Wir haben einen Fürsprecher

Kapitel 3

Das Evangelium in Sinnbild und Erfüllung

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Der langgehegte Plan Davids, dem Herrn einen Tempel zu bauen, wurde von Salomo mit aller Sorgfalt ausgeführt. Sieben Jahre hindurch war Jerusalem erfüllt von dem fleißigen Schaffen der Arbeiter, die den Grund und Boden ebneten, gewaltige Stützwände errichteten und ein starkes Fundament legten. "Und der König gebot, große und kostbare Steine auszubrechen, behauene Steine zum Grund des Hauses" (1.Könige 5,31), und starke Stämme von den Wäldern des Libanon zu holen, um dem Herrn ein prächtiges Heiligtum zu bauen.

Während Tausende damit beschäftigt waren, Steine und Holz zu bearbeiten, wurde gleichzeitig die Anfertigung der Einrichtungsgegenstände und der kunstvollen Innengestaltung des Tempels unter der Leitung Hirams von Tyrus vorangetrieben.

Von Hiram wird gesagt, daß er ein "tüchtiger und verständiger Mann war, ... der versteht zu arbeiten mit Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Steinen, Holz, rotem und blauem Purpur, feiner Leinwand und Scharlach, und Bildwerk zu schnitzen und alles, was man ihm aufgibt, kunstreich zu machen". 2.Chronik 2,12.13.

Genau nach Vorbild

So wuchs das Gebäude auf dem Berge Morija ohne das sonst bei einem Bau übliche Getöse empor; denn "die Steine waren bereits ganz zugerichtet, so daß man weder Hammer noch Beil noch irgendein eisernes Werkzeug beim Bauen hörte". Die kunstvolle Inneneinrichtung und die Fertigung "alles Gerätes für das Haus Gottes" erfolgte genau nach den Zeichnungen, die David seinem Sohne übergeben hatte. 1.Könige 6,7; 2.Chronik 4,19. Zur Ausstattung gehörten auch der Räucheraltar, der Schaubrottisch, der siebenarmige Leuchter, "die Messer, Schalen, Löffel und Pfannen", die für die Amtshandlungen der Priester am heiligen Ort erforderlich waren; sie "waren von lauterm Gold". 2.Chronik 4,22. Dazu kamen die Geräte und Einrichtungsgegenstände aus Kupfer: der Brandopferaltar, das große Reinigungsbecken, das von zwölf Rindern aus Kupfer getragen wurde, dann die kleineren Gefäße. "In der Gegend des unteren Jordan ließ sie der König gießen in der Gießerei von Adama zwischen Sukkoth und Zereda." 2.Chronik 4,17. Salomo ließ sehr viele von diesen Geräten herstellen, so daß kein Mangel war.

Die unübertroffene Herrlichkeit des Tempels

Der Tempel, den Salomo und seine Fachleute zur Ehre Gottes und zur Anbetung errichtet hatten, war von großer Schönheit und unvergleichlicher Pracht. Er war mit seltenen Steinen geschmückt. Durch prächtige Zugänge gelangte man in die geräumigen Tempelvorhöfe. Die Innenwände waren mit geschnitztem Zedernholz und polierten Goldplättchen getäfelt, mit gestickten Wandbehängen und kostbaren Einrichtungsgegenständen geschmückt. All das sollte ein Sinnbild der lebendigen Gemeinde Gottes auf Erden sein, die zu allen Zeiten nach einem göttlichen Plan erbaut wurde aus Baustoffen, die verglichen werden können mit "Gold, Silber und edlen Steinen". 1.Korinther 3,12. Ein prächtiges Heiligtum war gebaut worden nach dem Vorbild, das einst Mose auf dem Berge geschaut hatte und später David vom Herrn gezeigt worden war. Zu den Cherubim auf dem Deckel der Lade ließ Salomo noch zwei weitere, größere Engelgestalten anfertigen, die an jeder Seite der Lade angebracht waren. Sie sollten die himmlischen Engelscharen darstellen, die über das Gesetz Gottes wachen. Es ist unmöglich, die Schönheit und Pracht dieses Heiligtums zu beschreiben. Die heilige Lade wurde in feierlicher Prozession von den Priestern an diesen herrlichen Ort gebracht und unter die Flügel der beiden stattlichen Cherubim gestellt.

Durch Gott beglaubigt

Der Chor der Leviten erhob seine Stimmen im Lobpreis Gottes, begleitet von verschiedenen Musikinstrumenten. Die Vorhöfe des Tempels gaben das Echo dieses Lobgesanges zurück, und die Wolke der Herrlichkeit Gottes ließ sich herab auf das Haus wie einst auf das Heiligtum in der Wüste. "Als aber die Priester aus dem Heiligen gingen, erfüllte die Wolke das Haus des HERRN, so daß die Priester nicht zum Dienst hinzutreten konnten, wegen der Wolke; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus des HERRN." 1.Könige 8,10.11.

Ebenso wie das irdische Heiligtum, das Mose nach dem Bilde erbaut hatte, das er auf dem Berg geschaut hatte, war auch Salomos Tempel mit all seinen Einrichtungen "ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit, in der Gaben und Opfer geopfert werden". Seine zwei heiligen Räume waren "Abbilder der himmlischen Dinge" mit Christus, unserm großen Hohenpriester, der "ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte" ist, "welche Gott aufgerichtet hat und kein Mensch". Hebräer 8,2.

All diese Bilder und Gleichnisse waren eine umfassende Weissagung auf das Evangelium, eine Darstellung, in der die Verheißungen der Erlösung verbürgt sind.

Das Urbild verloren

Diese eindrucksvollen heiligen Handlungen waren von Gott dazu ausersehen, das Volk auf die Wahrheit hinzuweisen, daß zur vorgesehenen Zeit der Eine kommen würde, auf den dieser feierliche Dienst hindeutete.

In dem Maße wie die Juden von Gott abfielen, verloren sie auch den Blick für den tiefen Sinn dieser gottesdienstlichen Zeremonien. Durch Christus selbst war dieser Dienst eingesetzt worden. Jede Einzelheit deutete auf ihn hin und war erfüllt von Leben und geistlicher Schönheit. Aber die Juden verloren das geistliche Leben aus ihrem religiösen Kult und hielten nur an den toten Formen fest. Sie setzten ihr Vertrauen auf die Opfer und symbolischen Handlungen, anstatt auf Christus, der sie verordnet hatte. Um zu ersetzen, was sie verloren hatten, fügten die Priester und Schriftgelehrten viele selbst verfaßte Vorschriften hinzu, und je starrer diese Formen wurden, um so weniger war von der Liebe Gottes erkennbar.

Der Tempel verliert seine Bedeutung

Christus war Grundlage und Leben des gesamten Tempeldienstes. Dieser Dienst war ein Hinweis auf die Opferung des Sohnes Gottes. Das Priesteramt war geschaffen worden, um das Mittleramt und Erlösungswerk Christi darzustellen. Der gesamte Ablauf der Opferdienste sollte auf den Tod des Erlösers zur Errettung der Welt deuten. Alle Opfer aber mußten null und nichtig sein, wenn man jenes große Ereignis aus den Augen verlor, auf das sie jahrhundertelang hingewiesen hatten. Da der zeremonielle Gottesdienst nur Bedeutung im Blick auf Christus hatte, war er ohne ihn völlig wertlos. Als die Juden Christus dem Kreuzestod überantworteten und damit ihre Ablehnung ihm gegenüber besiegelten, gaben sie alles auf, was ihrem Tempel und seinem Gottesdienst überhaupt Bedeutung verlieh. Seine Heiligkeit war verlorengegangen; er war dem Untergang geweiht. Von jenem Tage an sanken der Opferkult und der ganze damit verbundene Tempeldienst zur Bedeutungslosigkeit herab. Ebenso wie Kain bekundeten auch die Juden bei ihrem Opfer keinen Glauben an den Erlöser. Als sie Jesus Christus töteten, zerstörten sie in der Tat ihren Tempel. Bei der Kreuzigung riß der innere Vorhang des Tempels entzwei von oben an bis unten aus zum Zeichen dafür, daß das wahre, endgültige Opfer gebracht war und damit der gesamte Opferdienst für immer ein Ende gefunden hatte.

"Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten." Johannes 2,19. Als der Erlöser starb, schien es, als hätten die Mächte der Finsternis gesiegt, und sie frohlockten über ihren Sieg. Aber aus dem geöffneten Grabe Josephs von Arimathia kam Jesus als Sieger hervor. Paulus schreibt: "Er hat die Reiche und die Gewaltigen ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus." Kolosser 2,15. Durch seinen Tod und seine Auferstehung wurde Christus der Diener "an der wahren Stiftshütte, welche Gott aufgerichtet hat und kein Mensch". Hebräer 8,2. Das heilige Zelt hatten seinerzeit Menschen aufgestellt; Menschen hatten auch den jüdischen Tempel gebaut; aber jenes Heiligtum droben, von dem die irdischen nur Abbilder waren, hat kein menschlicher Baumeister errichtet. "Siehe, es ist ein Mann, der heißt ‚Sproß'; denn unter ihm wird's sprossen, und er wird bauen des HERRN Tempel. Ja, den Tempel des HERRN wird er bauen, und er wird herrlich geschmückt sein und wird sitzen und herrschen auf seinem Thron. Und ein Priester wird sein zu seiner Rechten ..." Sacharja 6,12.13.

Das wahre Opfer

Nachdem der Opferdienst, der auf Christus hinweisen sollte, abgetan war, wurden die Augen der Menschen hingelenkt auf das wahre Opfer, das der Welt Sünden trägt. Das irdische Priesteramt hatte aufgehört; aber wir können nun auf Jesus schauen, den "Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das da besser redet als Abels Blut". "Damit tat der Heilige Geist kund, daß noch nicht offenbart sei der Weg zum Heiligen, solange die vordere Hütte stünde ... Christus aber ist gekommen, daß er sei ein Hoherpriester der zukünftigen Güter, und ist durch die größere und vollkommenere Hütte eingegangen, die nicht mit Händen gemacht, ... durch sein eigen Blut ein für allemal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben." Hebräer 12,24; Hebräer 9,8-12.

"Daher kann er auch auf ewig selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt immerdar und bittet für sie." Hebräer 7,25. Wenn auch ihr Augenmerk vom irdischen Tempel auf das himmlische Heiligtum gelenkt wurde, wenn auch das Heiligtum und unser großer Hoherpriester unseren menschlichen Augen entzogen sind, sollte das für die Jünger kein Verlust sein. Sie sollten keine Einbuße in der Gemeinschaft mit ihm erleiden, keine Schmälerung der Kraft. Während Jesus sein Mittleramt im Heiligtum der oberen Welt versieht, dient er weiterhin durch seinen Geist seiner Gemeinde auf Erden.

Unser Hoherpriester und Fürsprecher

"Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, das mit Händen gemacht ist, welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen Heiligtums, sondern in den Himmel selbst, um jetzt zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns; auch nicht, damit er sich oftmals opfere, gleichwie der Hohepriester alle Jahre in das Heilige geht mit fremdem Blut; sonst hätte er oft müssen leiden müssen von Anfang der Welt her. Nun aber, am Ende der Zeiten, ist er einmal erschienen, durch sein eigen Opfer die Sünde aufzuheben." Hebräer 9,24-26. "Dieser aber hat ein Opfer für die Sünden geopfert, sitzt nun für immer zur Rechten Gottes." Hebräer 10,12. So ist Christus einmal in das Heilige eingegangen, nachdem er eine ewige Erlösung für uns erworben hat. "Daher kann er auch auf ewig selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt immerdar und bittet für sie." Hebräer 7,25. Dadurch hat er die Vollmacht erworben, nicht allein anstelle des Menschen vor Gott zu stehen, sondern auch Fürsprecher zu sein, damit jeder, der da will, einen Freund bei Gericht, einen Hohenpriester haben kann, der Mitleid mit unseren Schwachheiten hat.

Das Heiligtum im Himmel ist demnach der wahre Mittelpunkt des Dienstes Christi für uns Menschen. Das geht jeden an, der auf der Erde lebt. Dadurch werden uns die Augen geöffnet, den Erlösungsplan zu erkennen. Wir werden geführt durch die Weltzeit bis zum Abschluß ihrer Geschichte und erhalten Einblick in den sieghaften Ausgang des Kampfes zwischen Gerechtigkeit und Sünde. Es ist daher ungemein wichtig, daß ein jeder diese Botschaft gründlich erforscht und untersucht, damit er "allezeit bereit ist zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist." 1.Petrus 3,15.