Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 54

Als Zeugen berufen

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Die Siebenten-Tags-Adventisten sind der Welt in einem besondern Sinne als Wächter und Lichtträger gesetzt worden. Ihnen ist die letzte Warnung für eine untergehende Welt aufgetragen; herrliches Licht scheint ihnen aus dem Worte Gottes. Ihnen ist eine sehr wichtige Aufgabe übertragen worden, die Verkündigung der ersten, zweiten und dritten Engelsbotschaft. Es gibt keine Aufgabe von gleicher Bedeutung. Deshalb sollten sie auch nicht zulassen, daß irgend etwas andres ihre Aufmerksamkeit gefangennimmt.

Außerordentlich ernste Wahrheiten, wie sie noch nie Sterblichen anvertraut wurden, sind uns gegeben, damit wir sie der Welt verkündigen. Die Verkündigung dieser Wahrheiten ist unsre Aufgabe. Die Welt muß gewarnt werden, und Gottes Volk muß der ihm aufgetragenen Pflicht treu sein. Es darf sich weder in Spekulationen noch in geschäftliche Unternehmungen mit Ungläubigen einlassen, denn das würde sie in der Durchführung der ihnen von Gott übertragenen Aufgabe behindern.

Christus sagt von seinem Volk: "Ihr seid das Licht der Welt." Matthäus 5,14. Es ist nicht von geringer Bedeutung, daß uns Gottes Ratschläge und Pläne so deutlich erschlossen wurden. Es ist eine wunderbare Gnade, den Willen Gottes, wie er uns im festen prophetischen Wort offenbart ist, zu verstehen. Uns aber wird dadurch eine schwere Verantwortung auferlegt. Gott erwartet, daß wir die Erkenntnis, die er uns gegeben hat, andern mitteilen. Es ist sein Wille, daß göttliche und menschliche Werkzeuge in der Verkündigung der Warnungsbotschaft zusammenwirken.

Jeder ein Wächter

Jeder, der das Licht der Wahrheit empfangen hat, steht, soweit seine Gelegenheiten reichen, unter der gleichen Verantwortung wie der Prophet, zu dem das Wort kam: "Du Menschenkind, ich habe dich zu einem Wächter gesetzt über das Haus Israel, wenn du etwas aus meinem Munde hörst, daß du sie von meinetwegen warnen sollst. Wenn ich nun zu dem Gottlosen sage. Du Gottloser mußt des Todes sterben! und du sagst ihm solches nicht, daß sich der Gottlose warnen lasse vor seinem Wesen, so wird wohl der Gottlose um seines gottlosen Wesens willen sterben; aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Warnest du aber den Gottlosen vor seinem Wesen, daß er sich davon bekehre, und er will sich nicht von seinem Wesen bekehren, so wird er um seiner Sünde willen sterben, und du hast deine Seele errettet." Hesekiel 33,7-9.

Sollen wir warten, bis sich die Prophezeiungen des Endes erfüllt haben, ehe wir sie verkündigen? Welchen Wert werden unsre Worte dann haben? Sollen wir warten, bis Gottes Gerichte den Sünder treffen, ehe wir ihm sagen, wie er ihnen entgehen kann? Wo ist unser Glaube an das Wort Gottes? Müssen wir erst sehen, daß die vorausgesagten Zeichen sich erfüllen, ehe wir glauben, was er gesagt hat? In klaren, deutlichen Strahlen ist das Licht zu uns gekommen und hat uns gezeigt, daß der große Tag des Herrn nahe, ja vor der Tür ist. Laßt uns lesen und verstehen, ehe es zu spät ist.

Wir sollen heilige Gefäße sein, durch welche himmlisches Leben zu andern fließt. Der Heilige Geist soll die ganze Gemeinde beleben und durchdringen und die Herzen reinigen und miteinander verbinden. Wer mit Christus durch die Taufe begraben ist, soll zu einem neuen Leben auferstehen und ein lebendiges Abbild des Lebens Christi geben. Uns ist eine heilige Verpflichtung auferlegt. Uns ist der Auftrag erteilt: "Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Matthäus 28,19.20. Ihr seid für die Aufgabe bestimmt, das Evangelium des Heils zu verbreiten. Des Himmels Vollkommenheit soll eure Macht sein.

Ein heiliges Leben

Wir sollen Gott nicht allein durch das Predigen der Wahrheit oder das Verteilen von Schriften bezeugen. Denkt daran, daß ein wirkliches Christenleben der stärkste Beweis für das Christentum ist und daß ein minderwertiger christlicher Charakter mehr Schaden in der Welt anrichten kann als der eines Weltmenschen. Nicht alle Bücher dienen dem Ziel eines heiligen Lebens. Die Menschen glauben nicht, was der Prediger sagt, sondern was die Gemeinde tut. Nur zu oft wird der Einfluß einer Predigt durch das Leben derer vereitelt, die Vertreter der Wahrheit sein wollen.

Es ist Gottes Absicht, sich vor der Welt in seinen Kindern zu verherrlichen. Er erwartet, daß alle, die den Namen Christi tragen, ihn in Gedanken, Worten und Taten darstellen. Ihre Gedanken müssen rein, ihre Worte edel und erhebend sein, damit sie ihre Umgebung näher zum Heiland ziehen. Christi Religion soll mit all ihrem Tun und Reden verwoben sein. Jede geschäftliche Tätigkeit soll den Wohlgeruch der Gegenwart Gottes ausströmen.

Die Sünde ist etwas Abscheuliches. Sie verdarb die innerliche Schönheit vieler Engel. Sie kam in unsre Welt und ließ das Bild Gottes im Menschen nahezu unsichtbar werden. Gott aber hat in seiner großen Liebe einen Weg vorgesehen, durch den der Mensch wieder die Stellung einnehmen soll, aus der er gefallen ist, weil er dem Versucher nachgegeben hat. Christus stellte sich an die Spitze der Menschheit und entfaltete um unsertwillen einen vollkommenen Charakter. Die ihn annehmen, sind von neuem geboren.

Christus sah die Menschheit, die durch das Wirken der mächtig anwachsenden Sünde unter die Herrschaft des Fürsten der Finsternis geriet und gewaltige Kräfte in großen Missetaten entwickelte. Er sah aber auch, daß eine stärkere Macht Satan entgegentreten und ihn überwinden würde. Er sagte: "Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden." Johannes 12,31. Er sah, daß den Menschen durch den Glauben an ihn Macht über das Heer der gefallenen Engel gegeben würde, deren Name Legion ist. Christus stärkte seine Seele in dem Gedanken, daß durch sein Opfer der Fürst dieser Welt ausgestoßen würde und Männer und Frauen dahin kämen, durch Gottes Gnade das Verlorene wiederzuerlangen.

Männer und Frauen können unter Gottes Anweisung und in seiner Kraft ein Leben führen, wie es Christus in dieser Welt führte. In ihrem Kampf mit Satan können sie ebensoviel Hilfe bekommen wie er. Sie können Sieger sein durch ihn, der sie liebte und sich selbst für sie dahingab.

Der Wandel vorgeblicher Christen, die kein Christus ähnliches Leben führen, spottet der Religion. Jeder, dessen Name in der Gemeindeliste steht, hat die Verpflichtung, das Leben Christi zu veranschaulichen, indem er den inneren Schmuck eines sanften und stillen Geistes aufweist. Sie sollen als seine Zeugen verkünden, wie vorteilhaft es ist, nach dem Beispiel Christi zu wandeln und zu wirken. Die Wahrheit für diese Zeit soll sich in aller Kraft in dem Leben derer zeigen, die an sie glauben, und sie soll der Welt mitgeteilt werden. Die Gläubigen müssen diese heiligende und veredelnde Kraft in ihrem Leben erkennen lassen.

Vertreter Christi

Die Bewohner des Himmels erwarten, daß die Nachfolger Christi als Lichter in der Welt scheinen. Sie sollen die Macht der Gnade sehen lassen, die Christus ihnen durch seinen Tod schenkte. Gott erwartet, daß alle Bekenner Christi in ihrem Leben die höchste Stufe des Christentums offenbaren. Sie sind anerkannte Vertreter Christi und müssen zeigen, daß das Christentum eine Wirklichkeit ist. Sie müssen Männer des Glaubens, mutige und nüchterne Menschen sein, die Gott und seinen Verheißungen vertrauen, ohne zu fragen.

Jeder, der in die Stadt Gottes eingehen möchte, muß während seines Erdenlebens mit seinen Taten Christus nachfolgen. Nur dadurch wird er zum Boten und Zeugen Christi. Er muß ein klares und entschiedenes Zeugnis gegen jedes sündhafte Wesen ablegen und den Sünder auf das Lamm Gottes hinweisen, das die Sünde der Welt wegnimmt. Denen, die ihn aufnehmen, gibt er Kraft, Gottes Kinder zu sein. Die Wiedergeburt ist der einzige Weg, auf dem wir in die Stadt Gottes gelangen können. Der Weg ist schmal, und die Pforte ist eng, durch die wir eintreten. Auf diesen Weg müssen wir Männer, Frauen und Kinder führen und sie lehren, daß sie ein neues Herz und einen neuen Geist haben müssen, um gerettet zu werden. Alte, ererbte Wesenszüge müssen überwunden, die natürlichen Triebe der Seele gewandelt werden. Jeder Trug, jeder Täuschungsversuch, alles Afterreden muß verschwinden. Das neue Leben, das die Menschen zu Ebenbildern Christi macht, muß in unserm Tun und Lassen sichtbar sein.

Unentwegtes Festhalten an der Wahrheit

Im Leben derer, die eine so heilige und ernste Botschaft verkündigen wie wir, darf nichts nur Schein sein. Die Welt beobachtet die Siebenten-Tags-Adventisten, denn sie hat von ihrem Glauben und ihrem hohen Bekenntnis gehört; sieht sie, daß sie nicht ihrem Bekenntnis entsprechend leben, so zeigt sie mit Verachtung auf sie.

Die Jesus lieben, werden alles in ihrem Leben mit Gottes Willen in Übereinstimmung bringen. Sie haben sich nach freier Wahl auf des Herrn Seite gestellt, ihr Leben muß zum Leben der Weltmenschen in einem lebendigen Gegensatz stehen. Der Versucher wird mit Schmeicheleien und Verlockungen an sie herantreten: "Dies alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest." Aber sie wissen, daß er nichts besitzt, was der Annahme wert wäre, und weigern sich, seinen Versuchungen nachzugeben. Durch Gottes Gnade werden sie befähigt, die Lauterkeit ihrer Grundsätze rein zu erhalten. Heilige Engel sind ihnen dicht zur Seite, und Christus wird durch ihr unerschütterliches Festhalten an der Wahrheit offenbart. Sie sind zu jeder Zeit zu Christi Dienst bereit und legen als wahre Zeugen ein entschiedenes Zeugnis zugunsten der Wahrheit ab. Sie zeigen, daß es eine geistliche Macht gibt, die Männer und Frauen befähigt, nicht einen Finger breit von der Wahrheit und Gerechtigkeit abzuweichen, selbst nicht um alle Geschenke, die Menschen geben können. Solche Menschen werden, wo immer sie auch sein mögen, vom Himmel geehrt, weil sie ihr Leben nach dem Willen Gottes einrichten ungeachtet der Opfer, die von ihnen gefordert werden.

Eine weltweite Botschaft

Das Licht, das Gott seinem Volk gegeben hat, darf nicht innerhalb der Gemeinden, die die Wahrheit schon kennen, verschlossen bleiben. Es soll hinausstrahlen in die dunklen Orte der Erde. Wer im Licht wandelt, wie Christus im Licht ist, wirkt mit dem Heiland zusammen, indem er andern mitteilt, was ihm der Herr offenbart hat. Es ist Gottes Absicht, daß die Wahrheit für diese Zeit jedem Geschlecht, jedem Volk, jeder Sprache und Zunge kundgetan werde. In der Welt werden Männer und Frauen von dem Trachten nach irdischem Gewinn und weltlichem Vergnügen völlig in Anspruch genommen. Es gibt Tausende und aber Tausende, die auf das Heil ihrer Seele weder Zeit noch Gedanken verwenden. Die Zeit ist gekommen, da die Botschaft von der baldigen Wiederkunft Christi über die ganze Welt erschallen soll.

Zeichen weisen unmißverständlich auf die Nähe des Endes hin. Die Warnung muß klar und deutlich verkündet werden. Für die Wiederkunft des Friedefürsten in den Wolken des Himmels muß der Weg bereitet werden. In den Städten, die noch nichts von der Wahrheit für diese Zeit gehört haben, gibt es viel zu tun. Wir sollen nicht Anstalten errichten, die in Größe und Glanz mit weltlichen Anstalten wetteifern. Im Namen des Herrn sollen wir mit unermüdlicher Ausdauer und nie erlahmendem Eifer, wie ihn Christus in seinem Dienst an den Tag legte, das Werk des Herrn vorantragen.

Für uns als Volk ist es sehr notwendig, unsre Herzen vor Gott zu demütigen und ihn um Vergebung zu bitten, daß wir in der Erfüllung des Evangeliumsauftrages nachlässig waren. Wir haben an einigen Orten große Mittelpunkte des Werkes geschaffen, dagegen viele bedeutende Städte unbearbeitet gelassen. Laßt uns jetzt die uns zugedachte Arbeit aufnehmen und die Botschaft verkündigen, die Männer und Frauen zum Bewußtsein der ihnen drohenden Gefahr aufrüttelt. Würde jedes Gemeindeglied die ihm anvertraute Aufgabe erfüllt haben, wäre die Zahl der Gläubigen jetzt viel größer. In allen Städten Amerikas würde es Leute geben, die die Botschaft gehört hätten und das Gesetz befolgten.

An einigen Orten ist die Botschaft betreffs der Sabbatheiligung klar und machtvoll verkündet worden, während andre Plätze ohne Warnung geblieben sind. Wollen nicht alle, die die Wahrheit kennen, zu der Verantwortung erwachen, die ihnen übertragen ist? Brüder, ihr dürft euch nicht in weltliche Unternehmungen oder Interessen vertiefen! Ihr könnt es euch nicht leisten, den euch vom Heiland gegebenen Auftrag zu vernachlässigen.

Das ganze Weltall ruft alle auf, die die Wahrheit kennen, sich rückhaltlos der Verkündigung der Wahrheit zu weihen, wie sie in der dritten Engelsbotschaft dargelegt ist. Alles, was wir sehen und hören, ruft uns an unsre Pflicht. Das Wirken der satanischen Mächte fordert jeden Christen auf, seinen Mann zu stehen.

Was für Diener benötigt werden

Das uns anvertraute Werk ist groß und wichtig und braucht weise, uneigennützige Männer, die wissen, was es heißt, in selbstlosen Bemühungen Seelen zu retten. Es besteht kein Bedarf an Männern, die lau sind; denn Christus kann solche nicht einsetzen. Er braucht Männer und Frauen, deren Herzen von menschlichem Leid bewegt werden und deren Wandel beweist, daß sie Licht, Leben und Gnade empfangen und weitergeben.

Gottes Kinder müssen in Selbstverleugnung und Opferfreudigkeit nahe zu Christus kommen; ihr einziges Ziel sei es, aller Welt die Gnadenbotschaft zu bringen. Einige werden in dieser, andre in jener Weise arbeiten, wie der Herr sie auffordern und leiten wird. Aber alle müssen fest zusammenhalten und versuchen, das Werk zu einem vollkommenen Ganzen zu gestalten. Mit Wort und Schrift müssen sie für den Herrn arbeiten. Das gedruckte Wort der Wahrheit muß in verschiedene Sprachen übersetzt und bis an die Enden der Erde verbreitet werden.

Mein Herz ist oft sehr bedrückt, weil so viele, die arbeiten könnten, nichts tun. Sie sind die Zielscheibe der Versuchungen Satans. Jedes Gemeindeglied, das die Wahrheit kennt, sollte wirken, solange es Tag ist, denn es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Binnen kurzem werden wir verstehen, was diese Nacht bedeutet. Der Geist Gottes zieht sich betrübt von der Erde zurück. Die Völker sind zornig untereinander. Überall werden Kriegsvorbereitungen getroffen. Die Nacht bricht bald herein. Möchte die Gemeinde doch aufwachen und an die ihr zugewiesene Arbeit gehen! Jeder gebildete und auch ungebildete Gläubige kann Träger der Botschaft sein.

Die Ewigkeit liegt vor uns. Bald wird der Vorhang gelüftet werden. Womit beschäftigen sich unsre Gedanken, daß wir unsre eigensüchtige Liebe zur Bequemlichkeit noch festhalten, während rings um uns Seelen verlorengehen? Sind unsre Herzen ganz und gar verhärtet? Können wir nicht sehen und begreifen, daß wir eine Aufgabe an andern zu erfüllen haben? Meine Brüder und Schwestern, seid ihr unter denen, die Augen haben und nicht sehen, Ohren und nicht hören? Sollte euch Gott vergeblich die Erkenntnis seines Willens gegeben haben? Wird er euch vergeblich Warnung auf Warnung über die Nähe des Endes gesandt haben? Glaubt ihr, was sein Wort über die Ereignisse erklärt, die über die Welt kommen sollen? Glaubt ihr, daß Gottes Gerichte schon über den Bewohnern der Erde schweben? Wie könnt ihr dann so bequem, sorglos und gleichgültig dasitzen?

Jeder Tag bringt uns dem Ende näher. Bringt er uns auch näher zu Gott? Wachen wir unter Gebet? Menschen, mit denen wir Tag für Tag in Berührung kommen, bedürfen unsrer Hilfe und unsrer Führung. Sie sind vielleicht in einer solchen Gemütsverfassung, daß ein Wort zur rechten Zeit, durch den Heiligen Geist gesprochen, seinen Zweck erreicht wie ein an richtiger Stelle eingeschlagener Nagel. Morgen schon können einige dieser Seelen dort sein, wo wir sie nie erreichen können. Wie ist unser Einfluß auf diese Mitpilger? Welche Anstrengungen machen wir, sie für Christus zu gewinnen?

Die Zeit ist kurz, wir müssen unsre Kräfte zusammenfassen, um ein viel größeres Werk durchzuführen. Es sind Mitarbeiter notwendig, die Verständnis für die Größe des Werkes haben und nicht um ihres Lohnes willen wirken, sondern weil sie die Nähe des Endes erkennen. Die Zeit verlangt größere Tüchtigkeit und eine tiefere Weihe. Oh, diese Angelegenheit liegt mir so sehr am Herzen, daß ich zu Gott schreie: "Erwecke und sende Boten, die sich ihrer Verantwortung bewußt sind, in deren Herzen das eigene Ich, die Grundlage aller Sünde, gekreuzigt ist."

Eine eindrucksvolle Szene

In Nachtgesichten zog eine sehr eindrucksvolle Szene an mir vorüber. Ich sah einen ungeheuren Feuerball zwischen herrliche Gebäude fallen und sie vernichten. Ich hörte jemand sagen: "Wir wußten, daß Gottes Gerichte über die Erde kommen sollten, jedoch nicht, daß dies so bald sein würde." Andre erwiderten mit angstvoller Stimme: "Ihr wußtet es? Warum habt ihr es uns dann nicht mitgeteilt? Wir haben nichts davon gewußt!" Von allen Seiten hörte ich ähnlich vorwurfsvolle Worte.

Mit großem Kummer erwachte ich. Als ich wieder eingeschlafen war, schien ich in einer großen Versammlung zu sein. Einer, der große Macht besaß, sprach zu den Versammelten, vor denen eine Weltkarte ausgebreitet lag. Er sagte, daß die Karte Gottes Weinberg veranschauliche, der bearbeitet werden müsse. Wenn himmlisches Licht irgend jemand erleuchte, solle der Betreffende das Licht andern erstrahlen lassen. An vielen Orten sollte Licht angezündet und an diesem wieder andre Lichter entzündet werden.

Die Worte wurden wiederholt: "Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man's salzen? Es ist hinfort zu nichts nütze, denn daß man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. Also lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen." Matthäus 5,13-16.

Ich sah Lichtstrahlen aus Städten und Dörfern, von hohen und niedrigen Orten der Erde hervorleuchten. Gottes Wort wurde befolgt, und infolgedessen entstanden Denkmäler für ihn in jeder Stadt und in jedem Dorf. Seine Wahrheit wurde in aller Welt verkündigt.

Dann wurde diese Karte weggenommen und durch eine andre ersetzt. Auf dieser schien das Licht nur an wenigen Orten; die übrige Welt lag in Dunkelheit, nur hier und dort gab es einen Lichtschimmer. Unser Lehrer sagte: "Diese Dunkelheit ist die Folge davon, daß die Menschen ihre eigenen Wege gegangen sind. Sie haben ererbte und anerzogene Neigungen zum Bösen gepflegt. Sie haben Zweifeln, Kritisieren und Anklagen zur Hauptbeschäftigung ihres Lebens gemacht. Ihre Herzen stehen nicht richtig vor Gott. Sie haben ihr Licht unter einem Scheffel verborgen."

Hätte jeder Streiter Christi seine Pflicht getan, hätte jeder Wächter auf der Mauer Zions mit der Posaune einen deutlichen Ton gegeben, dann würde die Welt schon eher die Warnungsbotschaft vernommen haben. Aber das Werk ist weit hinter der Zeit zurück. Während die Menschen schliefen, hat Satan die Gelegenheit benutzt, uns zuvorzukommen.

Wir sollen unser Vertrauen auf Gott setzen und unentwegt vorwärtsschreiten, sein Werk selbstlos und in demutsvoller Abhängigkeit von ihm tun und uns sowie unsre Gegenwart und Zukunft seiner weisen Vorsehung anvertrauen. Wir wollen unsre Zuversicht bis zum Ende festhalten und dessen eingedenk sein, daß wir die Segnungen des Himmels nicht um unsrer Würdigkeit, sondern um des Verdienstes Christi willen empfangen und daß wir durch den Glauben an ihn und durch Gottes überschwengliche Gnade angenommen worden sind.