Aus der Schatzkammer der Zeugnisse -- Band 3

Kapitel 70

Der Prüfungszeit entgegen

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Die Zeit der großen Prüfung liegt vor uns, jetzt heißt's für uns, all unsre Fähigkeiten und Gaben zu gebrauchen, um Gottes Werk zu fördern. Die Kräfte, die der Herr uns verliehen hat, sollten verwandt werden, um aufzubauen, nicht um niederzureißen: Die sich unwissend haben täuschen lassen, sollten nicht in diesem Zustand verbleiben. Der Herr sagt zu seinen Boten: Ihr sollt zu ihnen gehen und ihnen meine Worte sagen, sie gehorchen oder lassen's.

Die Zeit steht unmittelbar bevor, in der über die Verkünder der Wahrheit eine Verfolgung hereinbrechen wird. Die Aussicht ist nicht verlockend; dessenungeachtet wollen wir unsre Bemühungen fortsetzen, um Menschen zu retten, die am Rande des Verderbens stehen, für die der Himmelsfürst sein teures Leben als Lösegeld dargebracht hat. Sobald ein Mittel versagt, versucht ein andres. Unsre Bemühungen dürfen nicht matt und kraftlos sein. Solange unser Leben währt, wollen wir für Gott wirken. Gottes erwählte Boten haben sich zu allen Zeiten der Kirchengeschichte um der Wahrheit willen der Verachtung und Verfolgung ausgesetzt. An welchen Ort Gottes Kinder aber auch zwangsweise geführt werden, und sollten sie wie Johannes auf einsame Inseln verbannt werden, Christus weiß, wo sie sind, und er wird sie stärken und segnen und mit Frieden und Freude erfüllen.

Bald wird Trübsal über alle Welt kommen. Darum heißt's für jeden, danach zu trachten, Gott kennenzulernen. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ernst und inbrünstig muß jetzt die Botschaft verkündigt werden: "Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser! und die ihr nicht Geld habt, kommet her, kaufet und esset, kommt her und kauft ohne Geld und umsonst beides, Wein und Milch!" Jesaja 55,1. "So spricht der Herr: Haltet das Recht und tut Gerechtigkeit; denn mein Heil ist nahe, daß es komme, und meine Gerechtigkeit, daß sie offenbart werde. Wohl dem Menschen, der solches tut, und dem Menschenkind, der es festhält, daß er den Sabbat halte und nicht entheilige und halte seine Hand, daß er kein Arges tue!" Jesaja 56,1.2.

Unendlich ist die Liebe Gottes zu seiner Gemeinde. Seine Fürsorge für sein Erbteil hört nicht auf. Er läßt nicht zu, daß eine andre Trübsal über die Gemeinde komme als die, die zu ihrer Reinigung, zu ihrem gegenwärtigen und zu ihrem ewigen Heil erforderlich ist. Er wird seine Gemeinde reinigen, wie er auch den Tempel beim Beginn und bei der Beendigung seines Dienstes auf Erden reinigte. Alles, was er an Anfechtungen und Prüfungen über seine Gemeinde kommen läßt, bricht über sein Volk herein, damit es eine tiefere Frömmigkeit und größere Kraft bekomme, die Siege des Kreuzes in alle Teile der Welt zu tragen. Er hat für uns alle ein Werk zu tun. Unablässig muß es erweitert und gefördert werden. Es muß von Stadt zu Stadt, von Land zu Land und von Volk zu Volk ausgedehnt, unaufhörlich entwickelt, gegründet, gestärkt und gefestigt werden.

Unschuldig gelitten

"Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, ... voller Gnade und Wahrheit." Johannes 1,14. Die aber, welche Christus retten wollte, wollten nichts mit ihm zu tun haben. "Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf." Johannes 1,11. Indem sie sich der Herrschaft Satans unterstellten, verwarfen sie den Messias und suchten Gelegenheit, ihn umzubringen.

Satan und seine Engel beschlossen, Christi Tod so demütigend wie möglich zu machen. Sie erfüllten die Herzen der jüdischen Obersten mit bitterem Haß gegen den Heiland. Vom Feinde beherrscht, erregten Priester und Oberste die Menge, gegen den Sohn Gottes Stellung zu nehmen. Von der Erklärung seiner Unschuld durch Pilatus abgesehen, sprach niemand ein Wort für ihn. Und wiewohl Pilatus wußte, daß Jesus unschuldig war, ließ er ihn von Menschen mißhandeln, die unter Satans Herrschaft standen.

Ähnliche Vorkommnisse werden sich in naher Zukunft ereignen. Menschen werden Gesetze erlassen und streng durchführen, die sich in offenem Widerspruch zu dem Gesetz Gottes befinden. Obgleich sie großen Eifer an den Tag legen, ihre eigenen Gebote einzuschärfen, werden sie sich doch von einem ausdrücklichen "So spricht der Herr" abwenden. Indem sie einen falschen Ruhetag erheben, werden sie Menschen zu zwingen suchen, das Gesetz des Herrn, das Abbild seines Wesens, zu entehren. Obgleich sich die Diener Gottes keiner Schuld bewußt sind, wird man sie doch überantworten und von denen demütigen und mißhandeln lassen, die von Satan aufgestachelt und mit Neid und religiösem Fanatismus erfüllt sind.

Die Sabbatfrage

Religiöse Mächte, die ihrem Bekenntnis nach mit dem Himmel verbündet sind und die Eigenschaften eines Lammes zu haben behaupten, werden durch ihre Handlungsweise offenbaren, daß sie das Herz eines Drachen besitzen und von Satan aufgehetzt und beherrscht sind. Die Zeit naht, da Gottes Kinder Verfolgungen erleiden werden, weil sie den siebenten Tag heilighalten. Satan hat die Veränderung des Sabbats veranlaßt in der Hoffnung, seine Absicht zur Vereitlung der Pläne Gottes durchführen zu können. Er ist darauf aus, daß den Geboten Gottes in der Welt weniger Bedeutung beigelegt werde als menschlichen Gesetzen. Der Mensch der Sünde, der sich unterstanden hat, Zeit und Gesetz zu ändern, und der das Volk Gottes allezeit unterdrückte, wird Gesetze veranlassen, die die Beachtung des ersten Tages der Woche erzwingen. Gottes Kinder aber sollen fest für Gott einstehen. Der Herr wird dann für sie wirken und deutlich zeigen, daß er der Gott aller Götter ist.

Der Herr hat gesagt: "Haltet meinen Sabbat; denn derselbe ist ein Zeichen zwischen mir und euch auf eure Nachkommen." 2.Mose 31,13. Keiner sollte seinem Gebot ungehorsam sein, um dadurch Verfolgung zu entgehen; vielmehr sollten alle an die Worte Christi denken: "Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere." Matthäus 10,23. Wenn ihr es vermeiden könnt, begeht euch nicht selbst in die Gewalt von Menschen, die sich von dem Geist des Antichristen leiten lassen. Wir sollten tun, was in unsrer Macht steht, damit allen, die bereit sind, um der Wahrheit willen zu leiden, Bedrückung und Grausamkeit erspart werden.

Christus ist unser Vorbild. Der Entschluß des Antichristen, die Empörung, die er im Himmel begonnen hat, durchzuführen, wird in den Kindern des Ungehorsams fortwirken. Ihre Bosheit und ihre Gehässigkeit gegen alle, die das vierte Gebot halten, werden mehr und mehr zunehmen. Gottes Kinder jedoch sollen ihr Banner nicht verbergen. Sie sollten die Gebote Gottes nicht beiseite setzen, auch nicht mit der Menge gehen und Böses tun, um es leichter zu haben.

Der Herr gibt allen Mut, die ihn von ganzem Herzen suchen. Er gibt ihnen seinen Heiligen Geist, die Offenbarung seiner Gegenwart und Gunst. Wer aber Gott verläßt, um sein Leben zu retten, wird von ihm auch verlassen werden. Wer die Wahrheit aufgibt, um sein Leben zu retten, wird das ewige Leben verlieren.

Die Nacht der Prüfung ist nahezu vorüber. Satan bietet seine ganze Meisterschaft auf, weil er weiß, daß er wenig Zeit hat. Die Züchtigung Gottes kommt über die Welt, um alle, die die Wahrheit kennen, zu veranlassen, sich in der Felsenkluft zu verbergen und die Herrlichkeit Gottes zu schauen. Die Wahrheit darf jetzt nicht verhüllt werden. Wir müssen sie offen verkündigen, sie in Heften und Broschüren ungeschminkt zum Ausdruck bringen und den Blättern im Herbste gleich überallhin verbreiten.