Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 12

Familienandacht

[AUDIO]

Wenn es je eine Zeit gab, in der jedes Haus eine Stätte des Gebets sein sollte, dann ist sie jetzt. Unglaube und Zweifel herrschen; die Ungerechtigkeit nimmt überhand. Verderbtheit durchpulst die innersten Seelenregungen, und im Leben greift Auflehnung gegen Gott um sich. Die sittlichen Kräfte sind von der Sünde versklavt und stehen unter der Herrschaft Satans. Die Seele ist ein Spielball seiner Versuchungen, und wenn sich kein mächtiger Arm zu ihrer Rettung ausstreckt, dann kommt der Mensch dahin, wohin ihn der Erzempörer haben will.

In dieser Zeit starker Gefahren gibt es Christen, die keine Familienandacht pflegen. Sie ehren Gott nicht in ihrem Heim und lehren ihre Kinder nicht, ihn zu lieben und zu fürchten. Viele haben sich so weit von ihm entfernt, daß sie sich verdammt wähnen, wenn sie ihm nahen sollen. Sie können nicht mit Freudigkeit hinzutreten zu dem Gnadenstuhl und heilige Hände aufheben ohne Zorn und Zweifel. Hebräer 4,16; 1.Timotheus 2,8. Sie haben keine lebendige Verbindung mit Gott, obwohl sie äußerlich fromm erscheinen, fehlt ihnen jegliche Kraft.

Der Gedanke, daß das Gebet nicht unbedingt notwendig sei, ist eine der erfolgreichsten Erfindungen Satans, Seelen zu verderben. Gebet ist Gemeinschaft mit Gott, der Quelle von Weisheit, Kraft, Frieden und Glück. Jesus betete "mit starkem Geschrei und Tränen" zum Vater. Hebräer 5,7. Paulus ermahnte die Gläubigen, "ohne Unterlaß" zu beten, sich "in allem Anliegen mit Bitten und Flehen" Gott zu nahen und "mit Danksagung" Bitten vor Gott kund werden zu lassen. 1.Thessalonicher 5,17; Epheser 6,18; Philipper 4,6. "Betet füreinander", schreibt Jakobus. "Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist." Jakobus 5,16.

Eltern könnten durch aufrichtiges, inbrünstiges Gebet ihre Kinder mit einem Zaun umgeben. In völligem Glauben sollten sie darum beten, daß Gott bei ihnen bleibe und heilige Engel sie und ihre Kinder vor der grausamen Macht Satans bewahre.

In jeder Familie sollte man eine bestimmte Zeit für die Morgen- und Abendandacht haben. Wie zweckmäßig ist es für die Eltern, ihre Kinder noch vor dem Frühstück um sich zu versammeln, um dem himmlischen Vater für den Schutz in der Nacht zu danken und ihn um seine Hilfe, Führung und Obhut für den Tag zu bitten! Am Abend ist es angebracht, daß die Eltern mit ihren Kindern noch einmal vor Gott treten und ihm für die Segnungen des vergangenen Tages danken!

Die Andacht sollte der Vater -- während seiner Abwesenheit die Mutter -- leiten und dazu ein Schriftwort wählen, das anziehend und leicht verständlich ist. Die Andacht sollte kurz sein. Wird ein umfangreiches Kapitel gelesen und ein längeres Gebet gesprochen, dann wirkt die Andacht ermüdend; man fühlt sich erleichtert, wenn sie endlich beendet ist. Gott wird entehrt, wenn die Andachtsstunde trocken, ermüdend, langweilig und so wenig anziehend ist, daß die Kinder ungern daran teilnehmen.

Macht die Andacht belebend!

Väter und Mütter, gestaltet die Andachtsstunde besonders anregend. Warum sollte diese Zeit nicht die angenehmste und schönste des ganzen Tages sein? Einige Augenblicke der Vorbereitung würden es ermöglichen, sie anziehend und nutzbringend zu gestalten. Von Zeit zu Zeit sollte eine Abwechslung in der Andacht eintreten. So könnte man über das verlesene Schriftwort Fragen stellen und einige bedeutungsvolle und passende Bemerkungen hinzufügen. Auch kann man ein Loblied singen lassen. Das Gebet sollte kurz und treffend sein. In einfachen, inbrünstigen Worten danke der Betende Gott für seine Güte und bitte ihn um seine Hilfe. Je nach den Umständen können sich auch die Kinder am Lesen und am Gebet beteiligen.

Erst die Ewigkeit wird offenbaren, wieviel Gutes solche Andachten bewirkt haben.

Das Leben Abrahams, des Freundes Gottes, war ein Gebetsleben. Überall, wo er seine Zelte aufschlug, errichtete er dicht daneben auch einen Altar, auf dem er das Morgen- und Abendopfer darbrachte. Brach er sein Zelt ab, blieb der Altar zurück. Erreichte ein wandernder Kanaaniter jenen Altar, so wußte er, wer dort gewesen war. Wenn dieser dann sein Zelt aufgeschlagen hatte, besserte er den Altar aus und betete den lebendigen Gott an.

So sollten christliche Heime Lichter in der Welt sein. Von ihnen sollten morgens und abends Gebete als süßer Geruch zu Gott emporsteigen. Dann werden seine Gnaden und Segnungen gleich dem Morgentau auf die Betenden herabkommen.

Väter und Mütter, sammelt eure Kinder jeden Morgen und Abend um euch und erhebt eure Herzen in demütigem Flehen zu Gott um seinen Beistand. Eure Lieben sind Versuchungen ausgesetzt; täglich sind jung und alt auf ihren Wegen von Schwierigkeiten umgeben. Wer ein Leben in Geduld, Liebe und Freude führen möchte, muß beten. Nur wenn wir beständig Hilfe von Gott empfangen, können wir den Sieg über das Ich davontragen.

Weiht euch und eure Kinder jeden Morgen aufs neue dem Herrn. Plant nicht über Monate und Jahre im voraus, denn die Zeit gehört nicht euch. Nur ein kurzer Tag ist euch gegeben. Wirkt während dieser Stunden so für den Meister, als wäre es euer letzter Tag auf Erden. Breitet all eure Pläne vor Gott aus und seht, ob ihr sie nach seiner Vorsehung ausführen oder aufgeben sollt. Nehmt seine Pläne an Stelle eurer eigenen an, selbst wenn ihr durch ihre Annahme eure Lieblingspläne aufgeben müßtet. So wird euer Leben dem Leben eures göttlichen Vorbildes immer ähnlicher werden, und "der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu"! Philipper 4,7.

Christus ist das Bindeglied zwischen Gott und Mensch. Er hat seine persönliche Vermittlung verheißen. Er stellt Bittenden die ganze Kraft seiner Gerechtigkeit zur Verfügung. Er bittet für die Menschen; und die der Hilfe Gottes bedürfen, bitten in der Gegenwart Gottes für sich selbst, indem sie sich des Einflusses des Einen bedienen, der sein Leben für die Welt hingab. Wenn wir die Gnade Christi wertschätzen und anerkennen, wird die Vermittlung angenommen. Wenn wir uns Gott durch die Verdienste Christi nahen, zieht Christus uns eng an sich, umfaßt uns mit seinem menschlichen Arm, während sein göttlicher Arm den Thron des Unendlichen ergreift. Er legt seine Verdienste wie wohlduftenden Weihrauch in das Weihrauchfaß in unsern Händen, um unsre Bitten zu ermutigen. Er verheißt, unsre Bitten zu hören und zu beantworten. Testimonies for the Church VIII, 178 (1904).