Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 67

Einigkeit unter verschiedenen Nationalitäten

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"Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!" "Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt." Johannes 7,37; Johannes 4,14.

Sollten wir angesichts solcher Verheißungen noch aus Mangel an dem Wasser des Lebens ausgetrocknet und ausgedörrt bleiben, so läge der Fehler bei uns. Wenn wir mit der Einfalt eines Kindes, das zu seinen irdischen Eltern kommt, zu Christus kämen und ihn um das bäten, was er verheißen hat, und dabei glaubten, daß wir es empfangen, so würden wir es erhalten. Wenn wir alle den Glauben geübt hätten, den wir hätten üben sollen, so wären wir in unsern Versammlungen weit mehr mit dem Geiste Gottes gesegnet worden, als es bisher geschehen ist. Ich freue mich, daß wir noch einige Versammlungstage vor uns haben. Es handelt sich jetzt um die Frage: Werden wir zur Quelle kommen und trinken? Werden die Lehrer der Wahrheit mit ihrem Beispiel vorangehen? Gott wird große Dinge für uns tun, wenn wir ihn im Glauben bei seinem Wort nehmen. Oh, daß wir hier Zeugen einer allgemeinen Demütigung der Herzen vor Gott würden!

Von Beginn unsrer Versammlungen an habe ich mich gedrungen gefühlt, besonders viel von Liebe und Glauben zu reden. Das geschah deshalb, weil ihr dieses Zeugnis nötig habt. Einige, die in diese Missionsfelder gekommen sind, haben erklärt: "Ihr kennt die französische Bevölkerung nicht, ihr kennt auch die Deutschen nicht. Man muß sich ihnen gegenüber so und so verhalten."

Ich muß jedoch fragen: Versteht Gott sie denn nicht? Ist nicht er es, der seinen Dienern eine Botschaft für die Bevölkerung gibt? Er weiß genau, was sie brauchen. Wenn die Botschaft unmittelbar von ihm durch seine Diener dem Volk gegeben wird, wird sie das vollbringen, wozu sie gesandt ist. Sie wird alle in Christus einen. Sind auch etliche ausgesprochen französisch, andre entschieden deutsch, wieder andre entschieden amerikanisch, so werden sie doch ebenso entschieden christlich sein.

Der jüdische Tempel war aus behauenen Steinen erbaut, die in den Bergen gebrochen worden waren. Jeden Stein bereitete man für seinen Platz im Tempel zu. Er wurde behauen, geglättet und zugerichtet, ehe man ihn nach Jerusalem brachte. Nachdem die Steine alle an Ort und Stelle waren, ging der Bau vonstatten, ohne daß man den Klang einer Axt oder eines Hammers hörte. Dieser Bau stellt Gottes geistlichen Tempel dar, der aus Material zusammengesetzt ist, das aus allen Nationen, Zungen und Völkern sowie allen Schichten, hoch und niedrig, reich und arm, gebildet und ungebildet, genommen wird. Es ist kein totes Material, das mit Hammer und Meißel zubereitet werden muß. Es sind lebendige Steine, die durch die Wahrheit im Steinbruch der Welt gebrochen worden sind. Der große Baumeister, der Herr des Tempels, behaut und glättet sie nun und bereitet sie für die betreffenden Plätze in seinem geistlichen Tempel zu. Dieser Tempel wird bei seiner Vollendung in allen seinen Teilen vollkommen sein und die Bewunderung der Engel und der Menschen hervorrufen; denn sein Baumeister und Schöpfer ist Gott.

Niemand sollte meinen, es sei nicht nötig, daß er noch behauen würde. Es gibt weder eine Person noch eine Nation, die in jeder Gewohnheit und in jedem Gedanken vollkommen wäre. Einer muß vom andern lernen. Deshalb will Gott, daß sich die verschiedenen Nationalitäten miteinander vermengen und eins werden in ihrem Urteil und in ihren Zielen. Dadurch wird die Gemeinschaft in Christus zum Ausdruck kommen.

Das Vorbild Jesus Christus

Fast hätte ich mich gefürchtet, in dieses Land zu kommen, weil ich so viele sagen hörte, daß die verschiedenen Nationalitäten Europas ganz eigentümlich geartet wären und nur auf eine besondere Weise zu erreichen seien. Doch die Weisheit Gottes ist denen verheißen, die ihre Bedürftigkeit einsehen und ihn um Weisheit bitten. Gott kann die Leute dahin bringen, daß sie die Wahrheit annehmen. Wenn der Herr von ihren Gemütern Besitz ergreift und sie formt, wie der Ton in des Töpfers Hand gebildet wird, dann werden diese Unterschiede fortfallen. Brüder, blickt auf Jesus, folgt seinen Gewohnheiten und seinem Geiste, so werdet ihr keine Schwierigkeiten haben, diese verschiedenen Menschen zu erreichen. Wir haben nicht sechs Vorbilder, auch nicht fünf, sondern nur eins, und zwar Jesus Christus. Wenn die italienischen, französischen und deutschen Brüder versuchen, ihm gleich zu sein, so setzen sie ihren Fuß auf denselben Grund der Wahrheit. Dann wird der gleiche Geist, der in dem einen wohnt, auch im andern wohnen. Das ist Christus in ihnen, die Hoffnung der Herrlichkeit. Ich warne euch davor, Brüder und Schwestern, eine Scheidewand zwischen den verschiedenen Nationalitäten aufzurichten; reißt sie vielmehr nieder, wo eine besteht. Wir sollten uns bemühen, alle in die harmonische Verbindung zu bringen, die in Jesus ist, und alle für ein Ziel arbeiten -- für die Errettung unsrer Mitmenschen.

Wollt ihr, meine Brüder im Predigtamt, nicht die reichen Verheißungen Gottes ergreifen? Möchtet ihr nicht das Ich zurückdrängen und Jesus hervortreten lassen? Das Ich muß absterben, bevor Gott durch euch wirken kann. Ich bin beunruhigt, wenn ich sehe, wie hier und da in dem einen und andern das Ich zum Durchbruch kommt. Ich sage euch im Namen Jesu von Nazareth, euer Wille muß sterben; er muß mit Gottes Willen eins werden. Gott möchte euch läutern und von jeglicher Befleckung reinigen. Es muß ein großes Werk für euch geschehen, ehe ihr mit der Kraft Gottes erfüllt werden könnt. Ich bitte euch, naht euch zu ihm, damit ihr seinen reichen Segen empfangt, bevor diese Versammlung schließt.

Es sind solche hier unter uns, auf die großes Licht in Form von Warnungen und Ermahnungen schien. Wann immer Ermahnungen erteilt werden, sucht der Feind in denen, die die Zurechtweisung erhalten, das Verlangen nach menschlichem Mitgefühl hervorzurufen. Deshalb möchte ich euch warnen, nehmt euch in acht, daß ihr nicht nach dem Mitgefühl andrer verlangt, indem ihr wieder auf eure vergangenen Prüfungen zurückkommt, in denselben Punkten irrt und euch selbst zu bestätigen trachtet. Der Herr bringt seine irrenden Kinder immer wieder in die gleiche Lage; wenn sie es aber beständig unterlassen, die Ermahnungen seines Geistes zu beachten und sich in allen Dingen zu bekehren, in denen sie geirrt haben, dann überläßt der Herr sie schließlich ihrer eigenen Schwachheit.

Brüder, ich bitte euch, kommt zu Christus und trinkt, trinkt von dem Wasser des Heils umsonst. Beruft euch nicht auf eure Gefühle. Denkt nicht, daß Überschwenglichkeit Frömmigkeit sei. Macht euch von allen menschlichen Hilfen los und stützt euch gänzlich auf Christus. Ihr müßt aufs neue zubereitet werden, um das Werk der Seelenrettung aufnehmen zu können. Eure Worte und eure Taten beeinflussen andre, und ihr habt euch für diesen Einfluß am Tage Gottes zu verantworten. Jesus sagt: "Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen." Offenbarung 3,8. Licht scheint aus jener Tür, und es liegt an uns, dieses Licht zu empfangen, wenn wir wollen. Laßt uns unsre Blicke durch jene offene Tür werfen und danach trachten, alles zu empfangen, was Christus zu geben willens ist.

Jeder von uns wird harte Kämpfe zu bestehen haben, um die Sünde in seinem Herzen zu überwinden. Das ist manchmal eine sehr schmerzliche und entmutigende Aufgabe; denn wir pflegen, wenn wir die Mängel in unserm Wesen erkennen, auf sie zu schauen, anstatt auf Jesus zu schauen und das Kleid seiner Gerechtigkeit anzuziehen. Jeder, der durch die Perlentore in die Gottesstadt eingeht, wird als Sieger in sie einziehen; sein größter Sieg aber wird der Sieg über sich selbst sein.

"Derhalben beuge ich meine Knie vor dem Vater unsers Herrn Jesu Christi, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, daß er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, daß Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen und ihr durch die Liebe eingewurzelt und gegründet werdet, auf daß ihr begreifen möget mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe; auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft, auf daß ihr erfüllt werdet mit allerlei Gottesfülle." Epheser 3,14-19.

Meine Geschwister, stützt euch als Mitarbeiter Gottes ganz auf den Arm des Allmächtigen. Strebt nach Eintracht, strebt nach Liebe, und euer Einfluß in der Welt wird mächtig sein.