Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 2

Kapitel 29

Verhalten im Hause Gottes

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Für die demütige und gläubige Seele ist das Gotteshaus auf Erden die Pforte des Himmels. Der Lobgesang, das Gebet und die von Christi Stellvertretern gesprochenen Worte sind die von Gott bestimmten Mittel, um ein Volk für die Gemeinde droben vorzubereiten, für jenen erhabeneren Gottesdienst, dem nichts Unreines beiwohnen kann.

Von der Heiligkeit, die dem irdischen Heiligtum eigen war, können Christen lernen, wie sie den Ort ansehen sollen, an dem der Herr seinem Volk begegnet. Die Sitten und das Verhalten des Volkes zum Gottesdienst haben sich sehr geändert, nicht zum Guten, sondern zum Schlechten. Die köstlichen und heiligen Dinge, die uns mit Gott verbinden, verlieren schnell an Einfluß auf unser Denken und Fühlen und werden gewöhnlichen Dingen gleichgestellt. Die Ehrfurcht, die das Volk vor alters vor dem Heiligtum hatte, wo es sich in andächtigem Dienst Gott nahte, ist fast geschwunden. Aber Gott gab selbst die Anweisung für seinen Dienst und erhob ihn weit über alles Vergängliche.

Das Heim ist das Heiligtum für die Familie, das Kämmerlein oder der Wald der heimliche Ort, an den man sich zu persönlicher Andacht zurückzieht; das Gotteshaus aber ist das Heiligtum für die Gemeinde. Zeit, Ort und Art des Gottesdienstes soll durch eine Ordnung festgelegt sein. Nichts Heiliges, nichts, was zum Gottesdienst gehört, darf achtlos oder gleichgültig verrichtet werden. Damit Menschen den Ruhm Gottes am besten verkündigen können, müssen ihre Vorstellungen so beschaffen sein, daß sie das Heilige vom Alltäglichen bei sich unterscheiden. Wer klare Vorstellungen, edle Gedanken und Neigungen hat, der stellt sein ganzes Sinnen so ein, daß es völlig um die Belange Gottes kreist. Glücklich sind die zu nennen, die ein Heiligtum haben, sei es prächtig oder gering, in der Stadt oder in rauhen Bergeshöhlen, in der niedrigsten Hütte oder in der Wildnis. Wenn es das Beste ist, was sie ihrem Herrn errichten können, wird er den Ort durch seine Gegenwart heiligen, und dieser wird dem Herrn der Heerscharen heilig sein.

Vor dem Gottesdienst

Wenn die Gläubigen den Versammlungsraum betreten, sollte dies mit Anstand geschehen, wobei sie sich ruhig auf ihre Plätze begeben. Befindet sich im Raum ein Ofen, dann schickt es sich nicht, sich in ehrfurchtloser und nachlässiger Art um den Ofen zu drängen. Weder vor noch nach dem Gottesdienst sollte man es dulden, daß im Gotteshause über Alltägliches gesprochen, geflüstert oder gelacht wird. Innige und wahre Ehrfurcht sollte das Merkmal derer sein, die am Gottesdienst teilnehmen.

Hat jemand bis zum Beginn der Versammlung einige Minuten zu warten, dann sollte er in stiller Betrachtung den wahren Geist der Andacht bewahren und sein Herz im Gebet zu Gott erheben, damit der Gottesdienst für sein eigenes Herz zu einem besonderen Segen werden und andere Seelen zur Überzeugung und Bekehrung führen möge. Er sollte daran denken, daß sich himmlische Boten im Hause befinden. Durch unsere Ruhelosigkeit, und weil wir Augenblicke der Besinnung und des Gebets nicht auskaufen, verlieren wir alle viel von der herrlichen Gemeinschaft mit Gott. Der geistliche Stand muß oft überprüft und Herz und Gemüt zur Sonne der Gerechtigkeit emporgezogen werden.

Wenn die Menschen in wahrer Ehrfurcht vor dem Herrn das Haus Gottes betreten und daran denken, daß sie sich in seiner Gegenwart befinden, dann wird ihr Schweigen ein beredtes Zeugnis sein. Flüstern, Lachen und Sprechen, in denen an einem anderen Ort durchaus nichts Unrechtes zu liegen braucht, sollten in dem Hause der Gottesanbetung nie gebilligt werden. Das Gemüt soll sich vorbereiten, das Wort Gottes zu hören, damit diesem sein Gewicht nicht genommen werde und damit es die Herzen entsprechend beeinflussen kann.

Während des Gottesdienstes

Der Prediger sollte mit ernster und würdiger Miene in das Gotteshaus eintreten. Wenn er das Sprechpult betritt, sollte er sich in stillem Gebet vor Gott beugen und Gott ernstlich um Beistand bitten. Welch einen Eindruck wird dies machen! Feierlicher Ernst wird über die Versammelten kommen. Ihr Prediger redet mit Gott, er befiehlt sich Gott an, ehe er es wagt, vor die Gemeinde zu treten. Ehrfurcht ruht auf allen, Gottes Engel kommen in dichteste Nähe. Mit dem Prediger sollte sich jeder in der Versammlung, der Gott fürchtet, mit gebeugtem Haupt in stillem Gebet vereinen, damit Gott die Versammlung durch seine Gegenwart ehren und der von menschlichen Lippen verkündigten Wahrheit Kraft verleihen möge.

Wird die Versammlung mit Gebet eröffnet, dann sollte sich jedes Knie in der Gegenwart des Heiligen beugen und sich jedes Herz in stiller Andacht zu Gott erheben. Die Gebete treuer Anbeter werden erhört, und die Predigt des Wortes wird wirkungsvoll sein. Die Gleichgültigkeit der Anbeter im Hause Gottes ist ein wesentlicher Grund, wenn die Predigt nicht mehr Gutes schafft. Das Lied ist eines der Mittel Gottes zur Rettung von Seelen, wenn es klar und deutlich von vielen Gliedern gesungen wird. Der ganze Gottesdienst sollte mit solchem Ernst und solcher Ehrfurcht durchgeführt werden, als wäre der Herr der Gemeinde sichtbar zugegen.

Bei der Verkündigung des Wortes sollt ihr, liebe Geschwister, daran denken, daß ihr durch seinen berufenen Diener der Stimme Gottes lauscht. Hört aufmerksam zu! Schlaft keinen Augenblick, ihr könntet so gerade die Worte verlieren, die ihr am nötigsten habt, Worte, deren Beachtung eure Füße davor bewahren würden, verkehrte Wege zu gehen. Satan und seine Engel sind bemüht, die Sinne zu lähmen, damit Warnung, Mahnung und Tadel nicht gehört werden, oder wenn sie gehört werden, dennoch das Herz nicht erreichen und das Leben nicht ändern. Bisweilen kann ein kleines Kind die Aufmerksamkeit der Hörer so sehr in Anspruch nehmen, daß der kostbare Same nicht auf guten Boden fällt und keine Frucht bringt. Manchmal haben junge Leute so wenig Ehrfurcht vor dem Hause Gottes und dem Gottesdienst, daß sie sich während der Predigt fortgesetzt unterhalten. Könnten sie sehen, wie die Engel Gottes auf sie herabblicken und ihr Tun aufzeichnen, dann wären sie mit Scham und Abscheu vor sich selbst erfüllt. Gott verlangt aufmerksame Hörer. Während die Leute schliefen, säte Satan sein Unkraut.

Nach dem Gottesdienst

Auch nach dem Segensgebet sollten sich alle still verhalten und sich fürchten, den Frieden Christi zu verlieren. In dem Bewußtsein, daß sie sich in der Nähe Gottes befinden und Gottes Auge auf ihnen ruht, sollten sich alle so verhalten, als wäre er sichtbar zugegen, und ohne jedes Drängen oder lautes Reden hinausgehen. In den Gängen sollte man nicht stehenbleiben, um sich zu begrüßen oder zu unterhalten, so daß andere daran gehindert werden, weiterzugehen. Im Bereich des Gotteshauses sollte heilige Ehrfurcht herrschen; es sollte nicht zu einem Ort herabgewürdigt werden, an dem man alte Freunde trifft und begrüßt, alltägliche Gedanken austauscht oder über weltliche Arbeit verhandelt. Solche Dinge sollten außerhalb des Gotteshauses bleiben. Gott und die Engel sind an manchen Orten durch rücksichtsloses und lautes Reden und Lachen und durch Scharren mit den Füßen entehrt worden.

Ihr Eltern, hebt das Christentum in den Gemütern eurer Kinder zu einer höheren Stufe empor. Helft ihnen, Jesus in ihr tägliches Leben hineinzunehmen. Erzieht sie zu höchster Ehrfurcht vor dem Hause Gottes und zu der Einsicht, daß sie das Haus Gottes mit empfänglichen Herzen und mit Gedanken etwa folgender Art betreten sollen: "Hier weilt Gott, dies ist sein Haus. Ich muß reine Gedanken und heiligste Beweggründe haben. In meinem Herzen dürfen kein Stolz, kein Neid und keine Mißgunst, kein böser Argwohn, kein Haß und kein Betrug wohnen, denn ich trete in die Nähe des heiligen Gottes. An diesem Ort pflegt Gott Gemeinschaft mit seinem Volk und segnet es. Der Erhabene und Heilige, der in der Ewigkeit wohnt, blickt auf mich, erforscht mein Herz und sieht die geheimsten Taten und Gedanken meines Lebens."

Verantwortung der Eltern

Liebe Geschwister, wollt ihr nicht ein wenig darüber nachdenken und darauf achten, wie ihr selbst euch im Hause Gottes verhaltet und wieviel Mühe ihr aufwendet, um die Ehrerbietung eurer Kinder durch Unterweisung und Beispiel zu fördern? Ihr wälzt große Verpflichtungen auf den Prediger ab und macht ihn für die Seelen eurer Kinder verantwortlich. Aber die Verantwortung, die auf euch als Eltern und Erziehern ruht, gleich Abraham eurem Hause nach euch zu befehlen, die Rechte des Herrn zu halten, fühlt ihr nicht. Eure Söhne und Töchter werden durch euer eigenes Beispiel und eure schwächlichen Anordnungen verdorben. Trotz dieses Mangels an häuslicher Erziehung erwartet ihr aber von eurem Prediger, daß er eure tägliche Nachlässigkeit gutmacht und das herrliche Werk vollendet, ihre Herzen und ihr Leben zur Tugend und zur Frömmigkeit heranzubilden. Wenn der Prediger durch treue und liebevolle Ermahnung, durch geduldige Erziehung und inniges Gebet alles für die Gemeinde getan hat, was er tun kann, um Seelen zu retten und zu bessern, und wenn er dennoch keinen Erfolg hat, geben Eltern oftmals ihm die Schuld, daß ihre Kinder nicht bekehrt sind, während es vielleicht die Folge ihrer eigenen Nachlässigkeit ist.

Die Verantwortung ruht auf den Eltern; wollen sie dieses ihnen von Gott anvertraute Werk aufnehmen und treulich durchführen? Wollen sie nicht vorwärts und höher streben und in Demut, Geduld und Ausdauer daran arbeiten, selbst diese höhere Stufe zu erreichen und auch ihre Kinder dorthin zu bringen? Wir brauchen uns nicht zu wundern, daß unsere Gemeinden kraftlos sind und in ihren Reihen die tiefe, ernste Gottesfurcht fehlt, die man dort finden sollte. Unsere Gewohnheiten entehren Gott und ziehen das Heilige und Himmlische auf die Ebene des Alltäglichen hinab; sie stehen uns entgegen. Wir haben eine ernste Wahrheit, die uns prüft und heiligt; wenn unsere Gewohnheiten und unser Verhalten dieser Wahrheit nicht entsprechen, sündigen wir gegen eine reiche Erkenntnis und machen uns entsprechend schuldig. Am Tage der Vergeltung Gottes wird es den Heiden weit erträglicher gehen als uns.

Wir könnten viel mehr tun als jetzt, um das Licht der Wahrheit zu verbreiten. Gott erwartet, daß wir viel Frucht tragen. Er erwartet von den einzelnen Gliedern der Gemeinde mehr Eifer und Treue, herzliches und ernstes Bemühen um ihre Nachbarn und um Menschen, die Christus nicht kennen. Die Eltern müssen bei ihrer Arbeit auf hoher Ebene beginnen. Wer den Namen Christi nennt, muß die ganze Waffenrüstung anlegen und durch Warnungen und ernste Bitten Seelen aus der Macht der Sünde zu retten trachten. Bringt so viele wie möglich dahin, daß sie der Wahrheit im Hause Gottes lauschen. Wir müssen uns weit mehr bemühen, als wir es tun, Seelen dem Verderben zu entreißen.

Es ist nur zu wahr, daß die Ehrfurcht vor dem Hause Gottes fast erloschen ist. Heilige Dinge und Orte werden nicht unterschieden, Heiliges und Erhabenes nicht geachtet. Gibt es keinen Grund für den Mangel an ernster Gottesfurcht in unseren Familien? Liegt es nicht daran, daß der hohe Begriff der Frömmigkeit in den Staub hinabgezogen wird? Gott hat seinem Volk vor alters vollkommene und genaue Anweisungen zur Ordnung gegeben. Hat sich sein Wesen geändert? Ist er nicht der große, mächtige Gott, der im Himmel aller Himmel herrscht? Würden wir nicht gut daran tun, die den Israeliten von Gott selbst gegebenen Befehle oft zu lesen, damit wir, denen das herrliche Licht der Wahrheit scheint, ihrem Beispiel der Ehrfurcht vor dem Hause Gottes nacheifern mögen? Wir haben reichlich Ursache, während des Gottesdienstes eine glühende Hingabe an den Tag zu legen. Wir haben guten Grund, in unseren Gottesdiensten andächtiger und ehrerbietiger zu sein, als die Juden es waren. Aber der Feind war an der Arbeit, um unseren Glauben an die Heiligkeit des christlichen Gottesdienstes zu vernichten.

An gottgeweihter Stätte sollten keine weltlichen Geschäfte verhandelt werden. Wenn sich Kinder in einem Schul- oder Lagerraum zum Gottesdienst versammeln, dann ist es nur allzu menschlich, daß sich in ihre Andacht auch Gedanken über ihre Aufgaben oder über Vorkommnisse der vergangenen Woche hineindrängen. Die Jugend sollte so erzogen und unterwiesen werden, daß heilige Dinge hochgeachtet und echte Ehrfurcht vor Gott in seinem Hause gefördert werden. Manche, die den Anspruch erheben, Kinder des himmlischen Königs zu sein, haben keine wirkliche Achtung vor der Heiligkeit ewiger Dinge. Fast jeder bedarf der Belehrung, wie man sich im Hause Gottes verhält. Eltern sollten ihre Kinder nicht nur belehren, sondern ihnen auch befehlen, das Heiligtum mit Ehrfurcht und Andacht zu betreten.

Das sittliche Gefühl derer, die in Gottes heiligem Tempel anbeten, muß gehoben, verfeinert und geheiligt werden. Diese Pflicht ist leider sehr vernachlässigt worden. Man übersah ihre Wichtigkeit, und die Folge war, daß Unordnung und Unehrerbietigkeit zunahmen und Gott entehrt wurde. Wenn die Leiter der Gemeinde, Prediger und Volk, Väter und Mütter so wenig Verständnis hierfür zeigten, was kann man dann von unerfahrenen Kindern erwarten? Nur zu oft findet man sie in Gruppen zusammen, von den Eltern getrennt, die sie beaufsichtigen sollten. Und doch befinden sie sich in der Nähe Gottes, und sein Auge sieht, wie sie oberflächlich und tändelhaft flüstern und lachen und wie sie sich gleichgültig, unehrerbietig und unaufmerksam verhalten. Sie werden nur selten belehrt, daß der Prediger der Botschafter Gottes und seine Predigt ein von Gott verordnetes Mittel zur Rettung von Seelen ist und daß die Predigt für alle, die den Vorzug haben, sie zu hören, ein Geruch des Lebens zum Leben oder aber des Todes zum Tode sein wird.

Kritik an der Predigt

Die zarten und empfänglichen Gemüter der Jugend gewinnen ihre Wertschätzung der Arbeit der Diener Gottes durch die Haltung, die ihre Eltern in dieser Hinsicht einnehmen. In vielen Familien kritisieren die Erwachsenen die Predigt zu Hause, lassen einiges gelten und verurteilen manches. Auf diese Weise wird die Botschaft Gottes für uns Menschen bekrittelt, in Frage gestellt und leichtfertig behandelt. Welchen Einfluß solche achtlosen und unehrerbietigen Bemerkungen auf die Jugend ausüben, werden erst die Bücher des Himmels enthüllen. Die Kinder bemerken und verstehen solche Dinge viel schneller, als die Eltern ahnen können. Ihr Sittlichkeitsgefühl wird in eine falsche Bahn gelenkt. Der so entstandene Schaden ist nie wieder völlig gutzumachen. Die Eltern klagen darüber, daß das Herz ihrer Kinder so verhärtet und daß es schwer ist, ihr sittliches Empfinden so zu wecken, daß sie den Forderungen Gottes nachkommen.

Aber in den Büchern des Himmels steht die eigentliche Ursache von einer nie irrenden Feder verzeichnet. Die Eltern waren unbekehrt. Sie standen nicht im Einklang mit dem Himmel und dem Werk des Himmels. Ihre alltäglichen und geringen Vorstellungen von der Heiligkeit des Predigtamtes und des Tempels Gottes haben sie in die Erziehung ihrer Kinder hineingetragen. Es ist die Frage, ob jemand, der jahrelang unter dem verderblichen Einfluß einer solchen häuslichen Erziehung gestanden hat, jemals zu einer tiefen Ehrfurcht und Hochachtung vor dem Predigtamt Gottes und vor den Einrichtungen kommen wird, die Gott zur Seelenrettung vorgesehen hat. Vor diesen Dingen solltet ihr mit Ehrfurcht, mit angemessenen Worten und feinem Empfinden reden. So könnt ihr jeden, mit dem ihr in Berührung kommt, fühlen lassen, daß ihr die Worte des Dieners Gottes als für euch bestimmte Worte Gottes anseht.

Ihr Eltern, seid sorgsam darauf bedacht, welch ein Beispiel und welche Vorstellungen ihr euren Kindern gebt. Ihr Gemüt ist leicht zu formen und leicht zu beeinflussen. Hat der Redner im Gottesdienst einen Fehler begangen, so scheut euch, ihn zu erwähnen. Sprecht nur von dem Guten, das er tut, und von den feinen Gedanken, die er vortrug und denen ihr Beachtung schenken solltet, weil sie durch den Diener Gottes ausgesprochen wurden. Es ist leicht einzusehen, warum Kinder so schwer unter den Eindruck der Predigt des Wortes kommen und warum sie so wenig Ehrfurcht vor dem Hause Gottes bezeugen. Sie sind dazu nur unzureichend erzogen worden. Ihre Eltern bedürfen der täglichen Gemeinschaft mit Gott. Ihre eigenen Vorstellungen müssen verfeinert und veredelt werden; ihre Lippen bedürfen der Berührung mit der glühenden Kohle vom Altar; dann werden ihre Gewohnheiten und ihr häusliches Verhalten einen tiefen Eindruck in den Gemütern und im Charakter ihrer Kinder hinterlassen. Religiöses Leben wird ihnen stets erhabener werden. Solche Eltern werden wertvolle Arbeit für Gott leisten. In ihrem Heim wird es weiniger Weltliebe und Sinnlichkeit, aber um so mehr Sauberkeit und Treue geben. Ihr Leben wird mit einer Würde geschmückt sein, die sie sich kaum vorstellen konnten. Nichts, was zum Gottesdienst und zur Frömmigkeit gehört, werden sie gemein machen.

Sauberkeit und feines Betragen

Es tut mir oft weh, wenn ich das Haus Gottes betrete und sehe, daß Männer und Frauen unordentlich gekleidet sind. Wenn Herz und Charakter durch ihr äußeres Erscheinungsbild angezeigt werden, dann könnte an ihnen sicherlich nichts Himmlisches sein. Sie haben keine rechte Vorstellung von der Ordnung, der Sauberkeit und dem feinen Benehmen, das Gott von allen verlangt, die in seine Nähe treten, um ihn anzubeten. Welchen Eindruck macht wohl ein solches Benehmen auf Ungläubige und auf die Jugend, die scharf beobachtet und schnell bereit ist, Schlußfolgerungen zu ziehen?

Bei vielen verbinden sich mit dem Hause Gottes keine heiligeren Gedanken als mit dem allergewöhnlichsten Ort. Manche betreten das Haus Gottes mit dem Hut auf dem Kopf und in unsauberer und beschmutzter Kleidung. Sie machen sich nicht klar, daß sie Gott und heiligen Engeln begegnen wollen. Diesbezüglich sollte in allen unseren Gemeinden eine gründliche Änderung eintreten. Selbst Prediger bedürfen einer Hebung ihrer Vorstellungen, um hierin empfänglicher zu werden. Diese Seite des Werks ist zu wenig beachtet worden. Weil das Benehmen und das Äußere einen Mangel an Ehrfurcht verriet und auch die Andacht der Seele fehlte, hat Gott oftmals sein Antlitz von denen abgewandt, die sich versammelt hatten, um ihn anzubeten.

Alle sollten belehrt werden, sich nett, sauber und ordentlich zu kleiden, ohne jedoch einen äußeren Aufputz zu dulden, der sich im Heiligtum durchaus nicht schickt. Man sollte dort nicht seine Kleidung zur Schau stellen, das würde die Ehrfurcht beeinträchtigen. Oft zieht dieses oder jenes Kleidungsstück die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich, und so schleichen sich Gedanken ein, die keinen Raum in den Herzen der Anbeter finden sollten. Mittelpunkt des Denkens und Ziel der Anbetung soll Gott sein. Alles, was unser Denken von dem würdevollen und heiligen Gottesdienst ablenkt, ist eine Beleidigung für Gott. Das Prunken mit Schleifen und Bändern, mit Halskrausen und Federn, mit Schmuck aus Gold und Silber ist eine Art Götzendienst und schickt sich im heiligen Gottesdienst wirklich nicht, wo das Auge jedes Anbeters allein auf die Verherrlichung Gottes gerichtet sein sollte.

In allen Fragen der Kleidung sollten die Anweisungen der Bibel genau beachtet werden. Die Göttin der Mode hat die Herrschaft über die Welt errungen und schleicht sich häufig auch in die Gemeinde hinein. Die Gemeinde sollte das Wort Gottes als Richtschnur betrachten und die Eltern sich hierin von vernünftigen Gedanken leiten lassen. Wenn sie bei ihren Kindern die Neigung zu weltlicher Mode beobachten, sollten sie wie Abraham ihrem Hause entschiedene Befehle erteilen. Statt sie an die Welt zu binden, sollt ihr sie mit Gott verbinden. Niemand darf das Heiligtum Gottes durch auffällige Kleidung entehren. Dort weilt Gott mit seinen Engeln. Der Heilige Israels sprach durch seinen Apostel: "Ihr Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldumhängen oder Kleideranlegen, sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt mit sanften und stillem Geiste; das ist köstlich vor Gott." 1.Petrus 3,3.4.

Unterweisung von Junggetauften

Ist eine Gemeinde gegründet worden und hat keine diesbezügliche Belehrung erhalten, dann ist der Prediger seiner Pflicht nicht nachgekommen und wird Gott Rechenschaft geben müssen für die Einflüsse, die er herrschen ließ. Werden der Gemeinde keine richtigen Begriffe über wahren Gottesdienst und wahre Ehrfurcht eingeprägt, dann wird die Neigung zunehmen, das Heilige und Ewige auf die gleiche Stufe zu stellen mit dem Alltäglichen. Dann werden jene, die sich zur Wahrheit bekennen, für Gott ein Ärgernis und für die Religion eine Schande sein. Mit ihren rohen Vorstellungen können sie niemals die rechte Wertschätzung für die Reinheit und die Heiligkeit des Himmels aufbringen. Sie werden auch nicht vorbereitet sein, zu den Anbetern droben in den himmlischen Höfen zu gehören, wo es nur Reinheit und Vollkommenheit gibt und wo jedes Wesen Gott und seiner Heiligkeit vollkommene Ehrerbietung erweist.

Nach der Beschreibung des Paulus soll jeder Mensch durch das Wirken der Botschafter Gottes vollkommen in Christus Jesus dargestellt werden. Wer die vom Himmel kommende Wahrheit annimmt, soll durch sie verfeinert, veredelt und geheiligt werden. Es wird viel unverdrossenes Bemühen erfordern, dem göttlichen Maßstab wahrer Männlichkeit zu entsprechen. Die aus dem

{Sch2 182.1 Steinbruch gehauenen rohen Steine müssen mit dem Meißel bearbeitet und ihre Rauheiten geglättet werden.

Unsere Zeit ist bekannt durch oberflächliche Arbeit, durch bequeme Arbeitsweise und vorgebliche Heiligkeit, die weit von der Charakterhöhe entfernt ist, die Gott fordert. Jedes Abschneiden und Verkürzen des Weges, jede Lehre, die nicht das Gesetz Gottes zur Richtschnur eines christlichen Charakters macht, ist falsch. Vervollkommnung des Charakters ist das Werk eines ganzen Lebens und für jeden unerreichbar, der nicht bereit ist, in der von Gott verordneten Weise langsam und mühevoll danach zu streben. Wir dürfen uns in dieser Hinsicht keine Fehltritte gestatten, sondern müssen Tag für Tag wachsen in Christus, der unser lebendiges Haupt ist.