Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 10

Arbeit für Gemeindeglieder

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Wir haben der Welt eine Botschaft vom Herrn zu bringen, eine Botschaft, die in der Kraft des Geistes getragen werden muß. Möchten unsre Prediger doch erkennen, wie notwendig es ist, den Verlorenen nachzugehen, um sie zu retten. Die Unbekehrten müssen unmittelbar aufgefordert werden. "Warum isset euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?" fragten die Pharisäer die Jünger. Der Heiland erwiderte: "Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen, und nicht die Gerechten." Matthäus 9,11.13. Das ist die Aufgabe, die er uns übertragen hat. Noch nie war ihre Ausführung notwendiger als in unsern Tagen.

Gott hat seine Prediger nicht beauftragt, in der Gemeinde Ordnung zu schaffen. Denn kaum ist diese scheinbar hergestellt, muß er sich erneut darum bemühen. Gemeindeglieder, die auf diese Weise bevormundet und mit viel Mühe gepflegt werden, entwickeln sich zu religiösen Schwächlingen. Wieviel mehr wäre erreicht worden, wenn man neun Zehntel der Bemühungen um Personen, die die Wahrheit kennen, denen gewidmet hätte, die noch nie etwas von der Wahrheit hörten! Gott hat uns Segnungen vorenthalten, weil wir nicht nach seinen Weisungen handelten.

Es schwächt alle Geschwister, denen die Prediger Zeit und Fähigkeiten widmen, die den Unbekehrten zugute kommen sollten. In vielen Stadtgemeinden spricht Sabbat für Sabbat ein Prediger. Jeden Sabbat kommen die Gemeindeglieder in das Haus Gottes, ohne selbst ein Wort von den Segnungen zu erzählen, die sie dadurch empfingen, daß sie andern zum Segen wurden. Sie haben sich während der Woche nicht bemüht, die am Sabbat gehörten Weisungen zu befolgen. Solange sich Gemeindeglieder nicht befleißigen, andern zu helfen, wie ihnen selbst geholfen wurde, wird dies geistliche Schwäche nach sich ziehen.

Die größte Hilfe, die man Geschwistern erweisen kann, besteht darin, sie zu lehren, in Abhängigkeit von Gott für ihn zu wirken und sich nicht auf die Prediger zu verlassen. Sie sollten so arbeiten, wie Christus es tat. Laßt sie in das Heer der Mitarbeiter eintreten und ihm treu dienen.

Es gibt Zeiten, da es angebracht ist, daß unsre Prediger am Sabbat in den Gemeinden kurze Ansprachen halten, die voll des Lebens und der Liebe Christi sind. Doch sollten die Gemeindeglieder nicht jeden Sabbat eine Predigt erwarten.

Laßt uns daran denken, daß wir Fremdlinge und Pilger auf Erden sind, die einem besseren, einem himmlischen Lande zustreben. Wir wollen ernst und hingebungsvoll arbeiten, um Sünder zu Christus zu führen. Auf allen, die mit dem Herrn einen Bund geschlossen haben, ihm zu dienen, ruht die Verpflichtung, sich mit ihm in dem erhabenen Werk der Seelenrettung zu vereinen. Die Gemeindeglieder sollten während der Woche glaubensvoll arbeiten und am Sabbat ihre Erfahrungen berichten. Dann gibt die Versammlung Speise zur rechten Zeit und verleiht allen neues Leben und frischen Mut. Erkennen Gottes Kinder die Notwendigkeit, so wie Christus für die Bekehrung der Sünder zu wirken, dann werden sie am Sabbat krafterfüllte Zeugnisse ablegen. Voller Freude werden sie die köstlichen Erfahrungen erzählen, die sie im Dienst für andre erlebten.

Einteilung des Dienstes

Unsre Prediger sollten ihre Zeit nicht mit der Arbeit für Seelen verbringen, die die Wahrheit schon angenommen haben. Mit Christi Liebe im Herzen sollten sie hinausgehen und Sünder für den Heiland gewinnen. Sie können den Samen der Wahrheit allenthalben an den Wassern säen. Ein Ort nach dem andern muß besucht und eine Gemeinde nach der andern gegründet werden. Alle, die sich auf die Seite der Wahrheit stellen, werden zu Gemeinden zusammengeschlossen, und der Prediger geht in andre, ebenso wichtige Gebiete.

Sobald eine Gemeinde gegründet ist, muß der Prediger die Glieder zur Mitarbeit anleiten. Man kann sie belehren, wie sie mit Erfolg helfen können. Der Prediger sollte daher mehr Zeit zum Belehren als zum Predigen verwenden. Er muß die Gläubigen unterweisen, wie sie die empfangene Erkenntnis andern vermitteln können. Während man die Neubekehrten anweisen muß, die zu fragen, die in der Arbeit erfahrener sind, sollte man sie gleichzeitig belehren, dem Prediger nicht den Platz Gottes zuzuweisen. Prediger sind auch mit Schwachheiten belastete Menschen. Christus ist der, auf den wir schauen. "Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit ... voller Gnade und Wahrheit ... Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade." Johannes 1,14.16.

Die Kraft des Evangeliums muß die gewonnenen Gruppen erfüllen und sie zum Dienst zubereiten. Einige Neubekehrte werden so von der Kraft Gottes erfüllt sein, daß sie sofort an die Arbeit gehen. Sie werden so fleißig tätig sein, daß sie weder Zeit noch Neigung haben, die Arbeit ihrer Brüder durch unfreundliches Kritisieren zu behindern. Sie sind von dem Wunsch beseelt, die Wahrheit in andre Gebiete zu tragen.

Der Herr hat mir die Arbeit vor Augen gestellt, die in unsern Städten noch getan werden muß. Die Gläubigen in diesen Städten können in ihrer nächsten Nachbarschaft für Gott wirken. Sie müssen ruhig und geduldig arbeiten und überall eine himmlische Atmosphäre verbreiten. Wenn sie nicht sich in den Mittelpunkt stellen, sondern stets auf Christus hinweisen, wird man die Kraft ihres Einflusses bemerken.

Ergibt sich ein Mitarbeiter vorbehaltlos dem Dienste des Herrn, so erwirbt er sich eine Erfahrung, die ihn in der Arbeit für den Meister immer erfolgreicher werden läßt. Der Einfluß, der ihn zu Christus zog, hilft ihm, andre zum Heiland zu führen. Er mag nie öffentliche Vorträge halten, dennoch ist er ein Diener Gottes, dessen Wirken bezeugt, daß er von Gott geboren ist.

Es entspricht nicht dem Willen Gottes, daß der größte Teil der Aufgabe, den Samen der Wahrheit auszustreuen, den Predigern überlassen bleibt. Männer, die nicht zum Predigtamt berufen sind, sollte man ermutigen, entsprechend ihren Fähigkeiten für den Meister zu wirken. Hunderte von untätigen Männern und Frauen könnten einen brauchbaren Dienst ausüben. Indem sie ihren Freunden und Nachbarn die Wahrheit brächten, könnten sie ein großes Werk für den Meister tun. Bei Gott gilt kein Ansehen der Person. Er braucht demütige, ergebene Christen, wenn sie auch nicht so gründlich ausgebildet sind wie manch andre. Sie können für ihn von Haus zu Haus gehen. Sind sie demütig, verständig und gottesfürchtig, dann können sie am traulichen Kamin den Bedürfnissen der Familien besser gerecht werden als ein eingesegneter Prediger.

Warum nehmen die Gläubigen nicht ernsteren und tieferen Anteil an den Menschen, die ohne Christus sind? Warum vereinen sich nicht zwei oder drei und bitten Gott um die Errettung einer bestimmten Person und später um eine andre? Bildet in den Gemeinden kleine Arbeitsgruppen! Möchten sich doch einzelne in der Arbeit als Menschenfischer zusammentun und danach trachten, Menschen aus der verderbten Welt in die errettende Reinheit der Liebe Christi zu bringen.

Die Gründung kleiner Gruppen als Grundlage christlicher Tätigkeit ist mir von dem gezeigt worden, der nicht irren kann. Ist die Gemeinde größer, dann können die Glieder kleine Gruppen bilden und sich sowohl für Gemeindeglieder als auch für Ungläubige einsetzen. Befinden sich nur zwei oder drei Gläubige an einem Ort, dann können sie sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenschließen. Das Band ihrer Einigkeit bleibt erhalten, wenn sie in Liebe eng verbunden füreinander einstehen, sich ermuntern voranzugehen und so durch den gegenseitigen Beistand ermutigt und gestärkt werden. Sie sollten die Langmut und Geduld Christi an den Tag legen, keine unüberlegten Worte reden, sondern die Sprache dazu benutzen, einander im Glauben zu erbauen. In christlicher Liebe sollten sie sich um die Menschen außerhalb der Herde bemühen und sich im Einsatz für andre selbst vergessen. Dienen und beten sie im Namen Christi, wird sich deren Zahl vergrößern, denn der Heiland sagt: "Wo zwei unter euch eins werden auf Erden, warum es ist, daß sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren." Matthäus 18,19.

Die fruchtlosen Plätze der Erde

In demütiger Abhängigkeit von Gott könnten sich Familien an den öden Stellen seines Weinberges niederlassen. Geheiligte Männer und Frauen sollen als fruchttragende Bäume der Gerechtigkeit an den wüsten Orten der Erde stehen. Als Belohnung ihrer selbstverleugnenden Bemühungen, Samen zu säen, erwartet sie eine reiche Ernte. Besuchen sie eine Familie nach der andern und öffnen sie den Menschen, die sich in geistlicher Finsternis befinden, die Schrift, werden vieler Herzen bewegt.

In Gebieten, deren Verhältnisse so beschwerlich und entmutigend sind, daß manche Evangeliumsdiener nicht dorthin gehen wollen, können durch die Anstrengungen selbstloser Gemeindeglieder bemerkenswerte Veränderungen zum Besseren bewirkt werden. Diese demütigen Mitarbeiter werden viel vollbringen, weil sie sich in Geduld beharrlich anstrengen und sich nicht auf menschliche Kraft, sondern auf Gott verlassen, dessen Wohlgefallen auf ihnen ruht. Wieviel Gutes solche Gemeindeglieder leisten, wird in dieser Welt nie bekannt werden.

Selbstunterhaltende Missionare

Selbstunterhaltende Missionare sind oft sehr erfolgreich. Ihr am Anfang kleines und geringes Werk nimmt zu, wenn sie unter der Leitung des Geistes Gottes vorangehen. Zwei oder mehr können gemeinsam eine Evangeliumsarbeit aufnehmen. Möglicherweise geben ihnen die leitenden Männer des Werkes keine besondere Ermutigung hinsichtlich einer finanziellen Unterstützung; dessenungeachtet sollen sie vorangehen, beten, singen, lehren und ihres Glaubens leben. Sie können die Arbeit als Buchevangelisten aufnehmen und auf diese Weise die Wahrheit zu den Familien bringen. Bei der Durchführung ihrer Arbeit sammeln sie Erfahrungen. Das Bewußtsein ihrer Hilflosigkeit erhält sie demütig, aber der Herr geht vor ihnen her, Wohlhabende und auch Arme heißen sie willkommen und stehen ihnen bei. Selbst die Nöte dieser mit Hingabe tätigen Missionare sind Mittel, bei den Leuten Eingang zu finden. Während sie ihrer Arbeit nachgehen, helfen ihnen diejenigen auf vielerlei Weise, die sie mit geistlicher Speise versorgen. Sie tragen die Botschaft Gottes, und ihre Bemühungen werden von Erfolg gekrönt. Viele gelangen so zur Erkenntnis der Wahrheit, die ohne diese einfachen Lehrer Christus nie gefunden hätten.

Gott fordert Menschen auf, in das reife Erntefeld zu gehen. Sollten wir zögern, weil die Kassen erschöpft sind und es kaum genügend Mittel für die jetzt im Felde Wirkenden gibt? Geht im Glauben voran, und Gott wird mit euch sein! Die Verheißung lautet: "Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben." Psalm 126,6.

Es gibt nichts Schöneres als Erfolg. Möge er durch unermüdliche Anstrengungen errungen werden, dann wird das Werk vorangehen! Neue Gebiete werden sich öffnen und viele Seelen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Was uns not tut, ist eine Zunahme unsres Gottvertrauens.

Unser Volk hat viel Licht empfangen, doch die Prediger haben einen großen Teil ihrer Zeit auf die Gemeinden verwandt. Sie haben die belehrt, die selber hätten Lehrer sein sollen; sie haben die erleuchtet, die "das Licht der Welt" hätten sein können, diejenigen gelabt, von denen lebendiges Wasser hätte fließen sollen, und jene bereichert, die selbst Fundgruben köstlicher Wahrheiten hätten sein können. Sie haben noch einmal die Einladung des Evangeliums an die ergehen lassen, die sich bis an die Enden der Erde hätten zerstreuen sollen, um denen die Botschaft des Himmels zu bringen, die sie noch nicht gehört haben. Sie haben die gespeist, die auf die Straßen und an die Zäune hätten gehen und die Einladung erteilen sollen: "Kommt, denn es ist alles bereit."

Die, deren Sündenketten gesprengt sind und die den Herrn mit zerknirschtem Herzen gesucht und Antwort auf ihr flehentliches Bitten um Gerechtigkeit erhalten haben, sind nicht kalt und nicht ohne geistliches Leben. Ihre Herzen sind von uneigennütziger Liebe zu Sündern erfüllt, und sie haben allen weltlichen Ehrgeiz und alle Selbstsucht abgelegt. Eine tiefe Erkenntnis Gottes macht sie dem Heiland immer ähnlicher. Sie freuen sich seiner Siege und frohlocken. Tag für Tag wachsen sie heran zur Vollreife von Männern und Frauen in Christus.