Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 2

Kapitel 35

"Meidet allen bösen Schein!"

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Ich fühle mich gedrungen, mich an die zu wenden, die der Welt die letzte Warnungsbotschaft bringen. Es hängt zum großen Teil von den Predigern selbst ab, ob Seelen, mit denen sie arbeiten, die Wahrheit erkennen und annehmen. Das Gebot Gottes lautet: "Reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt!" Jesaja 52,11. Und Paulus gibt Timotheus die Anweisung: "Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre." 1.Timotheus 4,16. Die Arbeit muß beim Arbeiter ihren Anfang nehmen; er muß mit Christus verbunden sein wie die Rebe mit dem Weinstock. Christus sagt: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben." Johannes 15,5. Die engste nur mögliche Verbindung wird hier dargestellt. Pfropft eine blattlose Rebe auf einen grünen Weinstock, und sie wird eine lebendige Rebe werden, die Saft und Nahrung vom Weinstock empfängt. Der junge Trieb verbindet Faser mit Faser, Ader mit Ader, bis er Knospen und Blüten treibt und Frucht trägt. Der saftlose Zweig stellt den Sünder dar. In der Gemeinschaft mit Christus verbindet sich Seele mit Seele, das Schwache und Endliche mit dem Heiligen und Unendlichen; der Mensch wird eins mit Christus.

"Ohne mich könnt ihr nichts tun", sagt Christus. Sind wir, die wir uns Mitarbeiter Christi nennen, mit ihm verbunden? Bleiben wir in Christus, und sind wir eins mit ihm? Wir sind Träger einer weltweiten Botschaft. Sie muß zu allen Völkern, Zungen und Sprachen dringen. Der Herr verlangt von keinem von uns, mit der Botschaft hinauszugehen, ohne daß er uns Gnade und Kraft verleiht, sie den Menschen ihrer Bedeutung entsprechend vorzulegen. Die große Frage an uns lautet heute: Bringen wir der Welt diese ernste Botschaft der Wahrheit in einer Weise, die ihrer Bedeutung entspricht? Der Herr wird mit den Predigern wirken, wenn sie sich allein auf Christus verlassen. Er hat nie gewollt, daß seine Missionare ohne seine Gnade und ohne seine Kraft arbeiten sollen.

Christus hat uns aus der Welt erwählt, damit wir ein besonderes und heiliges Volk sein sollen. Er hat sich selbst für uns gegeben, "auf daß er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken". Titus 2,14. Gottes Arbeiter müssen Männer des Gebets sein, Männer, die fleißig in der Schrift forschen; sie müssen hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, um für andere Licht und Stärke zu sein. Unser Gott ist ein eifriger Gott: er fordert von uns, daß wir ihn im Geist und in der Wahrheit und in heiligem Schmuck anbeten. Der Psalmist sagt: "Wo ich Unrechtes vorhätte in meinem Herzen, so würde der Herr nicht hören." Psalm 66,18. Als Prediger müssen wir auf unsere Wege achtgeben. Konnte der Psalmist keine Erhörung finden, wenn er Unrechtes in seinem Herzen vorhatte, wie können jetzt Gebete von Männern erhört werden, wenn sie Unrechtes vorhaben?

Scheut euch auch vor dem geringsten Unrecht

Als die Zeit des Jahres 1844 verstrichen war, drang Fanatismus in die Reihen der Adventisten ein. Gott sandte Warnungsbotschaften, um dem einbrechenden Übel Einhalt zu gebieten. Zwischen manchen Männern und Frauen herrschte zu große Vertraulichkeit. Ich hielt ihnen die Heiligkeit der Wahrheit vor, die wir erreichen, und die Reinheit des Verhaltens, die wir pflegen sollten, um das Wohlgefallen Gottes zu finden und ohne Flecken, Runzeln oder dergleichen erfunden zu werden. Ernsteste Drohungen von Gott wurden Männern und Frauen erteilt, deren Gedanken sich in unreinen Bahnen bewegten, obwohl sie behaupteten, von Gott besonders begünstigt zu sein; aber die von Gott gegebene Botschaft verachteten sie und wiesen sie zurück. Sie wandten sich gegen mich und sagten: "Hat Gott nur durch dich und nicht auch durch uns gesprochen?" Sie änderten ihr Verhalten nicht, und der Herr überließ sie sich selbst, bis ihre ganze Unreinheit in ihrem Leben offenbar wurde.

Wir sind auch jetzt nicht außer Gefahr. Jeder, der der Welt die Warnungsbotschaft verkündigt, wird in die große Versuchung kommen, einen Lebenswandel zu führen, der seinem Glauben nicht entspricht. Es ist Satans ausgeklügelter Plan, die Prediger durch ihre Charakterfehler in ihrem Gebet, ihrer Kraft und ihrem Einfluß zu schwächen. Als Prediger müssen wir geschlossen alles unterdrücken und verurteilen, was sich in unserem Umgang untereinander auch nur im geringsten dem Bösen nähert. Unser Glaube ist heilig; unsere Arbeit hat die Ehre des Gesetzes Gottes hochzuhalten und darf unter keinen Umständen derart sein, daß durch sie jemand zu niedrigem Denken oder niedrigem Verhalten geführt wird.

Wir stehen auf einem erhöhten Platz. Wir müssen der Wahrheit glauben und sie so lehren, wie sie in Jesus ist. Heiligkeit des Herzens wird niemals zu unreinen Taten führen. Wenn jemand vorgibt, die Wahrheit zu lehren, und die Neigung zeigt, in Gesellschaft junger oder selbst verheirateter Frauen zu weilen, wenn er sie vertraulich berührt oder sich oft in vertraulicher Weise mit ihnen unterhält, dann hütet euch vor ihm; die reinen Grundsätze der Wahrheit haben seine Seele nicht durchdrungen. Solche Männer sind nicht in Christus, und Christus wohnt nicht in ihnen. Sie bedürfen einer gründlichen Bekehrung, bevor Gott ihre Arbeit annehmen kann. Die vom Himmel kommende Wahrheit wird den, der sie annimmt, niemals erniedrigen; sie wird ihn nie auch nur zu der geringsten unpassenden Vertraulichkeit führen; im Gegenteil, sie heiligt den Gläubigen, verfeinert seinen Geschmack, erhebt und veredelt ihn und bringt ihn in enge Gemeinschaft mit Christus. Sie führt ihn dazu, die Mahnung des Apostels Paulus zu beachten und in Worten und Taten selbst den Schein des Bösen zu meiden, damit nicht das Gute an ihm verlästert werde.

Diese Angelegenheit müssen wir wohl beachten. Wir müssen vor den Sünden dieser verdorbenen Zeit auf der Hut sein. Wir müssen uns von allem fernhalten, was als unpassende Vertraulichkeit verstanden werden kann. Gott verurteilt sie. Es ist verbotenes Gebiet, und es ist gefährlich, dort einzudringen. Jedes Wort und jede Handlung sollen dazu dienen, den Charakter zu bessern zu verfeinern und zu veredeln. Wer hier gedankenlos handelt, begeht Sünde. Der Apostel Paulus ermahnte Timotheus zum Fleiß und zur Gründlichkeit in seinem Amt und riet ihm dringend, sein Denken auf das Reine und Gute zu lenken, damit sein Wachstum von jedem wahrgenommen werden könne. Denselben Rat benötigen junge Männer unserer Zeit. Gründliche Besinnung ist notwendig. Wenn Männer mehr nachdenken und sich weniger von Gefühlen mitreißen lassen würden, hätten sie in ihrer Arbeit weit größeren Erfolg. Wir haben es mit Dingen von unendlicher Wichtigkeit zu tun. Deshalb dürfen wir unsere Charakterfehler nicht in unsere Arbeit hineintragen. Wir müssen den Charakter Christi darstellen.

Erhabenes Denken und Handeln

Wir stehen vor der großen Aufgabe, Menschen zu begeistern, sie für Christus zu gewinnen und sie anzuleiten, ernstlich danach zu trachten, der göttlichen Natur teilhaftig zu werden, nachdem sie der Verderbnis der weltlichen Lust entflohen sind. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Handlung eines Predigers sollten dem hohen Charakter der heiligen Wahrheit entsprechen, die er vertritt.

Es kann sein, daß Männer und Frauen in unseren wichtigen Missionsgebieten mehr oder weniger eng miteinander leben müssen. Wo das der Fall ist, können sie nicht vorsichtig genug sein. Verheiratete Männer müssen zurückhaltend und wachsam sein, damit man ihnen nicht mit Recht etwas Böses nachsagen kann. Wir leben in einer Zeit, in der die Ungerechtigkeit überhand nimmt; ein unbedachtes Wort oder eine unschickliche Tat kann der Brauchbarkeit desjenigen, der diese Schwäche an sich hat, sehr schaden. Die Prediger müssen die Grenze der Zurückhaltung beachten; laßt kein Vorkommnis eintreten, aus dem der Feind Kapital schlagen kann. Wenn sich ihre gegenseitige Zuneigung darin äußert, daß sie ihre Günstlinge oder Freunde bevorzugen und sie sich gegenseitig schmeicheln, wird Gott seinen Geist von ihnen zurückziehen.

Nehmen verheiratete Männer die Arbeit auf und überlassen ihren Frauen die Sorge für die Kinder daheim, dann leistet die Frau und Mutter eine ebenso große und ebenso wichtige Arbeit wie der Ehemann und Vater. Wenn auch der Vater im Missionsfeld steht, so ist die Muter der Missionar im Heim; ihre Sorgen, Nöte und Lasten übersteigen oftmals bei weitem die des Mannes und Vaters. Sie steht vor einer ernsten und wichtigen Aufgabe, das Gemüt und den Charakter ihrer Kinder zu formen, sie zu brauchbaren Menschen in diesem Leben zu erziehen und sie für das künftige, ewige Leben heranzubilden. Der Mann mag draußen im Missionsfeld Ehren von Menschen ernten, während die Mutter sich zu Hause abmüht, ohne eine irdische Anerkennung für ihre Arbeit zu erhalten. Aber wenn sie ihr Bestes für ihre Familie tut und bemüht ist, den Charakter ihrer Kinder nach dem himmlischen Vorbild zu formen, dann werden die Engel ihren Namen als einen der größten Missionare der Welt in die Himmelsbücher eintragen. Gott sieht die Dinge nicht so an wie der Mensch mit seinem begrenzten Blick.

Wie sehr sollte der Mann und Vater darauf bedacht sein, seinem Ehegelübde treu zu bleiben! Wieviel Vorsicht sollte er walten lassen, um nicht bei jungen Mädchen oder selbst bei verheirateten Frauen Gedanken zu wecken, die nicht dem hohen und heiligen Maßstab der Gebote Gottes entsprechen. Christus zeigte, wie umfassend diese Gebote sind, sie schließen die Gedanken, Pläne und Absichten des Herzens ein. Hier vergessen sich viele. Die Gedanken ihres Herzens sind nicht so rein und heilig, wie Gott es verlangt. Wie hoch auch ihre Stellung und wie begabt sie auch sein mögen, Gott wird ihr Unrecht aufzeichnen und sie für weit schuldiger und seines Zornes werter ansehen als jene Menschen, die weniger Begabung, Erkenntnis und Einfluß besitzen.

Meidet Lobhudelei und Schmeichelei

Es schmerzt mich, wenn ich sehe, wie man Männer rühmt, ihnen schmeichelt und sie verhätschelt. Gott hat mir offenbart, daß manche, die diese Aufmerksamkeiten entgegennehmen, nicht würdig sind, seinen Namen in ihrem Mund zu führen. Und doch werden sie im Urteil sterblicher Wesen, die nur den äußeren Schein sehen, bis in den Himmel erhoben. Liebe Schwestern, verhätschelt und verwöhnt niemals schwache, irrende Männer, seien sie jung oder alt, verheiratet oder ledig. Ihr kennt ihre schwachen Stellen nicht und wißt nicht, ob solche Aufmerksamkeiten und überschwengliches Lob nicht gerade ihr Verderben werden können. Ich bin über die Kurzsichtigkeit und den Mangel an Weisheit, den viele in dieser Hinsicht zeigen, beunruhigt.

Männer, die im Dienste Gottes stehen und in deren Herzen Christus wohnt, werden in ihrem sittlichen Verhalten nicht absinken, sondern bemüht sein, es zu heben. Sie werden keine Freude daran finden, von Frauen umschmeichelt und verwöhnt zu werden. Jeder Mann, verheiratet oder nicht, sollte sagen: "Hände weg! Ich will nie auch nur den geringsten Anlaß geben, daß übel von mir geredet wird. Mein guter Ruf ist mir mehr wert als Gold oder Silber. Ich will ihn unbescholten erhalten. Wenn Menschen meinen Namen antasten, dann nicht, weil ich ihnen dazu einen Anlaß gab, sondern aus demselben Grunde, aus dem sie von Christus übel redeten, weil sie die Reinheit und die Heiligkeit seines Charakters haßten; denn er war für sie ein beständiger Vorwurf."

Ich wünsche, ich könnte jedem Arbeiter im Werke Gottes die Notwendigkeit des anhaltenden, ernsten Gebetes einprägen. Sie können zwar nicht unaufhörlich auf ihren Knien liegen, aber sie können ihre Herzen zu Gott erheben. So wandelte Henoch mit Gott. Seid auf der Hut, daß nicht Selbstzufriedenheit bei euch einzieht und ihr Jesus nicht vertreibt und ihr mehr in eigner Kraft als in dem Geist und der Kraft des Meisters arbeitet. Verschwendet nicht goldene Augenblicke mit leichtfertigem Geschwätz. Kehrt ihr z.B. von eurer Missionsarbeit zurück, dann lobt euch nicht selbst, sondern erhebt Jesus; erhöht das Kreuz von Golgatha.

Erlaubt nicht, daß euch jemand lobt oder schmeichelt oder daß man eure Hand festhält, als wolle man sie nicht mehr loslassen. Fürchtet alle derartigen Äußerungen. Wenn junge oder auch verheiratete Leute die Neigung zeigen, euch in ihre Familiengeheimnisse einzuweihen, dann hütet euch. Wenn sie den Wunsch nach Mitgefühl äußern, dann wißt, daß es Zeit ist, sehr vorsichtig zu sein. Wer mit dem Geist Christi erfüllt ist und mit Gott wandelt, der wird kein unheiliges Verlangen nach Mitgefühl hegen. Sie haben eine Gemeinschaft, die jeden Wunsch des Geistes und des Herzens befriedigt. Verheiratete Männer, die Aufmerksamkeiten, Lobhudeleien und Schmeicheleien von Frauen annehmen, können sicher sein, daß die Liebe und die Anhänglichkeit dieser Leute keine Beachtung verdienen.

Josephs Standhaftigkeit

Frauen sind nur allzuoft Versucher. Unter irgendeinem Vorwand lenken sie die Aufmerksamkeit von Männern auf sich, gleichgültig, ob es verheiratete oder ledige Männer sind, und bringen sie dahin, daß sie das Gesetz Gottes übertreten, ihre Brauchbarkeit ruinieren und ihre Seelen in Gefahr bringen. Die Geschichte Josephs ist zum Besten aller, die in die gleiche Versuchung geraten wie er, festgehalten worden. Er war grundsatztreu wie ein Fels und antwortete der Versucherin: "Wie sollte ich denn nun ein solch groß Übel tun und wider Gott sündigen?" 1.Mose 39,9. Sittliche Kraft, wie er sie hatte, brauchen wir heute.

Wollten die Frauen doch danach trachten, ihr Leben zu veredeln und Mitarbeiter Christi zu werden, dann würde viel weniger Gefahr in ihrem Einfluß liegen. Aber mit ihrer jetzigen Gleichgültigkeit gegenüber häuslichen Pflichten und gegenüber der Forderung Gottes an sie üben sie oft einen sehr starken Einfluß in der falschen Richtung aus. Ihre Kräfte verkümmern, und ihr Wirken trägt nicht den göttlichen Stempel. Sie sind keine Missionare, weder im Hause noch außerhalb des Hauses; und häufig liegt das Heim, das kostbare Heim, trostlos vernachlässigt da.

Jeder, der sich zu Christus bekennt, muß bemüht sein, alles Unmännliche, jede Schwäche und Torheit zu überwinden. Manche Männer wachsen niemals zu dem vollen Mannesalter in Christus Jesus heran. Sie sind kindhaft und mit sich selbst zufrieden. Demütige Frömmigkeit würde das alles ins Lot bringen. Wahre Frömmigkeit trägt nicht die Wesenszüge kindhafter Selbstzufriedenheit. Sie ist durch und durch ehrenhaft. Niemand von denen, die als Streiter in die Reihen Christi eingetreten sind, darf am Tage der Prüfung versagen. Alle sollten erkennen, daß sie mit Ernst daran zu arbeiten haben, ihre Mitmenschen zu fördern. Niemand hat das Recht, vom Kampf auszuruhen, der das Begehrenswerte der Tugend und das Verabscheuungswürdige des Lasters zeigen soll. Für einen lebendigen Christen gibt es diesseits der neuen Erde keine Ruhe. Gottes Geboten zu gehorchen bedeutet, unter allen Umständen recht zu handeln. Dies ist christliche Männlichkeit.

Aber viele müssen häufig durch das Leben Christi belehrt werden, der Anfänger und Vollender unseres Glaubens ist. "Gedenket an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, daß ihr nicht in eurem Mut matt werdet und ablasset. Denn ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden in dem Kämpfen wider die Sünde." Hebräer 12,3.4. Ihr sollt in den christlichen Tugenden wachsen. Wenn ihr bei Kränkungen Sanftmut bewahrt und euch vom niedrigen, irdischen Wesen losmacht, liefert ihr den Beweis, daß der Heiland in euch wohnt; dann wird jeder Gedanke, jedes Wort und jede Handlung Menschen mehr an Jesus binden als an euch selbst. Die vor uns liegende Arbeit ist so groß, aber die uns zur Verfügung stehende Zeit nur kurz. Macht es euch zur Lebensaufgabe, alle mit dem Gedanken zu erfüllen, daß sie für Christus arbeiten sollen. Wo immer Pflichten zu erfüllen sind, die andere nicht sehen, weil sie nicht ihre Lebensaufgabe erkennen wollen, nehmt sie auf euch und erfüllt sie.

Männer mit makellosem Ruf

Der Maßstab für sittliches Verhalten wird unter dem Volke Gottes nicht hoch genug angesetzt. Viele geben vor, Gottes Gebote zu halten und für ihre Unverletzlichkeit einzustehen, brechen sie aber. Versuchungen treten in einer solchen Form an sie heran, daß man meint, eine Entschuldigung für die Übertretung zu haben. Wer in das Missionsfeld hinausgeht, sollte mit Gott wandeln und mit ihm reden. Wer als Prediger an heiliger Stätte steht, soll ein Mann von tadellosem Ruf sein; sein Leben muß ohne Makel sein und über allem stehen, was auch nur den Schein des Unreinen hat. Setzt euren Ruf nicht aufs Spiel, indem ihr den Weg der Versuchung betretet.

Hält eine Frau zögernd deine Hand fest, dann ziehe sie schnell zurück und bewahre jene vor Sünde. Zeigt sie eine unpassende Zuneigung und klagt, daß ihr Mann sie nicht liebt und für sie nichts empfindet, dann versuche nicht, diesen Mangel auszugleichen. Das einzig Richtige und Vernünftige für dich in einem solchen Falle ist, dein Mitgefühl für dich zu behalten. Es gibt zahllose solche Fälle.

Verweise solche Seelen auf den treuen und zuverlässigen Ratgeber, auf den, der unsere Last trägt. Hat sie Christus als ihren Gefährten erwählt, dann wird er ihr Gnade schenken, die Vernachlässigung ohne Murren zu ertragen; dabei sollte sie freilich mit Fleiß alles in ihrer Macht Stehende tun, ihren Mann an sich zu binden, indem sie ihm unbedingte Treue bewahrt und ihm sein Heim so freundlich und anziehend wie möglich macht. Erweisen sich aber all ihre Bemühungen als nutzlos, finden sie keine Anerkennung, dann ist ihr die Liebe und der Beistand ihres herrlichen Heilandes sicher. Er wird ihr helfen, alle Lasten zu tragen, und sie in ihrer Enttäuschung trösten. Sie hegt Zweifel an Jesus, wenn sie sich an Menschen wendet, damit sie an den Platz treten, den Jesus so gern einnehmen möchte. Durch ihr Murren sündigt sie wider Gott. Sie täte gut daran, ihr eigenes Herz gründlich zu prüfen, ob nicht in ihrer Seele die Sünde lauert. Ein Herz, das auf solche versucherische Weise menschliches Mitgefühl erlangen will und das von irgend jemand verbotene Aufmerksamkeiten entgegennimmt, ist vor Gott nicht rein und fehlerfrei.

Die Bibel enthält viele treffende Beispiele von dem starken Einfluß schlechter Frauen. Als Bileam aufgefordert wurde, Israel zu fluchen, wurde es ihm nicht erlaubt; denn der Herr sah keinen Frevel in Jakob und keine Schuld in Israel. Bileam aber, der der Versuchung bereits nachgegeben hatte, wurde nun gänzlich ein Werkzeug Satans. So beschloß er, auf indirektem Wege das zu tun, was Gott ihn auf direktem Wege nicht hatte tun lassen. Ohne Verzug legte er den Israeliten eine Schlinge: schöne moabitische Frauen sollten sie bezaubern und sie dazu reizen, Gottes Gesetz zu übertreten. Auf diese Weise würde Missetat bei ihnen gefunden werden, und der Segen Gottes könnte nicht mehr auf ihnen ruhen. Ihre Kräfte würden empfindlich geschwächt werden, und ihre Feinde brauchten ihre Macht nicht länger zu fürchten, weil die Nähe des Herrn Zebaoth nicht bei ihren Heeren war.

Dies ist zur Warnung für das Volk Gottes in den letzten Tagen bestimmt. Wenn sie nach Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit streben und alle Gebote Gottes halten, wird es Satan und seinen Werkzeugen nicht erlaubt sein, sie zu überwältigen. Aller Widerstand ihrer bittersten Feinde wird sich als unwirksam erweisen, den Weinstock aus Gottes eigener Pflanzung zu zerstören oder auszurotten. Satan weiß, was Bileam erst durch traurige Erfahrung lernen mußte: daß keine Zauberei gegen Jakob und keine Weissagung gegen Israel möglich ist, solange unter ihnen keine Missetat gepflegt wird; deshalb wird er seine Macht und seinen Einfluß immer darauf richten, ihre Eintracht zu stören und die Reinheit ihres Charakters zu besudeln. Auf tausendfältige Weise legt er seine Schlingen aus, um ihre Kraft zum Guten zu schwächen.

Die Pflege zielbewußter Geselligkeit

Nochmals möchte ich euch mit Nachdruck auf die Notwendigkeit der Reinheit in jedem Gedanken, jedem Wort und jeder Handlung hinweisen. Wir sind persönlich vor Gott verantwortlich und haben eine persönliche Aufgabe, die niemand an unserer Stelle tun kann. Wir haben die Welt durch Belehrung, durch persönliches Bemühen und durch unser Beispiel zu bessern. Gewiß sollen wir Geselligkeit pflegen; sie sollte aber nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern sollte ein Ziel haben. Es gilt Seelen zu retten. Tretet ihnen durch persönliches Bemühen näher. Öffnet eure Türen jungen Menschen, die der Versuchung ausgesetzt sind. Das Böse lockt sie von allen Seiten. Versucht, ihr Interesse zu wecken. Sind sie voller Fehler, dann versucht, solche Fehler zu beseitigen. Haltet euch nicht fern von ihnen, sondern kommt ihnen nahe. Nehmt sie mit in eure Heime und ladet sie zu euren Familienandachten ein. Tausenden tut es not, daß so mit ihnen gearbeitet wird. An jedem Baum in Satans Garten hängt die verlockende, giftige Frucht der Versuchung; ein Wehe ist über jeden ausgesprochen, der davon pflückt und ißt. Laßt uns bedenken, daß Gott uns auffordert, den Weg zum Himmel schön, hell und anziehend zu machen, damit wir Seelen aus der verderblichen Bezauberung durch Satan erretten können.

Gott hat uns Vernunft gegeben, damit wir sie für ein edles Ziel gebrauchen. Wir stehen hier gleichsam in der Prüfungszeit für das künftige Leben. Die Zeit ist für einen jeden von uns zu ernst, um gleichgültig zu sein oder in Unsicherheit dahinzuleben. Unser Umgang mit andern sollte sich durch Ehrbarkeit und durch die Gesinnung des Himmels auszeichnen. Unsere Gespräche sollten um himmlische Dinge kreisen. "Aber die Gottesfürchtigen trösten sich untereinander also: Der Herr merkt und hört es, und vor ihm ist ein Denkzettel geschrieben für die, so den Herrn fürchten und an seinen Namen gedenken. Sie sollen, spricht der Herr Zebaoth, des Tages, den ich machen will, mein Eigentum sein; und ich will ihrer schonen, wie ein Mann seines Sohnes schont, der ihm dient." Maleachi 3,16.17.

Welcher Gegenstand verdient es eher, daß wir uns mit ihm beschäftigen, als der Erlösungsplan? Dies ist ein unerschöpfliches Gebiet. Die Liebe Jesu, die dem gefallenen Menschen durch seine unendliche Liebe angebotene Erlösung, Heiligung des Herzens, die kostbare rettende Wahrheit für diese letzte Zeit, die Gnade Christi -- alle diese Gegenstände können die Seele beleben und dem, der reines Herzens ist, die Freude mitteilen, die die Jünger empfanden, als der Heiland zu ihnen trat und mit ihnen nach Emmaus wandelte. Wer Christus zum Mittelpunkt seiner Liebe macht, wird Freude an dieser heiligen Gemeinschaft empfinden und aus solchem Umgang göttliche Kraft gewinnen. Wer aber an solcher Unterhaltung keine Freude hat und lieber sentimentale und inhaltlose Gespräche führt, der hat sich von Gott abgewandt; sein Streben nach Heiligem und Edlem stirbt ab. Fleischliches und Irdisches erklären solche Leute für himmlisch. Wenn die Unterhaltung einen leichtfertigen Charakter trägt und ein unbefriedigtes Verlangen nach menschlichem Mitgefühl und nach Anerkennung verrät, dann liegt die Ursache in einer liebeskranken Sentimentalität, vor der weder junge Leute noch Männer mit grauem Haar sicher sind. Ist aber die Wahrheit Gottes zu einem festen Grundsatz im Herzen geworden, so wird sie zu einer lebendigen Quelle. Man mag versuchen, sie zu unterdrücken, aber sie wird an anderer Stelle durchbrechen. Sie ist da und kann nicht zurückgedrängt werden. Die Wahrheit im Herzen ist eine Quelle des Lebens. Sie erquickt die Müden und unterdrückt niedrige Gedanken und Äußerungen.

Geschieht um uns her nicht genug, um uns die Gefahren zu zeigen, die auf unserem Pfade lauern? Überall sieht man menschliche Wracks, vergessene Familienaltäre und zerrissene Familien. Es herrscht ein befremdliches Preisgeben von Grundsätzen und ein Herabsinken der Sittlichkeit. Sünden, die die Gottesgerichte der Sintflut und der Vernichtung Sodoms durch Feuer herbeiführten, nehmen stark zu. Wir nähern uns dem Ende. Gott hat mit der Verderbtheit der Menschheit lange Zeit Geduld gehabt, aber ihre Bestrafung ist deshalb nicht weniger gewiß. Möchten doch die, die sich als Licht der Welt betrachten, von allem Unrecht lassen. Wir sehen, wie sich derselbe Geist gegen die Wahrheit stellt wie in den Tagen Jesu. Weil ihnen biblische Beweise fehlen, werden die, die das Gesetz Gottes ungültig machen wollen, Lügen erfinden, um die Prediger zu beschmutzen und anzuschwärzen. Das taten sie mit dem Erlöser der Welt. Das wird man auch mit seinen Nachfolgern tun. Völlig grundlose Bezichtigungen werden als Wahrheit ausgegeben werden.

Das Geheimnis der Kraft

Gott hat sein Volk, das seine Gebote hält, gesegnet; aller Widerstand und alle gegen dieses Volk aufgebrachten Lügen werden nur zur Stärkung derer dienen, die in der Verteidigung des Glaubens, der einmal den Heiligen überliefert ist, fest stehen. Aber wenn jene, die sich als Hüter des Gesetzes Gottes betrachten, Übertreter dieses Gesetzes werden, wird Gott ihnen seinen Schutz entziehen, und viele werden durch Verderbtheit und Liederlichkeit zu Fall kommen. Dann werden wir allerdings nicht imstande sein, vor unseren Feinden zu bestehen. Aber wenn seine Kinder als ein Volk, das in Gerechtigkeit wandelt, in der Absonderung und der Unterscheidung von der Welt verharren, wird Gott ihr Schutz sein, und keine gegen sie geschmiedeten Waffen werden Erfolg haben.

Sollen wir als Gottes Volk, das seine Gebote hält, angesichts der Gefahren dieser Zeit nicht alle Sünde, Ungerechtigkeit und Verderbtheit ablegen? Sollen nicht die Frauen, die sich zur Wahrheit bekennen, streng auf sich achten, damit sie nicht den geringsten Anlaß zu unerlaubter Vertraulichkeit geben? Sie können mancher Versuchung die Tür schließen, wenn sie jederzeit auf peinliche Zurückhaltung und auf schickliches Verhalten achten. Die Männer sollten sich ein Beispiel am Leben Josephs nehmen und den Grundsätzen treu bleiben, wie schwer auch die Versuchung sein mag. Wir wollen starke Männer und Frauen sein, die für das Rechte einstehen. Um uns her gibt es viele, die in sittlicher Hinsicht schwach sind. Sie bedürfen der Gemeinschaft mit Menschen, die fest stehen und deren Herzen mit dem Herzen Jesu eng verbunden sind. Die Grundsätze eines jeden werden auf die Probe gestellt werden. Aber es gibt Leute, die in die Versuchung hineinlaufen wie ein Narr ins Zuchthaus. Sie laden den Feind geradezu ein, sie zu versuchen. Sie schwächen sich selbst, sie verlieren ihre sittliche Kraft, und Schande und Untergang sind die Folge.

Die Gemeinde und die Welt

Wie verächtlich sind in den Augen des heiligen Gottes Leute, die vorgeben, sein Gesetz zu verteidigen, und dennoch seine Vorschriften mißachten! Sie bringen Schande über das Werk und geben den Gegnern der Wahrheit Gelegenheit zu triumphieren. Niemals sollten die Unterscheidungsmerkmale zwischen den Nachfolgern Jesu und den Nachfolgern Satans ausgelöscht werden. Gott selbst hat eine deutliche Linie zwischen der Welt und der Gemeinde, zwischen den Beobachtern und den Übertretern des Gesetzes gezogen. Sie passen nicht zusammen. Sie sind so verschieden wie Tag und Nacht -- verschieden in ihrem Geschmack, ihren Zielen, ihrem Streben und ihrem Wesen. Wenn wir die Liebe und die Furcht Gottes pflegen, werden wir selbst vor der geringsten Annäherung des Unreinen Abscheu empfinden.

Möge der Herr Seelen zu sich ziehen und ihnen ein persönliches Empfinden für ihre heilige Verantwortung verleihen, einen solchen Charakter zu entwickeln, daß Christus sich nicht zu schämen braucht, sie Brüder zu nennen. Setzt euch ein hohes Ziel, dann wird an jenem Tage, wenn jedermann empfangen wird, nach dem er gehandelt hat bei Leibesleben, der göttliche Segen über euch gesprochen werden. Gottes Arbeiter müssen gleichsam unter den Augen Gottes leben und eine ständige Weiterentwicklung im Charakter, in wahrer Tugend und Frömmigkeit zeigen. Ihr Gemüt und Herz müssen so sehr vom Geiste Christi erfüllt und von der ernsten Botschaft, die sie zu verkündigen haben, so geheiligt sein, daß jeder Gedanke, jede Handlung und jeder Beweggrund über das Irdische und Sinnliche erhoben wird. Ihr Glück wird nicht in verbotenem, selbstsüchtigem Genuß, sondern in Jesus und seiner Liebe bestehen.

Mein Gebet lautet: "O Herr, salbe die Augen deiner Kinder, damit sie Sündhaftes vom Heiligen und Verunreinigung von Gerechtigkeit unterscheiden und schließlich als Sieger hervorgehen können."

Im Kampf gegen Fehler, die in ihm lagen, und Versuchungen, die von außen an ihn herantraten, wurde selbst der weise und mächtige Salomo überwunden. Es ist gefährlich, auch nur das geringste Abweichen von der Lauterkeit zu dulden. "Meidet allen bösen Schein." 1.Thessalonicher 5,22. Eine Frau, die einem anderen Mann von ihren familiären Schwierigkeiten erzählt oder über ihren eigenen Mann klagt, bricht ihr Ehegelübde; sie entehrt ihren Mann und reißt die Mauer ein, die die Heiligkeit der Ehegemeinschaft schützen soll; sie tut Satan die Tür weit auf und lädt ihn ein, mit seinen hinterlistigen Versuchungen einzutreten. Gerade das sucht Satan. Will eine christliche Ehefrau einem Bruder im Herrn ihr Leid klagen und ihm von ihren Enttäuschungen und ihrem Kummer erzählen, dann sollte er ihr raten, wenn sie ihr Leid schon jemandem anvertrauen muß, Schwestern zu ihren Vertrauten zu machen, sonst könnte böser Schein aufkommen, durch den die Sache Gottes in Verruf geriete. Testimonies for the Church II, 306 (1869).