürtiger Kämpfer, und wenn es auf die Probe ankäme, könnte er seine überlegene Kraft wohl beweisen. Deshalb ist Satans Schritt geräuschlos, seine Bewegungen sind unauffällig und seine Angriffe getarnt. Er wagt nicht, sich offen zu zeigen, damit er die schlummernden Kräfte der Christen nicht wecke und sie zu Gott ins Gebet flüchten.

Der Feind bereitet sich auf seinen letzten Feldzug gegen die Gemeinde vor. Er hält sich dermaßen verborgen, daß viele kaum an seine Existenz glauben können, und noch weniger wollen sie sich von seiner erstaunlichen Tätigkeit und Macht überzeugen lassen. Sie haben seineVergangenheit zum großen Teil vergessen, und bei neuen Vorstößen seinerseits erkennen sie ihn, die alte Schlange, nicht als ihren Feind, sondern sehen in ihm einen Freund, der ihnen Gutes erweisen will. Während sie auf ihre Unabhängigkeit pochen, geben sie unter seinem verblendenden, bestrickenden Einfluß den schlechtesten Trieben des menschlichen Herzens nach und glauben noch, daß Gott sie führe. Könnten doch ihre Augen geöffnet werden, damit sie ihren Anführer erkennten! Sie sähen dann, daß sie nicht Gott, sondern dem Feind aller Gerechtigkeit dienen. Sie würden begreifen, daß ihre vorgebliche Unabhängigkeit eine der schwersten Fesseln ist, die Satan ihren unausgeglichenen Gemütern anlegen kann.

Der Mensch ist Satans Gefangener und neigt von Natur dazu, seinen Ratschlägen und Befehlen zu folgen. Er hat in sich selbst keine Kraft, dem Bösen wirksamen Widerstand zu leisten. Nur wenn Christus durch einen lebendigen Glauben in ihm wohnt, seine Wünsche beeinflußt und ihn mit Kraft von oben ausrüstet, kann der Mensch es wagen, solch einem furchtbaren Feinde entgegenzutreten. Jedes andere Verteidigungsmittel ist völlig nutzlos. Allein durch Christus können der Macht Satans Grenzen gesetzt werden. Das ist eine bedeutsame Wahrheit, die alle begreifen sollten. Satan ist ununterbrochen tätig und geht hin und her über die Erde, um zu sehen, wen er verschlinge. Aber das ernste Gebet des Glaubens wird seine stärksten Bemühungen zuschanden machen. Darum nehmt "den Schild des Glaubens", Geschwister, "mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichtes". Epheser 6,16.

Unsere schlimmsten Feinde trachten den Einfluß der Wächter auf Zions Mauern zu vernichten. Satan wirkt durch seine Werkzeuge. Er macht auf Erden ernste Anstrengungen und arbeitet planmäßig in vollem Einvernehmen mit seinen Helfern. Der Unglaube breitet sich über den ganzen Erdball aus und hat auch Berührung mit der Gemeinde Gottes. Sein Einfluß soll das Vertrauen zur Arbeit des Geistes Gottes untergraben. Diese Kraft ist schon da und im geheimen am Wirken. Seid vorsichtig, daß ihr nicht durch unwahre Berichte, Kritiksucht und entschiedene Gegenarbeit als Helfer des Feindes Gottes und der Menschen erfunden werdet.

In listiger Art und Weise und auf unsichtbaren Wegen sucht Satan sein Ansehen zu stärken und dem Volke Gottes Hindernisse in den Weg zu legen, damit die Menschen nicht aus seiner Gewalt befreit und unter das Banner Christi gesammelt werden. Durch Betrug sucht er Seelen aus der Gemeinschaft mit Christus herauszulocken, und wer nicht in der Wahrheit gegründet ist, gerät gewiß in seine Schlinge. Wen er nicht zur Sünde verführen kann, den verfolgt er, so wie die Juden einst Christus verfolgten.

Satans Absicht ist es, Gott zu verunehren, und er bedient sich jedes ungeheiligten Menschen, um sein Vorhaben auszuführen. Diese verblendeten Werkzeuge sehen nicht, was sie tun, bis sie so tief in Schuld verstrickt sind, daß sie glauben, alle Mühe sei vergeblich, von neuem zu beginnen. So setzen sie alles aufs Spiel und verharren auf dem Wege der Übertretung bis zum bitteren Ende.

Satan hofft, die übrigen des Volkes Gottes in den allgemeinen Untergang, den diese Welt zu erwarten hat, hineinzuziehen. Je näher die Wiederkunft Christi rückt, desto entschlossener und entschiedener wird er in seinen Anstrengungen, es zu überwältigen. Männer und Frauen werden aufstehen und behaupten, eine neue Erkenntnis oder Offenbarung zu haben, die darauf abzielt, den Glauben an die Grundwahrheiten zu untergraben. Ihre Lehren halten der Prüfung durch das Wort Gottes keineswegs stand, und dennoch unterliegen die Menschen ihren Täuschungen. Falsche Berichte laufen um und lassen etliche in diese Schlinge geraten. Man glaubt diesen Gerüchten, gibt sie in entstellter Form weiter und knüpft so ein Bindeglied zu dem Erzbetrüger. Dieser Geist offenbart sich durchaus nicht immer in offener Ablehnung der Botschaften Gottes, ein ausgesprochener Unglaube bekundet sich vielmehr auf mancherlei Art und Weise. Jede falsche Darstellung nährt und festigt diesen Unglauben und lenkt viele Seelen in falsche Richtung.

Wir können jeder Form des Irrtums gegenüber gar nicht wachsam genug sein, denn Satan versucht unaufhörlich, Menschen von der Wahrheit abzubringen.