Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 2

Kapitel 41

Eine unberechtigte Unterscheidung

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Manche haben den Standpunkt vertreten, daß die Warnungen, Ratschläge und Zurechtweisungen, die der Herr ohne besonderes Gesicht für den Einzelfall durch seine Dienerin gegeben hat, nicht mehr Wert haben als Ratschläge und Warnungen aus anderen Quellen. Man läßt nur die gelten, die in besonderen Gesichten für jeden einzelnen Fall gegeben werden. In verschiedenen Fällen wurde es so dargestellt, daß ich durch Briefe von einzelnen Gemeindegliedern beeinflußt worden sei, Zeugnisse an Gemeinden oder auch an einzelne so abzufassen, wie ich es tat. Es hat Leute gegeben, die behaupteten, daß Zeugnisse, die dem Geiste Gottes entstammen, nur der Ausdruck meines eigenen Urteils seien, wobei ich mich auf Mitteilungen aus menschlichen Quellen stütze. Diese Behauptung ist völlig falsch.

Wenn jedoch ein Zeugnis als Antwort auf Anfragen, Mitteilungen oder Bitten von Gemeinden oder auch von Einzelgliedern geschrieben wurde, das die darüber von Gott geschenkte Erkenntnis wiedergab, so macht die Tatsache, daß es auf diesen Anlaß zurückgeht, seine Gültigkeit oder seine Bedeutung um nichts geringer. Ich führe aus Zeugnis Nr. 31 einige Stellen an, die sich unmittelbar auf diesen Einwand beziehen:

Wie war es bei dem Apostel Paulus? Die Mitteilungen, die er aus dem Hause der Chloe über die Verhältnisse in der Gemeinde zu Korinth erhielt, veranlaßten ihn, seinen ersten Brief an jene Gemeinde zu schreiben. Er hatte private Briefe erhalten, die die bestehenden Tatsachen schilderten; nun legte er in seiner Antwort allgemeine Richtlinien nieder, die die bestehenden Mißstände beseitigen konnten, wenn man sie beachten würde. Mit großem Zartsinn und tiefer Weisheit ermahnte er sie alle, eines Sinnes zu sein und keine Spaltungen unter sich aufkommen zu lassen.

Paulus war ein vom Geiste Gottes erleuchteter Apostel. Dennoch offenbarte der Herr ihm nicht zu jeder Zeit den Zustand seines Volkes. Glieder der Gemeinde, die um das Wohl der Gemeinde besorgt waren und die sahen, wie sich Mißstände einschlichen, trugen ihm die Angelegenheit vor, und durch die Erkenntnis, die er bei einer früheren Gelegenheit erhalten hatte, war er in der Lage, den wahren Charakter der dortigen Entwicklung zu beurteilen. Obwohl der Herr ihm zu jenem Anlaß keine neue Offenbarung gegeben hatte, haben jene, die wirklich nach Klarheit suchten, seine Botschaft nicht wie einen gewöhnlichen Brief beiseite gelegt. Nein, in der Tat nicht! Der Herr hatte ihm die Schwierigkeiten und Gefahren gezeigt, die in den Gemeinden aufkommen würden, damit er ihnen zu begegnen wußte, wenn sie in Erscheinung traten.

Er war zum Schutz der Gemeinde berufen. Er hatte über Seelen zu wachen als ein Mann, der vor Gott Rechenschaft abzulegen hat. Sollte er nun Berichte über die dort aufgekommene Unordnung und Spaltung nicht beachten? Ganz gewiß! Die Rüge, die er ihnen erteilte, war ebenso unter der Einwirkung des Geistes Gottes geschrieben wie jeder andere seiner Briefe. Aber als diese Zurechtweisung kam, wollten sich manche nicht bessern lassen. Sie vertraten den Standpunkt, daß nicht Gott durch Paulus zu ihnen gesprochen hatte, sondern daß er als Mensch nur seine eigene Meinung wiedergegeben habe. Sie hielten ihr eigenes Urteil für ebenso berechtigt wie das des Paulus. So geht es manchen unter unserem Volk, die sich von den alten Grenzsteinen entfernt haben und ihren eigenen Ansichten gefolgt sind.

Wenn unser Volk diese Haltung einnimmt, dann können die besonderen Mahnungen und Ratschläge Gottes durch den Geist der Weissagung keinen Einfluß ausüben und keine Erneuerung im Leben und Charakter bewirken. Der Herr gibt nicht für jede Schwierigkeit, die bei der unterschiedlichen Haltung seines Volkes in der Entwicklung seines Werkes aufkommen kann, ein Gesicht. Aber er hat mir gezeigt, daß er in der Vergangenheit seine Gemeinde führte, indem er seine erwählten Diener oder einzelne Glieder die Bedürfnisse und Gefahren seines Werkes fühlen ließ und ihnen die Last auferlegte, zu warnen und zu raten.

So hat Gott mir in vielen Fällen Erkenntnis über besondere Charakterfehler von Gemeindegliedern und über Gefahren geschenkt, die dem Einzelglied und dem Werk drohen, wenn diese Fehler nicht beseitigt werden. Unter Umständen können sich falsche Neigungen entwickeln und festsetzen, die dem Werke Gottes schaden und das Einzelglied vernichten. Wenn besondere Gefahren das Werk Gottes oder auch Einzelglieder bedrohen, wird mir zuweilen durch einen Traum oder durch ein nächtliches Gesicht vom Herrn eine Mitteilung gegeben und diese Angelegenheit lebendig vor Augen gestellt. Ich höre, wie eine Stimme zu mir spricht: "Stehe auf und schreibe; diese Seelen sind in Gefahr." Ich gehorche dem Einwirken des Geistes Gottes, und meine Feder beschreibt ihre wirkliche Lage. Wenn ich auf Reisen bin und an den verschiedenen Orten vor den Gemeinden stehe, bringt mir der Geist des Herrn die mir vorher gezeigten Fälle klar zum Bewußtsein und läßt den Vorgang vor mir lebendig werden, den er mich vorher hat schauen lassen.

In den letzten fünfundvierzig Jahren hat der Herr mir die Bedürfnisse seines Werkes und die Fälle von Einzelgliedern in jeder Entwicklungsstufe offenbart und mir gezeigt, wo und wie sie es versäumt haben, einen christlichen Charakter zu entwickeln. Die Geschichte Hunderter solcher Einzelpersonen wurde vor mir entrollt; dabei wurde mir offen dargelegt, was Gott gefällt, aber auch, was er verurteilt. Gott hat mich sehen lassen, welche Folgen es hat, wenn man einen bestimmten Weg weitergeht oder gewisse Charakterzüge duldet. Auf diese Weise hat Gott mich erzogen und unterwiesen, Gefahren zu sehen, die den Seelen drohen, und sein Volk immer wieder durch Vorschriften und Unterweisungen zu belehren und zu warnen, damit es Satans List erkennen und seinem Netz entfliehen kann.

Der Auftrag, den Gott mir insbesondere erteilt hat, lautet: Junge und Alte, Gelehrte und Ungelehrte dringend zu mahnen, selbst in der Schrift zu forschen; allen einzuprägen, daß das Studium des Wortes Gottes das Verständnis weitet, jede Fähigkeit stärkt und das Denken befähigt, sich mit tiefen und weitreichenden Fragen der Wahrheit auseinanderzusetzen; allen die Zusicherung zu geben, daß klares Bibelwissen jedes andere Wissen übertrifft, weil es den Menschen zu dem macht, was er nach dem Plane Gottes sein sollte. "Die Erschließung deiner Worte erleuchtet und macht die Einfältigen verständig." Psalm 119,130 (Zürcher).

Kann ich mit der durch das Studium seines Wortes gewonnenen Erkenntnis und mit der besonderen Kenntnis, die mir über Einzelfälle seines Volkes unter allen Verhältnissen und auf jeder Entwicklungsstufe verliehen worden ist, jetzt noch in der gleichen Unwissenheit, derselben geistigen Unsicherheit und geistlichen Blindheit sein wie am Anfang dieser Erfahrung? Wollen meine Brüder sagen, daß Schwester White ein so schlechter Schüler gewesen ist, daß ihr diesbezügliches Urteil nicht klarer geworden ist als vor ihrem Eintritt in die Schule Christi, in der sie für dieses besondere Werk erzogen und geschult werden sollte? Habe ich kein besseres Verständnis von den Pflichten und Gefahren des Volkes Gottes als die, denen diese Dinge niemals gezeigt worden sind? Ich möchte meinen Schöpfer nicht mit dem Eingeständnis entehren, daß alle diese Erkenntnis und alle Entfaltung seiner gewaltigen Macht in meinem Wirken und in meiner Erfahrung nutzlos gewesen und daß dadurch meine Urteilskraft nicht entwickelt oder ich für sein Werk nicht brauchbarer geworden sei.

Sollte ich nicht bestürzt sein, daß Männer und Frauen den gleichen Weg einschlagen und die gleichen Schwächen nähren, die andre Menschen gefährdeten und dem Werke Gottes geschadet haben, obwohl der Herr sie immer wieder gerügt hat? Viele verzagte Seelen sind durch das Gefühl ihrer Unvollkommenheit bedrückt und suchen dennoch gewissenhaft das zu tun, was Gott für richtig erklärt hat; ich weiß, daß der Herr mit Wohlgefallen auf ihre treuen Bemühungen herabschaut. -- Soll ich diesen armen, ängstlichen Menschen nicht ein Wort zu ihrer Ermutigung sagen? Soll ich nur deshalb schweigen, weil ich nicht durch ein besonderes Gesicht auf jeden einzelnen Fall hingewiesen worden bin?

"Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht und er stößt nicht in die Posaune, und das Volk wird so nicht gewarnt, und es kommt nun das Schwert und rafft einen aus ihnen hinweg, so wird dieser zwar um seiner Schuld willen weggerafft, sein Blut aber fordere ich von dem Wächter. Dich nun, o Menschensohn, dich habe ich zum Wächter bestellt dem Hause Israel; wenn du ein Wort aus meinem Munde vernimmst, so sollst du sie in meinem Namen verwarnen. Wenn ich zum Frevler sage: ‚Du mußt sterben!' und du sagst nichts, den Frevler vor seinem Wandel zu warnen, so wird der Frevler um seiner Schuld willen sterben, sein Blut aber fordere ich von dir. Hast du aber den Frevler vor seinem Wandel gewarnt, daß er davon abstehe, und er steht nicht ab von seinem Wandel, so wird er um seiner Schuld willen sterben, du aber hast deine Seele gerettet." Hesekiel 33,6-9 (Zürcher).

Unlängst befand ich mich im Traum vor einer Versammlung. Einige der Anwesenden bemühten sich, den ernsten Eindruck eines Warnungszeugnisses zu verwischen, das ich ihnen gegeben hatte. Sie sagten: "Wir glauben an Schwester Whites Zeugnisse. Aber wenn sie uns etwas sagt, was sie nicht in einem ausdrücklich aus diesem Anlaß gegebenen Gesicht gesehen hat, dann haben ihre Worte für uns nicht mehr Wert als die Worte eines andern." Dann kam der Geist Gottes über mich. Ich stand auf und strafte sie im Namen des Herrn. Im wesentlichen wiederholte ich das, was ich soeben über den Wächter gesagt habe. Dieses Wort, so fügte ich hinzu, entspricht eurer, aber auch meiner Lage.

Wenn nun diejenigen, an die sich diese ernsten Mahnungen richten, sagen: "Das ist lediglich eine eigene Meinung von Schwester White, ich werde mich nach meinem eigenen Urteil richten", und wenn sie fortfahren, eben das zu tun, wovor sie gewarnt worden sind, dann zeigen sie, daß sie den Rat Gottes verachten. Die Folge wird so sein, wie sie mir der Geist Gottes gezeigt hat: Schaden für das Werk Gottes und Untergang für sie selbst. Es gibt Leute, die ihre eigene Meinung stützen wollen und sich dazu auf Stellen aus den Zeugnissen berufen. Sie meinen, daß diese Stellen ihre Auffassungen bestätigen, und errichten auf ihnen das stärkst mögliche Gebäude. Aber Stellen, die ihre Handlungsweise nicht gutheißen oder sich nicht mit ihren Auffassungen decken, nennen sie Schwester Whites eigene Meinung; sie bestreiten die himmlische Herkunft und stellen sie ihrem eigenen Urteil gleich.

Wenn ihr, liebe Brüder, die ihr mich und mein Werk seit vielen Jahren kennt, den Standpunkt vertretet, daß mein Rat nicht mehr bedeutet als der Rat von Leuten, die für dieses Werk nicht besonders erzogen wurden, dann bittet mich nicht, mit euch zusammenzuarbeiten. Denn solange ihr diesen Standpunkt einnehmt, werdet ihr unausweichlich dem Einfluß meines Wirkens entgegenstehen. Fühlt ihr euch ebenso sicher, wenn ihr euren eigenen Empfindungen folgt, wie in der Beachtung der Belehrung, die euch durch Gottes auserwählte Dienerin gegeben wird, dann tut ihr das auf eigene Gefahr. Ihr werdet der Verdammnis anheimfallen, weil ihr die Erkenntnis verwerft, die der Himmel euch sandte.

Ein Mittel Gottes, um Herzen zu erreichen

Als ich in N. war, erschien mir der Herr zur Nachtzeit, sprach köstliche Worte der Ermutigung über mein Werk und wiederholte dieselbe Botschaft, die er mir vorher bereits einige Male gegeben hatte. Bezugnehmend auf die, die dem erhaltenen Licht den Rücken kehren, sagte er: "Wenn sie das Zeugnis, das ich dir gab, verachten und zurückweisen, dann haben sie nicht dich, sondern mich, den Herrn, verachtet."

Wenn Starrköpfige und Aufgeblasene ungehindert ihren Weg gehen, in welchen Zustand wird dann die Gemeinde geraten? Wie kann man die Fehler solcher eigenwilligen Ehrgeizlinge bessern? Auf welche Weise wird Gott sie erreichen? Wie wird er seine Gemeinde wieder in Ordnung bringen? Meinungsverschiedenheiten kommen unablässig auf, die Gemeinde hat oft unter Abfall vom Glauben zu leiden. Wenn Streitigkeiten oder Spaltungen auftreten, behaupten alle Parteien, sie seien im Recht und hätten ein unverletztes Gewissen. Aber sie lassen sich von denen nicht belehren, die die Last des Werkes lange getragen haben und von denen sie wissen können, daß sie unter der Leitung des Herrn standen. Licht ist ihnen gesandt worden, die Finsternis zu vertreiben, doch sie sind zu stolz, es anzunehmen, sie wählten daher die Finsternis. Sie verachten den Rat Gottes, weil er sich nicht mit ihren Auffassungen und Absichten deckt, und beschönigen ihre bösen Charakterzüge. Das Werk des Geistes Gottes, das sie, wenn sie es annehmen wollten, zurechtbringen würde, kam nicht so, daß es ihnen gefiel, auch nicht dazu, ihrer Selbstgerechtigkeit zu schmeicheln. Die von Gott verliehene Erkenntnis ist für sie kein Licht, und sie wandeln in der Finsternis. Sie behaupten, daß man zu dem Urteil eines Menschen, der eine so lange Erfahrung hinter sich hat und der vom Herrn unterwiesen und zu einem besonderen Werk gebraucht worden ist, kein größeres Vertrauen haben darf als zu dem Urteil eines anderen Menschen. Ist es der Wille Gottes, daß sie so handeln? Oder ist dies das besondere Wirken des Feindes aller Gerechtigkeit, um Seelen im Irrtum und durch grobe Täuschungen zu binden, die nicht zu durchbrechen sind, weil sie sich dem Wirken entzogen haben, das Gott für seine Gemeinde verordnet hat?

Zu allen Zeiten der Weltgeschichte sind seiner Gemeinde Zurechtweisungen, Mahnungen und Warnungen vom Herrn gegeben worden. Solche Warnungen wurden in den Tagen Christi von den selbstgerechten Pharisäern verschmäht und zurückgewiesen; sie meinten, daß sie solchen Tadel nicht verdienten und daß sie ungerecht behandelt würden. Sie wollten das Wort des Herrn durch seine Diener nicht annehmen, weil es ihren eigenen Neigungen nicht schmeichelte. Würde der Herr in unseren Tagen durch ein Gesicht gerade diese Art von Leuten ansprechen, auf ihre Fehler hinweisen, ihre Selbstgerechtigkeit tadeln und ihre Sünden verurteilen, dann würden sie sich in heller Empörung entrüsten, wie die Einwohner von Nazareth es taten, als Christus ihnen ihren wirklichen Zustand offenbarte.

Demütigen sich diese Leute nicht vor Gott, sondern leihen sie weiterhin ihr Ohr den Einflüsterungen Satans, so werden Zweifel und Unglaube von ihren Herzen Besitz ergreifen, und sie werden alles in einem falschen Licht sehen. Ist der Same des Zweifels erst einmal in ihre Herzen gesät, dann wird er reiche Frucht tragen. Sie werden dahin kommen, Wahrheiten in Frage zu stellen und anzuzweifeln, die voller Klarheit und Schönheit für andere sind, die den Unglauben nicht genährt haben.

Wer sich darin übt, alles aufzugreifen, was sich als Nagel gebrauchen läßt, um einen Zweifel daranzuhängen, und diese Gedanken anderen einflüstert, wird immer einen Anlaß zum Zweifeln finden. Alles, was bei der Erörterung der Wahrheit aufkommt, werden sie in Frage stellen und kritisieren, sie werden an der Arbeit und an der Stellung anderer, an jedem Zweig des Werkes herumnörgeln, an dem sie selbst nicht beteiligt sind. Sie werden sich an den Fehlern und Verirrungen anderer weiden "bis" -- so sagte der Engel -- "der Herr Jesus sein Mittleramt im himmlischen Heiligtum beenden, sich mit dem Gewand der Rache bekleiden und sie bei ihrem unheiligen Tun überraschen wird. Solche Leute werden nicht bereit sein zum Hochzeitsmahl des Lammes." Ihr Empfinden ist so verderbt, daß sie dazu neigten, am Tisch des Herrn in seinem Reich Kritik zu üben.

Hat Gott diesen Leuten, die sich selbst betrügen, jemals offenbart, daß Zurechtweisungen und Mahnungen nur dann einen Wert haben, wenn sie in einem besonderen Gesicht ausgesprochen werden? Ich verweile bei diesem Gedanken, weil er auf einer satanischen Täuschung zum Verderben der Seele beruht und sich bei vielen festgesetzt hat. Wenn er sie durch seine Spitzfindigkeiten verführt und geschwächt hat, daß sie sich einer Rüge widersetzen und so den Einfluß des Geistes Gottes wirkungslos machen, wird sein Triumph über sie vollständig sein. Manche halten sich für gerecht, liefern aber wie Judas ihren Herrn den Händen seiner bittersten Feinde aus. Leute voller Selbstvertrauen, die entschlossen sind, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre eigenen Ansichten zu verfechten, verfallen immer mehr dem Bösen, bis sie lieber einen beliebigen Weg gehen, als daß sie ihren eigenen Willen aufgeben. In ihrer Verblendung gehen sie den Weg des Bösen weiter, sie sind, den verblendeten Pharisäern gleich, so voller Selbstbetrug, daß sie meinen, im Dienste Gottes zu handeln. Christus schildert die Art, wie gewisse Leute handeln werden, wenn sie eine Möglichkeit haben, ihren wahren Charakter zu entfalten: "Ihr werdet aber überantwortet werden von den Eltern, Brüdern, Gefreunden und Freunden; und sie werden euer etliche töten." Lukas 21,16.

Gott hat mir eine bestimmte, feierliche Erfahrung in seinem Werk gegeben; und ihr dürft versichert sein, daß ich, solange Gott mich am Leben erhält, nicht aufhören werde, meine Stimme zur Warnung zu erheben, so wie es mir durch den Geist Gottes eingegeben wird, gleichgültig, ob Menschen mir ihr Gehör schenken wollen oder nicht. Ich selbst habe keine besondere Weisheit in mir; ich bin lediglich ein Werkzeug in der Hand des Herrn, um das Werk zu tun, das er mir aufgetragen hat. Die Belehrungen, die ich schriftlich oder mündlich erteilte, sind ein Ausdruck der Erkenntnis, die Gott mir schenkte. Ich war bemüht, euch die Grundsätze darzulegen, die der Geist Gottes seit Jahren in mein Gemüt eingeprägt und mir ins Herz geschrieben hat.

Und nun, liebe Geschwister, bitte ich euch, euch nicht zwischen mich und das Volk zu stellen und die Erkenntnis zu unterdrücken die Gott ihm schenken will. Beraubt die Zeugnisse nicht durch eure Kritik ihrer Kraft, ihres Sinnes und ihres Einflusses. Glaubt nicht, daß ihr sie zerpflücken könnt, um sie euren Auffassungen anzupassen, weil ihr meint, Gott habe euch die Fähigkeit verliehen, zu unterscheiden, was eine Unterweisung von Gott und was nur ein Ausdruck menschlicher Weisheit ist. Stimmen die Zeugnisse nicht mit dem Worte Gottes überein, dann verwerft sie. Christus und Baal können nicht zusammengehen. Verwirrt die Gemüter der Menschen um Christi willen nicht durch menschliche Spitzfindigkeiten und durch Zweifelsucht; beraubt das Werk, das der Herr tun will, nicht seiner Wirkung. Macht dieses Wirken Gottes durch euren Mangel an geistlichem Unterscheidungsvermögen nicht zu einem Stein des Ärgernisses, denn daran könnten sich viele stoßen und zu Fall kommen, so daß sie umgarnt und gefangengenommen werden.