Wir haben einen Fürsprecher

Kapitel 7

Die Herrlichkeit des himmlischen Heiligtums

[AUDIO]

Die Bibelstelle, die vor allen andern Grundlage und Hauptpfeiler des Adventglaubens war, ist die in Daniel 8,14 gegebene Erklärung: "Bis zweitausenddreihundert Abende und Morgen vergangen sind; dann wird das Heiligtum wiedergeweiht werden." Dies waren vertraute Worte denen, die an das baldige Kommen des Herrn geglaubt hatten. Von Tausenden von Lippen klang diese Weissagung wie ein Losungswort ihres Glaubens. Alle fühlten, daß ihre großen Erwartungen und Hoffnungen von den in diesem Schriftwort angekündigten Ereignissen abhingen. Diese prophetischen Tage sollten im Herbst des Jahres 1844 zu Ende gehen. So wie viele Christen waren die Adventgläubigen der Ansicht, daß die Erde oder ein Teil von ihr das Heiligtum sei und daß die Weihe des Heiligtums die Reinigung der Erde durch das Feuer des letzten großen Tages bedeutete. Das würde bei der Wiederkunft Christi stattfinden. So entstand auch die Schlußfolgerung, daß Christus im Jahre 1844 auf die Erde zurückkehren würde.

Aber die festgesetzte Zeit war verstrichen und der Herr -- nicht erschienen. Die Gläubigen wußten, daß das Wort Gottes nicht trügt; so mußten sie also mit ihrer Auslegung der Weissagung auf falscher Fährte sein. Wo aber steckte der Fehler? Viele suchten voreilig diese Schwierigkeiten zu lösen, indem sie in Abrede stellten, daß die zweitausenddreihundert Tage im Jahre 1844 endeten. Dafür konnten sie aber keinen andern Grund aufführen als den, daß Christus nicht zu der Zeit gekommen war, da sie ihn erwartet hatten. Daraus schlossen sie, daß, wäre die prophetische Zeit wirklich im Jahre 1844 zu Ende gegangen, Christus hätte kommen müssen, um durch die Läuterung der Erde mit Feuer das Heiligtum zu reinigen. Da er nicht gekommen war, konnten die Tage noch nicht verstrichen sein.

Zuverlässigkeit der prophetischen Zeiten

Durch Annahme dieser Schlußfolgerung verwarfen sie die ehemalige Berechnung der prophetischen Zeitangaben. Man hatte gefunden, daß die zweitausenddreihundert Tage anfingen, als der Befehl des Artaxerxes (oder Arthahsastha) in Kraft trat, der die Wiederherstellung und den Aufbau Jerusalems anordnete. Das war im Herbst des Jahres 457 v. Chr. Nahm man dieses Jahr als Ausgangspunkt an, dann ergab sich eine vollkommene Übereinstimmung mit allen in Daniel 9,25-27 vorausgesagten Ereignissen. Neunundsechzig Wochen, die ersten vierhundertdreiundachtzig von den zweitausenddreihundert Jahren, sollten hinreichen bis zu Christus, dem Gesalbten. Christi Taufe und die Salbung mit dem Heiligen Geist im Jahre 27 n. Chr. bestätigten diese Angabe. In der Mitte der siebzigsten Woche sollte der Gesalbte ausgerottet werden. Dreieinhalb Jahre nach seiner Taufe, im Frühling des Jahres 31 n. Chr., wurde Christus gekreuzigt. Die siebzig Wochen oder vierhundertneunzig Jahre waren für die Juden bestimmt. Am Ende dieser Zeitspanne besiegelten sie die Verwerfung Christi durch die Verfolgung seiner Jünger. Seitdem wandten sich die Apostel im Jahre 34 n. Chr. zu den Heiden. Nachdem vierhundertneunzig Jahre von den zweitausenddreihundert verstrichen waren, blieben noch achtzehnhundertzehn Jahre übrig. Vom Jahre 34 n. Chr. erstrecken sich achtzehnhundertzehn Jahre bis ins Jahre 1844. "Dann", sagte der Engel, "wird das Heiligtum wieder geweiht werden". Alle vorhergehenden Einzelheiten dieser Weissagung hatten sich deutlich erkennbar zur vorgesehenen Zeit erfüllt.

Alles war bei dieser Berechnung klar und zutreffend, nur ließ sich nicht erkennen, daß im Jahre 1844 irgendein Ereignis stattgefunden habe, das der Weihe des Tempels entspräche. Wollte man aber verneinen, daß die zweitausenddreihundert Tage zu dieser Zeit endeten, so hieße das, Verwirrung in die ganze Sache zu bringen und Tatsachen umzustoßen, die durch die unmißverständliche Erfüllung der biblischen Weissagung bestätigt worden waren.

Gott selbst hatte sein Volk in der Adventbewegung geführt; seine Macht und Herrlichkeit hatten das Werk begleitet, und er wollte es keineswegs in Finsternis und Enttäuschung enden lassen, damit es nicht als falsche und schwärmerische Bewegung hingestellt werden könnte. Er durfte nicht zulassen, daß sein Wort mit Zweifel und Ungewißheit verquickt würde. Wenn auch viele ihren früheren Standpunkt in der prophetischen Zeitrechnung aufgaben und damit die Richtigkeit der darauf gegründeten Bewegung verneinten, so waren andere doch nicht willens, Glaubenspunkte und Erfahrungen preiszugeben, die durch die Heilige Schrift und das Zeugnis des Geistes Gottes erhärtet wurden. Sie glaubten, daß sie die Weissagungen in rechter Weise ausgelegt hätten und deshalb verpflichtet seien, an den bereits gewonnenen Erkenntnissen festzuhalten und in der gleichen Weise das Studium der Bibel fortzusetzen. Mit ernstem Gebet überprüften sie ihre Auffassungen und forschten in der Heiligen Schrift, um ihren Fehler zu entdecken. Da sie in ihrer Berechnung der prophetischen Zeitkette keinen Irrtum entdecken konnten, fühlten sie sich veranlaßt, das "Heiligtum" näher zu prüfen.

Das Heiligtum des Alten Bundes

Die Untersuchung ergab, daß keine biblischen Beweise die allgemeine Ansicht stützten, daß die Erde das Heiligtum sei. Doch dabei fand man in der Bibel eine umfassende Erklärung über das Heiligtum, seine Beschaffenheit, seinen Standort und den dort ausgeübten Dienst. Das Zeugnis der heiligen Schreiber war klar, ausführlich und über jeden Zweifel erhaben. Paulus sagt in dem Brief an die Hebräer: "Es hatte zwar auch der erste Bund seine Satzungen für den Gottesdienst und sein irdisches Heiligtum. Denn es war da aufgerichtet der vordere Teil der Stiftshütte, worin der Leuchter war und der Tisch und die Schaubrote, und er heißt das Heilige. Hinter dem zweiten Vorhang aber war die Hütte, die da heißt das Allerheiligste; die hatte das goldene Räuchergefäß und die Lade des Bundes, allenthalben mit Gold überzogen, in welcher war der goldene Krug mit dem Himmelsbrot und der Stab Aarons, der gegrünt hatte, und die Tafeln des Bundes; obendrüber waren die Cherubim der Herrlichkeit, die überschatteten die Stätte der Versöhnung." Hebräer 9,1-5.

Das Heiligtum, auf das der Apostel hier hinweist, war die Stiftshütte, die Mose auf Befehl Gottes als irdische Wohnstätte des Allerhöchsten erbaut hatte. "Sie sollen mir ein Heiligtum machen, daß ich unter ihnen wohne" (2.Mose 25,8); das war die Anweisung, die Mose empfangen hatte, als er mit Gott auf dem Berge war. Die Israeliten mußten damals durch die Wüste ziehen; deshalb war die Stiftshütte so beschaffen, daß sie von Ort zu Ort mitgenommen werden konnte. Dennoch war sie ein prächtiger Bau.

Nachdem sich die Hebräer in Kanaan niedergelassen hatten, wurde die Stiftshütte von dem Tempel Salomos abgelöst, einem massiven Bauwerk von größerem Umfang. Beibehalten aber hatte man die gleichen Größenverhältnisse und eine ähnliche Ausstattung. In dieser Gestalt bestand das Heiligtum, abgesehen von der Zeit Daniels, als es in Trümmern lag, bis zu seiner Zerstörung durch die Römer im Jahre 70 n. Chr.

Das ist das einzige Heiligtum, das je auf Erden bestand und über das die Bibel Auskunft gibt. Nach den Worten des Apostels ist es das Heiligtum des ersten Bundes. Hat aber der Neue Bund kein Heiligtum?

Das Heiligtum des Neuen Bundes im Himmel

Als sich die nach Wahrheit Suchenden erneut dem Hebräerbrief zuwandten, erkannten sie, daß es ein zweites oder neutestamentliches Heiligtum gibt, worauf der Apostel in den bereits angeführten Worten hinwies: "Es hatte zwar auch der erste Bund seine Satzungen für den Gottesdienst und sein irdisches Heiligtum." Das Wörtchen "auch" deutet an, daß Paulus dieses Heiligtum bereits zuvor erwähnt hat. Als sie zum Anfang des vorhergehenden Kapitels zurückgingen, lasen sie: "Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zu der Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, welche Gott aufgerichtet hat und kein Mensch." Hebräer 8,1.2.

Hier wird das Heiligtum des Neuen Bundes offenbart. Das Heiligtum des ersten Bundes war von Menschen aufgerichtet, von Mose erbaut worden; dieses hier ist vom Herrn und nicht von Menschen aufgerichtet. In jenem Heiligtum vollzogen die irdischen Priester ihren Dienst; in diesem hier dient Christus, unser großer Hoherpriester, zur Rechten Gottes. Das eine Heiligtum befand sich auf Erden, das andere im Himmel.

Das von Mose erbaute Heiligtum war nach einem Modell gebaut worden. Der Herr hatte ihn angewiesen: "Genau nach dem Bild, das ich dir von der Wohnung und ihrem ganzen Gerät zeige, sollt ihr's machen." Und erneut war der Auftrag erteilt worden: "Sieh zu, daß du alles machest nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt ist." 2.Mose 25,9.40. Der Apostel erklärt dazu, daß die erste Hütte "ist ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit, es werden da Gaben und Opfer geopfert"; und daß die heiligen Stätten Abbilder "der himmlischen Dinge" waren; daß die Priester, die nach dem Gesetz Opfer darbrachten, "dem Abbild und dem Schatten des Himmlischen" dienten, und daß "Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, das mit Händen gemacht ist, welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen Heiligtums, sondern in den Himmel selbst, um jetzt zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns". Hebräer 9,9.23; Hebräer 8,5; Hebräer 9,24.

Die Herrlichkeit des irdischen und himmlischen Heiligtums

Das Heiligtum im Himmel, in dem Christus um unseretwillen dient, ist das ursprüngliche; das von Mose erbaute war nur ein Abbild davon. Der unvergleichliche Glanz der irdischen Stiftshütte vermittelt uns eine Vorstellung von der Herrlichkeit jenes himmlischen Tempels, in dem Christus, unser Vorläufer, für uns vor dem Thron Gottes dient. Es ist die Wohnstatt des Königs aller Könige, dem tausendmal Tausende dienen und vor dem zehntausendmal Zehntausende stehen. (Daniel 7,10). Jener Tempel ist erfüllt von der Herrlichkeit des ewigen Thrones, wo Seraphim, die strahlenden Hüter, anbetend ihre Angesichter verhüllen. Selbst der prächtigste Bau, den Menschenhände je errichteten, konnte nicht mehr als ein matter Abglanz seiner Herrlichkeit sein. Doch durch das irdische Heiligtum und seine Gottesdienste wurden wichtige Lehren hinsichtlich des himmlischen Heiligtums und des großen Werkes vermittelt, das dort zur Erlösung des Menschen geschieht.

Die heiligen Stätten des Heiligtums im Himmel werden durch die zwei Abteilungen im irdischen Heiligtum dargestellt. Als dem Apostel Johannes in einem Gesicht ein Blick auf den Tempel Gottes im Himmel gewährt wurde, sah er, wie dort "sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron". Offenbarung 4,5. Er erblickte einen Engel, der "hatte ein goldenes Räuchergefäß; und ihm ward viel Räucherwerk gegeben, daß er es gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Thron". Offenbarung 8,3. Hier durfte der Prophet in die erste Abteilung des himmlischen Heiligtums schauen; und dort sah er "sieben Fackeln mit Feuer" und "den goldenen Altar", dargestellt im irdischen Heiligtum durch den goldenen Leuchter und den Räucheraltar. Wiederum heißt es: "Der Tempel Gottes im Himmel ward aufgetan" (Offenbarung 11,19), und er schaute hinein bis hinter den zweiten Vorhang, in das Allerheiligste. Hier erblickte er "die Lade seines Bundes", dargestellt durch die heilige Lade, die Mose zur Aufbewahrung der Gebote Gottes anfertigen ließ. So fanden jene Männer bei ihrem eingehenden Studium unwiderlegbare Beweise für das Vorhandensein eines Heiligtums im Himmel. Mose baute das irdische Heiligtum nach dem Modell, das ihm gezeigt worden war. Paulus lehrt, daß es ein Sinnbild des wahrhaftigen Heiligtums im Himmel ist; und Johannes bezeugt, daß er es im Himmel gesehen hat.

Christi Dienst im himmlischen Heiligtum

Im himmlischen Tempel, wo Gott wohnt, steht sein Thron, gegründet auf Gerechtigkeit und Gericht. Im Allerheiligsten ist sein Gesetz aufbewahrt, der Maßstab des Rechts, nach dem alle Menschen geprüft werden. Die Bundeslade, welche die Tafeln des Gesetzes birgt, ist mit dem Gnadenstuhl bedeckt, vor dem Christus mit seinem Blut für die Sünder eintritt. So wird im Erlösungsplan die Verquickung von Gerechtigkeit und Gnade dargestellt. Allein die ewige Weisheit und die unendliche Macht konnten diese Verbindung von Gerechtigkeit und Gnade ersinnen und vollbringen, die den ganzen Himmel mit Staunen und Anbetung erfüllt. Die ehrfürchtig auf den Gnadenstuhl niederschauenden Cherubim des irdischen Heiligtums versinnbilden die Anteilnahme, mit der die himmlischen Heerscharen das Erlösungswerk verfolgen. Das ist das Geheimnis der Gnade, das auch die Engel verlangt zu schauen: daß Gott gerecht ist und doch den reumütigen Sünder rechtfertigt, daß er die Verbindung mit dem in Sünde gefallenen Geschlecht neu knüpft, daß Christus sich erniedrigte, um unzählige Scharen aus dem Abgrund des Verderbens herauszuheben und sie mit dem fleckenlosen Gewand seiner eigenen Gerechtigkeit zu bekleiden, damit sie mit Engeln, die nie gefallen sind, vereint werden und ewig in der Gegenwart Gottes wohnen können.

Christi Werk als Hoherpriester und Fürsprecher der Menschen wird veranschaulicht in der schönen Weissagung Sacharjas von dem, "der heißt Sproß" (Zweig). Von ihm sagt der Prophet: "Ja, den Tempel des HERRN wird er bauen, und er wird herrlich geschmückt sein und wird sitzen und herrschen auf seinem Thron. Und ein Priester wird sein zu seiner Rechten, und es wird Friede sein zwischen den beiden." Sacharja 6,13.

"Den Tempel des Herrn wird er bauen." Durch sein Opfer und sein Mittleramt ist Christus beides, der Grund und der Baumeister der Gemeinde Gottes. Der Apostel Paulus verweist auf ihn als den Eckstein, "auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn, auf welchem auch ihr miterbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist". Epheser 2,21.22.

"Und er wird herrlich geschmückt sein." Christus gebührt Ehre und Herrlichkeit für die Erlösung der gefallenen Menschheit. In aller Ewigkeit wird das Lied der Erlösten erklingen: Dem, "der uns liebt und erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut ..., ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Offenbarung 1,5.6.

"Und er wird auf seinem Thron sitzen und herrschen." Noch hat er den Thron seiner Herrlichkeit nicht eingenommen; denn das Reich der Herrlichkeit ist noch nicht aufgerichtet. Erst wenn er seinen Mittlerdienst vollendet hat, wird der Herr "ihm den Thron seines Vaters David geben, ... und seines Reichs wird kein Ende sein". Lukas 1,32.33. Als Priester sitzt Christus jetzt mit seinem Vater auf dessen Thron. (Offenbarung 3,21). Der da "trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen", "der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde", damit er könnte "denen helfen, die versucht werden", sitzt er auf dem Thron mit dem, der von Ewigkeit her ist, dem Allmächtigen. "Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater". Jesaja 53,4; Hebräer 4,15; Hebräer 2,18; 1.Johannes 2,1. Sein durchbohrter und zerbrochener Leib, sein makelloses Leben befähigen ihn zum Mittlerdienst. Die verwundeten Hände, die durchstochene Seite, die durchbohrten Füße legen Fürsprache ein für den gefallenen Menschen, dessen Heil so unermeßlich teuer erkauft wurde.

"Und es wird Friede sein zwischen den beiden." Die Liebe des Vaters ist nicht weniger als die Liebe des Sohnes Quelle des Heils für die verlorene Menschheit. Jesus sagte zu seinen Jüngern, ehe er von ihnen ging: "Und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb." Johannes 16,26.27. Denn "Gott versöhnte in Christus die Welt mit ihm selber". 2.Korinther 5,19. Und im Dienst des Heiligtums droben herrscht zwischen beiden die Einmütigkeit des Friedens. "ALSO hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Johannes 3,16.

Das Heiligtum nach Daniel 8,14

Die Frage: Was ist das Heiligtum? wird in der Heiligen Schrift klar beantwortet. Der Ausdruck "Heiligtum", wie er in der Bibel gebraucht wird, bezieht sich zunächst auf die von Mose als Abbild der himmlischen Dinge errichtete Stiftshütte, und zweitens auf die "größere und vollkommenere Hütte" im Himmel, auf die das irdische Heiligtum hinwies. Mit dem Tode Christi ging der sinnbildliche Dienst zu Ende. Die wahre Stiftshütte im Himmel ist das Heiligtum des Neuen Bundes. Und da die Weissagung aus Daniel 8,14 ihre Erfüllung in diesem Bund findet, muß das Heiligtum, auf das sie sich bezieht, das Heiligtum des Neuen Bundes sein. Am Ende der zweitausenddreihundert Tage, im Jahre 1844, gab es schon seit vielen Jahrhunderten kein Heiligtum mehr auf Erden. Somit deutet die Weissagung: "Bis zweitausenddreihundert Abende und Morgen vergangen sind; dann wird das Heiligtum wieder geweiht werden" ohne Zweifel auf das Heiligtum im Himmel.

Aber noch bleibt die wichtigste Frage zu beantworten. Was ist unter der Weihe oder Reinigung des Heiligtums zu verstehen? Das Alte Testament berichtet, daß es einen solchen Dienst am irdischen Heiligtum gab. Aber kann im Himmel irgend etwas zu reinigen sein? In Hebräer 9 wird sowohl die Reinigung des irdischen wie auch des himmlischen Heiligtums deutlich gelehrt: "Denn nach dem Gesetz wird fast alles mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung. Es mußten also die Abbilder der himmlischen Dinge so gereinigt werden; aber sie selbst, die himmlischen Dinge, müssen bessere Opfer haben, als jene waren" (Hebräer 9,22.23) -- nämlich das kostbare Blut Christi.

Lehren aus dem sinnbildlichen Dienst

Die Reinigung mußte sowohl im sinnbildlichen Dienst als auch im wahrhaftigen Dienst durch Blut bewirkt werden; in jenem geschah es durch das Blut von Tieren, in diesem durch das Blut Christi. Paulus nennt den Grund, warum diese Reinigung durch Blut vollzogen werden mußte: denn "ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung". Um das Auslöschen oder Hinwegtun der Sünde geht es in diesem Dienst. Aber wie konnte die Sünde mit dem Heiligtum, sei es im Himmel oder auf Erden, zusammenhängen? Das läßt sich am sinnbildlichen Dienst erkennen; denn die Priester, die ihr Amt auf Erden versahen, dienten "dem Abbilde und Schatten des Himmlischen". Hebräer 8,5.

Der Dienst im irdischen Heiligtum war ein zweifacher: täglich dienten die Priester im Heiligen, während im Allerheiligsten einmal im Jahr der Hohepriester ein besonderes Werk der Versöhnung zur Reinigung des Heiligtums vollzog. Tag für Tag brachten reumütige Sünder ihre Opfer zur Tür der Stiftshütte, und während sie ihre Hand auf den Kopf des Opfertieres legten, bekannten sie ihre Sünden, die damit bildlich auf das unschuldige Opfer übertragen wurden. Dann wurde das Tier geschlachtet. "Ohne Blutvergießen", sagt der Apostel, "geschieht keine Vergebung." "Des Leibes Leben ist im Blut". 3.Mose 17,11. Das gebrochene Gesetz Gottes forderte das Leben des Übertreters. Das Blut -- es stellte das verwirkte Leben des Sünders dar, dessen Schuld nun das Opfertier trug --, wurde vom Priester in das Heilige getragen und vor den Vorhang gesprengt, hinter dem sich die Bundeslade mit den Tafeln des Gesetzes befand, das der Sünder übertreten hatte. Durch diese Handlung wurde die Sünde durch das Blut sinnbildlich auf das Heiligtum übertragen. In einigen Fällen war es nicht erforderlich, das Blut in das Heilige zu bringen; dann mußte jedoch das Fleisch von dem Priester gegessen werden, wie Mose es für die Söhne Aarons angeordnet hatte. Er sagte: "Der HERR hat es euch gegeben, daß ihr die Schuld der Gemeinde wegnehmen und sie vor ihm entsühnen sollt." 3.Mose 10,17. Beide Handlungen versinnbildeten gleicherweise die Übertragung der Sünde von dem Bußfertigen auf das Heiligtum.

So geschah der Dienst das ganze Jahr hindurch Tag für Tag. Die Sünden des Volkes Israel wurden auf diese Weise auf das Heiligtum übertragen, und ein besonderer Dienst war erforderlich, um sie zu beseitigen. Gott ordnete an, daß eine Versöhnung für jede der beiden heiligen Abteilungen geschehen sollte. "Und soll so das Heiligtum entsühnen wegen der Verunreinigungen der Kinder Israel und wegen ihrer Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben. So soll er tun der Stiftshütte, die bei ihnen ist inmitten ihrer Unreinheit." Auch der Altar mußte entsühnt werden, um ihn zu "reinigen und heiligen von den Verunreinigungen der Kinder Israel". 3.Mose 16,16.19. Einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, ging der Priester in das Allerheiligste, um das Heiligtum zu reinigen. Mit diesem Werk wurde die jährliche Runde des Dienstes im Heiligtum vollendet. Am Versöhnungstag wurden zwei Ziegenböcke vor die Tür der Stiftshütte gebracht und das Los über sie geworfen, "ein Los dem HERRN und das andere dem Asasel". 3.Mose 16,8. Der Bock, auf den das Los für den Herrn fiel, mußte als Sündopfer für das Volk geschlachtet werden, und der Priester brachte dann dessen Blut hinter den Vorhang und sprengte es auf den Gnadenstuhl und vor den Gnadenstuhl. Ebenso sprengte er davon auf den Räucheraltar, der vor dem Vorhang stand.

"Und wenn er die Entsühnung des Heiligtums vollbracht hat, der Stiftshütte und des Altars, so soll er den lebendigen Bock herzubringen. Dann soll Aaron seine beiden Hände auf dessen Kopf legen und über ihm bekennen alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben, und soll sie dem Bock auf den Kopf legen und ihn durch einen Mann, der bereit steht, in die Wüste bringen lassen, daß also der Bock alle ihre Missetat auf sich nehme und in die Wüste trage." 3.Mose 16,20-22. Der Ziegenbock kam nie mehr zurück in das Lager Israels, und der Mann, der ihn weggeführt hatte, mußte sich und seine Kleider mit Wasser waschen, ehe er ins Lager zurückkehren durfte.

Die ganze Handlung zielte darauf hin, den Israeliten die Heiligkeit Gottes und seinen Abscheu vor der Sünde einzuprägen und ihnen darüber hinaus zu zeigen, daß keiner mit der Sünde in Berührung kommen kann, ohne sich dadurch zu verunreinigen. Deshalb wurde jeder aufgefordert, in sich zu gehen und Buße zu tun, während das Versöhnungswerk vor sich ging. Alle Arbeit mußte niedergelegt werden, und ganz Israel sollte den Tag in ernster Demütigung vor Gott mit Gebet, Fasten und gründlicher Selbstprüfung zubringen.

Der sinnbildliche Dienst ließ wichtige Lehren über die Versöhnung offenbar werden. Ein stellvertretendes Opfer wurde statt des Sünders angenommen; aber die Sünde konnte durch das Blut des Opfertieres nicht ausgetilgt werden. Sie wurde dadurch nur auf das Heiligtum übertragen. Durch das Darbringen des Blutes beim Opfer erkannte der Sünder die Macht des Gesetzes an; er bekannte seine Schuld der Übertretung und brachte sein Verlangen nach Vergebung im Glauben an einen zukünftigen Erlöser zum Ausdruck. Dennoch war er von der Verdammung durch das Gesetz noch nicht vollständig befreit. Am Versöhnungstag ging der Hohepriester mit dem Blut dieses Opfers, das er für die ganze Gemeinde dargebracht hatte, in das Allerheiligste und sprengte es auf den Gnadenstuhl, unmittelbar über das Gesetz; damit war dessen Forderungen Genüge geleistet. Dann nahm er in seiner Eigenschaft als Mittler die Sünden auf sich und trug sie aus dem Heiligtum. Er legte seine Hände auf den Kopf des lebenden Bockes, bekannte auf ihn alle Sünden und übertrug sie damit von sich auf den Ziegenbock, den man hinwegjagte. Damit wurden diese Sünden als für immer vom Volk geschieden betrachtet.

Ein Gleichnis für die himmlische Wirklichkeit

So vollzog sich der Dienst an dem "Abbild und Schatten der himmlischen Dinge". Und was sinnbildlich im irdischen Heiligtum getan wurde, geschieht wirklich im Versöhnungsdienst des himmlischen Heiligtums. Nach seiner Himmelfahrt begann unser Heiland seinen Dienst als Hoherpriester. Paulus schreibt: "Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, das mit Händen gemacht ist, welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen Heiligtums, sondern in den Himmel selbst, um jetzt zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns." Hebräer 9,24.

Der Dienst des Priesters das ganze Jahr hindurch in der ersten Abteilung des Heiligtums, hinter dem Vorhang, der wie eine Tür das Heilige vom Vorhof trennte, stellt den Dienst dar, den Christus mit seiner Himmelfahrt angetreten hat. Während des täglichen Dienstes bestand die Aufgabe des Priesters darin, das Blut des Sündopfers vor Gott darzubringen, ebenso den Weihrauch, der mit den Gebeten Israels emporstieg. So machte Christus vor dem Vater sein Blut für die Sünder geltend und bringt mit dem köstlichen Wohlgeruch seiner eigenen Gerechtigkeit auch die Gebete der reumütigen Gläubigen vor Gott dar. Das war der Dienst in der ersten Abteilung des himmlischen Heiligtums.

Dorthin folgten ihm auch Christi Jünger im Glauben, als er, ihren Blicken entschwindend, gen Himmel fuhr. Hier wurzelt die ihnen "angebotene Hoffnung", von der Paulus sagt: "An ihr haben wir einen sichern und festen Anker unsrer Seele, der hineinreicht bis in das Innere hinter dem Vorhang. Dahin ist als Vorläufer für uns eingegangen Jesus, der ein Hoherpriester geworden ist in Ewigkeit." "Nicht mit der Böcke oder Kälber Blut, sondern durch sein eigen Blut ein für allemal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben". Hebräer 6,19.20; Hebräer 9,12.

Die Reinigung des himmlischen Heiligtums

Achtzehn Jahrhunderte hindurch wurde dieser Dienst im ersten Teil des Heiligtums fortgeführt. Das Blut Christi legte Fürbitte für reumütige Gläubige ein und gewährte ihnen Vergebung und Annahme beim Vater, doch standen ihre Sünden noch immer in den Büchern verzeichnet. Wie im irdischen Heiligtum am Ende des Jahres ein Versöhnungsdienst stattfand, so muß, ehe Christi Aufgabe für die Erlösung der Menschen vollendet werden kann, ein Versöhnungsdienst stattfinden, durch den die Sünde vom Heiligtum entfernt wird. Dies ist der Dienst, der am Ende der zweitausenddreihundert Tage begann. Zu jener Zeit trat, wie vom Propheten Daniel vorhergesagt wurde, unser großer Hoherpriester in das Allerheiligste, um den letzten Teil seines feierlichen Werkes, die Reinigung des Heiligtums, zu vollziehen.

Wie die Sünden des Volkes vor alters durch den Glauben auf das Sündopfer gelegt und bildlich durch dessen Blut auf das irdische Heiligtum übertragen wurden, so werden im Neuen Bund die Sünden der Bußfertigen durch den Glauben auf Christus gelegt und damit tatsächlich auf das himmlische Heiligtum übertragen. Und wie im Schattendienst die Reinigung des irdischen Heiligtums sinnbildlich durch das Austilgen der Sünden, durch die es befleckt worden war, vollbracht wurde, so soll die Reinigung des himmlischen durch das Auslöschen oder die Beseitigung der dort aufgezeichneten Sünden vollzogen werden. Ehe dies aber geschehen kann, müssen die Bücher untersucht werden, um zu entscheiden, wer durch Bereuen seiner Sünden und den Glauben an Christus der Gnade der göttlichen Versöhnung teilhaftig werden kann. Die Reinigung des Heiligtums schließt deshalb eine Untersuchung, ein Gericht, ein. Diese Untersuchung muß stattfinden, ehe Christus kommt, um sein Volk zu erlösen; denn wenn er kommt, ist sein Lohn mit ihm, "zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sind". Offenbarung 22,12.

Die auf das Licht des prophetischen Wortes achteten, erkannten, daß Christus, statt am Ende der zweitausenddreihundert Tage im Jahre 1844 auf die Erde zu kommen, nun im Allerheiligsten das abschließende Werk der Versöhnung zur Vorbereitung seines Kommens aufnahm.

Man verstand nun, daß der geschlachtete Bock auf Christus als das Opfer hinwies und der Hohepriester Christus den Mittler darstellte, während der andere Ziegenbock Satan, den Urheber der Sünde, versinnbildet, auf den am Ende die Sünden der wahrhaft Reumütigen gelegt werden (siehe dazu: Erläuterung zu Asasel, 126). Wenn der Hohepriester durch das Blut des Sündopfers die Sünden aus dem Heiligtum beseitigt hatte, legte er sie auf den Sündenbock. Wenn Christus am Ende seines Dienstes durch sein eigenes Blut die Sünden seines Volkes aus dem himmlischen Heiligtum fortnimmt, wird er sie zuletzt auf Satan legen, der bei der Vollstreckung des Gerichts die endgültige Strafe tragen muß. Der Sündenbock wurde in die Wüste gejagt, damit er nie wieder in die Gemeinschaft der Kinder Israel zurückkommen konnte. Ebenso wird Satan auf ewig aus der Gegenwart Gottes und seines Volkes verbannt und bei der endgültigen Vernichtung der Sünde und der Sünder vertilgt werden.

Erläuterungen zu Asasel aus Questions on Doctrine, 1957

Das Verfahren mit Asasel (3.Mose 16,8) entspringt dem Heiligtumsdienst, wie er Jahr für Jahr im alten Israel durchgeführt wurde. Dieser Dienst bestand aus sinnbildlichen Handlungen oder prophetisch zu deutenden Gleichnissen, die Gottes Heilsbotschaft veranschaulichten. So sehen wir schon im Passalamm ein Sinnbild auf Christus, unser Passalamm (1.Korinther 5,7), das für uns geopfert wurde. Der Dienst der Priester steht gleichnishaft für unseren großen Hohenpriester Jesus Christus, der nach seiner Selbsthingabe auf Golgatha heute für uns im Himmel dient. (Hebräer 8-9.)

Nach 3.Mose 16 waren für den Dienst am großen Versöhnungstage zwei Böcke vorgesehen. Einer bewirkte sinnbildlich die Versöhnung der Sünden. Der andere Bock, der für Asasel, wurde nicht getötet, sondern am Leben gelassen; infolgedessen konnte er auch keine Versöhnung für irgendeine Sünde erwirken.

Der erste Bock war ein Symbol für Jesus Christus, der am Kreuz die Versöhnung unserer Sünden schuf. Der andere Bock versinnbildete Satan, der nicht nur die Verantwortung für seine eigenen Sünden zu tragen hat, sondern auch mitschuldig ist an all den Sünden, zu denen er sowohl Gerechte als auch Gottlose verführte.

Zwei Böcke waren erforderlich und wurden am Versöhnungstag benötigt, weil es eine zweifache Verantwortlichkeit für die Sünden gibt: Erstens meine persönliche Verantwortung als Ausführender, Helfer oder Werkzeug der Sünde; und zweitens Satans Verantwortung als Anstifter oder Verführer. In ihm hat die Sünde ihren Ursprung. Als Satan unsere ersten Eltern verführte, von der verbotenen Frucht zu nehmen und zu essen, trugen sowohl er wie auch sie eine unleugbare Verantwortung: er als Anstifter und sie als die Ausführenden. Ähnlich war es zu allen Zeiten: Satan ist in jede Sünde als Mitverantwortlicher einbezogen, als Urheber, Anstifter oder Versucher. (Johannes 8,44; Römer 6,16; 1.Johannes 3,8.)

Was nun meine Sünden betrifft, so ist Christus für meine Sünden gestorben. (Römer 5,8.) Er wurde um meiner Missetat willen verwundet und trug meine Sünde. (Jesaja 53.) Er nahm meine Verantwortung auf sich, und sein Blut allein reinigt mich von aller Sünde. (1.Johannes 1,7.) Die Versöhnung meiner Sünde geschieht allein durch das Blut Christi.

Für Satans Sünde, seine Verantwortlichkeit als Anstifter und Versucher gibt es keine Erlösung. Dafür muß er die volle Strafe tragen. Für ihn gibt es keinen Erlöser oder Stellvertreter, der seine Strafe auf sich nehmen kann. Er selbst muß für die Sünde "sühnen", daß er alle Menschen zur Sünde verführte; ähnlich wie ein Anführer einer Verbrecherbande am Galgen für die Vergehen büßen muß, zu denen er andere verführte. Einzig und allein in diesem Sinne dürfen wir die Worte aus 3.Mose 16,10 über Asasel verstehen, "... daß er über ihm Sühne vollziehe". Die Gerechtigkeit erfordert, daß, wenn Christus für meine Schuld leidet, Satan als ihr Urheber bestraft werden muß.

Aus diesem Grunde brauchte man am großen Versöhnungstag zwei Böcke. Einer war "für den Herrn" (3.Mose 16,7) und schaffte durch das Vergießen seines Blutes sinnbildlich die Versöhnung; der andere war "für Asasel". 3.Mose 16,8. Nach dem Text standen sie in krassem Gegensatz zueinander.

Der eine versinnbildete unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus, der an unserer Statt getötet wurde und all unsere Sündenschuld sowie die dafür bestimmte Strafe stellvertretend trug. Auf diese Weise schuf er eine vollkommene Versöhnung für unsere Sünden. Der andere Bock steht für Satan, auf dessen Haupt schließlich nicht nur seine eigenen Sünden zurückfallen, sondern auch die Verantwortung für all die Sünden, zu denen er andere verführte.

Auf zwei weitere wichtige Punkte sei nachdrücklich hingewiesen: 1. Das Verfahren mit dem lebenden Bock (oder Asasel) wurde erst durchgeführt, nachdem die Versöhnung für die Sünden des Volkes vollzogen und damit die Versöhnung abgeschlossen war. 2. Der Bock für Asasel wurde nicht getötet und konnte darum weder Sühnemittel noch irgendeine stellvertretende Versöhnung bewirken. Ohne Blutvergießen gibt es keine Versöhnung. (Hebräer 9,22.) Von dem lebendigen Bock wurde kein Blut vergossen und zur Versöhnung dargebracht; weder ins Heiligtum gebracht noch vor dem Herrn gesprengt oder auf die Hörner des Altars gestrichen. Satan schafft keinerlei Versöhnung für unsere Sünden. Er wird aber am Ende die auf ihn zurückfallende Strafe auf Grund seiner Verantwortung für die Sünden aller Menschen -- der Gerechten wie auch der Ungerechten -- auf sich nehmen müssen.