Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 66

Die Hochschule für ärztliche Evangeliumsarbeiter

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Während der Generalkonferenz im Jahre 1905 in Washington. D.C., erhielt ich einen Brief von J.A. Burden, der ein Grundstück beschrieb, das er etwa sieben Kilometer von Redlands entfernt gefunden hatte. Als ich seinen Brief las, war mir sofort klar, daß dies einer der Plätze war, die ich im Gesicht gesehen hatte. Sofort telegraphierte ich ihm uns dieses Grundstück ohne Zögern zu sichern. Als ich später dieses Grundstück besichtigte, erkannte ich es als einen der Plätze, die ich fast zwei Jahre zuvor in einem Gesicht gesehen hatte. Wie dankbar bin ich dem Herrn, unserm Gott, für diesen Platz!

Einer der hauptsächlichsten Vorzüge von Loma Linda ist die wohltuende Mannigfaltigkeit der entzückenden Landschaft ringsum. Der weite Blick über Berg und Tal ist großartig. Doch noch wichtiger als die herrliche Landschaft, die schönen Gebäude und die weiten Flächen ist die unmittelbare Nähe dieser Anstalt zu einem dichtbevölkerten Gebiet und der damit verbundenen Gelegenheit, vielen, vielen Menschen die Kenntnis der dritten Engelsbotschaft zu vermitteln. Wir müssen ein klares, geistliches Unterscheidungsvermögen haben, sonst können wir nicht die Hand der Vorsehung Gottes erkennen, die uns den Weg bereitet, die Welt zu erleuchten.

Der Besitz dieses Grundstückes bringt die schwere Verantwortung mit sich, diese Anstalt zu einer Ausbildungsstätte zu machen. Loma Linda soll nicht nur ein Krankenhaus, sondern auch ein Mittelpunkt der Ausbildung sein. Hier soll eine Schule zur Heranbildung ärztlicher Missionare als Seelengewinner gegründet werden. Hiervon hängt viel ab, und es kommt sehr viel darauf an, den rechten Anfang zu machen. Der Herr hat für dieses Gebiet eine besondere Aufgabe. Er unterwies mich, mich an Geschwister Haskell zu wenden, daß sie uns helfen, das Werk richtig zu beginnen, ähnlich dem, wie sie es in Avondale durchführten. Erfahrene Arbeitskräfte erklärten sich bereit, gemeinsam mit den in Loma Linda vorhandenen Kräften die Schule aufzubauen, die dort gegründet werden soll. Gehen sie im Glauben voran, wird der Herr vor ihnen den Weg bereiten.

Bezüglich der Schule möchte ich sagen: Betrachtet die Ausbildung von Krankenschwestern und Ärzten als ihr Hauptanliegen. In unsern ärztlichen Missionsschulen sollen viele Kräfte zu Ärzten herangebildet werden, die fähig sind, als Missionsärzte und Evangelisten zu wirken. Diese Schulung hat der Herr besonders hervorgehoben, weil sie in Übereinstimmung mit den Gesetzen geschieht, die der wahren höheren Ausbildung zugrunde liegen. Die höchste Ausbildung aber ist es, in den Fußtapfen Christi zu wandeln und seinem Beispiel nachzueifern, das er in seinen Erdentagen gegeben hat. Eine höhere Ausbildung als diese können wir nicht erreichen, denn diese Schulung macht Menschen zu Mitarbeitern Gottes.

Die Art der Ausbildung

Eine höhere Erziehung zu besitzen, heißt mit Christus lebendig verbunden zu sein. Der Heiland holte ungebildete Fischer von ihren Booten und Netzen weg und nahm sie mit, als er von Ort zu Ort reiste, das Volk lehrte und ihm aus seinen Nöten half. Er ließ sich meistens auf einem Felsen oder einem anderen erhöhten Platz nieder, scharte seine Jünger um sich und belehrte sie; binnen kurzem hörten ihm dann Hunderte zu. Viele Männer und Frauen meinen, alles Wissenswerte schon zu wissen, während sie es doch sehr nötig hätten, sich demütig zu Füßen des Heilandes zu setzen und von ihm zu lernen, der sein Leben hingab, damit er eine gefallene Welt erlösen konnte. Wir alle brauchen Christus, der den Königshof verließ, sein königliches Gewand, seine Krone und seine himmlische Majestät ablegte und Mensch wurde. Der Sohn Gottes kam als Kind, um die Erfahrungen der Menschen verstehen und recht mit diesen umgehen zu können. Er kennt die Bedürfnisse der Kinder. In den Tagen seines irdischen Dienstes ließ er es nicht zu, daß man sie hinderte, zu ihm zu kommen. Schickt sie nicht fort, sagte er zu seinen Jüngern; "denn solcher ist das Himmelreich". Matthäus 19,14.

Haltet Einfachheit in der Schularbeit aufrecht. Kein Beweis ist so stark wie ein Erfolg, der sich auf Einfachheit gründet. Ihr könnt in der Ausbildung von Studenten zu ärztlichen Missionaren auch ohne eine ärztliche Schule, die Ärzte so ausbildet, daß sie sich mit weltlichen Ärzten messen können, Erfolg haben. Gebt den Studenten eine praktische Ausbildung. Je weniger ihr von weltlichen Unterrichtsmethoden abhängig seid, desto besser wird es für die Studenten sein. Man sollte besonderen Unterricht geben über die Art der Krankenbehandlung ohne den Gebrauch von giftigen Medikamenten und in Übereinstimmung mit dem Licht, das der Herr darüber gegeben hat. In der Behandlung eines Kranken braucht man keine giftigen Arzneien anzuwenden. Die Studenten sollen ihre Ausbildung beenden, ohne die Grundsätze der Lebensreform oder ihre Liebe zu Gott und der Gerechtigkeit geopfert zu haben.

Die Ausbildung nach den Grundsätzen dieser Welt sollte von denen nicht überbewertet werden, die die ärztliche Mission in Verbindung mit der dritten Engelsbotschaft vorantreiben wollen. Man soll sie vom Standpunkt des Gewissens aus unterrichten. Wenn sie die Kranken gewissenhaft und treu nach guten Verfahren behandeln, werden diese Methoden den Arbeitsweisen vorgezogen, an die sich viele gewöhnt haben und die die Anwendung giftiger Medikamente erfordern.

Wir sollten in dieser Zeit nicht danach trachten, mit weltlichen medizinischen Fakultäten zu wetteifern. Würden wir es tun, hätten wir nur geringe Erfolgsaussichten. Wir werden jetzt nicht dafür zubereitet, große medizinische Lehranstalten erfolgreich aufzubauen. Sollten wir außerdem den Methoden weltlicher Ärzte folgen und große Honorare für unsre Dienste fordern, dann würden wir nicht nach dem Plan Christi für unsern Dienst an den Kranken handeln.

Es sollte in unsern Krankenhäusern einsichtige Männer und Frauen geben, die die Art und Weise des Dienstes Christi lehren können. Durch die Unterweisung fähiger und geweihter Lehrer können die Jugendlichen Teilhaber der göttlichen Natur werden und lernen, wie man dem Verderben entrinnt, das durch die Lust in die Welt gekommen ist. Ich bin angewiesen worden, daß wir viel mehr Frauen haben sollten, die sich besonders auf Frauenkrankheiten verstehen, und viel mehr Krankenschwestern, die Kranke ohne Medikamente auf einfache Art behandeln können.

Es stimmt nicht mit der Belehrung am Sinai überein, daß männliche Ärzte die Arbeit von Hebammen tun sollen. Die Bibel spricht davon, bei Geburtsfällen Frauen von Frauen behandeln zu lassen; so soll es immer sein. Man sollte Frauen ausbilden, damit sie als Hebammen und Ärzte für ihre Geschlechtsgenossinnen tätig sein können. Das ist des Herrn Plan. Wir wollen Frauen ausbilden, die die Krankheiten der Frauen geschickt behandeln können. Wir sollten eine Schule haben, wo Frauen von weiblichen Ärzten darin ausgebildet werden, Frauenkrankheiten in der bestmöglichen Weise zu behandeln. Das ärztliche Werk sollte unter unserm Volk auf dem höchsten Stand stehen.

Die Ausbildung von Missionaren

In Loma Linda haben wir einen günstig gelegenen Mittelpunkt, verschiedenen Missionsunternehmungen voranzuhelfen. Wir erkennen, daß die Vorsehung Gottes dieses Krankenhaus in unsre Hände legte. Wir sollten Loma Linda als einen Ort schätzen, den der Herr uns gab, weil wir ihn dringend brauchten. In der Verbindung des Krankenhauses mit der Schule zu Loma Linda ist sehr wertvolle Arbeit zu leisten; und die wird geschehen, wenn wir alle auf dieses Ziel hinarbeiten und einmütig nach Gottes Ordnung vorgehen.

In Loma Linda können viele als Missionare für den Gesundheits- und Mäßigkeitsdienst ausgebildet werden. Man sollte Lehrer für die vielen Arbeitszweige ausbilden. Auch in Orten, wo man bisher noch keine Anstrengungen gemacht hat, müssen Schulen gegründet werden. Missionare sollten in andre Staaten gehen, wo bisher nur wenig getan wurde. Die Grundsätze der Lebensreform müssen verkündigt werden. Gott helfe uns als Volk, darin weise zu sein!

Mir ist sehr daran gelegen, daß man über die Bedürfnisse unsrer Anstalten in Loma Linda sorgfältig nachdenkt und die rechten Schritte unternimmt. Zur Durchführung dieses Werkes sind begabte und geistlich gesinnte Männer erforderlich. Die besten Lehrer sollen in der Erziehungsarbeit angestellt werden, Männer und Frauen, die einen umsichtigen Wandel führen und sich völlig auf den Herrn verlassen. Wenn die Lehrer auf medizinischem Gebiet in der Furcht Gottes ihre Aufgaben erfüllen, wird eine gute Arbeit geschehen. Mit Christus als Erzieher können wir einen hohen Stand in der Kenntnis wahrer Heilkunde erreichen.

Das wichtigste aber ist, daß die Studenten lernen, wie man die Gesundheitsgrundsätze in der rechten Art darlegt. Lehrt sie, dieses Studium in Verbindung mit andern wesentlichen Erziehungsthemen gewissenhaft durchzuführen. Die Gnade Jesu Christi wird allen Weisheit verleihen, die seinem Plan einer echten Erziehung folgen. Laßt die Studenten dem Beispiel Jesu Christi folgen, der die Menschheit mit seinem Leben teuer erkaufte. Sie sollen sich an den Heiland wenden und sich auf ihn als den verlassen, der alle Arten von Krankheiten heilt. Der Herr will, daß seine Diener sich besonders darum bemühen, die Kranken und Leidenden auf den großen Arzt hinzuweisen, der den menschlichen Körper erschuf.

Ausbildungsstätten und Krankenhäuser

Es wäre gut, unsre Ausbildungsstätten für christliche Mitarbeiter in der Nähe unsrer Heilanstalten zu errichten, damit die Studenten in den Grundsätzen einer gesunden Lebensweise unterrichtet werden können. Jene Anstalten sind von höchstem Wert, die Evangeliumsdiener aussenden, die für ihren Glauben zeugen können und die den Glauben besitzen, der durch die Liebe tätig ist und das Herz reinigt. Ich bin ausdrücklich unterwiesen worden, daß unsre Schulen, wo es nur möglich ist, in der Nähe unsrer Krankenhäuser errichtet werden sollen, damit jede Anstalt der andern Hilfe und Kraft sein kann. Der den Menschen erschuf, nimmt auch Anteil an dessen Leiden. Er hat durch die Errichtung unsrer Krankenhäuser und den Bau unsrer Schulen in der Nähe von Krankenhäusern dafür gesorgt daß sie leistungsfähige Mittel zur Ausbildung von Männern und Frauen zum Werk des Dienstes an der leidenden Menschheit sind.

Die Ärzte der Siebenten-Tags-Adventisten sollen daran denken, daß der Herr, der allmächtige Gott, regiert. Christus war der größte Arzt dieser fluchbeladenen Erde. Der Herr wünscht, daß sich sein Volk um Heilkraft an ihn wendet. Er wird sie mit seinem Heiligen Geiste taufen und zu dem Dienst zubereiten, der sie bei der Wiederherstellung der geistlichen und körperlichen Gesundheit zum Segen aller Heilungsbedürftigen werden läßt.