Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 30

Selbstbeherrschung und Pflichttreue

[AUDIO]

Wir haben kein Recht, die geistigen oder körperlichen Kräfte zu überfordern, so daß wir leicht aufgeregt werden und uns zu Worten hinreißen lassen, die Gott entehren. Der Herr will, daß wir allezeit ruhig und geduldig sind. Was immer andre auch tun mögen, wir haben Christus darzustellen und uns so zu verhalten, wie er sich unter ähnlichen Umständen verhalten hätte.

Täglich hat ein Mann in einer Vertrauensstellung Entscheidungen zu treffen, die bedeutsame Folgen nach sich ziehen. Oft muß er schnell denken; das aber kann nur erfolgreich tun, wer Selbstbeherrschung übt. Der Geist wird durch eine richtige Handhabung der körperlichen und geistigen Kräfte gestärkt. Ist die Beanspruchung nicht zu groß, gewinnt er bei jeder Belastung neue Kraft.

Nur wer von ganzem Herzen Christ ist, kann ein wirklicher Edelmann sein.

Gottes Forderungen nicht in jeder Einzelheit zu erfüllen, bedeutet für den Übertreter unweigerlich Mißerfolg und Verlust. Irrt er vom Wege des Herrn ab, entzieht er seinem Schöpfer den Dienst, der ihm gebührt. Das wirkt auf ihn zurück, er erlangt nicht die Gnade, Kraft und Charakterstärke, die jeder empfangen kann, der sich Gott ganz weiht. Lebt er von Christus getrennt, so ist er der Versuchung ausgesetzt. In seinem Dienst für den Meister unterlaufen ihm Fehler. Schon in kleinen Dingen nicht grundsatztreu, versagt er erst recht, wenn Gott Großes von ihm fordert. Er handelt nach Grundsätzen, die er sich selbst gegeben hat.

Gott kann nicht mit denen sein, die sich zu Gefallen leben und sich an die erste Stelle setzen. Wer das tut, wird schließlich von allen der letzte sein. Die Sünde der Überheblichkeit und des Eigendünkels ist nahezu hoffnungslos und fast unheilbar. Sie steht jedem Wachstum im Wege. Hat ein Mann Charakterfehler und erkennt sie nicht, ist er so von Selbstzufriedenheit erfüllt, daß er seinen Fehler nicht zu erkennen vermag, wie sollte er da gereinigt werden können? "Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken." Matthäus 9,12. Wie kann jemand sich bessern, der sich für vollkommen hält?

Wenn jemand, von dem angenommen wird, daß er von Gott gelehrt und geleitet ist, wegen seines Selbstvertrauens vom Wege abweicht, werden viele seinem Beispiel folgen. Sein falscher Schritt kann Tausende in die Irre führen.

Die Notwendigkeit, Frucht zu tragen

Betrachtet das Gleichnis vom Feigenbaum:

"Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberge; und er kam und suchte Frucht darauf, und fand sie nicht. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang alle Jahre gekommen und habe Frucht gesucht auf diesem Feigenbaum, und finde sie nicht. Haue ihn ab! was hindert er das Land? Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, laß ihn noch dieses Jahr, bis daß ich um ihn grabe und bedünge ihn, ob er wollte Frucht bringen; wo nicht, so haue ihn darnach ab." Lukas 13,6-9.

"Darnach." In diesem Wort liegt eine Lehre für alle, die im Werke Gottes stehen. Dem unfruchtbaren Baum wurde eine Probezeit gewährt. In gleicher Weise trägt Gott seine Kinder lange Zeit. Von denen hingegen, die große Vorzüge genießen, hohe, heilige Vertrauensstellungen einnehmen und dennoch keine Frucht tragen, sagt er: "Haue ihn ab! was hindert er das Land?"

Die in des Herrn besonderen Anstalten dienen, sollen sich vor Augen halten, daß Gott aus seinem Weingarten Frucht fordern wird. Gemäß den verliehenen Segnungen werden Erträge gefordert. Überall, wo Gottes Anstalten errichtet sind, dienen Engel des Himmels. Untreue in diesen Anstalten ist eine größere Sünde als irgendwo anders, denn sie hat größeren Einfluß als anderswo. Gewissenlosigkeit, Ungerechtigkeit, Unehrlichkeit und Übersehen von Unrecht hindern das Licht, das Gott aus seinen Anstalten erstrahlen lassen will.

Die Welt ist wachsam und sofort bereit, eure Worte, euer Auftreten und eure Geschäftshandlungen scharf und streng zu kritisieren. Jeder, der im Werke Gottes tätig ist, wird überwacht und in der Waagschale menschlichen Urteils gewogen. Ständig beeinflußt ihr alle, mit denen ihr zu tun habt, im günstigen oder ungünstigen Sinne für die Bibelwahrheit.

Die Welt beobachtet scharf, welche Frucht die Christen tragen. Sie hat ein Recht, Selbstverleugnung und Selbstlosigkeit von denen zu erwarten, die vorgeben, an die Wahrheit zu glauben.

Unter den Angestellten gab es und wird es weiter Männer geben, die sich nicht bei jedem Schritt von Jesus abhängig fühlen. Sie meinen, sich keine Zeit nehmen zu können, zu beten und religiöse Versammlungen zu besuchen. Sie haben so viel zu tun, daß sie keine Zeit finden, sich in der Liebe Gottes zu erhalten. Sobald dies der Fall ist, tritt auch Satan auf den Plan, nichtige Vorstellungen zu erwecken.

Mitarbeiter, die nicht sorgfältig und treu sind, verursachen unschätzbaren Schaden: Sie geben andern ein Beispiel. In jeder Anstalt gibt es einige, die von ganzem Herzen freudig dienen. Wird sie aber der Sauerteig nicht anstecken? Sollte eine Anstalt ohne ernste Beispiele christlicher Pflichttreue sein? Erweisen sich Männer, die Nachfolger Christi sein wollen, als unbekehrt, grob, ichsüchtig und unlauter in ihrem Wesen, so sollten sie aus dem Werk ausgeschieden werden.

Die Arbeiter im Weinberg Gottes müssen die Heiligkeit des Vertrauens, mit dem der Herr sie geehrt hat, erkennen. Leidenschaftliche Beweggründe müssen beiseite getan, launische Handlungen unterlassen werden. Alle, die nicht zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen zu unterscheiden vermögen, sind für hohe Verantwortungen ungeeignet. Werden sie versucht, begehen sie einen Treubruch. Menschen, die die Gelegenheit einer Verbindung mit dem Werke Gottes nicht schätzen, halten nicht stand, wenn der Feind mit seinen scheinbar einleuchtenden Versuchungen an sie herantritt. Dann werden sie leicht durch selbstsüchtige, ehrgeizige Pläne verführt. Wenn sie auch dann noch nicht Recht und Unrecht unterscheiden, nachdem sie aufgeklärt wurden, dann wird der Charakter des Werkes um so reiner und erhabener sein, je eher sie entlassen werden.

Keiner, der in einer entscheidenden Stunde versagt hat, die Heiligkeit der Anstalten des Herrn zu achten, sollte in irgendeiner seiner Anstalten behalten werden. Finden Mitarbeiter keinen Gefallen an der Wahrheit, bessert sie die Verbindung mit der Anstalt nicht und entwickelt sie keine Liebe zur Wahrheit in ihnen, dann trennt sie nach einer ausreichenden Prüfung vom Werk; denn ihre Gottvergessenheit und ihr Unglaube beeinflussen andre. Durch sie wirken böse Engel, um Lehrlinge, die neu hereinkommen, irrezuleiten. Ihr solltet euch nach versprechenden jungen Leuten als Lehrlingen umsehen, die Gott lieben. Bringt ihr sie aber in Berührung mit solchen, die Gott nicht lieben, dann sind sie durch deren gottlosen Einfluß in ständiger Gefahr. Halbherzige und Weltlinge, Klatschsüchtige und solche, die andrer Fehler breittreten, während sie ihre eigenen übersehen, sollte man aus dem Werk ausschalten.