Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 51

Ein persönlicher Gott

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Die gewaltige Kraft, die die ganze Natur durchwaltet und alle Dinge erhält, ist nicht nur, wie einige Wissenschaftler es darstellen, ein alles durchdringender Grundsatz, eine treibende Energie. Gott ist Geist und trotzdem ein persönliches Wesen, denn der Mensch wurde zu seinem Bilde erschaffen.

Die Natur ist nicht Gott

Gottes Handeln in der Natur bedeutet nicht, daß die Natur Gott ist. Die Dinge in der Natur sind ein Ausdruck des Wesens Gottes; durch sie bekommen wir einen Begriff von seiner Liebe, Macht und Herrlichkeit, aber wir sollen die Natur nicht als Gott ansehen. Die Kunstfertigkeit des Menschen bringt formvollendete Dinge hervor, die das Auge erfreuen; sie vermitteln uns die Gedanken des Künstlers, aber diese geschaffenen Werke sind nicht der Mensch selbst. Nicht dem Werk, sondern dem Meister wird Ehre gezollt. Obwohl die Natur ein Ausdruck der Gedanken Gottes ist, soll nicht die Natur, sondern der Gott der Natur gepriesen und geehrt werden.

Ein persönlicher Gott hat den Menschen erschaffen

In der Schöpfung des Menschen bekundet sich das Wirken eines persönlichen Gottes. Als Gott den Menschen zu seinem Bilde schuf, war die menschliche Gestalt in allen ihren Einzelheiten vollkommen, aber noch ohne Leben. Dann blies ein persönlicher, in sich selbst und durch sich selbst bestehender Gott den Odem des Lebens in diese Gestalt, und der Mensch wurde ein lebendiges, atmendes, seiner selbst bewußtes Wesen. Alle Teile des menschlichen Organismus -- Herz, Arterien, Adern, Zunge, Hände, Füße, Sinne und Begriffsvermögen -- begannen ihre Tätigkeit und wurden Gesetzen unterstellt. Der Mensch wurde eine lebendige Seele. Ein persönlicher Gott schuf den Menschen durch Jesus Christus und stattete ihn mit Vernunft und Kraft aus.

Unsre Wesenheit war ihm bekannt, als er uns im Verborgenen erschuf. Seine Augen sahen unsern Leib ... als noch keines unsrer Glieder bestand.

Ihn über alle Wesen niederer Ordnung setzend, bestimmte Gott, daß der Mensch als Krönungswerk seiner Schöpfung seinen Gedanken Ausdruck verleihen und seine Herrlichkeit offenbaren, aber sich nicht erheben sollte, als sei er Gott.

Gott ist in Christus offenbart

Gott hat sich in seinem Sohn als ein persönliches Wesen offenbart. Jesus, der Glanz der Herrlichkeit des Vaters und das Ebenbild seines Wesens (Hebräer 1,3), war in der Gestalt eines Menschen hier auf Erden. Als ein persönlicher Heiland kam er auf diese Welt, und als ein persönlicher Heiland fuhr er wieder gen Himmel. Als persönlicher Heiland ist er unser Mittler in den Himmelshöfen. Vor dem Thron Gottes tritt einer, der eines Menschen Sohn gleich ist, für uns ein. Offenbarung 1,13.

Christus, das Licht der Welt, verhüllte den blendenden Glanz seiner Gottheit, um als Mensch unter Menschen zu leben, damit sie, ohne verzehrt zu werden, mit ihrem Schöpfer bekannt werden konnten. Niemand hat Gott gesehen, außer in seiner Offenbarung durch Christus.

"Ich und der Vater sind eins", erklärte Christus. "Niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren." Johannes 10,30; Matthäus 11,27.

Christus kam, um die Menschen zu lehren, was sie nach Gottes Willen wissen sollen. In den Himmeln über uns, auf der Erde und in den Meeresfluten sehen wir Gottes Wirken. Alle geschaffenen Dinge zeugen von seiner Macht, Weisheit und Liebe. Aber weder von den Sternen noch vom Meer oder dem gewaltigen Wasserfall können wir Gott so kennenlernen, wie er sich in Christus offenbart hat.

Gott wußte, daß eine klarere Offenbarung als die der Natur nötig war, um den Menschen sein Wesen nahezubringen. Er sandte seinen Sohn in die Welt, um, soweit es Menschen zu fassen vermögen, das Wesen und die Eigenschaften des unsichtbaren Gottes zu offenbaren.

Wenn Gott wollte, daß man ihn so darstelle, als wohne er persönlich in den Dingen der Natur -- in Blumen, Bäumen und Grashalmen --, würde dann Christus darüber nicht zu seinen Jüngern gesprochen haben, als er auf Erden weilte? Aber niemals wird in der Lehrtätigkeit Christi in dieser Weise von Gott gesprochen. Christus und seine Apostel lehrten klar das Dasein eines persönlichen Gottes.

Christus offenbarte sündigen Menschen alles von Gott, was sie ertragen konnten, ohne vernichtet zu werden. Er ist der göttliche Lehrer, der uns erleuchtet. Wenn Gott dächte, daß wir noch andrer Offenbarungen bedürften, als der durch Christus und sein geschriebenes Wort übermittelten, hätte er sie uns gegeben.

Christi Offenbarung an seine Jünger

Laßt uns die Worte betrachten, die Jesus in der Nacht vor seiner Kreuzigung in jenem Obergemach sprach. Die Stunde seiner Prüfung rückte näher, und er wollte seine schwergeprüften und angefochtenen Jünger trösten.

"Und er sprach zu seinen Jüngern. Euer Herz erschrecke nicht! Glaubet an Gott und glaubet an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, so wollte ich zu euch sagen: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten ... Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hin gehst; und wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater. Und von nun an kennet ihr ihn und habt ihn gesehen. Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater, so genügt uns. Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater; wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke." Johannes 14,1-10.

Die Jünger verstanden die Worte Christi, in denen er ihnen sein Verhältnis zum Vater erklärte, noch nicht. Viele seiner Lehren waren ihnen noch dunkel. Sie hatten viele Fragen gestellt, die ihre Unwissenheit betreffs des Verhältnisses Gottes zu ihnen und ihren gegenwärtigen und zukünftigen Anliegen erkennen ließen. Christus wünschte, daß sie eine klarere, genauere Erkenntnis Gottes haben sollten.

"Solches habe ich zu euch durch Sprichwörter geredet", sagte er. "Es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr durch Sprichwörter mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater." Johannes 16,25.

Als am Pfingsttage der Heilige Geist über die Jünger ausgegossen wurde, verstanden sie die Wahrheiten, die Christus in Gleichnissen zu ihnen geredet hatte. Die Lehren, die ihnen so geheimnisvoll vorgekommen waren, wurden ihnen nun klar. Das Verständnis, das sie mit der Ausgießung des Heiligen Geistes bekamen, ließ sie sich ihrer früheren eingebildeten Theorien schämen. Ihre Mutmaßungen und Auslegungen waren töricht im Vergleich zu der Erkenntnis der himmlischen Dinge, die sie nun erhielten. Sie wurden vom Geiste geleitet; und ihr einstmals verfinstertes Verständnis war erhellt.

Doch die letzte Erfüllung des Versprechens Christi war den Jüngern noch nicht zuteil geworden. Sie empfingen alle Erkenntnis über Gott, die sie ertragen konnten, aber die vollständige Erfüllung der Verheißung, daß Christus ihnen frei heraus vom Vater verkündigen würde, war noch zukünftig. Das ist auch heute noch der Fall. Wir haben nur eine teilweise und unvollkommene Gotteserkenntnis. Wenn der Kampf einmal zu Ende ist und der Mensch Christus Jesus seine treuen Diener vor dem Vater bekennt, die in einer Welt der Sünde Zeugnis für ihn abgelegt haben, dann werden sie klar verstehen, was ihnen jetzt noch geheimnisvoll ist.

Christus nahm seine verklärte Menschlichkeit mit sich auf in die Himmelshöhe. Allen, die ihn annehmen, gibt er Macht, Gottes Kinder zu werden, damit Gott sie zuletzt als die Seinen zu sich nehmen kann und sie in Ewigkeit bei ihm sind. Wenn sie hier auf Erden treu sind, werden sie schließlich sein Angesicht sehen; und sein Name wird an ihren Stirnen sein. Offenbarung 22,4. Worin besteht die Seligkeit des Himmels anders als darin, Gott zu schauen? Welch größere Freude könnte den durch die Gnade Christi erretteten Sünder ergreifen, als das Angesicht Gottes zu sehen und zu wissen, daß er sein Vater ist?

Das Zeugnis der Schrift

Die Heilige Schrift zeigt uns klar das Verhältnis, das zwischen Gott und Christus besteht, und führt uns deutlich beider Persönlichkeit und Eigenart vor Augen.

"Nachdem vorzeiten Gott manchmal und mancherleiweise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben über alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat; welcher, sintemal er ist der Glanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat gemacht die Reinigung unsrer Sünden durch sich selbst, hat er sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe und ist so viel besser geworden denn die Engel, so viel höher der Name ist, den er vor ihnen ererbt hat. Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: ‚Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt'? und abermals: ‚Ich werde sein Vater sein, und er wird mein Sohn sein'?" Hebräer 1,1-5.

Gott ist der Vater Christi; Christus ist der Sohn Gottes. Christus erhielt eine hohe Stellung, er wurde dem Vater gleichgestellt. Alle Ratschlüsse Gottes sind seinem Sohn erschlossen.

Jesus sagte zu den Juden: "Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch ... Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun, denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn." Johannes 5,17-20. Hier werden uns wieder Vater und Sohn und die zwischen ihnen bestehende Einheit vor Augen geführt. Diese Einheit wird auch im Johannesevangelium, im Gebet Christi für seine Jünger, ausgedrückt.

"Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, du habest mich gesandt. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf daß sie vollkommen seien in eins und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und liebest sie, gleichwie du mich liebst." Johannes 17,20-23.

Welch eine wunderbare Aussage! Die Einheit, das Einssein, das zwischen Christus und seinen Jüngern besteht, hebt keines Jüngers Persönlichkeit auf. Sie sind eins im Wollen, im Denken und im Wesen, jedoch nicht in der Person. In dieser Weise sind Gott und Christus eins.

Die Fürsorge Gottes

Unser Gott herrscht über Himmel und Erde, und er weiß genau, was wir brauchen. Wir können nur ein kurzes Stück Weg überblicken; "es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen. Von dem reden wir". Hebräer 4,13. Über den Verwirrungen dieser Erde sitzt er auf seinem Thron; alle Dinge liegen vor seinem göttlichen Überblick offen, und aus seiner gewaltigen und stillen Überzeitlichkeit ordnet er an, was seine Vorsehung für das Beste erkennt.

Nicht einmal ein Sperling fällt zur Erde, ohne daß der Vater es bemerkt. Satan wird in seinem Haß gegen Gott soweit geführt, daß er sogar an der Vernichtung unvernünftiger Geschöpfe Freude findet. Nur Gottes schützender Obhut ist es zu verdanken, daß die Vögel bewahrt bleiben, um uns mit ihrem fröhlichen Gezwitscher zu erfreuen. Er vergißt nicht einmal die Sperlinge. So fürchtet euch denn nicht, ihr seid besser als viele Sperlinge.