Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 55

Die Heimatmission

[AUDIO]

Mit großer Freude nimmt Christus jedes menschliche Werkzeug an, das sich ihm weiht. Er verbindet das Menschliche mit dem Göttlichen, damit er der Welt die Geheimnisse der fleischgewordenen Liebe mitteilen kann. Erfüllt die Welt mit der Botschaft seiner Wahrheit, sprecht über sie, betet darum, singt davon und dringt immer weiter vorwärts, bis zu den äußersten Enden der Erde.

Himmlische Kräfte warten, um mit menschlichen Werkzeugen zusammenzuwirken, damit sie der Welt kundtun mögen, was Menschen werden und was sie durch ihren Einfluß ausführen können, um Seelen zu retten, die am Rande des Abgrundes stehen. Wer wirklich bekehrt ist, wird von der Liebe Gottes so erfüllt sein, daß er sich danach sehnt, andern die Freude mitzuteilen, die er selbst empfindet. Der Herr wünscht, daß seine Gemeinde der Welt die Schönheit der Heiligkeit vor Augen führe. Sie soll die Kraft der christlichen Religion bekunden. Der Himmel soll sich im Wesen des Christen widerspiegeln. Lob- und Danklieder sollen hören, die sich in Finsternis befinden. Für die frohe Botschaft des Evangeliums, für seine Verheißungen und Versicherungen sollen wir unsrer Dankbarkeit Ausdruck verleihen, indem wir danach trachten, andern Gutes zu tun. Solche Arbeit wird den müden, verwirrten, leidenden Seelen Strahlen himmlischer Gerechtigkeit mitteilen. Sie ist gleichsam eine Quelle, die für den am Wege ermüdeten, durstenden Pilger fließt. Bei jedem Werk der Barmherzigkeit und jeder Arbeit der Liebe sind Engel Gottes gegenwärtig.

Unser Vorbild

Das Werk Christi soll uns als Beispiel dienen. Er tat unablässig Gutes. Im Tempel und in den Schulen, auf den Straßen der Städte, auf dem Marktplatz und in der Werkstatt, an den Seeufern und in den Bergen predigte er das Evangelium und heilte Kranke. Sein Leben war ein Leben selbstlosen Dienstes; es soll unser Lehrbuch sein. Seine zarte, mitfühlende Liebe straft unsre Selbstsucht und Herzlosigkeit.

Wohin Christus auch immer kam, da streute er Segen aus über seinen Weg. Wie viele, die als Gläubige angesehen werden wollen, haben aus seiner Freundlichkeit, seinem zarten Mitleid und seiner selbstlosen Liebe eine Lehre für sich gezogen? Lausche seiner Stimme, wenn er zu den Schwachen, Müden und Hilflosen spricht: "Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." Matthäus 11,28. Seine Geduld wurde nicht müde, seine Liebe kannte keine Einschränkungen.

Christus fordert uns auf, geduldig und ausdauernd für die Tausende zu arbeiten, die in ihren Sünden umkommen und in allen Landen zerstreut sind wie Wrackstücke an einem verlassenen Ufer. Alle, die an Christi Herrlichkeit teilhaben, müssen auch an seinem Dienst teilnehmen und den Schwachen, Elenden und Mutlosen helfen.

Möchten doch alle, die sich dieser Tätigkeit widmen, Christi Leben zum Inhalt ihres ständigen Studiums machen! Möchten sie ernsthaft wirken und jede Fähigkeit in des Herrn Dienst verwenden. Ihre aufrichtigen und uneigennützigen Bemühungen werden kostbare Erfolge erzielen. Von dem größten aller Lehrer werden seine Diener die höchste Ausbildung empfangen. Die aber das erhaltene Licht nicht mitteilen, werden eines Tages erkennen, wessen sie verlustig gingen.

Die Menschen sind nicht zu der Annahme berechtigt, daß ihren Anstrengungen in der Seelenrettung irgendwelche Grenzen gesetzt sind. Ermüdete Christus je in seiner Arbeit? Schreckte er vor Opfern und Schwierigkeiten zurück? Die Gemeindeglieder sollten sich wie er fortgesetzt und beharrlich anstrengen. Sie müssen zu jeder Zeit bereit sein, im Gehorsam gegen des Meisters Befehl ans Werk zu gehen. Wo wir Arbeit sehen, die getan werden muß, sollten wir sie im beständigen Aufblick zu Jesus in Angriff nehmen und durchführen. Würden unsre Gemeindeglieder diese Unterweisung beachten, dann könnten Hunderte von Seelen für Christus gewonnen werden. Wäre jedes Gemeindeglied ein lebendiger Missionar, dann könnte das Evangelium mit großer Schnelligkeit in allen Ländern, unter Völkern, Nationen und Sprachen verkündigt werden.

Die Folgen großherziger Anstrengungen

In dem Werk der Verkündigung der Wahrheit für diese Zeit müssen geheiligte Fähigkeiten eingesetzt werden. Gewönne der Feind den Sieg, so wäre es darauf zurückzuführen, daß die Gemeinden die ihnen von Gott übertragene Aufgabe vernachlässigten. Jahrelang ist uns diese Aufgabe gezeigt worden, aber viele schliefen. Wenn sich die Siebenten-Tags-Adventisten jetzt aufmachen und die ihnen bestimmte Arbeit ausführen, dann wird die Wahrheit klar und deutlich und in der Kraft des Geistes in den vernachlässigten Städten verkündigt werden.

Wo rückhaltlos ein Werk getan wird, da wird sich die Wirkung der Gnade Christi zeigen. Die Wächter auf den Mauern Zions müssen auf dem Posten sein und andre aufrütteln. Gottes Kinder müssen in ihrer Arbeit für ihn so ernst und treu sein, daß alle Selbstsucht aus ihrem Leben schwindet. Seine Diener werden es dann sehen, daß der Arm des Herrn, dessen Macht sich im Leben Christi bekundete, offenbar wird. Das Vertrauen wird wiederhergestellt werden, und in allen Gemeinden wird Eintracht herrschen.

Verschiedene Zweige des Dienstes

Der Herr fordert sein Volk zum Dienst in verschiedenen Zweigen des Werkes auf. Die sich auf den Landstraßen und an den Zäunen des Lebens befinden, müssen die Evangeliumsbotschaft hören. Gemeindeglieder müssen in den Häusern ihrer Nachbarn, die noch nicht die ganze gegenwärtige Wahrheit gehört haben, Evangelisationsarbeit tun.

Gott fordert christliche Familien auf, sich in Gegenden zu begeben, die noch in Finsternis und Irrtum verharren, und weislich und ausdauernd für den Meister zu arbeiten. Um dieser Aufforderung nachzukommen, ist Selbstverleugnung erforderlich. Während viele darauf warten, daß ihnen jedes Hindernis aus dem Wege geräumt werde, sterben Menschen, die ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt sind. Viele, sehr viele begeben sich um weltlicher Vorteile oder um der Erlangung wissenschaftlicher Kenntnisse willen in verseuchte Gebiete und nehmen Beschwerden und Entbehrungen auf sich. Wo aber sind solche, die willens sind, dies zu tun, um andern vom Heiland erzählen zu können? Wo sind Männer und Frauen, die sich in Gebiete begeben, die des Evangeliums bedürfen, um die in Finsternis lebenden Menschen auf den Erlöser hinweisen zu können?

Verbreitung unsrer Schriften

Viele von Gottes Kindern müssen mit unsern Schriften in die Ortschaften gehen, wo die dritte Engelsbotschaft noch nicht verkündigt worden ist. Unsre Bücher müssen in vielen Sprachen verbreitet werden. Mit ihnen müssen demütige, zuverlässige Männer als Buchevangelisten hinausgehen und denen die Wahrheit bringen, die sonst nie erleuchtet würden. Viele, die sich diesem Zweig des Werkes widmen, sollten sich vorbereiten, ärztliche Missionsarbeit tun zu können. Den Kranken und Leidenden muß Hilfe gebracht werden. Viele, an denen dieses Werk der Barmherzigkeit getan wird, werden die Worte des Lebens hören und annehmen.

Arbeit von Haus zu Haus

In vielen Staaten befinden sich Ansiedlungen von fleißigen, wohlhabenden Landleuten, die die Wahrheit für diese Zeit noch nicht gehört haben. Solche Orte sollten bearbeitet werden. Unsre Gemeindeglieder sollten diesen Dienst aufnehmen. Sie könnten in ihrer Nachbarschaft viel tun: Bücher verkaufen oder ausleihen, Schriften verteilen und Bibellesungen halten. Erfüllt von der Liebe zu den Menschen, könnten sie die Botschaft mit einer solchen Kraft verkündigen, daß viele bekehrt würden.

Es wurde mir gezeigt, wie zwei Bibelarbeiter mit der offenen Bibel vor sich im Kreise einer Familie saßen und ihr den Herrn Jesus Christus als den sündenvergebenden Heiland vor Augen führten. Ernste Gebete wurden zu Gott emporgesandt und Herzen durch den Einfluß des Geistes Gottes erweicht und überwältigt. Sie beteten frisch und geisterfüllt. Als das Wort erklärt wurde, sah ich, wie ein mildes, strahlendes Licht die Schriftstelle erhellte, und ich sagte leise: "Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf daß mein Haus voll werde." Lukas 14,23.

Das köstliche Licht wurde von Nachbar zu Nachbar weitergetragen. Zerbrochene Familienaltäre wurden aufs neue aufgerichtet und viele Seelen bekehrt.

Geschwister, weiht euch dem Herrn zum Dienst. Laßt keine Gelegenheit ungenutzt vorübergehen. Besucht die Kranken und Leidenden und zeigt, daß ihr mit ihnen fühlt. Wenn es euch möglich ist, versucht ihre Lage zu erleichtern. Dadurch könnt ihr ihre Herzen gewinnen und ein Wort für Christus sprechen.

Erst die Ewigkeit wird enthüllen, wie weitreichend solch ein Dienst sein kann. Weitere Möglichkeiten, sich nützlich zu betätigen, werden sich denen auftun, die sich willig nächstliegenden Pflichten unterziehen. Nicht gelehrte, beredsame Sprecher sind jetzt unbedingt erforderlich, sondern bescheidene, Christus ähnliche Männer und Frauen, die von Jesus von Nazareth Sanftmut und Demut gelernt haben und die im Vertrauen auf seine Kraft hinausgehen auf die Landstraßen und an die Zäune und einladen: "Kommt, denn es ist alles bereit!" Lukas 14,17.

Wer gute Kenntnisse in der Landwirtschaft besitzt, den Boden bearbeiten und einfache Gebäude erbauen kann, hat Gelegenheit zu helfen. Sie können gute Arbeit leisten und in ihrem Charakter ein Beispiel von dem hohen Standpunkt geben, dessen Erreichung unserm Volke vergönnt ist. Landwirte, Geldleute, Baumeister sowie geschickte Handwerker können in vernachlässigte Gebiete gehen, dort das Land bebauen, Gewerbe einführen, sich selbst anspruchslose Heimstätten bereiten und ihre Nachbarn mit der Wahrheit für diese Zeit vertraut machen.

Arbeit für Frauen

Für Frauen gibt es ebenso wie für Männer ein großes Betätigungsfeld. Die Hilfe der tüchtigen Köchin, Näherin und Pflegerin ist notwendig. Die Glieder armer Familien müssen gelehrt werden, wie sie richtig kochen, Kleidungsstücke herstellen und ausbessern, Kranke pflegen und den Hausstand richtig versehen können. Selbst die Kinder sollten angehalten werden, kleine Liebesdienste zu tun und denen Barmherzigkeit zu erweisen, die es nicht so gut haben wie sie selber.

Das Heim ein Missionsfeld

Möchten die Eltern doch nicht das große Missionsfeld vergessen, das in ihrem Heim vor ihnen liegt. In den ihr anvertrauten Kindern sollte jede Mutter ein heiliges Vermächtnis Gottes erblicken. "Nimm diesen Sohn, diese Tochter", sagt Gott, "und erziehe sie für mich. Erziehe sie zu Charakteren, die ausgeglichen sind wie die Bauart eines Palastes, damit sie für immer am Hofe des Herrn weilen können." Das Licht und die Herrlichkeit vom Throne Gottes ruhen auf der treuen Mutter, die ihre Kinder so zu erziehen sucht, daß sie dem Einfluß des Bösen widerstehen können.

Ein Platz für jedermann

Für alle Hände gibt es wichtige Arbeit zu tun. Möge jede Tat dazu beitragen, die Menschen zu adeln. Es gibt so viele, die der Hilfe bedürfen. Das Herz dessen, der nicht sich selber zu gefallen lebt, sondern denen zum Segen sein will, die es nicht so gut haben, wird Befriedigung finden. Möchte doch jeder Träge aufwachen und die Wirklichkeiten des Lebens ins Auge fassen. Nehmt das Wort Gottes zur Hand und durchforscht es. Seid ihr Täter des Wortes, dann wird euch das Leben lebendige Wirklichkeit, und ihr werdet finden, daß ihr reichlich belohnt seid.

Der Herr hat in seinem großen Plan für jeden einen Platz. Unnötige Gaben werden nicht verliehen. Selbst wenn jemand nur eine kleine Gabe besitzt, so hat Gott einen Platz für sie, und die eine Fähigkeit wird, wenn weise angewandt, gerade das von Gott beabsichtigte Werk vollbringen. Die Talente des einfachen Mannes werden in der Arbeit von Haus zu Haus gebraucht und können in diesem Dienst mehr ausrichten als die glänzendsten Gaben.

Tausend Türen, sich nützlich zu machen, stehen uns offen. Wir beklagen die geringen Hilfsquellen, die uns gegenwärtig zur Verfügung stehen, während verschiedene dringende Rufe nach Mitteln und Leuten an uns ergehen. Wäre uns ernstlich daran gelegen, so könnten wir jetzt schon die Hilfsquellen ums Hundertfache vermehren. Selbstsucht und Liebe zur Bequemlichkeit aber stehen dem im Wege ...

Selbst bei der Verrichtung ihrer täglichen Arbeiten können Gottes Kinder andre zu Christus führen. Und während sie dies tun, haben sie die köstliche Gewißheit, daß der Heiland ihnen nahe ist. Sie brauchen nicht zu denken, daß sie allein auf ihre eigenen schwachen Bemühungen angewiesen sind. Christus wird ihnen Worte eingeben, die arme ringende Seelen in Finsternis erquicken, ermutigen und stärken. Indem sie erkennen, daß sich des Heilandes Verheißungen erfüllen, wird auch ihr Glaube gestärkt. Sie sind nicht nur andern zum Segen, sondern werden selbst gesegnet durch das, was sie für Christus tun.

Es gibt viele, die das Werk tun könnten und sollten, von dem ich geredet habe. Was tust du für Christus, mein Bruder, meine Schwester? Trachtest du danach, andern zum Segen zu sein? Redest du in Mitgefühl und Liebe freundliche Worte? Strengst du dich ernsthaft an, andre für den Heiland zu gewinnen?

Folgen der Untätigkeit

Es wird verhältnismäßig wenig Missionsarbeit getan. Und was ist die Folge? -- Die Wahrheiten, die Christus uns gab, werden nicht gelehrt. Viele Gotteskinder wachsen nicht in der Gnade. Viele sind in einer unfreundlichen, mürrischen Gemütsverfassung. Wer andern nicht hilft, die Wichtigkeit der Wahrheit für diese Zeit zu erkennen, wird mit sich selbst unzufrieden sein. Satan macht sich diesen Mangel in ihrer Erfahrung zunutze und veranlaßt sie, zu kritisieren und zu tadeln. Würden sie dagegen eifrig danach trachten, den Willen Gottes kennenzulernen und zu tun, so würden sie eine solche Last für verlorene Seelen empfinden und so viele Gewissensunruhe, daß sie nichts davon abhalten könnte, den Auftrag auszuführen: "Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur." Markus 16,15.

Ein Aufruf zu unermüdlicher Anstrengung

Der Herr fordert sein Volk auf, vom Schlafe zu erwachen. Das Ende aller Dinge steht vor der Tür. Wären diejenigen, die die Wahrheit kennen, Mitarbeiter Gottes, dann sähe man Früchte der Gerechtigkeit. Durch die Offenbarung der Liebe Gottes in den Missionsbestrebungen wachten viele auf und sähen ein, wie sündhaft ihr Verhalten ist. Sie kämen zu der Erkenntnis, daß ihre Selbstsucht sie unfähig machte, Gottes Mitarbeiter zu sein. Die Bekundung der Liebe Gottes in selbstlosem Dienst an andern ist das Mittel, viele Seelen dahin zu bringen, dem Worte Gottes zu glauben, wie es geschrieben steht.

Gott möchte sein Volk gern durch die Gabe des Heiligen Geistes erquicken und es von neuem in seiner Liebe taufen. Es ist nicht nötig, daß die Gemeinde des Heiligen Geistes ermangelt. Nach Christi Himmelfahrt kam der Heilige Geist in solcher Fülle und Macht auf die wartenden, betenden und glaubenden Jünger herab, daß jedes Herz berührt war. In der Zukunft soll die Erde von der Herrlichkeit Gottes erleuchtet werden. Ein heiliger Einfluß soll von denen auf die Welt ausströmen, die durch die Wahrheit geheiligt wurden. Die Erde soll in eine Atmosphäre der Gnade gehüllt werden. Der Heilige Geist soll an den Herzen der Menschen wirken, indem er ihnen göttliche Dinge offenbart.

Es ist ein großer Fehler, die Wahrheit in Orte hineinzutragen und es dann an Mut, Tatkraft und Takt mangeln zu lassen, das Unternehmen bis zum Erfolg durchzuführen. Das Werk wird dann ohne den gründlichen und ausdauernden Einsatz geführt der an diesen Orten unbedingt notwendig ist. Geht das Werk schwer voran und erhebt sich Widerstand, zieht man sich feige zurück, anstatt mit Fasten, Beten und Weinen zu Gott zu fliehen und sich im Glauben an die Quelle des Lichtes, der Macht und der Stärke zu klammern, bis die Wolken schwinden und die Finsternis vergeht. Der Glaube erstarkt im Kampf mit Zweifeln und widrigen Einflüssen. Die Erfahrung, in solchen Anfechtungen gewonnen, ist wertvoller als kostbare Edelsteine. Testimonies for the Church III, 555 (1875).