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Kapitel 2

Die Stiftshütte und ihr Dienst

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Als Mose bei Gott auf dem Berge war, erhielt er den Auftrag: "Sie sollen mir ein Heiligtum machen, daß ich unter ihnen wohne" (2.Mose 25,8); dazu empfing er ausführliche Anleitungen für den Bau der Stiftshütte. Durch ihren Abfall hatten die Israeliten die Segnungen der Gegenwart Gottes verwirkt. So war es zunächst unmöglich, unter ihnen ein Heiligtum für Gott zu errichten. Nachdem ihnen aber die Gnade des Himmels wieder geschenkt worden war, schickte sich Mose an, das göttliche Gebot auszuführen.

Auserwählte Männer wurden von Gott mit besonderer Geschicklichkeit und Weisheit für den Bau des Heiligtums betraut. Gott selbst gab Mose den Bauplan, der alle Einzelheiten enthielt hinsichtlich der Größe und Beschaffenheit des zu verwendenden Materials und aller notwendigen Einrichtungsgegenstände. Das von Händen gemachte Heiligtum sollte "ein Gegenbild des wahrhaftigen Heiligtums" sein, also ein Abbild "der himmlischen Dinge". Hebräer 9,24.23. So sollte im Kleinen eine Darstellung des himmlischen Tempels entstehen, in dem Christus, unser Hoherpriester, dient, seitdem er sein Leben zum Opfer für die Sünder dargebracht hat. Gott zeigte Mose auf dem Berge ein Bild des himmlischen Heiligtums und befahl ihm, alles entsprechend diesem Modell zu machen. Diese Anweisungen wurden von Mose sorgfältig aufgeschrieben und den Ältesten mitgeteilt.

Für den Bau des Heiligtums waren umfangreiche, kostspielige Vorbereitungen nötig, dazu große Mengen kostbaren Materials. Der Herr nahm aber nur freiwillige Gaben dafür an. "Sage den Kindern Israel, daß sie für mich eine Opfergabe erheben von jedem, der es freiwillig gibt" (2.Mose 25,2), so lautete das göttliche Gebot, das Mose der Gemeinde verkündete. Hingabe an Gott und Opferfreudigkeit waren die Voraussetzungen, wenn dem Allerhöchsten eine Wohnung bereitet werden sollte.

Das Volk ging einmütig darauf ein. "Und alle, die es gern und freiwillig gaben, kamen und brachten dem HERRN die Opfergabe zur Errichtung der Stiftshütte und für allen Dienst darin und für die heiligen Kleider. Es brachten aber Männer und Frauen freiwillig Spangen, Ohrringe, Geschmeide und allerlei goldenes Gerät, ein jeder das Gold, das er zur Gabe für den HERRN bestimmt hatte.

Und wer bei sich blauen und roten Purpur fand, Scharlach, feine Leinwand, Ziegenhaar, rot gefärbte Widderfelle und Dachsfelle, brachte sie. Und wer eine Opfergabe von Silber und Kupfer geben wollte, der brachte es dem HERRN als Opfergabe. Und wer Akazienholz hatte, der brachte es zu allerlei Verwendung für den Dienst. Und alle Frauen, die diese Kunst verstanden, spannen mit ihren Händen und brachten ihr Gespinst, blauen und roten Purpur, Scharlach, feine Leinwand. Und alle Frauen, die solche Arbeit verstanden und willig dazu waren, spannen Ziegenhaare.

Die Stammesfürsten aber brachten Onyxsteine und eingefaßte Steine für den Priesterschurz und die Brusttasche und Spezerei und Öl für den Leuchter und für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk." 2.Mose 35,21-28.

Als der Bau der Stiftshütte bereits im Gange war, brachte das Volk immer noch Gaben, so daß schließlich die Verantwortlichen feststellten, es sei genug, ja sogar schon mehr, als man verwenden könnte. Da ließ Mose im Lager ausrufen: "Niemand, weder Mann noch Frau, soll hinfort noch etwas bringen als Opfergabe für das Heiligtum. Da brachte das Volk nichts mehr." 2.Mose 36,6.

Zur Warnung späterer Geschlechter wurden das Murren der Israeliten und die infolge ihrer Sünden hereinbrechenden Strafgerichte aufgezeichnet. Aber auch ihre Hingabe, ihr Eifer und ihre Freigebigkeit sind in der Heiligen Schrift vermerkt. Sie sind ein nachahmenswertes Beispiel. Wer den Gottesdienst liebt und die Segnungen der Gegenwart Gottes schätzt, wird die gleiche Gesinnung an den Tag legen und willig beitragen zum Bau eines Hauses, wo man Gott begegnen kann.

Es wird ihm ein herzliches Bedürfnis sein, dem Herrn vom Besten zu opfern, was er besitzt. Ein Haus, das zur Anbetung Gottes errichtet wird, sollte nicht mit Schulden dastehen, denn dadurch wird der Herr entehrt. Freiwillig sollten die Gaben zur Durchführung des vorgesehenen Werkes dargebracht werden, damit die Ausführenden so wie beim Bau der Stiftshütte sagen können: "Niemand soll hinfort noch etwas bringen."

Der Bau der Stiftshütte

Die Stiftshütte war so gebaut, daß sie zerlegt und von den Israeliten auf ihren Wanderungen getragen werden konnte. Sie war also klein, nicht mehr als dreißig Ellen (eine Elle = 52,5cm) lang und zehn Ellen breit und hoch. Dennoch war es ein prächtiges Bauwerk. Man verwendete dazu Akazienholz, weil es weniger als das Holz aller anderen Bäume der Fäulnis ausgesetzt ist. Die Wände bestanden aus aufrecht stehenden Brettern, die in silbernen Sockeln ruhten und von Pfosten und Querbalken zusammengehalten wurden. Alles war mit Gold überzogen und ließ das ganze wie aus massivem Gold gemacht erscheinen; vier Lagen von Teppichen bildeten das Dach, deren innerste von "gezwirnter feiner Leinwand, von Purpur und von Scharlach" war. Außerdem waren Cherubim eingewebt in kunstreicher Arbeit. 2.Mose 26,1. Die anderen drei Teppiche waren von Ziegenhaar, von rot gefärbten Widderfellen und von Dachsfellen. Sie waren so angeordnet, daß sie einen vollkommenen Schutz boten.

Der Bau wurde durch einen überaus schön gearbeiteten Vorhang in zwei Räume unterteilt. Dieser Vorhang war an vergoldeten Pfosten aufgehängt, ähnlich dem, der den Eingang zum vorderen Raum verschloß. Diese Vorhänge leuchteten in den herrlichsten Farben, blau, purpur und scharlach; sie waren kunstvoll angeordnet. Mit Gold- und Silberfäden waren Cherubim in die Stoffe eingewirkt; sie stellten Engelheere dar, die am himmlischen Heiligtum dienen und dem Volk Gottes auf Erden beistehen.

Das heilige Zelt war von einem offenen Raum, dem Vorhof, umgeben. Dieser wurde nach außen ebenfalls abgegrenzt durch Vorhänge, die aus feiner Leinwand gefertigt und an kupfernen Säulen aufgehängt waren. Der Eingang zum Vorhof lag an der Ostseite. Er wurde verschlossen von Vorhängen aus kostbaren Stoffen, verziert mit kunstvoller Handarbeit, die jedoch etwas einfacher waren als jene am Heiligtum. Da die Einfassung des Vorhofs nur etwa halb so hoch war wie das Heiligtum, konnte es von allem Volk, das draußen stand, deutlich gesehen werden. Im Vorhof selbst, nahe dem Eingang, stand der eherne Brandopferaltar. Dort wurden alle dem Herrn dargebrachten Opfer vom Feuer verzehrt, und die Hörner des Altars wurden mit dem versöhnenden Blut besprengt. Zwischen dem Altar und dem Eingang zur Stiftshütte stand das Waschbecken, ebenfalls von Erz gefertigt aus den Spiegeln, die die Frauen Israels als freiwillige Gabe dargebracht hatten. In diesem Becken hatten die Priester ihre Hände und Füße zu waschen, wenn sie das Heiligtum betraten oder zum Altar gingen, um dem Herrn Brandopfer darzubringen.

In der ersten Abteilung, dem Heiligen, waren der Schaubrottisch, der Leuchter und der Räucheraltar. Der Tisch mit den Schaubroten stand an der Nordseite. Er hatte einen verzierten Aufsatz und war ganz mit Blattgold belegt. An jedem Sabbat legten die Priester zwölf flache Brote in zwei Stapeln auf den Tisch und bestreuten sie mit Weihrauch. Die als heilig geltenden Brote durften, wenn sie durch frische ersetzt wurden, nur von den Priestern gegessen werden. An der Südseite stand der siebenarmige Leuchter mit seinen sieben Lampen. Seine Arme waren geschmückt mit kunstvoll gearbeiteten Blumen, die Lilien glichen; das ganze Werkstück war aus reinem Gold. Da die Stiftshütte keine Fenster hatte, wurden nie alle Lampen auf einmal ausgelöscht, sie brannten vielmehr Tag und Nacht. Vor dem Vorhang, der das Heilige vom Allerheiligsten und der unmittelbaren Gegenwart Gottes trennte, stand der goldene Räucheraltar. Auf diesem Altar hatte der Priester jeden Morgen und jeden Abend Weihrauch zu verbrennen; die Hörner dieses Altars wurden mit dem Blut des Sündopfers bestrichen, und am großen Versöhnungstag wurde der Altar mit Blut besprengt. Das Feuer dieses Altars war von Gott selbst entzündet worden, es wurde sorgfältig bewahrt. Tag und Nacht erfüllte der Duft des Räucherwerks die heiligen Räume und drang weit über das Zelt hinaus.

Hinter dem inneren Vorhang befand sich das Allerheiligste. Dort wurde sinnbildlich der Dienst der Versöhnung und Vermittlung vollzogen, der sozusagen das Bindeglied zwischen Himmel und Erde bildete. In der Mitte des Allerheiligsten stand die Bundeslade, eine Truhe aus Akazienholz, innen und außen mit Gold überzogen und an den Kanten mit Gold eingefaßt. In dieser Truhe lagen die Steintafeln, auf die Gott selber die Zehn Gebote geschrieben hatte. Deshalb hieß sie auch Lade des Testaments Gottes oder Bundeslade; denn die Zehn Gebote waren die Grundlage des Bundes zwischen Gott und Israel.

Der Deckel der heiligen Lade wurde Gnadenstuhl genannt. Er war aus getriebenem Gold gefertigt und wurde von zwei goldenen Cherubim bedeckt. Jeweils ein Flügel jedes Engels war nach oben gestreckt, während der andere zum Zeichen der Ehrfurcht und Anbetung den Körper verhüllte. (Siehe Hesekiel 1,11.) Die Stellung der beiden Engel, deren Gesichter einander zugewandt auf die Bundeslade gerichtet waren, versinnbildete die Aufmerksamkeit und Ehrfurcht, mit der die himmlischen Heerscharen Gottes Gesetz und den Erlösungsplan betrachten.

Über dem Gnadenstuhl befand sich die Schechinah, die Offenbarung der göttlichen Gegenwart; dort zwischen den Cherubim ließ Gott seinen Willen kund werden. Bisweilen wurden dem Hohenpriester die Botschaften Gottes durch eine Stimme aus der Wolke mitgeteilt. Mitunter war ein Licht, das auf den Engel zur Rechten fiel, das Zeichen der Zustimmung, während ein Schatten auf dem Engel zur Linken Ausdruck des Mißfallens war.

Das in der Bundeslade verwahrte Gesetz Gottes war die alleinige Richtschnur der Gerechtigkeit und des Gerichts. Es verkündete das Todesurteil für den Übertreter. Aber über dem Gesetz war der Gnadenstuhl; dort offenbarte sich Gottes Gegenwart, dort wurde dem bußfertigen Sünder kraft der Versöhnung Vergebung gewährt. So zeigte sich im Versöhnungswerk Christi, das durch den Dienst im Heiligtum veranschaulicht wird, daß "Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen". Psalm 85,11. Menschliche Worte können die Herrlichkeit des Heiligtums nicht beschreiben: die Schönheit der vergoldeten Wände, ‚die das Licht des goldenen Leuchters widerstrahlten, die glänzenden Farben der reichgestickten Vorhänge mit den leuchtenden Engelsgestalten, Schaubrottisch und Räucheraltar, die beide in ihrem Gold glänzten, und hinter dem zweiten Vorhang die Lade mit den geheimnisvollen Cherubim, über denen das heilige Licht der Schechinah, die sichtbare Offenbarung der Gegenwart Gottes, leuchtete; aber all das war nur ein schwacher Abglanz jener Herrlichkeit des Tempels Gottes im Himmel, dem bedeutenden Mittelpunkt des Erlösungswerkes für uns Menschen.

Etwa ein halbes Jahr dauerte es, um das irdische Heiligtum aufzubauen. Als es vollendet war, prüfte Mose das Werk der Bauleute und verglich es mit dem Vorbild, das ihm auf dem Berg gezeigt worden war, und den Anweisungen, die er von Gott erhalten hatte. "Und Mose sah dies ganze Werk an, und siehe, sie hatten es gemacht, wie der HERR geboten hatte. Und er segnete sie." 2.Mose 39,43. Mit großer Anteilnahme versammelte sich das Volk Israel, um das Heiligtum zu betrachten. Als sie ehrfurchtsvoll den Bau bewunderten, senkte sich die Wolke auf das Heiligtum herab und hüllte es ein. "Und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung." 2.Mose 40,34. So offenbarte sich die göttliche Majestät, und eine Zeitlang konnte selbst Mose nicht das Innere betreten. Tief bewegt sah das Volk, daß der Herr das Werk ihrer Hände angenommen hatte. Keine lauten Jubelrufe erschallten, aber heilige Ehrfurcht ergriff alle Anwesenden. Der Jubel ihres Herzens zeigte sich in Freudentränen, in leisen Gebeten und Worten aufrichtiger Dankbarkeit darüber, daß Gott sich herabgeneigt hatte, um bei ihnen zu wohnen.

Die Kleidung der Priester

Durch göttliche Anordnung war der Stamm Levi zum Dienst am Heiligtum bestimmt worden. Ursprünglich war jeder Hausvater der Priester seiner eigenen Familie. In den Tagen Abrahams gehörte auch das Priesteramt zum Geburtsrecht des ältesten Sohnes. Nun berief der Herr anstelle der Erstgebornen in Israel den Stamm Levi zum Dienst am Heiligtum. Durch diese Ehrung würdigte er ihre Treue im hingebungsvollen Dienst und im Vollzug des göttlichen Strafgerichtes, als Israel bei der Anbetung des goldenen Kalbes abgefallen war. Das Priesteramt aber blieb auf die Familie Aarons beschränkt. Nur Aaron und seine Söhne durften vor dem Herrn dienen; die übrigen des Stammes wurden mit der Pflege der Stiftshütte und ihrer Geräte betraut. Sie sollten den Priestern bei der Ausübung ihres Dienstes behilflich sein, doch es war ihnen nicht erlaubt zu opfern, Weihrauch zu verbrennen oder die heiligen Geräte zu sehen, wenn sie nicht bedeckt waren.

Entsprechend ihrer Aufgabe war für die Priester eine besondere Kleidung vorgesehen. "Und du sollst Aaron, deinem Bruder, heilige Kleider machen, die herrlich und schön seien" (2.Mose 28,2), so lautete der göttliche Befehl an Mose. Das Gewand des Priesters bestand aus weißer Leinwand und war aus einem Stück gewebt. Es reichte fast bis zu den Füßen und wurde in der Hüfte durch einen Gürtel zusammengehalten, der mit blauen, purpurnen und roten Farben bestickt war. Zu diesem Oberkleid wurde ein leinener Hut getragen. Als Mose einst vor dem brennenden Busch stand, war er angewiesen worden, seine Schuhe auszuziehen; denn der Ort, auf dem er stand, war heilig. So sollten auch die Priester das Heiligtum nicht mit ihren Schuhen betreten. Der Staub an ihren Füßen hätte das Heilige entweiht. Deshalb mußten sie, ehe sie das Heiligtum betraten, ihre Schuhe im Vorhof ausziehen. Auch hatten sie ihre Hände und Füße zu waschen, bevor sie in der Stiftshütte oder am Brandopferaltar dienen konnten. Damit wurde ihnen beständig vor Augen gehalten, daß von denen, die sich Gott nahen, jegliche Unreinigkeit entfernt sein muß.

Die Gewänder des Hohenpriesters bestanden -- seiner erhabenen Stellung angemessen -- aus kostbarem Stoff und waren kunstvoll verarbeitet. Über dem leinenen Priesterrock trug er ein blaues Oberkleid, aus einem Stück gewebt. Der Saum war verziert mit goldenen Glöckchen und Granatäpfeln in blauer, purpurner, scharlachroter und weißer Farbe. Das Obergewand -- auch Ephod genannt -- hatte keine Ärmel und wurde von einem prachtvoll gewirkten Gürtel aus dem gleichen Material zusammengehalten. Auf seinen goldbestickten Schulterstücken waren zwei Onyxsteine angebracht, in die die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert waren.

Das hervorstechendste Kennzeichen der priesterlichen Amtsbekleidung war das Brustschild, das über dem Ephod getragen wurde. Es war viereckig, eine Spanne (22,5cm) lang und breit und hing an einer blauen Schnur, die von goldenen Ringen gehalten wurde. Das Brustschild war von den gleichen kostbaren Edelsteinen eingefaßt, die nach der Offenbarung die zwölf Fundamente der Stadt Gottes bilden werden. Innerhalb dieser Einfassung waren zwölf in Gold gearbeitete Edelsteine in drei Reihen zu je vier angebracht, in die gleichfalls die Namen der zwölf Stämme eingraviert waren. Der Herr hatte angeordnet: "Aaron soll so die Namen der Söhne Israels auf dem Brustschild tragen, ja auf seinem Herzen, sooft er in das Heiligtum hineingeht!" 2.Mose 28,29 (Bruns).

So trägt auch Christus, der himmlische Hohepriester, der für die Sünder mit seinem eigenen Blut vor den Vater hintritt, auf seinem Herzen die Namen der bußfertigen, gläubigen Sünder. Der Psalmist sagt: "Ich bin arm und elend, der Herr aber sorgt für mich." Psalm 40,18.

Urim und Thummim

Auf dem Brustschild leuchteten rechts und links zwei große glänzende Steine. Sie wurden Urim und Thummim genannt und dienten dem Hohenpriester, Gottes Willen zu erfahren. Wenn dem Herrn Fragen zur Entscheidung vorgelegt wurden, zeigte ein Lichtkranz auf dem Edelstein zur Rechten die göttliche Zustimmung an, während ein Schatten auf dem Stein zur Linken die Ablehnung oder das Mißfallen Gottes zum Ausdruck brachte. Die Kopfbedeckung des Hohenpriesters bestand aus einem weißen Turban, an dem mit blauem Band ein Stirnblatt befestigt war, das die Inschrift trug: "Heilig dem HERRN". Die ganze Erscheinung, die Kleidung und das Auftreten des Hohenpriesters sollten dem Betrachter einen Eindruck der Heiligkeit Gottes vermitteln und auf die Reinheit hinweisen, die in der Gegenwart Gottes gefordert wurde.

Der Dienst im Heiligtum

Nicht allein das Heiligtum, sondern auch die Verrichtungen der Priester sollten "dem schattenhaften Abbild der himmlischen Dinge" dienen. Hebräer 8,5 (Bruns). Alles hatte seine Bedeutung, deshalb gab auch der Herr durch Mose sehr genaue und eingehende Anweisungen über jede Einzelheit dieses sinnbildlichen Dienstes. Der Gottesdienst am Heiligtum setzte sich aus zwei Teilen zusammen, einem täglichen und einem jährlichen Dienst. Der tägliche Dienst wurde am Brandopferaltar im Vorhof der Stiftshütte und im Heiligen vollzogen, während der jährliche Dienst im Allerheiligsten geschah.

Keinem Sterblichen, außer dem Hohenpriester, war es erlaubt, die innere Abteilung des Heiligtums zu sehen. Nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester diesen Raum betreten, und auch das nur nach sorgfältiger, ernster Vorbereitung. Zitternd trat er hinein vor Gott, während das Volk in ehrfurchtsvollem Schweigen auf seine Rückkehr wartete und das Herz in ernstem Gebet um himmlischen Segen zu Gott erhob. Vor dem Gnadenstuhl vollbrachte der Hohepriester die Versöhnung für Israel. Verhüllt in einer Wolke der Herrlichkeit, begegnete ihm Gott. Hielt sich der Hohepriester länger als gewöhnlich im Allerheiligsten auf, so befürchtete das Volk, daß er wegen ihrer oder seiner eigenen Sünden durch die Herrlichkeit des Herrn umgekommen sei.

Der tägliche Dienst bestand in dem Morgen- und Abendbrandopfer, dem Darbringen des Weihrauchs auf dem goldenen Altar und der besonderen Opfer für die Sünden einzelner. Daneben gab es auch Opfer an den Sabbaten, Neumonden und anderen Festen.

Jeden Morgen und jeden Abend wurde ein einjähriges Lamm als Ganzopfer auf dem Altar verbrannt, verbunden mit den dazugehörigen Speisopfern. Das sollte die tägliche Hingabe des Volkes an den Herrn und seine beständige Abhängigkeit von dem versöhnenden Blut Christi sinnbildlich darstellen. Ausdrücklich hatte Gott befohlen, daß jedes zum Dienst am Heiligtum dargebrachte Opfer ohne Fehler (2.Mose 12,5) sein sollte. Die Priester hatten alle Opfertiere zu prüfen und mußten jedes zurückweisen, an dem ein Gebrechen entdeckt wurde. Nur ein fehlerloses Opfer konnte ein Sinnbild für die vollkommene Reinheit dessen sein, der sich selbst als ein "unschuldiges und unbeflecktes Lamm" (1.Petrus 1,19) darbringen würde. Auf dieses Opfer deutete Paulus hin, um zu zeigen, was von den Nachfolgern Christi erwartet wird. Er sagte: "Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber gebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst." Römer 12,1. Wir sollen uns Gott zum Dienst weihen und darauf bedacht sein, daß unser Opfer möglichst vollkommen ist. Gott wird kein Gefallen an etwas Minderwertigem haben, sondern nur am Besten. Wer ihn von ganzem Herzen liebt, wird ihm die besten Kräfte seines Lebens weihen und in all seinem Tun mit dem Willen Gottes übereinstimmen.

Wenn der Priester das Räuchwerk darbrachte, kam er in die unmittelbare Gegenwart Gottes, mehr als bei irgendeiner anderen Verrichtung des täglichen Dienstes. Da der innere Vorhang des Heiligtums nicht ganz bis zur Decke der Stiftshütte reichte, konnte die Herrlichkeit Gottes, die sich über dem Gnadenstuhl offenbarte, zum Teil vom ersten Raum aus wahrgenommen werden. Brachte der Priester das Räuchwerk vor dem Herrn dar, so schaute er in Richtung auf die Bundeslade. Stieg dann der Duft des Weihrauchs empor, so ließ sich die göttliche Herrlichkeit auf den Gnadenstuhl herab und erfüllte das Allerheiligste. Mitunter geschah es dabei, daß Gottes Gegenwart beide Abteilungen erfüllte, so daß der Priester bis zum Ausgang der Stiftshütte zurückweichen mußte. Wie der Priester im bildhaften Dienst im Glauben auf den Gnadenstuhl blickte, den er nicht sehen konnte, sollen sich Kinder Gottes heute mit ihren Gebeten an Christus, ihren großen Hohenpriester, wenden, der -- für menschliche Augen nicht wahrnehmbar -- im himmlischen Heiligtum für sie eintritt. Der Weihrauchduft, der mit den Gebeten der Israeliten aufstieg, stellt die Verdienste und die vermittelnde Fürsprache Christi, seine vollkommene Gerechtigkeit dar, die durch den Glauben seinem Volke zugerechnet wird. Allein die Gerechtigkeit Christi kann die Anbetung der Sünder vor Gott angenehm machen. Vor dem Vorhang des Allerheiligsten stand der Altar ununterbrochener Fürbitte; vor dem Heiligen der Altar beständiger Versöhnung. Durch Blut und Weihrauch, den Sinnbildern, die auf den großen Mittler hindeuten, konnte sich der Mensch Gott nahen. So können auch Sünder allein durch Christus zu Gott kommen. Durch ihn wird der bußfertigen, gläubigen Seele Gnade und Erlösung gewährt.

Wenn die Priester am Abend und Morgen das Heiligtum zur Darbringung des Räuchwerks betraten, war auch das tägliche Opfer vorbereitet, um auf dem Altar im Vorhof dargebracht zu werden. Das waren Augenblicke tiefer innerer Anteilnahme für alle, die sich zur Anbetung vor der Stiftshütte versammelt hatten. Ehe sie durch den priesterlichen Dienst in die Gegenwart Gottes treten konnten, mußte jeder in ernster Selbstprüfung des Herzens seine Sünden bekennen. Sie vereinigten sich im stillen Gebet, das Angesicht zum Heiligtum gewandt. So stiegen ihre Gebete mit der Wolke des Räuchwerks auf, während der Glaube die Verdienste des verheißenen Erlösers annahm, die im Sühnopfer sinnbildlich dargestellt waren. Die zum Morgen- und Abendopfer bestimmten Stunden wurden als heilig erachtet und nach und nach vom ganzen jüdischen Volk als Zeit der Anbetung angenommen. Als später die Juden in Gefangenschaft geführt wurden, richteten sie auch im fernen Land immer noch zur bestimmten Stunde ihr Angesicht nach Jerusalem und legten Gott ihre Bitten im Gebet vor. In diesem Brauch sahen die Christen ein Beispiel für Morgen- und Abendandacht. Bloße Formen ohne den Geist des Lebens lehnt Gott ab, aber mit großem Wohlgefallen blickt er auf alle, die ihn lieben und sich morgens und abends vor ihm neigen, Vergebung für begangene Sünden suchen und seinen Segen erbitten.

Die Schaubrote lagen stets vor dem Herrn als ein beständiges Opfer. Sie bildeten einen Teil des täglichen Opfers und wurden daher Schaubrote oder "Brote der Gegenwart" genannt. 2.Mose 25,30. Damit brachte der Mensch seine Abhängigkeit von Gott hinsichtlich seiner körperlichen und geistlichen Bedürfnisse zum Ausdruck, die nur Christus stillen kann. Einst hatte Gott sein Volk in der Wüste mit Himmelsbrot gespeist, aber noch immer ist es abhängig von seiner Fülle, was zeitliche Nahrung wie auch geistliche Segnungen betrifft. Das Manna und die Schaubrote deuteten hin auf Christus, das lebendige Brot. Jesus sagte von sich selbst: "Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen." Johannes 6,51. Auf die Brote wurde Weihrauch gestreut. Nahm der Priester am Sabbat die Brote vom Tisch und ersetzte sie durch neue, so mußte er Weihrauch auf dem Altar verbrennen zum Gedächtnis vor Gott.

Der priesterliche Dienst für den einzelnen nahm im täglichen Gottesdienst eine besondere Stelle ein. Der reumütige Sünder brachte sein Opfer vor die Tür der Stiftshütte, legte seine Hand auf den Kopf des Opfertieres und bekannte seine Sünden. So wurde seine Schuld gleichsam auf das unschuldige Opfer übertragen. Dann mußte er das Tier mit eigener Hand schlachten. Etwas von dem Blut nahm der Priester, brachte es in das Heiligtum und sprengte es vor den Vorhang, hinter dem die Bundeslade mit den Geboten Gottes stand, die der Sünder übertreten hatte. Mit dieser Handlung wurde die Sünde durch das Blut sinnbildlich auf das Heiligtum übertragen. In gewissen Fällen wurde das Blut nicht in das Heilige gebracht; das Fleisch des Tieres mußte dann jedoch vom Priester gegessen werden, wie es Mose den Söhnen Aarons geboten hatte, als er sagte: "Der HERR hat es euch gegeben daß ihr die Schuld der Gemeinde wegnehmen und sie vor ihm entsühnen sollt." 3.Mose 10,17. Siehe auch 3.Mose 4,1-21; 3.Mose 6,19; 3.Mose 4,22-35. Beide Handlungen versinnbildeten die Übertragung der Sünde vom bußfertigen Sünder auf das Heiligtum.

In dieser Weise geschah der Dienst Tag für Tag das ganze Jahr hindurch. So wurden die Sünden Israels auf das Heiligtum übertragen, das dadurch verunreinigt wurde. Es war deshalb ein besonderes Werk erforderlich, um die Sünden vom Heiligtum zu tilgen. Darum befahl Gott, daß eine Entsühnung für jede der beiden Abteilungen des Heiligtums wie auch für den Altar geschehen sollte, um ihn zu "reinigen und zu heiligen von den Verunreinigungen der Kinder Israel". 3.Mose 16,19.

Der Versöhnungstag

Einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, betrat der Priester das Allerheiligste, um das Heiligtum zu reinigen. Dadurch wurde der jährliche Ablauf des priesterlichen Dienstes vollendet. Am Versöhnungstag wurden zwei Ziegenböcke an die Tür der Stiftshütte gebracht und das Los über sie geworfen, "ein Los dem HERRN und das andere dem Asasel". Der Bock, auf den das erste Los fiel, wurde geschlachtet als Sündopfer für das Volk. Der Priester mußte das Blut hinter den Vorhang bis ins innerste Heiligtum bringen und damit den Gnadenstuhl besprengen. "Und soll so das Heiligtum entsühnen wegen der Verunreinigungen der Kinder Israel und wegen ihrer Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben. So soll er tun der Stiftshütte, die bei ihnen ist inmitten ihrer Unreinheit." 3.Mose 16,16.

"Dann soll Aaron seine beiden Hände auf dessen Kopf legen und über ihm bekennen alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben, und soll sie dem Bock auf den Kopf legen und ihn durch einen Mann, der bereit steht, in die Wüste bringen lassen, daß also der Bock alle ihre Missetat auf sich nehme und in die Wildnis trage; und man lasse ihn in der Wüste." 3.Mose 16,21.22. Erst wenn der Bock weggeführt worden war, betrachtete sich das Volk frei von der Last der Sünden. Jeder beugte sich in Demut, während das Werk der Versöhnung, vor sich ging, Alle Arbeit ruhte in Israel, und die ganze Gemeinde verbrachte den Tag mit Beten, Fasten und ernster Herzensprüfung.

Durch diesen gewichtigen Dienst am Versöhnungstag wurden dem Volk bedeutsame Lehren erteilt. Am Bild der Sündopfer, die das ganze Jahr hindurch dargebracht wurden, zeigte der Herr, daß er ein stellvertretendes Opfer an des Sünders Statt angenommen hatte. Doch das Blut von Opfertieren konnte keine völlige Versöhnung bewirken. Die Sünden waren nur auf das Heiligtum übertragen. Durch das blutige Opfer erkannte der Sünder die Autorität des Gesetzes an, bekannte die Schuld seiner Übertretung und bezeugte seinen Glauben an den Einen, der die Sünden der Welt wegnehmen würde. Er war aber noch nicht vollständig losgesprochen von dem Verdammungsurteil des Gesetzes. Am großen Versöhnungstag ging der Hohepriester, nachdem er das Opfer für die Gemeinde gebracht hatte, mit dem Blut ins Allerheiligste und sprengte es auf den Gnadenstuhl über den Gesetzestafeln. So wurde die Forderung des Gesetzes erfüllt, die das Leben des Sünders verlangte. In seiner Eigenschaft als Mittler nahm der Priester die Sünden auf sich und trug nun beim Verlassen des Heiligtums die Last der Schuld Israels hinaus. An der Tür der Stiftshütte legte er seine Hände auf den Kopf des Bockes für Asasel und bekannte über ihm "alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben", indem er "sie dem Bock auf den Kopf" legte. Dann wurde der Bock weggeführt, und damit galt alle Sünde als für immer vom Volk entfernt. Das war der von Gott verordnete Dienst zum "Abbild und Schatten des Himmlischen." Hebräer 8,5.

Ein Gleichnis der himmlischen Dinge

Das irdische Heiligtum war von Mose nach dem Vorbild gebaut worden, das ihm Gott auf dem Berge gezeigt hatte. Die Stiftshütte "ist ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit: es werden da Gaben und Opfer geopfert"; die beiden heiligen Räume waren "also die Abbilder der himmlischen Dinge". Christus, unser großer Hoherpriester, "ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, welche Gott aufgerichtet hat und kein Mensch". Hebräer 9,9.23; Hebräer 8,2. Als dem Apostel Johannes im Gesicht die Gnade zuteil wurde, den Tempel Gottes im Himmel zu schauen, sah er, daß dort "sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron". Er sah auch einen Engel, der "hatte ein goldenes Räuchergefäß und ihm ward viel Räucherwerk gegeben, daß er gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Thron". Offenbarung 4,5; Offenbarung 8,3. Der Prophet durfte also in die erste Abteilung des himmlischen Heiligtums schauen. Er sah "sieben Fackeln mit Feuer brennen" und den "goldenen Altar", die im irdischen Heiligtum durch den goldenen Leuchter und den Räucheraltar dargestellt wurden. "Und der Tempel Gottes im Himmel ward aufgetan", und er blickte hinter den inneren Vorhang ins Allerheiligste. Dort sah er "die Lade seines Bundes" (Offenbarung. 11,19), die in dem von Mose erbauten Heiligtum als heiliger Schrein das Gesetz Gottes enthielt.

Mose baute das irdische Heiligtum "nach dem Vorbilde, das er gesehen hatte". Paulus erklärt, daß "die Stiftshütte und alles Gerät des Gottesdienstes ... Abbilder der himmlischen Dinge" waren. Apostelgeschichte 7,44; Hebräer 9,21.23. Und Johannes sagte, daß er das Heiligtum im Himmel gesehen habe. Das Heiligtum, in dem Jesus für uns dient, ist das große Urbild des von Mose erbauten Heiligtums.

Diesen himmlischen Tempel, die Wohnstätte des Königs aller Könige, wo "tausendmal Tausende" ihm dienen und "zehntausendmal Zehntausende" vor ihm stehen (Daniel 7,10), diesen mit der Herrlichkeit des ewigen Thrones erfüllten Tempel, wo Seraphim, seine leuchtenden Wächter, ihre Angesichter in Anbetung vor ihm verhüllen, konnte in seiner Größe und Herrlichkeit kein irdisches Bauwerk darstellen. Dennoch sollten durch das irdische Heiligtum und seine Gottesdienste wichtige Lehren über das himmlische Heiligtum und den Dienst vermittelt werden, der dort für die Erlösung der Menschen geschieht.

Nach seiner Himmelfahrt sollte unser Heiland sein Werk als unser Hoherpriester aufnehmen. Paulus sagt: "Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, das mit Händen gemacht ist, welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen Heiligtums, sondern in den Himmel selbst, um jetzt zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns." Hebräer 9,24.

So wie der sinnbildliche Dienst im Alten Bund in zwei Abschnitten geschah, dem täglichen und jährlichen Dienst -- je eine Abteilung der Stiftshütte war dafür vorgesehen --, so sollte auch der Dienst Jesu Christi aus zwei Abschnitten bestehen.

Im täglichen Dienst sprengte der Priester das Blut des Opfers für den Sünder in das Heilige; so erschien auch Christus bei seiner Himmelfahrt vor Gott, um sein vergessenes Blut für die bußfertigen Gläubigen darzubieten.

Wenn auch das Blut Christi den reumütigen Sünder vom Fluch des Gesetzes befreit, wird doch die Sünde noch nicht endgültig ausgelöscht; sie bleibt gleichsam im Heiligtum bewahrt bis zur abschließenden Versöhnung. Ebenso nahm im alttestamentlichen Sinnbild das Blut des Sündopfers die Sünde von dem reumütigen Bekenner hinweg, doch die Sünde selbst blieb bis zum Versöhnungstag im Heiligtum.

Die Reinigung von den Sünden

An dem großen Tag des jüngsten Gerichts werden die Toten gerichtet werden "nach dem, was geschrieben steht in den Büchern, nach ihren Werken". Offenbarung 20,12. Dann werden durch die Kraft des versöhnenden Blutes Christi die Sünden aller wahrhaft Reumütigen für immer aus den Büchern des Himmels getilgt werden. So wird das Heiligtum frei oder gereinigt werden von den dort aufgezeichneten Sünden. Sinnbildlich wurde dieses Werk der Versöhnung oder der Austilgung der Sünden durch den besonderen Dienst am Versöhnungstag dargestellt, durch die Reinigung, des irdischen Heiligtums, die dadurch geschah, daß die Sünden, die es verunreinigt hatten, durch das Blut des Sündopfers beseitigt wurden.

Wie im endgültigen Versöhnungswerk die Sünden der wahrhaft Bekehrten aus den Büchern des Himmels getilgt werden, so daß ihrer nicht mehr gedacht wird, so wurden sie in den Tagen Israels in bildhafter Weise in die Wüste hinweggetragen und damit für immer von der Gemeinde der Kinder Gottes entfernt.

Da Satan der Urheber der Sünde und damit Anstifter all der Sünden ist, die den Tod des Sohnes Gottes verursachten, verlangt die Gerechtigkeit, daß Satan schließlich die endgültige Strafe erleidet. Das Werk Jesu Christi zur Erlösung der Menschen und die Reinigung des Weltalls von aller Schuld wird abgeschlossen, indem die Berichte der Sünde aus dem himmlischen Heiligtum entfernt werden. Auf Satan wird dann die endgültige Strafe für alle durch ihn verursachte Sünde gelegt. So wurde auch im irdischen bildhaften Dienst der jährliche Opferdienst mit der Reinigung des Heiligtums abgeschlossen, indem zuletzt die Sünden auf den Kopf des Bockes für Asasel gelegt wurden.

So wurde dem Volk täglich durch den Heiligtumsdienst an der Stiftshütte und später im Tempel die bedeutsame Wahrheit vom Tod und dem Versöhnungsdienst Christi verkündigt, und einmal im Jahr wurden die Gedanken hingelenkt auf jene künftigen Schlußereignisse in dem großen Kampf zwischen Christus und Satan, wenn die Reinigung des Weltalls von Sünde und Sündern Wirklichkeit sein wird.