Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 50

Die Naturgesetze

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Viele verlieren, während sie über die Gesetze der Materie und der Natur nachdenken, das beständige und unmittelbare Wirken Gottes aus den Augen oder leugnen es sogar. Sie vertreten die Ansicht, daß die Natur unabhängig von Gott wirkt und in und aus sich selbst ihre eigenen Grenzen und ihre eigenen Kräfte hat, durch die sie wirkt. Ihr Verstand macht einen deutlichen Unterschied zwischen dem Natürlichen und Übernatürlichen. Das Natürliche wird gewöhnlichen Ursachen, unabhängig von der Kraft Gottes, zugeschrieben. Die Lebenskraft wird der Materie zugerechnet und macht so die Natur zu einer Gottheit. Man nimmt an, daß die Materie in gewisse Verhältnisse zueinander gebracht und dann der Wirkung bestimmter Gesetze überlassen ist, die selbst Gott nicht ändern oder durchbrechen kann; daß die Natur, mit gewissen Eigenschaften ausgestattet und Gesetzen unterworfen, sich selbst überlassen bleibt, diesen Gesetzen zu folgen und die ihr ursprünglich bestimmte Aufgabe zu erfüllen.

Das ist eine irreführende Wissenschaft. Nichts im Worte Gottes unterstützt eine derartige Ansicht. Gott hebt seine Gesetze nicht auf, sondern er wirkt unablässig durch sie und gebraucht sie als seine Werkzeuge. Sie wirken nicht in und durch sich selbst. Gott ist ununterbrochen in der Natur am Werk. Sie ist seine Dienerin und wird nach seinem Wohlgefallen geleitet. Die Natur zeugt in ihrem Ablauf von der Gegenwart und dem kraftvollen Wirken eines Wesens, das in all seinem Tun nach seinem Willen handelt. Nicht eine der Natur ursprünglich innewohnende Kraft läßt die Erde Jahr für Jahr ihre Gaben hervorbringen und ihren Lauf um die Sonne fortsetzen. Die Hand der Allmacht wirkt ununterbrochen und leitet diesen Planeten. Es ist die in jedem Augenblick wirkende Kraft Gottes, die die Erde in ihrer Lage und Umdrehung erhält.

Der Gott des Himmels wirkt unablässig. Durch seine Kraft grünt und blüht die Pflanzenwelt, sprießt jedes Blatt und öffnet jede Blume ihren Kelch. Jeder Regentropfen, jede Schneeflocke, jeder Grashalm, jedes Blatt, jede Blume und jeder Strauch zeugen von Gott. Diese kleinen alltäglichen Dinge lehren uns, daß nichts der Aufmerksamkeit des Unendlichen entgeht und nichts so gering ist, daß er es nicht beachtete.

Die Funktionen des menschlichen Körpers kann man nicht restlos erfassen; sie bieten Geheimnisse, die den Klügsten verwirren. Sie sind kein Mechanismus, der, einmal in Bewegung gesetzt, in seiner Arbeit fortfährt, der den Puls schlagen und Atemzug auf Atemzug folgen läßt. In Gott leben und weben und sind wir. Jeder Atemzug und Herzschlag sind ständige Beweise der Macht des allgegenwärtigen Gottes.

Gott läßt die Sonne am Himmel aufgehen. Er öffnet die Himmelsfenster und sendet Regen herab. Er läßt das Gras auf den Bergen wachsen. "Er gibt Schnee wie Wolle, er streut Reif wie Asche." Psalm 147,16. "Wenn er donnert, so ist des Wassers die Menge unter dem Himmel ... er macht die Blitze im Regen und läßt den Wind kommen aus seinen Vorratskammern." Jeremia 10,13.

Der Herr ist unausgesetzt tätig, die von ihm geschaffenen Dinge zu erhalten und als seine Diener zu gebrauchen. Christus sagte: "Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch." Johannes 5,17.

Geheimnisse göttlicher Macht

Männer mit den größten Verstandesgaben können die Geheimnisse des Herrn, wie sie in der Natur offenbart sind, nicht ergründen. Die göttliche Inspiration gibt Fragen auf, die der gelehrteste Forscher nicht beantworten kann. Diese Fragen werden auch nicht gestellt, damit wir sie beantworten sollen, sondern um unsre Aufmerksamkeit auf die tiefen Geheimnisse Gottes zu lenken und um uns zu lehren, daß unsre Weisheit begrenzt ist, daß in den Dingen, die uns im täglichen Leben umgeben, vieles die Fassungskraft eines Menschen übersteigt und daß die Pläne und Ziele Gottes für uns unergründlich sind. Seine Weisheit ist unausforschlich.

Die Zweifler weigern sich, an Gott zu glauben, weil ihr begrenzter Verstand die unendliche Macht nicht zu begreifen vermag, durch die er sich den Menschen offenbart. Gott soll mehr durch das anerkannt werden, was er nicht von sich offenbart, als durch das, was er unserm begrenzten Fassungsvermögen erschließt. Sowohl in der Offenbarung wie in der Natur bietet Gott den Menschen Geheimnisse, die Glauben fordern. Das muß so sein. Wir mögen immer forschen, suchen und lernen -- dennoch bleibt Unergründliches jenseits unseres Erkenntnisvermögens.

Die hier begonnene Erziehung wird in diesem Leben nicht vollendet, sie wird in der Ewigkeit fortgesetzt, sie wird immer weiter fortschreiten, aber nie beendet werden. Tag für Tag werden sich die herrlichen Werke Gottes, die Beweise seiner Wunder wirkenden Macht bei der Schöpfung und Erhaltung des Weltalls, dem Geiste in neuer Schönheit entfalten. In dem Licht, das vom Throne Gottes erstrahlt, werden die Geheimnisse schwinden, und die Seele wird darüber staunen, wie einfach die Dinge sind, die vorher nicht verstanden wurden. Testimonies for the Church VIII, 328 (1904).