Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 2

Kapitel 55

Frauen als Evangeliumsarbeiterinnen

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Wir haben damit begonnen, unsern Schwestern zu helfen, ihre eigene Verantwortung vor Gott zu fühlen. Das ist gut so und auch notwendig. Lange wurde dies vernachlässigt. Der Herr wünscht, daß wir den Wert der menschlichen Seele denen stets deutlich vor Augen stellen, die ihren Wert nicht verstehen. Wird diese Arbeit in klaren, einfachen und bestimmten Richtlinien entworfen, dann können wir erwarten, daß die Pflichten im Heim viel verständiger verrichtet werden statt vernachlässigt zu werden.

Wenn wir es zuwegebringen, organisierte Gruppen innerhalb der Gemeinde zu schaffen, die in verständiger Weise über die Rolle unterrichtet sind, die sie als Diener des Meisters spielen sollten, dann werden unsere Gemeinden eine Lebenskraft besitzen, die sie schon lange hätten haben können. Dann wird auch der Wert einer Seele, für die Christus starb, um sie zu retten, entsprechend gewürdigt werden. Unsre Schwestern haben im allgemeinen allzuviel mit ihren Familien und ihren unerwünschten Heimsuchungen zu tun. Ich habe mich so nach Frauen gesehnt, die man ausbilden könnte, daß sie unsern Schwestern behilflich wären, sich von ihrer Entmutigung freizumachen, damit diese spüren, daß auch sie eine Arbeit für den Herrn verrichten könnten. Dies wird die Sonne in ihr eigenes Leben und auch in das Leben andrer hineinstrahlen lassen. Gott wird alle segnen, die sich zu dieser herrlichen Arbeit vereinigen.

Viele junge, aber auch ältere Schwestern scheinen vor einer religiösen Unterhaltung zurückzuschrecken. Sie schätzen ihre Gelegenheiten nicht richtig ein. Sie schließen die Fenster ihrer Seele zum Himmel hin und öffnen ihre Fenster nach der Erde hin zu weit. Erfaßten sie den großen Wert der menschlichen Seele, dann würden sie die Fenster zur Erde hin, die weltlichen Vergnügungen, Torheiten und Sünden Einlaß gewähren, schließen und die Fenster zum Himmel hin öffnen, um geistliche Dinge zu schauen. Das Wort Gottes muß ihre Zuversicht, ihre Hoffnung und ihr Friede sein. Dann können sie sagen: "Ich will das Licht der Sonne der Gerechtigkeit empfangen, damit es andern scheine." Am erfolgreichsten müht sich der, der freudig die Arbeit verrichtet, Gott in den kleinen Dingen des Lebens zu dienen. Jeder Mensch soll seinen Faden in das Lebensgewebe mit hineinweben und so mithelfen, das Muster zu vollenden.

Die Arbeit Christi bestand weitgehend aus persönlichen Unterredungen. Er schätzte aufrichtig die Zuhörerschaft einer einzigen Seele. Gerade von der einen Seele wurde die empfangene Einsicht zu Tausenden hingetragen.

Wie man dazu erzogen wird, andern zu helfen

Wir sollten unsre Jugend dahin erziehen, andern Jugendlichen zu helfen. Während sie sich in dieser Arbeit schult, wird sie Erfahrungen machen, die sie befähigt, geweihte Arbeiter in einem weiteren Feld zu werden. Tausende von Herzen können auf die einfachste und bescheidenste Weise erreicht werden. Die geistvollsten Menschen, die für die begabtesten Männer und Frauen der Welt gehalten und als solche verehrt werden, werden oft durch die einfachen Worte erfrischt, die aus dem Herzen jemandes stammen, der Gott liebt und der über jene Liebe so natürlich sprechen kann, wie das Weltkind von den Dingen spricht, über die es nachdenkt und von denen es sich nährt. Oft haben wohlvorbereitete und durchdachte Worte geringen Einfluß, aber die wahren, ehrlichen Worte eines Gotteskindes, die in natürlicher Einfachheit gesprochen werden, öffnen die Tür zu den Herzen, die lange verschlossen waren.

Die Klagen der Sorgen einer ganzen Welt werden rings um uns herum gehört. Die Sünde läßt ihren Schatten auf uns fallen, und wir müssen bereit sein zu jedem guten Wort und Werk. Wir wissen, daß wir die Gegenwart Jesu besitzen. Der sanfte Einfluß seines Heiligen Geistes lehrt uns, leitet unsre Gedanken und veranlaßt uns, Worte zu sprechen, die den Pfad andrer erfreulich und heiter machen. Wenn wir oft mit unsern Schwestern sprechen könnten und statt zu sagen "geh", sie veranlaßten, so zu handeln, wie wir handeln würden, so zu fühlen, wie wir fühlen möchten, dann wird der Wert der menschlichen Seele ständig mehr geschätzt werden. Wir sind Lernende, um Lehrer zu werden. Dieser Gedanke muß jedem Gemeindeglied eingeprägt werden.

Wir glauben zwar an die Gemeindeorganisation; aber dadurch sollte nicht die genaue Methode, nach der wir arbeiten sollten, vorgeschrieben werden, da nicht alle durch dieselben Mittel erreicht werden. Wir dürfen nicht dulden, daß der Diener Gottes durch irgend etwas von seinen Mitmenschen ferngehalten wird. Der Gläubige als Einzelwesen soll sich um den Sünder als Einzelwesen mühen. Jeder Mensch hat sein eigenes Licht, das er brennen lassen muß; und wenn das himmlische Öl durch die goldnen Rohre in diese Lampen fließt, wenn die Gefäße vom "Ich" entleert und vorbereitet sind, das heilige Öl aufzunehmen, dann wird das Licht auf dem Pfad des Sünders zu einem ganz bestimmten Zweck ausgebreitet werden. Mehr Licht wird auf den Pfad des Wanderers durch eine solche Lampe fallen als durch eine große Anzahl von Fackeln, die nur zum Gepränge aufgestellt wurden. Persönliche Weihe und Heiligung für Gott werden bessere Ergebnisse zeitigen als ein Aufwand, der den größten Eindruck macht.

Lehrt unsre Schwestern, daß es jeden Tag ihre Frage sein sollte: "Herr, was willst du, daß ich heute tun soll?" Jedes geweihte Gefäß wird täglich das heilige Öl empfangen, damit es in andre Gefäße hinüberströme.

Die Beendigung eines großen Werkes

Wird das Leben in dieser Welt ausschließlich für Christus geführt, dann ist es ein Leben täglicher Übergabe. Er erwartet freiwilligen Dienst; jede Seele ist für ihn ein Kleinod. Legten wir unsern Schwestern das Gute nahe, das sie durch Christus tun könnten, dann sähen wir die Vollendung eines großen Werkes. Erweckten wir ihnen Sinn und Herz, Gottes Mitarbeiterinnen zu werden, errängen wir durch ihre Arbeit große Siege. Aber unser "Ich" darf nicht in Erscheinung treten; Christus muß statt dessen als der Wirkende sichtbar werden.

Es muß ein Austausch von Nehmen und Geben, von Empfangen und Mitteilen stattfinden. Das verbindet uns als Diener ganz eng mit Gott. Darin besteht die Lebensaufgabe des Christen. Wer sein Leben verliert, soll es finden.

Die Fähigkeit, das heilige Öl aus den zwei Ölbäumen zu empfangen, wird vermehrt, wenn der Empfänger jenes heilige Öl in Worten und Taten ausfließen läßt, um die Bedürfnisse andrer Seelen zu befriedigen. Es ist eine Arbeit, eine köstliche, befriedigende Arbeit, ständig zu empfangen und mitzuteilen.

Wir brauchen jeden Tag frischen Vorrat. Wie vielen Seelen könnten wir bereits dadurch helfen, daß wir mit ihnen sprechen! Der ganze Himmel wartet auf Rohrleitungen, durch die das heilige Öl verteilt werden kann, um andern Freude und Segen zu bringen. Ich fürchte nicht, daß jemand fehlerhafte Arbeit leisten wird, wenn er nur eins mit Christus ist. Wenn Christus bei uns ist, werden wir unablässig und gediegen arbeiten, so daß unser Werk bleibenden Wert hat. Die göttliche Segensfülle wird durch den geheiligten menschlichen Helfer fließen, um andern übermittelt zu werden.

Der Herr hat sowohl eine Arbeit für Frauen wie für Männer. Sie werden gute Arbeit für Gott leisten, wenn sie in der Schule Christi die kostbare und wichtige Lehre der Sanftmut erlernen. Sie dürfen nicht nur den Namen Christi führen, sie müssen auch seinen Geist besitzen. Sie sollen wandeln, wie er wandelte, indem sie ihre Seelen von allem reinigen, das befleckt. Dann werden sie andern nützen können, indem sie Jesus als ein für alle Lebensgebiete ausreichendes Vorbild darstellen.

Frauen mögen bei der gegenwärtigen Krise ihren Platz im Werke einnehmen, und der Herr wird durch sie wirken. Wenn sie Verständnis für ihre Pflichten haben und unter dem Einfluß des Geistes Gottes schaffen, werden sie gerade über die für diese Zeit erforderliche Selbstbeherrschung verfügen. Der Heiland wird auf diese opferwilligen Frauen das Licht seines Angesichtes scheinen lassen, und das wird ihnen eine Kraft verleihen, welche die der Männer übertrifft. Sie können innerhalb der Familie ein Werk verrichten, das die Männer nicht tun können, eine Arbeit, die das Innenleben berührt. Sie können die Herzen jener erreichen, die die Männer nicht erreichen. Wir brauchen ihr Wirken.

Einer unmittelbaren Notwendigkeit wird durch die Arbeit der Frauen begegnet, die sich dem Herrn ergeben haben und danach streben, den bedürftigen, sündenverstrickten Menschen zu helfen. Persönliche Evangeliumsarbeit ist zu tun. Die Frauen, die diese Arbeit aufnehmen, tragen die Heilsbotschaft in die Heime der Menschen, an Straßen und Zäune. Sie lesen und erklären den Familien das Wort, beten mit ihnen, kümmern sich um die Kranken und lindern deren irdische Bedürfnisse. Sie stellen Familien und Einzelpersönlichkeiten den reinigenden, umwandelnden Einfluß der Wahrheit dar. Sie beweisen, daß man Frieden und Freude findet, wenn man Jesus nachfolgt.

Wer für Gott arbeitet, sollte die Eigenschaften Marthas und Marias in sich vereinigen und willig sein zu dienen und die Wahrheit aufrichtig lieben. Die Selbstsucht muß schwinden. Gott ruft nach ernsten Mitarbeiterinnen, nach Frauen, die klug, warmherzig, zartfühlend und grundsatztreu sind. Er ruft beharrlich-wirkende Frauen, die das Ich und die persönliche Bequemlichkeit hintanstellen, Christus in den Mittelpunkt rücken, die Wahrheit verkündigen, mit den Menschen beten, zu denen sie Zugang erlangen können, und für die Bekehrung von Seelen wirken. Liebe Schwestern, womit wollen wir uns entschuldigen, daß wir nicht soviel Zeit wie möglich zum Schriftstudium verwendeten, daß wir unsre Gedanken nicht zu einem Speicher kostbarer Dinge machten, damit wir sie denen übermitteln konnten, die nach der Wahrheit verlangen? Werden sich unsre Schwestern dieses Notstandes annehmen? Werden sie für den Meister wirken?