Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 2

Kapitel 43

Der bevorstehende Kampf

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Eine große Krise steht dem Volke Gottes und der Welt bevor. Der folgenschwerste Kampf aller Zeiten wird in Kürze ausbrechen. Ereignisse, auf deren Kommen wir seit mehr als vierzig Jahren auf Grund des prophetischen Wortes hingewiesen haben, rollen vor unseren Augen ab. Schon ist den Gesetzgebern der USA die Frage eines Zusatzes zur Verfassung nahegelegt worden, durch die die Gewissensfreiheit eingeschränkt werden soll. Die Erzwingung der Sonntagsfeier ist eine Frage von nationalem Interesse und nationaler Bedeutung geworden. Wir wissen wohl, worauf diese Bewegung hinzielt. Aber sind wir auf diese Entwicklung vorbereitet: Haben wir die uns von Gott anvertraute Pflicht treu erfüllt und die Menschen vor den zu erwartenden Gefahren gewarnt?

Selbst unter denen, die die Bewegung zur Erzwingung der Sonntagsfeier unterstützen, gibt es Leute, deren Augen vor den Folgen dieser Bestrebung geschlossen sind. Sie sehen nicht, daß sie geradezu gegen die Religionsfreiheit kämpfen. Viele Menschen haben nie erkannt, daß die Bibel die Feier des Sabbats fordert und daß die Begründung, auf der die Einrichtung des Sonntags beruht, falsch ist. Jede Bewegung zur Förderung religiöser Gesetzgebung stellt in Wahrheit ein Zugeständnis dem Papsttum gegenüber dar, das jahrhundertelang unablässig gegen die Gewissensfreiheit gekämpft hat. Die Feier des Sonntags im Sinne einer sogenannten christlichen Einrichtung verdankt ihr Dasein dem "Geheimnis der Bosheit". Sie erzwingen zu wollen bedeutet eine wirksame Anerkennung der Grundsätze, die den eigentlichen Grundstein Roms bilden. Wenn die USA die Richtlinien ihrer Verfassung soweit verlassen, daß sie ein Sonntagsgesetz erlassen, dann reicht dadurch der Protestantismus dem Papsttum die Hand; das bedeutet nichts anderes, als daß man sich einer Tyrannei ausliefert, die lange Zeit brennend nur darauf gewartet hat, ihre Gewaltherrschaft zu betätigen.

Die üblen Folgen religiöser Gesetzgebung

Wenn die Nationale Reformbewegung die Macht der religiösen Gesetzgebung ausübt und zur vollen Entwicklung gekommen ist, wird sie dieselbe Unduldsamkeit und Unterdrückung an den Tag legen und ausüben, die in vergangenen Jahrhunderten herrschten. Damals maßten sich menschliche Körperschaften göttliche Vorrechte an, und mit despotischer Gewalt unterdrückten sie die Gewissensfreiheit. Einkerkerung, Verbannung und Tod waren das Schicksal derer, die sich ihren Anordnungen widersetzten. Wenn das Papsttum oder seine Lehren durch die Gesetzgebung wieder zur Macht kommen, werden die Feuer der Verfolgung gegen alle, die ihr Gewissen und die Wahrheit nicht aus Rücksicht auf landläufige Irrlehren verkaufen wollen, wieder entzündet werden. Dieses Unheil steht vor der Verwirklichung.

Da Gott uns die Erkenntnis der vor uns liegenden Gefahren geschenkt hat und wir in seinen Augen recht stehen wollen, wie können wir es dann versäumen, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um anderen diese Erkenntnis darzulegen? Können wir uns damit abfinden, sie ungewarnt ihrem Geschick zu überlassen?

Verteidigen wir das Gesetz Gottes, das durch Menschengesetze sinnentleert wurde, so haben wir ständigen Kampf vor uns und stehen in Gefahr, eingekerkert zu werden oder unseren Besitz und selbst das Leben zu verlieren. In dieser Lage wird die weltliche Staatsführung um des Friedens und der Eintracht willen völlige Unterwerfung unter die Landesgesetze verlangen. Dabei wird mancher die Notwendigkeit eines solchen Verhaltens aus der Schrift herleiten: "Jedermann sei untertan der Obrigkeit ... Wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet." Römer 13,1.

Aber wie haben sich die Diener Gottes in der Vergangenheit verhalten? Als die Jünger nach der Auferstehung Christi von ihm als dem Gekreuzigten predigten, geboten ihnen die Behörden, nicht mehr im Namen Jesu zu reden oder zu lehren. "Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Richtet ihr selbst, ob es vor Gott recht sei, daß wir euch mehr gehorchen denn Gott. Wir können's ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehört haben." Apostelgeschichte 4,19.20. Sie fuhren fort, die gute Botschaft von der Erlösung durch Christus zu predigen, und die Kraft Gottes bekannte sich zu ihrer Verkündigung. Kranke wurden geheilt und Tausende wurden der Gemeinde hinzugefügt. "Es stand aber auf der Hohepriester und alle, die mit ihm waren, welches ist die Sekte der Sadduzäer, und wurden voll Eifers und legten die Hände an die Apostel und warfen sie in das gemeine Gefängnis." Apostelgeschichte 5,17.18.

Doch der Gott des Himmels, der mächtige Herrscher über das All, nahm die Angelegenheit in seine eigene Hand; denn hier kämpften Menschen gegen sein Werk. Er zeigte ihnen deutlich, daß über den Menschen ein Herrscher steht, dessen Autorität sie zu achten haben. Der Herr sandte in der Nacht seinen Engel, die Gefängnistüren zu öffnen, und er führte diese Männer, die Gott zu seinem Werk berufen hatte, heraus. Die weltlichen Herrscher "geboten ihnen, daß sie sich allerdinge nicht hören ließen noch lehrten im Namen Jesu" (Apostelgeschichte 4,18), doch der von Gott gesandte Himmelsbote sagte: "Gehet hin und tretet auf und redet im Tempel zum Volk alle Worte dieses Lebens." Apostelgeschichte 5,20.

Wer versucht, Menschen zur Unterwerfung unter eine Einrichtung des Papsttums zu zwingen und Gottes Autorität mit Füßen zu treten, tut etwas Ähnliches wie die jüdischen Leiter in den Tagen der Apostel. Wenn die Gesetze irdischer Machthaber den Gesetzen des höchsten Herrschers über das All widersprechen, werden alle wirklichen Untertanen Gottes ihm die Treue halten.

Zeichen für die Nähe der Gefahr

Wir haben als Volk das Werk, das Gott uns aufgetragen hat, noch nicht vollendet. Wir sind für die Auseinandersetzung noch nicht vorbereitet, zu der wir durch die Erzwingung der Sonntagsfeier genötigt werden. Wenn wir die Anzeichen der herannahenden Gefahr erkennen, ist es unsere Pflicht, uns zu tatkräftigem Handeln zu ermannen. Niemand darf untätig das Unheil abwarten und sich mit dem Glauben trösten, daß dieses Werk weitergehen muß, weil die Weissagung das vorhergesagt hat, und daß der Herr sein Volk schützen wird. Wir tun den Willen Gottes nicht, wenn wir in Gemütsruhe dasitzen und nichts unternehmen, um die Gewissensfreiheit zu sichern. Ernste und dringende Gebete sollten zum Himmel emporgesandt werden, damit dieses Unheil aufgehalten wird, bis wir das Werk vollenden können, das so lange vernachlässigt worden ist. Laßt uns mit größtem Ernst darum beten und dann in Übereinstimmung mit unseren Gebeten an die Arbeit gehen. Es kann sich zeigen, daß Satan triumphiert und daß die Wahrheit durch Falschheit und Irrtum unterdrückt wird; das Volk, über das Gott seine schützende Hand gehalten hat, und das Land, das für Gottes Diener und für Verteidiger seiner Wahrheit ein Zufluchtsort gewesen ist, wenn sie um des Gewissens willen verfolgt wurden, können in Gefahr kommen. Gott möchte, daß wir uns seines Handelns mit seinem Volk in der Vergangenheit erinnern, wenn er es vor seinen Feinden retten wollte. Stets hat er Zeiten größter Verlegenheit, wenn es keine Möglichkeit zur Rettung aus Satans Hand zu geben schien, zur Offenbarung seiner Macht gewählt. Des Menschen Verlegenheit ist Gottes Gelegenheit. Es kann sein, daß dem Volke Gottes noch ein Aufschub gewährt wird, um zu erwachen und sein Licht leuchten zu lassen. Das Dasein von nur zehn Gerechten hätte die verdorbenen Städte der Jordanebene gerettet. Ob Gott als Antwort auf die Gebete seines Volkes nicht auch heute das Wirken der Menschen aufhält, die sein Gesetz aufheben wollen? Sollen wir nicht ernstlich und demütig zu dem Gnadenstuhl fliehen und Gott flehentlich bitten, seine gewaltige Macht zu offenbaren?

Wenn Gottes Kinder weiterhin gleichgültig bleiben wie bisher, kann Gott seinen Geist nicht auf sie ausgießen. Sie sind unvorbereitet, mit ihm zu wirken. Sie durchschauen die Lage nicht und sind sich der drohenden Gefahr nicht bewußt. Wie noch nie zuvor sollten sie jetzt die Notwendigkeit erkennen, wachsam zu sein und in der Arbeit zusammenzustehen.

Die Wichtigkeit der besonderen Aufgabe des dritten Engels hat man nicht erkannt. Gottes Wille war, daß sein Volk entschieden weiter vorankommen sollte, als das heut der Fall ist. Doch wenn jetzt für sie die Zeit gekommen ist, den Kampf aufzunehmen, erfordert das eine Vorbereitung. Als die Nationale Reformbewegung anfing, Maßnahmen zur Einschränkung der religiösen Freiheit zu fordern, hätten unsere leitenden Männer der Lage gewachsen sein sollen; sie hätten sich ernsthaft bemühen sollen, diesen Bestrebungen entgegenzutreten. Es liegt nicht im Plane Gottes, daß man seinem Volk Licht vorenthielt -- nämlich die gegenwärtige Wahrheit, die für diese Zeit benötigt wird. Nicht alle unsere Prediger, die über die Botschaft des dritten Engels predigen, verstehen wirklich, was diese Botschaft besagt. Manche haben der Nationalen Reformbewegung eine so geringe Bedeutung beigemessen, daß sie es nicht für erforderlich hielten, ihr viel Beachtung zu schenken; sie meinten sogar, wenn sie es dennoch täten, würden sie Zeit auf Fragen verwenden, die nichts mit der dritten Engelsbotschaft zu tun hätten. Möge der Herr unseren Brüdern vergeben, daß sie die eigentliche Botschaft für unsere Zeit auf diese Weise so falsch ausgelegt haben.

Stehet auf zur Tat!

Dem Volk müssen die Augen über die Gefahren der gegenwärtigen Zeit geöffnet werden. Die Wächter schlafen. Wir sind um Jahre im Rückstand. Daß doch die Hauptwächter die dringende Notwendigkeit erkennten, auf sich selbst zu achten, andernfalls versäumen sie die günstigen Gelegenheiten, die Gefahren zu erkennen.

Wenn die leitenden Männer unserer Vereinigungen die ihnen von Gott gesandte Botschaft jetzt nicht annehmen und zur Tat übergehen, dann werden die Gemeinden großen Schaden erleiden. Wenn der Wächter das Schwert kommen sieht und mit der Posaune einen deutlichen Ton erschallen läßt, wird das Volk an der Front den warnenden Ruf aufnehmen, und alle werden sich auf den Kampf vorbereiten können. Doch nur zu oft stand der Leiter zögernd da und schien zu sagen: "Wir dürfen uns nicht überstürzen. Es kann ein Irrtum vorliegen. Wir wollen uns davor hüten, falschen Alarm zu geben." Sein Zögern und seine Unentschlossenheit besagte: "‚Frieden und gute Ruhe.' Seid nur nicht aufgeregt oder beunruhigt! Man hat diesem Zusatzvorschlag in religiösen Fragen mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als er verdient. Diese Erregung wird wieder abflauen." Auf solche Weise bestreitet er, daß die Botschaft von Gott kam, und die Warnung, die die Gemeinden aufrütteln sollte, verfehlt ihren Zweck. Die Posaune des Wächters gibt keinen klaren Ton, und das Volk bereitet sich nicht zum Kampf vor. Der Wächter muß auf der Hut sein, damit durch sein Zögern nicht Seelen dem Verderben anheimfallen und ihr Blut einmal von seiner Hand gefordert wird.

Seit vielen Jahren haben wir damit gerechnet, daß in den USA ein Sonntagsgesetz erlassen wird; und jetzt, wo diese Bewegung Wirklichkeit geworden ist, fragen wir: Wird unser Volk hier seine Pflicht erfüllen? Können wir nicht dazu beitragen, das Banner hochzuhalten und solche Männer mit der Verantwortung zu betrauen, die auf die religiösen Rechte und Freiheiten achten? Die Zeit rückt schnell näher, in der jeder, der es vorzieht Gott zu gehorchen statt Menschen, Unterdrückung zu spüren bekommt. Sollen wir etwa Gott durch unser Schweigen entehren, wenn seine heiligen Gebote mit Füßen getreten werden?

Während der Protestantismus durch seine Haltung Rom immer mehr Zugeständnisse macht, wollen wir erwachen, um die Lage zu begreifen; laßt uns den vor uns liegenden Kampf in seinem wahren Sachverhalt erkennen. Die Wächter sollen jetzt ihre Stimmen erheben und die Botschaft verkündigen, die die gegenwärtige Wahrheit für unsere Zeit darstellt. Laßt uns den Leuten zeigen, an welcher Stelle der prophetischen Geschichte wir stehen. Laßt uns danach trachten, den Geist des wahren Protestantismus zu wecken und die Welt wachzurütteln, damit sie den Wert der religiösen Freiheit erkennt, deren sie sich so lange erfreuen durfte.

Gott ruft uns auf, wach zu werden, da das Ende nahe ist. Jede verrinnende Stunde ist eine solche des Handelns für den Himmel, um auf Erden ein Volk zuzurüsten, das in dem großen Geschehen, das bald über uns hereinbrechen wird, mitwirken kann. Diese enteilenden Augenblicke, deren Wert uns oft so gering erscheint, haben große Bedeutung für die Ewigkeit. Sie entscheiden über die Bestimmung von Seelen zum ewigen Leben oder zum ewigen Tode. Die Worte, die wir heute den Menschen sagen, die Werke, die wir verrichten, der Geist der Botschaft, die wir tragen: alles wird ein Geruch des Lebens zum Leben oder des Todes zum Tode sein.

Vorbereitung auf die Entscheidungsstunde

Liebe Geschwister, seid ihr euch darüber klar, daß eure eigene Seligkeit, aber auch das Schicksal anderer Seelen, von der Vorbereitung abhängt, die ihr jetzt für die vor uns liegende Trübsal trefft? Habt ihr jenen lebendigen Eifer, die Frömmigkeit und die Hingabe, die euch befähigen werden, standzuhalten, wenn man euch Widerstand entgegensetzen wird? Wenn Gott jemals durch mich geredet hat: die Zeit wird kommen, in der ihr vor Gericht gezogen werdet und jede Glaubensfrage, zu der ihr euch bekennt, einer strengen Kritik unterzogen wird. Die Zeit, die viele jetzt ungenutzt verstreichen lassen, sollten wir dem Auftrag widmen, den Gott uns gegeben hat, uns auf die bevorstehende Entscheidung vorzubereiten.

Das Gesetz Gottes sollte bei dem wahren Volk Gottes jetzt mehr als je zuvor Liebe und Achtung finden. Es ist dringend notwendig, allen Gläubigen, Männern und Frauen, der Jugend und den Kindern, die verpflichtende Forderung Christi ans Herz zu legen: "Suchet in der Schrift!" Johannes 5,39. Sucht in der Schrift, wie ihr es noch nie zuvor getan habt. Wenn ihr nicht zu einer höheren und heiligeren Haltung in eurem geistlichen Leben kommt, werdet ihr für die Erscheinung unseres Herrn nicht bereit sein. Große Erkenntnis wurde uns geschenkt. Ihr entsprechend erwartet Gott von seinem Volk nun Eifer, Treue und Hingabe. Es muß ein geistliches Leben führen, eine tiefere Weihe vor Gott und einen Eifer in seinem Werk zeigen, den es bis dahin nicht erreicht hat. Auf das Gebet sollten wir viel Zeit verwenden, damit unser Wesen im Blute des Lammes gewaschen und weiß gemacht werde.

Insbesondere sollten wir mit unerschütterlichem Glauben zu Gott flehen, daß er seinem Volk jetzt Gnade und Kraft schenken möge. Wir glauben nicht, daß die Zeit gekommen ist, in der uns unsere Freiheit völlig genommen wird. Der Prophet sah "vier Engel stehen auf den vier Ecken der Erde, die hielten die vier Winde der Erde, auf daß kein Wind über die Erde bliese noch über das Meer noch über irgendeinen Baum". Ein anderer Engel, der vom Osten heraufstieg, schrie zu ihnen und sagte: "Beschädiget die Erde nicht noch das Meer noch die Bäume, bis daß wir versiegeln die Knechte unsers Gottes an ihren Stirnen!" Offenbarung 7,1.3. Dies zeigt uns die Arbeit, die wir jetzt verrichten müssen. Eine ungeheure Verantwortung ruht auf allen betenden Männern und Frauen im Lande, Gott anzuflehen, daß er die Wolke des Unheils zurückdrängen und noch einige Jahre der Gnade schenken möge, um für den Meister zu arbeiten. Laßt uns zu Gott rufen, daß die Engel die vier Winde halten mögen, bis Missionare in alle Teile der Welt hinausgesandt sind und vor dem Ungehorsam dem Gesetz des Herrn gegenüber gewarnt haben.